Fränkisches Bier im 20ten Jahrhundert

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ryno
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Fränkisches Bier im 20ten Jahrhundert

#1

Beitrag von ryno »

Gruesst euch!
Ich wuerde gerne ein wenig mehr darueber lernen wie sich das fränkische Bier (bzw. die fränkische Brauerei) besonders im 20ten Jahrhundert veraendert hat.
Nun ist es leider momentan schwer moeglich Brauereien vor Ort und Archive (Bamberg, Berlin, ...) zu besuchen, hoffe ich ein wenig eurer tiefe Kenntnis zu hoeren. (Deutsche) Bierliteratur (abseits der technischen) ist leider selten vertrauenswuerdig und sehr Legenden behaftet. Ein paar Startfragen um euch eine Idee meiner Interessen zu geben, aber bitte erzaehlt einfach was euch Interessantes einfaellt.

- seit wann servieren fränkische Brauereien vom Tank?
- was sind die hauptsaechlichen Ausbildungsorte fuer Brauer gewesen?
- wann hat die Flaschenabfuellung Einzug erhalten und welche Veranderungen gingen damit ein?
- Popularitaet von Hausbrau
- bis wann sind Holzfaesser (zum Lagern/zum servieren) gebraucht und gepicht worden
- wielange und auf welche weisse haben Brauer Malz selbst hergestellt vs Abnahme von Bamberger, Rhon, ..
- bis wann ist Luftmalz genutzt worden (wahrscheinlich eher 19tes Jahrhundert)
- wann sind welche Filtriertechniken common place geworden?
- Veranderung der haeufig genutzten Hefen bzw. des Hefebezugssystems
- wechselnde Popularitaet von verschiedenen Biertypen
- grosse technische Neuerungen lokaler Brauereitechnik Hersteller (Filtrieranlagen, Whirlpool, floatation tank, Deinstallierung von Kuehlschiffen, Kurzzeiterhitzung..)
- wichtige legale Veraenderungen (Bier, Keller, ...)
- frueher Zeiten von generellen Brauer 'Generationswechseln' (wie eventuell ~2015-2030)
- Veraenderung der Vergistungsgrade
- Normalitaet des Dekoktionsverfahren
- Praesenz von Einfachbieren
- lokale Gebiete mit besonderen Geschmacksmustern (zb. Gegend Hallendorf - trocken, hopfig, bitter - Roppelt, Witzgall, Lieberth, ...)
- Einzug von Wasserbehandlung (damit einhergenende Veraenderung)
- offene Gaerung ..

Freue mich auf eure Antworten. Schonen Samstag!
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renzbräu
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Re: Fränkisches Bier im 20ten Jahrhundert

#2

Beitrag von renzbräu »

Es gibt schon Bücher, aber oft nur noch gebraucht und antiquarisch oder da nicht am Markt. Oft nochmal sehr regional geprägt.
https://bamberger-bier.de/

Oder auch: Bernd Winkler: Das Bierbrauen in Kulmbach, 2014.
https://chw-franken.de/files/04_Shop/si ... d=41&nav=4


In großen Linien lässt sich sagen: Die Hochzeit des Bier"exports" war das 19 Jahrhundert. Es war auch die Zeit des dunklen Bieres. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts stieg, ausgehend vom Erfolg der Pilsener, die Nachfrage nach "lichtem" also hellen Bieren, die man für leichter hielt. Auch wandelte der Geschmack auch zu schlankeren Bieren (Pils, Münchner hell).
Zum Export - für Kulmbach: Es gab Brauereien die bis in die 1920er Jahre nur für den Export außerhalb Bayerns brauten. So zB die Reichelbräu. Es wurde sogar abgelehnt die umsatzstarke Würzburger Bahnhofsrestauration zu beliefern, weil man stolz war ausschließlich zum Export zu brauen.
Die Flaschenabfüllung kann auch erst nach dem ersten Weltkrieg im großen Stil auf. Vorher wurde in Holzfässern vertrieben und Verleger füllten in Flaschen ab (ohne Gegendruck, mit Oxidation). Der typische Weg der Bierbeschaffung ging über die Wirtshäuser um's Eck und wurde mit Krügen oder Kannen bewerkstelligt. In alten Wirtshäusern in Franken kann man manchmal noch ein Schankfenster zum Gang sehen.
Die Spezialisierung in Malerei und Brauerei ist häufig im 19 Jahrhundert geschehen, als aus brauenden Bürgern im Nebenerwerb Vollerwerbs-Brauer und -Mälzer wurden. Also ab etwa 1850.

Soweit was mir spontan einfiel.

Gerade ist die Webseite nicht erreichbar, daher der Wiki Link:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%A ... ereimuseum

edit: link eingefügt.
Edith: Schreibfehler und Autokorrektur korrigiert.
Grüße Johannes

- hausgebraut, handgeklöppelt & mundgetrunken -
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