Fichtenkräuterbier

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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rakader
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Fichtenkräuterbier

#1

Beitrag von rakader »

Ich möchte demnächst ein Kräuterbier (Spice, Herb or Vegetable Beer 30A nach BJCP) mit Fichtentrieben brauen. Dazu habe ich im Frühjahr Fichtentriebe gesammelt. Knospen habe ich bewusst ausgelassen, weil ich die im Verdacht habe, zu dominant zu sein.

So ein Bier ist ein Exot, und es ist klar, Vorbilder sind rar gesät. Ein prominentes Beispiel ist sicher das Needlejuice von Proximus auf MMuM. Er sagt, dass er die Triebe getrocknet hat und haut stolze 100g für 20l an seinen Sud ran. Nun habe ich einen Teil meiner Fichtenzweige getrocknet (der Rest ist noch eingefroren) und soeben wiege ich das Ergebnis nach dem Trocknen: Zwei Hand voll (gefüllt) sind gerade mal 40g. Kann es sein, dass man wirklich fünf volle Hände Fichtenzweige nehmen muss oder tut es für den Anfang auch weniger?

Hintergrund: Ich möchte eine dezente Bereicherung - die Fichtennadeln sollen aber nicht alles übertünchen. Wer je einmal ein Fichtennadelbad genommen hat und versehentlich einen Schluck Badewasser in den Mund bekommen hat, weiß wovon ich rede. Auf der anderen Seite haben wir als Kinder beim Forellenangeln im Hochgebirge auf der Alm in Kärnten immer Fichtentriebe gesammelt und die Fische nur damit und ein wenig Salz und Pfeffer gefüllt. War ultralecker. Nun also die Umsetzung im Bier. Erfahrungswerte?

Grüße
Radulph
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DevilsHole82
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Re: Fichtenkräuterbier

#2

Beitrag von DevilsHole82 »

In meinem Spruce Pale Ale habe ich mit 20 g/l tiefgefrorenen Fichtentrieben und -sprossen gearbeitet. Fünf Minuten mitgekocht. Das Aroma war präsent, aber nicht zu dominant. Mehr würde ich aber nicht verwenden.
Wobei hier der Faktor "Natur" wie bei der jährlichen Hopfenernte eine sehr große Rolle spielt. Zeitpunkt, Standort, Fichtenart, Höhenlage...
Gruß, Daniel

Was von Herzen kommt gelingt, weil's einen gibt, der die Kelle schwingt. Heute back ich, morgen brau ich, wer heimlich nascht, den verhau ich.
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rakader
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Re: Fichtenkräuterbier

#3

Beitrag von rakader »

DevilsHole82 hat geschrieben: Montag 27. Juni 2022, 07:56 In meinem Spruce Pale Ale habe ich mit 20 g/l tiefgefrorenen Fichtentrieben und -sprossen gearbeitet. Fünf Minuten mitgekocht. Das Aroma war präsent, aber nicht zu dominant. Mehr würde ich aber nicht verwenden.
Wobei hier der Faktor "Natur" wie bei der jährlichen Hopfenernte eine sehr große Rolle spielt. Zeitpunkt, Standort, Fichtenart, Höhenlage...
Ich habe ein wenig schmunzeln müssen - gleiche Idee wie schon öfter: Natürlich schwebt mir auch ein SNPA als Grundlage vor. Der Unterschied zwischen Deinem und dem anderen Rezept ist, Du verwendest frische Fichtentriebe. Den Unterschied kann ich mit meinen getrockneten ausrechnen.

Höhenlage und Fichtenart finde ich sind ein sehr wichtiger Hinweis. Ich kenne einen Zirbelkiefernschnaps aus Österreich, der ist phänomenal. Und von früher weiß ich, dass in Höhenlagen die Triebe richtig süß schmecken. Aber das werde ich beim übernächsten Mal angehen. Könnte ein Hobby im Hobby werden…

Viele Grüße
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Re: Fichtenkräuterbier

#4

Beitrag von Colindo »

Ich habe mal einen Splitsud eines Gruit Ales gemacht, bei dem Tannenspitzen mit der gleichen Dosis wie beim Spruce Pale Ale in den Whirlpool kamen (nicht mitgekocht wie im Original). Meine Triebe waren auch tiefgefroren und nach dem Auftauen sehr matschig. Später habe ich gelesen, dass das Einfrieren die Zellstruktur zerstört und den Geschmack deswegen besonders intensiv macht.

Nach zwei Monaten Reifung war das Bier mit Tannenspitzen extrem intensiv. Ich konnte es erst nach 6 Monaten genießen, als die harzigen Noten anfingen nachzulassen. Das kann daran liegen, dass die Tanne in meinem Garten extrem intensiv war oder ich habe mich bei der Dosis vertan. Jedenfalls muss man aufpassen, dass es nicht zu extrem wird. Eventuell machst du erstmal einen Fichtentee mit der geplanten Dosis oder machst den ersten Versuch lieber im unteren Bereich.
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rakader
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Re: Fichtenkräuterbier

#5

Beitrag von rakader »

Colindo hat geschrieben: Dienstag 28. Juni 2022, 16:34 Später habe ich gelesen, dass das Einfrieren die Zellstruktur zerstört und den Geschmack deswegen besonders intensiv macht.

Nach zwei Monaten Reifung war das Bier mit Tannenspitzen extrem intensiv. Ich konnte es erst nach 6 Monaten genießen, als die harzigen Noten anfingen nachzulassen. Das kann daran liegen, dass die Tanne in meinem Garten extrem intensiv war oder ich habe mich bei der Dosis vertan. Jedenfalls muss man aufpassen, dass es nicht zu extrem wird. Eventuell machst du erstmal einen Fichtentee mit der geplanten Dosis oder machst den ersten Versuch lieber im unteren Bereich.
Danke für die Info. Das Aufplatzen der Zellen durch Frostung macht Sinn, ist auch bei anderen Früchten und Gemüsen mit harter Struktur ein bewährtes Mittel.

Kannst Du noch etwas Genaueres zu Deiner Dosis sagen?

Gruß
Radulph
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Re: Fichtenkräuterbier

#6

Beitrag von Colindo »

Ich habe 20g auf 1l gegeben. War nur abgezweigt nach dem Kochen und dann getrennt vergoren. Passte genau in zwei 0,5l-Flaschen.
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rauchbier
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Re: Fichtenkräuterbier

#7

Beitrag von rauchbier »

Ich hab das Needlejuice von Proximus anhand des MMuM-Rezepts nachgebraut. Hab dabei die Mengenangaben aus dem Rezept 1:1 so umgesetzt, also die schon genannten 100g. Ich persönlich liebe das Bier und kann Proximus nicht genug dafür danken, dass er das Rezept über MMuM geteilt hat. Ich würde für mich ggf. sogar die Gabe noch erhöhen. Gleichzeitig hat das Bier im Bekanntenkreis unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Auch anderen Hobbybrauern war das Bier teilweise zu heftig und Feedback a la "flüssiger Wald in einer Bierflasche". Wie bei so vielem ist es halt auch hier Geschmackssache. Ich würde an deiner Stelle erstmal das Rezept so brauen (ggf. in kleinerem Maßstab) und für Folgesude dann ggf. anpassen. Du könntest auch einen Splitsud machen und mit jeweils unterschiedlichen Gaben im Whirlpool experimentieren, z.B 50g und 100g.
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Proximus
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Re: Fichtenkräuterbier

#8

Beitrag von Proximus »

rauchbier hat geschrieben: Dienstag 28. Juni 2022, 18:13 Ich hab das Needlejuice von Proximus anhand des MMuM-Rezepts nachgebraut. Hab dabei die Mengenangaben aus dem Rezept 1:1 so umgesetzt, also die schon genannten 100g. Ich persönlich liebe das Bier und kann Proximus nicht genug dafür danken, dass er das Rezept über MMuM geteilt hat.
:Smile Gerne. Freut mich sehr, dass es Dir gefällt.

Gruß. Heiko
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Re: Fichtenkräuterbier

#9

Beitrag von rakader »

rauchbier hat geschrieben: Dienstag 28. Juni 2022, 18:13 Ich hab das Needlejuice von Proximus anhand des MMuM-Rezepts nachgebraut. Hab dabei die Mengenangaben aus dem Rezept 1:1 so umgesetzt, also die schon genannten 100g. Ich persönlich liebe das Bier und kann Proximus nicht genug dafür danken, dass er das Rezept über MMuM geteilt hat. Ich würde für mich ggf. sogar die Gabe noch erhöhen. Gleichzeitig hat das Bier im Bekanntenkreis unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Auch anderen Hobbybrauern war das Bier teilweise zu heftig und Feedback a la "flüssiger Wald in einer Bierflasche". Wie bei so vielem ist es halt auch hier Geschmackssache. Ich würde an deiner Stelle erstmal das Rezept so brauen (ggf. in kleinerem Maßstab) und für Folgesude dann ggf. anpassen. Du könntest auch einen Splitsud machen und mit jeweils unterschiedlichen Gaben im Whirlpool experimentieren, z.B 50g und 100g.
Danke. Ich habe entschieden: Steige erst einmal mit 50g trocken bzw. 100g frisch ein. Gehöre einfach zur vorsichtigen Fraktion. Hugh - habe gesprochen :Smile

Danke Euch
Radulph
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