IPA schmeckt lecker - aber anders als geplant

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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licherpaleale
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IPA schmeckt lecker - aber anders als geplant

#1

Beitrag von licherpaleale »

Hi,

ich hoffe mal, ich bin in der richtigen Kategorie gelandet.

Kurz zu mir: Ich braue seit knappen 14 Monaten, anfänglich mit Bierbrauset und einmal im Thermomixklon, danach Umstieg auf Einkocher plus Zubehör. Damit habe ich drei Sude fabriziert, die komplett als gelungen bis sehr gelungen durch gingen. Einziger Nachteil: ich habe mit dem Thermomix Klon "geschrotet", das Ergebnis war eigentlich zu fein, daher hatte ich Läuterzeiten von bis zu zwei Stunden.

Am Black Friday habe ich dann zugeschlagen und mir einen Grainfather mit Hopspider geholt, dazu noch eine Mühle von Brewferm (müßte ähnlich der Grain Gorilla sein).

Nun zum eigentlichen Thema Rezept. Mein neuestes IPA sollte eine Fruchtbombe werden, daher habe ich beim Hopfen nicht gespart. So sieht das Rezept aus:

Schüttung:
5 kg Pale Ale Malz
0,6 kg Weizenmalz hell
0,3 kg Cara hell
0,3 kg Cara red
0,3 kg Haferflocken

Maischverlauf:
15 Min 45 Grad
15 Min 48 Grad
60 Min 66 Grad
10 Min 78 Grad

Hopfenkochen 90 min:
42g Cascade VDW
29g East Kent Golding 45 min
15g Mosaic 10 min
15g Citra 10 min
15g Amarillo 10 min

Output: 20l
Hauptgärung 14 Tage bei 16 Grad, 1 Päckchen Safale S-04

5 Tage vor Ende der Hauptgärung Hopfenstopfung:
60g Mosaic
60g Citra
60g Amarillo

Danach 2 Wochen Flaschengärung bei 16 Grad mit Zucker, Traubenzucker oder Panela (klarer Sieger Zucker)
Danach 1 Woche im Kühlschrank bei 2-5 Grad

Ergebnis: Ein sehr leckeres und süffiges Bier mit schönen Malzaromen und dezenter Frucht. Allerdings nicht wirklich das, was ich erreichen wollte - eine Fruchtbombe mit Aromen von Citrus und tropischen Früchten.

Im Gärkühlschrank hat es intensiv nach Maracuja gerochen, davon ist im Bier wenig geblieben. In meinen vorherigen IPAs habe ich deutlich mehr Fruchtnoten erzielt mit deutlich weniger Hopfeneinsatz. Cascade und EKG sind schon etwas älter (vakuumiert im 0 Grad Fach gelagert), die anderen Hopfenpellets habe ich frisch bezogen.

Habt ihr dafür eine Erklärung?

Freue mich auf eure Erfahrungen!

Danke und schönen Abend
LPA
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flying
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Re: IPA schmeckt lecker - aber anders als geplant

#2

Beitrag von flying »

5 Tage vor Ende der Hauptgärung Hopfenstopfung..
Da hat es wohl die ganzen schönen Hopfenaromen mit dem CO2 rausgewedelt...
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
licherpaleale
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Re: IPA schmeckt lecker - aber anders als geplant

#3

Beitrag von licherpaleale »

Danke für den schnellen Hinweis. Ich bin bisher immer so vorgegangen - was wäre die Alternative?
skappler
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Re: IPA schmeckt lecker - aber anders als geplant

#4

Beitrag von skappler »

Abwarten bis die Hauptgärung ganz durch ist. Danach erst stopfen. So bleiben die Aromen im Bier.

Zusätzlich könntest du noch eine Whirlpoolhopfung bei 80°C vornehmen. Das bringt deutlich mehr Aromen ins Bier als die Gaben bei 10 min.
licherpaleale
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Re: IPA schmeckt lecker - aber anders als geplant

#5

Beitrag von licherpaleale »

Danke für die Info. Muss mich mal schlau machen, wie ich den Whirlpool im GF optimal hin bekomme, wenn ich gleichzeitig die Hop Spider nutze...

Wenn ich mir ein NEIPA Rezept anschaue, dann werden doch oftmals mehrere Hopfengaben im Kaltbereich empfohlen - direkt 1-2 Tage nach Gärungsbeginn. Was bringt das dann?
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chaos-black
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Re: IPA schmeckt lecker - aber anders als geplant

#6

Beitrag von chaos-black »

Manche Hefestämme sind in der Lage, bestimmte Stoffe in andere Umzuwandeln. Das geschieht am Besten, wenn die Hefe noch reichlich aktiv ist. Daher werden NEIPAs oftmals früh gestopft, da werden dann beispielsweise blumige Hopfenaromen in tropische verwandelt. Das Stichwort unter dem du mehr dazu findest heißt Biotransformation.

Beste Grüße,
Alex
Zuletzt geändert von chaos-black am Montag 24. Februar 2020, 21:31, insgesamt 1-mal geändert.
Meine Hobbybrauerei: http://brauerei-flaschenpost.de/ (gerade offline)
licherpaleale
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Re: IPA schmeckt lecker - aber anders als geplant

#7

Beitrag von licherpaleale »

Danke! Hier wird Ihnen geholfen :)

Ok, ich habe nicht gemessen. Bin aber schon verwundert, dass die S-04 nach 9 Tagen noch so intensiv mit der HG beschäftigt ist. Meine Erfahrungen bis dato waren eher andere. Werde wohl ums Messen in Zukunft nicht herum kommen.
skappler
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Re: IPA schmeckt lecker - aber anders als geplant

#8

Beitrag von skappler »

licherpaleale hat geschrieben: Montag 24. Februar 2020, 20:58 Danke für die Info. Muss mich mal schlau machen, wie ich den Whirlpool im GF optimal hin bekomme, wenn ich gleichzeitig die Hop Spider nutze...
Auch wenn der Name Whirlpoolhopfung das suggeriert ist dazu nicht unbedingt ein Whirlpool notwendig. Wichtig ist nur dass die Würze auf 80° abgekühlt ist damit keine weiteren Bitterstoffe gebildet werden. Das funktioniert auch mit Hop Spider, den benutze ich selbst auch.

Einfach auf 80° kühlen, Hopfen geben, 10-15 min warten und dann auf Anstelltemperatur kühlen
haefner
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Re: IPA schmeckt lecker - aber anders als geplant

#9

Beitrag von haefner »

Die Stammwürze bei Deinem IPA dürfte sich um 16°P bewegen, oder? Ich hab bei meinen IPA Bieren mit so hoher Stammwürze die Erfahrung gemacht, dass so viel Hopfen-Stopfen nicht immer optimal ist. Genau gesagt, waren die letzten drei geplanten Hopfenbomben ziemlich genau so wie Du Dein Bier beschreibst. Zwar gut und als IPA erkennbar, aber ohne starkes Fruchtaroma. Die Lagerung hat allerdings echt noch was rausgeholt aber eine heftige Fruchtbombe wurde nie draus. Ich glaub da muss ich noch was lernen.

Letztens 13°P Pale Ale mit reichlich Comet im WP und gar kein Hopfen-Stopfen, und es ist fruchtig ohne Ende..
licherpaleale
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Re: IPA schmeckt lecker - aber anders als geplant

#10

Beitrag von licherpaleale »

@skappler - danke, werde ich beim nächsten IPA anwenden

@haefner - yup, 16,8 Grad Brix. Interessante Beobachtung deinerseits. Wenn ich mir meine Sude so anschaue, habe ich ebenfalls das Gefühl, dass die Hopfengabe am Kochende mehr bringt als das Stopfen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich Socken verwende... Ich habe gerade ein Milkshake IPA in der Gärung mit der Lalbrew New England Hefe, bin mal gespannt, wie sich da der Hopfen bemerkbar macht.
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