Zu starker Hefegeschmack

[Frikaseud]

Hallo zusammen,

ich braue nun erst seit 1 Jahr und muss sagen ich habe zur Nachgärung Glucose zugegeben, in Ein Keg und auch in Flaschen.
Nun mein Bier hat einen starken bzw. zu starken Hefegeschmack, leicht unangenehm.

Der Geschmack war beim Weizen wie beim Festbier Wahrzunehmen, könnte das an der Zugesetzten Glucose liegen?
Soll man besser Würze zurückhalten und zugeben?

Insgesamt sollte der Geschmack etwas malziger sein, wie könnte ich da ran gehen.

[Juergen_Mueller]

Das interessiert mich auch. Meine dunklen Biere erreichen nie die gewünschte tiefe Malzigkeit, die ich von Kaufbieren her kenne. Stattdessen deckt ein breiter, hefiger Geschmack alle feinen Nuancen zu.
Meine Vermutung ist, das durch eine nicht genügend klare Läuterwürze Trubstoffe beim Kochen diesen Geschmack hervorrufen.
Daher habe ich jüngst meinen Läuterprozess verändert und kann jetzt eine echte Läuterruhe einhalten. Bei meinem letzten Sud hatte ich damit die bislang klarste Läuterwürze, allerdings bei einem Hellen. Ich behalte das im Auge.

[Räuber Hopfenstopf]

Sagt doch mal was zur Schüttung, zum Maischen und zur verwendeten Hefe. Das Wasser kann auch ein Grund sein, wenn das Bier „leer“ schmeckt (war bei mir so). Aber ohne detailliertere Angaben kann man da nicht viel zu sagen.

[Juergen_Mueller]

Bei meinem letzten dunklem Ale sah das so aus:
MüMa, PiMa, ChocMa, 65/32/2

-15 Min. Eiweißrast bei 56°
-60 Min. Kombirast bei 67°
- Spalter Select und HT Mittelfrüher
- 13,6 °P, 25 IBU
- 0,5 g/L "Nottingham Ale" bei 20° C. AVGs 76%

Also völlig unauffällig, ich hatte diesen (s.o.) Geschmack aber auch bei leicht anderen Schüttungen oder Hefen (meist obergärig).

Mein Wasser (ohne Aufbereitung) ist eher weich und mineralienarm, RA =3

Nachtrag: Ich nutze das WA-Tool von MMum zur Vorhersage des Maische-pH. Daher verzichte ich bei dunklen Malzen auf eine Aufsalzung, damit mir der pH nicht zu tief gerät. Vlt wäre eine Gabe von Natron sinnvoll?

Edit: Korrektur IBU Wert

[§11]

Der hefige Geschmack wird von der Nottingham kommen, die bei 20°C alles andere als neutral vergärt.

Dazu kommt das gerade ein dunkles, das ja entsprechend Restextrakt enthalten soll, eines der Biere ist, die ich persönlich nicht mit Single Infusion brauen würde, sondern klassische mit einem mehrstufigen Maischprogramm und eben nicht mit Fokus auf die Maltosebildung.

Auch die recht lange Eiweißrast führt zu „dünnen“ Bieren und ist, gerade bei dunklen Bieren, auch nicht nötig.

Wie lange kochst Du?

Gruß

Jan

[Juergen_Mueller]

Super schnelle Antwort, Vielen Dank!
Ich koche 60 Minuten, zu kurz?
Single Infusion war´s bei diesem Bier, meist mache ich aber klassische Rastenführung. Leider hab ich auch dort das Problem. Zur Notti kann ich sagen, das ich damit weniger Erfahrung hab, und sie sonst auch meist kühler anstelle. Kann der hefige Geschmack durch höhere Esterbildung der warmen Gärführung beeinflußt sein? Ich hätte eher auf fruchtige Noten geschlossen.

[reib]

Wie lange dauert deine Hauptgärung ?
Wie füllst du ab ?
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?f=7&t=212

[Juergen_Mueller]

Ich messe nach einer Woche, dann liegt der REs im erwarteten Bereich. Trotzdem warte ich noch eine weitere Woche um die Hefe stärker sedimentieren zu lassen. Nach 2 Wochen lege ich dann meist Haushaltszucker in Flaschen vor und schlauche. Hin und wieder karbonisiere ich aber auch mit Speise oder Zuckerlösung. Probleme mit Gushing, Flaschenbomben oder schalem Bier habe ich keine, Karbo passt.
Ist meine Theorie mit ungenügender Klarheit der Läuterwürze so abwegig?

[Colindo]

Mich würde interessieren, ob dein Bier im Glas klar ist. Wenn nicht, wird hefiger Geschmack von der Hefe kommen.

[Räuber Hopfenstopf]

Ich habe gerade zwei IPA mit der Verdant vergoren. Die sedimentiert ja mal überhaupt nicht. Trotzdem schmeckt das Bier nicht hefig. Die Nottingham ist bei 20 Grad sicherlich nicht neutral. Aber einen hefigen Geschmack habe ich noch nie festgestellt. Für malzbetonte Biere nehme ich sie allerdings nicht mehr, da sie mir oft etwas zu hoch vergärt.

[gulp]

20° was, Zimmertemperatur, Würzetemperatur. Wenn das bei 20° Zimmertemperatur steht, werden in der Hauptgärung schnell mal 23- 24° draus und dann kann man das mit der Notti vergessen. Das wird untrinkbar.

Gruß
Peter

[Juergen_Mueller]

Danke für eure Beiträge!
# Colindo: Meine dunklen Biere sind nie völlig klar. Bisher schiebe ich diesen Zustand auf einen (zu) geringen Calciumgehalts meines Brauwassers (30mg/L.). Wie gesagt, bei dunklen Malzen verzichte ich auf eine Aufsalzung mittels Calciumchlorids oder -sulfats. Auch die Verwendung von Irish Moss hilft nur teilweise bei der Klärung. Daher gebe ich bis zu einem gewissen Grad der Trübung die Schuld. Aber erklärt das auch die mangelnde "Tiefe" der Malzigkeit?
# Räuber Hopfenstopf: Ich teile deine Einschätzung der zu hoch vergärenden Notti bei malzigen Bieren! btw: Klasse Nick
# gulp: 20° war Würzetemp. Trotzdem, wie würdest Du den Geschmack der Notti bei zu hohen Temperaturen beschreiben?

[reib]

Fehlende Malzigkeit kann auch durch Kühltrub kommen.

[DerDallmann]

Fehlende Malzigkeit kann auch an Sauerstoffeintrag liegen.
Beschäftigte dich mal mit Lodo brewing. Hier ein Beispiel.
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=10415

[Juergen_Mueller]

Interessant, Danke für den Link!
Mein neuer Läuterprozess verspricht deutlich verbesserte Qualität in Bezug auf Sauerstoffvermeidung und Trubabscheidung. Nächste Woche werde ich ein Münchner Dunkel brauen und dabei diese Punkte explizit im Auge behalten.
Vielen Dank bis hierher!

[90er]

Ich habe Anfang des Jahres in einem Pils genau einmal diesen seltsamen Hefegeschmack festgestellt. Die Würze nach dem Läutern war dabei absolut klar. Aber: Nach dem Durchgehen aller Parameter und des kompletten Ablaufs blieb als Ursache nur eine zu hohe Anstelltemperatur. Das war nämlich auch der einzige Sud, bei dem meine Aufzeichnungen etwas widersprüchlich waren. War zwar UG, aber halte ich für übertragbar.

Häufig (und auch bei meinem letzten Sud: einem Dunklen) ist das fertige Bier wie filtriert, aber die Läuterwürze total undurchsichtig und trüb. Das als Gegenbeispiel zur klaren Läuterwürze.
Oxidationsvermeidung ist garantiert nie verkehrt, ich würde mir daneben noch das Brauwasser ansehen, vernünftiges Hefemanagement betreiben (ich persönlich finde 0,5g/l Nottingham zu wenig bei 13,6°P) und auch die Menge des Bodensatzes in den Flaschen.

[Frikaseud]

Hallo an ALLE,
danke für Eure Antworten, ich muss sagen das sind sehr viele Fehlerquellen die da bei mir ein Rolle spielen könnten....

Nun ich muss beim Nächsten Sud mal darauf achten, dass ich mich genau an alle Vorgaben halte.
Ich hatte den Sud über Nacht abkühlen lassen zuvor jedoch nicht, Beide hatten den Hefegeschmack.
Temp. der Hauptgärung lag bei 19 °C Safe Ale 06 Weizen.

- Ich werde bei den Nächsten Sud einen Teil mit Glucose den Anderen mit Würze füttern
- Temp der Hauptgärung stabil halten
- Läutern und Kochen einhalten

Danke!

[Frommersbraeu]

Glucose zur Nachgärung, wenn du dazu noch mit ordentlich Lufteintrag abfüllst, dann hast du ideale Bedingungen für die Hefevermehrung geschaffen. Versuch doch mal Speise oder Maltose und möglichst ohne Sauerstoff zu arbeiten