Hopfentage im Yakima Valley, USA
Hopfentage im Yakima Valley, USA
Zum 5-jährigen Jubiläum der von Barth-Haas und Braufactum organisierten Hopfentage wurde eine Reise in die USA organisiert. Ziel waren sie Städte Portland und Seattle sowie das östlich dazwischen liegende Yakima-Valley, immerhin eines der größten Hopfenanbaugebiete der Welt. Ortsnamen wie Willamette, Athanum, Newport sowie der Chinook-Pass oder die Gebirgskette der Cascades mit dem Mout Hood lassen unschwer die angebauten Hopfensorten erraten.
Nachdem die Hobbybrauer.de-Fraktion auch die letzten Jahre schon bei den Hopfentagen vertreten war, wurden die Teilnehmer der vergangenen Jahre auch dieses Jahr zur Veranstaltung eingeladen. Soviel vorweg: die Kosten wurden von den Teilnehmern selbst getragen ;-)
Start der Reise war am 31.8.2015 in Frankfurt; die Gruppe fand sich am Flughafen zusammen. Ein buntes Völkchen aus Bloggern, Journalisten und sonstigen Bierenthusiasten aller Couleur; erweitert um Mitarbeiter von Barth-Haas, Braufactum und Doemens.
Nach 10 Stunden Flug in einer Boeing 747-400 sind wir auf dem Flughafen in Seattle gelandet und wurden mit dem Bus abgeholt, der die nächsten 6 Tage unser Transportmittel war. Erste Station war ein Supermarkt, wo eine reichhalte Auswahl IPAs, Pale Ales, Pumpkin Ales, Apfelbier, etc, etc… als „Wegbier“ beschafft wurde. Nach einer Fahrt durch die sommerliche und wildreiche Landschaft und einem Besuch am malerischen Tipisoo Lake im Nebel war die erste Station die „Whistling Jack Lodge“, wo wir mit einem Bierbuffett und anschließendem Abendessen empfangen wurden: Meins ist das linke ;-)
Am ersten Tag in den USA besuchten wir die Wykoff-Farm, wo die verschiedenen Ernteanlagen für Hopfen vorgestellt wurden. Wie wir später erfahren haben, ist die Wykoff-Farm mit ca. 1000 ha die größte Hopfenfarm der Gegend, wobei normale Hopfenbauern im Yakima durchschnittlich „nur“ 200 ha bewirtschaften. Die besuchte Anlage wurde 5 Tage zuvor in Betrieb genommen, entsprechend herrschte durften keine Fotos der Pflückanlage gemacht werden. Die zuerst vorgestellte Anlage arbeitet nach „deutschem System“, die kompletten Hopfenpflanzen werden hier an Haken eingehängt und die ganzen Winden durch die Pflückmaschine gezogen.
Beim amerikanischen System wird dagegen ein Paket geernteter Hopfenwinden auf eine Rampe aufgeschoben, von diesem Ballen werden durch Messerbalken ziemlich grob „Scheiben“ abgeschnitten, die dann in die Sortiermaschine gefördert werden. Geerntet wurde an dem Tag Cascade, die Dolden könnten auch als kleine Maiskolben durchgehen Der Hopfen wächst dort übrigens nicht an Drähten, sondern an Kokosseilen; da geht’s den Reifenhändlern in Tettnang schon besser….
Der Transport der Hopfenmassen erfolgt weitgehend durch Förderbänder, nur stellenweise muss mit Radladern nachgeholfen werden. Getrocknet wird der Hopfen in relativ hohen Horden, dadurch ist der Hopfen im unteren Bereich bei der Warmluftzufuhr trocken, oben noch eher feucht. Der mittlere Feuchtgehalt ist weitgehend Erfahrungssache, kann allerdings nach der Analyse auch noch nachjustiert werden. Auffällig bei den ganzen riesenhaften Anlagen ist der Transport mit den vergleichsweise kleinen Autos.
Mittags haben wir beim Mexikaner in Toppenish gegessen, dieser Ort beeindruckt durch eine Vielzahl von monumentalen Gemälden an den Gebäuden. Das Hop-Museum war leider geschlossen, wir konnten jedoch später am Abend noch rein. Nachmittags haben wir die Barth-Haas hop breeding Farm besucht. Zunächst ein Umtrunk aus den hervorragend bestückten Kühlboxen, der Querschnitt der Getränke lässt sich jedoch am Altglas besser darstellen (keine Ahnung wie die leere Wasserflasche da reinkommt): Auf der Breeding Farm werden neue Hopfensorten aus Samen gezogen und weiter vermehrt. Die meisten Hopfensorten haben in diesen Stadium nur Nummern, einige neu bekannte Hopfensorten wie Mosaic oder Equinox sind schon mit Namen markiert. Insgesamt werden 200 Hopfensorten kultiviert und vermehrt; der Hopfengarten ist ein Nonnenkloster, die Männchen stehen ca. 60 Meilen entfernt. Die Pollen werden dort geerntet und die Dolden der Weibchen zur Samengewinnung in Beuteln bestäubt. Vor Ort haben wir jedoch auch einen Zwitter angetroffen: Die vor Ort eingesetzte Pflückmaschine muss nach Angaben des Bedieners sehr oft neu eingestellt werden, da ein Grossteil der 200 Sorten auch geerntet wird und die Maschine hierfür jedes Mal anders eingestellt werden muss.
Abends wurden wir von „Miss Dee“ zum Barbeque auf der Haas Golding Farm geladen, die uns nach einer intensiven Begrüßung und einem unüberhörbaren Tischgebet unter Aufzählung aller bekannten Umstände unglaublich begrillte: Übrigens kann kein einziges je von mir probiertes „Fresh-Hop-Ale“ den dort servierten Bieren auch nur annähernd das Wasser reichen. Allen voran der Topcutter und das Field 41 der Balebreaker-Brewery. Näheres dazu später…
Am dritten Tag haben wir das Barth-Haas Information Center besucht wo wir Vorträge von Marc Rauschmann (Braufactum), Pete Mahony (Barth-Haas) und Matthew Brynildson (Headbrewer Firestone Walker) hören durften, die alle sehr interessant waren. Insbesondere die Entwicklung der Anbauflächen (Deutschland wird 2015 nicht mehr größtes Hopfenanbaugebiet sein, USA wird überholen), der Sortenverteilung (immer mehr Aromasorten) und die Entwicklung der Brewpubs und Kleinbrauereien. Insbesondere diese Gruppe wird immer größer und stellt daneben den größten Bedarf an Aromahopfen dar (10-facher Hopfenbedarf von „durchschnittlichem Craftbeer“ gegenüber „Normalbier“). Entgegen der hierzulande vorherrschenden Meinung ist die Craftbeerwelle in USA nicht am abebben; nach einem Tief in den 80er Jahren ist aktuell der größte Anstieg zu verzeichnen. Statistisch eröffnet in USA alle 16 Stunden ein Brewpub oder eine Microbrewery.
Nach den Vorträgen haben wir die Versuchsbrauerei, das Labor sowie die Hopfenlagerhallen besucht. Die Pellettierung war saisonbedingt noch nicht in Betrieb, da die Pellets erst nach dem Einbringen der Hopfenernte hergestellt werden.
Der nachfolgende Besuch bei der Bale Breaker Brewery war nach meinem Empfinden einer der Reisehöhepunkte; die Brauerei ist aus einer Hopfenbauernfamilie hervorgegangen, die neben dem Hopfenanbau noch ein zweites Standbein geschaffen hat. Der Chef des Hauses (man beachte den Gesichtsausdruck!!!): In der Brauerei wurde aktuell gebraut und abgefüllt, das Gitarrengeschrubbe aus der Konserve war so laut, dass die Abfüllanlage nicht weiter störte… Abends waren wir in einer Fishing Lodge zum Abendessen; es gab auch verschiedene Biere vom Fass und aus der Flasche: Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg nach Portland mit einem Zwischenhalt in Hood River bei der Full Sail Brewery, einer beeindruckenden Brauerei mit einer noch beeindruckenderen Sammlung an Pokalen und Auszeichnungen. Geläutert wird hier nicht, die Würzeabtrennung erfolgt über einen Maischefilter; im Prinzip eine Kammerfilterpresse. Die Brauzutaten sind etwas erweitert, die Spezialmalze kommen bekannt vor. Ausblick aus dem Bürofester: Die Bierkarte lässt hoffen; wir wurden nicht enttäuscht. Der Headbrewer hat und noch mit einem Barleywine von 1999 überrascht, daneben einen aktuellen Barleywine und einen Wheatwine. Davor eine Auswahl an Freshhop-Pilsen und weitere untergärige Bieren mit verschiedenen Hopfen. Krasses Mittagessen…. Anschließend haben wir unsicheren Schrittes die Straße überquert, um die Double Mountain Brewery zu besichtigen. Zur Brauereiführung wurde ein deutlich saures Pale Ale ausgeschenkt, das einen kleinen Ausblick auf das etwas andere Hygieneverständnis des Brauereichefs gab (ehemaliger Triebwerkskonstrukteur bei Boeing). Die daneben verkosteten Sauerbieren und Stouts waren dagegen allesamt sehr gut. Weiter gings wieder mit dem Bus nach Portland: Der weitere Tag war der Besichtigung von Gasthausbrauereien vorbehalten. Nach unserer Ankunft in Portland haben wir die „10-Barrel-Brewery“ (gehört AB Inbev) besichtigt, nach einer Einführung durch den Geschäftsführer aller dazu gehörenden 3 Gasthäuser wurden wir von der Braumeisterin (auf der Treppe) durch die Brauerei geführt. Nächste Station war die Rogue Brewery, wo wir eine weitere Reihe Bieren verkosten konnten, im Bild Prof. Zepf von Doemens Danach ging es weiter zu Fat Head Brewing, neben dem ungewöhnlichen Logo auch hier eine sehr große Auswahl an Bieren. Sehr hilfreich ist, dass bei den Bieren jeweils Alkoholgehalt und die Bittere (IBU) vermerkt sind. Der Braumeister hat gerade ein Fresh Hop Ale eingebraut und hat uns spontan die Brauerei gezeigt. Letzte Station des Tages war die Deschutes Brewery, hier wurde auch das Abendessen eingenommen. Sehr schönes Pulled Pork übrigens… Der Braumeister hat gerade einen Collaboration Brew mit Distelhäuser hinter sich, daher das Cap... Die Brauanlage wird erhöht hinter der Theke sehr schön präsentiert. Der letzte Tag war den Pubs ohne Brauereien gewidmet. Erste Station war Brouwer’s, ein Pub im Stil belgischer Cafes. Sehr schöne Sitzplätze auf der Empore, eine überwältigende Bierkarte sehr gutes Essen waren ein super Einstieg in den Pubcrawl: Nächste Station war ein Bottleshop. Ich habe noch nirgendwo so viele Biersorten gesehen. Preise sind o.k. Und falls 1.700 Sorten Bier in Flaschen nicht reichen, gibt es auch noch einen Ausschank.
Vom nächsten Pub, hier eher die britische Atmosphäre, ist mit leider der Namen entfallen. Ich glaube aber, dass es der Beveridgeplace Pub war. Bild ist der Limitierung auf 50 Anhänge zum Opfer gefallen.
Letzter Einkehrschwung der Reise war das „Pine Box“, wo eine Sauerbierverkostung anstand. Der aktuelle Sauerbiertrend bringt neben den „ambitionierten Anfängern“ auch eine Reihe von sehr schönen älteren, fruchtbetonten Bieren hervor. Der Sauerbiertrend wird nach meiner Einschätzung auch in Deutschland noch länger andauern. Zusammenfassend bliebt anzumerken, dass nach meiner Einschätzung die Hopfenqualität maßgebend für die Qualität eines Bieres ist. Nicht nur das Aromenprofil, sondern auch die schonende und fachgerechte Verarbeitung haben großen Einfluss auf das spätere Ergebnis im Glas. Ich habe in USA sehr viele sehr leckere IPAs, Stouts, Porters, etc… getrunken; der Geschmack unterscheidet sich sehr deutlich von den in Deutschland erhältlichen importierten Bieren. Eine Ausnahme stellt hier vielleicht der Import von Braufactum dar, die eine geschlossene Kühlkette für Ihre Biere garantieren. Teil des Geschmackserlebnisses ist aber sicher auch die Atmosphäre (wie beim selbst mitgebrachten Rotwein aus dem Urlaub, der zu Hause nie so schmeckt).
Ein weiterer Punkt ist, dass sich die dortigen Brauer auch an Pils, Weizen, Kölsch und Hellem versuchen. Mit wenigen Ausnahmen ist hier noch ordentlich Luft nach oben. Bei der Verkostung dieser Produkte freut man sich dann auch wieder auf die heimische Biertheke.
Alles in allem war es eine sehr gelungene Reise mit einer außerordentlich angenehmen Reisegruppe und einem extrem fachkundigen und kompetenten Stab an Veranstaltern. Nochmals vielen Dank für die Organisation!!!
Ich hoffe, euch gefällt der Bericht,
Frank
Nachdem die Hobbybrauer.de-Fraktion auch die letzten Jahre schon bei den Hopfentagen vertreten war, wurden die Teilnehmer der vergangenen Jahre auch dieses Jahr zur Veranstaltung eingeladen. Soviel vorweg: die Kosten wurden von den Teilnehmern selbst getragen ;-)
Start der Reise war am 31.8.2015 in Frankfurt; die Gruppe fand sich am Flughafen zusammen. Ein buntes Völkchen aus Bloggern, Journalisten und sonstigen Bierenthusiasten aller Couleur; erweitert um Mitarbeiter von Barth-Haas, Braufactum und Doemens.
Nach 10 Stunden Flug in einer Boeing 747-400 sind wir auf dem Flughafen in Seattle gelandet und wurden mit dem Bus abgeholt, der die nächsten 6 Tage unser Transportmittel war. Erste Station war ein Supermarkt, wo eine reichhalte Auswahl IPAs, Pale Ales, Pumpkin Ales, Apfelbier, etc, etc… als „Wegbier“ beschafft wurde. Nach einer Fahrt durch die sommerliche und wildreiche Landschaft und einem Besuch am malerischen Tipisoo Lake im Nebel war die erste Station die „Whistling Jack Lodge“, wo wir mit einem Bierbuffett und anschließendem Abendessen empfangen wurden: Meins ist das linke ;-)
Am ersten Tag in den USA besuchten wir die Wykoff-Farm, wo die verschiedenen Ernteanlagen für Hopfen vorgestellt wurden. Wie wir später erfahren haben, ist die Wykoff-Farm mit ca. 1000 ha die größte Hopfenfarm der Gegend, wobei normale Hopfenbauern im Yakima durchschnittlich „nur“ 200 ha bewirtschaften. Die besuchte Anlage wurde 5 Tage zuvor in Betrieb genommen, entsprechend herrschte durften keine Fotos der Pflückanlage gemacht werden. Die zuerst vorgestellte Anlage arbeitet nach „deutschem System“, die kompletten Hopfenpflanzen werden hier an Haken eingehängt und die ganzen Winden durch die Pflückmaschine gezogen.
Beim amerikanischen System wird dagegen ein Paket geernteter Hopfenwinden auf eine Rampe aufgeschoben, von diesem Ballen werden durch Messerbalken ziemlich grob „Scheiben“ abgeschnitten, die dann in die Sortiermaschine gefördert werden. Geerntet wurde an dem Tag Cascade, die Dolden könnten auch als kleine Maiskolben durchgehen Der Hopfen wächst dort übrigens nicht an Drähten, sondern an Kokosseilen; da geht’s den Reifenhändlern in Tettnang schon besser….
Der Transport der Hopfenmassen erfolgt weitgehend durch Förderbänder, nur stellenweise muss mit Radladern nachgeholfen werden. Getrocknet wird der Hopfen in relativ hohen Horden, dadurch ist der Hopfen im unteren Bereich bei der Warmluftzufuhr trocken, oben noch eher feucht. Der mittlere Feuchtgehalt ist weitgehend Erfahrungssache, kann allerdings nach der Analyse auch noch nachjustiert werden. Auffällig bei den ganzen riesenhaften Anlagen ist der Transport mit den vergleichsweise kleinen Autos.
Mittags haben wir beim Mexikaner in Toppenish gegessen, dieser Ort beeindruckt durch eine Vielzahl von monumentalen Gemälden an den Gebäuden. Das Hop-Museum war leider geschlossen, wir konnten jedoch später am Abend noch rein. Nachmittags haben wir die Barth-Haas hop breeding Farm besucht. Zunächst ein Umtrunk aus den hervorragend bestückten Kühlboxen, der Querschnitt der Getränke lässt sich jedoch am Altglas besser darstellen (keine Ahnung wie die leere Wasserflasche da reinkommt): Auf der Breeding Farm werden neue Hopfensorten aus Samen gezogen und weiter vermehrt. Die meisten Hopfensorten haben in diesen Stadium nur Nummern, einige neu bekannte Hopfensorten wie Mosaic oder Equinox sind schon mit Namen markiert. Insgesamt werden 200 Hopfensorten kultiviert und vermehrt; der Hopfengarten ist ein Nonnenkloster, die Männchen stehen ca. 60 Meilen entfernt. Die Pollen werden dort geerntet und die Dolden der Weibchen zur Samengewinnung in Beuteln bestäubt. Vor Ort haben wir jedoch auch einen Zwitter angetroffen: Die vor Ort eingesetzte Pflückmaschine muss nach Angaben des Bedieners sehr oft neu eingestellt werden, da ein Grossteil der 200 Sorten auch geerntet wird und die Maschine hierfür jedes Mal anders eingestellt werden muss.
Abends wurden wir von „Miss Dee“ zum Barbeque auf der Haas Golding Farm geladen, die uns nach einer intensiven Begrüßung und einem unüberhörbaren Tischgebet unter Aufzählung aller bekannten Umstände unglaublich begrillte: Übrigens kann kein einziges je von mir probiertes „Fresh-Hop-Ale“ den dort servierten Bieren auch nur annähernd das Wasser reichen. Allen voran der Topcutter und das Field 41 der Balebreaker-Brewery. Näheres dazu später…
Am dritten Tag haben wir das Barth-Haas Information Center besucht wo wir Vorträge von Marc Rauschmann (Braufactum), Pete Mahony (Barth-Haas) und Matthew Brynildson (Headbrewer Firestone Walker) hören durften, die alle sehr interessant waren. Insbesondere die Entwicklung der Anbauflächen (Deutschland wird 2015 nicht mehr größtes Hopfenanbaugebiet sein, USA wird überholen), der Sortenverteilung (immer mehr Aromasorten) und die Entwicklung der Brewpubs und Kleinbrauereien. Insbesondere diese Gruppe wird immer größer und stellt daneben den größten Bedarf an Aromahopfen dar (10-facher Hopfenbedarf von „durchschnittlichem Craftbeer“ gegenüber „Normalbier“). Entgegen der hierzulande vorherrschenden Meinung ist die Craftbeerwelle in USA nicht am abebben; nach einem Tief in den 80er Jahren ist aktuell der größte Anstieg zu verzeichnen. Statistisch eröffnet in USA alle 16 Stunden ein Brewpub oder eine Microbrewery.
Nach den Vorträgen haben wir die Versuchsbrauerei, das Labor sowie die Hopfenlagerhallen besucht. Die Pellettierung war saisonbedingt noch nicht in Betrieb, da die Pellets erst nach dem Einbringen der Hopfenernte hergestellt werden.
Der nachfolgende Besuch bei der Bale Breaker Brewery war nach meinem Empfinden einer der Reisehöhepunkte; die Brauerei ist aus einer Hopfenbauernfamilie hervorgegangen, die neben dem Hopfenanbau noch ein zweites Standbein geschaffen hat. Der Chef des Hauses (man beachte den Gesichtsausdruck!!!): In der Brauerei wurde aktuell gebraut und abgefüllt, das Gitarrengeschrubbe aus der Konserve war so laut, dass die Abfüllanlage nicht weiter störte… Abends waren wir in einer Fishing Lodge zum Abendessen; es gab auch verschiedene Biere vom Fass und aus der Flasche: Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg nach Portland mit einem Zwischenhalt in Hood River bei der Full Sail Brewery, einer beeindruckenden Brauerei mit einer noch beeindruckenderen Sammlung an Pokalen und Auszeichnungen. Geläutert wird hier nicht, die Würzeabtrennung erfolgt über einen Maischefilter; im Prinzip eine Kammerfilterpresse. Die Brauzutaten sind etwas erweitert, die Spezialmalze kommen bekannt vor. Ausblick aus dem Bürofester: Die Bierkarte lässt hoffen; wir wurden nicht enttäuscht. Der Headbrewer hat und noch mit einem Barleywine von 1999 überrascht, daneben einen aktuellen Barleywine und einen Wheatwine. Davor eine Auswahl an Freshhop-Pilsen und weitere untergärige Bieren mit verschiedenen Hopfen. Krasses Mittagessen…. Anschließend haben wir unsicheren Schrittes die Straße überquert, um die Double Mountain Brewery zu besichtigen. Zur Brauereiführung wurde ein deutlich saures Pale Ale ausgeschenkt, das einen kleinen Ausblick auf das etwas andere Hygieneverständnis des Brauereichefs gab (ehemaliger Triebwerkskonstrukteur bei Boeing). Die daneben verkosteten Sauerbieren und Stouts waren dagegen allesamt sehr gut. Weiter gings wieder mit dem Bus nach Portland: Der weitere Tag war der Besichtigung von Gasthausbrauereien vorbehalten. Nach unserer Ankunft in Portland haben wir die „10-Barrel-Brewery“ (gehört AB Inbev) besichtigt, nach einer Einführung durch den Geschäftsführer aller dazu gehörenden 3 Gasthäuser wurden wir von der Braumeisterin (auf der Treppe) durch die Brauerei geführt. Nächste Station war die Rogue Brewery, wo wir eine weitere Reihe Bieren verkosten konnten, im Bild Prof. Zepf von Doemens Danach ging es weiter zu Fat Head Brewing, neben dem ungewöhnlichen Logo auch hier eine sehr große Auswahl an Bieren. Sehr hilfreich ist, dass bei den Bieren jeweils Alkoholgehalt und die Bittere (IBU) vermerkt sind. Der Braumeister hat gerade ein Fresh Hop Ale eingebraut und hat uns spontan die Brauerei gezeigt. Letzte Station des Tages war die Deschutes Brewery, hier wurde auch das Abendessen eingenommen. Sehr schönes Pulled Pork übrigens… Der Braumeister hat gerade einen Collaboration Brew mit Distelhäuser hinter sich, daher das Cap... Die Brauanlage wird erhöht hinter der Theke sehr schön präsentiert. Der letzte Tag war den Pubs ohne Brauereien gewidmet. Erste Station war Brouwer’s, ein Pub im Stil belgischer Cafes. Sehr schöne Sitzplätze auf der Empore, eine überwältigende Bierkarte sehr gutes Essen waren ein super Einstieg in den Pubcrawl: Nächste Station war ein Bottleshop. Ich habe noch nirgendwo so viele Biersorten gesehen. Preise sind o.k. Und falls 1.700 Sorten Bier in Flaschen nicht reichen, gibt es auch noch einen Ausschank.
Vom nächsten Pub, hier eher die britische Atmosphäre, ist mit leider der Namen entfallen. Ich glaube aber, dass es der Beveridgeplace Pub war. Bild ist der Limitierung auf 50 Anhänge zum Opfer gefallen.
Letzter Einkehrschwung der Reise war das „Pine Box“, wo eine Sauerbierverkostung anstand. Der aktuelle Sauerbiertrend bringt neben den „ambitionierten Anfängern“ auch eine Reihe von sehr schönen älteren, fruchtbetonten Bieren hervor. Der Sauerbiertrend wird nach meiner Einschätzung auch in Deutschland noch länger andauern. Zusammenfassend bliebt anzumerken, dass nach meiner Einschätzung die Hopfenqualität maßgebend für die Qualität eines Bieres ist. Nicht nur das Aromenprofil, sondern auch die schonende und fachgerechte Verarbeitung haben großen Einfluss auf das spätere Ergebnis im Glas. Ich habe in USA sehr viele sehr leckere IPAs, Stouts, Porters, etc… getrunken; der Geschmack unterscheidet sich sehr deutlich von den in Deutschland erhältlichen importierten Bieren. Eine Ausnahme stellt hier vielleicht der Import von Braufactum dar, die eine geschlossene Kühlkette für Ihre Biere garantieren. Teil des Geschmackserlebnisses ist aber sicher auch die Atmosphäre (wie beim selbst mitgebrachten Rotwein aus dem Urlaub, der zu Hause nie so schmeckt).
Ein weiterer Punkt ist, dass sich die dortigen Brauer auch an Pils, Weizen, Kölsch und Hellem versuchen. Mit wenigen Ausnahmen ist hier noch ordentlich Luft nach oben. Bei der Verkostung dieser Produkte freut man sich dann auch wieder auf die heimische Biertheke.
Alles in allem war es eine sehr gelungene Reise mit einer außerordentlich angenehmen Reisegruppe und einem extrem fachkundigen und kompetenten Stab an Veranstaltern. Nochmals vielen Dank für die Organisation!!!
Ich hoffe, euch gefällt der Bericht,
Frank
Zuletzt geändert von tessuti am Sonntag 13. September 2015, 19:09, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Hopfentage im Yakima Valley, USA
Hallo Frank,
Glückwunsch nachträglich zu Deiner Entscheidung zu dieser Reise. Der Bericht setzt Maßstäbe. Danke dafür!
Ralf
Glückwunsch nachträglich zu Deiner Entscheidung zu dieser Reise. Der Bericht setzt Maßstäbe. Danke dafür!
Ralf
-
- Posting Freak
- Beiträge: 820
- Registriert: Donnerstag 15. Mai 2014, 21:41
Re: Hopfentage im Yakima Valley, USA
WOW!
Muss das traumhaft gewesen sein! Und interessant! Und lecker! Und spannend!
Und...Danke, für den Bericht!
Gruß
Jens
Muss das traumhaft gewesen sein! Und interessant! Und lecker! Und spannend!
Und...Danke, für den Bericht!
Gruß
Jens
- saschabouchon
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- Beiträge: 959
- Registriert: Freitag 28. Februar 2014, 11:27
- Kontaktdaten:
Re: Hopfentage im Yakima Valley, USA
Selten so einen ausführlichen Bericht gesehen! Besten Dank hierfür! Hat mich gut unterhalten und erheitert
http://www.brauhardware.de
Rührwerk selber bauen, von der Einkocher- bis zur 70l Brauklasse! Läuterfreund, Edelstahlhähne etc...
Rührwerk selber bauen, von der Einkocher- bis zur 70l Brauklasse! Läuterfreund, Edelstahlhähne etc...
Re: Hopfentage im Yakima Valley, USA
Danke für die positive Rückmeldung!
Frank
Frank
Re: Hopfentage im Yakima Valley, USA
Beergasm!
- Odin
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- Registriert: Dienstag 22. Juli 2014, 00:32
- Wohnort: Bad König im Odinwald
Re: Hopfentage im Yakima Valley, USA
Ein sehr schöner Bericht deiner Bierreise. Dafür vielen Dank
Bierherstellung beginnt mit dem Ausschlagen der Würze
Re: Hopfentage im Yakima Valley, USA
Toll Frank!
Unser Neid - nicht Missgunst - ist dir gewiss
Unser Neid - nicht Missgunst - ist dir gewiss
Besten Gruß
Hagen
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Taumelkäfer=Bräu - Honi soit qui mal y pense!
Hagen
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- diapolo
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- Beiträge: 1544
- Registriert: Montag 27. Januar 2014, 19:12
- Wohnort: nähe Nürnberg
- Kontaktdaten:
Re: Hopfentage im Yakima Valley, USA
Wow total interessanter Bericht!
Bei sowas würde ich auch gerne mal mitfahren!
mfg
Bernd
Bei sowas würde ich auch gerne mal mitfahren!
mfg
Bernd
Re: Hopfentage im Yakima Valley, USA
An dieser Stelle noch mal herzlichen Dank an Superfrank für die Verkostungsrunde der Schätze, die er von seiner Bierexpedition mitgebracht hat!
Und neiiin, ich bin gar nicht neidisch, kann überhaupt nicht sein
Stefan
Und neiiin, ich bin gar nicht neidisch, kann überhaupt nicht sein
Stefan
Re: Hopfentage im Yakima Valley, USA
Stefan, du musst das Ganze natürlich noch toppen - ich höre dein "nananananaaanaaaa!!" förmlich heraus
Aber mal zum organisatorischen: Wer durfte dort warum auf wessen EL kommen und welche Kosten musstet ihr selbst tragen?
Aber mal zum organisatorischen: Wer durfte dort warum auf wessen EL kommen und welche Kosten musstet ihr selbst tragen?
Besten Gruß
Hagen
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Taumelkäfer=Bräu - Honi soit qui mal y pense!
Hagen
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Taumelkäfer=Bräu - Honi soit qui mal y pense!
Re: Hopfentage im Yakima Valley, USA
Das ganze geht auf eine Umfrage von Barth-Haas vor ein paar Jahren zurück, in dem die Leute gefragt wurden, welche Hopfensorten die denn kennen.
Da kamen dann als Antwort entweder gar nichts, dann ein paar Namen, die es gar nicht gibt und ab und zu mal "Siegelhopfen".
Als Hopfenhändler haben die sich damals gesagt, dass man das so nicht hinnehmen kann und Braufactum war dann auch schnell mit dabei und seither machen die jedes Jahr ein Hopfenseminar und laden dazu Leute querbeet aus der Bierszene ein.
Jörg (Berliner) hat die Sache damals an Land gezogen, da die auch Hobbybrauer dabei haben wollten. (Und als Folge davon hat Jörg auf dem ersten Seminar gleich noch mit Michael Zepf die Doemens Seminare an Land gezogen, aber das ist ein anderes Thema).
Hier zwei alte links, die ich auf die Schnelle gefunden hab: klick, klick
Letztes Jahr war ich in Tettnang ja auch dabei, die Teilnahme ist stark begrenzt und man muss von Braufactum direkt eingeladen werden. Ich musste da in einem kurzen Spontanvortrag unser Forum vorstellen.
Da wurde dann auch bekannt gegeben, dass es 2015 ins Yakima Valley geht. Gezahlt hat man so viel ich weiß alles selber, die Organisation war halt sozusagen umsonst. Familieienpolitisch war die Aktion für mich leider finanziell und zeitlich nicht durchsetzbar.
Stefan
Da kamen dann als Antwort entweder gar nichts, dann ein paar Namen, die es gar nicht gibt und ab und zu mal "Siegelhopfen".
Als Hopfenhändler haben die sich damals gesagt, dass man das so nicht hinnehmen kann und Braufactum war dann auch schnell mit dabei und seither machen die jedes Jahr ein Hopfenseminar und laden dazu Leute querbeet aus der Bierszene ein.
Jörg (Berliner) hat die Sache damals an Land gezogen, da die auch Hobbybrauer dabei haben wollten. (Und als Folge davon hat Jörg auf dem ersten Seminar gleich noch mit Michael Zepf die Doemens Seminare an Land gezogen, aber das ist ein anderes Thema).
Hier zwei alte links, die ich auf die Schnelle gefunden hab: klick, klick
Letztes Jahr war ich in Tettnang ja auch dabei, die Teilnahme ist stark begrenzt und man muss von Braufactum direkt eingeladen werden. Ich musste da in einem kurzen Spontanvortrag unser Forum vorstellen.
Da wurde dann auch bekannt gegeben, dass es 2015 ins Yakima Valley geht. Gezahlt hat man so viel ich weiß alles selber, die Organisation war halt sozusagen umsonst. Familieienpolitisch war die Aktion für mich leider finanziell und zeitlich nicht durchsetzbar.
Stefan
Re: Hopfentage im Yakima Valley, USA
Hi,
und um es noch kurz nachzuschieben: ich hatte im Vorfeld der Reise auch noch Kontakt mit weiteren Forumsmitgliedern um abzustimmen, ob sonst jemand mitgeht...
Frank
und um es noch kurz nachzuschieben: ich hatte im Vorfeld der Reise auch noch Kontakt mit weiteren Forumsmitgliedern um abzustimmen, ob sonst jemand mitgeht...
Frank
Re: Hopfentage im Yakima Valley, USA
Würde mich auch reizen da mal mitzugehen...
Und danke für den klasse Bericht.
Gruß Hotte
Und danke für den klasse Bericht.
Gruß Hotte
- riegelbrau
- Posting Freak
- Beiträge: 619
- Registriert: Dienstag 19. November 2013, 22:43
- Wohnort: Lehrte
Re: Hopfentage im Yakima Valley, USA
Wirklich ein schöner Bericht. Danke dafür!
Da wird doch ein Hobbybrauer irgendwie neidisch...
Gruß
Christoph
Da wird doch ein Hobbybrauer irgendwie neidisch...
Gruß
Christoph
Re: Hopfentage im Yakima Valley, USA
Wow - super interessant! Danke fürs Dokumentieren und die schöne Aufbereitung!
Re: Hopfentage im Yakima Valley, USA
Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deinen Traum. iphone 6s hülle