Hallo zusammen,
letztes Wochenende war auch bei mir Grünhopfenernte und -brautag.
Ich hatte dieses Jahr zwei Hopfen in meinem Garten wachsen lassen:
1. einen Callista, den ich im Mai 2021 bei Eickelmann gekauft und eingepflanzt hatte (hier hatte ich dieses Jahr drei Triebe angeleitet) sowie
2. einen Cascade, den ich im Januar 2022 auch dort gekauft und schon im Februar in ca 1,5m Abstand vom Callista eingepflanzt und danach mit Rindenmulch und Reisig abgedeckt hatte (nachdem die Info von Eickelmann war, dass potenzieller Frost der Pflanze nicht schadet, sie aber nicht zu viel Licht bekommen soll). Bei dieser neuen Pflanze hatte ich dieses Jahr nur zwei Triebe angeleitet.
Beide Pflanzen wachsen bei mir leicht schräg an einer Leine hoch, die vom Boden zum Geländer der Dachterrasse führt:
Sicht von oben, wo man sieht, dass selbst diese ca. 7 Meter nicht gereicht haben; vielleicht kann ich da nächstes Jahr noch etwas nachbessern
:
Sicht von unten:
Auf dem Foto sieht man nur noch den Callista, weil ich es aufgenommen hatte, als ich den Cascade zum Ernten schon auf den Boden runtergelassen hatte:
Letzten Sonntag haben einer meiner Nachbarn und ich dann die Dolden beider Pflanzen komplett abgeerntet, nachdem ich nach o.g. Kriterien (Spitzen der Doldenblätter teils braun, Rascheln, Kleben, dunkelgelbes/duftendes Lupulin etc.) überzeugt war, dass die Dolden an beiden Pflanzen reif sind (nach LFL Bayern sind diese beiden Sorten auch in etwa gleichzeitig zu diesem Zeitpunkt (bei uns im Rheinland) reif).
Vom Callista (weißer 30L-Eimer) hatten wir letztlich 1560g Dolden unmittelbar nach dem Pflücken, beim Cascade 1330g (roter 10L-Eimer):
Wir haben mit beiden Hopfen direkt zwei Sude gebraut. Damit das sonntags zeitlich überhaupt klappt, hatten wir schon samstags das Malz abgewogen und geschrotet und auch die zusätzlich nötigen Pellethopfen rausgesucht, abgewogen und wieder eingefroren.
Sonntags haben wir dann direkt mit dem Heizen des Wassers auf Einmaischtemperatur begonnen und dabei (parallel in zwei Grainfather GF30) ca. eine Stunde Abstand zwischen den Suden gelassen, damit wir es überhaupt schaffen, neben der Doldenernte überschneidend beide Sude noch zu brauen und abzufüllen. Das war gut, wir hatten auch mit diesem Puffer keine Sekunde Zeit bis beide Sude gekühlt, abgefüllt und angestellt waren.
Laut dem Buch Hopfenliebe von Toni Nettebohm, S. 166 soll man 5 bis 10 Mal so viel Grünhopfen wie getrockneten Hopfen bei den späten Aromagaben verwenden. Ich habe dieses Jahr eher am unteren Ende kalkuliert, weil ich beim Callista-Grünhopfenbier in 2021 nachher feststellen musste, dass ich es deutlich übertrieben hatte mit dem Grünhopfen
.
Auch hier im Forum findet man Erfahrungswerte z.B. im Rahmen von 7-8g/L.
Sud 1 ist orientiert am SNPA-Rezept von Kurt auf MMuM, allerdings natürlich ein Stück weit auf meine Anlage und meine Erfahrung angepasst.
Dabei habe ich beide Cascade-Gaben durch Grünhopfen ersetzt:
als Pellethopfen hatte ich 10 Min vor Kochende 1,19g/L Cascade => durch 6g/L (5*1,2g/L) Cascade-Grünhopfen ersetzt
als Pellethopfen hatte ich im Hopstand 1,85g/L Cascade => durch 11g/L (6*1,85g/L) Cascade-Grünhopfen ersetzt.
Hier die Gabe 10min vor Kochende:
Ich gebe den Grünhopfen im Malzrohr, weil ich ihn so nachher sehr gut vor dem Abfüllen entnehmen kann.
Sud 2 war ein American Pale Ale (Pale Ale-Malz sowie ein wenig Münchner II, Weizenmalz, CaraPils) mit Chinook-Pellets in der VWH und Citra-Pellets plus Callista-Grünhopfen im Hopstand.
Beide Sude aktiv auf 16°C gekühlt und mit rehydrierter US-05 angestellt.
Lt. iSpindel dürften beide Sude langsam auf das Ende der Hauptgärung zugehen. Seit gestern früh lasse ich die Temperatur daher gezielt leicht ansteigen.
Den am Sonntag noch verbliebenen Rest des Grünhopfens haben wir vakuumiert und sofort eingefroren:
Damit werden wir (voraussichtlich nächstes Wochenende) zwei weitere Biere brauen: ein Black IPA und ein NEIPA, in welche (neben Pellethopfen) jeweils beide Grünhopfen in den Hopstand kommen.
Sollte dann noch ein Rest Grünhopfen verbleiben, probiere ich, ob man diesen trotz Einfrierens und Auftauens noch trocknen kann...
Jetzt bin ich sehr gespannt, wie die Biere schmecken in einigen Wochen.