Anfängerfragen

Hier kommt alles rein, was woanders keinen Platz hat.
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Stud
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Anfängerfragen

#1

Beitrag von Stud »

Hallo,

ich liebäugele grad mit dem Gedanken mit dem Brauen anzufangen und hab mich schon etwas eingelesen. Ein paar Fragen konnte ich mir aber noch nicht schlüssig beantworten:

1.) fertige Menge
Stand jetzt würde ich mir wohl den Klarstein Mundschenk XXL zulegen. Dort ist „50 Liter“ angegeben. Nun hab ich bei dem oder auch bei dem kleineren mal gelesen, dass man damit letztlich 50 L Bier in einem Durchgang brauen kann...anderseits hab ich gelesen, dass dort ja auch das Malz mit eingerechnet ist, welches ja eine Restfeuchte behalten wird und daher eben nicht die 50 Liter bei rauskommen. Dazu verdampft ja auch noch einiges.
Kann man grob sagen mit wieviel Litern man rechnen kann?

2.) Der Nachguss
Hier stellen sich mir gleich zwei Fragen. Muss die Temperatur tatsächlich so exakt eingestellt sein, dass ich mir in Heizgefäss mit Digitalanzeige und Temperaturhaltefunktion zulegen muss?
Und woher weiß ich wieviel Nachguss ich brauche?

3.) Temperatur
Ähnlich gehts mir bei der Temperatur: wie wichtig ist es die exakte Temperatur bei der Vergärung und Flaschennachgärung einzuhalten? Muss ich hier gradgenau mit einem Kühlschrank arbeiten oder ist ein kühler Raum oder Keller auch ausreichend?

4.) Zuckerzugabe
Ich hab nun öfter gelesen, dass bei der Flaschengärung noch Zucker in die Flasche gegeben wird, damit genügend CO2 entsteht.
Ist das tatsächlich notwendig? Die Hüter des Reinheitsgebotes dürften sich doch im Grabe umdrehen? :Shocked

Ich hoffe die Fragen sind nicht all zu dumm :Greets
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dieck
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Re: Anfängerfragen

#2

Beitrag von dieck »

Ich bin auch noch recht Neuling, aber ein bisschen was ist hängengeblieben :)

4)
Außer in Bayern ist Zucker im obergärigem Bier "rein".
Aber wenn du dir nach und nach Rezepte anschaust wirst du feststellen, dass ein paar der Kreativieren Ideen sich weit vom RHG entfernen.
Du kannst natürlich voll nach RHG brauen, mit Speise karbonisieren ist da das Stichwort, aber evtl. bekommst ja auch du Lust, mal "über den Tellerrand" zu schauen und was anderes zu machen.

3)
Gerade wenn du untergärig brauen willst ist eine saubere "Gärführung" durchaus mitentscheidend für die Qualität, die hinten rauskommt.
Ich habe mir nach nur 2 Suden eine alte Gefriertruhe besorgt, dazu ein Heizkissen für Terrarien, das steuere ich extern mit einem Inkbird. Preis zusammen <150 Euro, dafür auf ewig (ok, solange die alte Truhe hält) keine Angst bei der Gärung unerwünschte Nebenprodukte zu haben -- auch wenn ich bisher nur obergärig braue, aber auch da kann ich sie schön drauf einstellen, die Heizmatte packt das toll :)

2)
Ich heize meinen Nachguss in einem alten (zweiten) Einkocher mit (analog) einstellbarer Temperatur. Zwischendrin irgendwann einmal das Küchenthermometer reingehalten um zu schauen dass es passt, und gut.

Zu 1) kann ich nix sagen, ich kenne die Anlage nicht
Zuletzt geändert von dieck am Dienstag 20. April 2021, 19:07, insgesamt 1-mal geändert.
20L-"Einkocher"-Klasse. Neugierig neue Dinge auszuprobieren, im Rezept und in der Technik...
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Räuber Hopfenstopf
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Re: Anfängerfragen

#3

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Hallo,
die untergärigen Biere würde ich für den Anfang weglassen. Da ist schon etwas mehr Technik notwendig (Betonung liegt auf etwas, so dramatisch ist es auch nicht) und man sollte die Temperaturführung gut im Griff haben. Gerde, wenn man noch nicht so genau weiß, was passiert. Erstmal ein paar Ales und andere obergärigt Sachen brauen. Mit neutral vergärenden Hefen bei mittleren Temperaturen kriegt man das auch ziemlich clean hin. Untergärig dann, wenn man weiß warum und auch den Unterschied schmecken kann.
Warum steigen eigentlich alle immer XXL ein? Wollt Ihr hektoliterweise Weizen und Pils produzieren? Gerade die Vielfalt der Biere macht die Sache doch interessant. Wir sind gerade dabei, aus dem 20-25 Liter Maßstab auf 10-125 zu verkleinern. Ofter mal was neues und trinken muss das ja auch jemand. Gerade bei untergärig stecken in einem 50-Liter-Sud auch gern mal 20-30 € Hefe. Und manchmal braucht es auch einen Anlauf mehr, bis es passt.
Das Reinheitsgebot ist ziemlicher Schmarrn und ein Marketinggag der Großbrauereien. Da ist so einiges erlaubt, was Du lieber nicht wissen möchtest (z. B. mit Malzextrakt gefärbtes Bier als "Schwarzbier" zu verkaufen). Zucker wäre bei obergärig sogar erlaubt, interessiert aber niemanden. Ich würde mich davon freimachen, weil Dir sonst viel auf dieser Bierwelt entgeht. Ein "Natürlichkeitsgebot", wie vom Verband der Kreativbrauer propagiert, wäre treffender. Was spricht gegen Orangenschalen, Koriander und Zimt im Bier? Oder ein klassische Grutbier mit Gagelstrauch. Das ist älter als das RHG.
Nachgüsse kann man in einem Topf heiß machen. Oder luxuriöser in einem Glühweinkessel mit Hahn.

Viele Grüße und viel Spaß
Björn
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coyote77
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Re: Anfängerfragen

#4

Beitrag von coyote77 »

Hallo und herzlich willkommen!
Ich fange Mal an:
1) kann ich nix zu sagen, ich habe keinen solchen Brauautomaten
2) Temperatur ist hier nicht ganz so entscheidend. Manche nehmen auch heißes Wasser aus dem Hahn. Nur über 80°C sollte es nicht sein.
Die Menge ergibt sich aus der Sudhausausbeute. Man läutert bis Pfanne voll, so dass sich idealerweise nach der Verdampfung beim Kochen die Ziel-Stammwürze einstellt
3) eine genaue Temperaturkontrolle vor allem zu Beginn der Gärung ist ziemlich wichtig, da die geschmacklichen Auswirkungen stark sind. Die NG kann bei Raumtemperatur stattfinden
4) Reinheitsgebot? Was ist das?
Im Ernst: Zucker wird zu 100% zu CO2 und Alkohol vergoren.
Grüße, Andreas :Drink

Zum Biere drängt, am Biere hängt doch alles.
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Re: Anfängerfragen

#5

Beitrag von Stud »

Danke für die zahlreichen Antworten!
Das klingt so, als ob ihr keinen Automat benutzt. Ihr nehmt dann also die Variante mit den Edelstahltöpfen und kocht über Gas?

Die Idee mit den 50 Litern war das es für mich praktisch klang. Man kann ja damit auch kleinere Mengen machen. Wenn man aber mal sein Lieblings Rezept gefunden hat, kann man auf einem Rutsch eine größere Menge machen.

Das Reinheitsgebot werde ich dann wohl mal verdrängen 😅
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Iwan
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Re: Anfängerfragen

#6

Beitrag von Iwan »

Stud hat geschrieben: Mittwoch 21. April 2021, 13:01 Danke für die zahlreichen Antworten!
Das klingt so, als ob ihr keinen Automat benutzt. Ihr nehmt dann also die Variante mit den Edelstahltöpfen und kocht über Gas?
Das kann man nicht verallgemeinern. So unterschiedlich wie die Menschen sind die Hobby-Brauer. Der eine mag die automatische Version, ein anderer kocht auf Gas, Induktion oder Platte, der eine hängt ein automatisches Rührwerk rein, der andere rührt lieber mit Muskelkraft...
Stud hat geschrieben: Mittwoch 21. April 2021, 13:01 Die Idee mit den 50 Litern war das es für mich praktisch klang. Man kann ja damit auch kleinere Mengen machen. Wenn man aber mal sein Lieblings Rezept gefunden hat, kann man auf einem Rutsch eine größere Menge machen.
Das ist natürlich auch wieder immer individuell zu sehen, aber ich persönlich würde für den Anfang von 50l-Suden abraten. Man muss erstmal an seinem persönlichen Stil und technischen Stellschrauben arbeiten.
Ich kann hier aber auch nur von mir sprechen, da hat es mit 20l ganz gut geklappt und ich bin etwa bei dieser Menge geblieben.
"Wo man Bier braut, da lässt sich's gut leben!"
(Tschechisches Sprichwort)
Trunkenbold
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Re: Anfängerfragen

#7

Beitrag von Trunkenbold »

Hallo ich bin ganz neu hier und etwas überfordert von dem ganzen Knowhow. Trotzdem versuche ich so viel es geht zu behalten.

Was ratet ihr mir denn, wie man am besten seien erste Brauung angeht. Welches Equipment empfehlt ihr mir und welches Bier ist für den Anfang am besten.

Vielen Dank schon Mal für eure Hilfe und liebe Grüße,
Steffen
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Räuber Hopfenstopf
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Re: Anfängerfragen

#8

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Man kann in der Regel nicht in einer 50 Liter Anlage einen 20 Liter Sud brauen. Kesselgrösse und Biermenge stehen in einem gewissen Zusammenhang (wobei noch weitere Faktoren wie Stammwürze und Schüttgut Einfluss haben).
Ich braue mit Induktion und 22 und 38 Liter Töpfen. Damit bekomme ich von 10 Liter mit 10 Plato bis 28 Liter mit 23 Plato alles hin.
Ich empfehle immer Induktion und Topf und Thermobehälter. Damit geht alles. Rührwerk und sowas kann später dazukommen. Richtig begeistert bin ich von meinen Caso Induktionsplatten mit Thermocontrol. Topf drauf, Temperatur einstellen, fertig.
Viele Grüße
Björn

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Re: Anfängerfragen

#9

Beitrag von Tommi123 »

Hi,

Jap, Nachgüsse dürfen nicht zu heiß sein, sind sie zu kalt ist deine Ausbeute ein wenig niedriger und du brauchst länger, bis das alles dann kocht. Ist aber erst Mal unwichtig. Über 80 Grad darf es nicht haben, da es dir dannzeug auswäscht, dass du nicht ohne enzymatische Aktivitäten im Bottich haben willst.

Ich Braue auch meist RHG konform, das tut nicht weh, gibt genug Biere zum ausprobieren, die RHG konform sind. Guinness kannste zb. Dann aber nicht Clonen, da nicht nur Malz drin ist. Ist aber echt wumpe für uns.

Der Mundschenk hat je nach Größe eine Mindestmenge! Lies dich da Mal ein.

Google Mal BIAB, für den Anfang mega einfach umzusetzen.

LG
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Spittyman
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Re: Anfängerfragen

#10

Beitrag von Spittyman »

Wenn du wirklich 50 Liter fertiges Bier nachher haben willst, wirst du mit einem Behälter, in den 50 Liter Maische bzw. Würze passen, nicht so weit kommen. Da musst du schon High Gravity mäßig stärker einbrauen und nachher auf die angepeilte Stammwürze verdünnen. Wenn du dann noch Trub und Hopfenschmodder berücksichtigst, bist du ziemlich limitiert, was deine Stammwürze angeht. Ich würde, sofern du wirklich 50 Liter brauchst, was ich verstehen könnte, mir direkt nen 70 Litertopf + Läuterhexe, ne Induktionsplatte (manuell, nicht digital!!!) und nen Einkocher holen. Da bist du dann vom Preis nicht wirklich mehr am löhnen, als wenn du dir den Mundschenk holst. Oder du fängst einfach mit nem 30 Liter Einkocher an und arbeitest dich dann hoch :-)
Menschen, die bestimmte Biere aufgrund ihrer Herkunft, Brauart oder Farbe als "Hundepisse" bezeichnen, tun mir leid. :thumbdown Es lebe der Geschmack und die Vielfalt in jederlei Hinsicht! :Bigsmile
Michu
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Re: Anfängerfragen

#11

Beitrag von Michu »

Trunkenbold hat geschrieben: Mittwoch 21. April 2021, 13:45 Hallo ich bin ganz neu hier und etwas überfordert von dem ganzen Knowhow. Trotzdem versuche ich so viel es geht zu behalten.

Was ratet ihr mir denn, wie man am besten seien erste Brauung angeht. Welches Equipment empfehlt ihr mir und welches Bier ist für den Anfang am besten.

Vielen Dank schon Mal für eure Hilfe und liebe Grüße,
Steffen
Ich habe mit einem Bierkit von Brewdog angefangen. Da braucht man nur einen Kochtopf.

Da ist alles erklärt und man macht alle Schritte mal durch. Ist halt ein bisschen teurer, als wenn man alles selber einkauft.
Fürs Verständnis hat es mir aber sehr geholfen.

Ein Pale Ale dürfte am Anfang am einfachsten sein, da Fehlgeschmäcker besser abgefedert werden.

Kennst Du die einzelnen Schritte, musst Du selber entscheiden, in welcher Grössenordnung, wie viel Handarbeit und wie oft Du pro Jahr brauen willst.

Je nachdem entscheidest Du Dich dann fürs Equipment.

Und Bücher zu dem Thema sind auch immer zu empfehlen. Das Buch von Jan Brücklmeier gilt schon fast als Deutsches Standardwerk für Einsteiger.
rsr03
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Re: Anfängerfragen

#12

Beitrag von rsr03 »

Lieber mit 20 Litern häufiger brauen, mehr Rezepte, mehr lernen, größere Auswahl im Kühlschrank. Es sei denn, du hast einen trinkfreudigen Freundeskreis, der dir alles in Nullkommanichts weglenzt und dir beim Abfüllen der 100 bzw. 150 Flaschen hilft.
Für Ungeduldige wie mich war das Buch von Laudage für den Einstieg super. Den Brücklmeier habe ich immer noch nicht durch. :redhead
Wir sind zu zweit und und brauen meistens parallel.
Setup 1: Einkocher 28 L mit Inkbird 310b
Setup 2: BIAB mit Thermoport 38,5 L und 2000 W Tauchsieder
Noch obergärig, aber untergärig soll bald dazu kommen
Trunkenbold
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Re: Anfängerfragen

#13

Beitrag von Trunkenbold »

Super Danke für die hilfreichen Tipps. Das probiere ich Mal. Bierkit von Brewdog und Pale Ale ist notiert. Bei meinem Freundeskreis wird eh alles vernichtet :))
Michu
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Re: Anfängerfragen

#14

Beitrag von Michu »

Trunkenbold hat geschrieben: Donnerstag 22. April 2021, 11:02 Super Danke für die hilfreichen Tipps. Das probiere ich Mal. Bierkit von Brewdog und Pale Ale ist notiert. Bei meinem Freundeskreis wird eh alles vernichtet :))
Noch eine Anmerkung zum Kit:
Ich weiss nicht, ob der Fehler immer noch drin ist: Bei der Flaschenkarbonisierung war beim "Punk IPA" bei der Übersicht von 3 Kaffeelöffel (Teaspoon) Honig die Rede und beim konkreten Unterkapitel von 3 Esslöffeln (Tablespoon). Es sind effektiv 3 TEELÖFFEL!

Deine Wand wird es Dir danken! (Im Gegensatz zu meiner)
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