Temperaturanzeige Klarstein Mundschenk defekt

[jungbrauer]

Moin, ich bin Jungbrauer im 14ten Sud mit einem Klarstein Mundschenk 30 Liter, gerade mal eineinhalb Jahre alt. Der letzte Sud war eine ziemliche Katastrophe. Es hat sich herausgestellt, dass die Temperaturanzeige unzuverlässig anzeigt. Beim Maischen ist mir die Würze unten angebrannt. Bei der Reinigung, nachdem dann der Maibock trotzdem gut im Gäreimer gelandet ist, konnte ich die Beobachtung machen, dass das Wasser wild sprudelnd kocht und die Anzeige gerade mal 94 Grad anzeigt und auch nicht steigt. Und das bei etwa zwei Liter Wasser. Ich tippe auf den Temperatursensor unten im Kesselboden.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen sammeln müssen? Bin ich im Forum an der richtigen Stelle?
Viele Grüße
Hans

[Shortbreaker]

Bist an der richtigen Stelle.
Der Temperatursensor im Mundschenk erfordert meiner Erfahrung nach regelmässige Kalibrierung. In der Anleitung sollte stehen wie das geht. Da ich die auch nie zur Hand habe, einfach bei google: „klarstein mundschenk Temperatur korrigieren“ eingeben, dann solltest du fündig werden.
Nicht umsonst hat man hier ein Toleranzfeld von +/- 10°C.
Wichtiger ist allerdings dass die Temperatur im Bereich der Rasten möglichst exakt stimmt. Ab etwa 97°C (aus dem Gedächtnis heraus) stellt der Mundschenk eh auf „boiling“ um, d.h. ab da heizt er dann meines Erachtens stumpf mit den eingestellten Watt-Werten.
Falls er im Bereich der Rasten stimmen sollte, jedoch nicht zu „Boiling“ gelangt, würde ich ihn halt notfalls nur vor dem Kochen zurückstellen und nach dem Brauen halt wieder auf die korrekten Werte im Bereich der Rasten zurück stellen.
Hört sich komplizierten an als es ist, aber der Mundschenk ist halt auch eher im Billigsegment zu verordnet (dafür aber doch recht gut).
Anekdote hierzu:
Um den Mundschenk zu Kalibrieren habe ich mit neulich ein analoges Kesselthermometer bestellt. Es stellte sich heraus, dass dieses noch ungenauer war als das im MS verbaute. Es zeigte bei kochendem Wasser 96°C an und bei Eiswasser bereits -4°C…
Hab es dann Umgetauscht und das neue zeigt jetzt 98,5°C bzw. -1°C an. Damit kann ich Leben. Lustigerweisse scheint mein billiges elektrisches Bratenthermometer das genauste zu sein.
Ich empfehle dir daher dich nicht nur auf den eingebauten Temperaturfühler zu verlassen. Außerdem macht es auch Sinn die Würzetemperatur oberhalb des Siebes zu messen. Je nach Schrotgröße kann es da zu Überraschungen kommen!

[jungbrauer]

Super, das hat mir echt geholfen.
Das mit der Kalbrierung habe ich schon mal in den Unterlagen gelesen, daran hab ich noch gar nicht gedacht.
Ich bin heute mit 5 Liter Wasser mal die Rasten durchgefahren. Die stimmen ziemlich genau, mit Rösle Bratenthermometer überprüft. Aber beim Boilen bleibt die MS-Anzeige bei 94,5 °C hängen, während es im Kessel munter sprudelt (Rösle 98 °C).
Ich habe in der letzten Zeit beim Maischen immer die Pumpleistung zurückgedreht, damit die ganze Würze durch das Malz geführt wird, und nicht durch den Überlauf. Aber vielleicht braucht es gerade diesen Überlauf, damit der Boden nicht überhitzt.
Erstmal vielen Dank für die echt hilfreiche Information, jetzt geht's an Kalbrieren.
Viele Grüße
Hans

[Shortbreaker]

Du solltest eigentlich keine Probleme haben, sofern du ausreichend Wasser (Hauptguss) beim Maischen verwendest. Beim Mundschenk hat sich folgende Formel für die Mindestgröße des Hauptgusses bewährt:

HG= 2.5xMalzmenge [kg]+ Volumen unter dem Malzkorb
Beim Mundschenk XL sind das etwa 8-9l beim 30er wohl so 6l.
Wenn du es beim Maischen plätschern hörst, dann ist das ein gutes Zeichen, das du zu viel abpumpst bzw. das das Überlaufrohr zu lang ist. Beim meinem (XL) kann es vorkommen, dass die Sudgröße recht klein im Verhältnis zum Malzkorb ist. Hier muss man dann schaun, ob nicht nur ein Teil des Überlaufrohres verwendet werden kann.
Das Malz sollte eigentlich nicht so fein sein, dass nichts mehr hindurch läuft.
Von deiner Beschreibung her würde ich jetzt auf ein zu geringes HG-Volumen tippen!

[silversurfer784]

Der Überlauf ist halt ein Überlauf und sollte nicht unbedingt benutzt werden. Deine SHA wird dadurch viel geringer und es kann passieren, dass der "Totraum" kurzzeitig leerläuft und das dortige Mehl anbrennt. Dann hast Du nix gewonnen. Es wird dort immer ein geringer Mehlanteil liegen. Ich habe den Hahn der Pumpe vom MS30 ca halb geöffnet. Ob das so richtig ist vermag ich nicht zu sagen. Bei mir liefert das zumindest gute Ergebnisse. Den Temperatursensor kalibriere ich ungefähr alle 3-5 Sude, bzw kontrolliere ihn. Das Kochen hängt natürlich auch immer etwas davon ab ob Du auf Meereshöhe wohnst oder auf dem Mount Everest.

Wenn Du ne Isolierung benutzt ist die Temperaturverteilung im MS etwas besser; Die Schwankung von Oberfläche zum unteren Innern ist etwas geringer. Und es spart Energie! Viel Energie sogar, was in der heutigen Zeit Sinn macht. ;-)

[christianf]

Der Überlauf ist halt ein Überlauf und sollte nicht unbedingt benutzt werden. Deine SHA wird dadurch viel geringer

Ich habe auch anfangs gedacht, dass es Sinn macht die Pumpe etwas zu drosseln, damit nicht so viel den den Überlauf geht, aber wenn man genauer darüber nachdenkt, ist das ein Fehlschluss. Die Menge Flüssigkeit, die durch den Malzkorb läuft hängt einzig und alleine von dem Widerstand ab, den die Schrotsäule der Flüssigkeit entgegensetzt. Was durch den Überlauf geht, wird ja gleich wieder hochgepumpt und verhindert auch dass der Totraum leerläuft.

[silversurfer784]

Der Überlauf ist halt ein Überlauf und sollte nicht unbedingt benutzt werden. Deine SHA wird dadurch viel geringer

Ich habe auch anfangs gedacht, dass es Sinn macht die Pumpe etwas zu drosseln, damit nicht so viel den den Überlauf geht, aber wenn man genauer darüber nachdenkt, ist das ein Fehlschluss. Die Menge Flüssigkeit, die durch den Malzkorb läuft hängt einzig und alleine von dem Widerstand ab, den die Schrotsäule der Flüssigkeit entgegensetzt. Was durch den Überlauf geht, wird ja gleich wieder hochgepumpt und verhindert auch dass der Totraum leerläuft.

Hast Du dadurch keinen Verlust der SHA? Ich habe da bisschen Angst vor, weil man ja dauerhaft teilweise Sud nur umpumpt ohne durch das Malz zu schicken.

[jungbrauer]

So, ich habe den MS jetzt kalibriert. Ich musste +6°C einstellen, damit die Anzeige auf die 100°C kommt und dadurch das Boiling beginnt. Ich werde deshalb die Einmaischtemperatur und die Rasttemperaturen jeweils um 6°C höher programmieren, damit der Temperaturverlauf wieder stimmt.
Mittlerweile bin ich auch zu der Auffassung gekommen, dass es besser ist, den Überlauf überlaufen zu lassen, damit der Totraum immer unter Würze steht.
Ich kam mit meinen Suden zuletzt auf eine SHA von ca. 60%. Ich glaube auch, mit einem Malzrohrsystem geht da nicht mehr.
Grüße aus Nürnberg
Hans
Nebenbei bemerkt, Jungbrauer bezieht sich bei mir allein auf die Anzahl der Sude. Ich bin Jahrgang 1953. ;-)

[Shortbreaker]

Nunja, ganz so ist es nicht. Wenn du nur eine geringe Schüttung und dementsprechend einen geringeren Hauptguss hast, dann kann es theoretisch sein, dass das Volumen bis hoch zum Überlauf größer als der Raum unter dem Malzkorb ist. Das würde bedeuten unten wird alles leer gepumpt und der Überlauf nicht oder nur knapp erreicht.
Ich weiß nicht, wie realistisch das bei deinem Brauverhalten ist, aber bei mir kann das schon vorkommen. Ich habe ja den XL aber braue auch mal Sude, wo man gerade so beide Teile des Überlaufrohres braucht. Wenn man dann zu viel Gas gibt, dann hört man es plätschern und sollte imho schleunigst die Pumpe drosseln.
Was auch Probleme bereiten kann ist zu feines Schrot. Auf der Jagd nach höherer SHA bin ich immer feiner geworden, bis ich irgendwann kaum noch Würze durch den Treber bekommen habe. Wenn man hier stumpf die Pumpe aufreisst, dann könnte es passieren, dass man es kaum merkt.
Da ich sowieso beim Brauen neben dem Gerät stehe (ich fahre alle Temperaturen manuel an und rühre ab und an auch noch herum) versuche ich meistens die Würze bis knapp unter dem Überlauf steigen zu lassen. Schön ist dabei zu sehen, wie man immer wieder nachregeln muss, da sich die Durchlässigkeit des Malzes/Trebers über die Rasten verändert…

[jungbrauer]

Der nächste Sud wird wahrscheinlich im April stattfinden. Ich werde berichten, wie sich das mit der Temperaturkorrektion ausgegangen ist.
Grüße
Hans