Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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Seed7
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Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#1

Beitrag von Seed7 »

Etwas was ich gerne mal wissen möchte, wo liegt das Problem bei der Rezeptentwicklung? Ich sehe viele Fragen vorbeikommen wie, ist das richtig so..., was wird es..., wie mache ich..., wer hat eine Rezeptur für... und das nicht nur von Anfängern. Sehr oft ist die Antwort eine Verweisung auf eine bewährte Rezeptur in einer on-line Database. Auch oft ist die Antwort "weniger das, etwas mehr von dieses" ohne weitere Begründung (mache ich mich auch Schuldig dran). Seltener wird dem jungen Brauer Information vermittelt oder einen Denkansatz gegeben womit er "das Problem" selber lösen kann.

Vielleicht auch verstehen wir, die in 5 Minuten eine Rezeptur herstellen "das Problem" nicht. Die Frage an die Frager, Anfänger oder schon lange dabei, was empfindet Ihr als schwierig an der Zusammenstellung einer Schüttung, die Hefewahl, die Wahl der Hopfen die Kombination usw.?

Ingo
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hutschpferd
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#2

Beitrag von hutschpferd »

Guter Ansatz Ingo!

Mittlerweile hab ich schon etliche Sude selber "entwickelt" und weiß wo ich was nachsehen muss, kann mich aber noch genau erinnern wie sehr ich mich vor den ersten Berechnungen gescheut habe.
Da ging es nicht nur um die richtigen Malzmengen, die Malzsorten, sondern auch um die Rasttemperaturen.
Beim Hopfen tat ich mir leichter, zumindest etwas.
Hefe und Gärführung sind für mich eher immer leicht gewesen.
Bierstilkonform halt eine passende Hefe, Anstellen gem. Literatur oder Herstellerangabe, Gärführung gem. Bierstil oder Hersteller.

Aber grad bei den Rasten tu ich mir auch heut noch eher schwer, bei den Malzen nimmer.

Der Ansatz zur Selbsthilfe sowie zur Erläuterung von Meinungen und Denkansätzen ist super, werd ich versuchen auch so umzusetzen!
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Boludo
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#3

Beitrag von Boludo »

Ich weiß oft nicht, auf was ich da verweisen soll, da ich sehr intuitiv braue.
Den Hopfen berechne ich, den Rest mach ich mehr oder weniger aus dem Bauch heraus. Auch die Rasten ändere ich oft noch während dem Brauen. Hinterher schreib ich dann auf, was ich gemacht hab.

Ich hab mal mit Frank eines unserer besten Biere gebraut, einen dunklen Weizenbock in der Gasthausbrauere (waren glaub knapp 400 Liter).
Wir hatten die W 175 und ein gut gefülltes Malzlager.
Wir haben ohne Rezept gebraut und einfach alles nach Gefühl gemacht, auch die Schüttung haben wir spontan zusammengewogen und geschrotet so wie es uns gerade in den Sinn kam.
Für mich ist Brauen ein wenig wie Kochen, man kann zwar alles auf´s Gramm genau planen und berechnen, aber das ist keine Garantie, dass es dann auch gut schmeckt.
Mit Programmen wie dem kleinen Brauhelfer kann ich gar nichts anfangen, das ist nicht meine Welt.
So was hilft dem Anfänger natürlich gar nicht weiter, ich weiß.



Stefan
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Weperbräu
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#4

Beitrag von Weperbräu »

Ich glaube in erster Linie ist es einfach die Angst davor den Sud zu versauen und wegschütten zu müssen. Ich selber habe 5 oder 6 Sude nach MMuM gebraut. Danach hette ich meine Prozesse soweit im Griff.

Mittlerweile habe ich den dritten Sud nach eigenem Rezept gebraut und alle drei sind im Freundes- und Bekanntenkreis für gut befunden worden, so dass ich mich in meiner "Rezeptentwicklung" schon bestätigt fühle und daran weiter anknüpfen werde. :Smile

Ich mache das mit dem kleinen Brauhelfer. Hopfen kennt man mittlerweile aus eigenen erfahrungen, für unbekannte Hopfen kann man etliche Beschreibungen online lesen. Was Malze und Rasten angeht so kann man sich an Bieren orientieren die man bereits gebraut hat, bzw. schauen, wie ähnliche Biere bei (MMum z.B.) zusammengesetzt sind.

Ich kann nur aus meiner Erfahrung sagen: Seid mutig und probiert es einfach aus! Man muss seine eigenen Erfahrungen machen :Drink
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Hopfenprinz
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#5

Beitrag von Hopfenprinz »

Moin,
kann sein, dass einige Neulinge die Bestrebung haben, alles so genau wie möglich zu planen, zu berechnen oder vorher zu bestimmen (wie viele Tröts gibt es mit "mein erster Sud", oder so..). Auf eine Rezept - Frage bekommt man meist eine Hand voll verschiedener Meinungen, oder mehr. Folglich verbringt man mehr Zeit vor dem Laptop als vor den Brau-Utensilien. Für meinen Geschmack ist dann etwas im Ungleichgewicht. Ich finde, dass hier bei etwas Recherche ausreichend gute Rezepturen verfügbar sind.

Ansonsten praktiziere ich es ähnlich wie meine Vorredner: Machen und alles notieren - Ausprobieren, Optimieren, dazu lernen.
Grüße - André

„Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.“
(Benjamin Franklin)
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gulp
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#6

Beitrag von gulp »

Wo liegt das Problem? Hmmm, vermutlich ist mangelndes Wissen das Hauptproblem. Gute Quellen um das auszugleichen sind:

-Designing great beers von Ray Daniels und
-Brewing classicc styles von Zainasheff/Palmer

Erfahrung kann auch nicht schaden und natürlich die Bereitschaft auch mal was zu riskieren.

Gruß
Peter
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier!

https://biergrantler.de
https://stixbraeu.de
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Sura
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#7

Beitrag von Sura »

Ich habe vom ersten Rezept an schon den vorgeschriebenen Weg verlassen. Ich sehe das wie Stefan: Brauen ist wie kochen. Und wenn ich im Kochrezept was blöd finde, tausche ich das auch nach Gefühl aus.

Hefe, Hopfen und Wasser sind meiner Meinung nach "relativ" einfach. Da muss man den Dreh und die Berechnung raus haben, und ansonsten lesen und sich die Beschreibungen auf der Zunge vorstellen können. Dann kommt man durch das Thema halbwegs treffend durch, der Rest ist Erfahrung und probieren.

Was ich schwierig finde sind Cara- und Röstmalze. Wieviel ist zuviel, wieviel hilft, wieviel ist angenehm. Und welche Mischung. Und wie schmeckts am Ende überhaupt? Und muss ich Röstmalze jetzt schroten, und soll ich die am Anfang einmaischen oder zu letzten Rast? Und bei Kombirast die letzten 10 Minuten? Und welche Rasten wie lange? Der Weg zu einem trockenem oder einem mastigen ist klar, aber wenn dann noch die Malze da mit reinspielen.....? Finde ich echt knifflig.

Ich würde auch gerne mehr probieren für mehr Erfahrung, aber leider(?) habe ich Familie, Haus, Garten und Arbeit und dann noch Freunde und noch mehr Familie..... das will alles seinen Zeit und lässt (zu?) wenig Zeit zum experimentieren..... letztendlich ists halt ein Hobby und solls auch bleiben. Ich freu mich wenns am Ende grob in die Richtung geht. Die Erfahrung eine 1000sten Sudes werde ich kaum noch schaffen, ich bin froh wenn ich dieses Jahr knapp 15-20 vollbekomme....

Gruß,
Kai
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
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Seed7
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#8

Beitrag von Seed7 »

Habt ihr ein Problem damit den ganzen Prozess und die zusammenhänge auf einmal zu sehen und? Zum Beispiel, ich ändere die Kochzeit von 60 auf 90 minuten, welchen einfluss hat das auf den Hauptguss?
Sura hat geschrieben:Was ich schwierig finde sind Cara- und Röstmalze. Wieviel ist zuviel, wieviel hilft, wieviel ist angenehm.
Cara. Warum, wozu? Gibt es ein Ziel bei der Entwicklung, ein Ziel das um Cara fragt?

In diesem Beispiel ist es nicht zuviel:
13,5 Plato 60% Pale, 40% Cara120 @66°C 41 IBU Magnum, 4g/l Smaragd @Whirlpool, expressieve tief gaerende Englishe Hefe.
Hier ist es zuviel, besonders in de kombination mit der hohen maischtemperatur:
15,6 Plato, 87,2% Pale, 7,3% Cara120, 5,5% Aroma 50 @68°C. 30 IBU Magnum, 6 IBU Bramling-X @ 5min, 4 g/l E.K.Goldings @whirlpool. expressieve tief gaerende Englishe Hefe.

Röstmalze. Oder als Farbe <2% oder fuer geschmack, die dunklen biss 10% die helleren bis 25%, Brown bis 40%. Das gemeine der sache ist das bei zum Beispiel bei 4% Schwartzmalz die brenzlichkeit ueberherrscht, bei 10% aber nicht mehr. Mann kann sich % fuer % von unten nach oben herantasten oder gleich hoch anfangen, passt es nicht dan die haelfte usw.

Ingo
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Ladeberger
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#9

Beitrag von Ladeberger »

Ich glaube die Hauptproblematik für Anfänger ist, welche konkreten Geschmacksauswirkungen die Malze haben. Nehmen wir an, man will ein Bier mit rund 30 EBC brauen. Das kann man aus
- dunklem Münchner Malz
- Pilsener/Pale/Wiener/hellem Münchner Malz + Karamellmalz (60 - 400 EBC)
- Pilsener/Pale/Wiener/hellem Münchner Malz + Röstmalz (50 - 1300 EBC)
- und allen möglichen Kombinationen davon machen.

Dabei sind die riesigen Unterschiede zwischen Mälzereien noch gar nicht berücksichtigt. Wenn man ergebnisorientiert Rezept formulieren will, ist das schon eine außerordentlich komplexe Materie. Man muss dafür wissen, was für einen Bierstil bzw. eine konkrete Bieridee essenziell ist. Und man muss wissen, wie ein Spezialmalz oder auch dunkles Darrmalz im Kontext (Stammwürze, Restextrakt, Hefe, Hopfen, pH, ...) schmeckt. Da hilft nur Bier trinken und Brauen, Brauen, Brauen. Am besten mit wenigen Malzen und einer ausführlichen Dokumentation. Das kommt nicht über Wochen, sondern über Jahre.

Das gute ist aber: Solange das Ergebnis schmeckt, ist die SOLL/IST-Abweichung nachrangig. Daher ist es gerade als Anfänger sicher sinnvoll eine Rezeptidee einfach mal zu brauen und den Bierstil erst hinterher (oder gar nicht) festzulegen. Dieses Rezept kann man bei Gefallen dann durch ein par Iterationen schleifen, um alle Rezeptbestandteile in Balance zu bringen.

Gruß
Andy
Blancblue
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#10

Beitrag von Blancblue »

Ich gebe viele Braukurse für Anfänger und sehe das Hauptproblem in der Rezepterstellung darin, dass im Gegensatz zu Essen kochen Neulinge den Geschmack der Zutaten nicht einschätzen können. Knoblauch, Pfeffer, Paprika, Rindfleisch - da weiss fast jeder sofort, wie das ungefähr schmeckt, zur Not einfach in den Mund. Auch den Unterschied zwischen Fleisch grillen und kochen wird geschmacklich den meisten Menschen sofort klar. Trial und Error geht beim Essen auch viel besser, da man sofort sein Resultat erschrecken kann, Jetzt kommt man aber mit Pale Ale Malz, Simcoe Hopfen und 34/70 Hefe. Dazu vom Hersteller ein paar Geschmacksbeschreibungen - mehr nicht. In den Mund stecken und probieren bringt nichts. Statt 220 Grad Oberhitze kann man jetzt 40 Minuten bei 62° Grad maischen - oder auch nur 20 Minuten. Wird dann süßer - aber wieviel süßer? Geschmacksergebnis dann so in 4 Wochen. Und dann - oh schmeckt medizinisch - woran lag das nun? Verbranntes Rindfleisch schmeckt jeder und weiss warum. Darum rate ich immer den Anfängern in meinen Kursen erstmal erprobte Rezepte nachzubrauen, um zum einen den Brauprozess zu lernen und optimieren, zum anderen ein Gefühl für die Zutaten und Aromen zu bekommen. Und ganz wichtig - wenn ein erprobtes Rezept nicht schmeckt, muss ich den Fehler in meinem Brauprozess suchen (z.B. Hygiene) und nicht in meinem Rezept. Wenn dann die Abläufe sitzen, rate ich dazu, die bereits gebrauten Rezepte zu variieren - mal Hopfen und Hefen wechseln oder die Rasten ändern. Tolle Sache sind auch Single Malt / Single Hopfen Biere.

Anhand von Rezepten kann man darüber hinaus sehr viel lernen. Es gibt ein sehr gutes Rezeptbuch von Gordon Strong, der zig Homebrew Preise gewonnen hat und seine Rezepte in ein Buch gepackt hat. Er erklärt in diesem Buch bei jedem Rezept, warum es sich für die Zutaten oder bestimmte Temperaturen usw. entschieden hat - ist wirklich sehr lehrreich.

Und so blöd wie´s klingt - aber learning by doing ist beim brauen wirklich angesagt. Oder wie jemand anderes mal sagte: Brauen ist zu 50% Handwerk und zu 50% Kunst. Und genau deswegen liebe ich das brauen so.
Zuletzt geändert von Blancblue am Dienstag 2. August 2016, 13:01, insgesamt 1-mal geändert.
Brauen ist zu 50% Kunst und zu 50% Handwerk. Dazu kommen noch mal 100% Erfahrung.
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Thokar1
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#11

Beitrag von Thokar1 »

Anfang des Jahres habe ich mein erstes OG Bier nach einem Rezept aus MMum im Grainfather gemacht. Beim Hopfen und den Rasten musste ich aber schon abweichen und auch die Kochzeit war viel kürzer, weil ich mir zu wenig Zeit genommen hatte. Herausgekommen ist ein leichtes Bierchen mit nur wenig Bittere, das bei uns die Frauen ratzfatz weggetrunken haben. Zum Glück habe ich genau aufgeschrieben, was ich gemacht habe und kann das Frauenbier bei Bedarf nachbrauen.

Das zweite OG Bier habe ich dann etwas gewissenhafter hergestellt und die Zeiten eingehalten, weil ich Forum gelernt habe, wozu die Rasten eingehalten werden. Vorher habe ich die Zusammenhänge nicht so gut gekannt. Belohnt wurde ich mit einem stabilen Schaum. Beim Hopfen habe ich nach Gefühl gehandelt und einfach mal mehr verwendet. Das Bier war eine Wucht und wurde von mir uns meinen Kumpels ziemlich schnell vernichtet. Zum Glück habe ich auch bei diesem Sud alles aufgeschrieben.

Das zweite OG habe ich dann noch ein paar Mal nachgebraut aber immer wieder Kleinigkeiten verändert. Anderer Hopfen, andere Zugabezeiten, Osmosewasser oder auch mal verschnitten mit Leitungswasser. Und genau diese Freiheit, die Zutaten sebst zu verändern und auszuprobieren, macht mir so einen Spaß beim Brauen. Man kann kreativ sein, ohne totalen Bockmist zu bauen, weil das Grundrezept ja schon mal bewährt ist.

Beim letzten Sud habe ich dann mal alle möglichen Rest-Malze zusammengemischt und nur auf das Gesamtgewicht von 6kg geachtet. Das Bier gärt gerade nach aber ich bin schon gespannt, was es wird. Zur Sicherheit habe ich Sud Nr. 2 parallel an dem Tag gebraut. Man will sich ja nicht blamieren ;-)

Für mich ist eine Rezeptentwicklung für ein Bier als Anfänger auch Glückssache. Schmeckt es, ist es gut. Schmeckt es nicht, dann habe ich etwas daraus gelernt. Wie beim Kochen...

Wo ich mich bisher noch nicht so herantraute, sind die verschiedenen Hefen. Ich habe bisher nur die Nottingham verwendet. Beim nächsten Sud werde ich auch mal mit Hefe experimentieren.
Gruß

Thomas
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Seed7
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#12

Beitrag von Seed7 »

Ladeberger hat geschrieben:[...] Daher ist es gerade als Anfänger sicher sinnvoll eine Rezeptidee einfach mal zu brauen und den Bierstil erst hinterher (oder gar nicht) festzulegen. Dieses Rezept kann man bei Gefallen dann durch ein par Iterationen schleifen, um alle Rezeptbestandteile in Balance zu bringen.
Ja. Immer brauen was man sich ausgedacht hat, festlegen warum Mann es sich so ausgedacht hat. Erst bei der zweiten iteration den kommentar aus einer Rezepturdiskussion mitnehmen.

Das ist auch einer der Hintergründe bei mein Frage, ich bekomme oft die Idee das besonders Anfänger durch unseren unterschiedlichen Antworten verunsichert werden. Mehr Cara, weniger, helleres, dunkler,

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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#13

Beitrag von §11 »

Ich glaube man darf auch solche Posts nicht immer zu 100% Ernst nehmen. Wir leben in digitalen Zeiten, bei solchen Posts ist auch viel "Kopfkino" dabei. Ich bin ueberzeugt das 50% (wenn nicht mehr) dieser Sude niemals gebraut warden. Es ist mehr eine Art virtuelles Brauen, eine Art Simulation die auf der "schwarminteligenz" aufbaut.

Das ist wie bei den diversen Autoforen, wo Leute davon reden was sie noch alles an Ihrem Auto machen warden. Nur machen tun sie es nie.

Im Endeffekt hilft es ja auch. Der Postersteller lernt ja durch seine Fragestellung auch. In Gedanken veraendert er Variable X und "der Schwarm" antwortet Ihm aus Erfahrung was er fuer eine Veraenderung erwarten kann.

Problematisch ist natuerlich das diese Erfahrung nicht mit der realen Erfahrung mithalten kann und auch das "simulierte" Ergebnis stimmt halt nicht immer.

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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#14

Beitrag von §11 »

Seed7 hat geschrieben:
Ladeberger hat geschrieben:[...] Daher ist es gerade als Anfänger sicher sinnvoll eine Rezeptidee einfach mal zu brauen und den Bierstil erst hinterher (oder gar nicht) festzulegen. Dieses Rezept kann man bei Gefallen dann durch ein par Iterationen schleifen, um alle Rezeptbestandteile in Balance zu bringen.
Ja. Immer brauen was man sich ausgedacht hat, festlegen warum Mann es sich so ausgedacht hat. Erst bei der zweiten iteration den kommentar aus einer Rezepturdiskussion mitnehmen.

Das ist auch einer der Hintergründe bei mein Frage, ich bekomme oft die Idee das besonders Anfänger durch unseren unterschiedlichen Antworten verunsichert werden. Mehr Cara, weniger, helleres, dunkler,

Ingo
Da sprichst du etwas an. Die Buechse der Pandora. Dieses Thema haben wir auch immer wieder. Das Problem, viele geben hie unreflektiert Ihr Wissen, oder auch das angelesene Wissen anderer, weiter. Dabei haben sie selbst noch nicht verstanden warum die Anederung eines bestimmten Parameters zu einem bestimmten Ergebnis fuehrt, oder sogar fuehren muss.

Weiteres Problem, viele Wege fuehren nach Rom. Ich kann (in geringen Masse) z.B. Dekoktionsaromen durch Cara kompensieren. So nun wird der erfahrene Brauer, der sich in der Welt der Dekoktion zu Hause fuehlt wahrscheinlich zur Dekoktions raten, waehrend der Unerfahrene (der seine Unerfahrenheit oft nicht erkennt) zu Caramalz raet, weil er nur Infusion braut.

Die Frage ist, will und kann man das ueberhaupt aendern?

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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#15

Beitrag von Seed7 »

§11 hat geschrieben:"Kopfkino"
Wie Konzeptuelle Kunst die idealerweise nie den Kopf des Künstlers verlässt und sich 'Materialisiert'.
§11 hat geschrieben: [...] Die Frage ist, will und kann man das ueberhaupt aendern?
Nein.

Kann aber nur hoffen das der OP weiter fragt, wieso weshalb warum...

Ingo (der etwas Melanoidinmalz nehmen würde ;) )
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Ladeberger
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#16

Beitrag von Ladeberger »

Da kannst du nichts dran ändern: https://de.wikipedia.org/wiki/Dunning-Kruger-Effekt (gibt dazu auch ne witzige Grafik dazu: http://www.smbc-comics.com/comics/20111228.gif)

Gruß
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#17

Beitrag von Blancblue »

Das wird sich nie ändern - muss es auch nicht. Letztendlich geht es doch erstmal darum, dem Anfänger ein gutes Gefühl zu vermitteln, dass das Bier lecker wird, er das richtig macht, sich nicht zu viele Sorgen machen soll usw. Der blöde Spruch "Bier wirds immer" sollte gerade von Anfängern viel ernster genommen werden, das ist auch das was Ladeberger meint. Klar ist untergärige Lager bei 16° Grad geschmacklich kein Lager, klar ist es auch kein richtiges Steambeer, aber schmecken tut´s am Ende doch irgendwie nicht schlecht, gerade weil man es mit eigenen Händen zum ersten Mal gebraut hat. Später steigen dann die Ansprüche, hier liegt dann auch die Krux für die erfahrenen Bierbrauer - wieviel Informationen sind für denjenigen gerade genau richtig? (siehe Hauptgussdiskussion die Tage)

Wichtig ist dabei zu verinnerlichen, dass wir bei Bier immer subjektiv, nie objektiv über Geschmack reden, genau das muss man bei Tipps (im Rezepte Thread) bedenken. Cool wäre vielleicht mal ein Sticky oder sowas in der Richtung, gerade auch was Zutaten betrifft. Bier besteht aus verschiedenen Rohstoffen, die aufgrund von vielen Faktoren stark schwanken (Saisonal, Terroir, Hersteller, Haltbarkeit, usw.), dazu kommt noch der Einfluss von verschiedenen Brauanlagen und Vorgehensweisen.
Brauen ist zu 50% Kunst und zu 50% Handwerk. Dazu kommen noch mal 100% Erfahrung.
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#18

Beitrag von §11 »

Ladeberger hat geschrieben:Da kannst du nichts dran ändern: https://de.wikipedia.org/wiki/Dunning-Kruger-Effekt (gibt dazu auch ne witzige Grafik dazu: http://www.smbc-comics.com/comics/20111228.gif)

Gruß
Andy
Die Graphic deckt sich uebrigens auch mit den Unfallkurven vieler Bereiche, wie zum Beispiel in der Luftfahrt. Der blutige Anfaenger hat Respekt vor der Materie, der Vollprofi weiss was er tut. Gefaehrlich ist der Bereich dazwischen, wo man meint "short cuts" nehmen zu koennen, denn man weiss ja schon Alles.....
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#19

Beitrag von Boludo »

Häufig ist es sicher auch so, dass ein Anfänger ganz andere Anforderungen an ein selbergemachtes Bier stellt als jemand, der jahrelang an Rezepten rumfeilt.
Das erste Bier muss gelb sein, nicht zu bitter, es muss sprudeln (ganz wichtig ist der Plopp beim Öffnen) und man sollte den Alkohol deutlich spüren. Damit sind die meisten Anfänger mehr als glücklich.
Da treffen dann bei den Fragestellungen natürlich teilwiese Welten aufeinander.
Ein warm vergorenes untergäriges Bier ist für jemand, der sich damit auskennt ein Graus, für den Anfänger subjektiv womöglich das beste, was er jemals getrunken hat.

Was auch auffällt ist die extreme Fixierung auf die Rasten. Da sollte man dem Anfänger wirklich etwas die Angst nehmen. Mit einer Kombirast bei 67°C macht man in den allermeisten Fällen nichts falsch.
Aus eigener Erfahrung finde ich allerdings, dass man durchaus möglichst früh auf das Thema Wasser hinweisen sollte, zumindest, wenn es so wie bei mir aus der Leitung kommt. Ungeeignetes Wasser kann einem die Freude am Hobby wirklich verderben.


Stefan
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#20

Beitrag von Blancblue »

Boludo hat geschrieben:Aus eigener Erfahrung finde ich allerdings, dass man durchaus möglichst früh auf das Thema Wasser hinweisen sollte, zumindest, wenn es so wie bei mir aus der Leitung kommt. Ungeeignetes Wasser kann einem die Freude am Hobby wirklich verderben.

Tjoa, da fängts schon an - für jemand anderen ist die Gärführung das A und O (Brauer macht die Würze, die Hefe das Bier). Das Thema "wieviel Input" ist echt schwer. Im letzten Braukurs war jemand, der schon öfters gebraut hat, der hatte mit seinen "gehobeneren" Fragen die anderen Teilnehmer teilweise verunsichert.
Brauen ist zu 50% Kunst und zu 50% Handwerk. Dazu kommen noch mal 100% Erfahrung.
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#21

Beitrag von Boludo »

Eine falsche Gärführung macht das Bier fruchtig, ein falsches Wasser unangenehm kratzig bitter.
Mit ersterem haben die Leute viel weniger Probleme.

Stefan
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#22

Beitrag von §11 »

Mich ereinnern viele Rezept- Hilfe Posts an die frueheren Rezepte von Alfons Schuhbeck in Bayern 3:

Heute machen wir Rinderbraten:

Nehmens a schoenes Stueck Weideochsen. Kann aber auch ein anderes Stueck Rind sein.... oder a Kalb. Das Ganze wird dann mit Zwiebeln, Gelberueben und Sellerie im Rohr bei 160C geschmort. Oder sie nehmen Lauch. Man kann das ganze natuerlich auch im Rohr grillen.....

Jan
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#23

Beitrag von Blancblue »

Boludo hat geschrieben:Eine falsche Gärführung macht das Bier fruchtig, ein falsches Wasser unangenehm kratzig bitter.
Mit ersterem haben die Leute viel weniger Probleme.

Stefan
Ja ich weiss - war auch nur als Beispiel gemeint.


(Wobei wir da wieder beim Thema sind - was sind Anfängerbiere? Beim Weizen ist das Wasser z.B. fast egal...)
Brauen ist zu 50% Kunst und zu 50% Handwerk. Dazu kommen noch mal 100% Erfahrung.
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#24

Beitrag von Boludo »

Blancblue hat geschrieben:
Boludo hat geschrieben:
(Wobei wir da wieder beim Thema sind - was sind Anfängerbiere? Beim Weizen ist das Wasser z.B. fast egal...)
Gute Frage. Die meisten wollen aber als allererstes ein Pils brauen :Ahh
Ich finde Weizen gar nicht so anfängerfreundlich. Schlecht zu läutern und sehr anfällig für Infektionen.
Dafür ist das Wasser kein Thema und mit der richtigen Hefe kommt auch schnell was vernünftiges dabei raus.


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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#25

Beitrag von ggansde »

Moin,
was haltet ihr denn von einem PA/IPA als Anfängerbier? Obergärig, fehlertolerant, der Hopfen dominiert (fast) alles. Wäre mit mein Favorit.
VG, Markus
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#26

Beitrag von Boludo »

ggansde hat geschrieben:Moin,
was haltet ihr denn von einem PA/IPA als Anfängerbier? Obergärig, fehlertolerant, der Hopfen dominiert (fast) alles. Wäre mit mein Favorit.
Schon, aber die allermeisten, die ihr eigenes Bier brauen wollen, denken an ein Pils oder ein Helles und kennen gar kein PA/IPA.
Wenn sie das dann brauen kann es sein, dass die Enttäuschung bzw die Verwunderung sehr groß ist.

Vermutlich sind die meisten mit 100% PiMa, Nottingham und einfacher Bitterhopfung glücklich.


Stefan
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#27

Beitrag von heinrich2012 »

Hallo, nach längerer Zeit mal wieder ein Post von mir, wollt's einfach mal loswerden.

So unterschiedlich wie die Motivationen der Fragenden, so sind auch die Brauer dahinter.

Mir geht es nach wie vor darum, das gleich Bier häufiger zu brauen und die Einflüsse
des Handwerks (Schrotung, PH Wert, Rasten, ...), zu erkennen.
Sicher probiere ich auch andere Rezepturen, aber das hält sich in Grenzen.

Wenn dann einer beim zweiten Sud gleich meint, selbst ein Super-Duper-Baller IPA
selbst kreieren zu müssen, dann scheitert das nicht nur an der IBU Berechnung.
Schade dass es die Packung Geduld zum Brauen lernen und Bier Reifen nicht bei HuM gibt ;)

Und so unterschiedlich die Motivationen der Fragenden, so ist auch die Bandbreite
der Antworten. Von fachliche korrekten Antworten, über Belehrungen bis zu Tips
aus der Hobbybrauer Bundesliga, alles dabei. Und das ist gut so :-)

Gruss
OS-Schlingel
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#28

Beitrag von OS-Schlingel »

Das Thema "gutes Bier brauen" ist sehr umfangreich, will man es einigermaßen richtig machen!

Die Eckpunkte können bei Anfängern gar nicht vorhanden sein.
Ob Malz, Rasten, Wasser oder Gärführung..... etc., viel lesen und probieren ist angesagt.

Braukurse schön und gut, aber wer macht den Braukurse mit Gärungsverlauf- oder Geschmacksprofilbesprechung?
Da bricht schon der Informationsfluss ab. Auch auf einer Brauschau gibt's dazu verschiedenste Meinungen.
....und die Referenzbierliste z.B. auf Müggelland erschlägt einen förmlich.

Wollen wir zu schnell den perfekten Erfolg ....ohne viel dafür leisten zu müssen?

Schauen wir auf den laufenden Hype..... und ich bin überzeugt, demnächst gibt's die schönsten gebrauchten Anlagen zu kaufen.
(Hobbybrauer oder gescheiterte, zu optimistische Mikro-Brauereien mit fehlenden Management oder Absatz)

Der Grad an scheinbaren Selbstbraumaschinen zeigt doch wohin es gehen soll..... jeder kann Bier brauen!
...und ich könnte mir auch daher viele Fragen (natürlich nicht alle...) hier erklären.

Auch eines ist für mich klar, der harte Kern von interessierten, ambitionierten Brauern, bleibt über.



Gruß

Stephen :Smile :Greets


...wobei ich mich auch als Anfänger sehe! :Angel
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#29

Beitrag von flying »

Es fragt ja auch niemand nach dem passenden Bier zu seinem Wasser. Alle fragen "ich will ein Pils brauen, wo gibt es Puraniawasser oder Umkehrosmoseanlagen".

Die Entwicklung eines eigenen Hausbieres ist ein langwieriger Prozess bis es wirklich für den eigenen Geschmack perfekt ist. Das heißt dann noch lange nicht, dass es auch für andere gut ist..
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Sura
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#30

Beitrag von Sura »

Ein Anfänger möchte ein Bier welches man trinken kann. Perfekt muss das nun wirklich nicht sein. Das kann nach Holsten, Kölsch, Duckstein, Weizen oder sonstwas schmecken. Hopfenbomben sind wohl in den seltensten Fällen erwünscht, und Kräuter und son Quark will auch keiner in seinem ersten Bier. Das zweite wird dann interessanter, aber nach 4-6 Wochen warten will man nur was trinken von dem man nicht gleich kotzt.

ICH hätte mir als Anfänger einen Hinweiss auf ein stressfreies Setup gewünscht. (Einkocher 2000W, Thermoport 25L, Läuterhexe, Plastikeimer und bitte Bottichmaischen, wer rühren will kann das später mal machen.) Dann noch ne kurze knackige Hilfe zum Wasser: Kauf destilliertes Wasser und verdünne bis der Wert da passt, da ist der Rechner, da gibts Infos die dir weitere Hinweise geben. Dann ein simples obergäriges Rezept mit einer passenden Hefe. Hätte mir viel Ärger erspart. Omitz Anleitung habe ich zu dem Zeitpunkt nicht gekannt, das wäre schon besser gewesen. Mein erstes aus dem Anfängerkurs hatte fünf Rasten. (Ich sage zu dem Kurs sonst lieber nix, ausser Motivation habe ich nicht viel mitgenommen.)

Gruß,
Kai
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#31

Beitrag von uli74 »

Was ich gut finden würde wäre eine Tabelle aus der ersichtlich ist welche Hopfen in unterschiedlichen Anteilen gut zueinander passen würden bzw. wie sich der Geschmack anteilig zur Einsatzmenge verändert. Irgendso ein Mischkreuz für Hopfen.

Und damit mein ich jetzt nicht etwas wie das Hopwheel, sondern einen Aromarechner in den man die beabsichtigte Hopfenmenge einträgt und dann ein zu erwartendes Geschmacksprofil erhält. So dass man sich eine Hopfenmischung bastelt und ungefähr weiss wie sie letztendlich zur Geltung kommen wird.

Würde mir persönlich sehr gefallen.
Gruss

Uli
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#32

Beitrag von emjay2812 »

Ich finde Biere mit zig verschiednene Malzsorten einfach zu kompliziert. Die Entwicklung meines Standardrezept war eigentlich recht einfach. Ich wollte ein malziges Helles brauen. Helles = PiMa, Malzigkeit = MüMa, also wird ein Teil der Schüttung damit ergänzt. Da das Bier hierdurch für meinen Geschmack genau richtig war, brauchte ich nicht weiter zu experimentieren. Wäre es zu wenig Münchner Malz gewesen, wäre das Bier so lange gebraut worden, bis es meinen Vorstellungen entspricht.

Beim HBST war sogar mal ein Kölner Hobbybrauer, der zwei Jahre an seinem Kölsch gefeilt hatte, bis er es für perfekt empfand.
OS-Schlingel
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#33

Beitrag von OS-Schlingel »

Hallo @Uli74

Hilft Dir das hier??

Gruß

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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#34

Beitrag von afri »

Boludo hat geschrieben: Gute Frage. Die meisten wollen aber als allererstes ein Pils brauen :Ahh
Ja, aber nur, weil die Fernsehbierbrauer diesen Stil fälschlicherweise etabliert haben. Wer sich ein wenig mit der Materie "Brauen" beschäftigt, wird hier im Forum z.B. schnell feststellen, dass a) echtes [tm] Pils nicht so schmeckt wie deutsches Fernsehbier und b) recht wahrscheinlich nicht mal eben als Erstlingswerk zu schaffen ist. Ja, ich habe den Kopfklatschsmiley gesehen.

Topic: ich sehe die Parallele zum Kochen durchaus, auch wenn das Erzeugnis deutlich später genießbar wird. Zuerst muss man mal ein Gefühl fürs Kochen/Brauen entwickeln, den wenigsten dürfte das ohne Pannen in die Wiege gelegt sein. Dann erzeugt man seine ersten Mahlzeiten/Biere und lernt (durchaus auch durch Iterationen). Leider oder zum Glück (je nachdem) dauert das unterschiedlich lange, bis die Erkenntnis kommt: schmeckt oder schmeckt nicht. Beim Kochen geht's schnell, beim Bier eher langsam.

Hat man ein Gefühl dafür, weiß man sicherlich bereits beim zweiten Schweinebraten/Linsen-Mango-Chutney/Double-Porter, was beim ersten falsch lief oder sogar richtig war. Hat man das Gefühl dafür nicht, ist man für erprobte Rezepte dankbar, was vermutlich die Intention des TE war. Nur stellt sich mir die Frage, wenn man ohne Gefühl für die Sache daran geht, wie man dann ohne Materialschlacht (Thermoport, Eule, Braumeister, Brewtower etc.) wiederholt gute Ergebnisse erzielen wollen soll? Oder anders gesagt: wenn man nicht kochen kann, lässt man auch das Kartoffelwasser anbrennen, ein Rezept für Salzkartoffeln ist dann eher überflüssig, so einfach es auch anmuten mag.

Bitte nicht falsch verstehen, ich will hier keinem die Ambition oder Fähigkeit zum Brauen in Frage stellen. Das sind nur meine Gedanken zur Lebensmittelherstellung in Form von Kochen oder Brauen.
Achim (am Anfang einfach Malz, Hopfen und Hefe mit Wasser vermischt habend, ohne spezielles Rezept außer Rasten)
Bier ist ein Stück Lebenskraft!
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#35

Beitrag von uli74 »

Muss ich mir mal genauer ansehen, scheint interessant zu sein.

Danke Dir!
Gruss

Uli
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butascratch
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#36

Beitrag von butascratch »

Ich denke, gerade an einem Post in einem neuen Thread hier, sieht man sehr gut, was einen Anfänger dazu bewegt Fragen zur Rezeptentwicklung zu stellen (so übrigens auch mich, der ich gerade mal 4 Sude hinter mir habe).
So schrieb der Threadersteller zum Thema Kirschbier:
Anfänger hat geschrieben: Also, was ich jetzt wirklich suche ist jemand der schon erfahrung mit hellem Kirschbier gemacht hat und der sich die Mühe machen würde mir ein Rezept
und Vorgehensweise schriftlich zu erleutern. Damit ich nicht ein halbes Jahr damit verschwende 10x Bier für den Abfluss zu produzieren.
Es geht einerseits klar darum schnell zum Erfolg zu kommen.
Aber warum denn auch nicht?
Warum sollte man die Fehler machen müssen, die Dutzende andere schon vor einem gemacht haben?
Dazu ist das Forum doch auch da oder?
Man tauscht sich aus, um voneinander zu lernen, um nicht alles selbst erleben zu müssen.
Dabei ist es natürlich hilfreich sich nicht nur darauf zu verlassen, sonst hat man nie einen Lernprozess, aber wer sagt denn, dass es da schon aufhört?
Wenn das erste mit Hilfe des Forums gebraute Kirschbier dann nicht schmeckt, versucht man doch selbst ein paar Parameter zu verändern, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen, man hat lediglich ein paar häufige Fehlerquellen umschifft, sodass man statt 10 Probesuden nur 3 bis 4 machen muss, bis einem das Kirschbier schmeckt.

Andererseits geht es auch darum erste Unsicherheiten beim Brauen zu überwinden.
Hier kann ich nur für mich sprechen, aber ich fragte mich bei meinem ersten Rezept trotz der ganzen Lektüre, die ich davor hatte, ob ich das auch wirklich richtig verstanden habe und ob ich mein Wissen auch richtig angewandt habe.
Während dem Brauen trotzdem noch mal zu variieren ist dann ja etwas anderes, aber sich zumindest sicher sein zu können, die Grundlagen zu beherrschen, war mir schon wichtig.
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#37

Beitrag von Sura »

Sorry, das sehe ich komplett anders. Ich mache brauen ja nicht weil ich ein ganz bestimmtes Bier brauen möchte. Das hier, ein Kirschporter, gibts als sehr leckeres Produkt z.b. zu kaufen. DAS wäre der schnellste Erfolg. Wenn der "Anfänger" aus deinem Post nur ein helles Kirschbier will was jemand schonmal gemacht hat, dann soll der sich mit demjenigen verabreden und eine Tankfüllung für sein Auto kaufen. Dann kann man das zusammen brauen und er kanns nach Hause mitnehmen zum gären. (edit: Ich habe grade den anderen Thread gelesen und gesehen, das derjenige ja schon braut. Ich ging hier vom Erstlingswerk aus.)

Wenn man etwas erlernen möchte gehört es auch dazu Fehler zu machen, vielleicht in Kommunikation mit anderen den Fehler zu erkennen, und es beim nächstenmal besser zu machen. DAS ist lernen. Alles andere ist nach Anleitung irgendetwas zu machen von dem man keine Ahnung hat und haben will. Ich finde diese Einstellung grade gegenüber denjenigen die schon gelernt habe äussert ignorant. Das hat auch nichts mit "ich muss das Rad doch nicht neu erfinden" oder "die Fehler haben doch andere vor mir gemacht" zu tun, das ist einfach Faulheit sich ausgiebig mit einer Sache zu befassen und sich Wissen auch durch eigene Erfahrung anzueignen.

Das ist aber eine Einstellung, die bei vielen unter 25 völlig normal ist, wenn ich mir die Unzahl von holzköpfigen Bachelors anschaue die um mich herum aufploppen.

Gruß,
Kai
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#38

Beitrag von Boludo »

Sura hat geschrieben:Sorry, das sehe ich komplett anders. Ich mache brauen ja nicht weil ich ein ganz bestimmtes Bier brauen möchte. Das hier, ein Kirschporter, gibts als sehr leckeres Produkt z.b. zu kaufen. DAS wäre der schnellste Erfolg. Wenn der "Anfänger" aus deinem Post nur ein helles Kirschbier will was jemand schonmal gemacht hat, dann soll der sich mit demjenigen verabreden und eine Tankfüllung für sein Auto kaufen. Dann kann man das zusammen brauen und er kanns nach Hause mitnehmen zum gären.

Wenn man etwas erlernen möchte gehört es auch dazu Fehler zu machen, vielleicht in Kommunikation mit anderen den Fehler zu erkennen, und es beim nächstenmal besser zu machen. DAS ist lernen. Alles andere ist nach Anleitung irgendetwas zu machen von dem man keine Ahnung hat und haben will. Ich finde diese Einstellung grade gegenüber denjenigen die schon gelernt habe äussert ignorant. Das hat auch nichts mit "ich muss das Rad doch nicht neu erfinden" oder "die Fehler haben doch andere vor mir gemacht" zu tun, das ist einfach Faulheit sich ausgiebig mit einer Sache zu befassen und sich Wissen auch durch eigene Erfahrung anzueignen.

Das ist aber eine Einstellung, die bei vielen unter 25 völlig normal ist, wenn ich mir die Unzahl von holzköpfigen Bachelors anschaue die um mich herum aufploppen.
Meine ersten 5 Biere waren ekelhaft weil das Wasser überhaupt nichtgepasst hat. Ich hab da viel rumgemacht und sehr viel gelernt und irgend wann war es auch gut.
Aber dieses Drama möchte ich einem Anfänger eigentlich wirklich ersparen, weil es nicht schön war.
Das ist auch der Grund, warum ich eine Zeit lang sehr viele Wasserwerte nachgerechnet und entsprechende Tips dazu gegeben hab. Was wäre ich froh gewesen, wenn das bei mir einer damals gemacht hätte. (Mittlerweile hab ich die Lust daran so ziemlich verloren, aber das ist ein anderes Thema).
Man muss meiner Meinung nach nicht jeden Fehler selber machen und kann sehr wohl vom Wissen anderer profitieren.
Das machen wir letztendlich alle hier mehr oder weniger.


Stefan
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#39

Beitrag von butascratch »

Sura hat geschrieben:Sorry, das sehe ich komplett anders. Ich mache brauen ja nicht weil ich ein ganz bestimmtes Bier brauen möchte. Das hier, ein Kirschporter, gibts als sehr leckeres Produkt z.b. zu kaufen. DAS wäre der schnellste Erfolg. Wenn der "Anfänger" aus deinem Post nur ein helles Kirschbier will was jemand schonmal gemacht hat, dann soll der sich mit demjenigen verabreden und eine Tankfüllung für sein Auto kaufen. Dann kann man das zusammen brauen und er kanns nach Hause mitnehmen zum gären.

Wenn man etwas erlernen möchte gehört es auch dazu Fehler zu machen, vielleicht in Kommunikation mit anderen den Fehler zu erkennen, und es beim nächstenmal besser zu machen. DAS ist lernen. Alles andere ist nach Anleitung irgendetwas zu machen von dem man keine Ahnung hat und haben will. Ich finde diese Einstellung grade gegenüber denjenigen die schon gelernt habe äussert ignorant. Das hat auch nichts mit "ich muss das Rad doch nicht neu erfinden" oder "die Fehler haben doch andere vor mir gemacht" zu tun, das ist einfach Faulheit sich ausgiebig mit einer Sache zu befassen und sich Wissen auch durch eigene Erfahrung anzueignen.

Das ist aber eine Einstellung, die bei vielen unter 25 völlig normal ist, wenn ich mir die Unzahl von holzköpfigen Bachelors anschaue die um mich herum aufploppen.

Gruß,
Kai
Ich kann das Zitat nur noch mal posten:

"Also, was ich jetzt wirklich suche ist jemand der schon erfahrung mit hellem Kirschbier gemacht hat und der sich die Mühe machen würde mir ein Rezept
und Vorgehensweise schriftlich zu erleutern. Damit ich nicht ein halbes Jahr damit verschwende 10x Bier für den Abfluss zu produzieren."

Nicht: "Jemand der mir ein Rezept googeln kann"

Das kann schließlich jeder selber, aber er möchte die Vorgehensweise erläutert haben, was in dem Fall bedeutet, wissen was, wann und warum gemacht wird.
Was ist denn daran falsch?
Macht ihn das zu einem unter 25jährigen holzköpfigen Bachelor?
Ich glaube nicht.
Es ist doch auch bis heute durchaus gängig, Berufe zuerst theoretisch zu lernen (dabei schon mal potentielle Fehlerquellen auszuschließen) und das Ganze dann in die Praxis umzusetzen (siehe Ausbildung, duales und normales Studium, etc.).
Überlegungen vor der Durchführung zu treffen, heißt für mich nicht alles nach einer Anleitung zu machen.
Hierbei Faulheit zu unterstellen, ohne die betroffene Person zu kennen, halte ich außerdem für ziemlich frech.
Auch die Verlagerung der Diskussion auf "dann soll er sich sein Bier halt kaufen" hilft hier meiner Ansicht nach wenig.
Wir alle hier sollten wissen, dass es nicht darum geht einfach nur ein vernünftiges Bier im Keller stehen zu haben, davon kann man genug wesentlich günstiger kaufen.
Es geht darum etwas selbst herzustellen, bei dem einem der Vorgang des Herstellens und auch der Konsum des Produkts Freude bereiten soll.

Gruß,
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#40

Beitrag von Blancblue »

Bin die Tage mal über ein Zitat von Elon Musk gestolpert, das hier ganz gut reinpasst:

Wenn Dinge nicht schiefgehen, warst du nicht innovativ genug.
Brauen ist zu 50% Kunst und zu 50% Handwerk. Dazu kommen noch mal 100% Erfahrung.
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#41

Beitrag von Hopfenprinz »

Ja - und doch nein!
butascratch hat geschrieben:aber er möchte die Vorgehensweise erläutert haben, was in dem Fall bedeutet, wissen was, wann und warum gemacht wird
wird er das >was, wann und warum< auch verstehen? Ich meine damit, dass man anfangen muss zu Krabbeln, bevor man Laufen lernt. Lernen wir nicht mit jedem Sturz, mit jedem Sud und mit jedem Fehler dazu? "Fehler" führen auch zu neuen Wegen und Lösungen, zu neuen, eigenen Rezepturen.
Wenn ich meine Ideen und "Philosophien" beim Bier Brauen umsetzen kann und diese dann zu einem trinkbaren, gar schmackhaften Ergebnis führen, blicke ich mit einer gewissen Genugtuung ins Glas, dann sage ich mir:"das habe ich selbst gemacht".
Grüße - André

„Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.“
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#42

Beitrag von Sura »

Das Problem bei dem Beispiel oben war, das bei dem gequoteten Absatz ein paar Informationen fehlen.

Vielleicht habt ihr mich falsch verstanden, aber es gibt zwei Arten von Fragestellungen: (Ich bleib mal beim Wasser)
- Hier sind meine Wasserwerte, was muss ich machen damit mein Wasser zum brauen geeignet ist.
- Hier sind meine Wasserwerte, wer kann mir helfen mein Wasser geeignet zu machen.

Ich will jetzt nicht auf den Wortlaut ein, normalerweise ist ein Fragepost auch länger, es geht einmal darum das jemand eine Lösung will um die zu befolgen (egal welchen Hintergrund die hat) und das andere möchte jemand Hilfe beim erarbeiten der Lösung (um damit selbst was zu lernen wieso und warum).

Wenn ich jemanden was beibringe (egal was) dann verlange ich das derjenige das hinterher jemand anderem erklären kann wieso und weshalb. Dann ist auch späterer Erfahrungsaustausch möglich. Das ist der Punkt beim vermitteln von Wissen, das ist auch der Punkt bei der Kommunikation in einem Forum. Gebe ich nur Anleitungen heraus ohne das derjenige diese Reflektieren möchte, dann ist das für mich nichts als verschwendete Zeit.
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#43

Beitrag von Boludo »

Sura hat geschrieben: Wenn ich jemanden was beibringe (egal was) dann verlange ich das derjenige das hinterher jemand anderem erklären kann wieso und weshalb. Dann ist auch späterer Erfahrungsaustausch möglich. Das ist der Punkt beim vermitteln von Wissen, das ist auch der Punkt bei der Kommunikation in einem Forum. Gebe ich nur Anleitungen heraus ohne das derjenige diese Reflektieren möchte, dann ist das für mich nichts als verschwendete Zeit.
Ok, wir triften vom Thema ab, aber trotzdem:
Nicht jeder kapiert die Wasserchemie. Das finde ich auch nicht schlimm. Warum sollte jemand, der keine Ahnung von Chemie hat, sein Wasser nicht nach Anleitung aufbereiten dürfen? Das versteh ich nicht.
Wir benutzen jeden Tag Dinge, die wir nicht verstehen. Ich weiß heute noch nicht, wie ein USB Stick funktioniert, weiß aber sehr wohl, wie man damit umgeht.
Man kann auch ein begnadeter Hobbybrauer sein, ohne zu wissen, was passiert, wenn Hydrogencarbonate mit Hydroxidionen reagieren.

Der Anfänger will in erster Linie anfangen. Das mit dem Wasser kann er sich ja immer noch im Detail aneignen.
Ich finde, Du siehst das etwas arg eng.
Unser Hobby soll Spaß machen und wir sind hier nicht auf der Universität.
Mein kumpel hat null Ahnung vom Wasser und macht, was ich ihm mal auf einen Zettel aufgeschrieben hab. Er braut mit großer Begeisterung Bier und ist happy damit. Soll ich mich da jetzt ernsthaft darüber aufregen?


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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#44

Beitrag von Sura »

Boludo hat geschrieben:
Sura hat geschrieben:
Der Anfänger will in erster Linie anfangen. Das mit dem Wasser kann er sich ja immer noch im Detail aneignen.
Ich finde, Du siehst das etwas arg eng.

Stefan
Du hast insofern Recht das man das zu eng auffassen kann. Sicherlich muss man eine Linie ziehen bis wohin man bereit ist zu gehen oder was man bereit ist zu verlangen. Und die legt jeder für sich fest. (Ich weiss/behalte auch nur soviel vom Wasser wie ich persönlich brauche um meine Probleme damit zu lösen.) Ich finde es nur wichtig das man sich überhaupt ins Unbekannte traut und eben nicht restlos alles von anderen gelöst haben möchte.

Aufregen tut mich das übrigens im Prinzip wenig. Ich finde es eher schade.

(Und Wasser ist auch nur ein Beispiel.)

Gruß,
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#45

Beitrag von Ladeberger »

Manche möchten in das Hobby eben mehr oder weniger Zeit investieren. Wenn man weniger investiert, ist man auf Abstraktionen angewiesen, sonst kommt man zu garnichts.

Schau doch mal in andere Lebensbereiche; reflektierst du da über alle Anleitungen? Wenn in der Packungsbeilage einer Salbe steht "2x täglich dünn auftragen", gehe ich davon aus, dass sich dabei jemand etwas gedacht hat und ich das befolgen kann, ohne fünf Jahre Pharmazie zu studieren.

Gruß
Andy
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#46

Beitrag von Sura »

Klar, mache ich. Aber ich möchte auch keine Salben anmixen, und creme mich aus Spass weils mir in den Kopf kam damit ein. :)
(Ich habe sogar jahrelang Bier getrunken ohne zu wissen wie das genau hergestellt ist......)
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#47

Beitrag von Sura »

Aber zurück zur Rezeptentwicklung... man kann doch nur etwas Neues entwickeln, wenn man weiss welcher Inhaltsstoff was bringt? Wenn ich jetzt jeden Tag frage: "Passt das so?", und es war gestern schon Blödsinn und ich habs nur neu zusammengewürfelt ohne darauf Rücksicht zu nehmen was mir schon erklärt wurde, dann nervt das sicherlich. Wenn ich frage: "Passt das jetzt so, wenn ich das und das berücksichtige, das haben mir Andy und Stefan ja gestern erklärt, sehe ich das richtig?" .... dann ist das doch viel ergiebiger und angenehmer für alle Beteiligten, oder?

So meine ich das.
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#48

Beitrag von grüner Drache »

Hallo zusammen!

Also, ich seh kein Problem, ich seh nur ne Entwicklung :P
Und ich finde, die kommt beim Hobbybrauen irgenwie fast von selbst in Gang:
(Bei mir war es jedenfalls so)
1. Schritt:
Braupaket mit Malzmischung, Hopfen und Hefe, vorgegebene Rasten.
2. Schritt
Rezeptsuche im Internet, Zutaten selbst zusammenstellen. ( Lücken ergänzen / Rohstoffe austauschen und unterschiedliche Herangehensweisen miteinander abwägen / z.B. Speise vs. Zucker)
3. Schritt
Bestimmtes Bier nachbrauen, günstigsten Falls anhand eine genaueren Zutatenliste des Hestellers auf dem Produkt.
Und das was einen von Schritt zu Schritt weiterhilft ist doch einfach die Erfahrung, die kann man auf unterschiedlichste Art und Weise sammeln. Ich denke dass man nur schwer jemanden vorschreiben kann, wie er jetzt diese Erfahrung zu sammeln hat ... das bringt auch meist nix. Der eine hält sich lieber an feste Vorgaben, der andere ist experimentierfreudiger. Hat beides seine Vor-und Nachteile.
Ich selber bin vom "Obst"-Wein machen zum brauen gekommen und weiss nun die Vorteile eines Braurezeptes zu schätzen, wobei ich beim Wein immer nach dem Prinzip "Pi mal Daumen" vorgegangen bin, und dadurch beim Versuch mal "was trockenes" zu machen praktisch immer gescheitert bin ...
Beim Bier kann ich das Endergebnis durchs Rezept besser beeinflussen und komme auch ohne Zucker aus, obwohl ich auch richtig süsse Biere ohne ihn hinkriege.
Ein weiterer Punkt in dem sich die Brauer unterscheiden, ist ob überhaupt die Ambitionen für Rezeptvariationen da sind.
Ich denke es gibt viele Leute die schnell etwas brauen wollen, was " ihren Leuten" schmeckt und dann sagen diese Leute auch noch:
"Boar, lecker, an dem Rezept würd ich jetz nix mehr verändern!"
Und da haben wir dann den RHG- trainierten Reinheits/Einheitsdeutschen Biertrinker...
- oder:"lecker, fast wie Bitburger" ( musste ich mir bei einem 38IBU PaleAle mit 3 Aromahopfen auch schon anhören.)
Aber wie gesagt, für mich gibt es da kein Problem nur vielfältige Herangehensweisen, vielleicht hilft es, wenn man dies dem Anfänger auch verdeutlicht, wenn man Ratschläge gibt :Grübel
Allzeit gut Sud!
:Drink
Ciao, Alex!
Der grüne Drache zu Wasserau - Dort brauen sie ein Bier so braun, dass selbst der Mann im Mond kam schauen ...
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#49

Beitrag von §11 »

wird er das >was, wann und warum< auch verstehen?
Aber jetzt mal ganz ehrlich, es kommt auf den Grad an das warum zu verstehen und hier sehe ich durchaus auch den Spielraum fuer persoenliche Entwicklung.

Mag es einem Anfaenger noch reichen zu sagen nimm deine Nottingham und vergaere bei 14C. So wird der Brauer, der etwas mehr Erfahrung hat, wissen wollen warum 14C. Ihm wird als Erklaerung sicherlich reichen das bei zu niedrigen Temperaturen, die Grenze ist hefespezifisch, die Hefe einschlaeft und bei zu hohen Temperaturen das ganze zu fruchtig wird. Wenn er nun weiter Erfahrung gesammelt hat, wird er sicherlich irgendwann mal wissen wollen woher das fruchtige Aroma kommt. Dann wird Ihm die Antwort reichen das es sich dabei um Gaerungsnebenprodukte handelt und je hoeher die Temperatur, wieder abhaengig von der Hefe, desto mehr solcher Gaerungsnebenprodukte entstehen. Nach ein paar weiteren Erfolgen und Misserfolgen, wird er sicherlich irgendwann die Frage aufbringen was denn genau Gaerungsnebenprodukte sind. Und er wird sich mit der Antwort zufrieden geben das es sich dabei um Diacetyl, Ketone, Aldehyde, Ester, hoehere Alkohole, SChwefelverbindungen und andere aromatische Verbindungen handelt. Wenn er diese nun alle, mit Strukturformel verinnerlicht hat, wird er sich sicherlich irgendwann mal fragen wie die entstehen koennen und wird in die Tiefen des Citratcyclus, dem Embden-Meyerhof-Parnas-Weg und dem Entner- Doudoroff Weg entschwinden.....

So, wenn nun aber ein Anfaenger wissen will wie er sein erstes Bier braut und ich Ihm erzaehle wie der gesammte Stoffwechsel einer Hefe aussieht, dann wird er wahrscheinlich niemals ein trinkbares Biere brauen.

Ich bin immer wieder erstaunt ueber das hohe Niveau hier im Forum und ueber den Wissensstand, aber man darf auch nicht vergessen, selbst am Ende eines 8 semestrigen Studiengangs, hat man bei weitem noch nicht alle Antworten auf alle Fragen des Brauwesens.

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
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Re: Rezeptentwicklung, wo liegt das Problem?

#50

Beitrag von Hopfenprinz »

Da gebe ich Dir Recht, aber darum geht es ja nicht wirklich.
Seed7 hat geschrieben:was empfindet Ihr als schwierig an der Zusammenstellung einer Schüttung, die Hefewahl, die Wahl der Hopfen die Kombination usw.?
im Zusammenhang mit:
§11 hat geschrieben:es kommt auf den Grad an das warum zu verstehen und hier sehe ich durchaus auch den Spielraum fuer persoenliche Entwicklung
diese Entwicklung sollte man in sich zulassen und da hilft es meiner Meinung nach, sich ein wenig mit den Zutaten zu beschäftigen, ohne tief in die Materie einzusteigen. Bei mir war das so, dass ich nach der Xten Fränkischen Brauereigaststätte Lust bekommen habe, selbst auch Bier zu brauen. Vorher habe ich immer gefragt: was sind da für Malzsorten drin, wie kommt das Aroma zustande, warum ist das Bier so und das so? Wenn man dann seine Rezeptentwicklung im Hinterkopf hat, stellt man sich doch vor, was in etwa da raus kommen soll. Wie war denn das bei Euch?

Ich koche heute Abend eine Gemüsesuppe. Wasser, Zwiebeln, Lauch, Bohnen, Möhren, Kartoffeln, Hühnerbrühe, Salz, Pfeffer, Maggiwürze, Bockwürste. Ich denke mal, dass so ziemlich jeder weiß, wie die einzelnen Zutaten schmecken. Jetzt kann ich daher gehen, alles der Reihe nach in den Suppentopf zu geben oder auch im Forum XY mein Rezept zur Prüfung zu geben, ob Garzeit der Kartoffeln passt, oder was weiß ich. Ich habe die Frage des TE eher so verstanden, dass es am >Denkansatz< fehlt, seine Rezeptur selbst zu prüfen. Im konkreten Beispiel: habe ich plötzlich Bock auf Nudeln in meiner Suppe, muss ich wissen, dass diese z.B. 10 min Kochzeit haben und kann sie entsprechend dazu geben, ohne die weiteren Vorgänge im Inneren der Nudel zu kennen und ohne meine Rezeptur zum Probelesen zu geben.
Grüße - André

„Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.“
(Benjamin Franklin)
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