Nachisomerisierungszeit ?

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Roemer46
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Nachisomerisierungszeit ?

#1

Beitrag von Roemer46 »

Hallo zusammen.

Ich bräuchte da mal euren Rat.
Was nehmt Ihr für eine Zeit an für die Nachisomerisierung? Nur die Zeit vom Whirlpool andrehen bis zum Beginn des Abziehens, oder gebt Ihr in die gängingen Hopfenrechner noch einen Zuschlag dazu für die Kühlzeit?

Hintergrund meiner Frage:
Da ich durch die Induktionserwärmung die Wärmekonvektion vernachlässigen kann, drehe ich gleich nach Hendi-Aus den Whirlpool an. Nach 10 min beginne ich mit dem Abziehen, bzw. ablaufen lassen der Würze in einen Gegenstromkühler.
Diese 10 min gebe ich in den Hopfenrechner ein.
Da ich mittlerweile das Hopfenseihen mit einer Läuterhexe mache, benutze ich keine Pumpe mehr, sondern lasse die Würze durch einen voll geöffneten 1/2" Kugelhahn direkt durch den Kühler in den Gärbehälter laufen.
Das funktioniert prima benötigt aber für 40 ltr. ca. 30 min.
Ich habe jedoch den Eindruck, dass meine Biere seither bitterer sind als vorher angenommen bzw. errechnet.
Ich bin kein Freund von IPA´s mit astronomischen Bitterwerten. Ich stehe eher auf Märzen und dergleichen und strebe IBU´s von 2 x Stammwürze an (plus max. 2).

Danke schon mal für eure Antworten.

Gruß Uwe
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djmoehre
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Re: Nachisomerisierungszeit ?

#2

Beitrag von djmoehre »

Also ich koche mit Gas im 50l Topf. Sofort bei Flamme aus kommt die Whirlpool Hopfung in den Kessel und ich drehe die Suppe direkt heftig an. Nach ca. 5 min. hat sich der Tornado gelegt und ich fange an die heiße Würze durch einen Filterbeutel abzuziehen. Das dauert bis zum letzten Tropfen 5-10min.
Der Vorteil ist, alles was durch den Filter gelaufen ist, hat keinen Hopfenkontakt mehr. Natürlich braucht auch das Zeit also nehme ich als Nachisomerisierungszeit den Wert, wo ca. die Hälfte durchgelaufen ist. Das sind bei mir dann 10Minuten, mit denen ich rechne. Ich bin damit sehr zufrieden, da ich mit ausgiebigen Whirlpoolgaben tolles Aroma erreiche. Ich habe schon Biere gemacht wo andere Hobbybrauer bei der Verkostung nicht glauben wollten, das das Bier nicht gestopft ist.
Grüße
Maddin
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Roemer46
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Re: Nachisomerisierungszeit ?

#3

Beitrag von Roemer46 »

Ja, aber in den 5-10 min bekommst du die Würze nicht abgekühlt. Zwischenlagern will ich eigentlich nicht (Infektionsrisiko, mehr Putzaufwand).
Die Nachisomerisierungszeit anzuheben wäre sicherlich richtig. Frage ist aber wie lange, bzw. was nehmt Ihr da für Zeiten an.

Gruß we
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Bronkhorst
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Re: Nachisomerisierungszeit ?

#4

Beitrag von Bronkhorst »

Ich nehme 25' an. In dieser Zeit kühlt sich die Würze nach Flamout von 100°C auf 80°C ab.
(abnehmen der Isolierung vom Einkocher vorausgesetzt)
WP Hopfung mache ich bei erreihen der 80°C und drehe dann den WP an.

Gruß
Jens
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djmoehre
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Re: Nachisomerisierungszeit ?

#5

Beitrag von djmoehre »

Roemer46 hat geschrieben:Ja, aber in den 5-10 min bekommst du die Würze nicht abgekühlt. Zwischenlagern will ich eigentlich nicht (Infektionsrisiko, mehr Putzaufwand).
Die Nachisomerisierungszeit anzuheben wäre sicherlich richtig. Frage ist aber wie lange, bzw. was nehmt Ihr da für Zeiten an.

Gruß we

Ich glaube, ich habe mich nicht ganz verständlich ausgedrückt. In 10 Minuten ist die Würze durch den Filter gelaufen. Sie ist zwar noch heiß, es ist aber kein Hopfen mehr drin. Daher auch keine Nachisomerisierung.
Sobald alles im Eimer ist, schicke ich die Würze durch meinen Plattenkühler in das Gärfaß. Das dauert dann schon 10-20 Minuten, macht aber nichts, da sie ja dann ohne Hopfen steht.
Grüße
Maddin
BerndH
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Re: Nachisomerisierungszeit ?

#6

Beitrag von BerndH »

Für ca. 45L Abseihen nach dem Hopfenkochen und dem sich anschliessenden Whirlpool brauche ich ca. knapp 10min nur fürs Abseihen, vielleicht nur nur 5min.
Ingesamt nehme ich 30min als Nachisomerisierungszeit - flamout - Heizplatten abühlen lassen - Whirlpool - warten - abseihen, insgesamt gut 30min.
Bei mir hat die Würze beim Abseihen nach 30min und OHNE Isolierung des 50L Edelstahltopfes noch 95 bis 96 Grad.

Was ich nicht ganz verstehe ist wieso das reine "laufen lassen" der Würze in den Gärbehälter nach dem Kochen bei Dir 30min dauert ?
Hemmt der Kühler so stark den Durchfluss ?
Da du so lange benötigst würde ich ca. 50% der Zeit fürs Abseihen auf die Nachisomerisierungszeit drauf rechnen.

Grüsse

Bernd
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Roemer46
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Re: Nachisomerisierungszeit ?

#7

Beitrag von Roemer46 »

Hallo Bernd,

mein Gegenstromkühler hat ein 8 mm Kupferrohr mit 12 mtr. Länge und der Höhenunterschied ist relativ gering. Deshalb der langsame Durchfluß.
Meine Würze hatte gestern nach 10 Minuten Whirlpool auch noch 96°C. Ich hab dann den Temparaturfühler rausgenommen. Schätze das der letzte Liter nach ca. 30 min auch noch über 80°C war. Ich werde die einzugebende Nachisomerisierungszeit das nächste mal auf 25 Minuten erhöhen. Schaun mer mal...

Gruß Uwe
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Re: Nachisomerisierungszeit ?

#8

Beitrag von Roemer46 »

Hallo Maddin,

ja aber dann muss ich zuerst in einen 2. Behälter umfüllen. Das will ich ja grad vermeiden.

Gruß Uwe
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djmoehre
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Re: Nachisomerisierungszeit ?

#9

Beitrag von djmoehre »

Roemer46 hat geschrieben:Hallo Maddin,

ja aber dann muss ich zuerst in einen 2. Behälter umfüllen. Das will ich ja grad vermeiden.

Gruß Uwe

Das verstehe ich durchaus Uwe. Wenn eine lange Nachisomerisierung für Dich kein Problem ist, geht es ja nur noch darum, den richtigen Wert in die üblichen Hopfenrechner einzugeben.

Ich habe den Schritt zu dem 2. Behälter gewagt, da ich die Zeit möglichst kurz halten will. Ich mag einfach das Aroma von einer ordentlichen Hopfengabe in den Whirlpool und ich möchte mir das nicht mehr auskochen oder nur mit IBUs zusammen genießen können.
:Drink :Drink
Grüße
Maddin
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Re: Nachisomerisierungszeit ?

#10

Beitrag von Biermann »

Hallo,

Zwischenfrage von mir: in welchem Temperaturbereich findet den die Nachisomerisierung noch statt?

80 - 100°C?

Cheers, Jörg
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Ladeberger
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Re: Nachisomerisierungszeit ?

#11

Beitrag von Ladeberger »

Ladeberger hat geschrieben:Isomerisierung ist kinetisch eine Reaktionen erster Ordnung, die sich als Arrhenius-Gleichung darstellen lässt. Gemittelt über alle Alphasäuren ergaben sich im experimentellen Setup von Jaskula et al (A Kinetic Study on the Isomerization of Hop alpha-Acids) die folgenden Faktoren:

100°C -> 0,83 × 10^(-4)
90°C -> 0,35 × 10^(-4)
80°C -> 0,14 × 10^(-4)

Die genauen Faktoren sind abhängig von deinem eigenen Setup, verwendeten Rohstoffen, Würzebeschaffenheit, pH, etc. In dieser Studie wurden schließlich nur die Parameter Zeit und Temperatur isoliert.

Zu erkennen ist demnach etwa eine Verringerung der Isomerisierung um 60% pro 10K. Dann hast du deinen Nettogehalt an Iso-Alphasäure, abziehen musst du das, was sich an Kochverlusten an Iso-Alphasäure ergibt (ja, die bildet sich nicht nur, sondern verschwindet auch wieder, insbesondere eine interessante Sache bei diesen stundenlangen Kochzeiten in Kommunenbrauhäusern: http://www.ijbbb.org/papers/161-E005.pdf) und was im Heißtrub und der Fermentation stecken bleibt, sowie die Menge die sich bis zum Verzehr in der Reifung abbaut. Dann hast du einen recht genauen Wert.

Als Hobbybrauer berechenbar? Kaum. Wenn du vorher/nachher Messungen machen kannst, z.B. bei einem befreundeten Labor, kannst du die Sache empirisch eingrenzen. Ansonsten bleibt Tinseth, der das schon alles einigermaßen auf einen Nenner gebracht hast. Also du siehst: Am Ende alles eine Frage des Anspruchs.
Gruß
Andy
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Re: Nachisomerisierungszeit ?

#12

Beitrag von flying »

Interessanterweise wurde selbst bei Hopfenstopfen im Kaltbereich eine Erhöhung um etwa 5 Bittereinheiten gemessen. Unabhängig davon ob man mit 2 g/L oder 10 g/L stopft...
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Re: Nachisomerisierungszeit ?

#13

Beitrag von Roemer46 »

@ Ladeberger: :Waa :puzz

Das ist mir ein bischen zu hoch.
Wenn ich über die gängigen Hopfenrechner die Nachisomerisierungzeit um 15 min verlängere macht das bei geplanten 28 IBU bis zu 2,5 IBU aus. Das sind immerhin rund 10%! Das hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht und das erklärt natürlich einiges!

Gruß
Uwe
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