Welche Größe zum Experimentieren?

Alles zur Nutzung und Herstellung von Utensilien (Töpfe, Braupfannen, Heizgeräte etc.), die für das Brauen nützlich sind.
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Ole
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Welche Größe zum Experimentieren?

#1

Beitrag von Ole »

Hallo an alle,

ich braue bis her mit äußerst provisorischen Mitteln, so dass eine gute Kontrolle des Brau- und Gärvorgangs nicht möglich ist. Irgendwas mal mehr mal weniger leckeres und manchmal was richtig gutes kommt aber immer dabei heraus :-)

Nun möchte ich aber mit Rezepten experimentieren und auch die Wirkung eigener Abwandlungen von Rezepten testen. Z.B. wie ändert sich der Geschmack wenn ich nur ein wenig die Hopfengabe ändere (früher oder später zugeben, oder ein klein wenig mehr oder weniger Hopfen nutzen), oder die Zutaten exakt gleich lasse, aber etwas die Rasten beim Maischen ändere, oder, oder, oder. Ziel des ganzen ist es wirklich hochwertige Biere zu brauen und diese auch wieder nochmal brauen zu können. Bisher ist mir das reproduzieren eines vorher schon mal gebrauten Bieres noch nicht gelungen ... aber die Gärtemperaturen waren auch nie gleich und auch beim Maischen finde ich es schwierig die Temperatur während der Rasten zu halten ... noch vieles mehr könnte das Problem sein. Vernünftiges Equipment würde dabei bestimmt helfen.

Ich würde mir am liebsten einen programmierbaren Braukessel kaufen, so wie der Braumeister von Speidel, dann brauche ich mir beim Einhalten der Temperatur und der Zeiten beim Maischen schon mal keine Gedanken machen. Ich hoffe dadurch ausschließen zu können, dass Biere aus unterschiedlichen Suden anders schmecken nur weil ich einen Fehler oder eine Ungenauigkeit beim Maischen gemacht habe. Das heißt, wenn ich ein und das selbe Bier versuche wieder zu brauen und es gelingt nicht, dass dann das Problem woanders liegt.

Hier im Forum habe ich schon viel dazu gelesen wie man das Problem mit der Gärtemperatur und auch beim Lagern des Bieres lösen könnte. Darüber möchte ich nicht gleich jetzt philosophieren. Eins nach dem anderen. Meine erste Frage an euch wäre, welche Größe für so einen "Experimentierbraukessel" ihr empfehlen würdet.

Ich braue lieber mehrmals häufig kleine Sude um die 10 L, als einmal selten 50 L, da ich dann 5 mal verschiedene Rezepte, oder Brauverfahren testen kann. Also könnte ja der BM10 was für mich sein. Aber ich bin mir nicht sicher ob ich bei einer so kleinen Menge auch alle Zutaten genau genug abmessen kann. Ich denke da an den Hopfen. Bei so einer kleinen Menge Bier könnte doch schon ein Gramm mehr oder weniger etwas am Geschmack ändern. Wenn ich aber gleich mehr ansetze, dann würde diese Messungenauigkeit wahrscheinlich weniger ins Gewicht fallen.

Eigentlich habe ich noch viele Fragen, aber viele Antworten dazu kann ich bestimmt auch hier im Forum aufstöbern. Also belasse ich es erst mal dabei.

Ich wünsche euch allen noch viel Spaß und gutes Gelingen beim Brauen.
VG Ole
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DerDerDasBierBraut
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Re: Welche Größe zum Experimentieren?

#2

Beitrag von DerDerDasBierBraut »

Den Hopfen und das Malz kannst du mit einer eBay Waage schon auf 0,5g genau abmessen. Mutter Natur bringt bei diesen Rohstoffen mehr Toleranzen zustande, als diese Waage erhoffen lässt. Zum Experimentieren ohne viel Handarbeit oder Beobachtungspflicht beim Maischen ist ein BM10 schon toll. Aber das Hauptproblem hast du schon selbst erkannt. Ohne kontrollierte Gärführung ist der ganze Perfektionismus im Vorwege für den Hund. Die Hefe macht das Bier.
"Da braut sich was zusammen ... "
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Viele Grüße
Jens
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Tozzi
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Re: Welche Größe zum Experimentieren?

#3

Beitrag von Tozzi »

Seh ich auch so.
Die Ungenauigkeit der Waage ist im Vergleich zu natürlichen Schwankungen von Charge zu Charge wohl eher zu vernachlässigen.
Wichtig ist eine kontrollierte Gärführung.
Einen oder auch zwei 10 Liter Gäreimer kann man aber prima in einem kleinen billigen Baumarktkühlschrank unterbringen.
Heizen mit einer Glühbirne oder Motorrad Heizgriffen (einfach mal googeln).
Steuerung mit Inkbird oder sowas. Kostet nicht viel.
In Verbindung mit einem BM10 hast Du dann durchaus eine gewisse Reproduzierbarkeit.
Die wird aber im Hobbybereich nie an das herankommen, was die Industrie leistet.
Da wird auch entsprechend Aufwand betrieben, da eben die Rohstoffschwankungen von Jahr zu Jahr alles andere als unerheblich sind und der "normale" Kunde immer den gewohnten Geschmack haben will.
Vergleich mal einen 2015er Nelson Sauvin Hopfen (nur als Beispiel) mit einem von 2017, dann wird das ganz schnell klar.
Viele Grüße aus Fasano
Stephan
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Sura
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Re: Welche Größe zum Experimentieren?

#4

Beitrag von Sura »

Meiner Meinung nach ist Reproduzierbarkeit im Hobbybereich nur sehr schwierig hinzubekommen. Die angesprochene Variabilität des Malzes und des Hopfens, die Vorbereitung des Wassers, und noch vieles andere bei den einzelnen Prozessschritten, ergibt maximal ein sehr ähnliches Ergebnis für die Ausschlagwürze. Von Reproduktion würde ich nicht wagen zu sprechen.
Und ohne vollständige Temperaturkontrolle bei der Gärung, braucht man sich vorher keine große Mühe geben alles genauso zu machen. Dann kommt noch die Vorbereitung der Hefe, die Pitchingrate, und so weiter.....

Auf der Basis von Erfahrungen deiner Anlage kannst du irgendwann die Richtung eines Ergebnis zuverlässig vorhersagen, aber das wars dann auch.
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
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Johnny H
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Re: Welche Größe zum Experimentieren?

#5

Beitrag von Johnny H »

Kleine Sudgrößen haben noch dazu den Nachteil einer reduzierten thermischen Masse. Da schlagen dann eventuelle Schwankungen der Außenbedingungen eventuell voll auf das Endergebnis durch! Da muss man sich schon Gedanken machen, wie man seine Ausrüstung dahingehend absichert.

Das kann z.B. im Thermoport eine Rolle spielen, wenn man mit der ersten Maische den Thermoport "anheizt" und erst die zweite Maische direkt danach bei der gewünschten Kombirastemperatur rauskommt (so neulich m.E. bei einem Kollegen geschehen). Bei der Gärführung kann das natürlich auch voll durchhauen - Stichwort Hysterese.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
Ole
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Re: Welche Größe zum Experimentieren?

#6

Beitrag von Ole »

Danke für die schnellen Antworten. Es klingt so, als wäre die Messgenauigkeit der Zutaten nicht das Problem. Das ist ja schon mal schön. Ich verstehe auch dass es kaum Möglich ist alle Komponenten zu 100% zu kontrollieren, wie z.B. die Pitchingrate. Damit muss ich mich wohl einfach zufrieden geben und werde dabei trotzdem Freude am Experimentieren haben.

Ich möchte auf alle Fälle die Gärtemperatur kontrollieren, wahrscheinlich so wie von Tozzi vorgeschlagen mit Kühlschrank, Heizung und Inkbird oder so. Da verunsichert mich jetzt aber der Beitrag von Johnny. Mit "Schwankung der Außenbedingungen" ist wahrscheinlich die Temperatur gemeint, aber die wäre ja im Kühlschrank stabil. Also ist vielleicht die Temperaturführung während des Maischens gemeint? Das müsste doch hoffentlich in einen automatischen Braukessel unabhängig der Sudgröße zuverlässig funktionieren, oder? Das Beispiel mit dem Thermoport verstehe ich aber auch leider nicht.
ubu
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Re: Welche Größe zum Experimentieren?

#7

Beitrag von ubu »

Das Beispiel von Johnny H mit dem Thermoport verstehe ich so, dass wenn der Thermoport direkt hintereinander für zwei Sude verwendet wird,
dann ist er beim ersten Sud noch kalt, und beim zweiten Sud durch den ersten aufgeheizt.

Wenn nun bei der Berechnung der Wassermenge und Temperatur dies nicht berücksichtigt wird hast du beim zweiten Sud eine höhere Einmaischtemperatur.
Gruß
Uwe
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Firestarter
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Re: Welche Größe zum Experimentieren?

#8

Beitrag von Firestarter »

Hi Ole,

Ich finde den BM 10 für den von Dir genannten Zweck sehr geeignet. Aus meiner Erfahrung ist eine Reproduktion in einem entsprechenden Maß durchaus möglich. Auch bei Doppel/- Mehrfachsuden gibt es da keine Probleme. Für OG Biere ist ein gleichbleibend temperierte Raum schon sehr gut. Für mehr Kontrolle und UG, musst Du die oben angesprochene Lösung etablieren. Das schöne an der Größe ist, das man entspannt nebenher in der Küche brauen kann.

Viele Grüße
Matthias
Ole
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Re: Welche Größe zum Experimentieren?

#9

Beitrag von Ole »

Das Beispiel mit dem Thermoport ist mir immer noch nicht ganz klar, aber ehrlich gesagt kannte ich so ein Ding bis zu Johnny Hs Beitrag auch nicht und musste erst mal die Suchmaschine befragen. Aber egal, so wie ich das verstehe ist es für dieses Beispiel unwichtig um welches Behältnis es sich genau handelt. Man setzt in ein und dem selben Behältnis direkt zweimal hintereinander einen Sud an und natürlich ist das Behältnis dann beim zweiten Mal schon vorgewärmt. Aber warum sollte dann die Einmaischtemperatur des zweiten Sudes zu hoch sein? Ich kann die Wassertemperatur ja vorher mit einen Thermometer messen. Wenn die dann zu hoch ist, muss ich halt warten bis sich das Behältnis bzw. das Wasser wieder abgekühlt hat. Oder stelle ich mir das Problem gerade zu simpel vor?
Mehrbier
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Re: Welche Größe zum Experimentieren?

#10

Beitrag von Mehrbier »

Moin Ole,

ich weiß nicht ob es noch von Interesse ist, aber von Neuling zu Neuling gesprochen:

Der Thermoport findet Verwendung beim Zubrühen oder Dekoktionsverfahren. Dabei wird die Temperatur nicht durch erhitzen eines Gefäßes gesteuert, sondern indem heißes Wasser oder Maische zugegeben wird.
Hierbei ist kein Thermometer notwendig, denn die Termperatur kann über eine vergleichsweise einfache Formel bestimmt werden. Die alten Hasen nutzen keine Thermometer denn sie kennen ihre Anlagen und beherrschen den Dreisatz.

Gruß
Bm
Gruß
Gerdi

„Kein neues Bier brauen, weil der Kühlschrank voll ist, ist aber auch keine gute Option.“
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Re: Welche Größe zum Experimentieren?

#11

Beitrag von suttnbräu »

Ich bezeichne mich nach zwei Jahren vielleicht als ambitionierten Anfänger. Aber kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen. Wenn Du grossen Wert auf Reproduzierbarkeit legst, kommst Du um eine gesteuerte Gärführung nicht herum.
Ebenso eine konstante Kaltlagerung ist wichtig.
Also würde ich erstmal in einen Kühlschrank oder besser Gefriertruhe investieren.
Sonst produzierst Du hervorragende Biere, die Dir im warmen Keller sauer werden.
Für derart kleine Sudgrössen würde ich mir für die Hopfengaben eine Feinwaage anschaffen.
Zum Braumeister10 gibt's kann ich leider nix sagen aber da gibt's im Forum genug Experten.
L.G.Thomas, der seine Dekoktionen mit 2Thermometern überwacht.😉
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