"Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

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Colindo
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"Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#1

Beitrag von Colindo »

Hallo zusammen,

auf die Gefahr hin, dass ich mich mangels Erfahrung hier mit etwas "Neuem" blamiere, wollte ich mal beschreiben, wie ich Hopfenseihe. Mir scheint das eine im Forum bisher nicht beschriebene Art und Weise und da sie besonders einfach und unkompliziert ist, dachte ich mir gestern, ich mache mal ein paar Fotos. Sollte ich hier Mumpitz erzählen, bitte ich um rasche Korrektur. :Angel

Wie mancher vielleicht von meinen Videos kennt, läutere ich meist einfach nur per Auslaufhahn. Ganz ohne Läuterblech oder Panzerschlauch. Dabei wird der Auslaufhahn zum Vorschießen kurz aufgerissen, dann gleichmäßig zugedreht bis ein gleichmäßiges Rinnsal herausrinnt. Nach 60s läuft die Würze klar. Das Ganze hatte ohne Reisspelzen immerhin in 2 von 3 Fällen geklappt, mit Reisspelzen habe ich jetzt gar keine Probleme mehr.

Die gleiche Methode benutze ich beim Hopfenseihen. Der Auslaufhahn ist dabei meine Läuterhilfe bzw. Seihhilfe. Da nur meine größeren Töpfe Auslaufhähne haben, habe ich bei meinen kleinen Suden für gewöhnlich ein primitiveres Vorgehen. Ich gieße die Würze einfach durch ein Teesieb, was viel Hopfen und Trub zurückbehält, aber immer noch eine ca. 0,5 cm dicke Schicht am Boden des Gärbottich bewirkt. Bei Suden mit viel Hafermalz waren das auch mal 2-3 cm. Ich freue mich deswegen immer, wenn ich mal einen größeren Sud, also 10-20 Liter, braue und einen Auslaufhahn zum "Hopfenläutern" benutzen kann. Dann klappt das nämlich, wie folgt beschrieben, viel besser.

Damit eine Filterwirkung zustande kommt, benötigt man äquivalent zu den Spelzen beim Malz eine Mindestmenge Doldenhopfen. Gestern waren es 1g/l Doldenhopfen, also nur eine von drei Hopfengaben. Es reicht also, wenn man sich zum Beispiel seinen Lieblings-Bitterhopfen als Dolden besorgt, oder, falls man einen Aromahopfen oft benutzt, dann den. Die Prozedur ist die gleiche wie beim Läutern per Auslaufhahn: Kurz vorschießen, dann Auslaufhahn enger drehen, warten bis es klar läuft, fertig. Hier ein paar Fotos. Entschuldigt die mangelnde Bildqualität.
IMG_20220327_223826.jpg
IMG_20220327_223837.jpg
Das Ganze funktioniert nicht perfekt. Die kleinsten Hopfenpartikel kommen durch und sollten bei Bedarf mit einem Mikrofilter gefiltert werden. Der verstopft dann aber sehr viel seltener. Der Trub wird hingegen durch die Doldenblätter perfekt zurückgehalten. Hier ein Bild vom Gärbehälter nach 30min Absetzzeit (sonst ist hier eine durchgehende Schicht aus Trub). Dazu noch ein Bild vom "Hopfentreber". Man sieht die graue Trubschicht auf den Hopfenblättern, die sich dicht abgesetzt hat.
IMG_20220327_223953.jpg
IMG_20220327_234241.jpg
Ist das Ganze besser als der Whirlpool? Das kann ich tatsächlich nicht sagen, da ich noch nie mit Whirlpool gearbeitet habe. Da es hier allerdings bezeichnende Threads wie "Zu blöd für den Whirlpool" gibt, lohnt es sich vielleicht für den Einen oder Anderen, die Methode des "Hopfenläuterns" auszuprobieren. Mir ist es eine ordentliche Arbeitserleichterung und ich nutze es, wann immer es geht.
Zuletzt geändert von Colindo am Montag 28. März 2022, 12:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Zapfhahn und Doldenhopfen

#2

Beitrag von braunsbruch »

Interessante Methode. Mir persönlich wäre das zu fehleranfällig, aber wenn es bei dir funktioniert, ist es doch prima.

Zu einer Begrifflichkeit: Es handelt sich nicht um einen Zapfhahn (mit dem zapft man nämlich Bier), sondern um einen Auslaufhahn.
Beste Grüße, Daniel

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Colindo
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Zapfhahn und Doldenhopfen

#3

Beitrag von Colindo »

Danke, das werde ich erstmal direkt korrigieren! Bisher hat es übrigens zu 100% funktioniert, bei n=5.
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#4

Beitrag von PabloNop »

Wenn man nur anhand der Bilder schon die Küche/Gerätschaften von Colindo erkennt, schaut man wohl zu viel Youtube... :Bigsmile
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#5

Beitrag von Colindo »

Bahahaha, ich sollte eigenen Merch verkaufen mit Kochutensilien original aus meiner Küche! :thumbsup
Dann macht man auch dem Namen "Youtuber" mehr Ehre, wobei das ja heute Influenza heißt.
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PabloNop
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#6

Beitrag von PabloNop »

Zum Thema: warum schraubst Du nicht einfach einen kleinen Bazooka-Filter innen an den Hahn? Das wäre doch nur minimaler Aufwand (Filter + ggf. Adapter für die Gewinde).
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#7

Beitrag von Colindo »

Vielleicht kommt das nicht so rüber, aber das Tolle ist ja, dass ich eben nichts machen muss und alles klappt. Einfach wegen der Dolden. Komfortabler kann's gar nicht sein. Und ganz ohne Dolden braue ich nur sehr selten.
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#8

Beitrag von Birnsojjel »

Ich verstehe es noch nicht ganz. Machst du eine Maischehopfung und läuterst dann Maische und Hopfen zusammen? Oder legst du die Dolden in einem neuen Gefäß vor und schöpfst dann die Maische drauf?
Oder meinst du das Ausschlagen nach Kochende (weil du von whirlpool sprichst...)?

Ich habe einmal mit Dolden gebraut und beim Ausschlagen geflucht, weil schon nach kurzer Zeit der Hahn von den Dolden verstopft war... Insofern wunder ich mich, dass das bei dir so gut klappt...
Gruß, Thomas
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#9

Beitrag von Colindo »

Ich meine das Ausschlagen nach dem Kochen. Wie hast du denn ausgeschlagen? Hahn ganz aufgerissen? Wenn ja, hast du eine Läuterkatastrophe nachgemacht.
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#10

Beitrag von renzbräu »

Das Problem hatte ich auch schon, dass einzelne Hopfendolden im Hahn stecken bleiben. Ein Edelstahl-Spühlschwamm wäre da die Lösung, die früher ™ Mal im gelben Forum kursierte. Habe seit dem nur nicht mehr mit Dolden gebraut. Die Dolden werden soweit zurück gehalten und bilden ein Filterbett.
Grüße Johannes

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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#11

Beitrag von braunsbruch »

Colindo hat geschrieben: Montag 28. März 2022, 13:29 Ich meine das Ausschlagen nach dem Kochen. Wie hast du denn ausgeschlagen? Hahn ganz aufgerissen? Wenn ja, hast du eine Läuterkatastrophe nachgemacht.
Wir haben hier wieder ein Thema mit den Begrifflichkeiten. Was du mit den Hopfendolden anstellst ist - wie du ja hier schreibst - das Ausschlagen der gekochten Würze. Meinetwegen nenne es auch das Seihen. Eine Läuterkatastrophe kann es nur beim Läutern geben, also nach dem Maischen. "Hopfenläutern" ist also nicht nur ein ungünstiger, sondern der falsche Begriff. Das gäbe es höchstens - so wie von Thomas angemerkt - bei einer Maischehopfung oder bei Doldenvorlage vor dem Läutern.
Beste Grüße, Daniel

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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#12

Beitrag von Colindo »

Ich bin wirklich nicht begriffsfest bei den deutschen Vokabeln, von daher nehme ich deine Kritik gerne an. In diesem speziellen Fall, den du zitiert hast, habe ich aber bewusst "Läuterkatastrophe nachgemacht" geschrieben, um die Analogie klar werden zu lassen. Wir können uns gerne einigen, dass es eine Seihkatastrophe war. Der Effekt war allerdings der gleiche, deswegen hatte ich bei ihm nachgefragt.
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#13

Beitrag von Birnsojjel »

Colindo hat geschrieben: Montag 28. März 2022, 13:29 Ich meine das Ausschlagen nach dem Kochen. Wie hast du denn ausgeschlagen? Hahn ganz aufgerissen? Wenn ja, hast du eine Läuterkatastrophe nachgemacht.
OK, verstanden. Ich habe es gemacht wie immer, also nicht voll aufreissen. Glaube ich, ist schon etwas her :Grübel

Um nochmal spitzfindig zu werden: eine Läuterkatastrophe entsteht meines Erachtens nicht, weil sich der Ablauf zusetzt (was man ja nun üblicherweise mit einer Vorrichtung zu verhindern versucht) , sondern weil das Treberbett sich so verdichtet, dass die Würze nicht mehr durchlaufen kann. Auch daher hinkt dein Vergleich etwas oder sorgte für Verwirrung...

Aber zurück zum Thema : Ich würde bei der Verwendung von Doldenhopfen auch irgendeine Art von Filter einbauen, dann hat sich das Problem auch erledigt. Ist der Hahn erstmal verstopft, ist das nachträglich kaum zu lösen...
Gruß, Thomas
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#14

Beitrag von Alt-Phex »

Was ich grundsätzlich nicht verstehe ist, warum du überhaupt auf eine Läutervorrichtung verzichtest. Sowas kostet doch nicht viel und macht den Prozess einfacher und effektiver. Ob das jetzt eine Läuterspirale, Siebboden oder ein schnöder Saugkorb ist, ist doch egal.

Ja, klar. Es funktioniert auch ohne. Das weiß ich seit mir meine Läuterspirale beim einmaischen mal aus dem T-Stück gefallen ist. Eine Freude war der Läutervorgang allerdings nicht. Bis es halbwegs klar lief hat es ewig gedauert und ich musste extrem viel Trubwürze rezirkulieren. Die Spelzen aus dem Hahn zu pulen hat besonders viel Spaß gemacht. Absichtlich würde ich das keinesfalls wiederholen worden.

Aber hier geht es ja ums Hopfenseihen, nicht ums läutern.

Ja, der Doldenmatsch kann als Filter fungieren. Kann einem aber auch ebenso gut den Hahn komplett verstopfen. Wenn man seine Würze aktiv kühlt, braucht es keinen Whirlpool mehr. Dazu noch einen Monofilamentfilter und fertig. Ungekühlte Würze so schäumend plätschern zu lassen, wie du das auf den Bildern machst, sollte man eh vermeiden.

Ist wirklich nicht böse gemeint, aber du zeigst quasi einen Workaround für ein Problem, dass normalerweise gar nicht auftauchen sollte. Du bekämpfst damit die Symptome anstatt die Ursache. Letzteres wäre deutlich einfacher und zielführender.

Trotzallem ist es natürlich immer schön, wenn man seine Erfahrungen teilt.
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#15

Beitrag von Colindo »

Hmm, vielleicht habe ich nicht klar gemacht, dass ich das so mache, weil es so unglaublich einfach und unkompliziert ist. Also ich mache praktisch nix außer Hahn auf und nach 60s läuft alles klar. Nach den vielen Threads hier zum Thema Whirlpool dachte ich tatsächlich, dass das eine schwierige Sache für viele wäre. Wenn das wirklich nicht so ist, ist mein Beitrag natürlich hinfällig.

Dafür wundere ich mich darüber, dass der Hahn verstopfen kann. Das hatte ich weder bei Treber noch bei Hopfen bisher. Zum Reinigen reichte einfach durchspülen.
Alt-Phex hat geschrieben: Montag 28. März 2022, 23:38 Ungekühlte Würze so schäumend plätschern zu lassen, wie du das auf den Bildern machst, sollte man eh vermeiden.
Darauf wurde ich hier schonmal angesprochen, es stellte sich aber heraus, dass alle Quellen sagen, dass das im Hobbybereich vollkommen irrelevant ist. Man verliert halt ein wenig Oxidationspuffer. Falls du da mehr Infos zu hast, immer her damit.
In dem Fall steht der Topf auch deswegen im kalten Wasserbad, damit es schnell abkühlt und das Problem vermeidet. Dann habe ich Sauerstoff in kalter Würze, ideal für Flüssighefe.
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gulp
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#16

Beitrag von gulp »

2. Vermeidung
Die Strategie gegen sauerstoffbedingte Bieralterung ist immer zweigeteilt. Zunächst gilt es, die Würze schon im Heißbereich mit einem hohen Reduktionsvermögen auszustatten und letzteres durch geringen Sauerstoffeintrag bis zum Anstellen zu erhalten. Das ist sozusagen der Schutzwall der Würze gegen den Angriff von Sauerstoff; umso höher, desto besser.
und weiter:
Während bei hohen Temperaturen, etwa beim Würzekochen, kaum Luftsauerstoff gebunden werden kann, erreicht die Löslichkeit bei typischen Maische- oder später Whirlpool-Temperaturen von 60-70°C bereits die Hälfte der Löslichkeit bei späteren Gärtemperaturen und etwa ein Drittel der Löslichkeit bei Lagertemperatur. Daher sollte bereits das Maischen (zusätzlich katalysiert durch hochwirksame Oxidasen), Läutern und Ausschlagen der Würze möglichst sauerstoffarm erfolgen.
Von hier: https://braumagazin.de/article/oxidatio ... ralterung/

Darauf wurde ich hier schonmal angesprochen, es stellte sich aber heraus, dass alle Quellen sagen, dass das im Hobbybereich vollkommen irrelevant ist.
Was sind denn das für Quellen?

Gruß
Peter
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Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier!

https://biergrantler.de
https://stixbraeu.de
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#17

Beitrag von Colindo »

Hi Peter,

vielen Dank für den Artikel, den ich zwar mittlerweile auch einmal gelesen hatte, aber den man nicht oft genug durchgehen kann.
gulp hat geschrieben: Dienstag 29. März 2022, 08:44 Was sind denn das für Quellen?
Mir wurde damals etwas forsch geraten, doch mal im Forum nach "Oxidation" zu suchen, das würde sofort Klarheit schaffen. Kannst dir gerne mal die Diskussion vorher durchlesen, aber mein Fazit davon findest du direkt hier: https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... 94#p423894

So wie ich das mittlerweile verstehe, unterscheidet man zwischen Oxidationsreaktionen in der heißen Würze, die man vermeiden sollte, und Sauerstoffeintrag in die Würze, wie in dem von dir zitierten Abschnitt. Ich denke aber, meine Flüssighefe würde es mir sehr übel nehmen, wenn ich bei der abgekühlten Würze Sauerstoffeintrag vermeiden würde. Wie siehst du das?
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#18

Beitrag von Alt-Phex »

Unmittelbar vor, nach oder beim Anstellen ist Sauerstoffeintrag erwünscht. Das ist richtig.

Allerdings sollte der Zeitraum zwischen Sauerstoffeintrag und dem anstellen halt sehr gering ausfallen. Und die Würze sollte bereits gekühlt sein.

Es gibt in dem Zusammenhang ein ganz großes Missverständnis. In vielen Köpfen ist Oxidation das vorhandensein von Sauerstoff in Würze oder Bier. Das ist falsch. Oxidation ist eine chemische Reaktion des Sauerstoffs mit der Würze oder dem Bier. Der Prozess ist nicht umkehrbar. Ist die Würze oder das Bier erstmal oxidiert, kann die Hefe da auch nichts mehr retten. Der Drops ist bereits gelutscht.

Die Quellen, die behaupten, dass das im Heissbereich oder speziell bei Hobbybrauern kein Problem ist haben schlicht unrecht. Wir haben viel kleinere Mengen als eine Brauerei. D.h. bei uns wirkt sich das viel schneller und massiver aus, als wenn bei einem 10hl Sud die ersten 100L etwas rumplätschern. Die ewige Diskussion um den Läutergrant und das Kühlschiff. Das ist der Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen.

Insbesondere sind die merkwürdigen Experimente und deren Schlussfolgerungen einer bestimmten amerikanischen Amateuer-Brauer-Seite mit äußerster Vorsicht zu genießen.

Gerade im Hobbybereich ist Oxidation einer der größten und häufigsten Bierfehler. Das haben wir nicht zuletzt auf der HBCon bemerkt. Bei anderen Wettbewerben wird das nicht an die große Glocke gehangen, fällt aber auch dort den Judges vermehrt auf. Dabei sind die Gegenmaßnahmen weder teuer noch aufwändig. Man muss das Problem einfach nur akzeptieren und nicht wegdiskutieren oder schlicht leugnen.

Natürlich lässt sich das als Hobbybrauer nicht 100%ig vermeiden. Kann ich auch nicht. Aber wenn man beim Läutern auf das rumplätschern verzichtet, seine Würze aktiv kühlt und beim Abfüllen ebenfalls den Sauerstoffeintrag minimiert, dann ist man da schon gut aufgestellt.
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#19

Beitrag von Colindo »

Alt-Phex hat geschrieben: Dienstag 29. März 2022, 15:29 Es gibt in dem Zusammenhang ein ganz großes Missverständnis. In vielen Köpfen ist Oxidation das vorhandensein von Sauerstoff in Würze oder Bier. Das ist falsch. Oxidation ist eine chemische Reaktion des Sauerstoffs mit der Würze oder dem Bier.
Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, dass Oxidation eine chemische Reaktion des Biers ist, die unter anderem mit Sauerstoff erfolgen kann. Schließlich gibt es sehr viele Oxidationsvorgänge ohne Sauerstoff, siehe Redox-Reaktionen.

Dem Rest deiner Ausführungen brauche ich nichts hinzufügen :Smile
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#20

Beitrag von renzbräu »

Alt-Phex hat geschrieben: Dienstag 29. März 2022, 15:29 Unmittelbar vor, nach oder beim Anstellen ist Sauerstoffeintrag erwünscht. (...) Und die Würze sollte bereits gekühlt sein.
Ergänzend noch bemerkt: Je kälter die Flüssigkeit, desto höher die Löslichkeit von Gasen. Heruntergekühlte Würze nimmt also Sauerstoff besser auf als warme Würze.

Das ist übrigens auch das Problem bei der übermäßigem Erwärmung von Gewässern: Wird das Wasser zu warm ist zu wenig Sauerstoff die natürlicherweise in diesem Lebensraum vorkommenden Fische enthalten.
Grüße Johannes

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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#21

Beitrag von Pappelbräu »

Noch einmal zum Thema Hopfendolden und Seihen: Bei einer recht interessanten Brauereiführung in der Ricklinger Landbrauerei (im schönen Holstein) hat der uns führende Azubi erzählt, dass sie den Whirlpoolbehälter nur für ihr IPL verwenden, das sei als einziges mit (Aroma-)Hopfenpellets gebraut. Alle anderen Biere machen sie mit Dolden, und daher machen sie keinen Whirlpool, sondern seihen in dem Läuterbehälter (mit Schlitzboden) ab, mit den Dolden quasi als Filter. Das fand ich eigentlich ganz cool, ausprobiert habe ich das aber noch nicht, zumal ich dann nach dem Kochen auch wieder in meinen Läuterbehälter umschöpfen müsste, da hätte ich dann auch nichts gewonnen was Zeit und Sauerstoffeintrag angeht...
Aber stimmt schon, der Whirlpool funktioniert auch bei mir mal besser und mal weniger gut, dann ist der Filter halt ziemlich voll.
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#22

Beitrag von Colindo »

Interessant, das klingt ja ziemlich ähnlich wie das, was ich hier versucht habe. Vor dem Umschöpfen in den Läutereimer muss ich allerdings warnen: Wenn man den nicht perfekt steril kriegt und sicher ist, dass alle Malzreste vom Brauen weg sind, kriegt man sehr schnell eine Milchsäureinfektion. Habe ich nämlich naiverweise auch mal ausprobiert und es ging nicht gut.
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#23

Beitrag von Pappelbräu »

Colindo hat geschrieben: Donnerstag 31. März 2022, 16:38 Interessant, das klingt ja ziemlich ähnlich wie das, was ich hier versucht habe. Vor dem Umschöpfen in den Läutereimer muss ich allerdings warnen: Wenn man den nicht perfekt steril kriegt und sicher ist, dass alle Malzreste vom Brauen weg sind, kriegt man sehr schnell eine Milchsäureinfektion. Habe ich nämlich naiverweise auch mal ausprobiert und es ging nicht gut.
Oh, klar, in Kombination mit Raw Ale ist das natürlich doppelt heikel. Ich hatte an ein ganz normales (gekochtes) Bier gedacht.
Aber zum Thema Raw Ale: Könnte man nicht auch einfach ganz kurz aufkochen, der Eiweißbruch passiert ja nicht sofort. Dann hätte man beide Vorteile, die hohe Temperatur gegen Milchsäure und Co. und das andere Mundgefühl durch das Eiweiß. Hat das vielleicht schon mal jemand probiert? Short and Shoddy 30 Minuten zu kochen wäre dafür allerdings schon zu viel...
Tobias
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Re: "Hopfenläutern" - Einfaches Hopfenseihen mit Auslaufhahn und Doldenhopfen

#24

Beitrag von Colindo »

Pappelbräu hat geschrieben: Donnerstag 21. April 2022, 14:58 Hat das vielleicht schon mal jemand probiert? Short and Shoddy 30 Minuten zu kochen wäre dafür allerdings schon zu viel...
Mit so kurzen Kochzeiten habe ich mich noch gar nicht befasst. Das beste, was ich zum Thema Mundgefühl bisher erlebt habe, war ein Bier aus 90% Hafermalz, das war wie Ahornsirup trinken.
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