Zwei Brauereibesuche in Westflandern

Hier kommen Infos hin, wenn es darum geht, Reisen zum Thema Bier zu unternehmen.
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Kolbäck
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Zwei Brauereibesuche in Westflandern

#1

Beitrag von Kolbäck »

Gestern kam ich endlich einmal aus Brüssel raus, nach Westflandern, also die nord-westliche Ecke Belgiens. Die einzigen beiden Brauereien, die ich ausfindig machen konnte für einen ungeplanten Besuch, nur zu zweit, waren Kasteel und Kazematten. Die meisten nehmen anscheinend nur Gruppen werktags.

Ich habe ein paar Bilder in ein öffentliches Album gepackt.

Kasteel ist nagelneu, erst 2014 auf ein größeres Gelände umgezogen. Aus der alten Brauerei wurden nur die Lagertanks mit X Mio Litern mitgenommen. Nach eigenem Marketingsprech "die modernste Brauerei Europas"; schon sehr interessant zu sehen. Die vier großen Pfannen/Bottiche hinter der Glaswand nehmen 2,5t Schüttung und sind je ein eigener für Maischen, Läutern, Kochen und Whirlpool. Damit fahren sie z.Zt. jede Woche 30 Sude in 72 Stunden, können also ihre 15% jährliches Wachstum noch eine Weile mitmachen, indem sie mehr Tage pro Woche brauen.

Die Abfüllanlage für 20.000 Flaschen pro Stunde hätte ich gern in Action gesehen, aber gestern war natürlich alles aus. Die meisten Biere füllen sie unter Druck ab und pasteurisieren die Flaschen dann. Vier Biere machen aber Flaschengärung. Es gibt eine klimatisierte Halle mit Cherryfässern für das teure Bier und großen Fässern für die Geuze. Drei unterschiedliche Hefen haben sie im Haus; den Behälter für offene/spontane Gärung bekam man aber nur im Film zu sehen. Videoleinwände gab es an allen Stationen und die Führung ist gut organisiert; große Gruppen mit ~100 Leuten sind wohl normal da, wir waren nur gut zu zehnt. In-House Pub für Verkostung, schicke Brassiere fürs Mittagessen und Shop zum Eindecken, alles da.

Wenn man also nicht auf Historie aus ist, sondern sehen will, wie eine belgische Brauerei voll auf den Wachstums- und Export-Trend einsteigt, ohne ihre Biervielfalt aufzugeben, kann ich den Besuch empfehlen.

Über einen Abstecher zu Erster-Weltkriegsfriedhof und -schützengraben sind wir dann nach Ieper/Ypres/Ypern, wo sich eine Micro-Brauerei in den Gewölbekellern ("Kasematten") des alten Befestigungswalls eingenistet hat. Auch sehenswert und gemütlich, mit starker Anknüpfung an den "großen Krieg" sowohl in der Dekoration als auch den Biernamen. Der Chef macht die Führung selbst und ist super-enthusiastisch. Trotz der Winzigkeit im Vergleich (10 bzw. 20hl Gärtanks) hat sich St.Bernardus mit eingekauft und es gibt eine Kooperation.
Hefe haben sie keine eigene, sondern nehmen eine der kommerziell erhältlichen und führen sie 25 mal weiter, bevor sie wieder von vorne anfangen.

Die Biere waren mit allerlei Gewürzen gemacht und schmeckten "typisch Craft-Bier". Das mit Lakritz-Noten aus Fenchel war aber selbst mir etwas zu gewöhnungsbedürftig. :Bigsmile
Viele Grüße, Thomas
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bieratenschreck
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Re: Zwei Brauereibesuche in Westflandern

#2

Beitrag von bieratenschreck »

Danke für die Mühe, schöner Bericht!
Gruß
Christian
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Kolbäck
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Re: Zwei Brauereibesuche in Westflandern

#3

Beitrag von Kolbäck »

Ein paar Zahlen fielen mir noch ein, die ich interessant fand, aber oben vergessen hatte. Beide Brauereien sind neu und haben ihre Investitionskosten genannt: 500.000€ und 45 Mio. €, also ein Faktor 90 zwischen den beiden.
Viele Grüße, Thomas
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