Whirlpoohopfung und Zeitmessung

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Mauri
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Whirlpoohopfung und Zeitmessung

#1

Beitrag von Mauri »

Hallo,

als blutiger Anfänger im Brauen mal eine Verständnisfrage:
Mein Rezept sagt bzgl. des Hopfens sowas wie:

80 Minuten kochen dabei:
- 60 min Hopfen A
- 15 min Hopfen B
- 10 min Whrilpool @ 80°C

Ist dies Zeitmessung korrekt oder muss ich anders rechnen?
1. Aufkochen
2. sobald es sprudelt 20 Minuten warten
3. Hopfen A hinzufügen
4. 45 Minuten warten
5. Hopfen B hinzufügen
6.15 Minuten warten
7. Pfanne ausschalten, warten bis 80°C erreich sind, also bspw. 30 minuten
8. Whirlpoolopfung für 10 Minutne und dann filtrieren

Insbesondere zieht ja Hopfen A und B noch während der Abkühlung (Schritt 7) mit. Ist das irrelevant und nur das sprudelnde kochen wird gezählt, oder muss ich Schritt 7 (und ggf. Schritt 8) auch noch auf die Hopfenkochzeit von Hpfen A und B addieren?

Danke und Grüße
Mauri
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marosh
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Re: Whirlpoohopfung und Zeitmessung

#2

Beitrag von marosh »

Der Begriff, den du suchst, nennt sich Nachisomerisierungszeit.
Also die Zeit, die deine Würze benötigt um von 100°C auf <80°C zu kommen. Es gibt dafür Rechner, die dies mit einbeziehen. Guck dir doch den hier mal an:

https://www.maischemalzundmehr.de/index ... iburechner
Gruß
Marco
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renzbräu
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Re: Whirlpoohopfung und Zeitmessung

#3

Beitrag von renzbräu »

Im Prinzip passt es so. Allerdings musst Du mit der Nachisomerisierungszeit aufpassen: Über 80°C (laut wiki 95°C) wird alpha-Säure sus dem Hopfen in Iso-Alphasäure umgewandelt; d.h. auch wenn die Pfanne aus ist (Flame out) wird Dein Bier weiter bitterer und "die IBUs steigen". Deshalb ist es wichtig diesen Faktor für seine Anlage zu kennen. Man versucht auch diese Zeit so kurz wie möglich zu halten indem man kühlt. Dies hat auch positive Auswirkung auf die nicht-Bildung von DMS (will man nicht im Bier haben).
Unter 80°C werden die Aromen aus dem Hopfen gelöst. Damit ist der Zeitpunkt der Hopfengabe für den Charakter genauso wichtig wie die Menge. Dazu kommt, dass der Gehalt an alpha-Säure mit den Erntejahren schwankt.
Zum Anpassen gibt es Hopfenrechner, z.B. auf maischemalzundmehr.de braureka.de oder weitere.
Viele Infos finden sich auch im wiki: https://hobbybrauer.de/forum/wiki/doku. ... redirect=1
Grüße Johannes

- hausgebraut, handgeklöppelt & mundgetrunken -
Jeff
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Re: Whirlpoohopfung und Zeitmessung

#4

Beitrag von Jeff »

Die Zeitpunkte der Hopfengaben hast du richtig verstanden. Die Zeit, die deine Würze nach Kochende benötigt um auf unter 80°C abzukühlen (bei dir 30 min, was sehr lange ist!) nennt sich Nachisomerisierungszeit und muss bei der IBU-Berechnung berücksichtigt werden. Brautools, wie z. B. der "kleine Brauhelfer" können das. Du solltest aber auf jeden Fall in eine Kühlmöglichkeit investieren.
Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist!

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integrator
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Re: Whirlpoohopfung und Zeitmessung

#5

Beitrag von integrator »

:Grübel Aus meiner Sicht ist es egal wie lange der Hopfen bei unter 80⁰C im Whirlpool verbleibt. Warum sollten die 10 min. so wichtig sein?
Oder habe ich die Frage falsch verstanden?
:Bigsmile Selbstgespräche sind schlimm solange du nichts Neues erfährst. :Bigsmile
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Frommersbraeu
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Re: Whirlpoohopfung und Zeitmessung

#6

Beitrag von Frommersbraeu »

:Grübel Ich vermute mal dass es hier ein klassischer Übersetzungsfehler ist. Was unsereins unter WP Hopfen versteht, ist die Gabe unter 80°C während des Kühlens. Im englischen Sprachraum wird oft vom Hopstand gesprochen, was eine Hopfengabe unterhalb der Kochtemperatur, also irgendwo zwischen 100 und 80°C über eine Dauer von XY Minuten beschreibt.
Die 10 Minuten Whirlpool bei 80°C wäre dann irgendwie ein zwischen Ding. Du bekommst dadurch ein wenig mehr isomerisation, auch wenn die Umsetzung bei 80°C schon deutlich länger dauert und eventuell wird etwas mehr Öl vor dem Absetzen gelöst. Kann man machen, muss aber nicht...
Schöne Grüße
Patrick


Brauen ist wie ein Überraschungsei:
Spiel, Spaß und Scho.. ach ne Bier!
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Mauri
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Re: Whirlpoohopfung und Zeitmessung

#7

Beitrag von Mauri »

Danke für die vielen hilfreichen Hinweise. Tatsächlich habe ich die Nachisomerisierungszeit nicht berücksichtigt. Da ich keinen Würzekühler einsetze, dauert das herunterkühlen auf 80 Grad eben etwas.
Beim nächsten Versuch werde ich einfach die Kochzeit des Hopfens um 15 Minuten verringern und die Nachisomerisierungszeit stattdessen nutzen.
Vielleicht kaufe ich mir im Frühjahr auch mal einen Würzekühler, aber im Herbst/Winter soll das auch ohne gehen.

Nach Brewfather sollte mein Bier nun bei etwa 40 IBUs und 0,90 BU/GU raus kommen. Wäre nicht ganz das, was ich brauen wollte, aber sollte auch noch genießbar werden. Ich bleibe gespannt.
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