Mein erster Sud mit dem Grainfather

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Silvus
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Mein erster Sud mit dem Grainfather

#1

Beitrag von Silvus »

Hallo!

Gestern braute ich das erste mal mit dem frisch erstandenen Grainfather - und ich bin weitgehend begeistert. Die vielen Berichte in den diversen Foren (auch hier) haben nicht übertrieben. Eine Vorstellung des Gerätes spare ich mir, das ist ja bereits alles und viel kompetenter anderswo hier besprochen worden.

Ich bin seit ~ einem Jahr dabei zu lernen, wie ich mein eigenes Bier herstellen kann und sicher noch immer der Anfänger-Klasse zuzuordnen. Bislang arbeitete ich mit einem Bielmeier Einkochautomaten. Schon der erste Durchgang mit dem Grainfather zeigt mir wie viel angenehmer und vor allem kontrollierter! der Brauvorgang im Verlgeich zu der Einkocherklasse ablaufen kann. Den Bielmeier kann ich aber immer noch gut brauchen um den Nachguss vorzuheizen.

Hier ein paar Gedanken nach dem Erstversuch:

1) Die Ausbeute des Grainfather ist im Vergleich zu meinen Suden mit dem Einkocher deutlich höher. Ich peile idR. 14°P/20°C nach dem Hopfenkochen an, dann habe ich immer noch eine Reserve zum Einpegeln mit Wasser auf die gewünschte Stammwürze. Mit dem Grainfather hatte ich 13% mehr Volumen herausgebracht. Das sind dann doch einige Flaschen mehr. D.h. die Verdunstung ist geringer und es wird weniger ausgepatzt.
2) Die Temperatursteuerung funktioniert ausgesprochen genau über den gesamten Maischprozess. Parallemessungen mit 2 Thermometern haben Differenzen von max. 0,5°C gezeigt. Für mich sind das neue Welten, mit dem trägen Einkocher schwankte bei mir die Temperatur bis zu 4°C.
3) Mit dem Grainfather kann auch ein Brauer mit Organisationsdefizit und zwei linken Händen ohne Patzen brauen. Das freut mich außerordentlich :Smile
4) Die Pumpe des Grainfather ist extrem robust und könnte wahrscheinlich auch Beton durch die Rohre fördern . Warum ich das weiß? Siehe unten bei den "Schwächen".
4) Mein Sud wurde klar und ansehnlich wie nie zuvor.

Schwächen Grainfather/Eigenfehler beim Arbeiten

1) Die schwarze Silikonhutze am Filterrohr der Pumpe ist ein Schwachpunkt, weil sie leicht abgeht - vor allem wenn die Pumpe gerade nicht läuft. Dieser Umstand wurde auch schon in einigen Grainfather-Videos dokumentiert. Mir ist das Teil beim Hopfenkochen auf einmal an die Oberfläche getrieben, wass mich kurzfristig etwas ratlos gemacht hat. Wahrscheinlich hab ich die Hutze beim Whirlpool versehentlich abgestreift.
Ich hab kurzerhand den ganzen Hopfenpelletschmoder mit im Kreis gepumt und durch das Loch des Deckels einen Feinfilter gesteckt und dann den Rückfluss durch diesen Feinfilter gesiebt. Diese Notlösung hat sehr gut funktioniert (Falls das jemand mal nachmacht: Man kann den vollen Feinfilter dann wieder durch das Loch retour ziehen und gleichzeitig wird er an der Engstelle ausgepresst. Den Deckel dabei jedenfalls schief halten, sonst rinnt der "Press-Sud" aus dem Filter außen am GF runter). Beim Abfüllen in den Gärbottich durch die Kühlspirale waren nur sehr wenig Teilchen mehr im Sud, die auch mit dem Feinfilter im Gärbottich abgefangen wurden .
2) Das Kugelventil (Sicherheitsventil, wo auch der rote Absperrhahn ist) am Steigrohr geht nicht immer auf, auch wenn der Verbinder ordentlich aufgeschraubt wird. Ist mir zwei mal passiert. Man muss den Aufsatz vor dem Festschrauben noch mal mit sanftem Druck aufs Ventil pressen, dann gehts.
3) Definitiv keine Schwäche, aber man sollte darauf achten: Im Mälzprozess verändert sich die Durchlässigkeit des Malzes. Je nach dem sollte man immer wieder mal mit dem roten Ventil am Steigrohr die Durchflussmenge der Pumpe nachjustieren. Aber es gibt ja auch noch den Überlauf...
4) Der Brauvorgang wird einfacher, die Reinigung am Schluss geht gut, ist aber vom Zeitaufwand nicht deutlich veringert. 8h von Beginn bis Schluss sind 8h. Aber nun bleibt dazwischen genug Zeit um mal einen Kaffee (oder so was) zu trinken und kleine Arbeiten nebenher zu erledigen.

Erstaunt hat mich, dass bei meinem Erstversuch Jodneutralität bereits nach der ersten Rast bei 63°C nachweisbar war. Ich hab drei mal gemessen, weil ich misstrauisch war. Hat vielleicht damit zu tun, dass ich beim Einmaischen getrödelt habe ?

Ob das Bier gut wird, wird sich erst in ein paar Wochen zeigen. Wenn nicht, dann liegts an mir und nicht am GF.

Gruss Silvus
Zuletzt geändert von Silvus am Montag 25. September 2017, 13:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Roofio
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Re: Mein erster Sud mit dem Grainfather

#2

Beitrag von Roofio »

Schöner Bericht, vielen Dank!
Zu den Punkten, die Du aufführst:
1. Das Silikonteil am Gehäuse mit einer Edelstahl-Schlauchklemme befestigen, dann geht es auch nicht so schnell ab. Man kann auch noch den Filter um hundertachtzig Grad drehen, so dass der schwarze Filterdeckel gegen die Temperatursonde kommt. Dann kann man ihn nicht so schnell irrtümlich abreissen beim rühren. Sitzt ein wenig spack, geht aber gut. Nur daran denken, dann auch die Einlassöffnung im Filter in Richtung Pumpe wieder nach unten zu drehen.
2. Beim Kugelventil entfernen viele einfach Kugel und Feder. Dann aber Vorsicht beim irrtümlichen Betätigen der Pumpentaste. Man sollte sich angewöhnen, das rote Ventil zu schliessen, wenn man keine Amatur angeschraubt hat. Sonst kriegt man irgendwann mal eine Ladung kochender Würze ab.
4. Ein wenig beschleunigen kann man den Waschzyklus am Ende mit einer Schlauchklemme, so dass der Sparge Arm direkt an den Würzekühler angeschlossen werden kann und man sich das Umrüsten spart. Aber ich finde das Putzen schon etwas fixer als früher, schon weil der Malzkorb etc. schon sauber gemacht werden kann,während die Würze kocht.

Insgesamt bin ich auch sehr happy mit dem Teil. Irgendwie braue ich damit öfter... ;-)
also weiterhin viel Spaß!

Robert
Viele Grüße,
Robert
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Silvus
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Re: Mein erster Sud mit dem Grainfather

#3

Beitrag von Silvus »

Roofio hat geschrieben: Montag 25. September 2017, 13:27 1. Das Silikonteil am Gehäuse mit einer Edelstahl-Schlauchklemme befestigen, dann geht es auch nicht so schnell ab. Man kann auch noch den Filter um hundertachtzig Grad drehen, so dass der schwarze Filterdeckel gegen die Temperatursonde kommt. Dann kann man ihn nicht so schnell irrtümlich abreissen beim rühren. Sitzt ein wenig spack, geht aber gut. Nur daran denken, dann auch die Einlassöffnung im Filter in Richtung Pumpe wieder nach unten zu drehen.
Danke für den Tipp! Die Schlauchklemmenlösung wollte ich vermeiden, weil ich ein wenig Sorge habe, das Filterrohr beim zuschrauben zu quetschen. Aber verkehrt einbauen klingt für mich sehr brauchbar - das werde ich sicher so versuchen.
LG S
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Re: Mein erster Sud mit dem Grainfather

#4

Beitrag von DerDerDasBierBraut »

Schönes Bericht.
Im Mälzprozess kommt der GF aber nicht vor :Greets
Silvus hat geschrieben: Montag 25. September 2017, 13:04 3) Im Mälzprozess verändert sich die Durchlässigkeit des Malzes.
Hier meintest Du bestimmt "Im Maischprozess verändert sich die Viskosität der Maische und die Durchlässigkeit des Trebers".
"Da braut sich was zusammen ... "
"Oh, Bier ;-) !"
"Nein! Was Böses!"
"Alkoholfreies Bier??? ..."
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Viele Grüße
Jens
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Silvus
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Re: Mein erster Sud mit dem Grainfather

#5

Beitrag von Silvus »

DerDerDasBierBraut hat geschrieben: Montag 25. September 2017, 14:02 Schönes Bericht.
Im Mälzprozess kommt der GF aber nicht vor :Greets
Silvus hat geschrieben: Montag 25. September 2017, 13:04 3) Im Mälzprozess verändert sich die Durchlässigkeit des Malzes.
Hier meintest Du bestimmt "Im Maischprozess verändert sich die Viskosität der Maische und die Durchlässigkeit des Trebers".
Sorry, natürlich Maischprozess

100x schreiben: Maischprozess, Maischprozess, Maischprozess, ....
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Re: Mein erster Sud mit dem Grainfather

#6

Beitrag von Hind65 »

Hmm - ich muss das bei mir mal überdenken - habe beim Maischen die Pumpe immer voll geöffnet. Sehe aber noch nicht wirklich inwiefern ein Unterschied entsteht weil der Überlauf einiges zu schlucken hat...

Jedenfalls danke für den Denkanstoss

Gruss Koni
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Re: Mein erster Sud mit dem Grainfather

#7

Beitrag von Roofio »

Das mit dem Überlaufen wird auch im englischsprachigen Bereich immer gerne diskuttiert. Ich lasse die Pumpe auch voll auf. Sinn dahinter ist für mich die bessere Temperaturverteilung / -Kontrolle. Wenn Wasser auf der oberen Platte steht, rinnt es auch durch das Malz darunter, auch wenn eventuell der Rest die Abkürzung durch die Mitte nimmt. Wenn man sich unsicher ist, ob man eine "stuck sparge" hat, kann man auch mal kurz die Pumpe ausschalten. Wenn man dann sieht, dass es es durchs Sieb abläuft, ist eigentlich alles gut.
Ich habe das Gefühl, je weniger man an dem Teil rumfummelt, desto besser wird die Ausbeute. Wenn man konstant und reichliches Überlaufen hat, sollte man vielleicht zuerst mal den Mahlgrad des Malzes ändern.
Viele Grüße,
Robert
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Re: Mein erster Sud mit dem Grainfather

#8

Beitrag von chaos-black »

...und es ist eigentlich ziemlich normal dass es anfangs überläuft, das gibt sich aber normalerweise mit der Zeit, sagen auch die offiziellen Videos.
Meine Hobbybrauerei: http://brauerei-flaschenpost.de/ (gerade offline)
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Re: Mein erster Sud mit dem Grainfather

#9

Beitrag von KeePon »

Ich stülpe noch zusätzlich am Überlauf des Malzrohr ein Teesieb drüber. Das hält das durchgefallene Grain vom einmaischen fest.

Ich benutze das hier:
Rund Edelstahl-Sieb Tee-Ei mit Becher, 2 Stück https://www.amazon.de/dp/B015DLRR1A/ref ... YzbGQ6S8QW

Der pumpenfilter hält bei mir immer bombenfest. Bin schon mehrmals gegengedengelt beim Whirlpool. Ihr solltet drauf achten, dass ihr den metallfilter am schwarzen Silikon hinter der Rille einrasten lasst – siehe Foto, die Rille am Schraubendreher…
Dateianhänge
EFA71DA9-7C5E-4917-BC1D-2324941E770F.jpeg
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Michael Wendt
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Re: Mein erster Sud mit dem Grainfather

#10

Beitrag von Michael Wendt »

Teesieb ist bestellt, danke für den Link! Jetzt muss der GF doch auch endlich mal kommen ...

Viele Grüße
Michael
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