DIY 50l Brauautomat / Malzrohrsystem plus

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Propagandalf
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DIY 50l Brauautomat / Malzrohrsystem plus

#1

Beitrag von Propagandalf »

Hallo liebe Braugemeinde.

Nachdem ich den Mundschenk hatte und nicht ganz von dem System überzeugt bin, bei dem die Würze durch die Umwälzpumpe nur über das Malz "geworfen" wird, hab ich verschiedene Systeme verglichen. Der Erfolg des hochpreisigen Speidel BM liegt wohl (neben der Verarbeitung) möglicherweise auch in der Tatsache, dass die Flüssigkeit (von unten) durch das Malzbett gedrückt wird. Das System scheint mir sehr gut durchdacht.

Nun habe ich als alter Tüftler überlegt einen Klon zu erstellen. Der Zulauf der Pumpe am Boden des großen Topfes, auf den das Malzrohr aufgesteckt wird, entfällt in der Überlegung, da ich vorhabe auf einer Kochplatte zu kochen.
Auf der Suche hab ich wenige, aber dennoch gute Inspirationen finden können.

Problem: Das Umwälzen von unten ist leicht gelöst, allerdings gestaltet sich das Läutern dann etwas schwieriger.
Ziel:
1. Ein System, das wie erwähnt die Flüssigkeit von unten durch das Malzbett drückt
2. Die anschließende Läuterung durch eben den selben Zulauf/Durchgang


Nachdem ich lange gegrübelt hatte, sah die erste Skizze wie folgt aus:

- Großer Kochtopf (50+ Liter)
- inkl. Ablasshahn + Thermometer
- kleinerer Topf als Malzrohr (+/-20l)
- Edelstahlstandfüße 5-10cm
- Henkel
- mittige Durchführung mit Innengewinde 1/2 Zoll
- Gewölbter Siebeinsatz bzw. Läuterblech mit Durchführung (Innengewinde 1/2 Zoll)
- Temporäre Befestigung des Siebeinsatzes am Boden des Malzrohrs (ggf. Dreh-klemm Vorrichtung zur anschließenden Reinigung)
- Siebeinsatz auf dem Malzbett
- Gewinderohr Außengewinde (1/2 Zoll) zumindest mit Gewinde im unteren Drittel (Sonderanfertigung?!)
- Bohrung an dem Rohr im unteren Drittel (mind. Bereich unter dem Siebeinsatz)
- Gewinderohr ist nach unten hin verschlossen
- Umwälzpumpe + Schläuche
20210503_183815.jpg
20210503_183821.jpg
Die Idee ist, dass während des Maischens die Pumpe den Sud am Kochkessel ansaugt und wieder durch das Gewinderohr zum Boden des Malzrohrs befördert, wo es dann durch das Sieb und durch die Maische nach oben zum Überlauf befördert wird. Beim Läutern wird dann das Rohr mit ein paar Umdrehungen aus der unteren Durchführung heraus gedreht (leider dann "blind"), sodass der Ablauf in den Kochkessel frei wird, der untere Siebeinsatz aber dennoch mittig "verschlossen" bleibt (sofern man das von einem Sieb behaupten kann :puzz ). Der Nachguss kann dann über das obere Sieb erfolgen.
zum Reinigen könnte man das Rohr und die Siebebenen komplett entnehmen

Bisherige Probleme die in meiner Überlegung aufkommen:
- Wie verhält sich das Gewinde, wenn sich dort Malzmehl anhaftet? (immerhin muss es ja nur "auf" gedreht werden und nicht "zu")
- Der Überlauf am oberen Teil des Malzrohres lässt keine kleinen Sude zu
- Oxidation beim Überlauf durch Plätschern? Wie regelt der Speidel BM das?

Ich bin für alle Anregungen offen und freue mich über Kommentare. Ich bin auf alles gefasst, von "Gute Sache, auf in die Garage und bau!" bis hin zu "was ein Schwachsinn". Ich denke aber, dass es unter den Hobbybrauern mehr Heimwerker und Tüftler gibt, als sonst wo.
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Brauladi
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Re: DIY 50l Brauautomat / Malzrohrsystem plus

#2

Beitrag von Brauladi »

Hallo,
ich habe mir vor 10 Jahren einen BM 20 gekauft. Mein Sohn und ich haben uns darauf hin einen BM 50 selbst nachgebaut. Das Malzrohr ist ein Edelstahlzylinder mit einer kleinen Falz unten, in der ein Edelstahlsiebblech sitzt. Das ganze wird zentriert, durch eine mittlere Gewindestange, die am Topfboden befestigt ist. Auf der zentralen Stange sitzt dann weiter oben ein zweites Siebblech mit einem Feinsieb. Innerhalb des Malzrohres befindet sich ein Loch im Topf, durch den die Maische eingepumpt wird. Zwischen Malzrohr und Topf gibt es ein weiteres Loche, hier wird die Maische abgezogen.Das System hat den Nachteil, dass es sehr empfindlich ist gegen zu fein geschrotetes Malz. Ich hatte mehrfach Fontänen, was beim Brauen in der Küche natürlich regelmäßig Ärger gab. Ausserdem sitzt die Heizspirale im Topf und ist schwierig zu reinigen. Ich bin daher zum Grainfather System gewechselt. Hier wird die Maische unten abgezogen und oben durch den Deckel wieder rein gepumpt. Du brauchst also nur ein Loch im Topfboden oder seitlich. Das hat auch den Vorteil, dass Du die Würze mit Deiner Pumpe abziehen kannst und sogar durch einen Gegenstromkühler pumpen kannst.
Wie willst Du eigentlich heizen? Willst Du den Topf auf eine Induktionsplatte stellen? Das wäre theoretisch möglich.
Gruß

Hans Dieter
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Re: DIY 50l Brauautomat / Malzrohrsystem plus

#3

Beitrag von Propagandalf »

Hallo Brauladi und danke für dein Kommentar.
Ich hatte die Idee, eben keine Bohrungen am Topfboden durchzuführen, um ihn auf einer Induktionsplatte nutzen zu können. Wie auf meinen stümperhaften Zeichnungen zu erkennen ist, sollte der Hahn (Abzug) auch seitlich liegen um nach dem Läutern die Pumpe an dieser stelle für die Kühlung verwenden zu können. Wie sind die Fontänen bei dir entstanden? kam das Wasser nicht ordentlich über das obere Sieb / Überlauf raus?
Grüße
Moritz
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Re: DIY 50l Brauautomat / Malzrohrsystem plus

#4

Beitrag von ernstdasbrot »

bin zwar selbst noch Anfänger, plane aber auch momentan meine erste Eigenbauanlage. Dabei hatte ich eine ähnliches Funktionsprinzip wie Du und bin zu der Erkenntnis gekommen das eine Zuführung von Oben besser ist, da auch ein Whirlpool und Nachguss-Sprinkler und Strombili-Kochen umgesetzt werden könnte. Mittlerweile plane ich allerding mit einem extra Läuterbottich.

Folgende Beiträge könnten vllt. auch für Dich interessant sein, um sich ein paar Ideen zu holen:

Malz von oben durchströmt:
https://hobbybrauer.de/modules.php?name ... 2&tid=4639
Malz von unten durchströmt:
https://hobbybrauer.de/modules.php?name ... &tid=24377

Prinzipiell könnte deine Anlage je nach Malzrohreinsatz auf beide Arten verwendet werden.
Viel Spaß bei der Planung und Umsetzung.
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contraste
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Re: DIY 50l Brauautomat / Malzrohrsystem plus

#5

Beitrag von contraste »

moin Moritz (Propagandalf),

so wie ich das sehe, ist dein Entwurf ein klassisches RIMS-System, nur daß du die beiden Töpfe ineinander gestellt hast.

Ich würde die beiden Töpfe eher nebeneinander stellen. Bei dem Ineinander-stellen sehe ich mehrere Probleme:
  • bei dem Überlauf aus dem ersten Topf in den zweiten Topf sehe ich ein riesiges PLÄTSCHER-Potential, welches zu starkem Lufteintrag führen mag
  • der Überlauf oben ist nicht gefiltert, daher ist es nicht ausgeschlossen, daß Malz-Teile hier in den zweiten Sud/Heiz-kessel gelangen können, welche unten widerum anbrennen können (welches du ja wohl vemeiden willst) - ich empfehle daher hier eher einen gefilterten Schwimmdeckel (Eigenwerbung oder besser) als Absaugung zu verwenden, oder wie beim BM oben ein weiteres Sieb einzulegen, bzw einen verstellbaren Hahn mit Ansaug-Filterkorb zu nutzen.
  • wenn ich ehrlich bin erschließt sich mir der Schraub-Säulen-Aufwand nicht. Wenn du den inneren Teil als Thermoport mit Läuterblech o.ä. ausführst, mit Hahn unter dem Läuterblech kannst du im Maischvorgang von unten die erhitzte Würze zur Aufwirbelung einführen - um sie oben wieder abzuschöpfen (durch zweiten Hahn-Überlauf oder Schwimm-Läuterdeckel). Zum Läutern brauchst du nur den Hahn aufmachen und in richtiger Richtung Läutern
  • zum vierten halte ich den Reinigungsaufwand für geringer, wenn die Töpfe nebeneinander stehen
desweiteren halte ich bei deiner Konstruktion das Messen der Temperatur in der Würze für schwierig, ich würde daher einmal anregen, dich statt direkter Würze-Erwärmung vor Bau deiner Anlage dir auch einmal HERMS-Systeme anzuschauen.

allzeit gut Sud :Drink
wünscht
joerch
Lehrling in der 20l-Klasse: 2 doppelwandige 30l Edelstahl-Pfannen als e-BIAB-HERMS + NC-Keg/GDA
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Re: DIY 50l Brauautomat / Malzrohrsystem plus

#6

Beitrag von Propagandalf »

Danke für die Rückmeldung!

Tatsächlich ist im inneren Topf ein weiterer Siebeinsatz geplant, der das Überlaufen von Malz-Teilchen verhindern sollte. Ursprünglich war die Idee, eine All in One Lösung zu schaffen, die sowohl beim Brauen als auch beim Lagern des Equipments wenig Platz braucht. Erst jetzt sehe ich die Parallelen zu einem RIMS-System. Wie Joerch schon sagte, es ist ein Rims-System ineinander gesteckt, mit dem Nachteil eines erhöhten Plätscherpotential und einer komplizierten (ggf. anfälligen) Verschraubung / Technik.
Im Vergleich zu einem Rims-System ist der von mir geplante Aufbau sogar um einiges Teurer und aufwendiger. Ich werde als nächstes vorerst die Töpfe mit Ablasshähnen versehen. Egal wie viel man plant, mir kommen die meisten Ideen beim Bau selbst :)
Ich bedanke mich für die vielen hilfreichen Anmerkungen und melde mich zurück, sobald die ersten Arbeitsschritte durchgeführt wurden

LG
Moritz
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Re: DIY 50l Brauautomat / Malzrohrsystem plus

#7

Beitrag von Deothor »

Alternativ kannst Du auch einen Maischekorb verwenden. Da plätschert die Maische nicht vom oberen Korbrand herunter sondern diffundiert innerhalb der Maische vom Korbinneren (Dickmaische) nach aussen (Dünnmaische).
K800_Unbenannt.JPG
Dies funktioniert auch mit stärkeren Pumpen, eine passende Maschenweite beim Korb vorausgesetzt. Wenn dann nicht gerade high gravity gebraut wird rührt die injizierte Dünnmaische auch gut um.
https://www.dropbox.com/s/hfh93roscenk4 ... b.mp4?dl=0
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Re: DIY 50l Brauautomat / Malzrohrsystem plus

#8

Beitrag von Brauladi »

Bei mir sind die Fontänen entstanden, da der Braumeister sehr empfindlich auf die Schrotung des Malzes reagiert. Fein oder zu fein mag er gar nicht. Bei mir hat es lang gedauert, bis ich das raus hatte und dennoch ist es immer mal wieder passiert. Ist ne ziemliche Sauerei, da die Fontänen ca. 15 -20 cm rausschiessen. Was du vorhast ist ein klassisches Malzrohrsystem und nichts anderes. Wie ich oben schon erwähnt habe, gibt es dazu zwei Systeme auf dem Markt: Braumeister und Grainfather. Der Braumeister zieht unten ab und pumpt unten wieder rein. Der Grainfather pumt unten ab und lässt oben auflaufen, was m.E. einfacher zu händeln ist, da es nie Fontänen geben kann. Wenn du seitlich ein Loch reinstanzt (bohrst), kannst du sehr einfach abpumpen und oben auflaufen lassen.Dann ist die Flussrichtung für die Kühlung auch einfach.

Gruß

Hans Dieter
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