Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

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Johnny H
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Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#1

Beitrag von Johnny H »

BRAUEREIEN IN NOT - Wie sich die Biernation Deutschland verändert
Im Mittel verzeichnen die 80 befragten Betriebe im Pandemie-Jahr 2020 ein Minus von 23 Prozent, in Einzelfällen seien es aber auch bis zu 70 Prozent, heißt es vom Verband. Vor allem kleine Bier-Hersteller, die meist überdurchschnittlich stark vom ausbleibenden Gastronomieabsatz und der Absage von Festveranstaltungen betroffen sind, beklagen dabei verheerende Verluste. „Die Zukunftsängste sind groß“, heißt es daher vom DBB.
Gründe für den laut Brauer-Bund historischen Absturz gibt es viele, allen voran die wegen Corona lange Zeit geschlossenen Kneipen, Restaurants und Discos sowie flächendeckend ausgefallene Feste, Feiern, Konzerte und Events.
Umgekehrt ist der Absatz von Flaschenbier sprunghaft gestiegen. Denn Supermärkte und Discounter waren über Monate hinweg der einzig verbliebene Vertriebsweg. Zwischen Januar und Oktober lag der Flaschenverkauf im deutschen Biermarkt bereits mit sechs Prozent im Plus, [...]
Ganz bitter!! Wie es an anderer Stelle auch im Artikel steht, sind über die nächsten zehn Jahre zu erwartende Einbußen auf ein Jahr mit massiven Einbrüchen zusammenkondensiert worden, und es trifft halt vor allem die Kleinen.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
AxelS
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#2

Beitrag von AxelS »

So ein Markt ist halt immer irgendwie in Bewegung. Ich erinnere mich an manchen "Sommer", wo wegen des Wetters beinahe ebenso gejammert wurde, dass die Umsätze dramatisch eingebrochen sind. Steigt der Absatz dann wieder (nach Corona, in einem heissen Sommer, ...) dann wird auf Teufel komm raus expandiert, um noch mehr Umsatz zu erziehlen. Als Unternehmer muss ich irgendwo in der "gesunden" Zone bleiben, muss mich für solche Fälle breiter aufstellen, also nicht nur Fassbier an die fünf umliegenden Kneipen liefern, sondern auch Flaschenbier abfüllen. Im Mittel kann ich dann Einbrüche besser austarieren. Und ich muss vor allem diesen Mittelwert als mein angestrebtes Umsatzziel sehen, nicht das Jahr der Fussballweltmeisterschaft in einem heissen Sommer. Schneller-höher-weiter ist zwar eine tolle Sache, aber man sollte darauf achten, was für das Unternehmen noch gesund ist.
Fragt mal in Westvleteren nach, ob die Mönche auch solchen Umsatzeinbruch hatten... Die machen es m.E. genau richtig.

:Drink
Axel
Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Menschen.
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Barney Gumble
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#3

Beitrag von Barney Gumble »

Wie auch immer ein Großunternehmen sowas wegstecken kann oder nicht, mir tun die kleinen Angestellten und Mitarbeiter in der Entwicklung leid, wo sicherlich mal wieder ganz schnell wegrationalisiert wird.
Grade die Großen hatten in letzter Zeit (letzten 5 Jahren) zumindest hier in München erkannt, man kann neben dem Einheitsgesöff auch kleinere Sude vor allem im Rahmen von microbreweries hergestellte interessante Kreationen vor Ort an den Mann bringen. Das könnte weniger werden zumindest durch den Wegfall der Laufkundschaft.
Die Frage wie schnell im Vergleich größere gegenüber kmU von Fass auf Flasche produktionsspezifisch umstellen können, vermag ich als nicht Insider nicht wirklich zu beantworten,. vielleicht ist es relativ gesehen für beide mit gleich großen Verlusten verbunden.
VG
Shlomo
Als ich von den schlimmen Folgen des Trinkens las, gab ich es sofort auf - das Lesen! (frei nach Henry Youngman)
Wenn ich nicht gleich antworte, liege ich unterm Zapfhahn :Bigsmile
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JokerPs
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#4

Beitrag von JokerPs »

Wenn das mal so einfach wäre. Flaschenbier hat eine mikroskopische bis non-existente Marge im Vergleich zum Fassbier. Dazu kommen die vielen Verbindlichkeiten der Gastronomie ggü. den Brauereien, die wahrscheinlich abgeschrieben werden müssen. Was mit "innovativen" Unternehmensteilen passiert, sieht man bei Braufaktum. Aber richtig, traditionelle Unternehmen wie Brauereien sich unbedingt besser auf den Weltuntergang und das scheibchenweise Verbot wichtiger Vertriebwege einstellen. Am besten mit einem 5 Jahresplan! Grosse kommen besser durch die Krise - das ist strukturbedingt. Die kleinen haben da so gut wie kaum eine Chance. Als grundloses Gejammer kann man das wirklich nicht bezeichnen.

Gruss
Mike
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Gasflasche
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#5

Beitrag von Gasflasche »

AxelS hat geschrieben: Sonntag 24. Januar 2021, 07:07 ... Als Unternehmer muss ich irgendwo in der "gesunden" Zone bleiben, muss mich für solche Fälle breiter aufstellen, also nicht nur Fassbier an die fünf umliegenden Kneipen liefern, sondern auch Flaschenbier abfüllen. Im Mittel kann ich dann Einbrüche besser austarieren. Und ich muss vor allem diesen Mittelwert als mein angestrebtes Umsatzziel sehen, nicht das Jahr der Fussballweltmeisterschaft in einem heissen Sommer. Schneller-höher-weiter ist zwar eine tolle Sache, aber man sollte darauf achten, was für das Unternehmen noch gesund ist.
Fragt mal in Westvleteren nach, ob die Mönche auch solchen Umsatzeinbruch hatten... Die machen es m.E. genau richtig.

:Drink
Axel
Axel,
es wird jetzt wahrscheinlich unfreundlicher rauskommen als ich es meine, aber einer von uns beiden wird seine Kenntnisse und Einsichten jetzt maßlos überschätzen, oder wir haben beide ein bisschen Recht. Aber natürlich gehe ich davon aus, dass ich wohl die besseren Einsichten in das Thema habe :P
Aber egal jetzt, sich "mal eben" breiter aufstellen, gerade als kleiner Betrieb, ist was oft schlicht und einfach nicht funktioniert und ist nicht selten - wenn man es dann doch zu arg probiert - der Tot eines kleinen Betriebes. Es gibt hier im Forum schon einige Threads, die den gigantischen Aufwand der Flaschenabfüllerei und der Logistik die dazu kommt, als "das" Problem vieler kleinen Brauereien beschreiben. Das dann im kleinen Maßstab "nebenher" zu machen "für den Fall, dass man's mal brauchen täte", ist ein schnelles Geldgrab: ob du die Maschine für 100 oder für 10.000 Flaschen laufen lässt, ist je nach Dimensionierung für die Maschine oft gleich, nur kostet die Einzelflasche dann erheblich mehr oder weniger und man kann nur hoffen, dass der ROI überhaupt jemals >1 zu liegen kommt. Auch dürfte die Produkthaftpflichtversicherung plötzlich andere Preise haben, als wenn man nur Fassbier verkauft, aber das ist jetzt nur Theorie und wahrscheinlich von der Versicherungsgesellschaft abhängig.
Klar ist eine breite Aufstellung laut Managementbuch das Ziel, nur erwähnen sie oft nicht dabei, dass das auch heißt, dass man dafür eine kritische Größe erst mal überschreiten soll und dabei den Markt mal dominieren muss und so: ich weiß, Details :Wink ..
JokerPs hat geschrieben: Sonntag 24. Januar 2021, 07:49 ...Was mit "innovativen" Unternehmensteilen passiert, sieht man bei Braufaktum. ...
Ich habe da in der letzten Zeit ein bisschen geschlafen, kannst du mir in drei Worten sagen, was da läuft oder gelaufen ist? :Grübel Oder mir eine Quelle nennen? :redhead
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JokerPs
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#6

Beitrag von JokerPs »

Gasflasche hat geschrieben: Sonntag 24. Januar 2021, 12:52 Ich habe da in der letzten Zeit ein bisschen geschlafen, kannst du mir in drei Worten sagen, was da läuft oder gelaufen ist? :Grübel Oder mir eine Quelle nennen? :redhead
Quelle und Diskussion dazu:
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... Braufaktum

Die vermeintlich margenstärkeren Sparten spielen beim Gesamtabsatz eine derart kleine Rolle, dass sie in keinster Weise zur Kompensation einer Corona Krise geeignet sind.
AxelS
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#7

Beitrag von AxelS »

Gasflasche hat geschrieben: Sonntag 24. Januar 2021, 12:52 es wird jetzt wahrscheinlich unfreundlicher rauskommen als ich es meine, aber einer von uns beiden wird seine Kenntnisse und Einsichten jetzt maßlos überschätzen, ...
Das hast Du schön formuliert! Danke!
Das Geschriebene entspringt weder fundierten Kenntnissen der Branche, noch selbst gemachter Erfahrung, sondern ist schlicht meine Meinung. Mit den Einsichten, die ich erlangt habe, verhält es sich ähnlich...

Um die berühmte "kleine Brauerei" aufzumachen braucht es halt mehr als nur den Wunsch, mehr Bier brauen zu wollen und dies zu verkaufen. Das kann ja durchaus klappen, wie man z.B. bei Flügge sieht: Ich suche mir eine Niesche (Brett-Bier), stelle mir ein Sortiment von Standardbieren zusammen, gemixt mit ein paar Experimenten, kalkuliere eine Preis (der bei kleinen Brauereien immer happig sein muss!) und bin mit dem Ertrag zufrieden. Anderes Beispiel? Schneeeule in Berlin. Berliner Weisse, selbst in Berlin kaum zu bekommen, 0,33l für 4,50€. Limited Editions für >20,-€/l. Keine Fässer, kein Direktvertrieb. Läuft!
Und was läuft nicht? Meine Kumpels loben mein Selbstgebrautes in den Himmel, also kauf ich mir eine 2hl-Anlage, gehe in den umliegenden Kneipen Klinken putzen, lasse das Bier nebenher in Flaschen abfüllen, die ich aber nicht ins Supermarktregal bekomme, obwohl ich mich am Durchschnittspreis der Großen orientiere. Und wenn dann der eine Wirt, der mein Bier ausschenkt, dann mal für 4 Wochen zumacht, bin ich in meiner Existenz bedroht.
Dieses Problem hat jeder Blumenhändler auf dem Wochenmarkt, wenn es regnet.
Bitte nicht falsch verstehen: Menschlich tut es mir um jede Tragödie leid, die da gerade passiert. Menschen brechen ihre Einkünfte und Existenzen weg, die Insolvenz steht ins Haus, Armut. Und das alles, weil ich mir meine Traum verwirklichen wollte und ein blöder Virus mir einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Aber als selbstständiger Unternehmer habe ich immer genau dieses Risiko: Ein Umstand, für den ich nicht verantwortlich bin, nimmt Einfluss auf mein Geschäft. Und meine Aufgabe als Unternehmer ist es, diesen Einfluss zu minimieren, idealerweise, bevor der Umstand eintritt.

:Drink
Axel
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#8

Beitrag von bierElla »

Hallo,

es ist wahr, dass man als selbständiger Unternehmer viel mehr Verantwortung und Risiko tragen muss. Es ist aber wirklich eine idealistische Vorstellung, dass man als Unternehmer den Einfluss eines Umstandes komplett minimieren kann. Es sind so viele kleine Unternehmen genau deswegen kaputt gegangen. Niemand war auf so einen schlimmen Umstand vorbereitet und wird es wahrscheinlich auch nie sein.
LG
Viele Grüße
Ella :)
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#9

Beitrag von charmanta »

passt ganz gut dazu ... ich wollte mir letztes Wochenende mal wieder zur Überbrückung Fassbier kaufen .... Nix lieferbar ?
Ich wohne hier voll im FLensLand und die lokalen Händler mit Schankwagen kriegen kein Fassbier mehr ?
Ist das bei Euch auch so ? Ich kann es nicht fassen. Klar hat die Gastronomie zu, aber scheinbar gibts nicht mal Restbestände ...
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#10

Beitrag von hkpdererste »

Naja ... Genau betrachtet ist Fassbier ein reines Gastronomieprodukt. Wozu also in der momentanen Situation welches herstellen.
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#11

Beitrag von maxifranke »

Ich höre immer, dass gerade 10/15/20 Liter Fässer gerade ganz gut gehen. So viel zur Coronamüdigkeit :Drink
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#12

Beitrag von Gasflasche »

charmanta hat geschrieben: Mittwoch 27. Januar 2021, 19:41 passt ganz gut dazu ... ich wollte mir letztes Wochenende mal wieder zur Überbrückung Fassbier kaufen .... Nix lieferbar ?
Ich wohne hier voll im FLensLand und die lokalen Händler mit Schankwagen kriegen kein Fassbier mehr ?
Ist das bei Euch auch so ? Ich kann es nicht fassen. Klar hat die Gastronomie zu, aber scheinbar gibts nicht mal Restbestände ...
Ich würde daher auch mal bei der Gastronomie selber fragen, da gibt es bestimmt genug Gastronomen, die es dir gerne mitgeben :Drink
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#13

Beitrag von BrauSachse »

AxelS hat geschrieben: Sonntag 24. Januar 2021, 15:16
Gasflasche hat geschrieben: Sonntag 24. Januar 2021, 12:52 es wird jetzt wahrscheinlich unfreundlicher rauskommen als ich es meine, aber einer von uns beiden wird seine Kenntnisse und Einsichten jetzt maßlos überschätzen, ...
Das hast Du schön formuliert! Danke!
Das Geschriebene entspringt weder fundierten Kenntnissen der Branche, noch selbst gemachter Erfahrung, sondern ist schlicht meine Meinung. Mit den Einsichten, die ich erlangt habe, verhält es sich ähnlich...
Wenn es mal einen Preis gibt für netten und höflichen Umgang im Forum trotz unterschiedlicher (?) Meinung - ihr beide solltet ihn bekommen. Es ist sehr angenehm, das zu lesen. :thumbsup

Viele Grüße
Tilo
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#14

Beitrag von hobbybraumeister »

Hallo zusammen!

Sehr interessante Diskussion bisher und hoffentlich auch noch weiterhin! Natürlich liegt es in der Verantwortung des Unternehmers auch auf Krisenzeiten vorbereitet zu sein. Ich kann mir nur gut vorstellen, dass Gedanken und Planungen zu diesem Thema nicht die höchste Priorität hat - vor allem bei kleineren und "neuen" Unternehmen. Vielleicht kann diese Zeit eine Lektion sein und somit doch etwas Positives an sich haben..

Viele Grüße!
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#15

Beitrag von Gasflasche »

BrauSachse hat geschrieben: Donnerstag 28. Januar 2021, 20:07 Wenn es mal einen Preis gibt für netten und höflichen Umgang im Forum trotz unterschiedlicher (?) Meinung - ihr beide solltet ihn bekommen. Es ist sehr angenehm, das zu lesen. :thumbsup

Viele Grüße
Tilo
Danke für's Kompliment :Angel
Diskuttieren ist m.M.n. eine Kunst :Fight Sie sagt oft sehr viel darüber aus, wie jemand "tickt". Wenn ich mit jemandem ein Projekt durchziehen will oder muss, nehme ich am liebsten jemanden womit ich diskuttieren kann, nicht jemanden, womit ich unbedingt unglaublich gut zurecht komme oder eng befreundet bin. :Drink
hobbybraumeister hat geschrieben: Donnerstag 28. Januar 2021, 22:20 Hallo zusammen!

Sehr interessante Diskussion bisher und hoffentlich auch noch weiterhin! Natürlich liegt es in der Verantwortung des Unternehmers auch auf Krisenzeiten vorbereitet zu sein. Ich kann mir nur gut vorstellen, dass Gedanken und Planungen zu diesem Thema nicht die höchste Priorität hat - vor allem bei kleineren und "neuen" Unternehmen. Vielleicht kann diese Zeit eine Lektion sein und somit doch etwas Positives an sich haben..

Viele Grüße!
Ich denke halt, dass es im Leben nicht so groß anders als im geschäftlichen Bereich ist: es ist gut und sogar sehr wichtig ein Auge auf die Risiken zu haben, aber der Blick sollte auf die Chancen gerichtet sein. Wenn einer eine gute Nase für Chancen hat, wird er einen Rückschlag „von Außen“ oft noch gut wegstecken können. Wenn aber einer zu viel Risiken sieht, ist das Geschäft wahrscheinlich schon in Konkurs gegangen, bevor überhaupt die erste Krise kommt. Oder noch wahrscheinlicher: er wird das Gewerbe wahrscheinlich nie angemeldet haben..
Aber konkret befürchte ich weiterhin, dass eine zu breite Aufstellung, um "für alle Fälle" gerüstet zu sein, für kleine Betriebe oft eher eine tödliche Belastung ist, statt die Rettung.

Die ganze Krise jetzt sollte eigentlich für viele Sachen eine Lektion sein, aber ich würde eher meinen, dass Leute sich eher noch tiefer mit ihren (teilweise schon sehr abstrusen) Überzeugungen vergraben.. Aber, bevor ich jetzt zu "philosophisch" werde (und mich aufrege). :Drink
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#16

Beitrag von bbiggii »

Ich denke halt, dass es im Leben nicht so groß anders als im geschäftlichen Bereich ist: es ist gut und sogar sehr wichtig ein Auge auf die Risiken zu haben, aber der Blick sollte auf die Chancen gerichtet sein. Wenn einer eine gute Nase für Chancen hat, wird er einen Rückschlag „von Außen“ oft noch gut wegstecken können. Wenn aber einer zu viel Risiken sieht, ist das Geschäft wahrscheinlich schon in Konkurs gegangen, bevor überhaupt die erste Krise kommt. Oder noch wahrscheinlicher: er wird das Gewerbe wahrscheinlich nie angemeldet haben..
Aber konkret befürchte ich weiterhin, dass eine zu breite Aufstellung, um "für alle Fälle" gerüstet zu sein, für kleine Betriebe oft eher eine tödliche Belastung ist, statt die Rettung.

Die ganze Krise jetzt sollte eigentlich für viele Sachen eine Lektion sein, aber ich würde eher meinen, dass Leute sich eher noch tiefer mit ihren (teilweise schon sehr abstrusen) Überzeugungen vergraben.. Aber, bevor ich jetzt zu "philosophisch" werde (und mich aufrege). :Drink
Hallo,
Zu der Meinung bin ich in dieser Krise auch gekommen. Nichts im Leben ist sicher und ich denke nicht, dass man am Ende seines Lebens auf das zurückblicken wird, was so super war weil es sicher und bequem war.
An dem Spruch "Wer nichts wagt, der nichts gewinnt" ist meiner Meinung nach sehr viel dran und das habe ich mir auch im letzten Jahr immer wieder versucht zu Herzen zu nehmen und mich auch neuen Hobbies zugewannt. Und hier bin ich :Drink
Ups, jetzt bin ich auch philosophisch abgedriftet :)
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#17

Beitrag von Kptn_Chaos »

Hallo Zusammen,

ich betreibe das Ganze als Hobby im Nebenerwerb. Das war vorher schon gut so und jetzt während Corona erst recht.

Aber die Probleme grade der kleinen Brauereien und Startups der letzten 2 Jahre kann ich gut nachvollziehen. Ich mach im Jahr so meine 5 bis 7 Events rund um den Pudding im Umkreis von 30km am Wochenende. Die Einnahme sind komplett weggefallen. Dafür ist der Absatz an Flaschen fast verfünffacht (wir sind in 3 Läden bei uns in der Gegend drin). Was bei meinen Mengen allerdings auch nicht schwer war :redhead
Dafür ist der Aufwand mit Flaschen ein deutlich höherer. Wir haben letztes Jahr mit Flaschen das gemacht, was an einem langen Wochenende auf einem Markt lief.
Wenn ich davon ausgehe, dass es den anderen Craft Bier Brauern die ich auf den Bierevents immer getroffen habe, in größerem Maßstab ähnlich geht, die aber gleichzeitig deutlich höhere Fixkosten als ich mit meinem Hobby habe, fürchte ich da einige auf den nächsten Events nicht mehr zu treffen :crying

Der Markt war schon vor Corona angespannt und es war nicht einfach einen Preis zu erzielen der die Ausgaben deckt. Viele neue Brauereien mit guten und interessanten Bierstielen sorgten dafür, das mal ein bisschen Leben in die heilige Dreifaltigkeit am Zapfhahn kam. Aber das ist wie mit der Mich vom Bauern. Wenn der Konsument nur billig will...
Ich hab mir aber auch mal durchgerechnet was und wieviel ich an Bier an den Mann/Frau/Divers bringen muss um davon leben zu können.
Was glaubt ihr warum ich noch in Lohn und Brot stehe und mich nicht komplett selbstständig gemacht habe?

So. Genug davon. Morgen ziehe ich die 100 Liter Märzen auf Fässer und wenn das Wasser nicht mehr im Schlauch gefriert wird der nächste Sud angesetzt :Drink
Schönes Wochenende,
Maddin, der mal seine 50ct dazu geben musste
Fra Ginnungagap til Ragnarök
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Gasflasche
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#18

Beitrag von Gasflasche »

Mja, ich stecke momentan in der "Zweifel- und Beobachtungsphase", noch bin ich rein als hobby "tätig", aber die Anmeldung als Nebengewerbe ohne Gewinnabsicht rückt schon immer mehr und öfters in den Fokus.
Natürlich lässt man die Gedanken auch mal wild davon schweifen und fragt sich "ab wann könnte man davon Leben, oder wenigstens seinen Stundenlohn mit dem Mindestlohn gleichstellen" und was für die Installation zur Seite legen. Die ersten groben Berechnungen im Kopf waren: ernüchternd.. :Shocked Da ist man ganz schnell beim halben oder gar ganzen "Kubikmeter", so mal für den Anfang wenigstens. :puzz Da ist mit Töpfen schleppen nichts mehr (mein Rücken würde sich aber jedoch freuen :Bigsmile ).
Aber ich will mal nie nie sagen, auch wenn der Preisenschlacht im Supermarkt mich manchmal schon ein bisschen jede Hoffnung nimmt. Sowas ist einfach nur noch eine regelrechte Schande für ein selbsternanntes Bierland. Wenn Leute mit einer großen Klappe ankommen, Deutschland sei "die Biernation" schlechthin, kann ich mittlerweile meine Klappe auch nicht mehr halten :Angel . Stolz des Landes, aber kosten darf's nichts.. :Mad2

Abgesehen davon, ein bissle Philosophie schadet nicht, im Gegenteil. Vielen ist es halt "unangenehm", weil da Sachen infrage gestellt oder relativiert werden, was vielen gerne weiterhin als "gegeben" nehmen würden. Ich denke aber: ein bisschen Unbequemheit ist halt wichtig, Komfort ist der Anfang des Endes von allem (inklusive vom Komfort :P ) :Drink
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#19

Beitrag von Gasflasche »

EDIT: Man möge mir bitte meine Grammatikfehler verzeihen, ich bin angeblich zu spät zum korrigieren..
MaxL.
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#20

Beitrag von MaxL. »

Ich muss eingestehen, dass ich die ganze Diskussion vorallem aus kommerzieller Sicht nur mässig nachvollziehen kann.

Aktuelle Zahlen die ich gefunden habe reden von einer Absatzverringung von ca. 6,6% in Deutschland.
Jetzt wird dies alles irgendwie auf Corona geschoben, wenn wir doch bei genauer Betrachtung sehen, das schon seit über 10 Jahren der Bierausstoss in Deutschland um 1-2%/pa zurük geht.
Die jüngeren Generationen trinken weniger Bier, die "alten" sterben weg und wenn, dann sind es halt eher Craft-Biere und "Extravaganzen" die nachgefragt werden.

Mittlerweile kann man doch nun wirklich sehen, das jede Industrie die auch nur in irgendeiner Art und Weise im letzten Jahre Umsatzprobleme hatte jetzt alle Leichen aus dem Keller holt und den Corona-Joker zieht....

Klar, tut es mir leid für die ganzen kleine Brauereien die noch nicht lange am Markt sind und jetzt echte Probleme haben. Für Firmen die allerdings >10Jahre sind hält sich mein Mitleid in Grenzen, keine /zuwenige Rücklagen gebildet und immer schön "in die Tasche" gewirtschaftet, jetzt bei 6,6% weniger Umsatz um Hilfe schreien...

Befreundete Gastwirte von mir, die seit ca. 6 Jahren am Markt sind, geht es auch schlecht. Aber statt jetzt die ganze Zeit rumzupiensen haben die das letzte Jahr genutzt um ihre Gaststätte quasi komplett in Schuss zu bringen. All die kleinen Arbeiten die sonst liegen geblieben waren usw. Projekte die nicht angegangen wurden etc. arbeiten sie jetzt ab.

Es tut mir leid, aber zu einer Marktwirtschaft gehört es dazu, dass Firmen pleite gehen.
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#21

Beitrag von maxifranke »

Leider sind -6,6% Absatz nicht gleich -6,6% Umsatz.

Weg gefallen ist das Faßbier, das eine viel höhere Marge hat, als das Flaschenbier. Um den Verlust auszugleichen müsste der Absatz deutlich im Plus sein.

Das geht natürlich sehr schnell an die Liquidität.
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#22

Beitrag von Safari-Guide »

Außerdem trifft es eher und überproportional die kleineren Brauereien, die nicht so einfach wie die Riesen ihren Flaschenbierabsatz über Getränkemärkte hochfahren können.
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Johnny H
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#23

Beitrag von Johnny H »

MaxL. hat geschrieben: Donnerstag 4. Februar 2021, 12:47 [...]
Befreundete Gastwirte von mir, die seit ca. 6 Jahren am Markt sind, geht es auch schlecht. Aber statt jetzt die ganze Zeit rumzupiensen haben die das letzte Jahr genutzt um ihre Gaststätte quasi komplett in Schuss zu bringen. All die kleinen Arbeiten die sonst liegen geblieben waren usw. Projekte die nicht angegangen wurden etc. arbeiten sie jetzt ab.

Es tut mir leid, aber zu einer Marktwirtschaft gehört es dazu, dass Firmen pleite gehen.
Ich bin auch ein großer Freund der Marktwirtschaft. Allerdings hat das, was wir gerade erleben, nicht immer unbedingt viel mit Marktwirtschaft zu tun: zum einen werden große Konzerne (Lufthansa wäre da als Beispiel zu nennen) als systemrelevant eingestuft und "gerettet", obwohl das Geschäftsmodell hier vermutlich auch schon seit Jahren nicht mehr passt, zum anderen wird kleinen Selbstständigen buchstäblich der Hahn abgedreht, und bei den Unterstützungsmaßnahmen weiß ich von einigen, die zwischen die Stühle fallen.

Und auch bei den Gastwirten ist die Situation vermutlich in vielen Fällen hart und noch lange nicht ausgestanden, eigene Renovierungsprojekte hin oder her. Ggf. abzuzahlende Kredite oder Miete laufen ja weiter. Da wird - so befürchte ich - noch einigen das Geld bzw. evtl. vorhandene Rücklagen ausgehen.

Ich habe in diesem Kontext sicher nicht die Antwort auf alle Fragen, und die Krise der deutschen Brauwirtschaft ist ja auch in einem hohen Maß hausgemacht. Das gehört auf jeden Fall auch zur Wahrheit dazu.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#24

Beitrag von MaxL. »

Johnny H hat geschrieben: Freitag 5. Februar 2021, 12:22
Ich bin auch ein großer Freund der Marktwirtschaft. Allerdings hat das, was wir gerade erleben, nicht immer unbedingt viel mit Marktwirtschaft zu tun: zum einen werden große Konzerne (Lufthansa wäre da als Beispiel zu nennen) als systemrelevant eingestuft und "gerettet", obwohl das Geschäftsmodell hier vermutlich auch schon seit Jahren nicht mehr passt, zum anderen wird kleinen Selbstständigen buchstäblich der Hahn abgedreht, und bei den Unterstützungsmaßnahmen weiß ich von einigen, die zwischen die Stühle fallen.

Und auch bei den Gastwirten ist die Situation vermutlich in vielen Fällen hart und noch lange nicht ausgestanden, eigene Renovierungsprojekte hin oder her. Ggf. abzuzahlende Kredite oder Miete laufen ja weiter. Da wird - so befürchte ich - noch einigen das Geld bzw. evtl. vorhandene Rücklagen ausgehen.

Ich habe in diesem Kontext sicher nicht die Antwort auf alle Fragen, und die Krise der deutschen Brauwirtschaft ist ja auch in einem hohen Maß hausgemacht. Das gehört auf jeden Fall auch zur Wahrheit dazu.
Ich wollte damit auch auf keinen Fall sagen, dass die kleinen Brauerein und Gastwirte gefälligst vor die Hunde zu gehen haben, um "dem Gott des Freien Marktes ein Opfer zu bringen"

Aber wie du erwähntest, es wird viel zu viel als "systemrelevant" eingestuft um dann auf vollkommen abstruse Art und Weise gerettet zu werden, ich finde lediglich, dass die Lösung nicht sein kann, das niemand mehr Pleite gehen kann :/

Es ist ja auch nicht so, als dass Brauerein nach einem besonders tollen Sommer, mit gigantischen Absatzzahlen dann aufeinmal sagen:" Mensch, super, jetzt zahlen wir nochmal eine Extra-Steuer".

Es darf (ja es tut weh) aber auch nicht vergessen werden, dann Firmen die Bankrott gehen auch Platz für etwas Neues schaffen...

So oder So, die Situation ist blöd und wurde vielleicht auch nicht optimal gemanaged, aber wie gesagt, die Lösung darf nicht sein, dass wieder die Steuerzahler zur Kasse gebeten werden...
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#25

Beitrag von Johnny H »

MaxL. hat geschrieben: Freitag 5. Februar 2021, 14:35 [...]

Es darf (ja es tut weh) aber auch nicht vergessen werden, dann Firmen die Bankrott gehen auch Platz für etwas Neues schaffen...

So oder So, die Situation ist blöd und wurde vielleicht auch nicht optimal gemanaged, aber wie gesagt, die Lösung darf nicht sein, dass wieder die Steuerzahler zur Kasse gebeten werden...
Es ist wirklich ein schwieriges Thema, bei dem viele Aspekte zusammenkommen:

a) Die Brauwirtschaft in Deutschland ist seit vielen Jahren im Abschwung und Preiskampf, welche beide mindestens teilweise hausgemacht sind. Dem Deutschen Brauer-Bund fällt leider in den letzten Jahren meist nur ein, dass die Situation "kompliziert" ist - ein schöner Grund zum Nichtstun, z.B. beim verbogenen Reinheitsgebot oder bei der Pfandflaschenthematik.

b) Corona IST eine Sondersituation. Da kann man sicher nicht jedem Betrieb vorwerfen, dass das eigene Geschäftsmodell flächendeckende monatelange Betriebsschließungen "per ordre di mufti" nicht vorsieht bzw. toleriert.

c) Der Staat kann und sollte natürlich nicht jeden Betrieb retten. Flächendeckende Subventionen und "Rettungspakete" begünstigen leider auch diejenigen, deren Geschäftsmodell schon vorher angeschlagen war, und Zombiebetriebe weiterzuschleppen auf Kosten der Allgemeinheit verursacht Kollateralschäden und begünstigt "moral hazard". Andererseits schafft "kreative Zerstörung" von Pleiteunternehmen oft etwas Neues und Besseres, ist also mit positiven Aspekten verbunden.

d) Die Linie zu ziehen, inwieweit man angeschlagenen Betrieben über eine unverschuldete Naturkatastrophe hinweghilft, ist sehr schwierig. Pauschale "Rettungspakete" sind es sicherlich nicht, aber alle pleite gehen lassen kann man angesichts der Umstände auch nicht. Also Liquiditätshilfen ok, Unterstützung defizitärer Geschäftsmodelle nicht ok? Die Unterscheidung ist wahrscheinlich nicht immer einfach, aber ich befürchte gleichzeitig, dass der Interessenkonflikt den entscheidenden Stellen oft gar nicht bewusst ist!!
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
MaxL.
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Re: Die WELT: Brauereien in Not - Wie sich die Biernation Deutschland verändert

#26

Beitrag von MaxL. »

Ich bin da voll und ganz bei dir, denke allerdings, dass man sowas aktuell viel Besser über eine direkte Unterstützung der Bürger erreichen könnte.

Wenn man denen "direkt" Geld gibt, wird es primär erstmal (gerade wenn man nicht in den top 5% lebt) fast direkt zurück in die Wirtschaft gespeist, die Menschen geht es emotional besser und sie haben weniger Existenzängste und würden sicherlich lokal mehr konsumieren...

Genauso wäre es natürlich möglich nur solche Firmen/Gewerbe zu unterstützen, die z.b. <10Jahre alt sind.
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