Klosterbräu 20l

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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Bum
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Klosterbräu 20l

#1

Beitrag von Bum »

Guten Morgen.

Ich habe letzten Donnerstag mein erstes Bier gebraut, nach folgenden Rezept:
Es hat auch alles gut geklappt, und sehr lecker geduftet. Seit dem steht es bei 18-19°C im Gärfass.
Die Hefe war sehr gut angegangen, alles so wie es soll.
Ich hatte bereits am Montag mal gespindelt, da waren es 7°Plato, und eben 6°Plato.
Alles bei 20°C.
Die Gäraktivität ist mittlerweile fast bei Null.

Hier ist doch etwas nicht richtig, oder?

War bis jetzt guter Dinge, aber weil es der erste Versuch ist bekomme ich doch etwas kalte Füße.
Riechen und Schmecken tut es jedenfalls, also nicht verdorben.

Was meint ihr? Mit dem Abfüllen nochmal warten? Will auch so wenig wie möglich dran rum fummeln...

Die Probe die ich eben gezogen habe, lasse ich jetzt erstmal bei Zimmertemp abgedeckt stehen, und schaue mal heute nachmittag, ob etwas passiert ist.

Danke Euch!

Gruß
Jörg
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Re: Klosterbräu 20l

#2

Beitrag von Braufex »

Morgen Jörg,
wenn Du uns die Information gibst, welche Stammwürze Du beim Anstellen der Hefe hattest und mit was für einem Messgerät (Refraktometer/Spindel) Du die Stammwürze und den Restextraktgehalt gemessen hast, kann Dir sicher jemand weiterhelfen.

Die Gäraktivität "fast bei Null" heisst: einfach noch abwarten ;-)

Und lies Dir diesen Beitrag mal durch:
Zusammenfassung: Bier abfüllen und reifen

Gruß Erwin

Nachtrag: ich hab irgendwie überlesen, dass Du "gespindelt" geschrieben hast. Also wurden die Werte auch mit einer Spindel gemessen, oder?
Zuletzt geändert von Braufex am Freitag 29. Mai 2020, 07:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Ich weiß zwar nicht wie, aber sie funktioniert prima ;-)
Bum
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Re: Klosterbräu 20l

#3

Beitrag von Bum »

Hallo Erwin, ich habe mir leider keine Aufzeichnungen gemacht. Hatte aber vor der Hefezugabe zwischen 13 und 14 grad plato gespindelt. Restextraktgehalt kann ich nicht sagen 😫.
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JokerPs
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Re: Klosterbräu 20l

#4

Beitrag von JokerPs »

7gr Hefe erscheint mir auch ein bisschen wenig auf 20L Ausschlagmenge.
Bum
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Re: Klosterbräu 20l

#5

Beitrag von Bum »

Hmmm. Mehr war nicht dabei, habe aber noch ein paar päckchen us-05 hefe. Leider fehlt mir aber die Erfahrung, ob das jetzt der richtige weg ist. Dachte, die Hefe vermehrt sich im Bier. Sterben kann sie ja nicht, oder? Nur ruhen, wenn kein futter mehr da ist. Beim Wein ist es ja anders, da stirbt die hefe beim erreichen eines gewissen alkoholwertes. Eventuell bin ich auch mit 18°C als gärtemperatur so nah am Minimum, dass alle Prozesse nur sehr sehr behäbig ablaufen. Kein Plan, was ich jetzt mache. Verderben kann's mir ja unter der co2 Glocke erstmal nicht, oder? Bei wieviel grad plato würdet ihr in flaschen füllen, bzw wie lange würdet ihr maximal warten?
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JokerPs
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Re: Klosterbräu 20l

#6

Beitrag von JokerPs »

Bum hat geschrieben: Freitag 29. Mai 2020, 09:08 Eventuell bin ich auch mit 18°C als gärtemperatur so nah am Minimum, dass alle Prozesse nur sehr sehr behäbig ablaufen.
Das ist schon so. Das Bier steht jetzt seit 8 Tagen. Ich würde auf jeden Fall noch mindestens 5 Tage warten und dann nochmal spindeln. Zu wenig Hefe ist nie gut - siehe Stichwort underpitching - aber nach einer Woche ist noch keine Panik angesagt. Geduld!

Gruss
Mike
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brauflo
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Re: Klosterbräu 20l

#7

Beitrag von brauflo »

Hallo Jörg,

Ja, 7g Hefe erscheint tatsächlich wenig, aber sie scheint ja ziemlich rasch angekommen zu sein.

Im Rezept vergärt sie 13,2 °P zu 3,2 mas% (Masseprozent). Das entspricht einem scheinbaren Endvergärungsgrad [ EVs ] von 75,8%

Du gibst eine gemessene Stw von "zwischen 13 und 14 °P" an.
Damit liegt Dein EVs bei den zuletzt gemessenen 6 mas% scheinbarer Restextrakt ( REs) bei zwischen 54 und 57 mas% .

(Ich weiß, viele neue Begriffe und Abkürzungen)

Was auch immer Du bisher gemacht hast:
Da geht bestimmt noch was!
Lass Dich nicht entmutigen.


Meine Empfehlung:
Lass das noch eine Woche stehen, gehe nicht jeden Tag dran und miss dann noch einmal.

Noch ein paar Worte zur Sudhausausbeute:

Das Rezept gibt für ein Ausschlagvolumen von 20l mit einer Stw von 13,2°P eine Schüttung von 4,5 kg vor.
Das entspricht einer Sudhausausbeute (SHA) von 61,8 %
Dein Volumen ist nicht bekannt, darum kann ich zu Deiner SHA auch nichts sagen.
Die wird aber vermutlich darunter liegen.

Warum?

Im Rezept wird eine Maltoserast von 30 Minuten bei 64°C angegeben, das ist schon recht hoch (mal alle Diskussionen zur potentiell höheren Verkleisterungstemperatur beiseite geschoben)
Je nachdem wie (un-)präzise Dein Thermometer misst und wie (un-)präzise es Dir mit Deinem Equipment gelingt diese Temperatur auch zu halten, sind Ausschläge von 1-2 K nach oben oder unten nicht auszuschließen.
Im Worst Case hast Du eine Mischung aus Maltoserast und kurzer "Kombirast" bei 65-66°C gemacht mit einer folgenden Verzuckerungsrast, die - einen systematischen Fehler vorausgesetzt - auch durchaus bei 73-74°C gelegen haben kann.
Dabei können eine Menge unvergärbarer Zucker bei einem recht geringen Anteil vergärbarer Zucker entstanden sein.

Ein weiterer Faktor, der die SHA negativ beeinflussen kann ist die Hardware und der Prozess des Läuterns.
Dann können Messfehler (Temperatur) beim Spindeln hinzukommen.

Du wirst mit der Zeit Deine Anlage und Deine Prozesse so weit kennenlernen, daß Du deine eigene SHA ermitteln und damit die Rezepte auf Deine Anlage umrechnen kannst.

Und als "Take Home Message":
Messen, Messen Messen
Dokumentieren, dokumentieren, dokumentieren
Ergebnisse gedanklich nachvollziehen und Prozesse optimieren.
Daneben:
lesen, lesen , lesen
:Greets

Ich wünsche Dir weiter viel Freude bei diesem tollen Hobby

Viele Grüße
:Drink
Florian

Edit: mas% bei Angabe der SHA entfernt - ist hier sinnlos.
Zuletzt geändert von brauflo am Freitag 29. Mai 2020, 10:50, insgesamt 1-mal geändert.
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... wollte ich immer schon mal machen...


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Re: Klosterbräu 20l

#8

Beitrag von uhu »

Moin Jörg,
das Rezept kam mir doch sehr bekannt vor und tatsächlich hatte ich genau das auch schon mal.
Bei mir waren es 13°P Stammwürze und nach 13 Tagen habe ich es damals mit 5°P abgefüllt, nachdem sich einige Tage nichts mehr getan hat.
Also wie alle anderen auch schon gesagt haben: Einfach noch ein bisschen abwarten, da wird sich schon noch ein bisschen was tun.
LG
Bum
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Re: Klosterbräu 20l

#9

Beitrag von Bum »

Hi zusammen,

ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass ich die Temperaturen und Rastzeiten des Rezepts genau getroffen habe. Gemaischt & gekocht wurde in einem isolierten Konfistar mit Rührwerk. Überwacht habe ich das Ganze mit einem Maverick et-732 mit 2 Fühlern. Werde, wie ihr schon sagt, dem Bier noch etwas Zeit im Gärfass geben. Habe mir heute ein Refraktometer bestellt, um mal einen Vergleich zur Spindel zu haben. Da ich die Proben bisher über den Hahn gezogen habe, werde ich das Fass mal vorsichtig nach hinten lehnen und diesen dann gegen einen verschlossenen Deckel austauschen. Das mit dem Säubern von unten ist mir nicht geheuer. Fürs Refraktometer reicht es ja dann von oben mit Einwegpipetten. Melde mich spätestens nächste Woche wieder. Achja, die heute früh entnommene Probe hat nach wie vor 6°Plato...

Gruß
Jörg

@ Florian
danke für die Erklärungen
Bum
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Re: Klosterbräu 20l

#10

Beitrag von Bum »

Habe gerade in zwei älteren Büchern gelesen, dass a) ein trübes bier wärend der gärung ein Indiz für schlechte hefe sei, und b) obergärige hefe ruhig während der gärung gut durchlüftet werden sollte, da sie Sauerstoff mag. Was haltet ihr davon?
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brauflo
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Re: Klosterbräu 20l

#11

Beitrag von brauflo »

Bum hat geschrieben: Freitag 29. Mai 2020, 22:05 Habe gerade in zwei älteren Büchern gelesen, dass a) ein trübes bier wärend der gärung ein Indiz für schlechte hefe sei, und b) obergärige hefe ruhig während der gärung gut durchlüftet werden sollte, da sie Sauerstoff mag. Was haltet ihr davon?
Ähem, wenig.
Wo hast Du das denn gelesen?
"ältere Bücher" geben nicht selten auch "ältere Überzeugungen" weiter.

a) trübes Bier kann viele Gründe haben, das müssen auch gar keine schlechten sein. Meist klärt sich das mit den Faktoren "Zeit" und "Kälte" von allein.
(btw.: Was verstehst Du unter "schlechter Hefe"??)

b) "Gärung" ist ein anaerober Metabolismus. Diesen Stoffwechselweg nimmt die Hefe nur im Notfall.
Er ergibt wesentlich weniger Energie aus einem Molekül Zucker als der aerobe Weg (mit Sauerstoff).
Wenn Du da wieder Sauerstoff zuführst, stellt die Hefe sofort die ineffiziente Gärung zugunsten der aeroben Glykolyse ein.

(Falls Du es genauer wissen möchtest: Stichworte zur Recherche wären:
ATP, und aerobe vs. anaerobe Glykolyse...)

Es macht allenfalls beim Anstellen der Hefe Sinn, die Würze gut zu belüften. Da braucht die Hefe im ersten Schritt alles Verfügbare für eine exponentielle Zellvermehrung.
Aber gerade Trockenhefen bringen meist alles Notwendige schon mit, so daß hier auf eine Würzebelüftung oftmals verzichtet wird.

Ein aktuelles Buch, das ich sehr empfehlen kann ist dieses:

https://www.ulmer.de/usd-5416052/bier-brauen-.html

Das hat unser geschätzter Forumskollege §11 geschrieben und es gibt den für Hobbybrauer aktuellen "State of the art" wieder.

Viele Grüße
Florian
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brauflo
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Re: Klosterbräu 20l

#12

Beitrag von brauflo »

Bum hat geschrieben: Freitag 29. Mai 2020, 20:45 Achja, die heute früh entnommene Probe hat nach wie vor 6°Plato...
... nicht so oft messen... :Smile

[Doziermodus]...und um wieder etwas pingelig bei den Bezeichnungen zu werden:
°P (Grad Plato) ist als definierte Einheit der Messung der Stammwürze vorbehalten. Also ausschließlich dem Extraktgehalt nach dem Kochen und vor dem Anstellen.
Alle anderen Extraktmessungen werden in Masseprozent (mas%) angegeben.[/Doziermodus]

:Drink
Florian
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Bum
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Re: Klosterbräu 20l

#13

Beitrag von Bum »

:Smile ...hatte ich mir ja eh vorgenommen
Schlechte hefe gleich halbtot.
Die bücher hießen beide "bier brauen" von dave laing und john hendra bzw von udo krause.
Bum
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Re: Klosterbräu 20l

#14

Beitrag von Bum »

Hallo zusammen,

eben ist das Refraktometer angekommen. Mit destiliertem Wasser getestet, war glatt bei null. Mit der 2 Tage alten Probe getestet 10 Brix. Neue Probe gezogen, 10 Brix. Spindel sagt nach wie vor 6mas%. Hier ist doch was oberfaul. wat nu? Wer lügt hier, bzw wie teste ich es am besten? Mit einem Schluck gekauften Bier?
Im Gärspund tut sich mittlerweile nix mehr. Die alte Probe hat etwas malziger geschmeckt, die neue kaum noch...

Was mache ich jetzt, denke warten bringt hier nix, oder?
Nochmal etwas, also 4-5g von der US-05 ansetzen?

Danke euch!
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Re: Klosterbräu 20l

#15

Beitrag von JokerPs »

Den Alkoholfehler beim Refraktometer hast Du rausgerechnet?
Bum
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Re: Klosterbräu 20l

#16

Beitrag von Bum »

Nein, einfach nur abgelesen. Ist eben Mist wenn man noch keine Ahnung hat... Gerade auf Müggeland die 10Brix bei einer Stammwürze von 13,2% eingegeben, das entspräche dann 5,8 °Plato. Somit würde es passen, oder bin ich jetzt ganz raus ;-)
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Re: Klosterbräu 20l

#17

Beitrag von JokerPs »

Nein, jetzt weisst Du, dass Deine Spindel funktioniert.
Weiter warten.
Bum
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Re: Klosterbräu 20l

#18

Beitrag von Bum »

...und das Refraktometer funzt auch. Naja, aller Anfang ist eben doch nicht so ohne. Habe mich am Brautag gefreut, dass alles so ziemlich stressfrei gelaufen ist, viel weiter hatte ich da noch nicht gedacht. Bin erstmal beruhigt. Vielen Dank!
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Re: Klosterbräu 20l

#19

Beitrag von JokerPs »

Selbst wenn es nicht weiter runtergeht, ist vielleicht das Schlimmste, dass das Bier ein bisschen süßer ist. Aber trotzdem noch warten, sonst gibts vielleicht Flaschenbomben.
Bum
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Re: Klosterbräu 20l

#20

Beitrag von Bum »

Mich hat nur stutzig gemacht, dass die 7g Hefe laut Aussage wohl etwas unterdimensioniert sei. Die Gäraktivität ist wie gesagt am Spund nicht mehr auszumachen.
Jetzt nochmal Hefe nachzufüttern ist wohl nicht ratsam? Oder Fass im verschlossenen Zustand mal durchzuschütteln? Oder wärmer stellen?
Alles nur Ideen eines noch Unbetuchten :Grübel

Wenn alles "Nein", dann warte ich weiter und übe Geduld :thumbsup
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