FAZ-Interview mit Fritz Briem
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FAZ-Interview mit Fritz Briem
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Gude,
ein kluger Mann, würde ich so unterschreiben.
Grüße, der Doc
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Ich gehe da mit so einigen Dingen nicht konform. Ob nun seine Huldigung des Reinheitsgebots oder die Ablehnung von Craftbier, das ist schon fast reaktionär.
Viele Grüße,
Jens
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Schlauer Mann, das! Respekt.
Gruß
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Das RHG limitiert die Rohstoffe, sagt aber nichts über deren Qualität aus.
Insofern kann ich ihm nicht folgen.
Man kann mit richtit miesem Malz und gammligen Hopfen und einer Kalkbrühe als Brauwasser ein zu warm vergorenes Bier RHG konform brauen. Den Zusammenhang von RHG und Qualität sehe ich nicht.
Dass da gerade jede Menge Leute ohne wirklich Ahnung einen auf dicke Hose machen glaube ich aber gern und das finde ich auch albern.
Stefan
Insofern kann ich ihm nicht folgen.
Man kann mit richtit miesem Malz und gammligen Hopfen und einer Kalkbrühe als Brauwasser ein zu warm vergorenes Bier RHG konform brauen. Den Zusammenhang von RHG und Qualität sehe ich nicht.
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Ich suche mal die Aussagen zusammen, die mir am besten gefallen haben:
Das Brutale dabei ist, dass sich die traditionellen Brauer eigentlich über Jahrzehnte hinweg das Grab selbst geschaufelt haben, weil wir nicht darüber gesprochen haben, wie gut eigentlich unsere traditionell hergestellten Biere sind und welche Vielfalt es gibt. [...] Die Frage ist nur, wie es so weit kommen konnte, wo wir doch die Chance gehabt hätten, vor fünfzig Jahren das Bier gescheit zu vermarkten und, mit den entsprechenden Informationen dahinter, einen höheren, angemesseneren Preis zu verlangen.
Das ist das größte Versäumnis unserer Brauereien, dass man nicht vernünftig kommuniziert, was der Brauer tut. Allein die Herausforderung, dass die natürlichen Rohstoffe, die wir verarbeiten, auf der einen Seite jedes Jahr anders beschaffen sind, auf der anderen Seite aber das Bier, was herauskommt, immer gleich schmecken muss. Das ist eine Wahnsinnsaufgabe. Das können die meisten Craftbrauer gar nicht leisten.
Das hier finde ich zwar ein wenig vereinfacht, die Aussage hat aber einen wahren Kern. Ich persönlich finde es weitaus schwerer, bei einem untergärigen Bier oder sogar bei einem Weizen die Gärung so hinzubekommen, dass das Bier wirklich so schmeckt, wie ich es haben will. Da ist ein Pale Ale auf Basis einer neutralen Hefe wirklich um einiges einfacher:Der Konsument wird eigentlich belogen und ruhig gestellt. Das deutsche Reinheitsgebot müsste von den Verbänden neu definiert werden, ohne Stabilisierungs- und Filterhilfsmittel. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin der Meinung, dass selbst mit dem bestehenden Verständnis des Reinheitsgebots unser Bier in einer Qualität auf den Markt kommt, die kaum ein anderes Lebensmittel bieten kann. Ich finde aber auch, dass in bestimmten Bereichen die Messlatte noch höher gehört.
Ein Craft-Brewer, der sich im Ausland und nicht in Deutschland befindet, der kann sich sehr einfach diversifizieren, ohne großes Wissen. Nehmen wir mal das Hopfenstopfen im Lagertank. Das ist „Brewing for Dummies“. Da schmeißen sie hinten so viel Hopfen rein, dass alles überdeckt wird, was vorne falsch gemacht wurde. Was brauche ich da noch für ein Technologieverständnis? Da kaufe ich mir irgendein Restbier, stopfe das gehörig mit Hopfen und habe anschließend ein Super-IPA.
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Mal ne blöde Frage:Ein Craft-Brewer, der sich im Ausland und nicht in Deutschland befindet, der kann sich sehr einfach diversifizieren, ohne großes Wissen. Nehmen wir mal das Hopfenstopfen im Lagertank. Das ist „Brewing for Dummies“. Da schmeißen sie hinten so viel Hopfen rein, dass alles überdeckt wird, was vorne falsch gemacht wurde. Was brauche ich da noch für ein Technologieverständnis? Da kaufe ich mir irgendein Restbier, stopfe das gehörig mit Hopfen und habe anschließend ein Super-IPA.
Darf eine deutsche Brauerei nicht hopfenstopfen?
Wobei ich der eigentlichichen Aussage (Schrott rein -> Super IPA raus) nicht widersprechen möchte.
MfG Flo
Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Ich finde schon, dass er das RHG eher kritisch sieht, odehabe ixh das falsch verstanden.Boludo hat geschrieben:Das RHG limitiert die Rohstoffe, sagt aber nichts über deren Qualität aus.
Insofern kann ich ihm nicht folgen.
Man kann mit richtit miesem Malz und gammligen Hopfen und einer Kalkbrühe als Brauwasser ein zu warm vergorenes Bier RHG konform brauen. Den Zusammenhang von RHG und Qualität sehe ich nicht.
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Ich hab das so gelesen, dass er das RHG grds. gut findet. Jedoch nicht hinsichtlich PVPP. Ansonsten ist es für Ihn ein Qualitätssiegel.docpsycho hat geschrieben:Ich finde schon, dass er das RHG eher kritisch sieht, odehabe ixh das falsch verstanden.Boludo hat geschrieben:Das RHG limitiert die Rohstoffe, sagt aber nichts über deren Qualität aus.
Insofern kann ich ihm nicht folgen.
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Was er kritisch hinterfragt ist die craftbeer Bewegung an sich.
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
In einem historischen Kontext kann man das RHG durchaus als Qualitätsverordnung sehen. Zumindest konnte der Konsument sichergehen, nicht aufgrund des Produktes selbst vergiftet zu werden. Unter Stefans Aspekt trifft das natürlich nicht zu. Allerding denke (eigentlich hoffe) ich, dass ein Großteil der Brauereien, egal ob große oder kleine, auf die Qualität ihrer Rohstoffe Wert legt. Sei es des Rufs wegen oder der Reproduzierbarkeit wegen.
Christian
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Fühle mich oft unverstanden, bin vermutlich ein Genie.
Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Eins der besten Statements dieses Jahr zum Thema Bier in Deutschland sowie Reinheitsgebot!
Brauen ist zu 50% Kunst und zu 50% Handwerk. Dazu kommen noch mal 100% Erfahrung.
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Letzlich ist der technologische Anspruch eines Bierstils doch unerheblich für den Konsumenten. Für den zählt, was im Glas ist. Und hier zeigt sich leider außerhalb Bayerns (und vllt. noch Teilen BaWüs) das Dilemma: Die viel besungene Vielfalt und Qualität deutscher Biere kommt im restlichen Deutschland nicht an, weil das Vertriebsnetz dazu nicht willens oder nicht in der Lage ist. Stattdessen gibt es mehr vom selben Premium Pilsener und ZKT-Weizenbier. Da erscheint es mir schon etwas einseitig, dass Dr. Fritz Briem das Problem beim unverständigen Verbraucher sieht, der nicht über die hohe Qualität aufgeklärt wurde und ob der paradiesischen Zustände eigentlich täglich im Kreis springen müsste. Das einzige, zu dem der Kunde im Getränkemarkt springt, ist doch der am stärksten rabattierte Stapel. So wird nämlich heute gekauft: Das billigste Wochenangebot, weil viele Biersorten aus Verbrauchersicht perfekte Substitutionsgüter geworden sind.Johnny H hat geschrieben: Das hier finde ich zwar ein wenig vereinfacht, die Aussage hat aber einen wahren Kern. Ich persönlich finde es weitaus schwerer, bei einem untergärigen Bier oder sogar bei einem Weizen die Gärung so hinzubekommen, dass das Bier wirklich so schmeckt, wie ich es haben will. Da ist ein Pale Ale auf Basis einer neutralen Hefe wirklich um einiges einfacher:Ein Craft-Brewer, der sich im Ausland und nicht in Deutschland befindet, der kann sich sehr einfach diversifizieren, ohne großes Wissen. Nehmen wir mal das Hopfenstopfen im Lagertank. Das ist „Brewing for Dummies“. Da schmeißen sie hinten so viel Hopfen rein, dass alles überdeckt wird, was vorne falsch gemacht wurde. Was brauche ich da noch für ein Technologieverständnis? Da kaufe ich mir irgendein Restbier, stopfe das gehörig mit Hopfen und habe anschließend ein Super-IPA.
Wenn diese Abwärtsspirale beendet werden soll, muss aus dieser geglaubten Vielfalt wieder eine echte Vielfalt werden, die beim Verbraucher auch ankommt.
Gruß
Andy
Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Ein richtig gutes IPA machen ist meiner Meinung nach übrigens schon eine Kunst.
Nur viel Hopfen in den Lagertank werfen reicht da lange nicht aus.
Stefan
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Stefan
Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Genau so schauts aus. Wenn ich hier in Norddeutschland in den Supermarkt gehe muss ich weinen. Außer Fernsehpils gibt es nichts. Nicht einmal im Einkaufszentrum (ok da gibts immerhin Guiness und zwei Sorten Kellerbier). Einzig im Getränkemarkt gibt es eine kleine Ecke mit einem Regal wo man auch mal ein Bier aus Belgien oder England zu sehen bekommt. Wie sollen die Leute so auch anderes Bier kennenlernen?Die viel besungene Vielfalt und Qualität deutscher Biere kommt im restlichen Deutschland nicht an
Ja, diesen Satz fand ich auch etwas daneben.Ein richtig gutes IPA machen ist meiner Meinung nach übrigens schon eine Kunst.
Nur viel Hopfen in den Lagertank werfen reicht da lange nicht aus.
Als ob alle IPA Brauer nur Hopfenstopfen um die ganzen Fehlgeschmäcker zu verdecken.
Ansonsten war der Artikel aber ganz ok. Leider (wie meistens) deutlich zu kurz.
- gulp
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Stimmt, was so manches deutsches Pale Ale oder IPA beweist. Inzwischen gehört doch ein PA oder IPA schon bei vielen zum Soriment, neben den drei unvermeidlichen, Hell, Dunkel Weizen. Das ist, denke ich auch einer der Gründe warum das immer schwerer wird für die "Craftbeer" Bewegung in Deutschland.Boludo hat geschrieben:Ein richtig gutes IPA machen ist meiner Meinung nach übrigens schon eine Kunst.
Nur viel Hopfen in den Lagertank werfen reicht da lange nicht aus.
Stefan
Und warum macht er das? Aus den von Dr. Fritz Briem genannten Gründen.Das einzige, zu dem der Kunde im Getränkemarkt springt, ist doch der am stärksten rabattierte Stapel. So wird nämlich heute gekauft: Das billigste Wochenangebot, weil viele Biersorten aus Verbrauchersicht perfekte Substitutionsgüter geworden sind.
Doch, dürfen sie, seit sie das Märchengebot vor ein paar Jahren dementsprechend hingebogen haben. Immerhin ist das der einfachste Weg "Craftbeer zu brauen" und das mit guten Resultaten. Z.B. das Nürnberger Pils von Tucher ist immer wieder gut.Mal ne blöde Frage:
Darf eine deutsche Brauerei nicht hopfenstopfen?
Dieses strengere RHG ist eine gute Idee, eine bessere ist es, gleichzeitig auch andere Bierstile für deutsche Brauereien zuzulassen. Dann eben ohne den Märchenspruch auf der Flasche. Wenn man an die Camba Sache mit dem von ihnen in Österreich gebrauten und dann importierten Bier denkt, ist das doch höchst peinlich.
Gruß
Peter
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Da musst du mir nochmal helfen. Was genau nennt er hierfür als Gründe?gulp hat geschrieben:Und warum macht er das? Aus den von Dr. Fritz Briem genannten Gründen.Das einzige, zu dem der Kunde im Getränkemarkt springt, ist doch der am stärksten rabattierte Stapel. So wird nämlich heute gekauft: Das billigste Wochenangebot, weil viele Biersorten aus Verbrauchersicht perfekte Substitutionsgüter geworden sind.
Gruß
Andy
Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
In Deutschland ist die letzten Jahrzehnten leider ziemlich viel schief gelaufen in Sachen Bier. Über 70 Prozent werden im Getränkehandel wegen Aktionen verkauft, das muss man sich mal reinziehen. Für über zwei Drittel der deutschen Biertrinker ist der Geschmack des Bieres sekundär, wenn im Nachbarbierkasten ein Plastiktruck oder ne Grillschürze beiliegt. Oder das Krombacher die Woche nen Euro günstiger ist. Die große Frage ist jetzt, wer daran Schuld hat:
1. Der Verbraucher, weil er opportun und ohne Geschmacksempfinden Bier kauft?
2. Die Brauereien, die massenhaft Biere produzieren, die sich geschmacklich nicht von anderen Brauereien unterscheiden?
3. Der Handel, für den Bier wie Kaffee und Schokolade ein Lockprodukt ist, das verramscht wird, um an anderen Artikeln zu verdienen?
3.1. Die Brauereien, die sich aufgrund von Überkapazitäten und abnehmenden Bierkonsum nicht dem Druck des Handels widersetzen wollen oder können?
Ich sage, nur wir als Verbraucher haben die Macht die Dinge zu ändern, das gilt gleichermaßen für Massenbier- wie Massentierhaltung. Nur wenn wir den Scheiss nicht mehr kaufen, ändert sich etwas.
1. Der Verbraucher, weil er opportun und ohne Geschmacksempfinden Bier kauft?
2. Die Brauereien, die massenhaft Biere produzieren, die sich geschmacklich nicht von anderen Brauereien unterscheiden?
3. Der Handel, für den Bier wie Kaffee und Schokolade ein Lockprodukt ist, das verramscht wird, um an anderen Artikeln zu verdienen?
3.1. Die Brauereien, die sich aufgrund von Überkapazitäten und abnehmenden Bierkonsum nicht dem Druck des Handels widersetzen wollen oder können?
Ich sage, nur wir als Verbraucher haben die Macht die Dinge zu ändern, das gilt gleichermaßen für Massenbier- wie Massentierhaltung. Nur wenn wir den Scheiss nicht mehr kaufen, ändert sich etwas.
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Hier:Ladeberger hat geschrieben:Da musst du mir nochmal helfen. Was genau nennt er hierfür als Gründe?gulp hat geschrieben:Und warum macht er das? Aus den von Dr. Fritz Briem genannten Gründen.Das einzige, zu dem der Kunde im Getränkemarkt springt, ist doch der am stärksten rabattierte Stapel. So wird nämlich heute gekauft: Das billigste Wochenangebot, weil viele Biersorten aus Verbrauchersicht perfekte Substitutionsgüter geworden sind.
Gruß
Andy
Wenn die Kunden also mehr darüber wüssten, was für ein aufwändiges Produkt Bier ist, würden sie vermutlich auch hochwertigere Biere kaufen. Wenn ich im Getränkemarkt beobachte, wie so manche Kunden um die "craftbeere" herumschleichen, sich umdrehen ob sie gesehen werden, und dann doch zaghaft zugreifen, schnell das Etikett durchlesen und die Flasche zurückstellen...Das würde allerdings einen mündigeren, wissenderen Kunden voraussetzen.
Ja – wenn man „unmündig“ nicht als Abwertung herzieht. Es wäre ein verständnisvollerer Kunde. Und jetzt kommt für mich das Allerwichtigste. Unsere Konsumenten sind zu wenig aufgeklärt, sie wissen nicht, was für einen Diamanten sie in der Hand haben. Geh‘ in München in eine Wirtschaft und diskutiere übers Bier, da kommst Du aus dem Staunen nicht heraus. Die Leute kennen nicht einmal den Unterschied zwischen Gerste und Gerstenmalz. Das ist das größte Versäumnis unserer Brauereien, dass man nicht vernünftig kommuniziert, was der Brauer tut. Allein die Herausforderung, dass die natürlichen Rohstoffe, die wir verarbeiten, auf der einen Seite jedes Jahr anders beschaffen sind, auf der anderen Seite aber das Bier, was herauskommt, immer gleich schmecken muss. Das ist eine Wahnsinnsaufgabe. Das können die meisten Craftbrauer gar nicht leisten. Bei den 5000 Craftbrauern in Amerika gehe ich davon aus, dass vielleicht 300 eine vernünftige Ausbildung haben.
Wir haben einen Getränkemarkt, wo die Maisel, Schneider und andere Köstlichkeiten direkt über der Oe Ware lagern. Ich werde regelmäßig vom Chef gefragt, ob das was taugt, wenn ich wieder mal so ein "besonderes Bier" kaufe. Das heißt, selbst wenn das konsumiert wird, kann es nicht eingeschätzt werden, noch nicht mal von den Verkäufern. Der Wissendere Kunde wird noch eine Weile dauern, falls er überhaupt kommt.
Gruß
Peter
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Ist mir zu simpel die Problematik auf mangelnde Kommunikation der Qualität zurückzuführen. Ich fahre doch auch Sonntags nicht deshalb zum Bäcker, weil ich seine Arbeit in der Backstube so sehr wertschätze, sondern weil die Brötchen gut schmecken. Dafür zahle ich dann auch gerne mehr als für die Aufbackbrötchen von Feinkost Albrecht.
Aber die Branche scheint lieber alle möglichen Stellvertreterdiskussion zu bemühen, anstatt sich mal zu fragen, ob dem Konsumenten vielleicht die (analytisch hochqualitativen) Fernsehpils-Brötchen einfach nicht mehr schmecken.
Gruß
Andy
Aber die Branche scheint lieber alle möglichen Stellvertreterdiskussion zu bemühen, anstatt sich mal zu fragen, ob dem Konsumenten vielleicht die (analytisch hochqualitativen) Fernsehpils-Brötchen einfach nicht mehr schmecken.
Gruß
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Ich finde ihn zu sehr polemisch als das ich ihn ernst nehmen könnte.
Ich finde auch, er verwechselt Quantität mit Qualität. Wenn ich von irgendetwas sehr viel herstelle, dann kann ich das am Ende immer billig verkaufen. (Ein Beispiel aus einer anderen Ecke)
Bei einigen Sachen hat aber Recht. Einiges aus der Spezialecke von Edeka schmeckt einfach nur scheusslich. C-Hopfen rein das es quietscht, ein lustiges Label drauf und "Craft" draufgeschrieben, und fertig ist ein Bier für 3,50€ .... wenn ich nur sowas brauen könnte, würde ich sofort aufhören.
Im allgemeinen macht er auf mich den Eindruck, das er ein beleidigter, sich nicht geschätzt fühlender Spezialitätenbrauer ist.
Ich finde auch, er verwechselt Quantität mit Qualität. Wenn ich von irgendetwas sehr viel herstelle, dann kann ich das am Ende immer billig verkaufen. (Ein Beispiel aus einer anderen Ecke)
Bei einigen Sachen hat aber Recht. Einiges aus der Spezialecke von Edeka schmeckt einfach nur scheusslich. C-Hopfen rein das es quietscht, ein lustiges Label drauf und "Craft" draufgeschrieben, und fertig ist ein Bier für 3,50€ .... wenn ich nur sowas brauen könnte, würde ich sofort aufhören.
Im allgemeinen macht er auf mich den Eindruck, das er ein beleidigter, sich nicht geschätzt fühlender Spezialitätenbrauer ist.
Zuletzt geändert von Sura am Samstag 19. November 2016, 12:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Ein wichtiger Aspekt ist die mangelnde Kommunikation aber schon. Die deutschen Brauereien haben vor allem mit ihrem andauernden Preiskampf alles dafür getan, dass Bier heute größtenteils als Billigprodukt wahrgenommen wird, und nichts oder nur sehr wenig, um Vielfalt und auch den regionalen Bezug her- und darzustellen. Ein dazu passender Spruch wäre vielleicht: was nichts kostet, ist auch nichts wert!Ladeberger hat geschrieben:Ist mir zu simpel die Problematik auf mangelnde Kommunikation der Qualität zurückzuführen. Ich fahre doch auch Sonntags nicht deshalb zum Bäcker, weil ich seine Arbeit in der Backstube so sehr wertschätze, sondern weil die Brötchen gut schmecken. Dafür zahle ich dann auch gerne mehr als für die Aufbackbrötchen von Feinkost Albrecht.[...]
Marketing hat schon viel damit zu tun, was das Produkt bedeutet und wie es wahrgenommen wird, auch von denen, die es herstellen! Mir hat vor einigen Jahren bei einem Seminar mal jemand erklärt, dass Marketing weitaus mehr bedeutet als Werbung: es betrifft das gesamte Konzept, die Wertigkeit und die Identifikation mit dem Produkt bei allen, die irgendwo in der Wertschöpfungskette damit zu tun haben. Wenn in unserem Fall die Brauereien selbst ihr Produkt nicht mehr wertschätzen und nur noch billig-billig denken, dann ist das letztendlich genau die Wahrnehmung, die auch beim Kunden ankommt.
Da hat Herr Briem m.E. schon recht, wenn er der Branche und auch sich selbst diesbezüglich Vorwürfe macht.
Edit: bevor das missverständlich rüberkommt - die mangelnde Kommunikation etc. ist m.E. natürlich nicht der einzige Faktor in der komplexe Problematik. Blancblue hat die vielen Faktoren sehr schön zusammengefasst.
Wenn ich mich selber anschaue, wusste ich vor etwa vier bis fünf Jahren auch noch quasi nichts im Vergleich zu heute. Jetzt kann ich durch halb Berlin fahren und in einem Spezialgeschäft eine Flasche Spalter Hell oder Spezial Rauchbier aus Bamberg für unter 1€ die Flasche bekommen! Die unterschiedliche Wertigkeit weiß ich nun trotz des m.E. geradezu lächerlich niedrigen Preises zu schätzen, weil ich mich in den letzten Jahren ausgiebig damit befasst habe. Der normale Kunde weiß das aber größtenteils nicht, und in der Erscheinung, dem Preis und dem Auftreten der Brauereien bzw. Flaschen wird die unterschiedliche Wertigkeit auch nicht offensichtlich. In der normalen Wahrnehmung steht dann, wie Peter oben beschrieben hat, im Supermarkt alles nebeneinander, oder ist eben gar nicht erst verfügbar, oder womöglich im jahrelangen Preiskampf schon längst verschwunden.
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Natürlich ist das Image eines Produktes wichtig, aber wie sind wir denn zum status quo gekommen? Man darf doch nicht so tun, als ob man den Verbraucher nur intensiver mit Qualitätsversprechen hätte einlullen müssen, dann würde der Preis noch stimmen. Fakt ist doch, dass jahrzehntelang auf uniforme Produkte hingearbeitet wurde. Und das nicht nur bei den Großen, sondern auch bei vielen Kleinen, die sich an diesen Produkten orientiert haben. Die Unterschiede wurden zunehmend nivelliert. Ein hohes Qualitätsniveau alleine genügt nicht, wenn es keine echten Differenzierungsmöglichkeiten gibt, weil der Kunde an wenige Standardprodukte gewöhnt wurde. Alles, was links und rechts über diese Standardprodukte hinausgeht, wird zunehmend abgelehnt und spielt sich nur noch in Nischen ab. Das forciert auf dem breiten Markt diesen fatalen Preiswettbewerb und die Oligopolbildung. Differenzierung erfolgt bestenfalls noch über Added Value Strategien. Dass auch die nicht mehr ziehen, sieht man an der Beliebtheit der Billigbiere; deren Image wird auch zunehmend besser. Der Konsument kommt auf den Trichter, dass sich die Qualitäten nicht mehr großartig unterscheiden. Und genau da sind wir jetzt.
Ein höheres Preisniveau ist daher auch nicht realistisch, weil in einem Markt mit substituierbaren Güter immer irgendein Anbieter anfängt die Kapazitäten auszubauen und den Preis damit wieder nach unten zu drücken. Wenn morgen die Nachfrage und in der Folge Bierpreise einheitlich um 20 % steigen, weil meinetwegen ein super Anti-Aging-Effekt im Bier entdeckt wurde, erhöhen die Preisführer wie Oe übermorgen die Kapazitäten und verkaufen den Kasten wieder 20 % billiger, weil der Kostenvorteil eben ihre Wettbewerbsstrategie ist. Der Rest muss folgen. Da kann man an der Qualitätswahrnehmung der Bierbrauerei herumdoktern wie man will.
Daher erneut: Um da wieder rauzukommen, braucht es kein anderes Image, sondern ein vielfältigeres und spannenderes Angebot.
Gruß
Andy
Ein höheres Preisniveau ist daher auch nicht realistisch, weil in einem Markt mit substituierbaren Güter immer irgendein Anbieter anfängt die Kapazitäten auszubauen und den Preis damit wieder nach unten zu drücken. Wenn morgen die Nachfrage und in der Folge Bierpreise einheitlich um 20 % steigen, weil meinetwegen ein super Anti-Aging-Effekt im Bier entdeckt wurde, erhöhen die Preisführer wie Oe übermorgen die Kapazitäten und verkaufen den Kasten wieder 20 % billiger, weil der Kostenvorteil eben ihre Wettbewerbsstrategie ist. Der Rest muss folgen. Da kann man an der Qualitätswahrnehmung der Bierbrauerei herumdoktern wie man will.
Daher erneut: Um da wieder rauzukommen, braucht es kein anderes Image, sondern ein vielfältigeres und spannenderes Angebot.
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Das ist übrigens nun wirklich Quatsch, schau dir vielleicht mal seinen Lebenslauf und die beruflichen Stationen an. Die eigene Bierserie ist wohl eher ein Hobby und noch nichtmal ein großes. Seine hohen Verdienste um die Brauwissenschaft und Bierbranche sind für mich unstrittig.Sura hat geschrieben:Im allgemeinen macht er auf mich den Eindruck, das er ein beleidigter, sich nicht geschätzt fühlender Spezialitätenbrauer ist.
Gruß
Andy
Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
So kommt er halt rüber. Alles Mist, ausser Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot. Es sei denn, er braut es selbst.
Seine Verdienste habe ich nicht besprochen.
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Aus dem Interview heraus ist für mich nicht erkennbar, wie für ihn das RHG hinsichtlich der zulässigen Zutaten bzw. der Regelung rund um besondere Biere eigentlich aussehen sollte. Vielleicht klärt sich das im zweiten Teil des Interviews auf.Sura hat geschrieben:So kommt er halt rüber. Alles Mist, ausser Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot. Es sei denn, er braut es selbst.
Gruß
Andy
Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Sura ist einfach mal wieder schlecht gelaunt... ;-)
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
das ist mir jetzt zu polemisch um es ernst nehmen zu können.Sura hat geschrieben:So kommt er halt rüber. Alles Mist, ausser Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot. Es sei denn, er braut es selbst.
Seine Verdienste habe ich nicht besprochen.
Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Manno.... bin ich garnicht!Blancblue hat geschrieben:Sura ist einfach mal wieder schlecht gelaunt... ;-)
Ich sag doch einfach nur wie er mir persönlich rüberkommt.... ist doch kein Beinbruch wenn es euch anders geht. Ich kenn ihn auch nicht, von daher sage ich das halt einfach unbelastet ...
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Einige Aussagen finde ich gut, andere kommen für mich etwas merkwürdig rüber.
Aber wer glaubt denn, dass Bier in Deutschland ein so außergewöhnliches Produkt ist? Die Thematik läßt sich doch auf viele Bereiche der Lebensmittelbranche übertragen. Ich meine hier Produzenten, Vertrieb und Konsumenten. Ist es denn beim viel gerühmten "deutschen Brot" grundsätzlich anders? Es gibt stark nachgefragte Massenprodukte, wenig Mittelklasse und hin und wieder auch mal Craft-Brot, also echtes Handwerk. Letzteres beim kleinen Bäcker an der Ecke, der keine Backmischungen verwendet und folglich keine 20 (Einheits-) Brote im Angebot hat - diese Spezie ist bekanntermaßen am aussterben - oder den Bio-Bäcker, der nicht unbedingt vorindustriell arbeitet und eine wachsende, meist besser gestellte Konsumentengruppe bedient.
Aber wer glaubt denn, dass Bier in Deutschland ein so außergewöhnliches Produkt ist? Die Thematik läßt sich doch auf viele Bereiche der Lebensmittelbranche übertragen. Ich meine hier Produzenten, Vertrieb und Konsumenten. Ist es denn beim viel gerühmten "deutschen Brot" grundsätzlich anders? Es gibt stark nachgefragte Massenprodukte, wenig Mittelklasse und hin und wieder auch mal Craft-Brot, also echtes Handwerk. Letzteres beim kleinen Bäcker an der Ecke, der keine Backmischungen verwendet und folglich keine 20 (Einheits-) Brote im Angebot hat - diese Spezie ist bekanntermaßen am aussterben - oder den Bio-Bäcker, der nicht unbedingt vorindustriell arbeitet und eine wachsende, meist besser gestellte Konsumentengruppe bedient.
Gruß Matthias
Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Alles richtig, was Du über die Entwicklungen schreibst, aber ich glaube andererseits auch nicht, dass er seine Aussagen so eng und einseitig gemeint hat (man hätte nur besser erklären müssen), wie Du es nun interpretierst. Vielleicht liege ich auch ein wenig falsch damit, aber immerhin spricht er ja auch von Dingen, die man schon vor 50 Jahren hätte anders machen müssen, also von einer langfristigen Fehlentwicklung hin zu billig-billig anstatt Konzentration auf Wertigkeit. Ich glaube nicht, dass er diese Aussage nur auf die Kommunikation beschränkt, aber man kann das vielleicht auch so lesen.Ladeberger hat geschrieben:Natürlich ist das Image eines Produktes wichtig, aber wie sind wir denn zum status quo gekommen? Man darf doch nicht so tun, als ob man den Verbraucher nur intensiver mit Qualitätsversprechen hätte einlullen müssen, dann würde der Preis noch stimmen. Fakt ist doch, dass jahrzehntelang auf uniforme Produkte hingearbeitet wurde. Und das nicht nur bei den Großen, sondern auch bei vielen Kleinen, die sich an diesen Produkten orientiert haben. Die Unterschiede wurden zunehmend nivelliert. [...]
Nb.: Ich war vor einigen Wochen in einem mir seit Kindheit vertrauten Stuttgarter Vorort, wo schon seit langer Zeit Wein angebaut und gekeltert wird. Das Erscheinungsbild dort hat sich in den letzten Jahren ziemlich gewandelt: wo früher fast nur Trollinger und Konsorten aus Holzscheunen heraus und mit Einheitsetikett und -flasche verkauft wurden, sind mittlerweile kleine Schaufenster, Läden, im Einzelfall sogar Restaurants und natürlich auch neue Sorten und Sondereditionen dazugekommen. Das sieht jetzt ganz anders aus dort, und das betrifft natürlich auch den Flascheninhalt, aber auch das Gesamtverständnis von der Wertigkeit des Produktes.
Ich glaube, er sieht die Problematik eher in einem solchen Kontext.
Nachtrag: Diese Aussage kann man schon in Sinne Deiner Aussage interpretieren:
Finde ich z.B. gar nicht! Bamberg et al. machen es doch vor, tun es aber leider größtenteils nicht (mehr).[...] weil ich innerhalb des Reinheitsgebots durchaus Biervielfalt erzeugen kann. Nur: Es ist extrem schwer, [...]
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Der zweite Teil ist online:
http://blogs.faz.net/bierblog/2016/11/2 ... bier-1435/
Wieder viele wahre Worte. Aber wo wir beim Thema Bier in Deutschland wirklich stehen, zeigen die Kommentare unter dem Artikel...
http://blogs.faz.net/bierblog/2016/11/2 ... bier-1435/
Wieder viele wahre Worte. Aber wo wir beim Thema Bier in Deutschland wirklich stehen, zeigen die Kommentare unter dem Artikel...
Brauen ist zu 50% Kunst und zu 50% Handwerk. Dazu kommen noch mal 100% Erfahrung.
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Danke dir!
Und zu den Kommentaren. Da sind einige Kommentare unter dem Artikel verdammt gruselig. Ich kann mich noch vor einiger Zeit an ein SPIEGEL ONLINE-Artikel erinnern, da ging es Blindverkostung von Kölsch und Alt. Sich die Kommentare dazu durchzulesen ist eine komplett neue Form der Unterhaltung. Oder auch eher nicht.
Insgeheim hoffe ich immer noch, dass das von der Reinheitsgebot-Lobby bezahlte und nichts ernst zunehmende Systemtrolle sind, aber wenn man die Lauscher im Freundes und Bekanntenkreis aufmacht, dann spiegeln sich solche Kommentare und Meinungen durchaus wieder. Leider.
Und zu den Kommentaren. Da sind einige Kommentare unter dem Artikel verdammt gruselig. Ich kann mich noch vor einiger Zeit an ein SPIEGEL ONLINE-Artikel erinnern, da ging es Blindverkostung von Kölsch und Alt. Sich die Kommentare dazu durchzulesen ist eine komplett neue Form der Unterhaltung. Oder auch eher nicht.
Insgeheim hoffe ich immer noch, dass das von der Reinheitsgebot-Lobby bezahlte und nichts ernst zunehmende Systemtrolle sind, aber wenn man die Lauscher im Freundes und Bekanntenkreis aufmacht, dann spiegeln sich solche Kommentare und Meinungen durchaus wieder. Leider.
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Sehr schön, noch besser als Teil 1.
Was ich mir schon lange wünsche, eine Erweiterung des RHGs:
Das tut richtig gut, wenn unsere Brauwissenschaftler für Neues offen sind.
Gruß
Peter
Was ich mir schon lange wünsche, eine Erweiterung des RHGs:
Dann sind Gewürze und Obst auch kein Teufelszeug.Würden Sie das Reinheitsgebot auch auf weitere Zutaten ausweiten wollen?
Etwas ganz anderes: Ja, ich würde auch unvermälzte Cerealien zulassen, nicht nur vermälzte, also Getreidemalz. Denn unvermälztes Getreide ist genau so rein. Ich würde auch Reis zulassen, Mais, Topinambur, sämtliche Stärketräger, warum nicht?
Das tut richtig gut, wenn unsere Brauwissenschaftler für Neues offen sind.
Gruß
Peter
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Gefällt mir sehr gut der zweite Teil!
Gruß
Andy
Gruß
Andy
Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Das habe ich nun 180 ° anders verstanden; gerade im zweiten Teil wird das für mich auch deutlich. Wenn er auch etwas vage bleibt, was möglich sein sollte, wird er doch hinreichend konkret, was er nicht will. Dem kann ich mich voll anschließen, irgendwie erinnert das mich auch an das "Kreativitätsgebot" von Uwe Wesseloh. Wenn die Weiterentwicklung des Reinheitsmärchens in diese Richtung geht, bin ich dabei.Sura hat geschrieben:So kommt er halt rüber. Alles Mist, ausser Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot. Es sei denn, er braut es selbst.
Seine Verdienste habe ich nicht besprochen.
Im Ernst möchte ich manchmal manchem Craft-Brauer, der auf der Welle mitschwimmt (die uns zweifellos deutlich vorangebracht hat), zurufen: " Bevor Du Tonkabohnen und Cayennepfeffer in Dein Bier packst, lerne bitte erst einmal verlässlich und reproduzierbar, gute klassische Biere zu brauen...!" Dazu gehören für mich übrigens natürlich auch die guten englischen und meist hervorragenden belgischen Stile.
Als Norddeutscher begrüße ich die neue Vielfalt ausdrücklich. Bisher gab es selbst in Getränkemärkten nur ein paar Fernsehpilsener, ein paar Fernsehweizen und ein paar Fernsehschwarzbiere, mit Mühe vielleicht aber auch mal ein Schneider, Maisels oder Hövels. Aber mittlerweile bekomme ich leichter mal ein Westcoast-IPA, ein vernünftiges Pale Ale und in Fachgeschäften auch belgische Schätze, Fehlanzeige hingegen sind nach wie vor Altbiere wie Uerige, Füchschen, Schlüssel oder Schumacher; dafür muss ich extra nach D'dorf fahren. 500 km Distanz sind offenbar noch immer weiter als 8000...
Prost (heute Abend wieder mit Homebrew )!
Andreas
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
lesen und verstehen, junger Mann.jemo hat geschrieben:Ich gehe da mit so einigen Dingen nicht konform. Ob nun seine Huldigung des Reinheitsgebots oder die Ablehnung von Craftbier, das ist schon fast reaktionär.
1.) "Huldigung des Reinheitsgebotes" => wo hast Du denn das her?
- er sagt: die Idee dahinter ("Qualitätsiegel") findet er genial, aber die steuerneden Parameter scheinem ihm inkonsequent, könnten ruhig strenger sein, bzw gehören überarbeitet.
2.) "Ablenung von Craftbeer" => mannomann...völliger Quatsch.
Wenn jemand Bier in seinen vielen Facetten zu schätzen weiss, dann Herr Dr. Briem.
vieleicht noch einmal in Ruhe durchlesen?
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Das Reinheitgebot als Qualitätssiegel ist doch gut nach zu vollziehen. Es geht hier nicht um die regelnden Parameter, die zugegeben ihre Schwachpunkte haben, sondern die wörtlich genommene Zielsetzung: Rein! => Das Ziel dahinter dem Endverbraucher ein reines Produkt zu garantieren. Es geht hier um die Grundidee, nicht um die Umsetzung!Boludo hat geschrieben:Das RHG limitiert die Rohstoffe, sagt aber nichts über deren Qualität aus. Insofern kann ich ihm nicht folgen.
Den Zusammenhang von RHG und Qualität sehe ich nicht.
Nichts desto trotz, ist das DRH nun einmal tatsächlich ein Qualitätssiegel. Ich vergleiche das gerne mit den Qualitässiegeln: "Uhren aus der Schweiz", "Made in England", "Made in Germany", usw (egal was man davon hällt) alles dies qualitätssiegel kann man kritisch hinterfragen, aber sie existieren!
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
ich habe das eher so verstanden, dass er ein Problem mit der Definition und der Wertigkeit dieser Bewegung, bzw mit der Entwicklung daraus, hat.Paule hat geschrieben:Was er kritisch hinterfragt ist die craftbeer Bewegung an sich.
Er begüßt einerseits diese Bewegung, weil dadurch Bier wieder an Wertigkeit erfährt, findet es aber falsch, dass nur dieses "neue" Bier hochwertig ist, sondern Bier allgemein einen höheren Stellenwert haben sollte.
Dies jetzige Entwicklung ist aber problematisch:
Craft beer = gutes Bier und "normales Bier" (was auch immer das heissen mag) = schlecht.
Nicht diese Craftbewegung, (die schwammig deffiniert ist), sollte ausschliesslich die Wertigkeit dieses besonderen Produktes ausmachen, sondern das eigendliche Handwerk dahinter. Bierbrauen mit Verstand, Wissen Herz und Seele.
Nix gegen handwerklich und kompetet hergestellt Biere!
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
ja, und genau das ist schade. wenn der Verbraucher nur annähernd wüßte, wieviel technisches und technologisches know how, Arbeit, Zeit und teilweise wieviel Herzblut dahinter steht......und das hat man versäumt rechtzeitig dem Verbraucher ausreichend zu vermitteln.Ladeberger hat geschrieben:Johnny H hat geschrieben:letzlich ist der technologische Anspruch eines Bierstils doch unerheblich für den Konsumenten.
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
mal gar nicht Deiner Meinung.Ladeberger hat geschrieben:Ist mir zu simpel die Problematik auf mangelnde Kommunikation der Qualität zurückzuführen. Ich fahre doch auch Sonntags nicht deshalb zum Bäcker, weil ich seine Arbeit in der Backstube so sehr wertschätze, sondern weil die Brötchen gut schmecken. Dafür zahle ich dann auch gerne mehr als für die Aufbackbrötchen von Feinkost Albrecht.
Aber die Branche scheint lieber alle möglichen Stellvertreterdiskussion zu bemühen, anstatt sich mal zu fragen, ob dem Konsumenten vielleicht die (analytisch hochqualitativen) Fernsehpils-Brötchen einfach nicht mehr schmecken.
Das Problem ist doch, das diese sogenanten "Fernsehpils-Brötchen" teilweise wirklich gut sind. (nicht "nur" analytisch ) Aber viel zu billig!
Es ist nun mal so, dass das Bäcker- Schlachter- und usw- Handwerk noch als "echtes" Handwerk angesehen sind, aber der Brauerstand (eines der urspünlichsten Handwerke) irgendwie nicht mehr mit Handwerkskunst in Verbindung gebracht wird.
Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Dem ist wenig hinzuzufügen.
Wenn man sieht wie in mancher Brauerei hier in USA aber auch in Europa Craftbeer produziert wird, muss man sich wirklich manchmal die Frage stellen ob die Leute wissen was sie tun. Wer kennt nicht das Erbsensuppen- Jungbier das trüb ist wie Erntehefe, absolut zu jung ist und obendrein Sauerstoffwerte hat das man damit auch unter Wasser atmen könnte. Hergestellt vom Wirt der einen einwöchigen Crashkurs bei Inbetriebnahme der Anlage bekommen hat. Verkauft wird das Ganze das das so sein muss, weil ja handwerklich und natürlich. Es ist für mich unverständlich wie man ohne Nachweis irgendeiner Fachkunde Lebensmittel produzieren darf (ist mir auch in Küchen und bei Wirten unverständlich).
Und ja, solche eklatanten Fehler kann man in einem IPA gut hinter übertriebenen Stopfaromen verstecken am Besten noch Zitronengras- Tonkabohne und gut is....
Jan
Wenn man sieht wie in mancher Brauerei hier in USA aber auch in Europa Craftbeer produziert wird, muss man sich wirklich manchmal die Frage stellen ob die Leute wissen was sie tun. Wer kennt nicht das Erbsensuppen- Jungbier das trüb ist wie Erntehefe, absolut zu jung ist und obendrein Sauerstoffwerte hat das man damit auch unter Wasser atmen könnte. Hergestellt vom Wirt der einen einwöchigen Crashkurs bei Inbetriebnahme der Anlage bekommen hat. Verkauft wird das Ganze das das so sein muss, weil ja handwerklich und natürlich. Es ist für mich unverständlich wie man ohne Nachweis irgendeiner Fachkunde Lebensmittel produzieren darf (ist mir auch in Küchen und bei Wirten unverständlich).
Und ja, solche eklatanten Fehler kann man in einem IPA gut hinter übertriebenen Stopfaromen verstecken am Besten noch Zitronengras- Tonkabohne und gut is....
Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
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- afri
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Re: FAZ-Interview mit Fritz Briem
Nichts gegen Lemongras, das tut hier ausgezeichnete Dienste, auch in relativ klarem und gut gelagerten Bier! Tonka hingegen kann ich mir gar nicht vorstellen, auch wenn es ins Konzept vom Interviewparter passte (ist schließlich ebenso rein wie Rohfruchtgetreide). Das wäre dann wohl eher was für Stout oder sowas, das ich nicht so gern mag.
Achim
Achim
Bier ist ein Stück Lebenskraft!