Brauanlage umstellen auf HERMS-System

Alles zum Thema Brauanlagen-Selbstbau. Für Steuerung und Automatisierung bitte das Unterforum "Automatisierung" nehmen.
Antworten
duennern
Neuling
Neuling
Beiträge: 4
Registriert: Donnerstag 7. Mai 2020, 19:22

Brauanlage umstellen auf HERMS-System

#1

Beitrag von duennern »

Hallo zusammen,

Ich bin hier schon länger am mitlesen und habe schon unzählige hilfreiche Themen gefunden. Nun habe ich auch eine Frage und erstelle meinen ersten Thread.

Wir besitzen momentan eine Brauanlage mit der wir zwischen 160-180 Liter Bier brauen (meist High Gravity Verfahren). Das ganze wird mit einem Hockerkocher über Gas betrieben. Meine Idee ist es nun die Anlage, mit wenig Aufwand, in eine HERMS-Anlage umzubauen und am liebsten elektrisch zu betrieben. Eine Steuerung soll mittels CraftBeerPi realisiert werden.

Ich möchte von euch gerne wissen, ob meine Überlegungen Sinn ergeben und so realisierbar sind.


Jetztige Brauanlage sieht wie folgt aus:
Laeuterbottich_Gaertank_2.JPG
Laeuterbottich_Gaertank_2.JPG (71.41 KiB) 2376 mal betrachtet
- 150 Liter Sudpfanne
- 150 Läuterbottich
- 2 x 200 Liter Gärtank
- Rührwerk verwenden wir keines (alles in Handarbeit :thumbsup )

Umbau auf HERMS nachfolgendem Vorbild:
HERMS_System.png
- 150 Liter Sudpfanne mit 10kW Heizelement aufrüsten (z.B. https://store.brewpi.com/mashing/stainl ... ter-10000w) und HERMS Coil (z.B. https://store.brewpi.com/mashing/herms- ... herms-coil)
- Einmaischen im Läuterbottich und mittels Pumpe die Würze durch den Coil in der Sudpfanne pumpen.
- Temperatur für die Rasten steuern über CraftBeerPi
- Abläutern in einer der Gärtanks und Wasser aus Sudpfanne als Nachguss verwenden.
- Die 150 Liter Sudpfanne würde ich gerne auch direkt zum Würzekochen verwenden, da ich dann nur ein Heizelement kaufen müsste.
- Nach Würzekochen, Würze durch Plattenkühler zurück in Gärtank und mit Hefe anstellen.

Klingt das realistisch oder seht ihr Probleme beim Ablauf des Brauprozesses?

Unsere Brauerei befindet sich in einer Industriehalle wo wir Zugang zu einem Starkstromanschluss mit 16 Ampere, sowie Heisswasser (60 Grad +, nicht gemessen) hätten. Meine Idee wäre es das Wasser gleich auf Einmaischtemperatur in die Pfannen laufen zu lassen, so dass ich nicht alles elektrisch aufheizen müsste um Zeit zu sparen. Sind die 10kW realistisch für eine Wassermenge von 150 Litern? (laut meiner Berechnung würde es rund 63 Sekunden dauern um das Wasser um 1 Grad zu erwärmen, was okay wäre). Oder doch lieber auf Gas bleiben und die Steuerung mittels einer Gas-Feuerungs-Anlage realisieren?

Was ist euer Erfahrung nach für eine Menge an Ausschlagswürze mit solch einer HERMS-Anlage zu erwaten?

Ihr seht ich habe viele Fragen und wäre froh wen mir jemand einige dieser beantworten könnte :Pulpfiction
JackFrost
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2984
Registriert: Dienstag 15. Mai 2018, 18:10

Re: Brauanlage umstellen auf HERMS-System

#2

Beitrag von JackFrost »

Wenn die Isolierung gut ist, dann kannst du mit 9,7 - 9,9 kW rechnen.
Wenn sie schlecht oder garnicht vorhanden ist würde ich ein 0,5 - 1 kW von der Berechnung abziehen.
Bei einem Einkocher kann man bis zu 300 W durch die Wand verlieren.
Bei deiner geplanten Anlage ist das Volumen/Oberflächen Verhältnis besser, somit dürftest du 0,5 - 1 kW durch die Wand verlieren wenn
nicht Isoliert ist.

Wenn du mir die Maße schickst und die Rahmenbedingungen kann ich mich in der nächsten Zeit mal hinsetzen und es rechnen.
Aber Isoliert kannst du mit 100 - 200 W Verlust schon rechnen.

Gruß JackFrost
Meine Hardware:
eManometer
IDS2 ohne CBPi
Magnetrührer
Ss-Brewtech 10 Gal Topf
IDS2 Induktionsplatte
duennern
Neuling
Neuling
Beiträge: 4
Registriert: Donnerstag 7. Mai 2020, 19:22

Re: Brauanlage umstellen auf HERMS-System

#3

Beitrag von duennern »

Hallo JackFrost, danke für die Antwort.

Der Topf ist ca. 65cm im Durchmesser und etwa 51cm hoch.
Bis jetzt ist er nicht isoliert nur der Läuterbottich hat eine Isolation aus Isomatten aus dem Baumarkt.
Welches Material eignet sich am besten um den Topf zu isolieren?
JackFrost
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2984
Registriert: Dienstag 15. Mai 2018, 18:10

Re: Brauanlage umstellen auf HERMS-System

#4

Beitrag von JackFrost »

Armaflex hat ein Lambda von 0,042 W/mK. Bei 19 mm Stärke macht das 2,2 W/m2K. Du hast etwa 1 m2 Fläche, macht also ca. 200 W bei 90 K Delta.
Eine zusätzliche Aluschicht auf dem Armaflex halbiert den Wert, da die Strahlungswärme wegfällt.

Den Rest muss ich noch rechnen.

Gruß JackFrost
Meine Hardware:
eManometer
IDS2 ohne CBPi
Magnetrührer
Ss-Brewtech 10 Gal Topf
IDS2 Induktionsplatte
duennern
Neuling
Neuling
Beiträge: 4
Registriert: Donnerstag 7. Mai 2020, 19:22

Re: Brauanlage umstellen auf HERMS-System

#5

Beitrag von duennern »

Armafelx kenn ich, super Idee hätte ich auch selber drauf kommen können :thumbsup
Wahrscheinlich isolier ich dann gleich beide Töpfe neu. Danke fürs noch durchrechnen.
Benutzeravatar
crafthardware
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 43
Registriert: Sonntag 5. August 2018, 13:28
Kontaktdaten:

Re: Brauanlage umstellen auf HERMS-System

#6

Beitrag von crafthardware »

Spike Brewing verkauft ihren 1BBL HERMS mit 11000W pro Kessel. Bei www.theelectricbrewery.com (FAQ) wurde auch 11000W für 50 gallon empfohlen (die sind auch ein toller resource mit Shop und Forum für HERMS Sachen).

Habe selber kein Erfahrung in die Grösse, aber ich denke du bist mit den High flow coil von store.brewpi.com gut ausgestattet. Dazu ein schon Leistungsfähiges Würzepumpe. Die Isolierung hilft natürlich auch.

Es wird bei HERMS oft empfohlen auch innerhalb der HLT umzuwälzen um eine Hitzeschichtung zu vermeiden, finde ich persönlich nicht absolut notwendig. Wenn es wirklich stark schichtet kann man die Würze von unten nach oben durch die Spirale zirkulieren lassen. Hier kann man experimentieren und zur Not nachher eine Zweite Pumpe in den HLT einsetzen. Steuertemperatur am besten beim Spirale Ausgang oder MLT retour messen.

Abläutern in einen Zwischenbehälter ist eine gute Lösung für die Leute die mit Zwei Kessel HERMS fahren wollen. Nachteile - du kannst nicht gleichzeitig beim abläutern auf Kochen hochfahren weder ein Doppelte Brautag machen, und du musst deine Gärfass sauber machen.

Meine Erfahrung: du kannst einen SHA zwischen 63-65 bei einen gut geplantes HERMS Anlage erwarten, und du solltest eine sehr solide SHA Wert von Sud zu Sud haben.
RDWHAHB!
duennern
Neuling
Neuling
Beiträge: 4
Registriert: Donnerstag 7. Mai 2020, 19:22

Re: Brauanlage umstellen auf HERMS-System

#7

Beitrag von duennern »

Danke für deinen Post. Das hilft mir schon einmal sehr weiter.

Dann sollten die 10000W für einen 150L Kesser realistisch sein? Vorteil wäre die 10000W lassen sich mit einem 400V/16A Anschluss betreiben plus Steuerung und evtl. sogar der Pumpe.

Isolieren werde ich die Kessel sicher noch. Muss mich noch schlau machen, aber denke Armaflex ist eine gute Lösung.

Würzepumpe haben wir eine ZUWA Impellerpumpe, mit 30L/min wenn mich nicht alles täuscht. Die ist leider momentan defekt und ich hoffe ich kriege die repariert. Ich denke 30L/min sollten ausreichend sein?
Interessant wäre auch eine Blichmann RipTide, aber wenn die ZUWA wieder läuft möchte ich die verwenden.

Also sollten 100 Liter pro Sud realistisch sein? Wie sieht es aus mit High Gravity, dass sollte auch mit einem HERMS-System umsetztbar sein oder nicht?
Benutzeravatar
crafthardware
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 43
Registriert: Sonntag 5. August 2018, 13:28
Kontaktdaten:

Re: Brauanlage umstellen auf HERMS-System

#8

Beitrag von crafthardware »

Wow ja 30l/min mit der High flow coil muss absolut ausreichend sein, und auf jeden Fall solltest du einen Kugelhahn oder Membranventil nach die Pumpe zum drosseln haben. Ich habe meinen 40L HERMS mit 5l/min und einfachen 12m Spirale erfolgreich gefahren. Nicht dass es 1:1 hochskaliert, und hängt natürlich auch an die widerstand in der Leitung... aber im schlimmsten Fall hast du ein niedriger Aufheizrate im MLT. Rasttemperatur halten ist kein Problem. Frag Mal auch den Elco bei brewpi.com, er hat viel Erfahrung und kann dich auch gut beraten, denke ich.

Es spricht nichts gegen High Gravity mit HERMS, Treberbett ist noch durchlässig, nur irgendwann kommt es auf Kosten deines SHA. Bei normal Gravity, muss 100L in einen 150L Zwei Kessel HERMS mit Zwischenbehälter kein Problem sein.
RDWHAHB!
Antworten