Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

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Chemietechniker
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Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#1

Beitrag von Chemietechniker »

Moin liebe Hobbybrauer,

nachdem ich nun seit ca. 2 Jahren stiller Leser der (häufig sehr hilfreichen) Beiträge der Nutzer dieses Forums bin, möchte ich mich nun kurz vorstellen und mir möglicherweise Tipps zur Planung meines Braueinstiegs daheim einsammeln.

Meine bisherigen Brauvorhaben belaufen sich auf 3 Durchgänge mit einer Besserbrauer-Braubox im kleinen Stil in der Küche und zwei Durchgänge mit einer mir zur Verfügung stehenden Braueule 2. Die Braubox stellt meines Erachtens nach einen einfach gehaltenen, sehr anfixenden Start in die Welt des Brauens dar und ermöglicht die Durchführung aller großen Prozessschritte unter Verwendung von Utensilien aus der Küche. Alle daraus resultierenden Biere schmeckten mir (und auch Freunden und Familie) gut, sodass die Ansätze immer ziemlich schnell ausgetrunken wurden. Dies hatte dann zur Folge, dass schnell eine Vergrößerung hermusste. Zu diesem Zeitpunkt bin ich aus purem Zufall beruflich an einer Schule gelandet bin, an der eine Braueule für kleine Brauvorhaben mit SchülerInnen genutzt wurde. Dieses Projekt möchte ich zeitnah übernehmen. Zur Einarbeitung habe ich das Gerät nun zweimal für private Brauvorhaben genutzt, sodass ich mich von der zweifelsohne hohen Qualität der Braueule überzeugen durfte. Wirklich toll: der Brauprozess ist teils automatisiert, gleichzeitig fühlt es sich hier und da noch an wie echte Handarbeit. Optisch ist der Kupferkessel natürlich auch ein Hingucker. Für den privaten Einstieg ist mir die Eule allerdings (vorerst?) einfach zu teuer.

Da ich nun theoretisch jederzeit mit der erwähnten Braueule brauen kann, habe ich mir relativ viel Zeit für die Planung meiner eigenen ersten Ausrüstung für die Zubereitung der Würze in der 20 L-Klasse gelassen. Dazu gibt es ja wirklich etliche Threads, aus denen man sich Informationen zusammensammeln kann. Um anderen Anfänger, die zufällig auf diesen Artikel stoßen, eine kleine Orientierung zu bieten, möchte ich die verschiedenen Ansätze, über die ich nachgedacht habe, nochmal zusammenfassen. Gerade die Zusammenstellung des eigenen Setups geht dabei schon etwas ins Detail, da ich hier ständig neue Ideen im Forum gefunden habe. Prinzipiell ist davon nichts besonders spannend. Für mich als Anfänger war es allerdings schwierig, hier eine Übersicht zu gewinnen.

A – Zusammenstellung eines eigenen Setups

0) BIAB im Einkocher / Topf mit Induktionsplatte:
Eigentlich nur kurz durchdacht und schnell ausgeschlossen.
pro: nur ein Gefäß und das Läutern entfällt bei schlechterer Ausbeute (im Hobbybrauerbereich eigentlich weniger relevant); Prozess verkürzt
contra: auch der BIAB-Sack kostet Geld … da würde ich dann doch direkt im Gäreimer / aus dem Einkocher / aus einem Thermoport läutern; Brausack sollte vermutlich eigentlich nicht verwendet werden, wenn erhitzt werden soll (Einschränkung auf single infusion Mash)

1) Einkocher mit Läuterhexe EKTB:
pro: leicht aufrüstbar um einen Thermoport, in den dann die Läuterhexe eingebaut werden kann; Platzbedarf erstmal minimal; Einkocher kann auch bei Vergrößerungen oder Veränderungen für die Bereitung von Nachgüssen verwendet werden
contra: die Heizgeschwindigkeiten fallen vermutlich nicht besonders gut (also eher lang) aus; teilweise ist wallendes Kochen nur bedingt möglich (Abhilfe schafft hier ggf. noch ein Tauchsieder)

2) Einkocher und Gäreimer mit Läuterhexe:
prinzipiell wie 1, nur mit einer Läuterhexe im Gäreimer
pro: während des Läuterns kann die Würze bereits erhitzt werden, sodass der Brauprozess im Vergleich zu 1 wohl etwas kürzer ausfällt
contra: der Gäreimer kommt mit Würze auf höherer Temperatur in Kontakt (für mich erscheint die Kombination aus Plastik und hoher Temperatur zumindest langfristig suboptimal); sollte eine Erweiterung um einen Thermoport erfolgen, wäre die Läuterhexe EKTB direkt für diesen vorgesehen, hier müsste man vermutlich ein wenig umbauen

3) Einkocher mit Thermoport, Läuterhexe im Thermoport:
pro: Heizen während des Läuterns aus dem Thermoport in den Einkocher möglich; Plastik und Würze kommen nicht bei erhöhten Temperaturen zusammen (eigentlich die direkte Optimierung zu 1) und 2)), single infusion Mash direkt im Thermoport als Option
contra: Heizgeschwindigkeiten bleiben langsam

4) Induktionsplatte + Topf + Gäreimer mit Läuterhexe:
pro: siehe 2), außerdem ist schnelleres Erhitzen und ein garantiertes, wallendes Kochen ohne Probleme möglich
contra: siehe 2)

5) Induktionsplatte + Topf + Thermoport mit Läuterhexe:
pro: hier geht eigentlich alles, es fehlt dann zu Beginn aber etwas, um die Nachgüsse zu erhitzen (wie in allen vorherigen Setups auch)
contra: ein relativ teurer Einstieg, bei dem man relativ viel Geld für die Aufbereitung der Würze ausgibt, gleichzeitig aber gegebenenfalls den Gärprozess und die Lagerung vernachlässigt

6) Einkocher mit Läuterhexe und Rührer + Induktionsplatte + Topf
pro: Automatisierung des Maischens basierend auf Setup 1, währenddessen kann der Nachguss mit Induktionsplatte und Topf vorbereitet und umgefüllt werden
contra: vermutlich einfach nicht besonders sinnvoll, dann eher die zusätzliche Verwendung eines Thermoports für das Läutern, Maischen und Würzekochen im Topf; Einkocher für Nachgüsse

7) Beliebige weitere Selbstbauten … hier geht ja beliebig viel und beliebig komplex bis hin zur vollständigen Steuerung: so fängt aber wohl keiner an

B - Fertige Brauanlage
Bei dem Versuch, langfristig zu planen, landet man früher oder später auch bei den fertigen Brauanlagen. Für mich stand lange Zeit beispielsweise der Grainfather an Position 1. Rechnet man den Gesamtpreis für ein größeres Setup (beispielsweise 6)) inklusive weiterer benötigter Ausrüstung aus, so landet man zumindest in der Nähe des (Forenbeiträgen zufolge) ziemlich soliden Grainfathers. Der Speidel Braumeister scheint eine sehr gute, aber auch teure Anschaffung zu sein. Anlagen weiterer Anbieter wirken auf Grund des Preises verlockend, weisen aber häufig grundsätzliche Fehler auf, die den Brauprozess stören und Work-arounds erfordern. Hier spielt dann wieder die eigene Bastelaffinität eine Rolle.
Malzrohrsysteme:

pro: geringer Platzbedarf; hohe Reproduzierbarkeit; hohe Automatisierung ohne zusätzlichen Aufwand; schnell aufgebaut und losgelegt, etliche Rezepte und große Community (Grainfather, Braumeister); langfristig betrachtet vielleicht auch der Preis; Brauen bei vollem Terminkalender
contra: einmalig hohe Kosten, Brauprozess kaum veränderbar; Schwächen (Anbrennen beim Maischen / Verstopfung der Pumpe) nicht oder nur mit Bastelaufwand verhinderbar; System nicht erweiterbar und bei Aufrüstung nur austauschbar (aber: Wiederverkauf bei den wertigen Anlagen vermutlich passabel möglich); maximale Stammwürze (Mindestmenge Wasser und maximale Menge von Malz im Korb) (hohe Stammwürze kann dem Forum zufolge wohl durch doppeltes Maischen erreicht werden)

weiteres Equipment:
  • Kühlschrank und Inkbird (Inkbird bereits gekauft)(Vergärung unter Steuerung der Temperatur, ggf. Automatisierung des Maischeprozesses)
  • Gär- und Läutereimer (Plastik oder direkt Metall?)
  • Würzekühler und Anschlüsse (Anregungen erwünscht)
  • Maischepaddel
  • Abfüllröhrchen
  • vllt. ein Tauchsieder
  • irgendwann eine Malzmühle
  • ein günstiges Refraktometer(bereits gekauft)
  • Spindel (bereits gekauft)
  • Monofilamentfilter (bereits gekauft)
  • Flaschen
  • sonstiges
Meine Entscheidung:
Ich werde voraussichtlich nach Variante 1) des eigenen Setups starten. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ich möchte das Brauen unter Verwendung von einfachster Ausrüstung lernen, um dieses Vorgehen an interessierte volljährige SchülerInnen weitergeben zu können. Das Setup ist leicht und in verschiedene Richtungen erweiterbar. Ein Thermoport und der Umbau der Läuterhexe EKTB ermöglicht single infusion Mashing oder einfach Läutern im Thermoport. Das Setup lässt sich leicht mit Hilfe einer Induktionsplatte und eines Topfes vergrößern. Dabei kann der Einkocher für die Bereitung der Nachgüsse (oder auch für das Maischen unter Verwendung eines Rührers) dienen. Ich habe damit maximale Flexibilität und kann mit der Zeit selbstständig an einer Automatisierung arbeiten. Außerdem halte ich mir die Option, auf einen Grainfather oder eine vergleichbare Anlage umzurüsten, offen. Der Einkocher würde in diesem Fall eben für die Nachgüsse herhalten. Der genaue weitere Weg ist also noch sehr offen. Einen Klarstein Biggie konnte ich gestern für 80 € ergattern (beim großen Onlinehändler mit a unter Verwendung eines Gutscheins). Bevor ich besonders viel Geld in den Maischeprozess stecke, muss die Vergärung und Lagerung optimiert werden.

gelesene Artikel:
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... ste#p19394
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... ng#p353515
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=22554
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=4816
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... rt#p177850
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=12161
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=25366
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=25498
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=14344

Wenn ihr es bis hierhin geschafft habt, würde ich mich über ein Feedback zu meiner Planung und über Ergänzungen freuen. Ich hoffe, dass diese Zusammenfassung anderen Anfängern eine zusätzliche Orientierung bieten kann.

Viele Grüße und gut Sud!
:Drink
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#2

Beitrag von rakader »

Hallo, das ist einfach too much. :puzz

Ruf doch am besten beim Braushop Deines Vertrauens an, schildere ihm Deine Eckpunkte und bitte ihn auf dieser Grundlage Dir ein schriftliches Angebot zu machen. Schildere ihm dazu Deine Überlegungen.

Ich habe das so gemacht, als ich auf eine größere Anlage umgestiegen bin und bekam vom Shopinhaber ein Angebot mit Alternativen. Diesbezüglich kann ich Candirect empfehlen. Die nehmen sich richtig Zeit.

Cheers
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#3

Beitrag von Vobi »

Ich denke mit dem Einkocher Setup gehst du hier genau den richtigen weg: geringstes Investment und das Equipment wirst du weiterverwenden können, wenn du deine Anlage vergrößerst. Genau so habe ich es auch am Anfang gemacht und vor kurzem meine Anlage mit einer Hendiplatte und einem großen Topf vergrößert.

Die Entscheidung für den Biggie war sicher auch gut. Ich hatte damals einen recht billigen No-name Einkocher gekauft, bei dem der Überhitzungsschutz beim Hopfenkochen viel zu früh gefeuert hat, ich glaube der Biggie ist da besser. Einen Tauchsieder bereit halten wäre trotzdem gut. DMS im Bier schmeckt nich so gut.

Was Gärbehälter angeht würde ich mich erstmal an die Plastikvarianten halten. Die Edelstahlgärbehälter sind doch noch mal eine ganze Ecke teurer.
Die Anschaffung einer Würzekühlers ist m.E. auch sinnvoll. Ich habe oft gelesen, dass viele Brauer sich die Kühlspiralen selbst aus Kupferrohr basteln, die fertigen Varianten können nämlich auch überraschend teuer sein.
Liebe Grüße
Fabian
whatwouldjesusbrew
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#4

Beitrag von whatwouldjesusbrew »

Vobi hat geschrieben: Samstag 19. Juni 2021, 09:11 Ich denke mit dem Einkocher Setup gehst du hier genau den richtigen weg: geringstes Investment und das Equipment wirst du weiterverwenden können, wenn du deine Anlage vergrößerst. Genau so habe ich es auch am Anfang gemacht und vor kurzem meine Anlage mit einer Hendiplatte und einem großen Topf vergrößert.

Die Entscheidung für den Biggie war sicher auch gut. Ich hatte damals einen recht billigen No-name Einkocher gekauft, bei dem der Überhitzungsschutz beim Hopfenkochen viel zu früh gefeuert hat, ich glaube der Biggie ist da besser. Einen Tauchsieder bereit halten wäre trotzdem gut. DMS im Bier schmeckt nich so gut.

Was Gärbehälter angeht würde ich mich erstmal an die Plastikvarianten halten. Die Edelstahlgärbehälter sind doch noch mal eine ganze Ecke teurer.
Die Anschaffung einer Würzekühlers ist m.E. auch sinnvoll. Ich habe oft gelesen, dass viele Brauer sich die Kühlspiralen selbst aus Kupferrohr basteln, die fertigen Varianten können nämlich auch überraschend teuer sein.
+1 für den Einkocher zum Einstieg. Den kannst du auch in zig anderen Setups noch weiter nutzen, und wenn's nur für das Heißwasser ist. Würde aber, wenn ich heute nochmal starten würde, die Hauptinvestitionen auf der "kühlen" Seite machen --> schau, dass du deine Würze schnell kalt und deine Gärung kontrolliert bekommst. Gute Ausgangswürze bekommst du für die verschiedensten Bierstile auch mit Kombirast hin, aber wenn du dein Untergäriges bei Raumtemperatur vergärst wird's halt Mist.

Oder du leihst dir einfach weiterhin die Braueule aus und besorgst dir erstmal nur das Equipment für Gärkeller und Ausrüstung :Angel
cheers, Bene
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#5

Beitrag von Chemietechniker »

rakader hat geschrieben: Samstag 19. Juni 2021, 01:23 Hallo, das ist einfach too much. :puzz

Ruf doch am besten beim Braushop Deines Vertrauens an, schildere ihm Deine Eckpunkte und bitte ihn auf dieser Grundlage Dir ein schriftliches Angebot zu machen. Schildere ihm dazu Deine Überlegungen.

Ich habe das so gemacht, als ich auf eine größere Anlage umgestiegen bin und bekam vom Shopinhaber ein Angebot mit Alternativen. Diesbezüglich kann ich Candirect empfehlen. Die nehmen sich richtig Zeit.

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:Smile Dessen war ich mir durchaus bewusst ... ich habe versucht, verschiedene Gedankengänge festzuhalten, damit andere Neulinge gegebenenfalls schneller entscheiden können. Deshalb hab ich auch nochmal verschiedene Beiträge aus dem Forum verlinkt, in denen man stundenlang lesen kann. Ich verstehe natürlich, wenn der Post dadurch für die meisten eher etwas zu voluminös geworden ist. Dein Tipp ist trotzdem interessant: da kann man dann natürlich auch mal diejenigen denken lassen, die die Hardware sowieso tagtäglich verkaufen.
whatwouldjesusbrew hat geschrieben: Samstag 19. Juni 2021, 09:39
Vobi hat geschrieben: Samstag 19. Juni 2021, 09:11 Ich denke mit dem Einkocher Setup gehst du hier genau den richtigen weg: geringstes Investment und das Equipment wirst du weiterverwenden können, wenn du deine Anlage vergrößerst. Genau so habe ich es auch am Anfang gemacht und vor kurzem meine Anlage mit einer Hendiplatte und einem großen Topf vergrößert.

Die Entscheidung für den Biggie war sicher auch gut. Ich hatte damals einen recht billigen No-name Einkocher gekauft, bei dem der Überhitzungsschutz beim Hopfenkochen viel zu früh gefeuert hat, ich glaube der Biggie ist da besser. Einen Tauchsieder bereit halten wäre trotzdem gut. DMS im Bier schmeckt nich so gut.

Was Gärbehälter angeht würde ich mich erstmal an die Plastikvarianten halten. Die Edelstahlgärbehälter sind doch noch mal eine ganze Ecke teurer.
Die Anschaffung einer Würzekühlers ist m.E. auch sinnvoll. Ich habe oft gelesen, dass viele Brauer sich die Kühlspiralen selbst aus Kupferrohr basteln, die fertigen Varianten können nämlich auch überraschend teuer sein.
+1 für den Einkocher zum Einstieg. Den kannst du auch in zig anderen Setups noch weiter nutzen, und wenn's nur für das Heißwasser ist. Würde aber, wenn ich heute nochmal starten würde, die Hauptinvestitionen auf der "kühlen" Seite machen --> schau, dass du deine Würze schnell kalt und deine Gärung kontrolliert bekommst. Gute Ausgangswürze bekommst du für die verschiedensten Bierstile auch mit Kombirast hin, aber wenn du dein Untergäriges bei Raumtemperatur vergärst wird's halt Mist.

Oder du leihst dir einfach weiterhin die Braueule aus und besorgst dir erstmal nur das Equipment für Gärkeller und Ausrüstung :Angel
Ich denke auch. Mit diesem Start macht man vermutlich wenig falsch. Da ich mir eigentlich recht sicher bin, dass ich mittelfristig nicht mit dem Brauen aufhören möchte, hätte ich auch etwas mehr Geld in die Hand nehmen können. Auf diesem Weg bleibt man aber flexibel. Alles wahrscheinlich Aspekte, die man hier im Forum auch schon sehr oft lesen kann. Für mich war es insgesamt aber irgendwie spannend, dass man auch auf größeren Umwegen und mit der Bereitschaft, für Qualität etwas mehr Geld auszugeben, bei dem Start mit dem Einkocher landet.

Ich wünsche ein sonniges Wochenende!
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#6

Beitrag von coyote77 »

Ich finde deine Zusammenstellung sehr gelungen und sicher auch für andere interessant, die vor so einer Entscheidung stehen. Man kann sehen, dass du dich lange mit den verschiedenen Szenarien beschäftigt hast. Darum ist hier fast nichts hinzuzufügen.
Vor allem der Hinweis auf die Wichtigkeit der Vergärung im Vergleich mit der Würze-Herstellung ist vorbildlich!
Die Entscheidung ist letztendlich von persönlichen Gegebenheiten (Budget, Platz, Zeit etc) abhängig.

Viel Spaß mit deinem Setup und den kommenden Erweiterungen!
Grüße, Andreas :Drink

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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#7

Beitrag von rakader »

Chemietechniker hat geschrieben: Samstag 19. Juni 2021, 10:08
rakader hat geschrieben: Samstag 19. Juni 2021, 01:23 Hallo, das ist einfach too much. :puzz

Ruf doch am besten beim Braushop Deines Vertrauens an, schildere ihm Deine Eckpunkte und bitte ihn auf dieser Grundlage Dir ein schriftliches Angebot zu machen. Schildere ihm dazu Deine Überlegungen.

Ich habe das so gemacht, als ich auf eine größere Anlage umgestiegen bin und bekam vom Shopinhaber ein Angebot mit Alternativen. Diesbezüglich kann ich Candirect empfehlen. Die nehmen sich richtig Zeit.

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:Smile Dessen war ich mir durchaus bewusst ... ich habe versucht, verschiedene Gedankengänge festzuhalten, damit andere Neulinge gegebenenfalls schneller entscheiden können. Deshalb hab ich auch nochmal verschiedene Beiträge aus dem Forum verlinkt, in denen man stundenlang lesen kann. Ich verstehe natürlich, wenn der Post dadurch für die meisten eher etwas zu voluminös geworden ist. Dein Tipp ist trotzdem interessant: da kann man dann natürlich auch mal diejenigen denken lassen, die die Hardware sowieso tagtäglich verkaufen.

Ich wünsche ein sonniges Wochenende!
Es gibt in der Abwägung einen Vorteil für den Shop: Im Forum wirst Du meistens Meinungen zu den Vorteilen einer bestimmten Konfiguration lesen, die sich aus der Erfahrung mit dieser Konfiguration speist. Ein Shop hat dagegen den Überblick über einen großen Teil der Möglichkeiten und kann Dich im persönlichen Gespräch auf Grundlage Deiner Anforderungen beraten. Ein Forum ist da meiner Meinung nach zu behäbig, nicht reaktionsschnell genug.

Ich habe mir hier immer die Grundinformation geholt und bin mit dieser dann zum Shopbetreiber gegangen. Damit war ich nicht gänzlich unvorbreitet und lief nicht Gefahr, mir etwas aufschwatzen zu lassen. Eine Braueule ist es dann leider nicht geworden…

Wenn es um Einzelteile geht, ist das Forum hier dagegen ungeschlagen…

Cheers
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#8

Beitrag von Chemietechniker »

Moin,

ich habe lange nichts geschrieben, parallel aber vor mich hin gebraut und mitgelesen und dachte, dass es vielleicht an der Zeit ist, hier mal meinen Ist-Zustand zu aktualisieren. Von der langen Planung zu Beginn bin ich bis jetzt doch etwas abgewichen. Einen zu Beginn gekauften Biggie habe ich zurückgeschickt, da der nicht richtig geheizt hat. Stattdessen braue ich nun in einem gebrauchten Einkocher ohne Hahn und läutere im Gäreimer mit Läuterblech. Ein Edelstahl-Würzekühler gehört zur Ausrüstung, außerdem ein 1 kW Tauchsieder, der beim Kochen hilft (der ballert richtig). Vor kurzem habe ich mein erstes Pils in meinem Gärkühlschrank mit Inkbird vergoren. Das ist grad abgefüllt und in der Nachgärung… vllt poste ich da mal eine Braudoku. Der erste Eindruck ist: die Kontrolle des Gärprozesses ist bisher eine Stellschraube mit riesigem Einfluss. Den Start mit dem Einkocher würde ich immer weiterempfehlen.

Am meisten nervt mich momentan aber noch das Läutern. Da sitze ich 1 - 1,5 h am Läuterbottich und am Ende liegt die Sudhausausbeute bei 45 %. So richtig verstehe ich nicht, warum. Ich gebe warmes Wasser, gemischt aus Wasserkocher und Leitung dazu. Jeweils 3-Liter-Portionen und Nachguss nur etwas weniger als Hauptguss (zuletzt HG:NG von 18L:14L). Batch-Sparge finde ich mit dem Läuterblech etwas schwierig…umsteigen würde ich darauf aber gerne. Dafür möchte ich entweder auf BIAB mit einem kleinen Nachguss im Gäreimer oder auf den beliebten Thermoport, entweder mit Brausack oder aber mit Läuterhexe umsteigen. Ganz sicher bin ich mir nicht: BIAB klingt aber sehr entspannend. Hier kann man mich gerne noch beraten. Eine etwas schlechtere Sudhausausbeute ist mir bei meinen 20L-Ansätzen nicht ganz so wichtig.

Zum Ausprobieren muss man sowas aber vllt ja auch nicht neu kaufen: sollte jemand einen passenden Brew Bag 27 L in gutem Zustand rumliegen haben, hätte ich wohl Interesse.

Aus Platzgründen spiele ich nebenbei auch immer mit dem Gedanken, mir mittelfristig etwas größeres zu kaufen, z. B. eine biab Premium Anlage von Crafthardware, einen Grainfather G40 (der kommt ja bald raus) oder auch nen Braumeister 20L (aber wirklich sehr teuer...). Naja, da weiß ich auch nicht so recht, ob ich beim manuellen Setup bleiben möchte oder ob sich nicht letztendlich doch so eine kompakte Gesamtanlage auszahlen könnte. Mein Brauequipment liegt momentan im Keller und ich wohne im ersten Stock. Da darf ich dann immer mehrmals schleppen... Und das würde bei einem 2-3 Gerätesud dann doch iwo nerven. Dazu brauche ich dann auch auf kleinstem Raum.

Grüße!
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#9

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Am meisten nervt mich momentan aber noch das Läutern. Da sitze ich 1 - 1,5 h am Läuterbottich und am Ende liegt die Sudhausausbeute bei 45 %. So richtig verstehe ich nicht, warum.
Da würde ich mal einen Versuch mit Batch Sparge probieren. Such mal nach den Beiträgen mit „Treber auf links ziehen“. Das machen wir mittlerweile fast immer so.
Bei 45 % SHA stimmt was nicht. Schrotbild, Wasserwerte, Maische-pH würde ich mir mal angucken. Ich liege mit meinen 63-66 % im Mittelfeld, habe aber keine große Lust auf Optimierung. Bei 45 % würde ich mich aber doch mal auf die Suche nach der Ursache machen.

Viele Grüße
Björn
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#10

Beitrag von Chemietechniker »

Wasser wäre wohl mal ein Punkt, den ich mir genauer anschauen müsste. Ich drücke mich immer etwas davor, weil das Brauen so schon immer so viele Aspekte mit sich bringt... Kann man da schon direkt aus den Werten, die das Wasserwerk angibt, folgern? Ich weiß z. B., dass nach dem Erhitzen häufig ein weiß-gelblicher Niederschlag zu sehen ist. Kann das echt zu so schlechten Ausbeuten führen? Ich teste doch sowieso, ob ich noch Stärke in der Lösung habe. Iodnormal ist das immer. Und dann muss ich doch vollständig in Zucker umgewandelt haben. Das Auswaschen muss doch mit Wasser jeder Art funktionieren? Oder hab ich ggf. noch sehr viel Stärke im Malz?

Das "Treber auf links ziehen" klingt einfach entspannter und auch nicht viel uneffektiver. Wenn man da einmal richtig auflockert + durchmischt und dann noch auf zwei Batches aufteilt, sollte die Extraktion ja schon ziemlich gut funktionieren. Mit dem Blech läuft das aber iwie nicht so richtig, das ist ja so geknickt. Vermutlich muss ich also ein wenig ummodellieren.

Wenn ich BIAB mit Batch-Sparge fahre, sollte ich doch sowohl eine passable Ausbeute erhalten, gleichzeitig aber wenig mit dem Malz zu tun haben. Sprich: nach dem Batch-Sparge im Gäreimer könnte ich doch relativ einfach den Eimer ausspülen, ohne dass da noch Malz drin hängt. Außerdem kann ich den Malzsack ausquetschen und die Ausbeute wohl auch weit oben halten, ohne das unerwünschte Nebenprodukte entstehen (da gab es doch mal eine Theorie, die mittlerweile aber widerlegt ist). Daneben steht dann immer noch der Thermoport, dieser dann ggf. eben mit Hexe. Da weiß ich nicht so richtig.
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#11

Beitrag von Wintermuffel »

Bei MaischeMalzundMehr gibt es unter Tools einen Wasserrechner, da kannst Du Deine Wasserwerte und Schüttung eingeben.
Dann rechnet das Tool Deinen zu erwartenden Maische Ph aus. Dieser hat durchaus Einfluß auf die Sudhausausbeute.
Dias ganze wird auf der Seite gut erklärt.
Man ist nie zweimal durch den selben Wind.

Gruß
Heiner
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#12

Beitrag von Chemietechniker »

Bild

https://ibb.co/WGBsDdK

Das mit dem Bild klappt iwie nicht.

Hier mal meine Wasserwerte. Ich habe dazu dann mal 18 L Hauptguss und 5000 g normales Malz eingetippt. Dem Rechner zufolge lande ich dann bei einem pH-Wert von 6.28 +- 0.2. Das ist wohl etwas zu hoch? Würde vielleicht zu dem doch eher kalkhaltigen Wasser passen.

Wie genau ich ein solches Wasser nun aber bearbeiten sollte, sehe ich noch nicht so richtig. Gebe ich ein Salz dazu, verändere ich ja wieder den Anteil anderer Ionen im der Würze. Ah ja, nun sehe ich auch wieder, warum ich mich diesem Thema (trotz guter Chemiekenntnisse, sagt der Name wohl schon) bisher weniger gewidmet habe: da genügt ein Blick auf den Artikel im Braumagazin (https://braumagazin.de/article/von-der- ... rauwasser/).

Wenig Aufbereitung (1-2 Salze) finde ich ja okay, aber das liest sich so, als müsse man für gutes Bier möglichst das Verhältnis aller Ionen einstellen. Da könnte ich ja glatt destilliertes Wasser kaufen und dieses aufmineralisieren. :Grübel :thumbdown
Ein schneller Blick auf die dort aufgeführten Grenzwerte sagt aber auch: eigentlich sollte alles mehr oder weniger im Lot sein? Für ein Pils scheinbar etwas zu viel Calcium und etwas wenig Sulfat. Gerade Calcium müsste aber ja auf Grund eines eher hohen Carbonatgehaltes unter Hitzeeinwirkung ausfallen (dies beobachte ich auch, soweit ich einschätzen kann, beispielsweise bei der Aufbereitung des Nachgusses).

edit: Ich hab ein wenig rumgeklickt ... helfen könnte eine Zugabe von etwas Schwefel- und Milchsäure. Kommt man an Schwefelsäure für die Foodbranche so einfach ran? Und tue ich mir mit einfacher Säurezugabe wirklich einen Gefallen oder nehme ich ggf. doch besser etwas anderes? Es gibt ja auch sauer reagierende Salze (natürlich dann schwächer als die echten Säuren). Oder eben die Zugabe von einem Sulfatsalz und mehr Milchsäure. Wasseraufbereitung ist doch unschön :Grübel
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#13

Beitrag von afri »

Und Sauermalz gibt's auch noch. Und Milchsäure. Und abkochen der Güsse. Alles recht unkompliziert, zumal für einen Chemiker (bist du einer? Dein Nick deutet darauf hin). Viel wichtiger ist doch: schmeckt das von dir bislang produzierte Bier oder nicht? Wenn ja, spare dir den Aufwand der Aufbereitung und stelle lieber dein Läuterverfahren erst mal so um, dass es für dich passt.

Und wenn das erledigt ist, kannst du noch immer ans Wasser Hand legen, wenn es dir dann noch immer wichtig ist. Ich habe hier steinhartes Wasser und auch mal Milchsäure probiert, hat für mich bzw. mein Produkt keinen großen Unterschied gemacht, also belasse ich es beim Abkochen. Möglicherweise könnte ich noch dieses oder jedes verbessern, aber ich muss mich erst mal durch die vielen Hopfen testen, die ich noch nicht kenne und erst wenn ich das im Griff zu haben glaube, mache ich mir erneut Gedanken über Aufbereitung der Güsse, nachdem ich die Gärführung steuerbar gemacht habe (zur Zeit nehme ich die Themperaturen, die im Keller sind als gegeben an).
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#14

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Daneben steht dann immer noch der Thermoport, dieser dann ggf. eben mit Hexe. Da weiß ich nicht so richtig.
Ich habe Thermoports und Töpfe mit Läuterhexe(n) und bin damit ganz glücklich. Es gibt kaum Totraum (wie bei Blechen) und somit eine geringere Gefahr von Luft im System. Die kann das Läutern echt nervig machen. Läutern kann aber immer mal wieder zur Qual werden. Batch Sparge ist gut, man muss nur die Menge des zweiten Gusses einigermaßen einordnen können. Sonst liegt man schnell mit der Stammwürze daneben.
Schrotest Du selbst? Wie ist denn Dein Schrotbild? Zu grob kann auch schnell ein paar Prozent SHA kosten.
Viele Grüße
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#15

Beitrag von Frommersbraeu »

Hi, ich kann zwar den link zu deinen Wasserwerten nicht öffnen aber als Chemietechniker kenn ich das, dass man einfach keine lust hat auch zu hause zu arbeiten :Wink
Bei ordentlich Kalk gibt's 2 elegante Lösungen: das dazu passende Bier (schön dunkel) oder einfach 3 - 5% Sauermalz mit maischen. Die hoch wissenschaftliche Aufbereitung kann man machen, muss aber nicht. Bei Brewfather kannst du dein Wasser eintragen und bekommst dann eine Berechnung deines Maische pH
Schöne Grüße
Patrick


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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#16

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Die einfachste Methode war für mich der Artikel aus dem Braumagazin in Verbindung mit der Excel-Tabelle von Schlupf (hier aus dem Forum). Wenn man es einmal verstanden hat, ist es halb so wild. Milchsäure, Kalziumchlorid, Gips und Kochsalz reicht aus. Unsere Biere (sehr salzarmes Wasser mit 6,2 Grad) sind deutlich besser geworden. Einflüsse auf die SHA konnte ich aber nicht feststellen.
Viele Grüße
Björn

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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#17

Beitrag von JackFrost »

Beim erhitzen zerfällt das Ca(HCO3)2 zu CaCO3 + CO2 + H2O

Aber dadurch das die Maische saurer wird , wird das CaCO3 wieder gelöst und puffert damit die Säure ab. Der pH-Wert fällt dann nicht in deinen Bereich den du willst. Zumal das Ca dann auch gebunden ist und erstmal nicht am Ionentauschprozess mit dem Malz teilnehmen kann. Damit sinkt dann der pH erstmal weniger stark.

Bei 18l Hauptguss mit 5 kg Pilsnermalz kommst auf einen theoretischen pH-Wert von 5,9.

Du kannst bei deinem Wasser mit Schwefel-,Salz- und Milchsäure arbeiten. Damit kannst du den pH-Wert auf ~5,7 senken. Es ist aber für ein Pilsner schon zu viel Calcium im Hauptguss.
Hauptguss.png
Hauptguss.png (10.11 KiB) 1515 mal betrachtet
Um den pH noch tiefer zu drücken brauchst du dann schon VE-Wasser , Ca-Salze und die entsprechenden Säuren.

Bei dunklen Bieren ist das einfacher, da das Malz schon mehr Säure "mitbringt"

Ich selber hab bei der Wasseraufbereitung mit Split-Treatment angefangen, das war mir aber zu aufwändig. Mit einem Vollentsalzer geht das sehr einfach. Umkehrosmose geht auch. Meist treffe ich den gezielten pH-Wert.

Es ist halt etwas mehr Arbeit. Ich "rechne" mir das am Tag vorher aus.

Gruß JackFrost
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#18

Beitrag von Chemietechniker »

Moin,

@afri Geschmacklich bin ich noch nicht ganz zufrieden mit den Bieren, allerdings verändere ich momentan auch noch zu viel an meinem Setup. Das jetzt gebraute Pils schmeckte als Jungbier schon mal super, allerdings habe ich auch erstmalig unter Verwendung eines Tauchsieders gekocht und im Kühlschrank bei "definierter" Temperatur (so gut es geht) vergoren. Außerdem hab ich erstmalig direkt im Kessel gekühlt und jede Nachisomerisierung kurz gehalten (ob das nun so viel ausmacht, weiß der Teufel). Die vorherigen Pale Ale-Versuche waren so mittelmäßig. Ich hatte da immer das Gefühl, dass das Jungbier etwas säuerlich war. Beim fertigen Bier kommt das Hopfenaroma dann auch eher weniger durch. Für eine bessere Beschreibung müsste ich mir heute Abend mal ein Pale Ale aufmachen.

@Räuber Hopfenstopf (geilster Name, feiere ich regelmäßig) Das Malz beziehe ich momentan noch geschrotet. Dieses mal kam es von Brumas und war eigentlich für eine Braueule gedacht. Davor habe ich bei brauen.de bestellt. Zum Schrotbild kann ich also grad nicht so richtig viel sagen. Eigentlich würde ich erwarten, dass das solch ein zulieferer doch besser können sollte als der Anfänger daheim? So frisch wie selbstgeschrotet ist das Malz dann natürlich nicht. Diese erwähnte Berechnungstabelle zur Aufbereitung suche ich mir gleich mal raus.

@Frommersbraeu Sauermalz oder passendes Bier... Tjoa, vielleicht sollte ich mir mal ein Stout vornehmen. Ich kann mir aber irgendwie nicht so richtig vorstellen, davon dann wirklich 20 L herumstehen zu haben. Dunkle Biere trinke ich (noch) deutlich seltener. Vielleicht sollte ich mich einfach mal daran versuchen.

@Jackfrost Ja, stimmt. Dann bringt einem das Ausfallen nur etwas, wenn ich das Wasser vor der Verwendung einmal koche und von Feststoffen befreie. Das klingt nicht gerade berauschend. Vielleicht starte ich mit Säure. An konz. Schwefel- und Salzsäure komme ich durchaus ran, aber die sollte eigentlich wohl eher weniger für die Anwendung in der Lebensmittelherstellung gedacht sein. Grad bei diesen stärkeren Säuren muss ich mich dann mal umschauen. Milchsäure scheints ja quasi überall zu geben. Nützt wohl nix: ich muss mich da mal reinfuchsen.

Vielen Dank für euren Support!

Edit: Witzig ist ja zumindest, dass der Tabelle zufolge das von mir verwendete Wasser nur zum Weizen ideal passt. Das hat bisher auch gut geschmeckt (wurde allerdings nur einmal gebraut). Die Tabelle ist schon wirklich nett.
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#19

Beitrag von Chemietechniker »

Allzu schwer ist es wohl gar nicht:

Vermutlich müsste ich auch Calciumoxid / -hydroxid zugeben und durch die Reaktion mit Kohlenstoffdioxid das Gleichgewicht der Reaktion von Calciumhydrogencarbonat zu Calciumcarbonat beeinflussen. Da fällt mir dann vermehrt Calciumcarbonat aus und ich könnte das entsalzte Wasser abschlauchen. Nichts anderes passiert beim Kochen: durch Austreiben von CO2 fällt Calciumcarbonat aus. Danach müsste ich dann aber vermutlich wieder bewusst Calcium zuführen ... das will doch keiner wirklich?

Anschließend könnte ich dann über H2SO4 meinen Sulfatgehalt und ggf. zusätzlich über Milchsäure den pH-Wert anpassen. Vielleicht reicht es zu Beginn auch, für hellere Biere nur mit etwas Milchsäure zu arbeiten?

Grüße!
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#20

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Geschmacklich bin ich noch nicht ganz zufrieden mit den Bieren… Das jetzt gebraute Pils…
Da hast Du Dir aber auch gleich die Königsdisziplin ausgesucht. Einerseits sind Pils und Helles echt anspruchsvoll hinsichtlich Oxidation und Fehlgeschmack, andererseits hat auch so ziemlich jeder seine Vorstellungen, wie das den zu schmecken hat. Beim Saison sagt man dann: „Aha, so schmeckt also ein Saison“. Selbst, wenn der Stil nicht 100 %ig getroffen, aber das Bier handwerklich gut ist, merkt das kaum jemand. Bei Pils ist das anders und das macht die Sache nicht einfacher.
Viele Grüße
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#21

Beitrag von Chemietechniker »

Ja, schon, ich bin gespannt. Das Jungbier schmeckte mir nun außergewöhnlich gut... Ganz anders als beim Pale Ale, da war ich immer sehr skeptisch. Es war ganz klar ein Pils.

Ich muss aber auch einiges ergänzen:
Beim Pils habe ich nun erstmalig einen Starter angesetzt, den ich dann auf Gärtemperatur gekühlt und dann zugegeben habe. Die Hefe ist noch nie so gut und klar sichtbar angekommen. Ich hatte eine fantastische weiße Decke auf dem angehenden Bier (ja, ich habe mir bei diesem ersten Pils erlaubt, häufiger draufzuschauen und habe dabei etliche Bilder gemacht). Ich konnte erstmalig jedes Stadium der Gärung beobachten. Tolle Hochkräusen, von denen ich sogar Harze abgenommen habe (das würde ich mir dann aber wohl wirklich beim nächsten Versuch sparen).
Durch die definierte, niedrige Temperatur, die untergärige Hefe und hinreichend Zeit hatte sich die Hefe beim umschlauchen so gut abgesetzt, dass ich da schon prinzipiell klares Bier hatte (wie quasi nie zuvor). Ich habe dann auch erstmalig Zuckerlösung in meinem Einkocher vorgelegt, per Bierheber in diesen umgeschlaucht und abgefüllt. So gut habe ich beim Abfüllen die Hefe bisher nie abtrennen können, das mache ich wieder. Sonst habe ich immer direkt von Gäreimer abgefüllt. Ich finde es immer besser, keine Hähne zu benutzen.
Außerdem habe ich, wie schon geschrieben, erstmal im Einkocher abgekühlt und von da in den Gäreimer umgefüllt. Ich weiß, dass dies nun nicht nötig und ggf sogar nicht mal gut ist / keinen Unterschied macht. Aber diesem Sud hat das nun auch nichts schlechtes mitgegeben. Klar, das Risiko für Infektionen erhöhe ich durch dieses Vorgehen.

Fraglich ist nun, was ich mache, wenn das Pils nun gut wird, meine Pale Ales aber irgendwie nicht so toll sind. Entspricht ja eigentlich nicht dem Schwierigkeitsgrad der Zubereitung....

Auch das Wasser passt ja wirklich eher nicht zum Pils, aber auch nicht zum Pale Ale. Ein paar Zutaten muss ich da wohl einkaufen. Aber irgendwie glaube ich, dass ich gleichzeitig auch die Herstellung der Maische optimieren muss (siehe Sudhausausbeute und Läutern). Da ich mit gleichem Wasser in einer Braueule gebraut habe und die Sudhausausbeute auch da nicht optimal ausfällt (zweimal bei ca 58%), weiß ich, dass ich entweder falsch läutere oder dass tatsächlich die Rohstoffe, beispielsweise das Wasser, die Ausbeute mindern. Vielleicht muss ich dann wirklich mal wieder ein Weizen brauen und vergleichen. Die bessere Ausbeute bei der Braueule könnte vllt darauf zurückzuführen sein, dass der Nachguss bei dieser ja automatisch entsalzen wird. Man sieht da immer einen ordentlichen Niederschlag im Kessel.

Ich kriege beim Schreiben nun schon Lust auf den nächsten Sud.... Der Kühlschrank ist nun aber wohl für ein Vierteljahr mit Pils geblockt :-P
Zuletzt geändert von Chemietechniker am Mittwoch 29. September 2021, 18:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#22

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Fraglich ist nun, was ich mache, wenn das Pils nun gut wird, meine Pale Ales aber irgendwie nicht so toll sind. Entspricht ja eigentlich nicht dem Schwierigkeitsgrad der Zubereitung....
Freuen und an den Pale Ales arbeiten. Die haben ja wieder ganz andere Anforderungen. Wir experimentieren gerade mit anderen Hefen. Es gibt ja noch mehr als nur US-05 oder Nottingham. Und wir stellen fest, dass auch ein Räuber Hopfenstopf ziemliche Probleme mit dem Hopfenstopfen bzw. der Oxidation hat. Späte Whirlpoolgaben sind deutlich geständiger, aber Räuber Whirlpoolgabe klinge bescheuert... Also, auch beim vermeintlich so einfachen Pale Ale gibt es genug zu tun.
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Re: Vorstellung und Entscheidung für eigenes Equipment

#23

Beitrag von Chemietechniker »

Trinke gerade eines meiner Pale Ales. Das Stopfen nimmt man ganz klar geruchlich wahr. Ansonsten finde ich das Bier etwas zu sauer. Und vielleicht auch etwas metallisch. Passt das in irgendeiner Form zum kalkhaltigen Wasser mit den Werten von oben?
Eigentlich kommt die Kalthopfung verhältnismäßig wohl auch wenig durch... Das Bier riecht dafür auch gar nicht so klasse. Das hatte ich nun auch wenigstens bei zwei Ansätzen so.
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