Was macht ein gutes Bier aus

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Bale_96
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Was macht ein gutes Bier aus

#1

Beitrag von Bale_96 »

Hallo Liebe Braufreunde,

ich habe letztens 3 Sorten meines Bieres verkostet und hatte eine weite Range von Reaktionen auf die Sorten.
Das ganze rangierte von "super gut, kann ich dir ein paar Abkaufen" bis zu "wäh ist das grauslich, dass kannst wegschütten"... zum selben Bier.
So nun hat sich mir die Frage gestellt wie bei zB. Bier Preisen wird da ein Bier ausgewählt wenn doch die Geschmäcker so verschieden sein können.
Kann man sich da überhaupt eine objektive Meinung bilden auch wenn man eine Bier Sommelier Ausbildung hat?

Vielen Dank schonmal,
bale_96
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Seed7
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Re: Was macht ein gutes Bier aus

#2

Beitrag von Seed7 »

Mann kan lernen sehr technisch zu verkosten. Diebesten bei der grossen brauerei hier neben an koennen fast 40 stoffe kwalifizieren und sogar kwantifizieren.
Dann kann man lernen ein geschmacks profil zu erstellen. Dies kan dan ueber eine spezifikation von ein bier gelegt werden und damit beurteilt.

Hobbyverkoester koennen das nicht. Wetbewerbs verkoester ein klein wenig.

Und jeder kann bei untapped usw. seine meinung geben......

Ingo
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
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Commander8x
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Re: Was macht ein gutes Bier aus

#3

Beitrag von Commander8x »

"Das beste Bier" ist ein ein ganz und gar individueller Begriff. Subjektiv betrachtet eben.

"Das beste Bier der Kategorie XY" hingegen lässt sich sensorisch beschreiben und nach vereinheitlichten Kriterien bewerten. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Gruß Matthias
Zuletzt geändert von Commander8x am Freitag 21. Mai 2021, 05:13, insgesamt 1-mal geändert.
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§11
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Re: Was macht ein gutes Bier aus

#4

Beitrag von §11 »

Da gibt es verschiedene Ansatzpunkte, wenn du von Preisen sprichst.

Einer der ältesten in Deutschland dürfte die DLG sein. Hier geht man von der vollen Punktzahl aus und zieht dann Punkte für Fehler ab. Das passiert durch geschulte Verkoster. Neben offensichtlichen Fehlern, gibt es eine Stilbeschreibung und Abweichungen davon führen ebenfalls zum Punktabzug. Daneben wird das Bier auch chemisch- technisch sowie mikrobiologisch untersucht. Das heisst ein Bier mit einer goldenen DLG Medallie ist fehlerfrei, aber ob es schmeckt ist nicht unbedingt Gegenstand der Verkostung, ob es sortentypisch ist, wiederum schon.

Andere Formate, wie BJCP oder der European Beerstar, geben Sortenrichtlinien raus. Diese beschreiben die Eigenschaften eines bestimmten Bierstile und gegen diese Richtlinie wird verkostet. D.h. das beste Weissbier der Welt wird mit Pauken und Trompeten durchfallen, wenn es als Pils eingereicht wurde. Auch hier gilt, wenn ein Bier gewinnt, heisst das es entpricht den Sortenrichtlinien am besten aber ob es deshalb am besten schmeckt muss nicht sein.

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
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renzbräu
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Re: Was macht ein gutes Bier aus

#5

Beitrag von renzbräu »

Da gibt es verschiedene Ansatzpunkte, wenn du von probieren sprichst.

Es ist ein Unterschied ob jemand sagt, ihm oder ihr schmecke das Bier nicht.* Das ist dann ganz subjektiv. Manche Forenbewohner:innen reden nicht umsonst von "massentauglichen" Bierstilen.

Bei mir war das mal mit Pils so - bis ich gelernt habe, auf stiltypische Merkmale zu probieren. So konnte ich die Pilsener auch regional besser zuordnen und heute sagen: dies oder jenes ist ein schönes norddeutsches/böhmisches/süddeutsches Pils - ohne das es dabei mein Lieblingsbier werden muss. Und irgendwann lernte ich Pils zu schätzen.
Je mehr ich vom Bier weiß, desto besser kann ich es einordnen.


*Es soll ja Leute geben, die Rauchbier für untrinkbar halten. Unverständlich :P
Grüße Johannes

- hausgebraut, handgeklöppelt & mundgetrunken -
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tinoquell
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Re: Was macht ein gutes Bier aus

#6

Beitrag von tinoquell »

Am Anfang meiner Karriere war ich schon glücklich, dass mein "Produkt" aus dem heimischen Kochtopf, hergestellt von mir als absolutem Laien, doch irgendwie sehr eindeutig nach "Bier" schmeckte. Viele aus meinem Umfeld honorierten bereits die Tatsache, dass sowas überhaupt möglich ist, mit einem "(dafür) schmeckt (es) wirklich gut!"

Inzwischen verkoste ich meine Biere gegen kommerzielle Biere des gleichen Stils.
- habe ich da Fruchtigkeit wo keine hingehört und umgekehrt?
- kratzt die Bittere, hängt sie unangenehm nach?
- stimmt die Rezenz?
- Vollmundigkeit?
- Mit Abstrichen schaue ich auch nach Farbe und Trübung.

Wenn ich hier kaum Unterschiede feststelle, dann ist das für mich ein gutes Bier.

Für "Spezielle" Biere ohne / mit für mich nicht erreichbarer Vergleichsmöglichkeit -z.B. Holunderbier- ist der Maßstab die Antwort auf die Frage, ob ich davon auch 3-4 Gläser sehr gerne und mit Genuss trinken möchte.
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MBräu
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Re: Was macht ein gutes Bier aus

#7

Beitrag von MBräu »

Wichtig ist auch, dass deine Verkoster wissen, was sie trinken - besonders wenn es speziellere Bierstile sind. Und wissen, warum das jetzt so schmeckt, wie es schmeckt, die Idee hinter dem Bier. Am besten gut erklären und/oder nur Flaschen mit Etiketten/Anhängern weggeben. Außerdem ist natürlich wichtig, was die jeweilige Person gerne trinkt. Wenn du jemanden hast, der klassische Bierstile bevorzugt, wird er auch mit dem besten Pale Ale nichts anfangen können.
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afri
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Re: Was macht ein gutes Bier aus

#8

Beitrag von afri »

Ist doch ganz einfach: wenn "drinkability" gegeben ist, ist das Bier gut. Sprich: wenn es auch mal eins oder zwei mehr sein darf.

Natürlich darf man kein Allt für ein Pils bewerten lassen, das funktioniert nicht, aber das Alt kann ja durchaus "gut" sein, halt unter anderen Gesichtspunkten. Wobei wir wieder bei BJCP wären.
Achim
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Spittyman
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Re: Was macht ein gutes Bier aus

#9

Beitrag von Spittyman »

afri hat geschrieben: Donnerstag 20. Mai 2021, 22:44 Ist doch ganz einfach: wenn "drinkability" gegeben ist, ist das Bier gut. Sprich: wenn es auch mal eins oder zwei mehr sein darf.

Natürlich darf man kein Allt für ein Pils bewerten lassen, das funktioniert nicht, aber das Alt kann ja durchaus "gut" sein, halt unter anderen Gesichtspunkten. Wobei wir wieder bei BJCP wären.
Achim
Dem würde ich mit der Einschränkung zustimmen, dass es auch sehr gute Biere gibt, von denen man maximal 200 ml trinken kann. Auch Ecken und Kanten, welche ich jetzt nicht unter Drinkability subsummieren würde, können ein gutes Bier ausmachen. Kommt auch darauf an, wie man gestrickt ist.
Menschen, die bestimmte Biere aufgrund ihrer Herkunft, Brauart oder Farbe als "Hundepisse" bezeichnen, tun mir leid. :thumbdown Es lebe der Geschmack und die Vielfalt in jederlei Hinsicht! :Bigsmile
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emjay2812
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Re: Was macht ein gutes Bier aus

#10

Beitrag von emjay2812 »

Ein gutes Bier muss rund und in sich stimmig sein. Helle Biere dürfen nicht zu seicht sein (sprich überhaupt keine Hopfenbittere oder Aromen), dunkle Biere dürfen keine zu starken, kratzigen Röstaromen haben. Bei alkoholischen Bieren, darf dieser nicht herausstechen.
Von solchen Bieren kann man dann auch mehr trinken.

Dann gibt es Biere die Ecken und Kanten haben. Die müssen nicht schlecht sein, aber mehr wie 0,5L würde ich davon nicht trinken. Dasselbe gilt für Spezialbiere wie Trappisten oder IPAs.

Für mein Bier habe ich mir folgendes zum Ziel gesetzt. Wenn ich nach Feierabend ein Bier trinken möchte, brauche ich eines was rund ist und läuft. Da môchte ich mich nicht mit Fehlern, exotischen Hopfenaromen o. Ä. auseinander setzen.

Zum Schluss ist die Location wichtig. Im Biergarten bei 30° im Schatten möchte ich etwas Erfrischendes, da wäre ein Abteibier völlig fehl am Platz. Das trinkt man im Lehnsessel im tiefen Winter vor dem Kamin.

P.S.
Meine Bekannten hat mein Bier vergoren mit der US05 am Besten geschmeckt. Es wäre Mal nicht so hefig. Sonst verwende ich gerne die S-33, die mehr Aromen ins Bier bringt.
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Spittyman
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Re: Was macht ein gutes Bier aus

#11

Beitrag von Spittyman »

emjay2812 hat geschrieben: Freitag 21. Mai 2021, 07:07

Zum Schluss ist die Location wichtig. Im Biergarten bei 30° im Schatten möchte ich etwas Erfrischendes, da wäre ein Abteibier völlig fehl am Platz. Das trinkt man im Lehnsessel im tiefen Winter vor dem Kamin.
Das stimmt! Ich habe mal ein Westvleteren geschenkt bekommen und dann bei 30°C im Garten getrunken :Mad2 . Das wurde dem Bier nicht wirklich gerecht. Es hat aber auch etwas damit zu tun, wie ich gepolt bin. Ich habe im Winter Holz gehackt und bin ordentlich ins Schwitzen gekommen und habe mir dann ein Dampfbier gegönnt und es war dermaßen ergötzend, durstlöschend und lecker, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe.
Menschen, die bestimmte Biere aufgrund ihrer Herkunft, Brauart oder Farbe als "Hundepisse" bezeichnen, tun mir leid. :thumbdown Es lebe der Geschmack und die Vielfalt in jederlei Hinsicht! :Bigsmile
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