Festbier für 200.000 Besucher

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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upperuempfi
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Festbier für 200.000 Besucher

#1

Beitrag von upperuempfi »

Hallo liebe Braufreunde,

ich möchte Euch um Rat fragen:

Für ein mittelgroßes Volksfest (ca. 200.000 Besucher) in meiner Region wird ein neues Festbier gesucht. Es gab eine lokale Ausschreibung, um Hobbybrauer zu finden, die mit den Braumeistern der traditionellen Brauerei vor Ort zusammen ein neues Rezept kreieren.

Ich habe mich darauf natürlich beworben und wurde auch ausgewählt. Jetzt steht der Brautag bald vor der Tür… Zuerst sollen diverse andere Biere verkostet und dann ein neues Rezept entwickelt werden.

Wie soll das Bier beschaffen sein?
- würzige Komposition mit eigenem Charakter
- soll sich geschmacklich von den gängigen Sorten abheben
- selbstbewusst und heimatverbunden
- angenehm süffig und aromatisch
- abgerundet mit dem gewissen Etwas, damit sich die volle Lebensfreude im Glas genüsslich entfalten kann.

Ich hatte bereits in meiner Bewerbung schon folgende Vorschläge gemacht:

„Eine würzige Komposition mit eigenem [regionalen ]Charakter“
Regionale Prägung durch Gerste der Region. Hinzu sollten meiner Meinung nach für die Würzigkeit traditionelle Hopfen wie Hallertauer Mittelfrüh, Tradition und Perle etc. kommen.
„geschmacklich von den anderen Sorten [abheben]“
Bei diesem Punkt kommt eigentlich schon der Faktor „Hobbybrauer“ ins Spiel. Der Hobbybrauer braut erstens besseres Bier, weil er es nicht filtern muss, um eine längere Haltbarkeit zu erreichen. Daher plädiere ich hier für ein ungefiltertes Bier. Zweitens ist der Hobbybrauer nicht den Gesetzen der Ökonomie unterworfen. Er kann Hopfen einsetzen, ohne übermäßig auf den Preis zu schauen. Daher setzt er mehr und ausgefallenere Sorten ein.
„Selbstbewusst und heimatverbunden“
Ein Craftbeer kommt bei der Masse auf dem Land nicht (genug) an. Aus mehreren Gründen. Es gilt daher einen Mittelweg zwischen Herkömmlichen und Neuem zu finden. Eine kleine, aber feine und bemerkbare Nuance zu suchen, die zum Alleinstellungsmerkmal wird.
„süffig und aromatisch“
Süffigkeit ist mit einer Förderung der Alpha-Amylase und einer hohen Einmaisch-Temperatur für mehr unvergärbare Zucker zu erreichen, das weiß jeder Brauer. Wenn dazu noch aromatisch mit kernig gleichgesetzt wird, dann schlage ich gleich ein traditionelles Dekoktionsverfahren vor, da man so schon Jahrhunderte gebraut und unvergleichlichen Geschmack erzeugt hat. Kommt noch eine traditionelle Lager-Hefe wie die WYeast 2206 oder 2308 hinzu, wird es perfekt.
„volle Lebensfreude“
An dieser Stelle könne man auf die späten Hopfengaben eingehen, um eine gewisse Frische mit neuen Aromahopfen zu erreichen. Die sogenannten C-Hopfen überfordern Standardbiertrinker, daher würde ich eher zu den frischen Hopfen raten, die sich in Verbindung mit Lagerbieren bereits bewährt haben, wie z.B. Mandarina Bavaria oder Simcoe.

Für mich ist klar, dass ein Märzen/Oktoberfest Werte und eine Schüttung wie bei Michas OG Märzen, Hanghofers Theresien Ur-Märzen usw. hat, damit habe ich auch schon selbst gute Erfahrungen gemacht. Habe gerade ein Michas OG Märzen untergärig mit der W-120 und einzig mit Hersbrucker gebraut im Ausschank – ziemlich gut gelungen, aber die Würzigkeit der Hallertauer Klassiker ist mir irgendwie lieber.

Was haltet Ihr von meinen Vorschlägen und welche Ratschläge/ Tipps habt ihr darüber hinaus?

Danke im Voraus
Christian
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flying
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Re: Festbier für 200.000 Besucher

#2

Beitrag von flying »

Kompromiss aus Tradition und Moderne..?

100% Pilsner Malz, 13,5 Plato, Bitterung mit Taurus (oder Perle) und tüchtig Aroma mit Saphir.

Wie man eine super Süffigkeit bei einem Festbier erreicht, wissen die Profibraumeister am besten.

Weniger ist manchmal mehr..Ich denke aber da könntest Du noch hundert andere Vorschläge bekommen :Bigsmile

Warum schlage ich das vor? Ich habe den Schönramer Saphir(Doppel)bock im Sinn. Das einzige Bier welches ich kenne, dass wirklich absolut jeden, auch Traditionstrinkern, geschmeckt hat. Zumindest meiner bescheidenen Erfahrung nach. 100% Pilsnermalz Sorte Marthe, 50 IBU mit viel Saphiraroma.
Das runterkompiliert auf ein 13,5 Plato- Festbier mit max. 30 IBU wäre der Hammer.
Zuletzt geändert von flying am Donnerstag 14. Juni 2018, 21:41, insgesamt 1-mal geändert.
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upperuempfi
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Re: Festbier für 200.000 Besucher

#3

Beitrag von upperuempfi »

Danke für den Vorschlag. Braumeister Toft von Schönramer macht echt Spitzenbiere... Ganz aus der Nähe kommt übrigens von Camba die Therese. Auch Klasse.
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flying
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Re: Festbier für 200.000 Besucher

#4

Beitrag von flying »

Gern geschehen. Ihr findet garantiert euer Bier. Sehe ich schon wie viel Gehinrnschmalz ihr da reinsteckt. Auch aus Vermarktungsgründen. Zu den 100% Pilsnermalz. Mir haben schon hunderte Leute gesagt "bäähh, ist mir zu malzig-mastig-süß" aber noch nie einer "ist mir zu wenig malzig-mastig-süß"..?

Ganz wichtig ist das Set und Setting. Wenn Auftritt, Präsentation und Optik des Bieres stimmen (trübes Braun sieht echt scheiße aus), dann noch im gefälligen Umfeld...Dann muss es nur noch möglichst allen schmecken bzw. darf keine Angriffspunkte haben und alles wird gut. :thumbsup
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Re: Festbier für 200.000 Besucher

#5

Beitrag von Bierjunge »

Uff, das ist mal eine Aufgabe... :Shocked
Mit um den Faktor 100 weniger Gästen habe ich mir schon mal fast eine blutige Nase geholt, weil der Ansatz, etwas erkennbar Eigenständiges mit dennoch hoher Drinkability zu brauen (was m.E. auch rundum gelang) den gewöhnlichen Fetengänger immer noch rettungslos überforderte (hier die volle Story zur Entstehungsgeschichte und zum ernüchternden Ergebnis) .
Meine Erkenntnis daraus: Jehr mehr Gäste und je weniger Gelegenheit Du hast, selber das Setting und die Information, die die Gäste erkalten, selber zu beeinflussen, deste dichter sollte man sich an den Mainstream anlehnen. Sonst hat man von Anfang an verloren.
Und bei 200.000 Gästen kann das eigentlich nur ein ganz schlankes, maximal neutrales und perfekt ausbalanciertes Bier ohne jedwede Auffälligkeit sein. Was wiederum maximalen Schwierigkeitsgrad bei minimaler Profilierungsmöglichkeit bedeutet.
Nimm es mir nicht übel: Ein Himmelfahrtskommando, bei dem man m.E. nur verlieren kann.

Moritz
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upperuempfi
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Re: Festbier für 200.000 Besucher

#6

Beitrag von upperuempfi »

Danke für dein Feedback, Moritz. Ich werde sicher darüber berichten, was dabei rausgekommen ist.
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afri
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Re: Festbier für 200.000 Besucher

#7

Beitrag von afri »

Bierjunge hat geschrieben: Donnerstag 14. Juni 2018, 21:21 Nimm es mir nicht übel: Ein Himmelfahrtskommando, bei dem man m.E. nur verlieren kann.
Da muss ich leider zustimmen. Bei einer so großen Zahl von Abnehmern kommt man um ein Mainstreambier nicht herum, auch wenn es vor Ort selbst kreiert und gebraut wurde. Das ist schade, aber aus einigen Gründen kaum vermeidbar.

Andere Frage, was hat das Volksfest zu verlieren, wenn das Bier mal nicht wie "sonst auch" schmeckte? Ich vermute, viel, aber wenn doch nicht, go for a "Hopfenbombe mit etwas mehr STW". In Richtung Bock etc. würde ich nicht gehen, eher wie flying beschrieb maximal 13,5°P, sonst sind alle besoffen, bevor das Fest seinen Höhepunkt erreichen sollte, das Bier schmeckt aber dennoch voller als bei 12°P.
Achim
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§11
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Re: Festbier für 200.000 Besucher

#8

Beitrag von §11 »

Hi Christian,

ja, das schreit soch nach einem Maerzen.

Wenn dein Wohnort auch der "Austragungsort" ist, dann haettest du dir keinen schlechteren Ort aussuchen koennen :Bigsmile

Tauberbischofsheim liegt in Ba-Wue. das schreit „Selbstbewusst und heimatverbunden“ nach Tettnanger Hopfen. Allerdings liegt Tettnang 220 km Luftlinie weg und Spalt unter 100, das liegt aber in Bayern.

Auch liegt Tauberbischofsheim sehr nahe an Wuerzburg, das hat eine sehr lange Braunbiertradition. Ich wuerde also ein halbdunkles- kupferfarbenes Maerzen mit 13P-14P brauen, auf 20-22 Bittereinheiten bittern und eine spaete Gabe eines typischen deutschen Nobelhopfens geben. Das ganze in Dekkoktion, fertig ist die Laube.

Gruss

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
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Re: Festbier für 200.000 Besucher

#9

Beitrag von upperuempfi »

Danke für die Einschätzung, Jan. Ich denke auch, dass das eher eine relativ "konservative" Rezeptur wird und es eben auf das kleine gewisse Quäntchen Craft ankommt.

Übrigens großen Dank für das Verfassen des neuen Standardwerks! Unter meinen Braubüchern das gewichtigste...

Grüsse
Christian
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Re: Festbier für 200.000 Besucher

#10

Beitrag von upperuempfi »

So, der Testsud ist eingebraut. Heraus kam ein ziemlich helles vollmundiges Märzen mit folgenden groben Werten:
Pilsner Malz, kleiner Anteil Cara, Bitterung durch Magnum (oder anderen Bitterhofen), Perle und Saphir, STW 13,5 und 22-23 IBU.
Wie von Euch schon richtig prognostiziert ist das eine deutliche Annäherung an den Mainstream.
Ich bin trotzdem schon sehr gespannt, wie es wird. Für mich werde ich den Sud in naher Zukunft in veränderter Form (stärker und bitterer, dezente Kalthopfung) wiederholen.
Vielen Dank für Eure Tipps

Christian
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Bierokrat
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Re: Festbier für 200.000 Besucher

#11

Beitrag von Bierokrat »

Mal ne doofe Frage:
Ein Fest mit 200k Besuchern trinkt sicher einiges weg.
Wie sieht da die Zusammenarbeit zwischen einem Hobbybrauer, der nicht genau weiß, was er denen vorsetzten möchte und den Profis aus?
Ohne dir, upperuempfi, jetzt zu nahe treten zu wollen, aber bei dem Warenwert (*) würde ich als Lieferant da kein Risiko eingehen.
Anders wäre es, wenn ich genau weiß, dass XY ein super Produkt kreiert hat, dass auch der Masse schmeckt.

(* nehmen wir mal an, von 200.000 Besuchern trinkt die Hälfte Bier, im Schnitt 2 Maß. Dann haben wir 200.000 Liter bei 7 bis 9 Euro. [Oktoberfestmaßstäbe [(0,6 Liter für 13 €)]mal ausgeschlossen] reden wir hier über einen Umsatz von 1,6 Millionen Euro)

...sorry für die vielen Klammern. :P
Prost!
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upperuempfi
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Re: Festbier für 200.000 Besucher

#12

Beitrag von upperuempfi »

Die Frage nach der Zusammenarbeit ist berechtigt:

Die "Komission" bestand aus Bürgermeister, Vertreter der Brauerei, Braumeistern, etliche Vertreter des Festausschuss´ und zwei glücklichen Fans und drei Hobbybrauern (inkl. meiner Wenigkeit), die sich beworben und auch etwas zum Verkosten mitgebracht hatten. Dokumentiert wurde alles durch Pressearbeit. Man kann also sehen, dass die Hobbybrauer nur eine kleine Minorität bildeten - ich kann nicht sagen, dass wir großen Einfluss hatten, aber auch nicht, dass wir keinen hatten:

Nach Begrüßung durch den Bürgermeister und weiteren Vertretern der Stadt/ Brauerei gings zum Begrüßungsbier in den Braukeller.
Konkret sah es so aus, dass natürlich die Leitung (in Form des Braumeisters) nach dem folgenden doch recht offenen und gründlichen Gedankenaustausch die entscheidenden Faktoren des Festbiers in konkrete Werte und Messzahlen fasste und alle gemeinsam am Rechner die Zusammenstellung abstimmten.
Wer jetzt wirklich wieviel Einfluss auf das Rezept hatte, kann man gar nicht sagen. Es herrschte schnell Einigkeit, zumal man als Hobbybrauer ja nicht über die 1000-Sude-Erfahrung eines professionellen Braumeisters (der selbst noch eine zweite, eigene Brauerei führt) verfügt und dessen Fachkompetenz auch akzeptiert. Mit meinen 18 Monaten Erfahrung in unserem Hobby würde ich ja auch die Ratschläge der erfahrenen Forumsmitglieder hier wie z.B. Jan, Jens, Moritz usw. annehmen, akzeptieren und respektieren. :Greets

Es folgten die üblichen Schritte zum Brauen des Testsuds mit 220L in der Brauwerkstatt. Das Begleitprogramm stimmte auch:
Brauereiführung (auf angenehmen Nivau), mehrere Brotzeiten, Verkostung etlicher flüssiger Highlights, Verkostung der Hobbybrauer-Biere (inkl. meiner Varianten von Pils fürs Volk und Michas OG Märzen untergärig) und gepflegtes Fachsimpeln. Zum Abschluss noch flüssige Andenken.

Was der Vermarktungswert der Aktion in der Presse, auf dem Fest selbst und im Umfeld bringt, wird sich zeigen...
Ich bin überzeugt, dass es ein gutes süffiges Bier wird, was die Hauptsache ist und stehe hinter der Sache, zumal mein gedachter Entwurf schon recht nahe an das Rezept kommt.
Wer hätte dieses Angebot denn schon ausgeschlagen? :Drink

Grüße
Christian
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Barney Gumble
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Re: Festbier für 200.000 Besucher

#13

Beitrag von Barney Gumble »

Schon richtig dass einfach mal zu probieren.
Aber ich frage mich bei der ganzen Diskussion schon ob die Ziel-Vorstellungen eines Hobbybrauers überhaupt bei diesem Mega-Maßstab annähernd erreicht werden können.

Anders gefragt, kann bei diesem Riesenausstoß überhaupt geschmacklich ein "hobbybrauer-bierartiges" Getränk rauskommen?

Die müssen doch auf auf Vorrat brauen oder? Böse Frage, wurde pasteurisiert? Gibt es sonst Schritte due eben nur handwerklich gehen und im Megasudhaus untergehen?

Vg
der unkende Shlomo
Als ich von den schlimmen Folgen des Trinkens las, gab ich es sofort auf - das Lesen! (frei nach Henry Youngman)
Wenn ich nicht gleich antworte, liege ich unterm Zapfhahn :Bigsmile
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Re: Festbier für 200.000 Besucher

#14

Beitrag von Bierokrat »

Danke für die Erklärung upperuempfi. :thumbsup
Immerhin wird dadurch der Wert des Bieres vielleicht wieder etwas in den Vordergrund getragen. Also von dem her ne schöne Aktion.
Ich stelle es mir halt schwer vor in Großbrauereien da soweit was zu verändern, dass die das auch annehmen. Aber gemeinsames Brainstorming ist ja auch schon mal nicht verkehrt. Vielleicht gibt's ja tatsächlich in den Köpfen der Brauereiführung ein "über den Tellerrand hinaus sehen". :Bigsmile
Zumindest hört es sich nach ner gelungenen, spaßigen Aktion an.
Ich hoff, du berichtest weiter, wie die Aktion verläuft. :Drink
Prost!
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Re: Festbier für 200.000 Besucher

#15

Beitrag von upperuempfi »

Update Juli/August 2018:

Der Testsud ist nach knapp 6 Wochen fertig und wurde in kleiner Runde vor historischer Kulisse in der freien Natur verkostet. Die Braumeister hatten das Bier filtriert und zur Probe in 15-Liter-Fässer abgefüllt. Die Hauptsude sind auch schon parallel angelaufen.

Verkostung:

Aussehen: sonniges gelb, sehr stabiler, feinporiger Schaum, Ränder bleiben später schön am Glas hängen

Geruch: nicht besonders intensiv, minimal blumig-zitronige Hopfennote; etwas Malz

Geschmack: relativ mild und weich, fast an ein Helles erinnernd, rund, süffig und vollmundig, Hopfenbittere sehr zurückhaltend, im Nachklang eine gute Mischung mit den Malznoten ergebend. Die späte Hopfengabe mit Saphir sorgt für ein unterschwellige, kaum wahrnehmbare Zitrusnote, die das Bier sehr erfrischend macht, intensiviert durch hohe Resenz.

Fazit: Ich persönlich bin ein wenig gespalten:

Einerseits bin ich mit dem Ergebnis zufrieden, da es ein gutes, sehr süffiges "normales" Bier geworden ist, das im September ausgeschenkt und sicherlich gut bei den Besuchern ankommen werden wird. Da Bier folgt meiner Meinung nach dem Trend zu den helleren und leichteren Festbieren (hier: 7EBC/5,6%vol). Man darf auch gespannt sein, wie die Aktion zu Messebeginn noch vermarktet wird.

Andererseits bin ich etwas enttäuscht, da es mir als Hobbybrauer etwas zu „leicht“ und zu wenig würzig ist. Ich habe mich von diesem Bier „inspirieren“ lassen und eine Hobbybrauer-Version mehr in Richtung Märzen gebraut und dafür an den Stellschrauben Schüttung, EBC, IBU und deutlicheren Hopfennoten geschraubt. Dieser Sud ist seit zwei Wochen abgefüllt und schmeckt schon ziemlich vielversprechend. Bei Bedarf stelle ich das Rezept auf MMuM ein.

Foto (Brauerei-Logo entfernt)
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Re: Festbier für 200.000 Besucher

#16

Beitrag von §11 »

Andererseits bin ich etwas enttäuscht, da es mir als Hobbybrauer etwas zu „leicht“ und zu wenig würzig ist. Ich habe mich von diesem Bier „inspirieren“ lassen und eine Hobbybrauer-Version mehr in Richtung Märzen gebraut und dafür an den Stellschrauben Schüttung, EBC, IBU und deutlicheren Hopfennoten geschraubt. Dieser Sud ist seit zwei Wochen abgefüllt und schmeckt schon ziemlich vielversprechend. Bei Bedarf stelle ich das Rezept auf MMuM ein.
Das verstehe ich. Auf der anderen Seite ist das ja gerade das faszinierende an Bier. Die absolute Wandlungsfaehigkeit. Ich bin der Meinung Bier muss vor allem schmecken und seinen Zweck erfuellen. Ein Barleywine vor dem Kamin an einem nassen, veregneten Herbsttag schmeckt, erfuellt aber eine andere Aufgabe als ein Festbier. Der Hauptzweck eines Festbieres ist sicherlich eine hohe "drinkability" und die eines Durstloeschers. Die Frage, ob ein Bier ein gutter Durstloescher ist, beantwortet ich dann wenn man an einem heissen Sommertag in der Mittagshitze ein zweites trinken will und vor allem noch kann :Wink

Schoene Gruesse

Jan
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