Wann ist ein Bier trinkbar?

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Bloodstroem
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Wann ist ein Bier trinkbar?

#1

Beitrag von Bloodstroem »

Guten Morgen zusammen,

für mich stellt sich gerade die Frage, wann ein Bier trinkbar ist. Wie ich darauf komme?

" Gäreigenschaften: Extrem reintönig vergärende Hefe, sehr starke Ähnlichkeit an UG Biere, betont ein wenig den Hopfencharakter.
Kein Diacetyl oder Schwefel. Zügiges Angären (< 6 Stunden).
Recht schnell trinkreif nach gut 3 Wochen. "

wiki/doku.php/trockenhefe

Ab wann zählt die Zeit "nach gut 3 Wochen" ?

Wird ab der Hauptgärung gezählt oder erst dann, wenn das Bier in der Flasche karbonisiert wird? :Waa
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Mystic-G
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Re: Wann ist ein Bier trinkbar?

#2

Beitrag von Mystic-G »

Da bin ich auch noch etwas am schwimmen, und interessiere mich für gescheite Antworten.
In den Rezepten steht für meinen Geschmack immer etwas zu wenig über die ganze Nachgärdauer, Reife- und Lagerzeit. Manchmal sogar gar nix
Auch in meinem schlauen Braubuch von Kling, stehen nur Verallgemeinerungen und Richtwerte.
Was nützt mir das aber, wenn ich verschiedene Biere in der Reife habe...?
Zuletzt geändert von Mystic-G am Sonntag 30. Februar 2019, 08:15, insgesamt 3,14-mal geändert.
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Johnny H
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Re: Wann ist ein Bier trinkbar?

#3

Beitrag von Johnny H »

"How long is a piece of string?" - "Wie lang ist ein Stück Schnur?"

Da gibt es nur die Antwort: "Kommt darauf an!" Eine Hefeweizen mit normaler Stammwürze kann schon nach wenigen (zwei nach NG) Wochen trinkbar sein, ein Baltic Porter mit 20°P kann ein halbes bis ein ganzes Jahr benötigen, um richtig gut zu werden. Es kommt also immer auf den Bierstil, die verwendete Hefe und den Stammwürzegehalt an. Dazu ist zu bedenken, dass Hopfen- oder Weizenbieraromen nach einiger Zeit wieder nachlassen.

Mit den "drei Wochen" würde ich jetzt mal die Zeit nach der Nachgärung veranschlagen, aber das hängt von den konkreten Umständen ab.

Ich fülle übrigens immer noch kleine (0,33l) Probeflaschen ab, obwohl ich mittlerweile recht gut einschätzen kann, welches Bier wie lange dauert. Mit kleinen Probeflaschen kann man aber gut Erfahrungswerte sammeln, ohne allzu viel Bier zu vernichten.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Bloodstroem
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Re: Wann ist ein Bier trinkbar?

#4

Beitrag von Bloodstroem »

Johnny H hat geschrieben:"How long is a piece of string?" - "Wie lang ist ein Stück Schnur?"

Mit den "drei Wochen" würde ich jetzt mal die Zeit nach der Nachgärung veranschlagen,...
Dann kann man also davon ausgehen, dass die HG nicht berücksichtigt wird.

Danke für die schnellen Antworten :thumbup
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chaos-black
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Re: Wann ist ein Bier trinkbar?

#5

Beitrag von chaos-black »

Im Kern stimmt das alles was hier steht, ich bin aber neulich wieder auf die eigentlich selbstverständliche Weisheit gestoßen, dass das auch ganz stark vom Trinker abhängt. Das ist mir kürzlich aufgefallen, als meine Freundin und ich ein nicht gestopftes Ale probiert haben dessen Charge gerade bereit war die Brauerei zu verlassen. Ich hätte dem Bier noch wenigstens 3 Wochen Zeit gegeben - meine Freundin hingegen war begeistert vom frischen Geschmack.
Also mein Tip: probier jede Woche ne Flasche und mach dir Notizen. Bei Bieren, Die sehr lange reifen sollen, z.B. barley wine kannst du ja den Turnus vergrößern, z.B. Quartalsweise.

Beste Grüße,
Alex
Meine Hobbybrauerei: http://brauerei-flaschenpost.de/ (gerade offline)
DerDallmann

Re: Wann ist ein Bier trinkbar?

#6

Beitrag von DerDallmann »

Ich trinke, sobald die Zielkarbo erreicht ist + 2 Tage Kaltlagerung. Dann versuche ich mir Notizen zu machen um die Veränderung während der Reifung zu dokumentieren. Ich braue allerdings ausschließlich Biere, die grundsätzlich keine besonders langen Lagerzeiten benötigen.
OS-Schlingel
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Re: Wann ist ein Bier trinkbar?

#7

Beitrag von OS-Schlingel »

... nach dem Anstellen der Würzen mit Hefe beginnt die Gärung.
Die Hauptgärung ist durch, wenn sich die Stammwürze über Tage nicht verändert.
Gehen wir davon aus, dass Du Flaschen abfüllst und Zucker oder Speise nimmst.
Eine oder mehrere Flaschen mit Manometer bestücken, um die Druckentwicklung zu beobachten.....
Ändert sich der Wert nicht mehr, so ist auch die Nachgärung durch.

Das Bier wäre also trinkfertig, aber.......

Je nach Bierstiel benötigt dieses eine Reifezeit, in der sich der Geschmack verfeinert.....trinkbar ist es aber auch schon vorher.

Gelesen habe ich schon bei Weizen von 3 Wochen,
Obergäriges 6 Wochen und Untergäriges gerne auch 6-10Wochen Kaltlager bis der gewünschte Geschmack erreicht wird.
Irgendwo stand auch mal je Grad Plato eine Woche.... finde aber die Quelle gerade nicht...


Jetzt kannst Du Dir Deine gewünschte Trinkzeit aussuchen.

Gruß

Stephen
Or kindly when his credit's out
Surprise him with a pint of Stout
:Smile
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Sauhamml Seppl
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Re: Wann ist ein Bier trinkbar?

#8

Beitrag von Sauhamml Seppl »

Ich schließe mich den Vorschreibern an. Probieren geht über studieren und da helfen die 0,33er Flaschen zur Probe enorm.
Aus eigener Erfahrung kann ich aber berichten, dass selbst Weizenbiere - je nach Hefe natürlich - nicht immer nach 3 Wochen trinkbar sind.
Ergänzung: Der Beginn der Lagerzeit ist immer das Ende der Nachgärung.
SG, Seppl
Zuletzt geändert von Sauhamml Seppl am Freitag 17. Februar 2017, 10:27, insgesamt 1-mal geändert.
"Wenn du dir das Leben nehmen willst, musst du hier schön warten, bis ich wieder rauskomme."
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Sura
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Re: Wann ist ein Bier trinkbar?

#9

Beitrag von Sura »

Im Prinzip kannst du es die ganze Zeit seit dem läutern trinken..... schmeckt eventuell nur nicht so gut. Und genau das ist der springende Punkt: Korrekt müsst deine Frage lauten: "Wann schmeckt mir das Bier am besten?" - Kann dir keiner sagen.

Ich trinke die erste Flasche wenn die Nachgärung durch ist. Und es im Kühlschrank zur Reifung verschwindet. Und nach ein paar Tagen. Dann merkst du wie es sich verändert und was mit der Aussage eigentlich gemeint ist: Ab wann wird es richtig, richtig gut. Das hängt dann auch ab von der Hefe, von deiner Gärführung allgemein, natürlich was es sowieso für ein Bier war, etc. pp.

Wenn ich das selbe Bier auf meiner Anlage braue und alles gleich ist, dann könnte ich sagen: "Nach vier Wochen ists super!" .... wenn du jetzt Hefe oder sogar das Wasser tauscht, kann sich das ändern.
Zum Beispiel:
- Meine Erfahrung mit Osmosewasser ohne Verwendung von Hefenahrung ist,, daß ich gegen Ende der Nachgärung einen säuerlichen Geschmack bekomme der dann nach zwei Wochen wieder weg ist. Mit Hefenahrung oder anderem Wasser habe ich das nicht.
- Mein letztes Bier mit ordentlich C-Hopfen im Whirlpool mochte ich erst, nachdem das drei Monate in der Ecke stand. Einer Freundin schmeckte das von Anfang an. Was soll man da jetzt sagen?

Das ist nur sehr schwer generell anzugeben und auch zu glauben. Unser Bier lebt, und schleppt alle Fehler die ganze Zeit mit sich rum. Und alles spielt mit.
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
DerDallmann

Re: Wann ist ein Bier trinkbar?

#10

Beitrag von DerDallmann »

Und ich muss auch sagen, dass ich diese starken geschmacklichen Veränderungen, die ein Bier angeblich während der Reifung durchläuft und die oft beschrieben werden, noch nicht feststellen konnte. Klar, eine Veränderung findet statt, aber keine wesentliche.

(Wie gesagt, alles Biere, die grundsätzlich keine lange Lagerzeit erfordern. 75% IPAs und Weizen)
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hopfenbär
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Re: Wann ist ein Bier trinkbar?

#11

Beitrag von hopfenbär »

Meine gestopften Biere schmecken mir direkt nach der Nachgärung(Flasche) mit Abstand am besten. Die Hopfenblume ist nie mehr so geil wie in der ersten Woche.
Dann brauchen die Biere nochmal 2-3 Wochen bis ich sie wieder rund finde.
Solum duri in hortum veniunt.

Vorstellung im alten Forum http://tinyurl.com/gob2p5g
Scheibelhund
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Re: Wann ist ein Bier trinkbar?

#12

Beitrag von Scheibelhund »

Generell sollte man stärkerem Bier länger Zeit lassen.

Bei Vollbier ist es einfach Geschmackssache. Ich kann mich noch erinnern, wie gerade das relativ junge Bier bei den Kommunbrauern in Neuhaus an der Pegnitz besonders gut ankam.
Ich selber hab mal Bier nach 4 (!) Tagen Nachgärung ausgeschenkt. Reklamationen gabs keine.
Im Winter trink' ich und singe Lieder
aus Freude, daß der Frühling nah ist,
und kommt der Frühling, trink' ich wieder,
aus Freude, daß er endlich da ist.
cicero85
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Re: Wann ist ein Bier trinkbar?

#13

Beitrag von cicero85 »

In "CAMRA's Brew your own British Real Ale" steht drin: "Beer should be matured for at least two weeks. As a rule of thumb give a maturation period of one week for every ten degrees of original gravity above 1000".
Womit wir dann bei Reifezeiten von so 4-6 Wochen wären für Biere im normalen Stammwürzebereich....
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Enfield
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Re: Wann ist ein Bier trinkbar?

#14

Beitrag von Enfield »

Ich verstehe die Frage sehr gut, das ist auch ein Punkt, an dem ich immer wieder rumkaue.

Falls Du des Englischen mächtig bist, lies dir diesen Thread mal genau durch:

http://www.homebrewtalk.com/showthread.php?t=195326

Ich bin auch sehr empfindlich, was diesen Jungbiergeschmack ausmacht und kann ihn bei Leibe nicht ausstehen. Ich fülle nach Ende der Hauptgärung in Flaschen und lasse es dort für mindestens 3-4 Wochen reifen, bevor ich es probiere. Manche Ales sind nach 3 Wochen schon okay, andere brauchen aber 4 Wochen und länger.

Was ich auch herausgefunden habe ist, dass Bier in größeren "Gebinden" schneller reift als in kleinen. 0,33 Liter Flaschen brauchen oft etwas länger als 0,5 Liter Flaschen. Die 1 Liter Butteln sind am schnellsten fertig. Steht aber auch in dem obigen Link sehr gut erklärt.

lg

Max
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afri
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Re: Wann ist ein Bier trinkbar?

#15

Beitrag von afri »

Vielleicht habe ich nur mehr Geduld, als andere. Aber ich habe vielfach absichtlich vergessene Flaschen im Keller probiert, OG wie UG und meist war die Charge bereits vernichtet, bevor sie ihren Höhepunkt erreichte.

Meine Meinung ist hier unmaßgeblich, da ich nicht besonders viel zu schmecken vermag, aber dennoch behaupte ich: das Selbstbräu kann ein Jahr ohne weiteres ab und wird binnen dieser Zeit nicht schlechter, als frisch genossen. So manche Kiste Bier wünsche ich mir zurück, die ich zu jung trank.

Und um den Erbsenzählern gerecht zu werden: ja, es gab zumindest ein Bier, das als Zweijährling nicht mehr so richtig gut schmeckte, jedenfalls schlechter als nach beispielsweise einem halben Jahr Lagerzeit. Die meisten anderen jedoch waren nach zwei Jahren nicht schlechter, als ihre frischen Pendants.

Bier wird nicht automatisch schlechter, weil es lange liegt. Gerade dicke Dinger brauchen schon mal das eine oder andere Jahr zur Abrundung.

Eigentliche Aussage hier: ruhig auch mal ein halbes oder ganzes Jahr warten bringt meist einiges. Zumindest bei mir.
Achim (am liebsten untergärig brauend)
Bier ist ein Stück Lebenskraft!
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Bloodstroem
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Re: Wann ist ein Bier trinkbar?

#16

Beitrag von Bloodstroem »

Enfield hat geschrieben:Ich verstehe die Frage sehr gut, das ist auch ein Punkt, an dem ich immer wieder rumkaue.

Ich fülle nach Ende der Hauptgärung in Flaschen und lasse es dort für mindestens 3-4 Wochen reifen, bevor ich es probiere.
Super Anhaltspunkt für mich. Das beantwortet meine Frage für mich genau :thumbup

Ich zähle also die Hauptgärung nicht mit. Die Uhr tickt erst, wenn in Flasche abgefüllt wird. :Bigsmile

Besten dank allerseits
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grüner Drache
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Re: Wann ist ein Bier trinkbar?

#17

Beitrag von grüner Drache »

Bloodstroem hat geschrieben:
Enfield hat geschrieben:Ich verstehe die Frage sehr gut, das ist auch ein Punkt, an dem ich immer wieder rumkaue.

Ich fülle nach Ende der Hauptgärung in Flaschen und lasse es dort für mindestens 3-4 Wochen reifen, bevor ich es probiere.
Super Anhaltspunkt für mich. Das beantwortet meine Frage für mich genau :thumbup

Ich zähle also die Hauptgärung nicht mit. Die Uhr tickt erst, wenn in Flasche abgefüllt wird. :Bigsmile

Besten dank allerseits
Hallo!

Ich neige mittlerweile dazu diese 3-4
Wochen erst ab der Carbonisierung zu zählen.
Früher war die erste Flasche, die ich kalt gestellt hatte um den Co2-Gehalt zu testen der Startschuss.
Aber man sollte bedenken, dass die richtige Reifung eigentlich erst dann beginnt.
Natürlich kommt es auch immer auf das Bier an, muss sich die Hopfenbitterkeit erst noch setzen, hat man verschiedene Spezialmalze miteinander kombiniert, hat man starke Biere mit viel Alkohol oder muss die Hefe noch hinter sich aufräumen...?
Meine Erfahrung zeigt mir, 3-4Wochen sind da keine lange Zeit für, aber man merkt in jeder Hinsicht einen Unterschied !
Allzeit gut Sud!
:Drink
Ciao, Alex!
Der grüne Drache zu Wasserau - Dort brauen sie ein Bier so braun, dass selbst der Mann im Mond kam schauen ...
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