nachdem ich nun seit ca. 2 Jahren stiller Leser der (häufig sehr hilfreichen) Beiträge der Nutzer dieses Forums bin, möchte ich mich nun kurz vorstellen und mir möglicherweise Tipps zur Planung meines Braueinstiegs daheim einsammeln.
Meine bisherigen Brauvorhaben belaufen sich auf 3 Durchgänge mit einer Besserbrauer-Braubox im kleinen Stil in der Küche und zwei Durchgänge mit einer mir zur Verfügung stehenden Braueule 2. Die Braubox stellt meines Erachtens nach einen einfach gehaltenen, sehr anfixenden Start in die Welt des Brauens dar und ermöglicht die Durchführung aller großen Prozessschritte unter Verwendung von Utensilien aus der Küche. Alle daraus resultierenden Biere schmeckten mir (und auch Freunden und Familie) gut, sodass die Ansätze immer ziemlich schnell ausgetrunken wurden. Dies hatte dann zur Folge, dass schnell eine Vergrößerung hermusste. Zu diesem Zeitpunkt bin ich aus purem Zufall beruflich an einer Schule gelandet bin, an der eine Braueule für kleine Brauvorhaben mit SchülerInnen genutzt wurde. Dieses Projekt möchte ich zeitnah übernehmen. Zur Einarbeitung habe ich das Gerät nun zweimal für private Brauvorhaben genutzt, sodass ich mich von der zweifelsohne hohen Qualität der Braueule überzeugen durfte. Wirklich toll: der Brauprozess ist teils automatisiert, gleichzeitig fühlt es sich hier und da noch an wie echte Handarbeit. Optisch ist der Kupferkessel natürlich auch ein Hingucker. Für den privaten Einstieg ist mir die Eule allerdings (vorerst?) einfach zu teuer.
Da ich nun theoretisch jederzeit mit der erwähnten Braueule brauen kann, habe ich mir relativ viel Zeit für die Planung meiner eigenen ersten Ausrüstung für die Zubereitung der Würze in der 20 L-Klasse gelassen. Dazu gibt es ja wirklich etliche Threads, aus denen man sich Informationen zusammensammeln kann. Um anderen Anfänger, die zufällig auf diesen Artikel stoßen, eine kleine Orientierung zu bieten, möchte ich die verschiedenen Ansätze, über die ich nachgedacht habe, nochmal zusammenfassen. Gerade die Zusammenstellung des eigenen Setups geht dabei schon etwas ins Detail, da ich hier ständig neue Ideen im Forum gefunden habe. Prinzipiell ist davon nichts besonders spannend. Für mich als Anfänger war es allerdings schwierig, hier eine Übersicht zu gewinnen.
A – Zusammenstellung eines eigenen Setups
0) BIAB im Einkocher / Topf mit Induktionsplatte:
Eigentlich nur kurz durchdacht und schnell ausgeschlossen.
pro: nur ein Gefäß und das Läutern entfällt bei schlechterer Ausbeute (im Hobbybrauerbereich eigentlich weniger relevant); Prozess verkürzt
contra: auch der BIAB-Sack kostet Geld … da würde ich dann doch direkt im Gäreimer / aus dem Einkocher / aus einem Thermoport läutern; Brausack sollte vermutlich eigentlich nicht verwendet werden, wenn erhitzt werden soll (Einschränkung auf single infusion Mash)
1) Einkocher mit Läuterhexe EKTB:
pro: leicht aufrüstbar um einen Thermoport, in den dann die Läuterhexe eingebaut werden kann; Platzbedarf erstmal minimal; Einkocher kann auch bei Vergrößerungen oder Veränderungen für die Bereitung von Nachgüssen verwendet werden
contra: die Heizgeschwindigkeiten fallen vermutlich nicht besonders gut (also eher lang) aus; teilweise ist wallendes Kochen nur bedingt möglich (Abhilfe schafft hier ggf. noch ein Tauchsieder)
2) Einkocher und Gäreimer mit Läuterhexe:
prinzipiell wie 1, nur mit einer Läuterhexe im Gäreimer
pro: während des Läuterns kann die Würze bereits erhitzt werden, sodass der Brauprozess im Vergleich zu 1 wohl etwas kürzer ausfällt
contra: der Gäreimer kommt mit Würze auf höherer Temperatur in Kontakt (für mich erscheint die Kombination aus Plastik und hoher Temperatur zumindest langfristig suboptimal); sollte eine Erweiterung um einen Thermoport erfolgen, wäre die Läuterhexe EKTB direkt für diesen vorgesehen, hier müsste man vermutlich ein wenig umbauen
3) Einkocher mit Thermoport, Läuterhexe im Thermoport:
pro: Heizen während des Läuterns aus dem Thermoport in den Einkocher möglich; Plastik und Würze kommen nicht bei erhöhten Temperaturen zusammen (eigentlich die direkte Optimierung zu 1) und 2)), single infusion Mash direkt im Thermoport als Option
contra: Heizgeschwindigkeiten bleiben langsam
4) Induktionsplatte + Topf + Gäreimer mit Läuterhexe:
pro: siehe 2), außerdem ist schnelleres Erhitzen und ein garantiertes, wallendes Kochen ohne Probleme möglich
contra: siehe 2)
5) Induktionsplatte + Topf + Thermoport mit Läuterhexe:
pro: hier geht eigentlich alles, es fehlt dann zu Beginn aber etwas, um die Nachgüsse zu erhitzen (wie in allen vorherigen Setups auch)
contra: ein relativ teurer Einstieg, bei dem man relativ viel Geld für die Aufbereitung der Würze ausgibt, gleichzeitig aber gegebenenfalls den Gärprozess und die Lagerung vernachlässigt
6) Einkocher mit Läuterhexe und Rührer + Induktionsplatte + Topf
pro: Automatisierung des Maischens basierend auf Setup 1, währenddessen kann der Nachguss mit Induktionsplatte und Topf vorbereitet und umgefüllt werden
contra: vermutlich einfach nicht besonders sinnvoll, dann eher die zusätzliche Verwendung eines Thermoports für das Läutern, Maischen und Würzekochen im Topf; Einkocher für Nachgüsse
7) Beliebige weitere Selbstbauten … hier geht ja beliebig viel und beliebig komplex bis hin zur vollständigen Steuerung: so fängt aber wohl keiner an
B - Fertige Brauanlage
Bei dem Versuch, langfristig zu planen, landet man früher oder später auch bei den fertigen Brauanlagen. Für mich stand lange Zeit beispielsweise der Grainfather an Position 1. Rechnet man den Gesamtpreis für ein größeres Setup (beispielsweise 6)) inklusive weiterer benötigter Ausrüstung aus, so landet man zumindest in der Nähe des (Forenbeiträgen zufolge) ziemlich soliden Grainfathers. Der Speidel Braumeister scheint eine sehr gute, aber auch teure Anschaffung zu sein. Anlagen weiterer Anbieter wirken auf Grund des Preises verlockend, weisen aber häufig grundsätzliche Fehler auf, die den Brauprozess stören und Work-arounds erfordern. Hier spielt dann wieder die eigene Bastelaffinität eine Rolle.
Malzrohrsysteme:
pro: geringer Platzbedarf; hohe Reproduzierbarkeit; hohe Automatisierung ohne zusätzlichen Aufwand; schnell aufgebaut und losgelegt, etliche Rezepte und große Community (Grainfather, Braumeister); langfristig betrachtet vielleicht auch der Preis; Brauen bei vollem Terminkalender
contra: einmalig hohe Kosten, Brauprozess kaum veränderbar; Schwächen (Anbrennen beim Maischen / Verstopfung der Pumpe) nicht oder nur mit Bastelaufwand verhinderbar; System nicht erweiterbar und bei Aufrüstung nur austauschbar (aber: Wiederverkauf bei den wertigen Anlagen vermutlich passabel möglich); maximale Stammwürze (Mindestmenge Wasser und maximale Menge von Malz im Korb) (hohe Stammwürze kann dem Forum zufolge wohl durch doppeltes Maischen erreicht werden)
weiteres Equipment:
- Kühlschrank und Inkbird (Inkbird bereits gekauft)(Vergärung unter Steuerung der Temperatur, ggf. Automatisierung des Maischeprozesses)
- Gär- und Läutereimer (Plastik oder direkt Metall?)
- Würzekühler und Anschlüsse (Anregungen erwünscht)
- Maischepaddel
- Abfüllröhrchen
- vllt. ein Tauchsieder
- irgendwann eine Malzmühle
- ein günstiges Refraktometer(bereits gekauft)
- Spindel (bereits gekauft)
- Monofilamentfilter (bereits gekauft)
- Flaschen
- sonstiges
Ich werde voraussichtlich nach Variante 1) des eigenen Setups starten. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ich möchte das Brauen unter Verwendung von einfachster Ausrüstung lernen, um dieses Vorgehen an interessierte volljährige SchülerInnen weitergeben zu können. Das Setup ist leicht und in verschiedene Richtungen erweiterbar. Ein Thermoport und der Umbau der Läuterhexe EKTB ermöglicht single infusion Mashing oder einfach Läutern im Thermoport. Das Setup lässt sich leicht mit Hilfe einer Induktionsplatte und eines Topfes vergrößern. Dabei kann der Einkocher für die Bereitung der Nachgüsse (oder auch für das Maischen unter Verwendung eines Rührers) dienen. Ich habe damit maximale Flexibilität und kann mit der Zeit selbstständig an einer Automatisierung arbeiten. Außerdem halte ich mir die Option, auf einen Grainfather oder eine vergleichbare Anlage umzurüsten, offen. Der Einkocher würde in diesem Fall eben für die Nachgüsse herhalten. Der genaue weitere Weg ist also noch sehr offen. Einen Klarstein Biggie konnte ich gestern für 80 € ergattern (beim großen Onlinehändler mit a unter Verwendung eines Gutscheins). Bevor ich besonders viel Geld in den Maischeprozess stecke, muss die Vergärung und Lagerung optimiert werden.
gelesene Artikel:
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... ste#p19394
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... ng#p353515
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=22554
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https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=25498
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=14344
Wenn ihr es bis hierhin geschafft habt, würde ich mich über ein Feedback zu meiner Planung und über Ergänzungen freuen. Ich hoffe, dass diese Zusammenfassung anderen Anfängern eine zusätzliche Orientierung bieten kann.
Viele Grüße und gut Sud!