Unbekanntes Brauobjekt?

Alles zum Thema Brauanlagen-Selbstbau. Für Steuerung und Automatisierung bitte das Unterforum "Automatisierung" nehmen.
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irgendwasmitbier
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Unbekanntes Brauobjekt?

#1

Beitrag von irgendwasmitbier »

Hallo Foristen,
ich bin relativ neu in der Welt des Bier brauens, habe gerade meinen 6. Sud hinter mir. Ich braue in einem 33 Liter Schengler Topf auf einem Hockerkocher, Läutern tu ich in einem Eimer mit Panzerschlauch, gekocht wird wieder im Schenglertopf. Ein Rührwerk mit Scheibenwischermotor sowie ein Schwanenhals hab ich mir bereits gebaut und ein Thermometer hab ich fest in den Topf installiert. Ich verspüre jetzt gerade wieder einen Drang zur Optimierung der Anlage und frage mich was ich als nächstes basteln könnte.
Auf Youtube bin ich bei folgendem Video https://www.youtube.com/watch?v=C4YQqIMeS14 (so ab der hälfte wird gebraut) über eine mir bisher nicht geläufige Anlagenform gestolpert. Ich habe mal eine Skizze gemacht wie ich die gezeigte Anlage verstanden habe.
Warum ich mich für dieses Modell interessiere ist weil ich so mit geringem finanziellen Aufwand meine bisherige Anlage upgraden könnte und ich so spaß am bauen und evtl sogar bessere Biere haben könnte.
Meine Fragen an Euch sind: Habe ich das richtig erfasst? Ist es sinnvoll so etwas zu bauen? Andere Upgrade Vorschläge?
Ich bin gespannt was ihr sagt!
Felix
Brauanlage Skizze.jpg
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schloemi
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Re: Unbekanntes Brauobjekt?

#2

Beitrag von schloemi »

ist halt eine Abwandlung einer Malzrohranlage. Problematisch bei dem Ansatz würde ich sehen, dass sich ggf. der Treber stark verdichten kann, d.h. du bräuchtest vermutlich noch ein Hack-/Rührwerk. Das Upgrade sehe ich hier allerdings nicht im vergleich zum direkten Aufheizen der Maische. Rühren musst du meiner Meinung in beiden Fällen.

cu schloemi

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Sura
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Re: Unbekanntes Brauobjekt?

#3

Beitrag von Sura »

Ich finde das ein wenig gewagt. Die Konvektion (solange geheizt wird) wirkt eventuell teilweise gegen die Verdichtung des Trebers aus dem Sog der von der Pumpe erzeugt wird. Aber nicht zu stark zu saugen ohne den Treber zu verdichten erfordert schon erhebliches Fingerspitzengefühl und ein abgestimmtes Schrot. In Zeiten wo nicht geheizt wird, sehe ich da ehrlich gesagt ziemlich schwarz. Ich hab einen ähnlichen Boden, und wenn ich einen ticken zu fein schrote oder zu hastig läutere ist das ziemlich schnell dicht. Ohne Pumpe, nur mit Schwerkraft, ohne Sog durch einen Schlauch am Ende.

Davon abgesehen, hab ich kurz reingeschaut und gehört: "you end up with a crystal clear wort, wich will end up in a crystal clear beer." ... das eine hat mit dem zu diesem Zeitpunkt soviel Auswirkung, wie eine saubere Frontscheibe zu einer freien Autobahn.

Ist halt ein youtube-Video, und da gibts sehr, sehr viel Mist.

Wenn du investieren möchtest für besseres Bier: Gebrauchter Kühlschrank, ein Inkbird um die Temperatur der Gärung steuern bringt dir deutlich mehr.
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Ruthard
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Re: Unbekanntes Brauobjekt?

#4

Beitrag von Ruthard »

Du wirst es nicht schaffen, die Maische mit dem Hockerkocher zu erwärmen - der Läuterboden wirkt wie eine firewall. Du erwärmst die Würze, die dann von der Pumpe über die Maische gepumpt wird und durch die Maische sickert. Solange der Kreislauf gleichmäßig ist, funktioniert das, bei der kleinsten Störung bricht das System zusammen. Pumpst du zu schnell, zieht es den Treber zusammen - nichts geht mehr. Pumpst du zu langsam, kocht dir die Würze unter dem Läuterboden, bildet Dampfblasen und brennt an, die Maische obendrüber bleibt trotzdem lauwarm, selbst wenn du rührst wie ein Geisteskranker.
Ich kenne einige solcher Selbstbauten, keiner funktioniert wirklich zuverlässig.

Denke lieber mal über eine Läuterhexe nach

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irgendwasmitbier
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Re: Unbekanntes Brauobjekt?

#5

Beitrag von irgendwasmitbier »

Vielen Dank für die Rückmeldungen. Das lass ich dann wohl lieber.
@Brauwolf, was ist denn der Vorteil einer Läuterhexe gegenüber meinem Panzerschlauch?
Ja einen Kühlschrank zum vergären wäre schon was, hätte ich nur ne Steckdose im Kellerabteil oder Platz in der Bude..
Zwei mögliche Upgrades habe ich noch im Sinn, bin mir aber nicht sicher wie sinnvoll/wichtig die sind. Zum einen einen Würzekühler, zum anderen ein isoliertes Läutergefäß. Oder mich gar mit Brauwasserchemie befassen? Fragen über Fragen...
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Ruthard
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Re: Unbekanntes Brauobjekt?

#6

Beitrag von Ruthard »

@Brauwolf, was ist denn der Vorteil einer Läuterhexe gegenüber meinem Panzerschlauch?
Keiner, abgesehen davon, dass sich die Hexe leichter reinigen lässt und im Falle dass sich der Treber mal dicht zieht, die Hexe in Form bleibt, der Panzerschlauch ist dann platt.

Hexe und PZ haben gegenüber der gezeichneten Konstruktion den Vorteil (das meinte ich in meinem Posting), dass sie am Topfrand anliegen und du in der Topfmitte die Maische beheizen kannst. Die Konvektion ist dann nicht behindert und mit zusätzlichem Rühren erhältst du eine homogene Temperaturverteilung in der Maische.

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schloemi
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Re: Unbekanntes Brauobjekt?

#7

Beitrag von schloemi »

Mmh hatte gerade zufällig einen Newsletter im Postfach, der vielleicht thematisch passt:

Brew Monk™ Alles-in-einem-Brausystem

https://www.brouwland.com/de/unsere-pro ... W0DDRPyh-U

Keine Ahnung, was das Teil kann, aber mit unter 400 Euro erst mal eine Kampfansage an BM und Co ...

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Mjoelnir
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Re: Unbekanntes Brauobjekt?

#8

Beitrag von Mjoelnir »

Zu dem Gerät gab es hier schon mal einen Thread. Wenn ich mich richtig entsinne, waren die Erfahungen z.T. schlecht, da schlechte Qualität aus China.
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schloemi
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Re: Unbekanntes Brauobjekt?

#9

Beitrag von schloemi »

Ja vielen Dank - vermutlich der Klarstein Mundschenk unter neuer Flagge ...

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kettlmeier
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Re: Unbekanntes Brauobjekt?

#10

Beitrag von kettlmeier »

Hi Felix,

ich habe das Video auch gesehen. Ich war total begeistert, ich verstehe da meine Vorposter nicht so ganz. Das war ja wohl mal das Paradebeispiel von high Gravity Maischen und die Pumpe lief durch und durch, kein Kommentar zu verstopfen. Wie man im Video auch sieht wird regelmäßig umgerührt und die Pumpraten sind extrem moderart. Zusdem wird dort nichts von Heizraten angegeben, daher gehe ich davon aus, der der Brenner nicht mit voller Leistung läuft und wohl auch nur zum Anfahren einer neuen Maischestufe. Das Prinzip wird auch im Grainfather (mit Innenrohr) und Brewtower (sogar mit freistehenden Heizstäben) verwendet.
Viele Grüße
Tobias
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Re: Unbekanntes Brauobjekt?

#11

Beitrag von Chrissi_Chris »

Das ist leider der Klarstein Mundschenk unter einem anderen Namen, ob es eine überarbeitete Version ist kann man schlecht sagen aber sollte das so sein schreibt der Hersteller das ja ganz groß dazu meistens.

In dem Klarstein Mundschenk tread hatten kurz über lang mehr als die hälfte der Besitzer starke Probleme mit anbrennen bis hin zu total Ausfall in form von Abschalten.

Die meisten gingen postwendend zurück, sicherlich hat jedes System seine Schattenseiten doch der Mundschenk/ Bre Monk und wie er noch so hieß, hatte definitiv zuviele Fehler.

Und über die Verarbeitung haben wir noch gar nicht gesprochen !
Preis ist in der tat attraktiv doch wenn es beim brauen nur frustet, zahle ich lieber mehr für ein zuverlässiges System.

LG Chris
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Ruthard
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Re: Unbekanntes Brauobjekt?

#12

Beitrag von Ruthard »

ich habe das Video auch gesehen. Ich war total begeistert, ich verstehe da meine Vorposter nicht so ganz. Das war ja wohl mal das Paradebeispiel von high Gravity Maischen und die Pumpe lief durch und durch, kein Kommentar zu verstopfen.
Das sowas in kommerziell hergestellten Videos funktioniert, ist nicht verwunderlich. Ich kenne einige dieser Anlagen und habe gesehen, wo die Grenzen sind (wobei die Grenze meist bei denen lag, die davor gestanden haben). Die Amis sollen mal besser bei ihrer Kombirast bleiben, die ist idiotensicher und gut für 97% aller Biere.

Wer mit klassischer Maischearbeit brauen will, greift lieber zu den bewährten deutschen Systemen, wie sie in jeder großen Brauerei üblich sind, halt auf Hobbybrauermaßstäbe runter skaliert.
Das Prinzip wird auch im Grainfather (mit Innenrohr)
Richtig erkannt! Der große und entscheidende Unterschied ist eben diese Innenrohr. Hier wird der Würzefluss vom Durchflusswiderstand in der Maische unabhängig gemacht. Die Würze strömt im Überfluss durch die Anlage und kann so schnell und gleichmäßig erwärmt werden. Zusammenziehen des Trebers ist nicht möglich, weil an dem eben nicht gezogen wird. Ein solches Überlaufrohr in der oben vorgestellten Anlage würde eine wesentliche Verbesserung bringen.

Trotzdem muss man seine Zeit und sein Geld nicht mit solchen RIMS-, HERMS- und wie sie sonst noch heißen -Anlagen verschwenden. Es wird halt immer mal wieder versucht, das Rad neu zu erfinden - die Halbwertszeit solcher Inovationen verkürzt sich von mal zu mal.

Cheers, Ruthard
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Re: Unbekanntes Brauobjekt?

#13

Beitrag von schloemi »

kettlmeier hat geschrieben: Dienstag 18. Juli 2017, 07:58 Hi Felix,

ich habe das Video auch gesehen. Ich war total begeistert, ich verstehe da meine Vorposter nicht so ganz. Das war ja wohl mal das Paradebeispiel von high Gravity Maischen und die Pumpe lief durch und durch, kein Kommentar zu verstopfen. Wie man im Video auch sieht wird regelmäßig umgerührt und die Pumpraten sind extrem moderart. Zusdem wird dort nichts von Heizraten angegeben, daher gehe ich davon aus, der der Brenner nicht mit voller Leistung läuft und wohl auch nur zum Anfahren einer neuen Maischestufe. Das Prinzip wird auch im Grainfather (mit Innenrohr) und Brewtower (sogar mit freistehenden Heizstäben) verwendet.
Viele Grüße
Tobias
Ich kann jetzt deiner Kritik an den Vorpostern nicht ganz folgen. Es wird ja nur darauf hingewiesen, dass man auch (gerade) bei einem solchen System umrühren muss, um eben einer Verdichtung des Trebers entgegenzuwirken. Zu den Heizraten kann ich kaum was sagen, da ich das Video mir nicht komplett reingezogen habe. Es scheint mir aber denkbar, dass hier (wie im amerikanischen Raum weit verbreitet) einfach eine Kombirast gefahren wird, so dass ein Aufheizen nicht nötig ist, sondern die Befeuerung lediglich dafür dient die Wärmeverluste der Konstruktion durch außen liegendes Umpumpsystem auszugleichen.

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Re: Unbekanntes Brauobjekt?

#14

Beitrag von Chrissi_Chris »

Das System an sich ist ja nicht verkehrt nur das Gerät wird es nicht zuverlässig machen.

Hier der Problemthread mit dem Mundschenk viewtopic.php?f=22&t=12242

Am ende waren die meisten unzufrieden und haben ihr Geld wieder bekommen oder auch nicht.
Dieses Gerät liefert nicht genug Qualität was bei dem Preis auch nicht verwunderlich ist.

LG Chris
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Re: Unbekanntes Brauobjekt?

#15

Beitrag von Ruthard »

Obacht! Das oben vorgestellte System hat mit Mundschenk/Brew Monk/Grainfather nichts zu tun.

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Sura
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Re: Unbekanntes Brauobjekt?

#16

Beitrag von Sura »

kettlmeier hat geschrieben: Dienstag 18. Juli 2017, 07:58 Hi Felix,

ich habe das Video auch gesehen. Ich war total begeistert, ich verstehe da meine Vorposter nicht so ganz. Das war ja wohl mal das Paradebeispiel von high Gravity Maischen und die Pumpe lief durch und durch, kein Kommentar zu verstopfen. Wie man im Video auch sieht wird regelmäßig umgerührt und die Pumpraten sind extrem moderart. Zusdem wird dort nichts von Heizraten angegeben, daher gehe ich davon aus, der der Brenner nicht mit voller Leistung läuft und wohl auch nur zum Anfahren einer neuen Maischestufe. Das Prinzip wird auch im Grainfather (mit Innenrohr) und Brewtower (sogar mit freistehenden Heizstäben) verwendet.
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Wie schon gesagt, das System hat rein garnichts mit Malzrohrsystem zu tun.
Und wenn man rühren muss..... wozu dann die Pumpe?
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