Rezeptcheck: Helles, OG Festbier

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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C.M.Burns
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Rezeptcheck: Helles, OG Festbier

#1

Beitrag von C.M.Burns »

Moin zusammen!

...der nächste Brautag steht irgend wann mal an.

Da meine mir zugeteilte (...aka die beste aller Ehefrauen...) nicht auf bitteres Bier steht soll es mal in die Richtung Festbier gehen...
Ich hab mir da mal was auf Basis des "Gurgelrutschers" von MMUM zusammengesponnen...

Hauptguss 55 Liter, Nachguß 12 Liter (im Braumeister 50+)
9,2kg PaleAle, 1,4kg Weizen, 1,4kg Carapils und 0,25kg Haferflocken.
Einmaischen bei 46°, 50° für 10 Minuten, 64° für 15 Minuten, 67° für 25 Minuten, 74° für 40 Minuten und 78° bei 15 Minuten.
90 Minuten Kochen.
11g Magnum in die Vorderwürze, 11g 90 Minuten mitkochen, 11g 15 Minuten und 60g Mandarina Bavaria (...ich find den Geschmack einfach geil...) in to the Whirlpool :)

Anstellen würd ich das ganze mit 2 Packerl Wyeast 1007 Hefe bei so 18-20 Grad rum. Hauptgärung dann bei auch 18-20 Grad bis es halt am Ende ist, Flaschengärung dann bei der gleichen Temperatur bis so ca. auf 2 Bar Flaschendruck, und dann Reifen lassen bei 2 Grad.

Wollt ihr da bitte mal drüber gucken ob man das so machen kann oder ob ich mich da völlig vergaloppiert habe?

Viele Grüße
Rainer
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maecki-maecki
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Re: Rezeptcheck: Helles, OG Festbier

#2

Beitrag von maecki-maecki »

Für meinen Geschmack wäre das zu süß, aber wir sind ja nicht verheiratet :Bigsmile

Du hast gegenüber dem Gurgelrutscher das Carapils von 9,5% auf 11,7% der Schüttung aufgestockt und die Rasten deutlich Richtung nicht vergärbarer Zucker geschoben. Der Magnum dürfte etwas bitterer sein als der Dr. Rudi aber ich weiß nicht, ob das die Süße abfedert…

Gruß
Mäcki
Northern Brewer
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Re: Rezeptcheck: Helles, OG Festbier

#3

Beitrag von Northern Brewer »

Schüttung: Das passt schon gut. Mein Rezept (https://www.maischemalzundmehr.de/index ... ff=madness) ist in Sachen Schüttung nicht weit davon entfernt und diese Schüttung finde ich auch nach Jahren immer noch genial. Passt also aus meiner Sicht.

Maischeplan: Grundsätzlich ok. Allerdings kannst du dir die Eiweißrast bei OG auch sparen und im Braumeister wird die 74°C Rast weitgehend ins Leere laufen, denn bis dahin ist der Sud nach aller Wahrscheinlichkeit bereits jodnormal.

Hopfen: Du machst keine Angaben zur IBU. Da du es aber nicht so bitter haben willst, überprüfe unbedingt die Alphasäure beim Magnum. Nicht, dass aus 25 IBU im Ausgangsrezept auf einmal 35 IBU werden und du böse Blicke deiner Frau erntest.

Gärung: Auch wenn du OG braust, würde ich über einen Starter nachdenken und vor allem - wenn irgendwie möglich - kühler vergären. Es soll ja süffig sein und leicht runter gehen, da stehen ausgeprägte Esternoten eher im Weg.
Bei mir ist es auch schon mal kein Bier geworden.
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Juergen_Mueller
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Re: Rezeptcheck: Helles, OG Festbier

#4

Beitrag von Juergen_Mueller »

Hast du gute Erfahrungen mit dem Reifungsprozess machen können? Mir erscheint eine Kühlung auf 2 Grad direkt nach Ende der Flaschengärung vorschnell. Eine obergärige Hefe sollte bei dieser tiefen Temperatur die Arbeit einstellen, oder? Für die Reifung braucht es die Hefe doch in einem fitten Zustand, daher hätte ich eine Reifung bei ca. 15 Grad und mind. 2 Wochen lang erwartet.
Eine Rast bei 78 Grad wird hier im Forum auch als unnötig erachtet, persönlich habe ich jedoch keine Erfahrung dazu. Ich maische direkt nach der Verzuckerungsrast (und neg. Jodprobe) ab.
Kompetent im Promillebereich
Gruß
Jürgen
Northern Brewer
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Re: Rezeptcheck: Helles, OG Festbier

#5

Beitrag von Northern Brewer »

Da gebe ich dir in beidem Recht, die Punkte habe ich überlesen. Die 78°C Rast ist unnötig, im Braumeister kannst du ohne Probleme nach der letzten Rast direkt das Malzrohr ziehen.

Und die Nachgärung sollte nicht bei einem bestimmten Wert abgebrochen werden. Die Nachgärung dauert so lange wie sie dauert und im Anschluss beginnt dann die Kaltreifung. Einige schwören zudem darauf, nach Ende der Nachgärung noch einige Tage mit der Kaltreifung zu warten - das kann ich aus eigener Erfahrung aber keinen Vorteil feststellen.
Bei mir ist es auch schon mal kein Bier geworden.
C.M.Burns
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Re: Rezeptcheck: Helles, OG Festbier

#6

Beitrag von C.M.Burns »

Northern Brewer hat geschrieben: Dienstag 5. April 2022, 09:10 Hopfen: Du machst keine Angaben zur IBU. Da du es aber nicht so bitter haben willst, überprüfe unbedingt die Alphasäure beim Magnum. Nicht, dass aus 25 IBU im Ausgangsrezept auf einmal 35 IBU werden und du böse Blicke deiner Frau erntest.
Der Magnum hat 11% und der Mandarina nicht ganz 9 - das sollte also eigentlich gemäß "Rezeptvorlage" nicht ganz daneben sein...
Northern Brewer hat geschrieben: Dienstag 5. April 2022, 09:10 Gärung: Auch wenn du OG braust, würde ich über einen Starter nachdenken und vor allem - wenn irgendwie möglich - kühler vergären. Es soll ja süffig sein und leicht runter gehen, da stehen ausgeprägte Esternoten eher im Weg.
Ja, danke für den Tip! Dann kommts zur Gärung in den anderen Keller - da bin ich so bei 15-16 Grad rum ;) Extra Starter brauchts bei der Hefe eigentlich nicht - das is so ne Flüssighefe mit eingebautem Starterpack ;)
Juergen_Mueller hat geschrieben: Dienstag 5. April 2022, 09:40 Hast du gute Erfahrungen mit dem Reifungsprozess machen können?
Eigentlich schon, ja. OG hab ich bisher nur Weißbier gebraut und da wars eigentlich immer so. HG meist so 7 Tage bis nix mehr ging, dann gespeist und abgefüllt. Nach weiteren sieben Tagen is der Druck dann immer so bei +- 2 BAR (...und geht auch nicht mehr höher...) und dann hau ichs in die Kühlung.
War bisher immer prima :)
Juergen_Mueller hat geschrieben: Dienstag 5. April 2022, 09:40 Eine Rast bei 78 Grad wird hier im Forum auch als unnötig erachtet, persönlich habe ich jedoch keine Erfahrung dazu. Ich maische direkt nach der Verzuckerungsrast (und neg. Jodprobe) ab.
Ja, was die Rasten angeht bin ich mir eher a bisserl unschlüssig... Mir gehts da hauptsächlich darum dass ich a bisserl mehr Zucker rausbekomme. Und wenn ich das richtig gelesen habe dann kann man durch die verlängerten Rasten dem Braumeister a bisserl auf die Sprünge helfen...

Viele Grüße
Rainer
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gulp
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Re: Rezeptcheck: Helles, OG Festbier

#7

Beitrag von gulp »

Helles Festbier obergärig, mit Magnum als Aromagabe. :Grübel
O Tempora, O Mores. :Cool

Gruß
Peter
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier!

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Ladeberger
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Re: Rezeptcheck: Helles, OG Festbier

#8

Beitrag von Ladeberger »

Die Wyeast 1007 setzt man als Alt/Kölsch-Hefe nach dem Motto "viel und kalt" ein. Also wäre ein Starter durchaus zu empfehlen und das ganze bei nicht mehr als 15 - 16 °C zu vergären. Ansonsten nimmt man doch lieber eine Ale-Hefe, die auf 20 °C getrimmt ist.

Ich verstehe diese Faszination vom Brauen untergäriger Bierspezialitäten mit obergärigen Hefen übrigens auch nicht. Mir geht es da auch nicht (nur) um korrekte Terminologie, man steht sich als Brauer selbst im Weg. Es hat schon einen Grund, warum sich Biersorten so entwickelt haben, wie sie sich entwickelt haben: Welche Rohstoffe und Techniken funktionieren im vorhandenen Kontext besonders gut? Wenn man nun temperaturbedingt eben keine Untergärung hinbekommt, macht man doch lieber ein gescheites Pale Ale, das sich aus emprischer Erfahrung von Jahrhunderten gewerblicher und spezifischer fünf Jahrzehnten amerikanischer Craft- und Homebrew-Kultur ableitet als irgendein Pseudo-Festbier.

Gruß
Andy
C.M.Burns
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Re: Rezeptcheck: Helles, OG Festbier

#9

Beitrag von C.M.Burns »

gulp hat geschrieben: Dienstag 5. April 2022, 10:33 Helles Festbier obergärig, mit Magnum als Aromagabe. :Grübel
O Tempora, O Mores. :Cool
Hi Peter,

interessante Zeiten sind das!! :Wink

Nein, im Ernst - wieso nicht? Das Hauptaroma dürfte das ja vom Mandarina bekommen. Oder meinst der Magnum bügelt da drüber?
Wäre es sinnvoller, die 2. Hopfengabe gleich durch den Mandarina Bavaria zu ersetzen?

Viele Grüße
Rainer
Northern Brewer
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Re: Rezeptcheck: Helles, OG Festbier

#10

Beitrag von Northern Brewer »

Ladeberger hat geschrieben: Dienstag 5. April 2022, 10:56
Ich verstehe diese Faszination vom Brauen untergäriger Bierspezialitäten mit obergärigen Hefen übrigens auch nicht. Mir geht es da auch nicht (nur) um korrekte Terminologie, man steht sich als Brauer selbst im Weg. Es hat schon einen Grund, warum sich Biersorten so entwickelt haben, wie sie sich entwickelt haben: Welche Rohstoffe und Techniken funktionieren im vorhandenen Kontext besonders gut? Wenn man nun temperaturbedingt eben keine Untergärung hinbekommt, macht man doch lieber ein gescheites Pale Ale, das sich aus emprischer Erfahrung von Jahrhunderten gewerblicher und spezifischer fünf Jahrzehnten amerikanischer Craft- und Homebrew-Kultur ableitet als irgendein Pseudo-Festbier.

Gruß
Andy

Am Ende ist das doch einfach ein moderat gehopftes Pale Ale - vollkommen unabhängig davon, dass es Festbier genannt wird. Ich jedenfalls finde das Rezept durchaus schlüssig (für ein Pale Ale).
Bei mir ist es auch schon mal kein Bier geworden.
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Re: Rezeptcheck: Helles, OG Festbier

#11

Beitrag von C.M.Burns »

Northern Brewer hat geschrieben: Dienstag 5. April 2022, 11:29 Am Ende ist das doch einfach ein moderat gehopftes Pale Ale - vollkommen unabhängig davon, dass es Festbier genannt wird. Ich jedenfalls finde das Rezept durchaus schlüssig (für ein Pale Ale).
Ja, so sehe ich das auch. PaleAle, Festbier oder von mir auch Klaus-Dieter - wie es heisst ist im Endeffekt wurscht - Hauptsach es läuft :Bigsmile

Da alleine die Haferflocken in der Schüttung dem Verfechter der wahren Lehre :Wink schon die Zornesröte auf die Stirn treiben dürfte, nehme ich das nicht so genau mit der Stiltreue :P

VIele Grüße
Rainer
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Ladeberger
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Re: Rezeptcheck: Helles, OG Festbier

#12

Beitrag von Ladeberger »

Northern Brewer hat geschrieben: Dienstag 5. April 2022, 11:29 Am Ende ist das doch einfach ein moderat gehopftes Pale Ale - vollkommen unabhängig davon, dass es Festbier genannt wird. Ich jedenfalls finde das Rezept durchaus schlüssig (für ein Pale Ale).
Ja, so meinte ich das auch. Aber man tut sich doch bei der Rezepterstellung wesentlich leichter, wenn man weiß in welchem Fahrwasser man unterwegs ist. In Abweichung zum Rezept würde z.B. eine US-05 oder BRY-97 besser passen. Auch das Thema Wasser würde ich passend zu einem Pale Ale anders angehen.
Da alleine die Haferflocken in der Schüttung dem Verfechter der wahren Lehre :Wink schon die Zornesröte auf die Stirn treiben dürfte [...]
Nö, tut's nicht, ich hab ständig irgendwo Rohfrucht am Start. Aber ich weiß eben auch, wie und zu welchem Zweck ich einen Rohstoff einsetze :Greets

Gruß
Andy
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Re: Rezeptcheck: Helles, OG Festbier

#13

Beitrag von C.M.Burns »

Ladeberger hat geschrieben: Dienstag 5. April 2022, 13:02 Ja, so meinte ich das auch. Aber man tut sich doch bei der Rezepterstellung wesentlich leichter, wenn man weiß in welchem Fahrwasser man unterwegs ist. In Abweichung zum Rezept würde z.B. eine US-05 oder BRY-97 besser passen. Auch das Thema Wasser würde ich passend zu einem Pale Ale anders angehen.
Hm...US-05 hätte ich auch im Archiv... Aber ich hab immer irgendwo den Nagel im Kopf das Flüssighefe "besser" ist als Trockenhefe.

...wahrscheinlich aber auch nur ein Aberglaube...Mein "normales" Helles vergäre ich ja auch mit der M76. Und bis auf das ich immer Blut & Wasser schwitze weil die immer so spät ankommt und so langsam vor sich hin schnarcht wird das Bier ganz hervorragend :Smile

Viele Grüße
Rainer
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flatflo
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Re: Rezeptcheck: Helles, OG Festbier

#14

Beitrag von flatflo »

Ich habe Ende letzten Jahres ein "Kellerbier" mit der US-05 vergoren bei 15°C Gärtemperatur. Das ist wirklich gut geworden, dass Keller Ale ;)
"Hey you, beer me. Beer me for always, that's the way it should be.
Hey you, beer me. Beer us together, naturally."
C.M.Burns
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Re: Rezeptcheck: Helles, OG Festbier

#15

Beitrag von C.M.Burns »

So. Am Karfreitag is es jetzt soweit - hab von der Regierung Freizeit genehmigt bekommen :Bigsmile

Schüttung werd ich so machen wie eingangs erwähnt, nachdem ich aber jetzt einige Tage quer rauf und runter gelesen habe werd ich den Maischeplan ein wenig anpassen...
Einmaischen bei 46 Grädern, dann
10 Minuten bei 50°
25 Minuten bei 64°
30 Minuten auf 67°
15 Minuten bei 74° noch versuchen den Rest rauszuziehen und dann hoch auf 78 und raus damit.

...hoffentlich bekomm ich da dann ne vernünftige Vorderwürze zusammen...bei meinem Erstlingswerk im Braumeister war das ja alles ein wenig "dünn"...

Vergären werd ich wohl doch nich mit der angedachten Wyeast, sondern bei +-18° mit der US-05. Nach allem was ich dazu gelesen habe passt die wohl doch besser.

...wünscht mir Glück :)
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