Das erste Mal

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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FloBrew
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Das erste Mal

#1

Beitrag von FloBrew »

Hallo alle zusammen!

Ich, Flo aus Oberösterreich, lese schon eine Zeit lang sehr interessiert hier im Forum mit. Neben einem Braukurs in einer kleinen Brauerei in Obertrum (sehr zu empfehlen!) habe ich bereits zwei kleine Sude mit dem Set vom "Brooklyn Brew Shop" hinter mir. Die Biere (Bruxelles Blonde und Single Hop IPA mit Mosaic) sind beide Male super geworden, was die Motivation zum Weitermachen gesteigert hat. Da der Aufwand für nicht einmal 4l (1 US gal.) Bier pro Sud doch recht erheblich ist, möchte ich nun in die Einkocher-Klasse (für den Anfang mal mit BIAB) einsteigen.

Da ich noch nie selber ein Rezept erstellt habe, wollte ich eure Expertenmeinungen dazu einholen, damit ich etwaige grobe Schnitzer gleich im Vorhinein verhindern kann. Die grobe, geschmackliche Vorlage soll das "Zipfer Meisterwerke Weizen" sein (die Österreicher kennen's vielleicht), welches momentan leider wohl nicht mehr produziert wird. Es ist ein Hefeweizen mit 12,3° Stammwürze und 5.3% Alkohol. Als Aromahopfen kommt Citra zum Einsatz, welcher dem Bier einen erfrischend fruchtigen Zitrus-Geschmack verleiht. Das typisch bananige Weizenbier-Aroma bleibt dabei eher im Hintergrund, was ich bei meinem Bier gerne beibehalten möchte. Weiters möchte ich die Farbe ein wenig kräftiger haben und gerne noch mehr Fruchtaromen.

Mit diesem Hintergrund habe ich nun folgendes Rezept zusammengestellt:

Maischen:
Hauptguss 20l
2kg Weizen + 2,5kg Wiener
Kombirast bei ~67°, ~60min (bis Jodnormal)
Nachguss ~10l, mehr geht nicht aus Ermangelung an Töpfen :)

Würzekochen 60min:
10g Magnum zu Kochbeginn
10g Citra 5min vor Schluss

Hefe:
1 Pkg. (11g) Lallemand LalBrew® New England Trockenhefe NEIPA (obergärig)


So das wärs mal :Smile Meine größte Unsicherheit liegt dabei bei den Hopfen- und Hefemengen. Reichen die Hopfengaben um das Zitrus-Aroma reinzubekommen aber nicht zu bitter zu werden (max. 20 IBU) & reichen die 11g Hefe für die ~20l Ausschlagwürze? Ich weiß, es ist schwierig all diese Sachen zu beurteilen/beantworten, wenn ich nicht mal genau sagen kann, wo die Reise genau hingehen soll (ist ja mal mein erstes Rezept-Experiment), mir geht's eher drum ob ich irgendwo komplett daneben liege.

Danke schon mal im Voraus! Ich bin gespannt auf eure Kommentare!

Allzeit gut Sud & LG
Flo
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Micha Ale
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Re: Das erste Mal

#2

Beitrag von Micha Ale »

Guude!

Wegen Hopfen:
Wenn du es gerne fruchtig hast, würde ich mindestens das doppelte an Citra nehmen,
dafür nur die Hälfte Magnum. Dann kommst du auch bei 20 IBU raus.

Wegen Hefe:
Die wird dir evtl ein gutes Bier machen, aber kein Weizen. Bei nem Weizen ist die Hefe mit Abstand das Wichtigste.
Idealerweise ne Frischhefe, oder ne gestrippte Hefe. Wenns nicht zu Bananig sein soll,
kannst du zb den Bodensatz aus 4 Flaschen Schneider Weisse mit Malzbier hochziehen.
Kannst aber auch mal die SuFu nutzen, welchen Stamm Schneider benutzen und dir davon Frischhefe kaufen...
ich kauf den nie, ich nehm immer die Hefe aus der Flasche.
Macht jedenfalls ein tolles säuerlich-fruchtiges Aroma ohne Banane.
Oder du findest raus, welche Hefe Zipfer benutzt hatten... evtl geben dir die auch Antwort auf ne Mailanfrage.
Das wäre halt das Optimale!

Wegen Malz:
Ich brau auch oft BIAB, und muss immer so 6 Kg Malz für 20 Liter Bier nehemen, da die Ausbeute bei BIAB eher schlecht ist.
Kannst dich ja auch mal rantasten, aber ich vermute, 4,5 Kg wird zu wenig sein.

Hoffe ich konnte ein bissl Helfen!
Ansonsten gut Sud,
Micha
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schwarzwaldbrauer
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Re: Das erste Mal

#3

Beitrag von schwarzwaldbrauer »

Hallo Flo,
schau dir Mal in Maische Malz und mehr das "Triticum Wormatia" an. Mit dem haben sehr viele von uns begonnen Weissbier zu machen.
Halte dich beim ersten Mal in etwa ab diese Mengen bis du deine neue Anlage kennst.
Dann siehst du, dass Micha mit seinen 6kg Malz gut liegt, nehme ich auch.
Mit den Hopfensorten und Mengen kannst du ruhig spielen.
Das wichtigste: Notiere alles penibel genau, dann kannst du später vergleichen.

Gutes erstes Mal wünscht
Dieter
Edit: Schreibfehler
Brau, schau wem.
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Alt-Phex
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Re: Das erste Mal

#4

Beitrag von Alt-Phex »

Du solltest tatsächlich erstmal ein paar bestehende Rezepte nachgebraut haben um ein Gefühl für deine Anlage/Brauweise bekommen zu haben. Selber Rezepte auszutüfteln ist nicht ganz so trivial, wie du an den Kommentaren ja schon merkst. Mit der Erfahrung und stetigem einlesen in die Thematik kommt das dann von ganz allein. Wie man so schön sagt: "Man muss erst laufen lernen bevor man rennen kann."

Da man als ungeduldiger Anfänger aber generell nicht auf solche Tipps hört, greif ich dir mal unter die Arme. Das Bier kenne ich nicht, aber um deiner Beschreibung nahe zu kommen würde ich folgendes machen.

50/50 Weizen- und Wienermalz. Bei BIAB geht ja quasi nur Kombirast, daher 60min bei 67°C rasten. Wenn Jodnormal abmaischen, bzw. den Malzsack ziehen und abtropfen lassen. Die Bittere stellst du komplett über Magnum ein. Den Citra gibst du erst bei unter 80°C, besser so 60-70°C beim Würzekühlen dazu. Stichwort: Whirlpoolhopfung. Bei den niedrigen Temperaturen isomerisieren die Alphasäuren nicht mehr, bzw. ist das zu vernachlässigen. Als Menge rechnet man hier in g/l wie beim Kalthopfen. 2-4g/L je nach gewünschter Intensität zugeben und 15-20min ziehen lassen. Danach weiter kühlen und anstellen.

Als Hefe, die nicht so bananig rüber kommt, würde ich auch zu gestrippter Schneider raten. Du kannst natürlich auch mit einer Alehefe vergären, dann wird es erst recht nicht so Weizentypisch. Wenn das dein Ziel ist, dann mach das ruhig. Wird dann halt ein Wheat Ale und kein Weizen.

Sudhausausbeute bei BIAB mit 50% anlegen. Du brauchst also definitiv mehr Malz dafür. Als Hauptguss nimmst du auch gleich die 20L. Nachguss ist bei BIAB eher ein paar Liter über den Sack schütten, da tut es auch ein kleiner Topf oder heisses Wasser aus dem Hahn. Musst halt öfter mal den Extraktgehalt messen. Sollte man beim Brauen aber generell machen.
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bierfaristo
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Re: Das erste Mal

#5

Beitrag von bierfaristo »

Vorweg, das von dir erwähnte Bier kenne ich nicht.
Ich würde aber mit den Hopfengaben mit Citra eher vorsichtig sein. Ich denke die von Bernd erwähnte Mengen sollten okay sein. Ich persönlich finde große Gaben von Citra kritisch, ich assoziiere dann irgendwann Klostein.
Citra ist aber auch ein Hopfen, an dem sich die Geister scheiden. Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn. Geschmäcker sind halt verschieden. Ich würde eher Cascade oder Amarillo nutzen. Entfernt sich dann aber halt mehr vom Original.
Fühle mich oft unverstanden, bin vermutlich ein Genie.
FloBrew
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Re: Das erste Mal

#6

Beitrag von FloBrew »

Hallo und vielen Dank für die eure hilf- und lehrreichen Antworten!

Alt-Phex hat mit seiner Behauptung wohl recht, dass ich als ungeduldiger und ungeübter Anfänger gleich mal zu viel Neues auf einmal probieren will, aber ich werds trotzdem versuchen und mit eurem gegebenen Input kommt hoffentlich ein trinkbares Bier heraus :Bigsmile

Mit den neu gewonnenen Informationen werde ich es jetzt wie folgt angehen:

Maische: 20l Hauptguss; 6kg Malz (50/50 Weizen und Wiener); 60min bei 67°C; einen großen Topf Wasser (ca.6l) als Nachguss zum Einstellen des Zuckergehalts

Hopfen: ~5g Magnum bei Kochbeginn, ~10g Citra & ~10g Amarillo am Ende (bzw. wenn die Würze schon ein wenig abgekühlt ist)
(ich werd' die Hopfen vorher mal geruchstechnisch vergleichen und dann die endgültigen Mengen, nach Geschmack festlegen)

Hefe: 1 Pkg. (11g) Lallemand LalBrew® New England Trockenhefe NEIPA (obergärig)
Ich bleib mal bei dieser, da der klassische Weizenbier-Charakter nicht meine oberste Priorität ist und ich die Kombi Weizenmalz mit IPA-Hefe irgendwie witzig finde :)

Ich bin schon gespannt ob's was wird! Nochmal vielen Dank für euren Input, ich werde berichten, wie der Brautag verlaufen ist.

LG Flo
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schwarzwaldbrauer
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Re: Das erste Mal

#7

Beitrag von schwarzwaldbrauer »

Falls es noch nicht zu spät ist:
Mach nicht nur 6l Nachgusswasser, das wird nicht reichen.
Du musst so lange nachgiessen, bis die Zielstammwürze erreicht ist - hoffe du hast eine Spindel um das zu messen.

Grüßle Dieter
Brau, schau wem.
FloBrew
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Re: Das erste Mal

#8

Beitrag von FloBrew »

Nein ist noch nicht zu spät! Werd heute die Rohstoffe und noch den Rest der Ausrüstung bestellen.

Danke für den Hinweis! Dann stell ich noch einen 2ten Topf auf, um ausreichend Nachgusswasser zur Verfügung zu haben. Eine Spindel ist natürlich in der Ausrüstung enthalten.

Hab mir gestern den kleinen-brauhelfer runtergeladen und bin gerade am Einarbeiten. Ist wirklich ein super-Tool! Grad bin ich noch ein wenig überwältigt, aufgrund der Fülle an einstellbaren Parametern, aber da werd ich mit der Zeit schon zurecht kommen :Smile

Schönen Sonntag noch & LG
Flo
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schwarzwaldbrauer
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Re: Das erste Mal

#9

Beitrag von schwarzwaldbrauer »

FloBrew hat geschrieben: Sonntag 29. März 2020, 11:22 Nein ist noch nicht zu spät! Werd heute die Rohstoffe und noch den Rest der Ausrüstung bestellen.

Danke für den Hinweis! Dann stell ich noch einen 2ten Topf auf, um ausreichend Nachgusswasser zur Verfügung zu haben. Eine Spindel ist natürlich in der Ausrüstung enthalten.

Hab mir gestern den kleinen-brauhelfer runtergeladen und bin gerade am Einarbeiten. Ist wirklich ein super-Tool! Grad bin ich noch ein wenig überwältigt, aufgrund der Fülle an einstellbaren Parametern, aber da werd ich mit der Zeit schon zurecht kommen :Smile

Schönen Sonntag noch & LG
Flo
Dann ist ja alles gut.
Wenn du am Ende des Hopfenkochens z.B. auf 13 Gr.Plato kommen willst, dann machst du so lange Nachgüsse bis du auf 11 .. 11,5 bist. Durch Verdampfen beim Kochen kommst du am Ende dann auf die 13.
Achtung beim Spindeln berücksichtigen, dass die Spindel auf 20 Gr.C. geeicht ist. Im Internet findest du Korrekturtabellen für andere Würzetemperaturen.
Gut Sud und schönen Sonntag,
Dieter
Brau, schau wem.
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bierfaristo
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Re: Das erste Mal

#10

Beitrag von bierfaristo »

Er will doch BIAB machen. Viel mit Nachgüssen ist da nicht.
Fühle mich oft unverstanden, bin vermutlich ein Genie.
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Micha Ale
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Re: Das erste Mal

#11

Beitrag von Micha Ale »

Er will doch BIAB machen. Viel mit Nachgüssen ist da nicht.
Guude, das ist so nicht ganz richtig!
Am Anfang hast du zb in der Einkocherklasse deine ca 20 Liter Hauptguss und deine ca 6 Kg Malz.
Nach entfernen des Maischesacks hast du erheblich weniger in der Pfanne als Vorher,
das ist nicht anders als bei konventionellem abmaischen.
Also kannst du knapp nochmal 10 Liter dazugeben bis Kochende.
Das ist technisch gesehen natürlich kein Nachguss, kommt aber auf dasselbe heraus.
Viele machen es auch so, das sie den Maischesack in besagten Wasser "baden",
bevor sie es zum Kochen dazugeben... da sind wir dann schon recht nah dran am klassischen Nachguss.

Eine Ausnahme wäre, wenn die Pfanne gross genug (oder deine Zielmenge klein genug) wäre,
um das Gesamte Brauwasser zum Einmaischen dazuzugeben.

Jedenfalls stimme ich Dieter zu, das die 6 Liter eher Knapp bemessen sind :Smile

LG
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