Braugruppe MiWoLe HERMS 150l GAS Selbstbau

Hier können Braubegeisterte ihre selbstgebastelten Heimbrauanlagen in Bild und "Ton" vorstellen.
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Frithjof
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Braugruppe MiWoLe HERMS 150l GAS Selbstbau

#1

Beitrag von Frithjof »

Hallo
Wir, ein Zusammenschluss aus Mietern einer Wohnsiedlung aus Menschen allen Alters und Lebenslagen in Gießen haben seit etwas mehr als einem Jahr das Brauen für uns Entdeckt.
Nachdem wir durch unseren Vermieter Räume bekommen haben und mittlerweile fast jedes Wochenende Brauen haben wir von einer One Concept 30l Anlage etwas Upgegradet.

Seit neustem haben wir eine 150l HERMS / GAS Anlage gebaut.
Wir wollten eine Anlage die:
  • genug Kapazität bietet für unsere Feste, WG Partys und alles andere
  • möglichst schonendes Brauen ermöglicht
  • möglichst wenig Energie braucht
  • einfach zu Warten und zu reinigen ist
  • Barierearm ist
Wir haben uns für eine Wagenartige Anlage entschieden, die nach dem HERMS verfahren Arbeitet, gleichzeitig jedoch im Maischekessel und Kochkessel Rührwerke für eine Optimale Malzbewegung hat.
IMG_20210918_170636 (1).jpg
Die Kessel haben wir von polsinelli.it, eigentlich Preis leitungsmäßig ok, obwohl wir zahlreiche Schweißnähte "Besser gemacht haben". (Spalt zwischen Hahn und Kessel zu groß ect)
Den HLT haben wir in einen "Wärmetauscher" Verwandelt, und Kupferrohr eingebaut, das die Brandgase vom Brenner durch das HLT Wasser leitet.
IMG_20210830_181929.jpg
Was auch sehr gut funktioniert.
Da wir die Anlage Mobil haben wollten wurde sie Komplett auf ein Rollbares Stahl Gestell gebaut und kann so in einem Stück durch jede Standard Tür mit 80cm gefahren werden. Das Gewicht beträgt ca 100-200kg

Wichtig war dabei das die Anlage "Sofort einsatzfähig" Sein sollte. Nachdem Zu- und Abwasser und GAS angeschlossen ist, kann die Anlage auch direkt Arbeiten.

"Barierefreiheit"
Das Problem ist oft das die Anlagen, Einfüllöffnungen oder irgendwas zu hoch ist für Menschen die nicht gerade die 1,80 haben, oder das dass Brauen für Menschen mit Beeinträchtigungen erschwert ist.
Wir haben versucht diese Hürden etwas zu mildern.
Die Anlage kann auf eine Minimalhöhe von 30cm über Boden heruntergelassen werden.
Das machen wir z.B bei etwas kleineren Brauer/innen. So sind Einfüllöffnungen auch ohne auf einer Bierkiste balancieren zu müssen erreichbar.
Die Schalttafel und die Kesselhöhen sind auch noch etwas Verstellbar.
Zwar ist das nur ein Semi - Gutes Ergebnis und Menschen mit Starken Körperlichen Beeinträchtigungen können immer noch nicht "100% Selbständig" Arbeiten, aber wir wollten die Anlage so anpassbar wie wir konnten bauen.

Das leidige Thema Anbrennen...
Eigentlich einer der enormen Vorteile von HERMS, die Maische kann nicht anbrennen. Beim Kochen dagegen schon.
Die Heitz Leistung der beiden Brenner mit max. 2x 17000W ist zwar extrem hoch, aber die große Heizfläche sorgt dafür das es wenig Termo Spots beim Kochen bilden. Die Würze wird außerdem gleichzeitig umgepumpt und gerührt was dazu führen soll das nichts anbrennt. Bisher ging es auch problemlos.
IMG_20210823_220430.jpg
Eine Besonderheit ist, das man den Zweiten Brenner, der eigentlich zum Kochen da ist, herüberschwenken kann, so das er unter dem Maischekessel sitzt.
So kann man bei bedarf schneller Heizten. z.B um mal eben 100l auf Einmeischtemperatur zu bringen.


Und halbwegs Sicher?
Das Thema Sicherheit und hundert Liter Heiße Flüssigkeit ist das nächste was uns Kopfzerbrechen bereitet hat.
Klar war: Die Menge an Flüssigkeit ist alleine ein Problem. Aber unser "Konstuktionsteam" aus einer Getränketechnologin, einem Materialwissenschaftler und vielen anderen hat die Lösung Gefunden.
Im Standard Betrieb darf weder ein schlauch umgesteckt oder ein Kessel Rumgehoben werden müssen.
Gleichzeitig muss alles Penibel sauber werden.

Also muss alles Clearing in Place Tauglich sein und gleichzeitig Wartungsfreundlich.
Die Verschlauchung wurde Festsitzend gemacht, so das zwar für größere Wartungen alles zerlegt werden kann, aber im Regelfall die Kessel gekippt werden können um sie zu lehren.
Dafür "Hängen" beide Kessel in einem "U" In dem sie einfach Gekippt werden können. Sie stehen also nicht auf, sondern Hängen Frei Drehbar. Während des Brauens wird mittels eines Riegels der Kessel Festgestellt. Auch wenn man Unabsichtlich den Rigel löst ist der Schwerpunkt so gewählt das weder Leer oder voll der Kessel Kippt.

Die Verbindungen sind alle in DN20 ausgelegt, und aus V4A Edelstahl. Um aber noch bezahlbar zu bleiben haben wir "Normale Schlauchtüllen" verwendet. Eigentlich hätten diese Schlauchtüllen, T- Stücke, Kugelkopfhähne einige Toträume in denen sich Dreck ansammeln kann. Das haben wir Minimiert in dem wir jedes Teil an der Drehbank nachbearbeitet haben das es Best möglichst passt. Nicht Optimal, aber zusammen mit dem Reinigungskonzept haben die ersten Läufe gezeigt das auch extreme Verschmutzungen lösbar sind.
IMG_20210908_203346.jpg
Die Schläuche, Pumpen, Kühler ect. sitzen alle so das es 3 Tiefpunkte gibt. So das alle Flüssigkeit auslaufen kann. Das macht Optisch ein Komisches Bild, aber in der Praxis hat sich die Reinigung als sehr einfach erwiesen.

Der Treber und die Kessel Innenreinigung
Um den Treber los zu werden, kann man den Maischekessel Kippen, den Treber mit einem Braulöffel durch die Klappe im Deckel herausholen. Dann mit dem Eingebauten Schlauch alle Reste ausspritzen. Der Deckel muss aber dennoch abgenommen werden damit man den Siebboden herausnehmen und Reinigen kann. Damit wird wie bei fast jeder anlage üblich wärend dem Laütern und Maischen das Korn von der Würze getrennt.

Die Steuerung
Um das ganze zu steuern haben wir in jeden Kessel Tauchhülsen eingebaut, damit wir hierein separate Termomenter (Zum Beispiel die Standard Arduino Temp Sensoren) einbauen können. Damit haben wir ein "Grobes" System mit Analogtermometer und ein hoch Präzises selbstendwikelte auf Arduino Basis.
Die Arduinos sind noch nicht ganz Fertig Programmiert, sollen aber die Temperatur im ersten Sept. Überwachen während eine Automatisirung erst vlt später kommt.
Die Elektrischen Systeme, Pumpe + Rührwerk pro Kessel sind Manuell schaltbar. Aber die verwendeten 2 Wege Schalter erlauben es die bestehende Schaltung mit je einem Draht mehr über ein Relaibord zu leiten. z.B für so ziemlich jede Brausteuerung wie CraftBeerPi. Damit kann man einzelne Systeme oder die gesamte Anlage Automatisch steuern oder sofort Manuell übernehmen.
IMG_20210830_183027.jpg
Die ersten Ergebnisse:
Die ersten 2 Sude sind gelaufen (80 und 100l Sude) und brachten eine SA von ca 75%, (War aber noch mehr heraus zu holen da die Nachgüsse deutlich mehr hätten ausgereizt werden können.
Erhizungskurven bei bis zu 0,5°C/Min,
CIP System Arbeitet wie erwartet ok.
15KG Gasverbrauch bei 2 Brautagen und 4 großen Reinigungen mit mehreren Erhitzungsphasen also auch total im Rahmen.
Kann aber Reduziert werden da die Brenner zu stark (Innefizient) betrieben wurden.
Kühlgeschwindigkeit: 100l Würze in ca 25 min auf 26 °C
Zeitaufwand: immer so ca 8h inkl. Malz Mahlen und Putzen
Unsere Braugruppe in Gießen: https://bunkerbraeu.miwole.de/
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Sebasstian
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Re: Braugruppe MiWoLe HERMS 150l GAS Selbstbau

#2

Beitrag von Sebasstian »

Hallo Frithjof,
sehr schönes Projekt. Steckt viel Aufwand in der Anlage. Erster Eindruck vom ersten Bild mit den vielen Leuchten und Rohren und isolierten Schläuchen : NASA :Bigsmile
Was mir besonders gut gefällt ist euer Ansatz des gemeinschaftlichen Brauens in der Wohnsiedlung um zB Feste usw zu versorgen. Das ist ja sozusagen Kommunbrauen 2.0. Find ich richtig Klasse! :thumbup
Grüße,
Sebastian
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Frithjof
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Re: Braugruppe MiWoLe HERMS 150l GAS Selbstbau

#3

Beitrag von Frithjof »

Danke,
ja der Kostenpunkt:
- Arbeitsstunden ca 250 (idr. zu Zweit gearbeitet)
- Verbrannte Finger mindestens 10
- Graue Haare: Unzählbar
-Euronen: ca 2500- max. 3000€ für die Anlage. Was ich echt wenig finde für eine 150l Semi Automatische Anlage.
Finanziert haben wir sie durch Nachbarn (Studis, und Co) bei denen der eine oder andere mal was Gespendet hat und unsern Vermieter der uns Räume, Internet, Strom/Wasser und einen Teil der Anlage gespendet hat.

Dazu kommt ja noch eine Menge mehr, wie Abfüllmaschine, Möbel, Bodenabfluss, andere Geräte...
(Um zu sparen wurde das Gestell z.B aus Stahl nicht aus Edelstahl gemacht, das hätte einfach mal das doppelte gekostet)
Ist halt wichtig bestimmte Teile hochwertig zu kaufen, denn dann hält es einfach ewig.
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secuspec
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Re: Braugruppe MiWoLe HERMS 150l GAS Selbstbau

#4

Beitrag von secuspec »

Ein großartiges Projekt und vor allem etwas für die Gemeinschaft. :thumbsup
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