English IPA mit Wiener Malz und Kara-hell

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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StefanK
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English IPA mit Wiener Malz und Kara-hell

#1

Beitrag von StefanK »

Hallo miteinander,

inzwischen habe ich zwei Sude nach einem einfachen Pale Ale Rezept nach F. Laudage gebraut. Bis dahin nur Kits von den Besserbrauern. Nun gehen mir Hopfen und Hefe aus. Also muss ich neu planen. Dabei würde ich zwar gern neue Erfahrungen und (Geschmacks-)Eindrücke sammeln, aber als Anfänger möglichst viel ceteris paribus arbeiten.

Deshalb und weil meine Lagermöglichkeiten beschränkt sind, dachte ich, ich könnte die Malze erst einmal gleich lassen und im Bereich des Hopfen vom Rezept abweichen. Als bekennender Fan englischer (oder englisch inspirierter) Biere dachte ich, es könnte ein Pale Ale / IPA mit englischen Hopfen werden.

Mit dem Rezeptrechner von der Müggeland-Seite kam ich zu folgendem:
Schüttung:
5.000g Wiener Malz
500g Karamellmalz, hell
--------
5.500g

Hauptguss: 18 Liter
Nachgüsse: nach Bedarf

Eingemaischt wird bei ca. 72 °C und dann für eine Stunde auf 66 - 67 °C eine Kombirast gefahren. Bei Jod normal dann zum Abmaischen nochmal auf 78 °C. Also ganz einfach...

Hopfen:
50g East Kent Golding in die Vorderwürze, Kochzeit: 70 min.
50g Fuggles 10 min. vor Kochende dazu

Hefe:
11g Danstar Nottingham

Gerechnet habe ich mit einer Sudhausausbeute von 60% und komme auf folgende Ergebnisse:
Farbe: 18 EBC
Stammwürze: 15,8 °P
Restextrakt: 3,8 °P
Alkohol: 6,6 %Vol
Bitterwert: 47 IBU

Dazu weist der Rechner das Bier als herb mit starkem Hopfenaroma aus.

Was meint Ihr? Kommt da ein trinkbaren Gebräu heraus?

Letztlich ist meine Erwartung, ein Bier zu brauen, dass sich an den englischen Ales und IPAs orientiert. Die Zitrusnote erwarte ich weniger hervorstechend als bei den amerikanischen Vertretern mit Amarillo oder gar Citra, trotzdem möchte ich den Hopfen deutlich schmecken. In den letzten Suden hatte ich Bramling Cross, alles andere war fast gleich. Da erwarte ich natürlich auch einen Unterschied. Vor allem, weil der Fuggles mehr Aromaöl mitbringt und ich im Vergleich zum Ursprungsrezept mehr in die späte Hopfung geben möchte.

Ich weiß, dass dieses Rezept vom Niveau her sehr einfach ist. Naja... Anfängerniveau halt. Trotzdem würde ich mich über reges Feedback sehr freuen und dann in zwei oder drei Wochen mal das endgültige Rezept durchknödeln.

Viele Grüße
Stefan
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konkret
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Re: English IPA mit Wiener Malz und Kara-hell

#2

Beitrag von konkret »

Hallo,

Wenn du Fuggles und East Kent Golding nimmst, dann wird das sicher kein Zitrusbier. Finde aber den Ansatz gut mit einer Schüttung verschiedene Hopfen zu testen.

Eines meiner ersten Biere war so ähnlich nur mit der Safale US05 vergoren. War recht fruchtig, hat aber allen geschmeckt und einige hätten es gern wieder einmal.

Prinzipiell eine einfache Schüttung, bei der du über die Gärtemperatur sehr gut den Geschmack in die eine oder andere Richtung steuern kannst.

Bittere würd ich reduzieren. 16 grad Plato bei fünf Kilo Malz hab ich noch nie geschafft.

Grüße konkret
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Sura
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Re: English IPA mit Wiener Malz und Kara-hell

#3

Beitrag von Sura »

Ein englisches IPA wird nicht nur durch den englischen Hopfen ein englisches IPA. Und ein englisches IPA ist nach meinem Verständnis auch nicht fruchtig oder zitrusartig, und vergiss eine US05! Wenns trocken sein soll, dann kannst du die S04 nehmen, aber bitte unter 18°C, ansonsten fände ich die Windsor vollkommen ok.
Caramalz hell ist fehl am Platz. Etwas Melanoidin oder Chrystal Red vielleicht, aber auch nur knapp 5%, und Pale Ale Malz. Und 47IBU finde ich für ein IPA sehr knapp.
Hopfen würde ich nicht zu spät, aber das ist auch immer Geschmacksfrage.
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Kaso
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Re: English IPA mit Wiener Malz und Kara-hell

#4

Beitrag von Kaso »

Hallo

ähnlich habe ich bei einem meiner ersten Bieren angefangen, nun ist es mein Lieblingsrezept und wird zum wiederholten Male nachgebraut.

https://www.maischemalzundmehr.de/index ... f=antshill

Ich würde den EKG etwas mehr verteilen, so dass auch dessen Aroma am Ende noch erhalten bleibt. Der Aromabeitrag der Vorderwürzhopfung ist ja umstritten, auch wenn ich sie immer mache und daran festhalte.

...und wie Sura geschrieben hat, die IBUS halte ich auch für etwas zu gering im Verhältnis zum Alkohol

Gruss Thilo
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konkret
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Re: English IPA mit Wiener Malz und Kara-hell

#5

Beitrag von konkret »

Wenn du die Windsor nimmst, dann stell dich auf eine merkbare Restsüße ein.
Der Endvergärgrad der Hefe ist relativ niedrig, da sie keine Maltotriose abbaut.
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StefanK
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Re: English IPA mit Wiener Malz und Kara-hell

#6

Beitrag von StefanK »

Hallo,

vielen Dank für Eure Hinweise.
Sura hat geschrieben: Donnerstag 25. Oktober 2018, 08:00 Ein englisches IPA wird nicht nur durch den englischen Hopfen ein englisches IPA. Und ein englisches IPA ist nach meinem Verständnis auch nicht fruchtig oder zitrusartig, und vergiss eine US05! Wenns trocken sein soll, dann kannst du die S04 nehmen, aber bitte unter 18°C, ansonsten fände ich die Windsor vollkommen ok.
Caramalz hell ist fehl am Platz. Etwas Melanoidin oder Chrystal Red vielleicht, aber auch nur knapp 5%, und Pale Ale Malz. Und 47IBU finde ich für ein IPA sehr knapp.
Hopfen würde ich nicht zu spät, aber das ist auch immer Geschmacksfrage.
Insgesamt hast Du mit Deinen Anmerkungen natürlich recht. Für ein echtes, englisches Bier müsste ich auch das passende Malz nehmen. Deshalb sollte ich besser von englisch inspiriertem Bier sprechen. An der Schüttung möchte ich ungern zum jetzigen Zeitpunkt viel ändern, damit ich zwischen dem Pale Ale nach Laudage mit Bramling Cross und der Abwandlung mit Fuggles und Golding vergleichen kann. Wenn der Hopfen zu gefallen weiß, gehe ich dann im nächsten Schritt an die Schüttung und bersorge mir Chrystal Red oder vielleicht auch Pale Ale Malz oder Maris Otter.

Was meinst Du mit "Hopfen würde ich nicht zu spät"? Meinst Du die zweite Gabe früher als 10 min. vor Kochende?
Ich möchte schon, dass der Fuggles sein Aroma transportiert. Darauf bin ich ja gerade neugierig. Aber auf die 10 min. bin ich nicht fixiert...
konkret hat geschrieben: Mittwoch 24. Oktober 2018, 23:53 Wenn du Fuggles und East Kent Golding nimmst, dann wird das sicher kein Zitrusbier. Finde aber den Ansatz gut mit einer Schüttung verschiedene Hopfen zu testen.

Eines meiner ersten Biere war so ähnlich nur mit der Safale US05 vergoren. War recht fruchtig, hat aber allen geschmeckt und einige hätten es gern wieder einmal.

Prinzipiell eine einfache Schüttung, bei der du über die Gärtemperatur sehr gut den Geschmack in die eine oder andere Richtung steuern kannst.

Bittere würd ich reduzieren. 16 grad Plato bei fünf Kilo Malz hab ich noch nie geschafft.
Danke für die Ermutigung.

Die Gärtemperatur würde ich bei ca. 15 °C Raumtemperatur halten, d.h. im Bottich müssten dann so um die 17 - 18 °C sein. Kälter zu gehen, traue ich mich noch nicht so recht, weil ich kein uneingeschränktes Vertrauen zu meinem Kühlschrank habe. Nicht, dass ich den auf 14 °C einstelle (mit Inkbird) und er mir beim Überschwingen die Temperatur zu tief bringt...

In der Schüttung sind ja insg. 5,5kg Malz. Als ich am Sonntag gebraut habe, kam ich bei 15,7 °P aus. So ungefähr diese Zielmarke sollte ich erreichen können. Als Anfänger sehe ich das aber ehrlich gesagt auch noch entspannt...

Kaso hat geschrieben: Donnerstag 25. Oktober 2018, 09:16 ähnlich habe ich bei einem meiner ersten Bieren angefangen, nun ist es mein Lieblingsrezept und wird zum wiederholten Male nachgebraut.

https://www.maischemalzundmehr.de/index ... f=antshill

Ich würde den EKG etwas mehr verteilen, so dass auch dessen Aroma am Ende noch erhalten bleibt. Der Aromabeitrag der Vorderwürzhopfung ist ja umstritten, auch wenn ich sie immer mache und daran festhalte.

...und wie Sura geschrieben hat, die IBUS halte ich auch für etwas zu gering im Verhältnis zum Alkohol
Danke für die Ermutigung und den Hinweis auf Dein Rezept. Das liest sich auch gut und steigert mein Interesse, demnächst dann auch mit anderen Malzen zu experimentieren.

Über die Bittere denke ich nochmal nach. Mein Bramling Cross PA hatte zwischen 30 und 35 IBU, aber für ein IPA dürfte es auch etwas mehr sein. Ich will's nur nicht übertreiben und hinterher zu bitter enden oder den Vergleich nicht mehr ziehen zu können. D.h. aber Du würdest einen Teil des East Kent Golding erst später einbringen und dann mehr, um die gleichen IBU zu erreichen? Und den Fuggles? Eigentlich wollte ich den quasi nur für Aroma spät geben...

Viele Grüße
Stefan
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Re: English IPA mit Wiener Malz und Kara-hell

#7

Beitrag von Sura »

Das das Hopfenarome verschwindet, wenn die Gabe nicht direkt vor dem Kochende geschieht, ist nicht so. Für Aroma beim Fuggles würde ich bei 30min und bei 10min geben. Es sei denn, deine Nachisomerisierungszeit ist nenneswert vorhanden (>>2min). Dann von kann das von mir aus auch später. Zu spät zuviel Fuggles gegen Ende bringt schnell was grasiges. Das kann in den ersten zwei Monaten des Bieres lecker sein, danach hört das etwas auf...

Bei der Hefe hatte ich oben irgendwie Windsor gelesen. :Waa War falsch, habe ich jetzt auch gesehen. Fände ich zwar trotzdem nicht schlecht, aber deswegen stand die Schüttung bei mir da aber als "zu dick" im Raum. Ich würde aber trotzdem nicht unbedingt Wiener und Carahell nehmen... wobei das mit der Nottingham schon eher klappen kann....
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StefanK
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Re: English IPA mit Wiener Malz und Kara-hell

#8

Beitrag von StefanK »

Sura hat geschrieben: Donnerstag 25. Oktober 2018, 10:49 Das das Hopfenarome verschwindet, wenn die Gabe nicht direkt vor dem Kochende geschieht, ist nicht so. Für Aroma beim Fuggles würde ich bei 30min und bei 10min geben. Es sei denn, deine Nachisomerisierungszeit ist nenneswert vorhanden (>>2min). Dann von kann das von mir aus auch später. Zu spät zuviel Fuggles gegen Ende bringt schnell was grasiges. Das kann in den ersten zwei Monaten des Bieres lecker sein, danach hört das etwas auf...
Die Nachisomerierung müsste ich nochmal genauer im Auge behalten. Beim letzten mal habe ich mir folgende Notizen gemacht:
Zeitpunkt X -- Kocher und Tauchsieder aus, finale Hopfengabe gem. Rezept, Whirlpool angedreht
X + 10 -- Kühlung eingeschaltet
X + 15 -- Temperatur < 80 °C

Um die Nachisomerierung genauer zu bestimmen, müsste ich mir beim nächsten mal mehr Notizen machen.

Die Kombination Schüttung -- Notti habe ich zuletzt als sehr anfängerfrendlich empfunden. Lief bei meinem ersten und zweiten Sud in der Einkocherklasse sehr gut durch und wurde auch gut vergoren. Das entstandene PA fand ich sehr gut trinkbar, nicht mastig, keine Fruchtnoten o.ä. Fehlgeschmäcker konnte ich nicht feststellen. Zumindest keine, die ich mit meiner geringen Erfahrung hätte als solche erkennen können.

Viele Grüße
Stefan
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Re: English IPA mit Wiener Malz und Kara-hell

#9

Beitrag von DerDallmann »

Btw, laut BJCP liegst du mit den 47 IBUs genau im Trefferfeld.
konkret
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Re: English IPA mit Wiener Malz und Kara-hell

#10

Beitrag von konkret »

Die Gärtemperatur würde ich bei ca. 15 °C Raumtemperatur halten, d.h. im Bottich müssten dann so um die 17 - 18 °C sein. Kälter zu gehen, traue ich mich noch nicht so recht, weil ich kein uneingeschränktes Vertrauen zu meinem Kühlschrank habe. Nicht, dass ich den auf 14 °C einstelle (mit Inkbird) und er mir beim Überschwingen die Temperatur zu tief bringt...
Die empfohlene Gärtemperatur der Nottingham liegt zw. 14-21 °C. Damit liegst du im mittleren Bereich. Temperatur rauf erhöht die Aromenproduktion (Ester), Temperatur runter verringert sie.
Wenn du verschiedene Hopfen testen möchtest sollten die Bedingungen ähnlich/gleich wie bei den anderen Suden sein.
Alternativ könntest du auch den Sud nach dem Läutern teilen und separat kochen / das würde die Vergleichbarkeit verbessern.
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