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Überschäumen

Verfasst: Donnerstag 14. Dezember 2017, 20:08
von wfritz
Hallo zusammen,

ich habe nun zum zweiten Mal das Problem, dass mein fertiges Bier überschäumt (s. Bild). Es ist keine Eruption, sondern ein langsames ausfließen, das nicht aufhört. In der Fachliteratur wird dieser Vorgang mit "Gushing" bezeichnet, ohne eine eindeutige Erklärung für das Phänomen zu geben. Naheliegende Erklärungen wären ein zu frühes Abfüllen des Jungbieres oder eine Verunreinigung. Da dieses Ereignis aber nur bei 2 von 30 Suden vorgekommen ist und immer nach identischen Bedingungen gebraut wurde (Speise berechnet, Spunddruck im üblichen Bereich) ist ein systematischer Fehler ausgeschlossen. Vielleicht lag es am Malz? Ich kann noch hinzufügen: Das Bier schmeckt trotz alledem recht gut und hat noch genügend Spritzigkeit. Es schmeckt jedenfalls nicht schal.
Wenn jemand schon ähnliches erlebt hat und eine Erklärung geben kann, wäre ich für einen fachmännischen Rat sehr dankbar.

Vielen Dank schon mal u. Grüße aus Karlsruhe :Greets
wfritz

Re: Überschäumen

Verfasst: Donnerstag 14. Dezember 2017, 20:14
von schnapsbrenner
Moin,

ich würde das nicht als Gushing beschreiben, aber kenne das bei meine Bieren wann die über-carbonisiert sind.
Passiert bei mir nicht mehr seit ich mit Zucker carbonisiere. Und natürlich die Zuckerzugabe richtig berechne.

MfG

Re: Überschäumen

Verfasst: Donnerstag 14. Dezember 2017, 21:01
von Alt-Phex
Wenn du eine Überkarbonisierung tatsächlich ausschliessen kannst, dann wird es schwer eine Erklärung zu finden. Das habe ich auch schon bei Industrie-Kaufbier erlebt, bei einem filtrierten Pilsener. Das Phänomen ist m.W.n. auch noch nicht gänzlich erforscht.

Stand das Bier denn lange genug kalt, wurde es gestopft ?

Re: Überschäumen

Verfasst: Donnerstag 14. Dezember 2017, 21:22
von wfritz
Ja das Bier wurde im Kühlschrank bei ca. 3°C gelagert. Interessant ist der Hinweis, besser mit Zucker zu arbeiten, genau das habe ich bei meinem nächsten Sud vor. Die Speisemenge habe ich mit dem MMuM Rechner bestimmt. Die Rechnung ergab 9%, ein eher unverdächtiger Wert.
Vielen Dank schon mal für eure Ratschläge!

Re: Überschäumen

Verfasst: Donnerstag 14. Dezember 2017, 22:28
von afri
Vielleicht wäre eine Lagerung von einer Woche bei 0-1°C zielführend. Gerade habe ich zwei Biere gegenüber gehabt, von denen eins raus wollte und das andere nicht. Das mit moderatem Gushing hatte glaube ich 3° Lagertemperatur, da bin ich aber nicht sicher. Das andere hat 0-1°C für eine Woche bekommen, das ist sicher. Einfach mal probieren.
Achim (allerdings in Flaschen carbonisierend)

Re: Überschäumen

Verfasst: Freitag 15. Dezember 2017, 01:41
von chaos-black
Sowas kann viele Ursachen haben. Früher hatte ich sowas mal in nem Sud bei dem die Vermutung besteht, dass nicht gut genug abgeläutert wurde. Ein anderer hatte eine Infektion. Anfangs sprudelte es dabei auch nur raus, als die Flaschen ein paar Wochen älter waren gab es dann beim Öffnen auch Fontänen.

Beste Grüße,
Alex

Re: Überschäumen

Verfasst: Freitag 15. Dezember 2017, 19:08
von Wintermuffel
Das ist mir bei einem "gestopften" mal passiert. Ich hatte die Pellets einfach in einer Teekugel rein gegeben. Bei den letzten Flaschen sind da Hopfenteilchen mit gekommen. Diese drei oder vier Flaschen haben sich dann selbst entleert.

Grüße
Heiner

Re: Überschäumen

Verfasst: Freitag 15. Dezember 2017, 19:59
von Brockmann24
Darf ich mal fragen, welche Hefe du verwendet hast?
Ich hatte dieses Problem (keine Fontänen, nur Auslaufen des Schaumes) einmal (bei mehr als 30 Suden bisher). Da hatte ich zum Testen eine andere Hefe genommen (US 05). Seit ich die gewohnte Notti wieder nehme, gibt es keine Probleme mehr. Das Überschäumen wurde bei dem Bier damals weniger, wenn die Flaschen lange genug im Kühlschrank standen.

Re: Überschäumen

Verfasst: Freitag 15. Dezember 2017, 20:22
von SIK
Dieses Problem in ähnlicher Form hatte ich auch schon.
viewtopic.php?f=7&t=1676&p=22779&hilit=sik#p22779
Ich werde morgen mal suchen, ob noch ein Bier davon übrig ist. Das letzte habe ich vor einem viertel Jahr aufgemacht. Da hat es wieder super langsam geschäumt. Bier ist das aber in meinen Augen nicht mehr und es schmeckt mir auch nicht. Eher Likör.
Sollte noch eins da sein, dann mache ich es auf und filme das Ganze. Aber nicht dieses WE. Keine Zeit außer jetzt. Und jetzt will ich nicht.
Gruß, Siegfried

Re: Überschäumen

Verfasst: Freitag 15. Dezember 2017, 21:39
von Chrissi_Chris
Brockmann24 hat geschrieben: Freitag 15. Dezember 2017, 19:59 Darf ich mal fragen, welche Hefe du verwendet hast?
Ich hatte dieses Problem (keine Fontänen, nur Auslaufen des Schaumes) einmal (bei mehr als 30 Suden bisher). Da hatte ich zum Testen eine andere Hefe genommen (US 05). Seit ich die gewohnte Notti wieder nehme, gibt es keine Probleme mehr. Das Überschäumen wurde bei dem Bier damals weniger, wenn die Flaschen lange genug im Kühlschrank standen.
Darauf würde ich es nicht schieben, ich habe knapp 20 Sude mit der US 05 gemacht und niemals Gushing oder überschäumen gehabt.

LG Chris

Re: Überschäumen

Verfasst: Freitag 15. Dezember 2017, 21:48
von DerDallmann
Aber sie wird nach hinten raus manchmal lahm. Wenn man es nicht weiß, füllt man schnell mal zu früh ab...

Re: Überschäumen

Verfasst: Freitag 15. Dezember 2017, 22:28
von Chrissi_Chris
DerDallmann hat geschrieben: Freitag 15. Dezember 2017, 21:48 Aber sie wird nach hinten raus manchmal lahm. Wenn man es nicht weiß, füllt man schnell mal zu früh ab...
Also keine HG mit der US 05 war bei mir länger als 1,5 Wochen danach wurde immer abgefüllt ich kontrollieren die Flaschen IMMER mit einem Manometer und habe bisher nie einen weiteren Druckanstieg festgestellt als berechnet.
Deshalb die US 05 ist mir seit fast 20 Suden nur bekannt als zuverlässige neutrale Universal Waffe.

LG Chris

Re: Überschäumen

Verfasst: Freitag 15. Dezember 2017, 23:29
von Barney Gumble
In 99 % der Fälle ist es doch wegen Überkarbonisierung (was auch genau dafür der Grund sein mag), desweiteren theoretisch Fusarienbelastung des Malzes möglich..

Ist das bei Dir so leicht rosa-weißlich-stumpf und zt verschrumpelt?

Vg
Shlomo

Re: Überschäumen

Verfasst: Samstag 16. Dezember 2017, 11:35
von wfritz
Bei meinem letzten Bier, das übergeschäumt ist, handelt es sich um ein Honigbier, ungestopft, mit der Hefe W34/70 (rehydriert). Auffällig war die Diskrepanz zwischen berechnetem und gemessenem Spunddruck, berechnet: 1,8 bar, gemessen: 3,2 bar, Speise wie gesagt nur 9%. Vielleicht lag's am Honig.
Das übermäßige Schäumen ist aber auch beim Amarillo Weizenbock nach MMuM (12% Speise, 4,2 bar gemessen, 3,3 bar berechnet) und bei einem dunklen Weizenbräu nach Kling (15,2% Speise, 2,5 bar berechnet, nicht gemessen) aufgetreten. Auffällig sind die hohen Spunddrücke und die Unterschiede zum berechneten Wert :Waa .

Re: Überschäumen

Verfasst: Samstag 16. Dezember 2017, 12:02
von Ladeberger
Ich blick da nicht durch. Im Ausgangspost hast du einen systematischen Fehler noch ausgeschlossen und von 2 aus 30 überschäumenden Bieren berichtet. Nun sind es inkl. dem abgebildeten Bier 4 Biere, die übermäßig schäumten. Und das bei jeweils deutlich zu hohem, gemessenen Spundruck. Damit liegt die Ursache doch auf der Hand!

Nichts für ungut... Aber über rohstoffbedingtes Gushing kann man sich frühestens unterhalten, wenn du die Karbonisierung nicht um > 80 % verfehlst.

Schau mal hier rein: viewtopic.php?f=7&t=212

Gruß
Andy

Re: Überschäumen

Verfasst: Samstag 16. Dezember 2017, 13:35
von wfritz
Danke für den Hinweis. Zunächst eine kleine Richtigstellung. Das am Anfang abgebildete Bier war das Honigbier. Außerdem ist das Amarillo nicht aus der Flasche gelaufen, sondern hat nur im Glas sehr stark geschäumt. D.h. wie gesagt wirklich übergelaufen sind bisher nur 2 von 30!
Mit dem Ausschließen eines systematischen Fehlers meinte ich den Brauvorgang im Allgemeinen, der läuft immer nach dem gleichen Muster ab. Allerdings habe ich natürlich immer individuell mit Speise carbonisert und zwar nach berechneten Werten. Da der Spunddruck bei den Problembieren sehr hoch war, scheint tatsächlich eine Übercarbonisierung vorzuliegen. Woran das liegt, ist mir immer noch unklar.
Hierzu ergänzen möchte ich noch, dass ich erst schlauche, wenn der Spindelwert 3 Tage konstant ist. Das war i.d.R. nach 7-10 Tagen der Fall.
Gelernt habe ich nun, dass es vielleicht hilft, anstelle von Speise mit Zucker zu carbonisieren u. hier dann die berechneten Werte nach "unten abzurunden".
Gruß wfritz

Re: Überschäumen

Verfasst: Samstag 16. Dezember 2017, 14:04
von Ottonen
wfritz hat geschrieben: Samstag 16. Dezember 2017, 13:35 Hierzu ergänzen möchte ich noch, dass ich erst schlauche, wenn der Spindelwert 3 Tage konstant ist. Das war i.d.R. nach 7-10 Tagen der Fall.
Um festzustellen, wann die Hauptgärung wirklich durch ist, habe ich eine andere Methode. Sobald der Spindelwert sich scheinbar nicht mehr verändert, fülle ich eine Flasche voll und stöpsel das Flaschenmanometer drauf. So sehe ich die nächsten Tage, ob sich der Druck in der Flasche erhöht und ob weitere Gärtätigkeit stattfindet oder nicht. Erst wenn der Druck nicht weiter steigt, weiß ich, dass auch im Gärfass nun alle Gärtätigkeit vorbei ist.
Ich mache es so, seidem ich auch mal dachte, die Gärtätigkeit sei vorüber und ich dann mit meiner Speise eine dermaßenen Überkarbonisierung erzeugt habe, dass fast drei viertel der Flaschen überschäumten. Manchmal ändert sich der Spindelwert so minimal, dass man es gar nicht so genau messen kann.

Grüße

Re: Überschäumen

Verfasst: Samstag 16. Dezember 2017, 15:02
von wfritz
Das ist ein interessanter Gedanke; allerdings kommt das für mich eher nicht in Frage, da meine Spindel mit Zehntelteilung eine deutlich bessere Ablesegenauigkeit hat als mein Manometer. Da warte ich künftig lieber vorsichtshalber noch 1-2 Tage länger mit dem Schlauchen als bisher. Ich hoffe, dann bin ich auf der sicheren Seite.