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von bwanapombe » Samstag 23. Mai 2020, 00:24
Weizen ist etymologisch das "weiße Getreide". In der Sprache der Rhöner ist das noch deutlicher als in der heute als Hochdeutsch bezeichneten oberdeutschen Mundart. Da liegt die Schwierigkeit. Die Frage, auf die ich noch keine Antwort weiß, ist: Wußte man, als der Name Weißbier vergeben wurde, noch, dass Weizen, das weiße Getreide ist, oder kommt das weiß in Weißbier von einer anderen Eigenschaft als der des "weißen Getreides".
Bisher war ich der Meinung, dass Weißbier seinen Namen nach der Farbe des Biers hat. Seit ich die Etymologie von Weizen kenne, bin ich mir nicht mehr sicher. Zur Unterscheidung könnte sich dann der Name Rotbier gebildet haben, als/wo man nicht mehr wußte, das Weißbier sich nicht auf die Bierfarbe bezog. Entscheiden läßt sich das nur anhand von Belegen, die ich nicht habe, deshalb hier mal nur laut gedacht.
Was mich zögern läßt, zu entscheiden, dass weiß sich auf die Gärung bezieht, ist, dass ja auch Rot-/Braunbiere beim Gären überweißen.
Wo ich mich festlege, ist, dass Hagecius 1585 den Zusammenhang zwischen Weizen und weissem Getreide nicht mehr kannte, sonst hätte er geschrieben cervisia triticea seu alba quoniam triticum dicitur frumentum album.
Weder im Lateinischen noch im Tschechischen gibt es den etymolog. Zusammenhang zwischen weiß und Weizen und im Deuschen hat ihn Hagecius (vorausgesetzt er konnte Deutsch) nicht mehr gekannnt, deshalb kann er beide Namen nur zusammenhangslos nebeneinanderstellen.
Meine Hypothese deshalb, Weißbier hat ursprünglich seinen Namen vom weißen Getreide, war zudem noch heller als Gerstenbiere, die Gerstenbiere wurden deshalb Braunbier genannt. Da die Rohstoffe ständig nach Verfügbarkeit wechselten, wurden schließlich hellere Biere weiß genannt, dunklere braun oder rot beide unabhängig von der Schüttung.
Dirk
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