Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

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schlupf
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Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#1

Beitrag von schlupf »

Moin,

Es ist ja eine Binse, dass Hobbybrauen umwelttechnisch viel schädlicher wäre, als wenn man sein Bier einfach kaufen würde.
Aber in welcher Größenordnung trifft das eigentlich tatsächlich zu?

Bei mir sehe ich hauptsächlich einen extrem hohen Wasserverbrauch durch die Kühlspirale und das Flaschenwaschen.
Heizen des Suds und Kühlen bei der Gärung geht in Großbrauereien mit geschlossenen Wärme- und Kältekreisläufen bestimmt auch etwas effizienter, allerdings werden dabei echte Großbrauereien in einer anderen Liga sein, als der lokale Crafty, der vielleicht einen Doppelsud die Woche macht und den in 10 Hekto Tanks im ungedämmten Flachbau gärt...

Auf der Haben-Seite sehe ich aber dass aus einem 30kg Paket am Ende ungefähr 100L Bier werden und Leergut auch nicht durch die Gegend gefahren werden muss, sondern direkt vor Ort verbleibt, während Bierlaster am Ende eigentlich hauptsächlich Wasser durch die Republik Karren und danach gebrandete Flaschen und Plastikkisten wieder Retoure.

Also wie schlimm sind wir jetzt eigentlich tatsächlich?

Viele Grüße
Sebastian
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Brandergartenbier
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#2

Beitrag von Brandergartenbier »

Ich verstehe das nicht ganz. Wie schlimm sind wir tatsächlich?
Gibt es dazu Leute oder Infos, die das suggerieren?

Fragt man sich das auch wenn man sein eigenes Brot backt? Ist das nicht umweltfreundlicher als es beim Bäcker zu kaufen?

Von der Masse her würde ich immer sagen, dass Industrie einen Vorteil gegenüber Privatleuten hat. Mit der Annerkung, der Lieferketten und auch der Gewinne die bei jedem Stopp gemacht werden wollen sehe ich das aber nicht mehr so eng.

Im Hochsommer Gieße ich jeden Abend mindestens eine Stunde unseren Garten. Das Wasser beim Bier brauen ist dagegen ein Witz. Sonntags gehen wir gerne Baden, das übertrifft die Menge bei einem Sud locker.

Antwort: Wer will kann sehr viel ändern, dass Bierbrauen ist aber nicht schlimm!

Ich fahre seit Jahren mit dem Rad zur Arbeit.
Gruß Florian
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Auch Wasser wird zum edlen Tropfen, mischt man es mit Malz und Hopfen!
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#3

Beitrag von rakader »

schlupf hat geschrieben: Donnerstag 24. März 2022, 21:26 Moin,

Es ist ja eine Binse, dass Hobbybrauen umwelttechnisch viel schädlicher wäre, als wenn man sein Bier einfach kaufen würde.
Aber in welcher Größenordnung trifft das eigentlich tatsächlich zu?

Bei mir sehe ich hauptsächlich einen extrem hohen Wasserverbrauch durch die Kühlspirale und das Flaschenwaschen.
Heizen des Suds und Kühlen bei der Gärung geht in Großbrauereien mit geschlossenen Wärme- und Kältekreisläufen bestimmt auch etwas effizienter, allerdings werden dabei echte Großbrauereien in einer anderen Liga sein, als der lokale Crafty, der vielleicht einen Doppelsud die Woche macht und den in 10 Hekto Tanks im ungedämmten Flachbau gärt...

Auf der Haben-Seite sehe ich aber dass aus einem 30kg Paket am Ende ungefähr 100L Bier werden und Leergut auch nicht durch die Gegend gefahren werden muss, sondern direkt vor Ort verbleibt, während Bierlaster am Ende eigentlich hauptsächlich Wasser durch die Republik Karren und danach gebrandete Flaschen und Plastikkisten wieder Retoure.

Also wie schlimm sind wir jetzt eigentlich tatsächlich?

Viele Grüße
Sebastian
Gute Frage, Sebastian. Ich versuche als Ur-Grüner, Gründungsmitglied in Heilbronn, seit Jahr und Tag eine Abwägung zu treffen und stehe manchem Hygiene-Fetisch hier sehr kritisch gegenüber.

Das Thema Wasserverbrauch lenkt uns meiner Meinung nach auf ein Nebengleis. Tatsächlich sollten wir die Logistik viel mehr ins Auge nehmen. Wenn ich einen Sack Extra Pale von Weyermann über Braumarkt in Holland kaufe, wird mir ehrlich gesagt schummrig. Wenn ich aber hin und zurück 40 km zu meinem Malzhändler in Österreich fahre - ist das unbedingt besser?

Bei vielen Händlern kann man inzwischen CO2-Neutral seine Ware bestellen, diese Angebote sollten wir meiner Meinung nach annehmen. Den Vergleich zum Getränkehändler müssen wir jedenfalls nicht scheuen - egal ob ich mir Bier liefern lasse oder im Getränkemarkt abhole - die Ökobilanz muss beim Selberbrauen nicht schlechter sein.

Für den hohen Wasserverbrauch der Kühlung, um doch noch auf das Nebengleis einzuschwenken, habe ich mir seit einigen Jahren inzwischen eine gute Lösung gebastelt: Damit werden meine Kräuterrabatte gewässert und was nicht gebraucht wird, landet in einer Zisterne. Mit dem Treber füttere ich die Hühner meiner Nachbarn und bekomme dafür Eier. Mit deren Dung dünge ich wiederum meine Kräuterrabatten. Wenn wir uns ein wenig mehr ums Kreislaufwirtschaft Gedanken machen, denke ich, können wir einen kleinen aber sinnvollen Beitrag leisten. Da findet jeder eine Möglichkeit.
Flaschenwaschen, da erinnerst Du mich allerdings an ein to do - das kann bei mir auch noch eindeutig besser werden.*

Viele Grüße
Radulph

Edit: Ich habe sowohl in Rumänien wie in Bayern direkt einen Bach beim Haus. In Rumänien sind Holzvorrichtungen für Teppich- und Wollpulloverwaschen im Bach immer noch in Betrieb - da muss ich mir mal überlegen, ob da nicht eine natürliche Flaschenwaschanlage im Back möglich ist... danke fürs Thema :Smile
Zuletzt geändert von rakader am Donnerstag 24. März 2022, 22:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#4

Beitrag von Patilla »

rakader hat geschrieben: Donnerstag 24. März 2022, 21:26

Gute Frage, Sebastian. Ich versuche als Ur-Grüner, Gründungsmitglied in Heilbronn, seit Jahr und Tag eine Abwägung zu treffen und stehe manchem Hygiene-Fetisch hier sehr kritisch gegenüber.

Das Thema Wasserverbrauch lenkt uns meiner Meinung nach auf ein Nebengleis. Tatsächlich sollten wir die Logistik viel mehr ins Auge nehmen. Wenn ich einen Sack Extra Pale von Weyermann über Braumarkt in Holland kaufe, wird mir ehrlich gesagt schummrig. Wenn ich aber hin und zurück 40 km zu meinem Malzhändler in Österreich fahre - ist das unbedingt besser?

Bei vielen Händlern kann man inzwischen CO2-Neutral seine Ware bestellen, diese Angebote sollten wir meiner Meinung nach annehmen. Den Vergleich zum Getränkehändler müssen wir jedenfalls nicht scheuen - egal ob ich mir Bier liefern lasse oder im Getränkemarkt abhole - die Ökobilanz muss beim Selberbrauen nicht schlechter sein.

Für den hohen Wasserverbrauch der Kühlung, um doch noch auf das Nebengleis einzuschwenken, habe ich mir seit einigen Jahren inzwischen eine gute Lösung gebastelt: Damit werden meine Kräuterrabatte gewässert und was nicht gebraucht wird, landet in einer Zisterne. Mit dem Treber füttere ich die Hühner meiner Nachbarn und bekomme dafür Eier. Mit deren Dung dünge ich wiederum meine Kräuterrabatten. Wenn wir uns ein wenig mehr ums Kreislaufwirtschaft Gedanken machen, denke ich, können wir einen kleinen aber sinnvollen Beitrag leisten. Da findet jeder eine Möglichkeit.
Flaschenwaschen, da erinnerst Du mich allerdings an ein to do - das kann bei mir auch noch eindeutig besser werden.

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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#5

Beitrag von schlupf »

Ja, aber selbst der Sack Malz aus Holland wird soo schlimm nicht sein, immerhin wird der ja nicht einzeln mit dem SUV rumkutschiert.
Die Logistiker auf dem Weg werden schon die Auslastung ihrer Fahrzeuge ziemlich optimieren. Und auch die Brauereien müssen sich ihre Rohstoffe irgendwie anliefern lassen.

Auch da wird Oettinger beispielsweise, wo das Malz vermutlich als Schüttgut ankommt, eine andere Umweltbilanz haben als der Craft Brauer um die Ecke, der sein Malz, der Qualität wegen, als Sackware auf Palette aus England bezieht.
Und vor dem zweiteren müssen wir uns in der Hinsicht nicht unbedingt verstecken...
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#6

Beitrag von rakader »

schlupf hat geschrieben: Donnerstag 24. März 2022, 23:13 Ja, aber selbst der Sack Malz aus Holland wird soo schlimm nicht sein, immerhin wird der ja nicht einzeln mit dem SUV rumkutschiert.
Die Logistiker auf dem Weg werden schon die Auslastung ihrer Fahrzeuge ziemlich optimieren. Und auch die Brauereien müssen sich ihre Rohstoffe irgendwie anliefern lassen.

Auch da wird Oettinger beispielsweise, wo das Malz vermutlich als Schüttgut ankommt, eine andere Umweltbilanz haben als der Craft Brauer um die Ecke, der sein Malz, der Qualität wegen, als Sackware auf Palette aus England bezieht.
Und vor dem zweiteren müssen wir uns in der Hinsicht nicht unbedingt verstecken...
Sicher. Richtig. Ich kann ja mal Leute aus der GF von Oettinger fragen - die wollten eh mal zeitnah ein paar Biere von mir verkosten ;-) Ist immerhin ein Gesprächsthema zwischen Hobbyist und Profis, dann bekommen wir immerhin mal eine Ahnung von der Größenordnung. Die sind bei dem Thema sicher sehr offen, weil positive PR.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#7

Beitrag von slimcase »

Zum Thema Umweltschutz beim Wasserverbauch möchte ich was in die Runde werfen.

Das Wassernetz unserer Stadt wurde mal für sehr viel mehr Bürger entwickelt als sie momentan bewohnen. Damit immer frisches Wasser in den Leitungen steht spühlt der Wasseranbieter die Leitungen täglich durch bzw je nachdem wieviel Wasser von den Bürgern verbraucht wird.

Heisst unterm Strich wird täglich so ziemlich die selbe Menge Frischwasser verbraucht ob ich nun braue oder nicht. Für mich als Verbraucher ist Wasser Sparen also lediglich eine Kostenfrage aber keine Umweltfrage. Ich weiss nicht in wie weit dies auch in anderen Städten praktiziert wird.
Lieben Gruß
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#8

Beitrag von rakader »

slimcase hat geschrieben: Donnerstag 24. März 2022, 23:34 Das Wassernetz unserer Stadt wurde mal für sehr viel mehr Bürger entwickelt als sie momentan bewohnen.
Ich höre das zum ersten Mal, ist aber in Bezug auf soziodemographische Entwicklungen logisch. Das ist soziologisch sicher ein interessantes Thema, was die Abwanderung im Osten anlangt, aber ich glaube nicht, dass eine Korrelation zielführend mit der Umweltdiskussion ist, wenn wir uns z.b. die Absenkung des Grundwasserspiegels in semiariden Gebieten wie Brandenburg anschauen.

Ich frage mich da eher, warum Bürger Deiner Kommune da nicht längst die Stadtwerke und die Verwaltung zur Rede gestellt haben, z.B. Rückbau bzw. Anpassung der Infrastruktur. Vorbilder gibt es in den Pyrenäen; wurde dort von der EU gefördert.
Sonderlich EU-konform sieht mir das nicht aus. Wäre vielleicht ein Thema, wo man aktiv werden könnte – oder?

Gruß
Radulph

Edit: Sicher werden Gesundheitsaspekte vorgeschoben, Legionellen et al, aber ich halte das eher für eine Ausflucht, sich um bessere Lösungen zu kümmern. OK - die Kostenfrage, die wird kommen…
Zuletzt geändert von rakader am Donnerstag 24. März 2022, 23:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#9

Beitrag von Patilla »

slimcase hat geschrieben: Donnerstag 24. März 2022, 23:34 Zum Thema Umweltschutz beim Wasserverbauch möchte ich was in die Runde werfen.

Das Wassernetz unserer Stadt wurde mal für sehr viel mehr Bürger entwickelt als sie momentan bewohnen. Damit immer frisches Wasser in den Leitungen steht spühlt der Wasseranbieter die Leitungen täglich durch bzw je nachdem wieviel Wasser von den Bürgern verbraucht wird.

Heisst unterm Strich wird täglich so ziemlich die selbe Menge Frischwasser verbraucht ob ich nun braue oder nicht. Für mich als Verbraucher ist Wasser Sparen also lediglich eine Kostenfrage aber keine Umweltfrage. Ich weiss nicht in wie weit dies auch in anderen Städten praktiziert wird.
Hier spielt sicher auch das Abwasser mit...bei zu wenig verbrauchtem Trinkwasser und dementsprechend zu wenig Abwasser verschlammen die Kanalisationen. Das passiert vor allem, da viele nach dem großen Geschäft die Spartastedrücken um Wasser zu sparen. Der Verbraucher spart im Jahr ein paar dutzend Liter, dafür kommen die Stadtwerke und reinigen den Kanal mit einigen Kubikmetern Wasser...
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#10

Beitrag von slimcase »

Du solltest dich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und das Ossi-Bashing wieder in die Kiste packen. Ich wohne in einer Großstadt in der die Einwohnerzahlen seit 20 Jahren kontinuierlich steigen.

Ich kenne ein paar Leute aus der Wasserwirtschaft, möchte deine Vorstellungen jetzt nicht unbedingt entzaubern aber tatsächlich steht die Sicherung der Wasserqualität an erster Stelle :Smile Das gesamte Rohrnetz einer 200k+ Einwohnerstadt zu erneuern mag für den Leihen eine Option darstellen... aber nunja.

Deine Gründungsmitgliedschaft und Expertenwissen in allen Ehren :Bigsmile aber ich wollte an dieser Stelle wirklich keine Diskussion zu diesem Thema anzetteln sondern lediglich zu bedenken geben, dass in bestimmten Regionen Wasser Sparen "nur" gut für den Geldbeutel ist und man sich daher vlt andere Bereiche des Hobbybrauens anschauen sollte :Smile
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#11

Beitrag von rakader »

Nicht so überempfindlich Danilo - hat wirklich nichts mit der unleidlichen Ossi-Diskussion zu tun, sondern ganz nüchtern mit soziodemographischen Entwicklungen. Die sind übrigens auch in meiner Heimat auf der Schwäbischen Alb seit 30 Jahren ein Thema, v.a. infolge der Textilkrise. Kein Grund für Schnappatmung. Disruption ist nicht allein ein Phänomen im Osten!

Grüße
Radulph
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#12

Beitrag von slimcase »

Keine Sorge ich habe das wirklich nicht persönlich aufgefasst, wollte dich nur eindringlich zur Selbstreflexion ermutigen :Bigsmile
Lieben Gruß
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#13

Beitrag von rakader »

slimcase hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 00:07 Keine Sorge ich habe das wirklich nicht persönlich aufgefasst, wollte dich nur eindringlich zur Selbstreflexion ermutigen :Bigsmile
OT
Ich komme aus einer Stadt mit ursprünglich 52TSD Einwohnern, die jetzt nur noch 42 TSD hat. Und wo sich genau die identischen Probleme wie von Dir geschildert, stellen. Eine andere Frage ist halt, sich diese Entwicklung einzugestehen und Hilfen zu beantragen. Wir können das aber gerne als PM weiterdiskutieren, wenn Dich das Thema fuchst.

LG
Radulph
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#14

Beitrag von slimcase »

Momentan nicht so wirklich... ich kann mit dieser Tatsache ganz gut leben und würde den Fokus sowie evt Hilfen momentan eher auf andere Rohstoffe legen :Bigsmile Wir holen das Thema an geeigneter Stelle dann einfach noch mal raus :Smile

Bin gespannt auf weitere Aspekte beim Vergleich von Industriebier und Selbstgebrautem.

Die Lieferzeit von meinem Lastenfahrrad ist bald zuende sodass ich meinen gesammten Leergut sowie Vollgut Transport eigentlich nur noch mit dem Lastenrad erledigen möchte. Gerne poste ich in diesem Thread dann mal ein grünes Bild wie ich 4 Kisten damit zum Stammtisch fahre ;)

p.s. ich habe mal ein halbes Jahr als Radkurier gearbeitet und bin oft mit sehr viel schwereren Lasten durch die city geradelt. Werft mir also keine Naivität vor! :Bigsmile
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#15

Beitrag von rakader »

slimcase hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 00:20 p.s. ich habe mal ein halbes Jahr als Radkurier gearbeitet und bin oft mit sehr viel schwereren Lasten durch die city geradelt. Werft mir also keine Naivität vor! :Bigsmile
Das machst Du aber auch nur auf dem platten Land und nicht hier in Hügelland von Passau, bzw. meinem Zweitdomizil im Hochgebirge der Karpaten :Smile Hier fahren alle Radkuriere mit Akku - anders ist das nicht zu schaffen. aber wie Du selbst sagst: es geht um Selbstreflexion :Greets Was hier eigentlich fehlt, ist ein lokaler Braushop. Den gab es, eröffnet ein paar Wochen vor der Pandemie - und die hat der nicht überlebt. War mir jedenfalls sympathischer als der Shop aus Holland.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#16

Beitrag von Brandergartenbier »

Thema Wasser ist denke ich genug Belichtet worden, ganz kurz noch von mir:

Im öffentlichen Dienst haben wir nicht nur einen eingestellt der den ganzen Tag Leitungen spült.....

Jede Augendusche im Betrieb muss wöchentlich gespült werden.

Was gibt es denn außer den Bestellungen und Lieferwegen zu beanstanden? Höchstens Stromverbrauch und meinen bösen Gaskocher.
Gruß Florian
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#17

Beitrag von JackFrost »

Die neue Trinkwassernovelle lässt grüßen.

Bei uns werden auch alle Augen-/Notduschen und Aussenhähne sehr oft gespült.

In Berlin wird teilweise Duftstoffe in die Kanaldeckel gehängt da zu wenig Wasser durch läuft und massiv Faulgase entstehen. Da rosten die Steigbügel weg und müssen deutlich früher getauscht werden.

Die Industrie wird immer ein besseres Verhältnis erzeugt Ware zu Abfall/Wassser/Energie/… haben.

Aber irgendwo muss man es dann auch gut sein lassen beim kleinen Bürger.

Letzt endlich wird alles was wir machen zu CO2 und Wärme.
Gegen die GWh an Energie und Kühlwasser die für das Streaming benötigt werden sind die paar kWh meiner Brauerei ein Fliegenschiss. „On demand“

Wir alle mache Sachen wo wir mehr CO2 als der Durchschnitt erzeugt und Sachen wo wir weniger brauchen.

Ich schau das ich beim Brauen so wenig Ressourcen wie möglich brauche.

Wir müssen das große Ganze sehen und hier optimieren. Nur weil ich hier was Spare muss das nicht immer gut sein.

Wir hätten in diesem Land sehr viele Möglichkeiten Energie zu sparen, aber keiner will sich die Butter vom Brot nehmen lassen. Daher wird so was nicht umgesetzt.

Gruß JackFrost
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#18

Beitrag von emjay2812 »

Meine Familie ist da sehr ambivalent unterwegs. Das Wasser aus dem eigenen Brunnen wird fürs Wäsche waschen, Toilette und Garten bewässern genutzt. Zum Brauen müsste ich es regelmäßig labortechnisch untersuchen lassen Stichwort Trinkwasserverordnung).
Warmwasser wird im Sommer per Sonnenenergie erzeugt. So weit so gut.

Aber drei Kühltruhen für einen 4 Personen Haushalt und zwei Autos sind Pflicht. Von dem 15 Jahre alten Japaner will sich meine Mutter nicht trennen, ich hoffe der nächste TÜV regelt das.

Andere Hobbies sind glaube ich umweltschädlicher.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#19

Beitrag von schlupf »

JackFrost hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 07:05
Die Industrie wird immer ein besseres Verhältnis erzeugt Ware zu Abfall/Wassser/Energie/… haben.
Genau, allerdings wird nach der eigentlichen Herstellung im Prinzip hauptsächlich Wasser durch die Republik bewegt. Die Frage ist, ob dadurch schon unsere ineffizientere Herstellung kompensiert wird.

Und auch bei der Herstellung selbst wird die Umwelt-/CO2-Bilanz bei Krombacher deutlich andere Werte pro Liter haben als bei Kehrwieder oder meinetwegen bei Hühner Brau in Oberfranken...

Aber bei uns gibt's auch Dinge zu optimieren. Beim Gaskocher verpufft ja viel mehr Primärenergie als wenn ich in der isolierten Pfanne auf Induktion koche.

Nachtrag: Wenn ich mit meiner Induktionsplatte bei strahlendem Sonnenschein Mittags braue und Besitzer einer PV-Anlage bin, dürfte ich auch bei der Herstellung CO2-technisch zur Brauindustrie konkurrenzfähig sein, trotz des ineffizienteren Prozesses mit den kleinen Mengen...
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#20

Beitrag von rakader »

JackFrost hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 07:05 Wir hätten in diesem Land sehr viele Möglichkeiten Energie zu sparen, aber keiner will sich die Butter vom Brot nehmen lassen. Daher wird so was nicht umgesetzt.

Gruß JackFrost
Sehr richtig. Ich erwähne nur die Abstandsregeln für Windräder in BaWü und Bayern. Wenn der Städter aufs Land ins Traumhaus zieht, könnte es ja zum Rütli-Schwur kommen: Wie hältst du es mit dem unverstellten Blick? Diesen Lackmus-Test der grünen Seele möchte man dem Wähler nicht zumuten.

Heißt: Der Anspruch und die gelebte Öko-Realität klaffen oft auseinander, wenn mal wirklich Opfer gefordert werden. Man muss sich immer vorhalten, was vorgeschobene Ausrede ist und was möglich ist.
Die großen Änderungen gehen von Industrie und Versorgern aus. Den politischen Druck zur Änderung erzeugt aber der kleine Bürger, nicht zuletzt durch sein Verhalten. Das ist der Vorteil von Demokratie, wenn es um Änderungen geht. Wer also behauptet sein Beitrag bringt nichts, macht es sich bequem. Solche Haltungen muss man als Ausrede zurückweisen. Man sollte da aber auch immer ein Gespür dafür haben, was pragmatisch in den Alltag zu integrieren ist und was ideologisch ist: Lastenfahrrad geht in der platten Großstadt, Lastenfahrrad auf dem hügeligen Land ist eine Illusion.

Beim Thema Wasserverbrauch haben wir Kleinbrauer meiner Meinung nach keine ideologische sondern eine reale Verpflichtung. Nicht nur durch die Menge, sondern auch durch die chemischen Mittel, die wir einsetzen. In den Braushops ist das Thema bei Chemi-Oxi Pro und Co. und all den anderen Mitteln noch nicht angekommen. Ich meine, das wird langsam mal Zeit. Der Klimawandel ist in Deutschland längst angekommen, Wassersperren in semiariden Gebieten wie in Brandenburg, der Lausitz sind längst keine Dystopie mehr, sondern werden real diskutiert. Wer erst handelt, wenn am Brautag der Wasserhahn trocken bleibt, verdient kein Mitleid. Aber auch jene in Gegenden ohne Wasserproblem stehen in der Mitverantwortung. Wer das nicht sehen will, schaue nach Spanien, wo der wasserreiche Norden unter Wassermangel leidet, weil die Tomaten im Süden dessen Wasser verbrauchen, die wir wiederum kaufen. Der Einzelne kann viel tun, die Frage nach dem Lastenfahrrad stellt sich zunächst nicht.

Edit:
schlupf hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 07:33 Aber bei uns gibt's auch Dinge zu optimieren. Beim Gaskocher verpufft ja viel mehr Primärenergie als wenn ich in der isolierten Pfanne auf Induktion koche.
Das ist doch ein wichtiger Punkt wenn man bei der Vergrößerung der Brauanlage vor der Entscheidung Gas oder Strom steht. Vor ein paar Jahren stand ich vor der Entscheidung als es um eine 100-Liter-Anlage ging. An ökologische Aspekte habe ich damals nicht gedacht. Es ging allein um Leistung und Kosten, Brandschutz und Hygiene. Ich denke, dass für ökologische Aspekte bei uns hier im Forum bei den Diskussionen um Equipment und Prozesse noch viel Luft nach oben ist. Oder sehe ich das falsch?

Radulph
Zuletzt geändert von rakader am Freitag 25. März 2022, 08:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#21

Beitrag von Andlix »

schlupf hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 07:33 Nachtrag: Wenn ich mit meiner Induktionsplatte bei strahlendem Sonnenschein Mittags braue und Besitzer einer PV-Anlage bin, dürfte ich auch bei der Herstellung CO2-technisch zur Brauindustrie konkurrenzfähig sein, trotz des ineffizienteren Prozesses mit den kleinen Mengen...
In Deutschland gibt es eine Einspeiseverpflichtung. Zudem gibt es eine Einspeisevergütung die höher als der Marktpreis ist, um Anreiez zu geben.
Wenn man jetzt nochmals den Strom mit seinem Verbrauch gegenrechnet, dann belügt man sich nur selber.
(Selbiges gilt idR mit "ich verwende Ökostrom")

Man kann Wasser schon Mal heißes aus dem Warmwasser lassen, wenn man Solarthermie hat, ansonsten wird man wenig machen können.

Und das meiste wird für heizen und kühlen drauf gehen. Wasserverbrauch dürfte dagegen kaum ins Gewicht fallen, in vielen Gegenden auch kein großes Problem.
Für viele Gegenden ist es eher ein Problem, wenn zu wenig den Kanal erreicht. Wenn die Wassermenge für den Kanal nicht ausreicht wird Frischwasser eingeleitet.

Auch kleine Brauereien sehen bzgl Energie schlecht aus. Gerade im Sommer dürfte extrem viel Energie drauf gehen um die Tanks zu kühlen.
Die kurzen Wege dürften dagegen kaum ins Gewicht fallen. In der Praxis dürften aber Craft Biere einen weiteren Weg haben und sollten im Handel gekühlt werden.

Wenn das für einem wirklich eine Rolle spielt, müsste man wahrscheinlich sein Hobby aufgeben und sollte kein Bier kleiner Brauereien trinken.

Für mich ist es ein Hobby, das ich mir leiste.
Hier könnte man auch den blöden Spruch anbringen, bzgl. Kosten und Hobby, den man hier viel zu häufig liest, will ich aber nicht.

Und ich denke es ist sinnvoller sich zu überlegen, was die große Getränkeindustrie noch machen kann, denn das ist der große Batzen. Und hier muss man sagen, dass einheitliche Flaschen und Kisten schon etwas bringen würde (das kommt nebenbei auch den kleinen Brauereien zugute).

Gruß
Andy
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#22

Beitrag von renzbräu »

Andlix hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 08:25 Zudem gibt es eine Einspeisevergütung die höher als der Marktpreis ist, um Anreiez zu geben.
Hätte darüber erst ein Gespräch mit dem Besitzer einer neuen PV-Anlage: Die Einspeisevergütung liegt unter dem Bezugspreis für Strom. Energiespeicher sind leider noch zu teuer. Aktuell -das kann sich auch schnell wieder ändern- wäre PV und E-Auto eine Alternative zur Speicherung eigenerzeugter Energie.
Grüße Johannes

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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#23

Beitrag von gulp »

Mit einer Suggestivfrage direkt in den Moralinsauren Bereich. Nicht schlecht. :Cool
Zum Thema Wasserverbrauch gibt es hier einen schönen Artikel: https://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/ ... lt100.html
Wasser sparen ist also hierzulande nicht besonders sinnvoll, außer für den eigenen Geldbeutel.

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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#24

Beitrag von schlupf »

Andlix hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 08:25
Wenn das für einem wirklich eine Rolle spielt, müsste man wahrscheinlich sein Hobby aufgeben und sollte kein Bier kleiner Brauereien trinken.
Genau der Spruch kommt immer irgendwann, aber stimmt das denn überhaupt so pauschal?

Daher der Thread.

Ich wäre eigentlich auch nicht so sehr an ökopolitischen Grundsatzdiskussionen interessiert, sondern würde mich eher freuen, wenn vielleicht einer der Profis ein paar Zahlen aus der Industrie nennen könnten, wo man seinen eigenen Fußabdruck mit Vergleichen könnte.

Mit PV Anlagen habe ich mich in letzter Zeit ein wenig beschäftigt und dass es eine Einspeiseverpflichtung gäbe, lese ich hier zum ersten Mal. Im Gegenteil gibt es eine Abnahmegarantie seitens der Netzbetreiber. Und dass die Einspeisevergütung über dem Marktpreis liegt stimmt mittlerweile auch nicht mehr pauschal, zumindest bei neuen Anlagen und abhängig vom Börsenpreis. Genau deshalb geht der Trend ja auch immer mehr in Richtung Optimierung auf Eigenverbrauch.

Und gutes Wetter in Bier zu verwandeln ist ja auch ein netter Usecase...
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#25

Beitrag von Patilla »

Die kleineren, lokalen Anlagen sparen auf jeden Fall einige Mengen an CO2, bedingt dutch fehlende Auslieferungswege...
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#26

Beitrag von Andlix »

renzbräu hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 08:34 Die Einspeisevergütung liegt unter dem Bezugspreis für Strom.
Vergleichst du da nicht zwei verschiedene Dinge?
Bezugspreis enthält Netzabgaben und Steuern.
Die Einspeiseverpflichtung kann also nicht wegfallen, bevor es eine Regelung gibt, wie diese Gebühren und Steuern auf den selbst verbrauchten Strom gelegt werden.
Und dann ist man wieder bei einem deutlich höheren Preis, unabhängig ob man noch Speicher kauft oder nicht.

Mal davon abgesehen funktioniert mehr Wind und Sonne nur mit einem gemeinsamen, intelligenten Netz. Würde die Regierung erlauben, sich von den Pflichten wie Netzabgaben zu lösen, wäre das ganze Vorhaben schnell wieder gefährdet.

In Zukunft gibt es vielleicht aber flexible Stromtarife, die sich nach Verfügbarkeit richten. Dann könnte man seinen Braukessel anwerfen, wenn es Überschuss gibt (und würde so nicht nur Geld sondern auch fossile Energie sparen).
Alles liegt aber nicht in der Zukunft. Und für so einen Stromtarif müssten auch zB erst Mal die Datenschützer weniger laut schreien.

Gruß
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#27

Beitrag von DevilsHole82 »

rakader hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 07:59 Das ist doch ein wichtiger Punkt wenn man bei der Vergrößerung der Brauanlage vor der Entscheidung Gas oder Strom steht. Vor ein paar Jahren stand ich vor der Entscheidung als es um eine 100-Liter-Anlage ging. An ökologische Aspekte habe ich damals nicht gedacht. Es ging allein um Leistung und Kosten, Brandschutz und Hygiene. Ich denke, dass für ökologische Aspekte bei uns hier im Forum bei den Diskussionen um Equipment und Prozesse noch viel Luft nach oben ist. Oder sehe ich das falsch?
Das siehst Du eigentlich richtig. Nur sollte man sich dabei Gedanken über den Gesamtwirkungsgrad oder die Gesamt-Ökobilanz machen. Die Öko-Rechnung im "adiabaten" System Deutschland (wie es die Politik wohl gerne vereinfacht) sieht immer ganz toll aus, aber eigentlich sollte man sich mal die Energiebilanz entlang der gesamten Herstellungskette vom Schürfen der Rohstoffe, über Herstellung von Rohmaterialien anschauen. Bis dann mal bspw. die PV-Anlage auf dem Dach oder das E-Auto in der Garage steht sieht die Bilanz im System Erde dann doch nicht mehr so umweltfreundlich aus.

Auch sollte man versuchen so wenig Energieumwandlungsprozesse wie möglich zu durchlaufen, denn fast jeder Umwandlungsprozess bedeutet Verluste. Beispiel Herdplatte (worst case):
1. Stromerzeugung im Kohlekraftwerk: Umwandlung von Wärmeenergie aus Kohle in elektrische Energie. Kohlekraftwerke haben keinen sonderlich guten Wirkungsgrad (<45%).
2. Wärmeerzeugung auf der Herdplatte: Umwandlung von elektrischer Energie in Wärmeenergie. Wirkungsgrad <55%.

Das würde dann magere 25% Gesamtwirkungsgrad machen.

Dem Gegenüber steht dann die Wärmeerzeugung mit einem Gasherd. Nur eine einfache Energieumwandlung. Hier liegt der Wirkungsgrad bei <90%.

Edit: Ein kleiner Hinweis. Ich habe extra von Energieerzeugung gesprochen, da es umgangssprachlich verständlicher ist. Richtigerweise und im Sinne der Thermodynamik gibt es weder Energieerzeugung noch -vernichtung. Energie kann nur von einer Form in eine andere umgewandelt werden.
Gruß, Daniel

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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#28

Beitrag von Andlix »

Patilla hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 09:12 Die kleineren, lokalen Anlagen sparen auf jeden Fall einige Mengen an CO2, bedingt dutch fehlende Auslieferungswege...
Klein ist ja gerade bei Brauereien relativ. Aber bei Brauereien, die ihre Anlagen einfach in einer Halle haben und bestenfalls eine Wärmetauscher um das Wasser vorzuwärmen bezweifle ich das sehr.
Ich denke viele unterschätzen was für die Kühlung benötigt wird.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#29

Beitrag von rakader »

schlupf hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 09:00 Daher der Thread.

Ich wäre eigentlich auch nicht so sehr an ökopolitischen Grundsatzdiskussionen interessiert, sondern würde mich eher freuen, wenn vielleicht einer der Profis ein paar Zahlen aus der Industrie nennen könnten, wo man seinen eigenen Fußabdruck mit Vergleichen könnte.
Das bringt doch nichts, Sebastian. Das korreliert einfach nicht. Wenn Du so ans Thema herangehst, legst Du allein ein Fährte für Ausflüchte. Es gibt Wahrheiten jenseits von Zahlenwerken. (Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.) Genausogut könntest Du den Wasserverbrauch bei Deinen Gartentomaten mit jenen in Spanien vergleichen. Trotzdem wirst du durch dein Verbraucherverhalten die Ursache des Problems bleiben - oder ihre Lösung.

Gruß
Radulph

Edit: Komplexes Verbraucherverhalten lässt sich nicht in Formeln und Größenvergleichen pressen. Wer so vorgeht, legt immer eine Fährte für Relativierungen. Wir kennen das aus unzähligen Diskussionen Arbeitsplätze vs. Umwelt. Ich bin der Überzeugung, dass es auf die Priorisierung ankommt.
Zuletzt geändert von rakader am Freitag 25. März 2022, 10:06, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#30

Beitrag von schlupf »

DevilsHole82 hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 09:30 2. Wärmeerzeugung auf der Herdplatte: Umwandlung von elektrischer Energie in Wärmeenergie. Wirkungsgrad <55%.
Wie kommst du denn auf die Zahl?

Wenn irgendwo energetisch "Verluste" auftauchen, ist es fast immer Wärmeenergie, die ungenutzt verpufft, aber irgendwelche Energieträger in Wärme umzuwandeln ist eigentlich meistens Recht effizient. Selbst eine Glühbirne hat einen guten Wirkungsgrad, wenn man sie zur Wärmegewinnung nutzt.

Und als Positivbeispiel hast du jetzt gerade Gas gewählt... Wie gesagt, dass die chemische Energie vom Gas relativ verlustfrei in Wärme umgewandelt werden kann, stimmt natürlich, nur kommt davon relativ wenig im Sud an, weil die meiste Wärme am Topf vorbei strömt. (Gas als Energieträger in einem industriellen Dampferzeuger in der Brauerei wird natürlich viel besser genutzt).
Das sieht man alleine schon daran, dass ich mit 3,5 KW Induktion vernünftig bis zu 70 Litern im isolierten Topf kochen kann, wobei ich beim Hockerkocher unter 9KW eigentlich gar nicht anfangen brauch. Schon weil sich durch die Brandgefahr der Pott nicht sinnvoll dämmen lässt.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#31

Beitrag von Ladeberger »

JackFrost hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 07:05 Wir alle mache Sachen wo wir mehr CO2 als der Durchschnitt erzeugt und Sachen wo wir weniger brauchen.

Ich schau das ich beim Brauen so wenig Ressourcen wie möglich brauche.

Wir müssen das große Ganze sehen und hier optimieren. Nur weil ich hier was Spare muss das nicht immer gut sein.
So sehe ich das auch, weshalb ich großer Fan des Grundkonzepts von Personal Carbon Trading (PCT) bin. Man sieht an der Diskussion hier, dass Umweltschädlichkeit und CO2-Emissionen gar nicht so einfach zu quantifizieren sind, hier braucht es viel mehr Transparenz und eine Währung, mit der man Emissionen einem Vergleich und Handel zugänglich machen kann.

Wer im Winter unbedingt eingeflogene Erdbeeren aus Neuseeland braucht und die Bude auf T-Shirt-Temperaturen heizt, muss eben woanders CO2 einsparen. Ansonst wird er die Emissionsrechte bei den Vernünftigen teuer zukaufen müssen. Das Konzept des PCT lässt sich neben CO2 natürlich auch auf andere umweltbelastende oder limitierte Rohstoffe (s. Thema "Reinigungsmittel") ausweiten, sobald die Infrastruktur mal geschaffen ist.

Mir erscheint das wesentlich mehr Durchschlagskraft entwickeln zu können, weil der Verbraucher die Nachfrage diktiert und somit die Industrie auf lange Sicht zu einem umweltfreundlicheren Verhalten zwingt. Der industrielle Emissionshandel reicht hier m.E. nicht aus, da die Industrie immer Mittel und Wege finden wird, eine Nachfrage nach umweltbelastenden Produkten und Dienstleistungen gewinnbringend zu bedienen. Zu einem nachhaltigen Umdenken kann hier nur ein verändertes Nachfrageverhalten führen.

Ich glaube, dass unser Hobby im Großen und Ganzen nicht so schlecht dasteht. Wir arbeiten mit überwiegend regionalen Rohstoffen, können uns mit wenig Aufwand "renewable-ready" aufstellen oder Emissionen zumindest kompensieren, siehe z.B. Radulphs Vorschlag des CO2-neutralen Versands.

Ich denke auch beim Thema Energieeinsparung gibt es noch viel Luft nach oben. Isolierung hat sich noch nicht flächendeckend durchgesetzt, Verweilzeiten der Würze im Heißbereich sind teilweise unnötig lang. 90 min Hopfenkochen von 20 l Würze auf der 3,5 kW Yato-Platte mit Verdampfung von 20 % des Volumens: Wozu? Hier lässt sich durch Verkürzung auf 60 min bei 10 - 15 % Verdampfung und ggf. etwas erhöhter Kochintensität schon nahezu 50 % Energie einsparen. Auch High-Gravity spart einiges an Energie, da ein Teil des Brauwassers nicht erwärmt und durch den ganzen Prozess auf Temperatur gehalten werden muss.

Und auch wenn das Thema hier für Entrüstung sorgt, kann natürlich auch eine hohe Ausbeute dabei helfen, Energie pro "Produktionseinheit" zu sparen. Denn was stellt eine geringe Ausbeute letztlich umwelttechnisch dar? Mehrstündig erwärmter und gerührter Extrakt aus energieintensiv hergestelltem Malz, der am Ende nicht im Gärtank gelandet ist, sondern in Biotonne und Abfluss.

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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#32

Beitrag von Patilla »

Andlix hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 09:37
Patilla hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 09:12 Die kleineren, lokalen Anlagen sparen auf jeden Fall einige Mengen an CO2, bedingt dutch fehlende Auslieferungswege...
Klein ist ja gerade bei Brauereien relativ. Aber bei Brauereien, die ihre Anlagen einfach in einer Halle haben und bestenfalls eine Wärmetauscher um das Wasser vorzuwärmen bezweifle ich das sehr.
Ich denke viele unterschätzen was für die Kühlung benötigt wird.
Eine große Brauerei hat da ganz andere Möglichkeiten effizient zu arbeiten.
Mir ging es ja auch nur um die langen Lieferwege, die Lokale Brauereien, die nicht Bundesweit verfügbar sind, sparen. Das Großbrauereien technisch sicherlich besser ausgerüstet sind, ist sicher richtig
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#33

Beitrag von DevilsHole82 »

schlupf hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 09:55 Wie kommst du denn auf die Zahl?
Grobe Erinnerung ans Skript Thermodynamik 1. Verschiedene Quellen im Netz geben diesen Wert (50-60%) aber wieder, z.B. Wikipedia. Allerdings sind beim Gasherd auch große Unterschiede. Da gibt es je nach Quelle Angaben von 30-90%.

Mir gehts aber ums Prinzip, Verluste durch mehrstufige Energieumwandlungsprozesse zu reduzieren. Natürlich geht beim Gas-Hockerkocher viel am Topf vorbei und eine Isolierung ist schwierig, aber auch dieses System kann man optimieren indem man einen Ring zur Wärmeleitung um den Kessel "stülpt".

Das Beispiel mit der Glühbirne hinkt allerdings. Es geht hier ja um den Wirkungsgrad der Nutzenergie :Wink
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#34

Beitrag von rakader »

Ladeberger hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 09:55
JackFrost hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 07:05 Wir alle mache Sachen wo wir mehr CO2 als der Durchschnitt erzeugt und Sachen wo wir weniger brauchen.

Ich schau das ich beim Brauen so wenig Ressourcen wie möglich brauche.

Wir müssen das große Ganze sehen und hier optimieren. Nur weil ich hier was Spare muss das nicht immer gut sein.
So sehe ich das auch, weshalb ich großer Fan des Grundkonzepts von Personal Carbon Trading (PCT) bin. Man sieht an der Diskussion hier, dass Umweltschädlichkeit und CO2-Emissionen gar nicht so einfach zu quantifizieren sind, hier braucht es viel mehr Transparenz und eine Währung, mit der man Emissionen einem Vergleich und Handel zugänglich machen kann.

Wer im Winter unbedingt eingeflogene Erdbeeren aus Neuseeland braucht und die Bude auf T-Shirt-Temperaturen heizt, muss eben woanders CO2 einsparen. Ansonst wird er die Emissionsrechte bei den Vernünftigen teuer zukaufen müssen. Das Konzept des PCT lässt sich neben CO2 natürlich auch auf andere umweltbelastende oder limitierte Rohstoffe (s. Thema "Reinigungsmittel") ausweiten, sobald die Infrastruktur mal geschaffen ist.

Mir erscheint das wesentlich mehr Durchschlagskraft entwickeln zu können, weil der Verbraucher die Nachfrage diktiert und somit die Industrie auf lange Sicht zu einem umweltfreundlicheren Verhalten zwingt. Der industrielle Emissionshandel reicht hier m.E. nicht aus, da die Industrie immer Mittel und Wege finden wird, eine Nachfrage nach umweltbelastenden Produkten und Dienstleistungen gewinnbringend zu bedienen. Zu einem nachhaltigen Umdenken kann hier nur ein verändertes Nachfrageverhalten führen.

Ich glaube, dass unser Hobby im Großen und Ganzen nicht so schlecht dasteht. Wir arbeiten mit überwiegend regionalen Rohstoffen, können uns mit wenig Aufwand "renewable-ready" aufstellen oder Emissionen zumindest kompensieren, siehe z.B. Radulphs Vorschlag des CO2-neutralen Versands.

Ich denke auch beim Thema Energieeinsparung gibt es noch viel Luft nach oben. Isolierung hat sich noch nicht flächendeckend durchgesetzt, Verweilzeiten der Würze im Heißbereich sind teilweise unnötig lang. 90 min Hopfenkochen von 20 l Würze auf der 3,5 kW Yato-Platte mit Verdampfung von 20 % des Volumens: Wozu? Hier lässt sich durch Verkürzung auf 60 min bei 10 - 15 % Verdampfung und ggf. etwas erhöhter Kochintensität schon nahezu 50 % Energie einsparen. Auch High-Gravity spart einiges an Energie, da ein Teil des Brauwassers nicht erwärmt und durch den ganzen Prozess auf Temperatur gehalten werden muss.

Und auch wenn das Thema hier für Entrüstung sorgt, kann natürlich auch eine hohe Ausbeute dabei helfen, Energie pro "Produktionseinheit" zu sparen. Denn was stellt eine geringe Ausbeute letztlich umwelttechnisch dar? Mehrstündig erwärmter und gerührter Extrakt aus energieintensiv hergestelltem Malz, der am Ende nicht im Gärtank gelandet ist, sondern in Biotonne und Abfluss.

Gruß
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#35

Beitrag von schlupf »

rakader hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 09:53 ... Trotzdem wirst du durch dein Verbraucherverhalten die Ursache des Problems bleiben - oder ihre Lösung.
Meine Güte... Mir ist schon klar, dass im Prinzip jede Form von Konsum negative Folgen hat. Wenn's danach gehen würde, sollten wir uns zum Wohle des Planeten direkt fürs Aussterben entscheiden...

Ich möchte doch nur wissen, ob ich mit der selbstgebrauten Halbe im Vergleich mit einer aus dem Getränkemarkt tatsächlich näher am Problem als der Lösung bin, wie ständig so dahergesagt wird.

Und das ist keine Glaubensfrage, sondern lässt sich konkret berechnen, so man denn wüsste, wie die Zahlen bei den professionellen Herstellern eigentlich sind.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#36

Beitrag von Andlix »

Ladeberger hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 09:55 Wer im Winter unbedingt eingeflogene Erdbeeren aus Neuseeland braucht und die Bude auf T-Shirt-Temperaturen heizt, muss eben woanders CO2 einsparen.
Aber das ist doch auch schwer zu ermitteln. Selbst die Aussage, dass Lokal immer besser ist stimmt nicht. Beim Apfel sieht man das ganz gut. Auch die Lagerung braucht Energie, irgendwann ist ein Apfel mit langem Transportweg besser.

Und sollte man dann auch Landverbrauch einberechnet?
Was viele vielleicht auch nicht bedenken: Bio-Gerste braucht mehr als doppelt so viel Land wie konventionell angebaute Gerste.
Und im Endeffekt ist beides Monokultur, da kann man wenig schön reden.


Passend vielleicht dazu, von Brulosophie gibt es einen gute Potcastfolge über grünes Malz (grün, da nicht getrocknet). Ein gewaltiger Anteil der Energie verschwindet in der Trocknung von Malzen.
Also könnte man die Frage stellen, warum nicht gleich ungetrocknet verwenden.
Die Haltbarkeit spricht deutlich gegen grünes Malz. Und für den Hobbybrauer wird das nie eine Rolle spielen.
Aber für die Großbrauer könnte das in Zukunft eine Rolle spielen, zumindest für einen Teil des verwendeten Malz. Vielleicht wenigstens für bestimmte Jahreszeiten.

Nachtrag:
Es ist Brü Lab 49 | Brewing With Green Malt w/ Dr. Celina Dugulin

Gruß
Andy
Zuletzt geändert von Andlix am Freitag 25. März 2022, 10:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#37

Beitrag von rakader »

schlupf hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 10:12
rakader hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 09:53 ... Trotzdem wirst du durch dein Verbraucherverhalten die Ursache des Problems bleiben - oder ihre Lösung.
Meine Güte... Mir ist schon klar, dass im Prinzip jede Form von Konsum negative Folgen hat. Wenn's danach gehen würde, sollten wir uns zum Wohle des Planeten direkt fürs Aussterben entscheiden...

Ich möchte doch nur wissen, ob ich mit der selbstgebrauten Halbe im Vergleich mit einer aus dem Getränkemarkt tatsächlich näher am Problem als der Lösung bin, wie ständig so dahergesagt wird.

Und das ist keine Glaubensfrage, sondern lässt sich konkret berechnen, so man denn wüsste, wie die Zahlen bei den professionellen Herstellern eigentlich sind.
Das "Meine Güte" muss ich mit dieser Deiner Sichtweise zurückgeben. So ist das aus meiner Sicht nur inhaltsleere Neugier. Erst wenn Du diese Frage in einen Bezug stellst, wird sie Sinn manchen, erst dann macht ein Zahlenwerk Sinn, das Du künftig als Benchmark zur Messung Deiner Verhaltensänderung im Brauprozess heranziehen kannst. Wie Andy oben geschrieben hat, z.B. indem man nicht 90 Minuten hopfenkocht und High Gravity verwendet. Oder indem Du Dich mit CO2-neutralem Versand in die Kompensationskette einklinkst.
Zuletzt geändert von rakader am Freitag 25. März 2022, 10:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#38

Beitrag von Andlix »

Man könnte das noch weiter führen: keine Lager Biere, nur Obergärig oder Kweik, keine kalte Lagerung

Aber am Ende bleibt es ein Hobby. Mir geht es nicht nur um Bier zu brauen, ich will verschiedenes ausprobieren und mich daran versuchen. Und ich will mich nicht dabei einschränken.
Wenn es nur darum geht, am Ende Bier herzustellen kann man es gleich bleiben lassen.

Gruß
Andy
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#39

Beitrag von bwanapombe »

Eine Nachbarstochter hat für die Schule mal den Stromverbrauch für meinen Brauvorgang gemessen und mit einer optimierten Brauerei verglichen.

Das beinhaltete bei mir Maischarbeit, Nachguß aufheizen, Hopfenkochen in der Einkocherklasse.

Ich hatte den 8-fachen Energieeinsatz bei gleicher Biermenge. Da war Reinigung und Kühlung noch nicht dabei. Die Quelle für den Energieeinsatz in der optimierten Brauerei war aus dem Internet, habe ich mehr parat. Das war aber so eindrücklich, dass ich mir das Ergebnis gemerkt habe.

Dirk
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#40

Beitrag von schlupf »

Sorry, Radulph, aber ich verstehe nicht, was du mir eigentlich zu sagen versuchst.

Es geht mir auch erstmal gar nicht um eine konkrete Verhaltensänderung oder so. Es ist und bleibt ein Hobby. Das muss nicht zwingend ökonomischen und sonstigen Regeln folgen.

Ich bin einzig drüber gestolpert, dass in den einschlägigen Gruppen immer mal wieder unwidersprochen, meist im Nebensatz, fallen gelassen wird, dass man aus Umweltsicht eigentlich gar nicht selber brauen sollte.
Ob das denn tatsächlich zutrifft, wollte ich hier nur einmal zur Diskussion stellen, denn wie Andy sagt, denke ich nicht, dass wir insgesamt wirklich so schlecht dastehen.
Ja, die Herstellung ist wahrscheinlich energieintensiver aber alles, was den Vertrieb und so betrifft, fällt bei uns dafür eigentlich weg.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#41

Beitrag von Ladeberger »

Andlix hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 10:15
Ladeberger hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 09:55 Wer im Winter unbedingt eingeflogene Erdbeeren aus Neuseeland braucht und die Bude auf T-Shirt-Temperaturen heizt, muss eben woanders CO2 einsparen.
Aber das ist doch auch schwer zu ermitteln. Selbst die Aussage, dass Lokal immer besser ist stimmt nicht. Beim Apfel sieht man das ganz gut. Auch die Lagerung braucht Energie, irgendwann ist ein Apfel mit langem Transportweg besser.
Das ist doch nur deshalb schwer zu ermitteln, weil diese Kennzahlen in der Wertschöpfungskette bisher nur unzureichend erhoben werden bzw. nicht den Weg zu uns als Konsumenten finden. Industrie und Handel finden auch in der höchst komplexen Welt der Kostenstrukturen am Ende einen Preis in Euro, Dollar & Co. Natürlich ist das ein gewaltiges Vorhaben, aber es hat auch niemand behauptet, dass Umweltschutz bequem ist.

Zum Apfel: Ich vermute zunächst mal, dass eine Apfel-Lagerung in DE kein Schweröl wie der verschiffte NZ-Apfel verbraucht, das ist ja umwelttechnisch womöglich schon mal ein Lichtblick. Und wenn die Einlagerung von Äpfeln ebenfalls umweltbelastend ist, dann wird sich das eben im CO2-Preis niederschlagen. Ich sehe den Widerspruch nicht.

Erneut: Das PCT basiert nicht darauf irgendwas zu verbieten, sondern Anreize zu setzen. Sowas kann auch als Innovationsmotor fungieren, vielleicht bekommt man ja Äpfel auch umweltschonender über den Winter...
Und sollte man dann auch Landverbrauch einberechnet?
Weiß ich nicht, in dem Thema kenne ich mich nicht aus.

Gruß
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#42

Beitrag von Seed7 »

Der grossbrauer hier im dorf braucht etwa 3-3.5l wasser pro l bier. Was muss es dafuer tun? Zum beispiel die bauern in frankreich anrufen das die nicht wässern sollen wenn es etwas wärmer ist. Ja, die 3.5l ist inklusive wässern fürs getreide.

Eine kleine brauerei ist im schnitt etwa 10x "schlechter" pro liter als eine grosse in allen hinsichten. Unser minimaler gewinn ist das wir das endresultat nicht vorbei der haustuer transportieren.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#43

Beitrag von rakader »

schlupf hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 10:43 Sorry, Radulph, aber ich verstehe nicht, was du mir eigentlich zu sagen versuchst.

Es geht mir auch erstmal gar nicht um eine konkrete Verhaltensänderung oder so. Es ist und bleibt ein Hobby. Das muss nicht zwingend ökonomischen und sonstigen Regeln folgen.

Ich bin einzig drüber gestolpert, dass in den einschlägigen Gruppen immer mal wieder unwidersprochen, meist im Nebensatz, fallen gelassen wird, dass man aus Umweltsicht eigentlich gar nicht selber brauen sollte.
Ach so, dann sag das doch, dann ist der Bezug klar. Diese Nebensätze sind natürlich quatsch, darüber muss man nicht diskutieren.

Grüße
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Ladeberger hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 10:52 Zum Apfel: Ich vermute zunächst mal, dass eine Apfel-Lagerung in DE kein Schweröl wie der verschiffte NZ-Apfel verbraucht, das ist ja umwelttechnisch womöglich schon mal ein Lichtblick. Und wenn die Einlagerung von Äpfeln ebenfalls umweltbelastend ist, dann wird sich das eben im CO2-Preis niederschlagen. Ich sehe den Widerspruch nicht.
Mein Bruder hat eine Streuobstwiese mit 120 Bäumen. Die Ernte wird in Naturkellern gelagert. Keine CO2-Emissionen noch sonst was. Regionale Produktion, regionaler Vertrieb.

Mir fällt bei solchen Diskussionen immer auf, dass vor allem Besitzstandswahrer wie die Bauernverbände oder Importeure isoliertes Zahlenmaterial in die Diskussion werfen. Deswegen bin ich generell sekptisch, wenn es um Argumentationen mit Zahlen und Statistiken geht – da ist das Feld einfach zu komplex und unerforscht. Und da gehe ich eindeutig mit Andy: Bis die Zusammenhänge erforscht sind, muss vorher schon eine Entscheidung getroffen werden. Das entwickelt dann die Macht des Faktischen. Ein Bepreisung von CO2 ist da ein guter Anfang und formt das Denken.

Nehmen wir das Beispiel mit dem Transport von Obst über den Atlantik. Beim Transport mag die CO2-Bilanz tatsächlich vorteilhaft aussehen, ausgeblendet wird dann aber die Herstellung der Dünge- und Pflanzenschutzmittel und auch hier Transport zum Verwendungsort. Das sind oft einfach Milchmädchenrechnungen.

Das Klein-Klein von Zahlen bei Einzelkomponenten des CO2-Fußabdrucks kann letztlich nicht für das Für oder Wider herangezogen von Maßnahmen gegen den Klimawandel herangezogen werden. Es ist eine politische und unsere persönliche Entscheidung, ob wir eine Verhaltensänderung für notwendig erachten. Das ist natürlich ein längerer Prozess und genauso lange wird es Störmanöver geben, die diese Disruption in Frage stellen. Für mich ist daher immer eine der wichtigsten Fragen, von wem die Zahlen kommen, bzw. wer die Auftraggeber hinter bestimmten Studien sind.
Vielleicht erinnert sich hier noch der ein oder andere um die heiße Diskussion um die Gurtpflicht… da gab es auch jede Menge Stimmen "bringt doch nichts" und wenn dann "Brustkrebs".
Zuletzt geändert von rakader am Freitag 25. März 2022, 11:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#44

Beitrag von Frommersbraeu »

bwanapombe hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 10:41 Eine Nachbarstochter hat für die Schule mal den Stromverbrauch für meinen Brauvorgang gemessen und mit einer optimierten Brauerei verglichen.

Das beinhaltete bei mir Maischarbeit, Nachguß aufheizen, Hopfenkochen in der Einkocherklasse.

Ich hatte den 8-fachen Energieeinsatz bei gleicher Biermenge. Da war Reinigung und Kühlung noch nicht dabei. Die Quelle für den Energieeinsatz in der optimierten Brauerei war aus dem Internet, habe ich mehr parat. Das war aber so eindrücklich, dass ich mir das Ergebnis gemerkt habe.

Dirk
:goodpost:

Endlich mal eine Zahl :thumbup , so ähnlich hätte ich das auch geschätzt.

Bei https://nachhaltigkritisch.de/ernaehrun ... -ist-bier/ hab ich eine Info von Krombacher zur Energiemenge je hl Bier gefunden, sind mit 35,24 kwh gar nicht soweit weg von meinem Verbrauch wenn ich "nur" die Herstellung rechne.

Bei mir läuft ein Brautag für 0,3hl mit 60min Kochen und 60min Maischen in der Regel 4h bei 3,2kW, macht 42kwh pro hekto reine Bierherstellung. Die Mälzerei Klingmalz spricht von einem Wärmeverbrauch von 603 kWh pro Tonne Fertigmalz https://www.kling-malz.de/energie. Hinzu kommen natürlich noch die Reinigung, uvm also dürfte die finale Zahl für mich irgendwo bei Faktor 5 landen bei passiver Kellerkühlung. Wer aktiv kühlt verdoppelt das mit Sicherheit schnell.

Patrick
Schöne Grüße
Patrick


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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#45

Beitrag von DevilsHole82 »

OT an:
Ladeberger hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 10:52 vielleicht bekommt man ja Äpfel auch umweltschonender über den Winter...
Wenn der Verbraucher auf strahlend, glänzende und druckstellenfreie Äpfel verzichten würde, mit Sicherheit. Die Äpfel vom Baum aus dem Garten oder die Mitgebrachten aus dem Südtirolurlaub vom September lagere ich im kalten, dunklen Keller und esse sie übers Jahr liebend gern, wenn sie schon rumpelig und schrumpelig sind :Bigsmile

OT aus.
Gruß, Daniel

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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#46

Beitrag von schlupf »

Ich habe da mal ein paar Zahlen gegoogelt:
Screenshot_20220325-110551~2.png
Screenshot_20220325-111329~2.png
Man sieht: kleine Brauereien verbrauchen im Durchschnitt nicht das 10-fache von Großen pro Hekto und wenn man seinen Energiebedarf mal betrachtet, wird es wahrscheinlich nicht das achtfache einer kleinen Brauerei sein.
Dazu kommt, dass Brauereien den Großteil der Wärmeenergie aus fossilen Quellen bedienen, daher ist man mit der Photovoltaik-beheizten Induktionsplatte womöglich schon vorne.
Und der Vertrieb ist in der Betrachtung noch gar nicht bei.

Ich werde auf jeden Fall demnächst mal einen Zähler vor meinen Gärkühlschrank klemmen...
Zuletzt geändert von schlupf am Freitag 25. März 2022, 11:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#47

Beitrag von Commander8x »

Andlix hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 10:37 Man könnte das noch weiter führen: keine Lager Biere, nur Obergärig oder Kweik, keine kalte Lagerung
Ganz ehrlich, wenn die kalte Lagerung entfallen müsste, dann steige ich auf stilles Wasser um.

Gruß Matthias
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#48

Beitrag von rakader »

DevilsHole82 hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 11:18 OT an:
Ladeberger hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 10:52 vielleicht bekommt man ja Äpfel auch umweltschonender über den Winter...
Wenn der Verbraucher auf strahlend, glänzende und druckstellenfreie Äpfel verzichten würde, mit Sicherheit. Die Äpfel vom Baum aus dem Garten oder die Mitgebrachten aus dem Südtirolurlaub vom September lagere ich im kalten, dunklen Keller und esse sie übers Jahr liebend gern, wenn sie schon rumpelig und schrumpelig sind :Bigsmile

OT aus.
Wie oben ergänzend eingefügt: Mein Bruder hat eine Streuobstwiese mit 120 Apfelbäumen. Der Rasenmäher sind Ziegen vom Nachbarn. Die Äpfel werden in Naturkellern gelagert ohne technische Hilfsmittel und auf dem Markt als Bio ohne Zertifikat verkauft. Auch schrumpelig. Und die Leute zahlen einen höheren Preis für das Mehr an Geschmack.

OT auch aus.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#49

Beitrag von §11 »

Soll jetzt kein Teaser sein, aber im nächsten Braumagazin wird es etwas von mir zum Thema geben. :Pulpfiction

Sogenannte Life Cycle Analysen sind ein Tool das ich tagtäglich nutze um den Umwelteinfluss verschiedener Herstellungsmethoden und Verpackungen zu vergleichen und nur so kann ein solcher Vergleich angestellt werden. Viel zu unterschiedlich sind die Ausgangslagen. Es gibt eben nicht den Vergleich Kaufbier gegen Homebrew, sondern beim Thema Kaufbier gibt es eine Vielzahl an Schattierungen.

Als Beispiel wird ein Craftbrauer mit maximal einem Sud am Tag, der sein Malz im Einwegsack als Palettenware (also nicht im optimal gepackten LKW auf einer optimierten Strecke) bezieht eine andere Energiebilanz haben als z.B. Beck’s, die 24/7 brauen und das Malz per Schiff beziehen. Beim Brauen 24/7 in großen Gefäßen kann Energie in wesentlich größerem Umfang „wiederverwendet“ werden und je größer ein Behälter desto geringer sind die Verluste.

Einer der größten Wasserverbraucher ist der Anbau der Rohstoffe. Hier kommt es also bereits drauf an woher diese kommen. Es gibt Anbaugebiete die intensiv bewässert werden müssen. Dazu ist die Frage woher das Getreide kommt und wie weit die Transportwege sind. Der Sack Malz aus England kann eine bessere Umweltbilanz haben wenn er da aus unbewässerter lokaler Gerste gewonnen wird, als der Sack der in Deutschland vermälzt wurde, aber die Gerste kommt aus dem tiefsten Russland und wurde bewässert. Dazu kommt beim Sack natürlich das Problem das es sich um eine recht aufwendige, meist nicht recycelbare Verpackung handelt.

Auch das Thema Wasser muss sehr genau betrachtet werden. Es gibt Gegenden in Deutschland, dazu gehört auch die Bierregion Franken, die teilweise recht Arm an Trinkwasser sind. Hier muss Wasser aufwendig gefördert werden und wird dem Grundwasser entnommen. Auf der anderen Seite gibt es Städte wie München in denen das Stadtwasser Quellwasser ist das so oder so zu Tage tritt und das durch Schwerkraft aus dem Gebirge kommt.

Das sollen nur ein paar Beispiele sein um zu zeigen das die Betrachtung sehr komplex ist und ganz selten pauschal beantwortet werden kann.

Schöne Grüße

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#50

Beitrag von Commander8x »

Andlix hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 10:15 Passend vielleicht dazu, von Brulosophie gibt es einen gute Potcastfolge über grünes Malz (grün, da nicht getrocknet). Ein gewaltiger Anteil der Energie verschwindet in der Trocknung von Malzen.
Also könnte man die Frage stellen, warum nicht gleich ungetrocknet verwenden.
Die Haltbarkeit spricht deutlich gegen grünes Malz. Und für den Hobbybrauer wird das nie eine Rolle spielen.
Aber für die Großbrauer könnte das in Zukunft eine Rolle spielen, zumindest für einen Teil des verwendeten Malz. Vielleicht wenigstens für bestimmte Jahreszeiten.

Nachtrag:
Es ist Brü Lab 49 | Brewing With Green Malt w/ Dr. Celina Dugulin
[OT]
Castle Malting aus Belgien hat das schon probiert, das Maischen mit Grünmalz. Darüber gab es einen Artikel in der "Brauwelt". Fazit: Grundsätzlich möglich, aber sensorische und Stabilitäts-Einbußen. Ähnlich wie das Brauen mit Gersten-Rohfrucht. Für eine gewerbliche Brauerei eher nicht lohnend.
[OT aus]

Gruß Matthias
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