Erster Brauvorgang/bunt gemischte Fragen

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wandgrab
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Erster Brauvorgang/bunt gemischte Fragen

#1

Beitrag von wandgrab »

Moin Leute,
aus meiner Schnappsidee von vor einer Woche "Hm, ich könnte ja mal eigenes Bier brauen", etlichen Stunden hier im Forum und einigen Baumarkt-Besuchen nimmt mein Projekt nun Form an und wir werden Sonntag wohl den ersten Sud kochen. Ich habe jetzt noch einige Fragen und weiß nicht so recht in welche Unterkategorie ich sie verschieben soll, deswegen landen sie jetzt erstmal hier :Waa

Höhe des Hahns
Ich will als Gärbehälter für den Anfang Eimer aus dem Baumarkt nehmen - um genau zu sein die Eimer, in denen man eigentlich Farbe mischt, die haben sehr zu meiner Überraschung eine Lebensmittelfreigabe. Beim ersten Hahn, bei den ich an einen Eimer gebaut habe habe ich nicht sonderlich nachgedacht und ihn einfach ein paar Zentimeter über dem Boden an der Seite angebracht. Da sich aber beim Gärvorgang Hefe unten absetzt wird dieser doch vermutlich verstopfen - oder sehe ich das falsch? Welche Höhe wäre sinnvoll? Bei den fertigen Eimer aus dem Internet sind sie ja auch in dieser Höhe...

Temperaturunterschiede im Kocher
Ich werde mir vermutlich für Sonntag einen 30L Einkochautomat ausleihen... Wie groß sind die Temperaturunterschiede der Maische zwischen dem Boden des Kochers und der Oberfläche? Lohnt es sich diesen mit einzubeziehen oder ist es eigentlich egal?

Füllmenge im Gäreimer/verschiedene Hefen
Wir wollen für den Anfang etwa 20L in zwei Gärbehältern brauen. Meine Gäreimer sind vermutlich 17L groß (genaue Messung steht noch aus). Dementsprechend wären beide etwas mehr als die hälfte voll. Stellt das ein Problem dar? Soweit ich gelesen habe ist Sauerstoff ja einer der Feinde der Gärung...

Zudem wollen wir in den beiden Gärbehältern auch gleich die "Wirkung" zwei verschiedener Hefen und somit auch den Unterschied im Geschmack testen. Wir richten uns nach dem Rezept im Wiki, dort ist schlicht die Rede von "einer Packung". Bestellt haben wir einmal SAFALE US-05 (11,5g) und einmal Brewferm TOP (5g) - beides obergärige Hefen, Bier sollte bei gleicher Lagerung also bei beiden rauskommen. Wie berechne ich die optimale Menge Hefe für mein Menge Bier und gibt es dort Unterschiede zwischen den Hefen?

Lagerung
Was bisher bei mir hängengeblieben ist: obergäriges Bier kannst du bei Zimmertemperatur gären lassen. Man liest ja immer wieder den Wert von 20 Grad. Aber was ist damit eigentlich genau gemeint? Die Umgebungstemperatur oder tatsächlich die Temperatur im Gäreimer? Oder, um konkreter zu fragen: vor den schwach vor sich hinwärmende Heizung stellen oder ist es völlig egal solange es im Raum einigermaßen erträglich ist?
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chaos-black
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Re: Erster Brauvorgang/bunt gemischte Fragen

#2

Beitrag von chaos-black »

Herzlich Willkommen!
wandgrab hat geschrieben: Dienstag 6. November 2018, 10:44 Beim ersten Hahn, bei den ich an einen Eimer gebaut habe habe ich nicht sonderlich nachgedacht und ihn einfach ein paar Zentimeter über dem Boden an der Seite angebracht. Da sich aber beim Gärvorgang Hefe unten absetzt wird dieser doch vermutlich verstopfen - oder sehe ich das falsch? Welche Höhe wäre sinnvoll? Bei den fertigen Eimer aus dem Internet sind sie ja auch in dieser Höhe...
Das hängt sehr von der Geometrie des Eimers. Ein hoher aber schmaler Eimer wird ein höheres Hefesediment hervorbringen. Aber mit etwa der Höhe von den kommerziellen Eimern fährst du gut, Wenn dein Hahn durch Hefe verstopft ist er wohl deutlich zu klein. Damit will ich keine Angst schüren, sondern sagen, dass es unwahrscheinlich ist, ihn mit Hefe zu verstopfen.
wandgrab hat geschrieben: Dienstag 6. November 2018, 10:44 Temperaturunterschiede im Kocher
Ich werde mir vermutlich für Sonntag einen 30L Einkochautomat ausleihen... Wie groß sind die Temperaturunterschiede der Maische zwischen dem Boden des Kochers und der Oberfläche? Lohnt es sich diesen mit einzubeziehen oder ist es eigentlich egal?
Während des Maischens wirst du einen Temperaturunterschied haben, du solltest daher mindestens während der Heizphasens des Einkochers rühren. Beim Kochen durchmischt sich das ganz gut von allein.
wandgrab hat geschrieben: Dienstag 6. November 2018, 10:44 Füllmenge im Gäreimer/verschiedene Hefen
Wir wollen für den Anfang etwa 20L in zwei Gärbehältern brauen. Meine Gäreimer sind vermutlich 17L groß (genaue Messung steht noch aus). Dementsprechend wären beide etwas mehr als die hälfte voll. Stellt das ein Problem dar? Soweit ich gelesen habe ist Sauerstoff ja einer der Feinde der Gärung...
Als Faustregel lasse ich immer etwa 1/3 des Gärbehältervolumens als Steigraum für die Kräusen frei. Die Hefe verstoffwechselt in der Angärphase viel Sauerstoff und produziert dann viel CO2, was dazu führt dass die Sauerstoffkonzentration im Kopfraum schnell deutlich sinkt. Deine Füllmenge passt.
wandgrab hat geschrieben: Dienstag 6. November 2018, 10:44 SAFALE US-05 (11,5g) und einmal Brewferm TOP (5g) - beides obergärige Hefen, Bier sollte bei gleicher Lagerung also bei beiden rauskommen. Wie berechne ich die optimale Menge Hefe für mein Menge Bier und gibt es dort Unterschiede zwischen den Hefen?
Bei normalen Stammwürzen (um die 12-15°P) gebe ich ein Tütchen US-05 auf 20L. Ich denke du wirst in deinem Fall mit der halben US-05 und der ganzen Brewferm Top gut fahren. Im Detail kannst du auf http://www.mrmalty.com/ Hefemengen kalkulieren.
wandgrab hat geschrieben: Dienstag 6. November 2018, 10:44 Lagerung
Was bisher bei mir hängengeblieben ist: obergäriges Bier kannst du bei Zimmertemperatur gären lassen. Man liest ja immer wieder den Wert von 20 Grad. Aber was ist damit eigentlich genau gemeint? Die Umgebungstemperatur oder tatsächlich die Temperatur im Gäreimer? Oder, um konkreter zu fragen: vor den schwach vor sich hinwärmende Heizung stellen oder ist es völlig egal solange es im Raum einigermaßen erträglich ist?
Es zählt die Temperatur im Gärgefäß, die gern mal 2-3 Grad höher ist als die Umgebung. Ich arbeite öfter mit der US-05 und habe sie bisher in Umgebungstemperaturen von 17-20°C eingesetzt. Wie die Temperatur sich dann darin entwickelt ist aber vielleicht auch von der Menge an Würze abhängig. Im Hobbybereich ist es oftmals eher das Problem dass zu warm als zu kalt vergoren wird. Die Temperatur ist ein Steuerungsinstrument für geschmacklich relevante Gärnebenprodukte.

Viel Spaß und viel Erfolg!
Alex
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matschie
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Re: Erster Brauvorgang/bunt gemischte Fragen

#3

Beitrag von matschie »

Auch von mir Willkommen!

Alex hat ja schon viel geschrieben. Ich möchte nur Folgendes anregen:
Brauchst du in dem Gäreimer wirklich einen Hahn? Von oben abziehen kann auch eine gute Möglichkeit sein, da ein Hahn immer auch eine Infektionsquelle darstellt. Ich würde z.B. nie den gleichen Hahn zum Proben entnehmen und abfüllen nehmen. Wenn man eh für eins von beiden oben abzieht, warum nicht gleich den Hahn weglassen?
Immer eine Handbreit Bier unterm.. äh, ne das ging anders.

Allzeit Gut Sud!
Matthias
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wandgrab
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Re: Erster Brauvorgang/bunt gemischte Fragen

#4

Beitrag von wandgrab »

Erstmal denke euch beiden...
Viel Spaß und viel Erfolg!
Alex
Grüße aus Göttingen nach Göttingen, wie klein die Welt doch manchmal ist :Drink
Brauchst du in dem Gäreimer wirklich einen Hahn?
Tja, gute Frage. Ich habe mich bisher nach den "fertigen" Gäreimern im Netz orientiert, die haben alle einen Hahn. Beim Anziehen mit dem Mund in den Schlauch mache ich mir halt auch Gedanken bezüglich einer möglichen Infektion, begründet oder unbegründet? :Grübel
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Re: Erster Brauvorgang/bunt gemischte Fragen

#5

Beitrag von chaos-black »

Ohne Hahn verwendet man in der Regel einen Bierheber, z.B. diesen https://www.hobbybrauerversand.de/Autom ... egular-3-8 - mit dem Mund ansaugen wäre wohl nicht so gut.
Ja manchmal ist die Welt echt klein :D Ich ziehe übrigens meine Proben vom Hahn und Fülle auch dadurch ab. Ich bin da aber auch penibel was Sauberkeit angeht. Nach jeder Benutzung spül ich den zugänglichen Hahnbereich mehrmals mit Starsan aus und lass danach noch etwas Starsan für ne Viertelstunde drin stehen. Ich denke aber mit der Praxis bin ich hier in der Minderheit, viele Leute haben hier ihr Leid von Infektionen geklagt, die auf versiffte Hähne zurückgehen.
Du hast ja jetzt den Hahn schon eingebaut, dann kann man ihn auch benutzen find ich :P
Wenn du noch kein Starsan hast kannst du einfach mit ner Blumenspritze vorbeikommen und ich misch dir ne kleine Portion zurecht, schreib mir mal ne PM wenn du das möchtest. Dann kann ich vlt ggf. auch noch bei weiteren Unklarheiten helfen.

Beste Grüße,
Alex
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seriously
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Re: Erster Brauvorgang/bunt gemischte Fragen

#6

Beitrag von seriously »

Was mir noch auffällt:
Hast du eine Lösung zum Läutern? Empfehlenswert ist zB das Blech von MatMill oder auch die Läuterhexe.
bwanapombe
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Re: Erster Brauvorgang/bunt gemischte Fragen

#7

Beitrag von bwanapombe »

Hallo nach Göttingen!

Ansaugen mit dem Mund würde ich vermeiden. Ich behelfe mir so:

Silikonschlauch wird gerollt in einen Topf mit Wasser abgekocht. Den Topf lasse ich mit Deckel abkühlen und entnehme den Schlauch dann an den Enden, so daß er mit Wasser gefüllt bleibt.

Wer Berührung mit den Händen vermeiden will, kann auch abgekochte Schlauchklemmen nehmen. Das verschließt gleichzeitig den Schlauch. So bleibt das Wasser im Schlauch und zieht die Würze durch, sobald man beide Enden wieder geöffnet hat und ein Ende unter der Würzeoberkante ins Auffangefäß gehalten wird. Hört sich vielleicht kompliziert an, funktioniert nach etwas Übung bei mir aber ganz gut.

Einen Hahn brauch ich im Gärgefäß seitdem nicht mehr.

Beste Grüße,

Dirk
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wandgrab
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Re: Erster Brauvorgang/bunt gemischte Fragen

#8

Beitrag von wandgrab »

Du hast ja jetzt den Hahn schon eingebaut, dann kann man ihn auch benutzen find ich
Naja da mein Gäreimer keine 6€ in der Herstellung gekostet hat wäre es jetzt kein Drama noch einen neuen zu kaufen, ich werde eh noch ein paar davon holen müssen...
Ich bin da aber auch penibel was Sauberkeit angeht.
Ich will das eigentlich auch so halten. Ich komme selbst aus der Gastro und das Starsan erinnert mich stark an das Mittel, mit welchen wir zu Ladenschluss die Kaffeemaschine spülen... Ansonsten würde ich mich einfach mit einer Sprühflasche Schnelldesinfektor bewaffnen und den Hahn damit nach jeder Entnahme gründlich duschen zumal ich ihn vor Befüllung eh nochmal auskochen will. Aber danke fürs Angebot, vielleicht komme ich darauf zurück :redhead
Hast du eine Lösung zum Läutern?
Ich habe meinen Kram bei AmiHopfen bestellt und da einen Strainbuddy mitbestellt da mir ein Läuterblech fürs erste Mal eindeutig zu teuer war. Den werde ich dann auch einfach in einen meiner Eimer schrauben. Bisher habe ich hier im Forum ja viel positives über das Ding gelesen, dass das wirklich effektiv funktioniert kann ich mir trotzdem nicht vorstellen... mal schauen :Waa
Hört sich vielleicht kompliziert an, funktioniert nach etwas Übung bei mir aber ganz gut.
Kann ich mir aktuell eher schwierig vorstellen, ich glaube da greife ich dann eher zu einem Bierheber :Bigsmile

Erstmal vielen Dank übrigens für eure Antworten :Drink
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Sura
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Re: Erster Brauvorgang/bunt gemischte Fragen

#9

Beitrag von Sura »

Ich habe seit "schon immer" eine Hahn am Gärfass. Solange man diesen in Ruhe lässt und vor und nach Gebrauch ordentlich reinigt (nicht auskochen), passiert da auch nichts mit. Ich habe einmal mit Silikonschlauch und Wasser, abkochen, rumfummeln und so weiter probiert..... gruselig.

Proben nimmt man mit einer Pipette und tröpfelt die auf ein Refraktometer. Sauberer gehts garnicht. Dazu muss man auch nicht den Deckel aufmachen, das geht mit einer ausreichend langen Pipette wunderbar durch das Loch des Airlockgummis.
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
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Uwe12
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Re: Erster Brauvorgang/bunt gemischte Fragen

#10

Beitrag von Uwe12 »

Noch ein Tip zum Einkocher: meiner heizte um 3-4min nach.
Bei Erreichen einer Rast also Strom weg aber weiterrühren, damit nichts anbrennt.
...beim Rühren immer mal mit dem Maischholz etwas über den Boden schaben, da merkst Du gleich, ob was beginnt anzuhängen.

Hast Du eine Schöpfmöglichkeit bedacht, die Maische in Deinen Läuterbottich zu befördern?
Bei der Hahndesinfektion ist mir 70% Isopropanol sympathischer, verdunstet (ohne evt. Tenside) rückstandsfrei.
Als Anfänger will man natürlich alles schön messen - ist ja auch in Ordnung - ich orientiere mich an der "Schlaucherdecke", fülle aber sowieso in auf/abspundbare NC-Behälter ab. :Smile

Bei Probenentnahme über den Hahn, ist ein "drehbarer" sinnvoll. Nach der Probe nach oben drehen, mit Reiniger füllen, nach unten drehen und auslaufen lassen. Paarmal wiederholen.

...Gärröhrchen beachten, weil Du bei der Probenentnahme u.U. einen Unterdruck im Eimer erzeugst und so evt. Gefahr läufst, die "Sabberflüssigkeit" des Gärröhrchens in den Eimer zu saugen! :Wink
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