Rezeptchek NEIPA

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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Splitter
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Rezeptchek NEIPA

#1

Beitrag von Splitter »

Hi zusammen,

der Sommer ist zwar fast vorbei, ein letztes erfrischendes und fruchtiges "Sommerbier" soll es aber dieses Jahr trotzdem noch geben. Die Wahl ist dabei auf ein NEIPA bzw. Hazy IPA gefallen. Da der Stil ja nicht so einfach zu brauen ist und das auch mein erster Versuch in diese Richtung ist, wäre es super wenn ihr auf meine Rezeptidee eine prüfenden Blick werfen könntet :Smile
Ich habe mich die vergangenen Wochen in den Stil ein bisschen eingelesen, Resultat ist das folgende Rezept in das ich versucht habe meine Erkenntnisse einfließen zu lassen:

Zielwerte:

17-18 Plato
ca. 10 EBC
um 30 IBU
angepeiltes sEVG bei ca. 75%

1. Wasser

Wegen des hellen und hopfenbetonten Stils ist eine Aufbereitung hier ja zwingend nötig.
Die Ausgangswerte meines Wassers sind:

Säurekapazität 4,55 mmol/l
Calcium 58 mg/l
Magnesium 11 mg/l
Chlorid 12 mg/l
Sulfat 35 mg/l
Natrium 35 mg/l

Ergibt laut MMuM eine Restalkalität von 10,1 dH

Mit 30 ml Salzsäure (9%-ig) und 15 ml Schwefelsäure (5%-ig) pro 20 Liter Wasser ergibt sich folgendes:

Sulfat 72 mg/l
Chlorid 149 mg/l
Restalkalität - 3 dH

Chlorid : Sulfat somit 2:1. Das entspricht ja der Literatur.
Der Maische PH war angepeilt auf ca. 5,2-5,4, wird gegebenenfalls natürlich noch nachjustiert.

Frage dazu: Hat die Aufbereitung lediglich mit Säuren einen negativen Einfluss? Normalerweise würde ich mit CaCl2 bzw. CaSo4 aufbereiten, dann geht mir aber das Calcium durch die Decke.

2. Schüttung und Maischeprogramm

Dabei habe ich mich am basic brewing Podcast "The perfect NEIPA" orientiert. Rausgekommen ist:

Pilsner 35%
Pale Ale 30%
Weizenflocken 12,5%
Hafeflocken 12,5%
Cara Pils 10%

Die im Podcast angegebenen 30% unvermälztes Getreide waren mir dann doch ein wenig zu viel (Thema läutern).
Ziel der Schüttung ist es zwar einen gewissen Malzkörper und eine gewisse Restsüße zu erreichen, dabei aber auch ein möglichst helles Bier zu bekommen. Die Bühne soll in diesem Stil ja dem Hopfen gehören.

Maischen würde ich 10 min bei 55 Grad und anschließend 60 min bei 68 Grad.

3. Hopfengaben

Ich hatte an folgende Hopfensorten gedacht:

Citra (13,8% Alpha)
Mosaic (11,6% Alpha)
Galaxy (15% Alpha)
Callista (4,4% Alpha)

Das Ganze gebittert auf ca. 7 IBU mit Citra als VWH.
Anschließend 7g/l im Whirlpool, dabei zweistufig mit 2 g/l bei 85 Grad, 10 min Hop Stand und den Rest bei unter 80 Grad mit 20 min Hop Stand. Anschließend aktiv in ca. 20 min auf Anstelltemperatur gekühlt. Ergibt laut Beersmith rechnerisch 28 IBU.

Gestopft anschließend mit 8 g/l bei 15 Grad für 1,5 Tage, anschließend 1,5 Tage Cold Crush. Den Stopfhopfen hatte ich geplant nach abgeschlossener HG zu geben. Damit "verpasse" ich zwar die Biotransformation bei aktiver Gärung, sollte aber auch das Risiko von Hop Burn reduzieren. Ich hatte gelesen, dass das im WP gelöste Geraniol und Linalool bereits ausreichend von der Hefe transformiert wird.
Die Hopfengaben verteilen sich (bis auf die VWH) jeweils gleichmäßig auf die vier Hopfensorten.

Ab Zugabe der Hefe sollte alles komplett ohne Sauerstoffeintrag ablaufen um Oxidation absolut auszuschließen. Dazu hatte ich geplant im Brew Monk Gärbehälter beim Stopfen von unten (über den Hahn) mit CO2 zu spülen. Nach dem Cold Crush (ebenfalls während mit CO2 gespült wird) in ein vorgespanntes KEG umfüllen. Das Vorgehen hatte ich so bei The Craft Beer Channel gesehen.

4. Sonstiges

Als Hefe wollte ich die Verdant IPA benutzen.
Zusätzlich noch ca. 60 mg/l Ascorbinsäure hinzugeben, nochmals um Oxidation zu minimieren. Das ganze dann mit Gegendruck in Flaschen abgefüllt.


Puh das ist jetzt doch länger geworden als geplant.... sorry schon einmal dafür!

Für einen prüfenden Blick und Kritik wäre ich euch sehr dankbar :Smile

Bis dahin gut Sud!

Viele Grüße

Thomas
cesc
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Re: Rezeptchek NEIPA

#2

Beitrag von cesc »

Sieht doch gut aus. DIe Hopfen verwendest du in gleichen Teilen?
Sind alles klasse hopfen und wird bestimmt ein spitzen Bier. Ich hab auch noch Mosaic und Galaxy da und will in die RIchtung was machen.

Die Jungs von Verdant machen auch nur eine Whirlpoolgabe und stopfen dann nach abgeschlossener HG. Laut Ihnen reicht auch die massive Whirlpoolgabe für Biotransformation.
Für den Coldcrash würde ich mal den Trick mit dem Ballon probieren - so verhinderst du, dass Sauerstoff eingesogen wird.
Splitter
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Re: Rezeptchek NEIPA

#3

Beitrag von Splitter »

Danke dir 👍🏻
Die Idee war alle zu gleichen Teilen zu verwenden, mit dem Callista habe ich aber bisher keine Erfahrung und bin mir deswegen nicht sicher ob er gegen die anderen Hopfen überhaupt ankommt.
Würdest du die Hopfen in anderen Anteilen benutzen?

Ich hatte alternativ überlegt von den besonders Linalool und Geraniol reichen Hopfen im WP etwas mehr zu nehmen (evtl. 1,5 mal so viel Citra und Mosaic wie Galaxy und Callista) um mehr davon für die Biotransformation in der Gärung zu haben.

Dazu hatte ich auch ein Interview mit James von Verdant Brewing gesehen, daher kam die Idee nur nach abgeschlossener HG zu stopfen 😊

Ah danke dir, das mit dem Ballon werde ich auf jeden Fall machen 👍🏻
cesc
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Re: Rezeptchek NEIPA

#4

Beitrag von cesc »

Ja ich hätte auch etwas bedenken, dass der Callista etwas untergeht gegen die anderen 3 Power Hopfen :)

Bei den Verdant Rezepten ist auch immer etwas mehr Citra. Aber das ist ja Geschmacksache.

Wo hast du denn die Weizenflocken bezogen?
DerDallmann

Re: Rezeptchek NEIPA

#5

Beitrag von DerDallmann »

Weizenflocken gibt's idR recht häufzg zu kaufen.
Ich hole die zB immer bei Budni.
cesc
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Re: Rezeptchek NEIPA

#6

Beitrag von cesc »

DerDallmann hat geschrieben: Mittwoch 1. September 2021, 11:26 Weizenflocken gibt's idR recht häufzg zu kaufen.
Ich hole die zB immer bei Budni.
Heißen die da auch so?
Reformhaus, DM, Rossmann und Edeka bisher nicht fündig geworden
hattorihanspeter
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Re: Rezeptchek NEIPA

#7

Beitrag von hattorihanspeter »

Weizenflocken wollte ich beim nächsten auch verwenden. Hab die bisher auch noch nicht finden können ausser beim Dehner als Vogelfutter.

Zum Rezept: liest sich gut, Callista hat mich bisher noch nicht überzeugt, glaube ebenfalls dass der bei der Kombi untergeht.
Sauerstoffarmes abfüllen in Flaschen hab ich bisher trotz GDA und vorspülen der Flaschen mit CO2 nicht so hinbekommen, dass sich das längers gehalten hätte. Da seh ich in deinem Rezept die größte Herausforderung.
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Hans A.
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Re: Rezeptchek NEIPA

#8

Beitrag von Hans A. »

Hi Thomas, liest sich gut! Ist dieser Thead schon bekannt? Da hab ich was zum Thema Haferflocken vs. -malz, Cold Crash und Abfüllen geschrieben (tl;dr: lieber Malz statt Rohfrucht einsetzen, CC so kurz wie möglich, Abfüllen mit Überschäumen ["cap on foam"] - Königsweg ist aber sicherlich Grünschlauchen ins vorgespannte Keg und dann zapfen).
DerDallmann

Re: Rezeptchek NEIPA

#9

Beitrag von DerDallmann »

cesc hat geschrieben: Mittwoch 1. September 2021, 11:41 Heißen die da auch so?
Reformhaus, DM, Rossmann und Edeka bisher nicht fündig geworden
Du hast recht, die gibt's da gar nicht. Das hatte ich falsch erinnert.
Ich hab immer einfach Dinkelflocken genommen. Ist ja fast Weizen.
Splitter
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Re: Rezeptchek NEIPA

#10

Beitrag von Splitter »

Die Weizenflocken habe ich, wenn ich mich richtig erinnere, von Hopfen und Mehr, einfach bei der letzten Malzbestellung mit dazu gepackt.

Auf den Callista bin ich v.a. gekommen da das Aromaprofil sich gut mit den anderen vertragen sollte. Geht ja in eine ähnliche Richtung.
@hattorihanspeter: Bin ich vollkommen bei dir! Technisch wird der Sauerstoff mit Sicherheit die größte Herausforderung. Welchen GDA benutzt du denn? Ich hatte als Hilfe gegen Oxidation eben noch auf die Ascorbinsäure gesetzt, aber ich denke dass das Bier auf jeden Fall zügig getrunken werden sollte.

Danke Hans! Der Threat war mir bekannt und auch eine meiner Quellen bzw. Ausgangspunkte in der Recherche! CC ist mit 24 bis max. 36 Stunden angedacht, dafür aber auch möglichst kalt um 0 Grad. Cap on Foam werde ich auf jeden Fall berücksichtigen! 👍🏻
Grünschlauchen wäre natürlich optimal! Dann funktioniert nur leider Stopfen nach der HG nicht mehr, oder? Bringt es noch was das fertig gestopfte und ausgegorene Bier mit ein paar Löffeln Zucker ins KEG zu geben um noch einmal ein bisschen Gäraktivität im Fass zu haben?

Hat jemand von euch noch Erfahrungen mit dem Aufsalzen nur über Salz- und Schwefelsäure? Hat das irgendwelche negativen Auswirkungen die ich gerade übersehe?

Danke euch schon mal für die Hilfe! 👍🏻
hattorihanspeter
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Re: Rezeptchek NEIPA

#11

Beitrag von hattorihanspeter »

Nutze die Fill Station von Craft Hardware.
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DrFludribusVonZiesel
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Re: Rezeptchek NEIPA

#12

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

Da ich grad wieder mein MIlkshake IPA mit Callista trinke, muss ich für den Hopfen eine Lanze brechen. Wenn man den nicht mit anderen Granaten erschlägt, ist das ein wirklich guter Hopfen. Ich hab ihn nur mit etwas Lemondrop kombiniert und bin begeistert.

Man isst ja auch keinen jungen Gouda mit einem Roquefort und beschwert sich dann, dass der Gouda untergeht. :P
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Splitter
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Re: Rezeptchek NEIPA

#13

Beitrag von Splitter »

Absolut! Den Callista wollte ich auch in erster Linie mit rein nehmen um die Aromen der anderen zu verbinden, da er laut Barthhaas sowohl die Aromen vom Mosaic, als auch die vom Galaxy hat. Macht der Gedanke deiner Meinung nach Sinn? Oder sagst du aus deiner Erfahrung auch, dass er in der Mischung komplett untergeht?

Die Fill Station benutze ich auch 👍🏻 Hatte bisher super Erfahrungen damit, bin gespannt wie sie sich bei einem sehr hopfenlastigen Bier schlägt!
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DrFludribusVonZiesel
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Re: Rezeptchek NEIPA

#14

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

Da ich bisher kein "reines" NEIPA gebraut habe, sondern nur mit Maracujapüree und eben dem Callista, kann ich nicht aus Erfahrung sprechen. Schaden wirds sicher nicht, mit der Maracuja fügt er sich jedenfalls sehr harmonisch ein.

Für mein NEIPA habe ich Galaxy und Vic Secret geplant, allerdings mit Simcoe und ohne Citra. Simcoe fast ausschließlich im WP, da er sich bei der Biotransformation stark in die Richtung tropische Frucht entwickeln soll, obwohl er vom Profil her etwas anders ist. Da der Sommer allerdings etwas kürzer und kälter als gedacht war, werde ich das wohl verschieben. Außer ich brauche im Winter eine trinkbare Aufmunterung. :Smile

Falls dus noch nicht kennst:
https://www.lallemandbrewing.com/wp-con ... on2020.pdf
Best practice is practice.
Splitter
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Re: Rezeptchek NEIPA

#15

Beitrag von Splitter »

Versuch macht kluch 😄 mal schauen wies wird, aber dann werd ich ihn mal drin lassen!

Die Kombi hört sich auch gut an. Und ein bisschen Aufmunterung im Winter kann ja auch nicht schaden!

Danke für den Link, das kannte ich tatsächlich noch nicht.
ULBräu
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Re: Rezeptchek NEIPA

#16

Beitrag von ULBräu »

Hast du dein NEIPA schon gebraut? Wie ist es geworden?
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