Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

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Brandergartenbier
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#51

Beitrag von Brandergartenbier »

schlupf hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 11:31 Ich werde auf jeden Fall demnächst mal einen Zähler vor meinen Gärkühlschrank klemmen...
Mein "Gährkühlschrank" A++ soll aufs Jahr keine 100kWh brauchen. -> natürlich 24/7 Betrieb.

Während der Gährung geht der aber nur 5 mal am Tag kurz an (wenn Überhaupt). Ich glaube nicht, dass das viel frisst.
Gruß Florian
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schlupf
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#52

Beitrag von schlupf »

Das sieht bei meinem ganz anders aus: ein relativ dünnwandiges Modell mit defektem Thermostat (den Job macht ja eh der Inkbird), beschafft über "zu verschenken" von eBay Kleinanzeigen.
Aber für einen tollen habe ich leider nicht die Mittel und seinen Zweck tut er ja, allerdings zu höheren laufenden Kosten und ökologischen Folgen...

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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#53

Beitrag von §11 »

Heißt: Der Anspruch und die gelebte Öko-Realität klaffen oft auseinander, wenn mal wirklich Opfer gefordert werden. Man muss sich immer vorhalten, was vorgeschobene Ausrede ist und was möglich ist.
Die großen Änderungen gehen von Industrie und Versorgern aus. Den politischen Druck zur Änderung erzeugt aber der kleine Bürger, nicht zuletzt durch sein Verhalten. Das ist der Vorteil von Demokratie, wenn es um Änderungen geht. Wer also behauptet sein Beitrag bringt nichts, macht es sich bequem. Solche Haltungen muss man als Ausrede zurückweisen. Man sollte da aber auch immer ein Gespür dafür haben, was pragmatisch in den Alltag zu integrieren ist und was ideologisch ist: Lastenfahrrad geht in der platten Großstadt, Lastenfahrrad auf dem hügeligen Land ist eine Illusion.
Hier liegt der eigentliche Hund begraben. Ich arbeite in einer recht umweltunverträglichen Industrie. Das mag auf den ersten Blick nicht so aussehen, aber die Lebensmittelindustrie hinterlässt, bereits durch die gegebenen Rohstoffe, einen recht grossen Fussabdruck. Noch dazu ist mein Brötchengeber recht ambitioniert. Wen die Hintergründe interessieren, dem sei Google mit den Stichworten Nestle und Net Zero ans Herz gelgegt.

Aber genau hier liegt das Problem und das Spannungsfeld aus Verbraucher, industrie und Politik. Eines unserer unmittelbaren Ziele ist eine Reduktion von 'virgin plastic' (Plastik das aus einer primären Resouce gewonnen wurde) um 1/3 bis 2025. Derzeit kostet recyceltes Polypropylen in Lebensmittelqualität ziemlich genau das doppelte von virgin PP. Der Grund ist das PP nicht 'mechanisch' recycelt werden kann sondern praktisch wieder in Moleküle zerlegt werden muss. Jetzt kann man sich überlegen wie gross die Bereitschaft vieler Verbraucher ist für den Umweltschutz auch mehr zu bezahlen. Hier sag ich immer das diese Bereitschaft gegen 'Net Zero' geht. Hier ist der Gesetzgeber gefordert, denn der kann sehr wohl regulierend eingreifen. Als Beispiel sei Californien oder Washington genannt. Beide Staaten haben Gesetze erlassen die die gestaffelte Einführung von recycelten Kunsstoffen vorschreiben. CA: Ab 2022 min. 15%, ab 2025 min. 25% und ab 2030 min. 50%.

Das hat unterschiedliche Effekte. Zum einen 'egalisiert' es den Markt. Das Unternehmen das teuere, weil recycelte Verpackungsmaterialein einsetzt, wird nicht vom Verbraucher im Laden bestraft. Der andere, sehr wichtige Aspekt ist, das die gesamte Recyclingwirstschaft angekurbelt wird. Im Grunde ist technisch alles recycelbar. Nur lohnt es sich eben nicht. Es ist nicht wirtschaftlich, weil eben oft nur sehr geringe Mengen verarbeitet werden. Wird nun durch solche Gesetze ein Markt geschaffen, ensteht ein 'Businesscase' was zu mehr Menge und letztendlich zu geringeren Preisen führt.

Das Beispiel vom Lastenfahrad ist führ mich das Paradebeispiel für Greenwashing. Denn so lange in diesem Lastenfahrad das 95 Cent Steak vom Discounter und die 2 Euro Ökoweinflasche aus Südafrika transportiert wird, ist die Diskussion gegenstandslos.

So bitter das ist, wir werden so, mit unseren jetzigen Gewohnheiten, nicht auf einen 'grünen Zweig' kommen. Dabei gibt es keine allgemein gültige Lösung sondern es muss vielmehr 'ganzheitliche' Konzepte geben. Das betrifft unsere Essgewohnheiten, unsere Lebensmittelerzeugung und unsere Lebensgewohnheiten. Nur, um den Kreis zu schliessen, schreib mal die Worte "Geschwindikeitsbeschränkung" oder "vegetarische Ernährung" in den sozialen Netzwerken und du kannst direkt den Willen zur Veränderung ablesen :Wink

Gruss

Jan
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#54

Beitrag von §11 »

schlupf hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 12:29 Das sieht bei meinem ganz anders aus: ein relativ dünnwandiges Modell mit defektem Thermostat (den Job macht ja eh der Inkbird), beschafft über "zu verschenken" von eBay Kleinanzeigen.
Aber für einen tollen habe ich leider nicht die Mittel und seinen Zweck tut er ja, allerdings zu höheren laufenden Kosten und ökologischen Folgen...

Klassischer Fall von „Sam Vimes ‚Boots’-Theorie der sozioökonomischen Ungerechtigkeit“. Oder anders gesagt: It's expensive being poor...
Guter Punkt und perfektes Beispiel das nur die Betrachtung des kompletten "Lebenszyklus" eines Produkts zum Ziel führen kann. Ein Kühlschrank verbraucht vort allem bei der Herstellung erhebliche Resourcen und ist auch nicht ganz ohne zu entsorgen. Steiner hat in seiner Arbeit diesen Aufwand mit 7'500 MJ Equivalenten bestimmt. Damit lässt sich aber ein Kühlschrank lange betreiben.
http://esu-services.ch/fileadmin/downlo ... ie_1.0.pdf
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#55

Beitrag von renzbräu »

§11 hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 12:42 und du kannst direkt den Willen zur Veränderung ablesen
Ein Beispiel aus dem Nähkästchen: Vor ein paar Jahren wurden hier im Haus alle Leitungen erneuert. Dabei wurde im Garten eine Zisterne versenkt und die Toilettenspülung auf Regenwasser umgestellt. Am Lande bekommt die Nachbarschaft zumindest erste Baumaßnahme mit und kommentierte fleißig am Gartenzaun: Die Reaktionen waren sehr polar.
Zwischen "super! Da macht jemand was!" und "Geldverschwendung", dazwischen nichts. Gerade letztere Gruppe hatte so tolle "Argumente" wie z.B.: Leitungswasser ist eh da. Das leicht zugängliche Grundwasser ist eh da, da käme man leicht ran. Bringt nichts, es regnet ja eh nicht mehr.
Ging es allerdings um das Thema "Geld sparen" und vor allem "gesplittete Abwassergebühr" zeigten einige Zeitgenossen die Bereitschaft 2€ in die Hand zu nehmen um 0,50€ zu sparen. Klar, die gesplittete Abwassergebühr kommt ja auch als Vorgabe "von außen" und "denen geben wir nichts."
§11 hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 12:42 So bitter das ist, wir werden so, mit unseren jetzigen Gewohnheiten, nicht auf einen 'grünen Zweig' kommen.
Ich finde es wichtig, dass man sich mit solchen komplexen Thema beschäftigt, das sensibilisiert, und eine eigene Meinung bildet. Das wird das eigene Handeln verändern.
Grüße Johannes

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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#56

Beitrag von renzbräu »

§11 hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 11:41 Soll jetzt kein Teaser sein, aber im nächsten Braumagazin wird es etwas von mir zum Thema geben. :Pulpfiction
Na Klasse, jetzt sind wir neugierig :Pulpfiction
§11 hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 11:41 Auch das Thema Wasser muss sehr genau betrachtet werden. Es gibt Gegenden in Deutschland, dazu gehört auch die Bierregion Franken, die teilweise recht Arm an Trinkwasser sind. Hier muss Wasser aufwendig gefördert werden und wird dem Grundwasser entnommen. Auf der anderen Seite gibt es Städte wie München in denen das Stadtwasser Quellwasser ist das so oder so zu Tage tritt und das durch Schwerkraft aus dem Gebirge kommt.
Und selbst in Südbayern wird es eng und kommt zu Interessenskonflikten.

https://www.br.de/br-fernsehen/sendunge ... n-100.html
Grüße Johannes

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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#57

Beitrag von rakader »

OT

Nebenbei: Eine sehr interessante Diskussion auf hohem Niveau.
Es ist gut, dass Hobbybrauer aus so unterschiedlichen Feldern kommen.


Grüße und Gut Sud
Radulph
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#58

Beitrag von §11 »

Um sich das mal vor Augen zu führen was ich meine. Viele Verbraucher denken das sie umweltfreundlich sind, weil sie zum Grillen Ihr Steak ja regional beziehen. Das ist natürlich besser als nichts, aber um Kg Rindfleisch zu produzieren (nicht ökologisch) benötigt man in etwa so viele CO2 Equivalente wie ein moderene LKW benötigt um das selbe Kg etwa einmal um die Erde zu transportieren.

Gruss

Jan
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#59

Beitrag von rakader »

Das würde ich jetzt mal in Zweifel ziehen. Es liest sich so, als sei die schlechteste Haltungsform die Regel. Ich teile mir mit mehreren Familien vier mal im Jahr ein Rind, das auf der Weide grast und dessen Futter aus reiner Kreislaufwirtschaft kommt. Reines Biofleisch. Und das tolle: Es ist sogar billiger als an der Theke, weil den ganze unsägliche Zwischenhandel wegfällt. Der Bauer, ein ehemaliger Werber, hat dafür ein innovatives Online-Konzept geschaffen, mit dem alle Teile des Tieres fair verteilt werden.* Trotz vieler Projekte zur Förderung kleinteiliger Landwirtschaft, ist dies eines der wenigen Projekte in der Region, die so etwas wie Landwirtschaft 2.0 machen. Bayern hat da mit der Flurbereinigung in den 70ern riesige Fehler gemacht und Strukturen zerstört. Am schlimmsten aber sind die Strukturen in den Köpfen: der Bauer wollte seine Kollegen das Konzept beibringen und hat aufgegeben - sie verstanden nicht, was digitaler Wandel an Vorteilen bringt (Kundenbindung, gesicherte Kalkulation, Unabhängigkeit etc.)

In Rumänien gibt es noch überwiegend regionale Erzeugung, zumindest auf dem Dorf. Erst wenn die großen Supermarktketten aus Deutschland, Österreich und Frankreich kommen, setzen sich die ökologisch schädlichen Haltungsformen durch. Das gesparte Geld wandert dann nämlich nicht in höhenwertige Lebensmittel, sondern in Non-Food-Artikel. Und die Statistiker in Brüssel goutieren das dann auch noch als Zuwachs an Lebensqualität und Fortschritt.

Deutschland ist neben Holland und Spanien das Land, das Lebensmittel am meisten industrialisiert hat und entsprechend exportiert. Dahinter steckt auch ganz viel Lobbyismus und Politikversagen. Dass es anders geht, zeigen Länder wie Österreich und Frankreich, die sich ihre Landwirtschaft etwas kosten lassen.

Gruß
Radulph

*Vertrieb gibt es auch nach München. Zur Zeit muss man sich aber anstellen und warten, bis ein Platz frei wird. Wer aus dem Raum München Interesse hat, schreibt mir eine PM.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#60

Beitrag von guenter »

rakader hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 15:25 Das würde ich jetzt mal in Zweifel ziehen ...
Es geht ja gar nicht darum, mal gutes Fleisch zu genießen. So weit bin ich bei dir. Aber wir essen viel zu viel Fleisch, das ist das Problem. Ob Bio oder nicht, spielt da eher eine untergeordnete Rolle. Aber klar, so wie du es beschreibst, ist es ein sehr viel bessere Weg, als beim Discounter zu kaufen.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#61

Beitrag von renzbräu »

rakader hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 15:25 Es liest sich so, als sei die schlechteste Haltungsform die Regel.
Stellt sich die Frage: Was ist die schlechteste Haltungsform?
Es gibt Supermärkte, die kleben ein Label drauf, das sie mit anderen entwickelt haben. In der Premium Klasse stehen sich die Hühner immernoch auf den Füßen: Auf 6m² dürften, je nach Gewicht, 50-60 Hühner gehalten werden. Für mich immer noch Massentierhaltung; für die meisten Menschen die Bilder aus solcher Haltungsform sehen auch.
Auf Biofleisch kleben sie übrigens den selben Aufkleber - die Regeln werden ja erfüllt.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#62

Beitrag von §11 »

rakader hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 15:25 Das würde ich jetzt mal in Zweifel ziehen.
Um sich das mal vor Augen zu führen was ich meine. Viele Verbraucher denken das sie umweltfreundlich sind, weil sie zum Grillen Ihr Steak ja regional beziehen. Das ist natürlich besser als nichts, aber um Kg Rindfleisch zu produzieren (nicht ökologisch) benötigt man in etwa so viele CO2 Equivalente wie ein moderene LKW benötigt um das selbe Kg etwa einmal um die Erde zu transportieren.
Und dann erklärst du allerlei ökologische Haltungs- und Vermarktungsformen. Darum geht es hier aber nicht. Es geht darum das die Art der Produktion und den dabei enstehenden "Fussabdruck" nicht mehr durch eine ökologische Transportform aufgeholt werden kann.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#63

Beitrag von §11 »

Und zum Thema welche Haltungsform die Regel ist https://www.destatis.de/DE/Presse/Press ... 51_41.html
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#64

Beitrag von rakader »

Jan, Günter, Johannes, Andy - ihr habt ja alle recht. Der erste Schritt zur Verhaltensänderung ist schon mal der, sich über die Situation und ihre Zusammenhänge bewusst zu werden und dann sein eigenes Verhalten auf den Prüfstand zu stellen. Ich esse gerne Fleisch, das gehört zu meiner Sozialisation und meinem Selbstbild von kultureller Prägung. Ich habe über 2 Jahre recherchiert, um auf regional und nachhaltig umzustellen - was in Bayern im Gegensatz zu BaWü oder Rheinland-Pfalz gar nicht so einfach ist (in Rumänien dagegen sehr leicht - es ist alles Bio).
Das Ergebnis sind ein paar Höfe mit einem saisonalen Angebot. Und für mich als Verbraucher heißt das im Winter Kohl und keine Tomaten und sehr viel vorausschauende Planung, dergestalt, dass man einen Blick für den Jahreslauf entwickelt. Das sind nämlich Kulturleistungen, die wir verloren haben.

In Rumänien versuchen wir in einigen Dörfern Bauern zu überreden, stillgelegte Flächen für den Anbau von Biogerste und Biohopfen für Kleinbrauer zu reaktivieren und hoffen, dass uns die EU dazu Mittel an die Hand gibt. Bisher wird das nämlich ausnahmslos importiert. (Bisher überwiegend aus der Ukraine, dann Deutschland, Belgien, Italien.)

Jede Lebensmittelproduktion hat einen ökologischen Fußabdruck. Es geht darum diesen Fußabdruck wieder auf ein vernünftiges Maß zurückzufahren. Ich bin überzeugt davon, dass die Möglichkeiten mit der Digitalisierung besser als je zuvor sind.

Sehr schönes Thema. Wenn jemand von Euch Lust dazu hat, einen Artikel dazu in einem Blog-Magazin zu schreiben, das sich mit gesellschaftlichen Umbrüchen und Herausforderungen sowie den Kulturkämpfen dazu beschäftigt, bitte eine PM an mich.

Schöne Grüße
Radulph
Zuletzt geändert von rakader am Freitag 25. März 2022, 16:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#65

Beitrag von schlupf »

Ich antworte mir mal selber und mache für mich mal eine grobe Überschlagsrechnung auf, wobei ich nur die Dinge berücksichtige, die den Energiebedarf meiner kleinen Hobbybrauerei betreffen.

Die Rohstoffe seien da und das Wasser komme aus dem Hahn.
("Wie's da hinkam, was geschah? Nur dass es weg muss, das ist klar" *sing*)

Für Haupt- und Nachguss heizt mein Einkocher ca. 1,5 Stunden. Das macht ungefähr 3KWh. (Bin Bottichmaischer)
Zum Kochen heizt mein 10KW Gaskocher ca. 1 Stunde auf, danach läuft er ungefähr mit halber Leistung eine weitere Stunde. Macht 15KWh.

Kühlung ist schwierig anzusetzen, bis ca. 30 Grad wird nur Wasser verbraucht. Danach muss der Kühlschrank relativ viel Arbeit verrichten, allerdings muss er danach nur eine Temperatur halten, die deutlich über normalen Kühlschranktemperaturen liegt... Google sagt, moderne Kühlschränke brauchen so 1KWh pro Woche... Ich nehme mal 3KWh an für 2 Wochen Gärung inklusive Cold Crash.

Zur Reinigung läuft pro Sud meine improvisierte CIP-Pumpe mit 250W nochmal ca. 2 Stunden und nimmt sich dabei 0,5KWh. Außerdem brauche ich warmes Wasser für das Leergut, aber nicht besonders viel und das macht bei uns eine Wärmepumpe, sagen wir 1KWh.
Ansonsten gibt's noch den Akkuschrauber beim Schroten und eine LED Funzel bei der Abfüllung, die Energie verbrauchen. Vielleicht nochmal 0,5KWh, damit sich das besser rechnet.

Macht zusammen 23KWh. Raus kommen dabei um und bei 30Liter also ungefähr 77KWh pro Hektoliter.

Das ist zwar nicht gut, aber im Prinzip genau am oberen Ende dessen, was auch eine echte Brauerei (zugegeben eine kleine ineffiziente) laut der Tabellen weiter oben verbraucht.

Einerseits hinkt der Vergleich zwar etwas, weil in den Tabellen auch der Grundbedarf des Gebäudes steckt, aber ohne Bierherstellung gäbe es das Gebäude auch nicht, wohingegen mein Haushalt auch ohne zu brauen geheizt und beleuchtet sein will...

Und wenn mal der Hockerkocher durch Induktion ersetzt ist, wird das ganze auch um Längen besser...

Beim Energiebedarf von Industriebier spielt der Vertrieb nach einer kurzen Recherche wohl tatsächlich keine große Geige, ich komme dabei grob überschlagen auf 2KWh pro Hektoliter pro 100km...

Bestimmt habe ich einiges noch übersehen, aber ich hoffe, die Größenordnung stimmt ungefähr...
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#66

Beitrag von rakader »

schlupf hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 16:56 Macht zusammen 23KWh. Raus kommen dabei um und bei 30Liter also ungefähr 77KWh pro Hektoliter.
Danke dafür - das ist doch etwas mehr, als ich bisher kalkuliert habe.

Passend zum Thema mache ich Euch auf die Sendung Quer im BR aufmerksam, bei der es unter anderem um die Böden, ihre Bewirtschaftung und das ganze Spannungsfeld geht:

https://www.br.de/mediathek/video/kampf ... 000996a243

Gruß
Radulph
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#67

Beitrag von schlupf »

Naja, der Hauptteil hängt ja am Gaskocher der ja zu allem übel auch noch mit fossilem Brennstoff betrieben wird.
Wenn das Sieden mit Induktion ähnlich läuft, wie mit Gas, also eine Stunde volle Pulle aufheizen und dann mit halber Leistung weiterkochen, werden aus den 15KWh Gas nur noch 6KWh (renewable-ready) Strom.

Damit würde man bei 47KWh pro Hekto landen. Und wenn man die 20-65KWh pro Hekto aus den Tabellen für bare Münze nimmt, wäre man damit durchaus in einem konkurrenzfähigen Bereich verglichen mit den Profis.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#68

Beitrag von schlupf »

Ich meine, das ist natürlich weit weg von Beck's oder Oettinger, die mit hohem technischen Aufwand und einen 24/7 Betrieb fast jedes Joule an Wärme oder Kälte irgendwie regenerieren können, aber der regionale Kleinbrauer mit dem wöchentlichen Doppelsud steht unter Umständen schlechter da.

Insbesondere, wenn die Induktionsplatte der Hobbybrauerei mit Sonnenstrom vom eigenen Dach betrieben wird, während der Dorfbrauer seinen Dampfgenerator mit Öl feuert...
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#69

Beitrag von Brandergartenbier »

Wenn man mit einrechnet, dass ich im Gartenhaus Braue und die Gasabwärme es mir angenehm warm macht wenn es draußen 2 Grad sind, dann stehe ich auch gut da.

Überlegt Mal, dass beim Autofahren der Auspuff mehrere Hundert °C hat und einfach so durch die Gegend eiert ohne was zu bewirken.

Da könnte man fast sagen, lass das Auto ein paar Mal stehen und du hast nen Brautag frei :)
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#70

Beitrag von §11 »

Du vergleichst allerdings Äpfel mit Birnen. Bei der Betrachtung, die du gefunden hast, wird auf den primären Energiebedarf bezogen.

Stellt also ein Dampfsystem 50% der Energie des Brennstoffes als Nutzwärme in Form von Dampf zur Verfügung, dann verdoppelt sich der primäre Energieeinsatz bereits. Bei deiner Rechnung kommt der Strom aus der Steckdose, egal wie er da "rein gekommen" ist. Die Brauerei nimmt ausserdem den totalen Energieeinsatz und teilt Ihn durch den Ausstoss. Du nimmst nur den Energiebedarf des eigentlichen Brauprozesses an.

Gruss

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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#71

Beitrag von JackFrost »

Die Werte sind vom letzten Brautag.

Maischeprozess 2 Stunden mit einem Mittleren Stellgrad von 33%. Macht bei 3,6 kW maximaler Leistung 2,38 kWh für das Maischen.
Vom Läutern bis zum Flame out die Platte 2,5h mit 58,6 % Stellgrad im Durchschnitt gelaufen. Macht 5,28 kWh für das Kochen.

Ich hab auch nicht den besten Kühlschrank für die Untergärigen Biere, daher nehme ich auch die 3 kWh für 2 Wochen.

Ich komme also bis zu dem Punkt von brauen auf 10,66 kWh. Macht bei 0,366g CO2 / kWh Strom 3,9 kg CO2

Für die 40l heißes Wasser braucht meine Heizung 2,45 kWh an Öl und macht somit 0,65 kg CO2

Ich komme also auf etwa 4,55 kg CO2 bei 23l Ausstoss -> ~20 kg CO2/hl

Auf deinen Brenner bezogen wären das dann für die 15 kWh 3,3 kg CO2 für das kochen 2,9 kg CO2 für den Stromanteil.
Da du 30l rausbekommst sind das 20,66 kg CO2/hl.

Wenn ich zum reinigen das heiße Kühlwasser verwenden könnte , dann würde ich mir gut 2,8 kg CO2/hl "sparen".
Also das nächste mal den Läuterbottich mit dem warmen Wasser aus dem Kühler auffüllen. Spart schon mal 1,4 kg CO2. Die Flaschen kann ich damit ja nicht waschen.

Wenn du mit Induktion kochen würdest, dann würde sich dein CO2-Wert um 1,67 kg/hl verringern. Da ist die frage tatsächlich ob der produzieren der Platte nicht schon mehr CO2 erzeugt als sie einsparen kann.

Bei PV Anlagen sieht das anders aus, Aber da braucht es schon 6 - 12 kWP auf dem Dach, das man wirklich keinen Strommix aus dem Netzt mit 0,366 kg CO2/kWh bezieht.

Gruß JackFrost
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#72

Beitrag von Scheibelhund »

Wasser wird ja nicht verbraucht, sondern nur benutzt, zumindest wenn es beim Brauen zur Kühlung nicht verschmutzt ist. Die Kanalisation braucht einen gewissen Durchsatz um nicht zu verstopfen. Ansonsten kann ja das Wasser im Garten ausgegossen werden. Dann erfüllt es dort noch seinen Zweck
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und kommt der Frühling, trink' ich wieder,
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#73

Beitrag von Innuendo »

Bei diese vielen Umrechnungen in CO2 bin ich skeptisch. Bei den aktuellen Sonnenstunden bekomme ich auf den Ertrag meiner PV Anlage Euronen ausbezahlt, wenn ich ordentlich kWh beim Maischen verbrauche. Folgerichtig entsteht beim Maischen an Sonnentagen mindestens eine 0,0gr CO2 Würze, weil im Haushalt gleich viel oder mehr Strom entsteht als verbraucht wurde?
Ich beziehe grünen Landstrom. Entgegen der Bezeichnung ist das ein Strom-Mix auch aus schmutzig-dreckigem Braunkohlestrom. Aber der Strom wurde über grüne CO2 Ablassbriefe reingewaschen. Wird dann weniger CO2 pro l Selbstgebrautes in der Rechnung eingesetzt?
Ich habe keinen Verbrenner (Gas, Öl, Kohle, Holz), sondern eine Wärmepumpe mit Flächenkollektor. Der Wärmeenergiespeicher für heißes Wasser und Heizung ist hausintern betrachtet CO2 neutral. Die Wärmepumpe verbraucht min 1/3 Strom zur Wärmeenergiegewinnung. Aber dieses Drittel habe ich ja schon grün bereinigt. Bis zu 2/3 Wärmeenergie gewinne ich aus dem Boden. Wenn ich nun während schönster Sonne das Brauequipment reinige, erzeuge ich zeitgleich wieder mehr Strom, als die Wärmeenergiespeicherung benötigt. Dieser Irrsinn führt am Ende zu einem negativen Wert Gramm pro Liter CO2 für mein Selbstgebrautes. Ich halte nicht viel von diesen CO2 pro $_irgendwas Umrechnungen. Die klingen plakativ, aber je nach Gesinnung werden ein paar Millionen Tonnen CO2 hin-und-her verschoben. Bevor ich falsch verstanden werde: unbestritten ist, dass wir zu lange viel zu viel CO2 produziert und zu lange viel zu wenig für Abbau, Ausfiltern und Vermeidung getan haben.

Meine Regenwasserzisterne ist ein wirksamer Beitrag, nicht nur beim Brauen. Das ist in der Jahresrechnung der Stadt beim Abwasser spürbar messbar. Frischwasser durch die Kühlspirale oder PWT ist Verschwendung, wenn die Möglichkeit für eine Regenwassernutzung besteht. Muss Frischwasser genutzt werden, ist das warme bis heiße Wasser hinter der Kühlspirale ideal für alle Putzaktionen. Eine Eiswanne im Kühlkreislauf reduziert den Wasserverbrauch. Eine Isolierung um den MaischeSud Kessel und um den Fermenter verringert den Energiebedarf. Während des Brauens größere Teile direkt reinigen und Kleinteile in einen Wassereimer zwischenlagern verringert den Wasserverbrauch, weil nichts festklebt und der Reinigungsaufwand verringert wird. Kochzeit reduzieren und High Gravity brauen wurde hier bereits erwähnt. Eine UG Gärung zur warmen Jahreszeit in aufgeheizten (Wohn-) Räumen ist nur aus technischer Sicht ein Wunderwerk. Es gibt wahrscheinlich noch hundert kleiner Tipps & Tricks, um mit Energie effizienter umzugehen. Nicht nur, aber auch beim Brauen. An den Stellschrauben kann jeder sehr einfach etwas bewegen, die in Summe schon wirksam sind.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#74

Beitrag von emjay2812 »

Um nachhaltig und ökologisch zu leben müsste man gewaltig umdenken. Das machen die wenigsten.
Gemüse müsste wieder lokal und regional eingekauft werden (im Winter also nur Kohl- und Wurzelgemüse),
Fleisch gäbe es gar keines, oder wenn von der eigenen Kuh (keine Transportwege) - hier liegt die Krux in der Tierhaltung.
Am Besten hält man Schafe - die kann man scheren, die Milch trinken und bei Bedarf schlachten.

Auto fahren müsste dann komplett abgeschafft werden. Verbrenner sind umweltschädlich im Betrieb und in der Herstellung, E-Autos nur in der Herstellung. In Afrika verbrennen sie Handys und PCs um an die seltenen Erden zu kommen - als Handys und PCs weg.

Es ist müßig. Man kann einen winzigen Beitrag leisten (Photovoltaik, Regenwassernutzung, Wärmepumpen), aber ob das in der Summe reicht? Elektrische Geräte müssten wieder für die Ewigkeit gebaut sein, und Generationen halten. Ich z. B. besitze eine Stereoanlage von Telefunken aus den 80ern. Alle bisher anfallenden Verschleissreparaturen konnten von meinem Onkel durchgeführt werden!
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#75

Beitrag von Andlix »

Tut mir leid, aber das ist doch Unsinn und sehr aus einem romantischen Blick einer wohlstandsverwöhnten Gesellschaft. Ersten glaub ich nicht, dass Lokal immer besser abschneidet. Aber viel mehr hat die Globalisierung Regionen eine ausgewogene Ernährung ermöglicht, die mit lokalen Anbau nicht möglich wäre.
Zudem werden Anbaumethoden propagiert, wie vor 100 Jahren. Ich möchte darauf hinweisen, dass in der Zeit Hunger noch eine große Rolle spielte und die Versorgung im Winter nicht gesichert war. Mal davon abgesehen muss heute viel mehr Menschen versorgen.

Ähnliches sieht man jetzt mit der Ukraine. Solange man nicht vom Krieg betroffen ist, lebt man seine romantische Wertevorstellung. Kaum ist man selbst davon betroffen, werden diese Ideale über Board geworfen.
Mir wäre es lieber, wenn man grundsätzlich eine reale Weltvorstellung hat, auch wenn man nicht direkt von Krieg oder Hunger betroffen ist.

Ich möchte nicht sagen, dass man nicht umdenken muss, aber lässt uns doch weiterdenken und nicht zurück.

Gruß
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#76

Beitrag von emjay2812 »

Du hast meine Ironie dahinter nicht verstanden. Alle wollen klimafreundlich sein, aber niemand will auf Komfort und Fortschritt verzichten. Grüne Energie - aber selbstverständlich - auf Malle in den Sommerurlaub - genauso selbstverständlich!
E-Auto - toll für die Umwelt! (Für die Herstellung werden aber Unmengen an Ressourcen verbraucht)!

Alles ist schöngefärbt. Öko und Bio natürlich! Dass der Bio-Honig von A..tura dann aus Bulgarien, Chile, Brasilien und sonstwoher gemixt wird, ist dann egal.

Brot muss es noch um 20:00 Uhr frisch und knusprig beim Bäcker geben, was übrig bleibt wird oft verheizt um neues Brot zu backen!

Ich selbst bin auch kein leuchtendes Beispiel. Immerhin esse ich kaum Fleisch, und plane ein E-Auto zu kaufen. Meine Mietwohnung wird weiterhin mit Öl beheizt und im Sommer werden auf dem Grill auch mal die Würste vom Discounter landen.

Jeder kann einen winzigen Beitrag leisten, ob das hilft?
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#77

Beitrag von Ladeberger »

emjay2812 hat geschrieben: Samstag 26. März 2022, 10:59 Du hast meine Ironie dahinter nicht verstanden. Alle wollen klimafreundlich sein, aber niemand will auf Komfort und Fortschritt verzichten.
Das ist auch überhaupt nicht sinnvoll. Wir benötigen mehr und nicht weniger technologischen Fortschritt, um die Klimaprobleme in den Griff zu bekommen.

Gruß
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#78

Beitrag von realo »

Ladeberger hat geschrieben: Samstag 26. März 2022, 11:56 Das ist auch überhaupt nicht sinnvoll. Wir benötigen mehr und nicht weniger technologischen Fortschritt, um die Klimaprobleme in den Griff zu bekommen.
Das heißt also noch mehr technische Geräte konsumieren, die oft störanfällig und teuer sind, um umweltgerecht zu sein, als den Konsum zu reduzieren, aus der Komfortzone raus zu kommen und sich so eher an Ursprüngliches zu erinnern. Für die Marktwirtschaft ist technologischer Fortschritt gut, ich gehe jedoch lieber in den Wald, wenn ich Stress habe und atme die beruhigenden Düfte von Nadelbäumen ein und habe kein technisches Gerät dabei.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#79

Beitrag von §11 »

realo hat geschrieben: Samstag 26. März 2022, 14:57
Ladeberger hat geschrieben: Samstag 26. März 2022, 11:56 Das ist auch überhaupt nicht sinnvoll. Wir benötigen mehr und nicht weniger technologischen Fortschritt, um die Klimaprobleme in den Griff zu bekommen.
Das heißt also noch mehr technische Geräte konsumieren, die oft störanfällig und teuer sind, um umweltgerecht zu sein, als den Konsum zu reduzieren, aus der Komfortzone raus zu kommen und sich so eher an Ursprüngliches zu erinnern. Für die Marktwirtschaft ist technologischer Fortschritt gut, ich gehe jedoch lieber in den Wald, wenn ich Stress habe und atme die beruhigenden Düfte von Nadelbäumen ein und habe kein technisches Gerät dabei.
Nein, das heißt Technik nutzen um das Überleben der Menschheit als solches zu sichern. Den Punkt, mit reinem Verzicht etwas nachhaltiges zu retten dürften wir mit 8 Milliarden Menschen überschritten haben. Wir brauchen beides, Verbrauch reduzieren und die vorhandenen Resourcen effizient nutzen.

Um die Kurve zum Brauen wieder zu bekommen. Wir sind uns ja einig das große Brauereien in der Lage sind Bier nachhaltiger zu produzieren. Dazu kommt das bei der Herstellung der Anlagen das Verhältnis der eingesetzten Resourcen zum Nutzen besser ist, je größer eine Anlage ist und natürlich auch je intensiver die genutzt wird. Was wir aber zur Zeit sehen ist das Gegenteil, es eröffnen zig Kleinstbrauereien, statt strategisch sinnvoll über Deutschland große Brauereizentren zu eröffnen die von vielen Brauereien, aber dafür eben intensiv genutzt wird.

Einer der wichtigsten Grundsätze, wir müssen anfangen Resourcen zu teilen. So stolz der Deutsche auf das eigene Auto ist, so wenig zeitgemäß ist solches Denken. Ein Auto braucht erhebliche Resourcen in der Produktion und steht danach zwischen 95-99% ungenutzt am Straßenrand. Das ist, aus Sicht der Nachhaltigkeit, Wahnsinn.

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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#80

Beitrag von realo »

§11 hat geschrieben: Samstag 26. März 2022, 15:47 Das ist, aus Sicht der Nachhaltigkeit, Wahnsinn.
Es ist so vieles des Wahnsinns, auch wenn man den Wahnsinn genießt, weil man sich ihn leisten kann und das zeigen möchte. Wir, bzw. unsere Eltern sind im Wirtschaftswunder damit angetreten, wir können es uns leisten, auch ein Auto, was für ein Wahnsinn und sofort stieg der Status in der Gesellschaft. Das lässt sich jedoch, solange Wachstum das einzige Ziel ist, nicht ändern. Auch eine Großbrauerei ist ein kapitalistisches Unternehmen und muss, will es im System überleben, Profit machen und Kapital anhäufen. Danach wird die Herstellung des Bieres optimiert, billig einkaufen, teuer verkaufen. Das lernt jeder drittklassige Student bei BWL. Deshalb wäre, genau wie beim Strom, viele kleine Quellen zum Abdecken des Bedarfs viel nachhaltiger. Viele kleine Brauereien produzieren mit viel Handarbeit das Bier für den Markt, regional und nachhaltig. Jedoch ginge dann den Großbrauereien, genauso wie den vier großen Energieanbietern in Deutschland der Absatz verloren, der Umsatz schwindet, der Gewinn geht zurück und der Tod auf dem globalen kapitalistischen Markt wird eingeleitet, die Insolvenz. Das ist der Grund, warum die Konzerne die Subventionen bekommen und nicht die kleine Brauerei gefördert wird oder die Wärmepumpe mit Erdwärme. Das System braucht die Großbetriebe um zu existieren, die Politik kann mit einem Konzernchef gut verhandeln, aber schlecht mit Millionen Kleinunternehmern. Deshalb stellt in Deutschland die Auto-, Maschinen- und Waffenindustrie die führende Position im kapitalistischen System dar. Daran lässt sich meiner Meinung nach nicht rütteln und man kann der Industrie nicht verdenken, auch bei den Großbrauereien, wenn sie die auf dem Weltmarkt günstigsten Rohstoffe einkaufen. Die Umweltschädlichkeit hängt vom Verbrauchen von Ressourcen ab. Und wenn ich mir den Wahnsinn eines Sportwagens leisten kann, dann tue ich das, um es allen zu zeigen, da kommt der Begriff Nachhaltigkeit noch nicht einmal als Gedanke vor. Wahnsinn ist ein sehr kostspieliger Umstand im Leben und nur geeignet für jemand der es sich leisten kann, ohne die Lebensfunktionen zu verlieren. Jedoch das Gefühl von Wahnsinn kann so geil sein, verständlich, dass viele danach streben. Der größte Wahnsinn, der derzeit auf der Welt käuflich ist, ist ein Platz in der Rakete Richtung Schwerelosigkeit, da gibt es das Thema Umwelt nicht.
Ich erlebe den Wahnsinn ausreichend, wenn ich zu viel vom Jungbier trinke und Kopfschmerzen bekomme, das hält tagelang vor und ich rühre keinen Tropfen Alkohol an. Wir kriegen den Wahnsinn nicht aus der Welt, wäre schade, wir kriegen das System nicht geändert und so bleibt nur, das Beste aus dem zu machen, was da ist, auch in der Nachhaltigkeit und in Umweltfragen. Nur wenn jeder bei sich anfängt, (weniger Wahnsinn braucht) ist am Ende allen geholfen.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#81

Beitrag von rakader »

realo hat geschrieben: Samstag 26. März 2022, 14:57
Ladeberger hat geschrieben: Samstag 26. März 2022, 11:56 Das ist auch überhaupt nicht sinnvoll. Wir benötigen mehr und nicht weniger technologischen Fortschritt, um die Klimaprobleme in den Griff zu bekommen.
Das heißt also noch mehr technische Geräte konsumieren, die oft störanfällig und teuer sind, um umweltgerecht zu sein, als den Konsum zu reduzieren, aus der Komfortzone raus zu kommen und sich so eher an Ursprüngliches zu erinnern. Für die Marktwirtschaft ist technologischer Fortschritt gut, ich gehe jedoch lieber in den Wald, wenn ich Stress habe und atme die beruhigenden Düfte von Nadelbäumen ein und habe kein technisches Gerät dabei.
Nein, die Welt ist nicht misanthropisch, sondern im Gegenteil: optimistisch, sie flieht nicht in den Wald, sondern stellt sich den Herausforderungen, denn das heißt technischen Fortschritt zu nutzen, um zum Beispiel in der Stadt smarte Gewächshauskulturen zu etablieren, neue Substrate, die sogar CO2 binden und den Flächenverbrauch zurückzufahren, das ganze gekoppelt an Big Data, das den Bedarf antizipiert, damit eben nicht mehr 40% der Produktion weggeworfen wird.
Gerade im Agrarbereich gibt es ein riesiges Entwicklungspotenzial- und es ist auch der Bereich mit dem größten Beitrag zum Klimaschutz.

In dem Sinn: Das Glas ist halbvoll!

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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#82

Beitrag von §11 »

Es ist so vieles des Wahnsinns, auch wenn man den Wahnsinn genießt, weil man sich ihn leisten kann und das zeigen möchte. Wir, bzw. unsere Eltern sind im Wirtschaftswunder damit angetreten, wir können es uns leisten, auch ein Auto, was für ein Wahnsinn und sofort stieg der Status in der Gesellschaft.
Dir ist aber nicht entgangen das wir etwa 4 mal mehr Menschen auf der Erde sind als vor dem 2. Weltkrieg? Und davon besitzen nicht mal die meisten ein Auto.

Die romantische, dezentrale Kleinbrauerei, ist genau eben nicht nachhaltig. Genauso wenig wie das Kochen auf dem Holz- oder Kohlenfeuer und die Autos unsere Großeltern.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#83

Beitrag von hkpdererste »

Was mir hier in der Diskussion deutlich wird, ist wie sehr das Thema ökologisches Verhalten doch letztlich als Gefühlssache behandelt wird und nicht auf Basis von Daten und Fakten. So machen die zig verschiedenen Öko - und Regionallabel in den Supermärkten dann auch sinn.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#84

Beitrag von Commander8x »

Das alles ist schon seit Jahrzehnten ein akutes Thema und hätte schon damals massive Veränderungen in unserem Lebensstil erfordert. Besser spät als nie, könnte man sagen. Aber warum nun so eine (zu) späte Betroffenheitsdiskussion?

Eine Sache kann man nicht wegdiskutieren, auch wenn man noch so detailliert argumentiert: wir einzelnen Individuen sind eingebettet in einem so brutal allumfassenden System des gewinnorientierten Besitzes und Wirtschaftens, dass unsere Einflussmöglichkeiten lächerlich gering sind.

Gruß Matthias
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#85

Beitrag von Ladeberger »

Commander8x hat geschrieben: Sonntag 27. März 2022, 11:58 Eine Sache kann man nicht wegdiskutieren, auch wenn man noch so detailliert argumentiert: wir einzelnen Individuen sind eingebettet in einem so brutal allumfassenden System des gewinnorientierten Besitzes und Wirtschaftens, dass unsere Einflussmöglichkeiten lächerlich gering sind.
Und in welchem System wären die Einflussmöglichkeiten des Individuums größer?

Gruß
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#86

Beitrag von Commander8x »

Ladeberger hat geschrieben: Sonntag 27. März 2022, 12:30
Commander8x hat geschrieben: Sonntag 27. März 2022, 11:58 Eine Sache kann man nicht wegdiskutieren, auch wenn man noch so detailliert argumentiert: wir einzelnen Individuen sind eingebettet in einem so brutal allumfassenden System des gewinnorientierten Besitzes und Wirtschaftens, dass unsere Einflussmöglichkeiten lächerlich gering sind.
Und in welchem System wären die Einflussmöglichkeiten des Individuums größer?

Gruß
Andy
Ich glaube, in gar keinem. Diejenigen, die wirklich etwas bewegen könnten (die Eigentümer von Besitz und Produktionsmitteln), sind an Interaktionen "von unten" nicht interessiert.

Ich persönlich verfahre nach dem Motto "Tue Gutes und halt die Klappe". Diskussionen wie diese empfinde ich so nützlich wie ein vorgehaltenes Feigenblatt am Nacktstrand....

Gruß Matthias
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#87

Beitrag von schweizer-franke »

Zunächst einmal: Richtig spannende Diskussion mit vielen Facetten. :thumbup

Beim Lesen der bisherigen Beiträge sind mir zwei Ebenen in den Antworten aufgefallen:
  1. Was kann ich als Einzelner tun?
  2. Was können wir als Gesellschaft tun?
Die Antwort auf die erste Frage ist meiner Meinung nach relativ klar: Der Effekt von jedem Einzelnen ist sehr überschaubar. Für das 1,5°C-Ziel macht es keinen Unterschied, ob ich jedes Wochenende einen Sud braue oder nicht. Bei der zweiten Frage hatte ich den Eindruck, dass manche schon aufgegeben hatten - zu gross das Problem, zu unwillig die Menschen. Ich sehe das anders. Es macht einen Unterschied, welche Partei gerade an der Regierung beteiligt ist - und darauf haben wir alle direkten Einfluss. Die Grösse von Demonstrationen zeigt auch, welche Ideen und Vorstellungen gesellschaftlich akzeptiert sind. Es macht einen Unterschied, ob man sich für eine regionale Energiewende und den Bau von Windrädern engagiert oder gegen deren Errichtung. Man muss kein Öko-Heiliger sein, um sich für mehr Klimaschutz zu engagieren.
schlupf hat geschrieben: Freitag 25. März 2022, 09:00 Ich wäre eigentlich auch nicht so sehr an ökopolitischen Grundsatzdiskussionen interessiert, sondern würde mich eher freuen, wenn vielleicht einer der Profis ein paar Zahlen aus der Industrie nennen könnten, wo man seinen eigenen Fußabdruck mit Vergleichen könnte.
Um auf Schlupfs ursprüngliche Frage zu Beginn dieses Threads zurückzukommen: Ich finde die verschiedenen Rechnungen und Abschätzungen zum Energieverbrauch sehr interessant und würde gerne einen grösseren Bogen aufmachen. Als wissenschaftliche Methode gibt es Life Cycle Assessments, die auch Jan kurz angesprochen hatte. Eine sehr interessante und transparente Studie ist 2018 in "Science" erschienen: Joseph Poore und Thomas Nemecek analysieren darin die Emissionen, die für einzelne Lebensmittel aber auch unsere Ernährungsstile als Ganzes entstehen. Die beiden Autoren verwenden dazu eine Meta-Analyse, die die Resultate einer Vielzahl von Studien zusammenfasst (Link hier). Die Studie selbst wurde nach ihrem Erscheinen recht öffentlich besprochen und auch inzwischen in mehr als 2000 anderen wissenschaftlichen Artikeln zitiert.

Eines der in der Studie betrachteten Lebensmittel ist Bier. Die Studie betrachtet den Lebenszyklus vom Anbau der Rohstoffe über den Brau-Prozess bis hin zum Transport und der Lagerung im Einzelhandel. Im Prinzip decken sie damit also alle Emissionen ab, die bis zum Kauf an der Ladenkasse entstehen. Sie teilen die Gesamt-Emissionen auch diesen einzelnen Phasen zu - wenn ich das richtig sehe, ist das im Prinzip das, was Schlupf zu Beginn gesucht hatte.

Weil die Studie verschiedene andere Studien zusammenfasst, kann sie auch Unterschiede und Unsicherheiten in Zahlen ausdrücken. Sucht man im Zusatzmaterial für die Werte nach Bier, findet man folgendes:
  1. Rohstoffe - Braugerste: durchschnittlich 1,1kg CO2-Äquivalente für 1kg Braugerste, mit insgesamt sehr ähnlichen Werten zwischen 1,0 und 1,3 aus mehr als 80 Datenquellen. Wenn man grob davon ausgeht, dass man aus 5kg Malz etwa 20-25l Bier bekommt, wäre man bei umgerechnet etwa 0,24kg CO2-Äquivalente für das Malz pro Liter Bier.
  2. Brau-Prozess (Mälzen, Maischen, Brauen): im Durchschnitt 0,12kg CO2-Äquivalente für die Produktion von 1l Bier, mit einer Schwankung zwischen 0,07 und 0,18kg.
  3. Verpackung: im Durchschnitt 0,51kg CO2-Äquivalente für die Verpackung von 1l Bier, aber mit einer erheblichen Schwankung zwischen 0,02kg für Kegs und 2,57kg für grösstenteils unrecycelte Glasflaschen.
  4. Handel: im Durchschnitt 0,27kg CO2-Äquivalente für den Verkauf von 1kg gekühlten Lebensmitteln wie Bier oder Fleisch. Betrachtet man nur die beiden Studien für Bier, findet man 0,18kg und 0,42kg.
(Hopfen und Hefe tauchen nicht in der Rohstoff-Übersicht auf, aber dürften wegen ihrer insgesamt geringen Menge wohl kaum eine Rolle spielen.)

Insgesamt sieht man also, dass die Verpackung ein ziemlich grosser Faktor ist und auch Transport und Handel ebenfalls ein wichtiger Faktor ist. Also: Gute Nachrichten für uns Hobbybrauer, wenn wir diese beiden Punkte für unsere eigene Rechnung vernachlässigen können (zumindest unter der Annahme, dass wir unsere Flaschen via Leergut gewinnen). Im Vergleich zu Grossbrauereien gewinnen wir also etwas "Spielraum" für einen weniger effizienten Brau-Prozess - wie viel genau, kann ich spontan nicht ermitteln, aber vielleicht hat ja jemand eine Idee.
(Sieht man auch hier, S. 59. )

Natürlich sind das Durchschnittswerte und die Zahlen stammen aus verschiedenen Ländern und Gegebenheiten - auf eine spezifische Situation wird man es nicht 1:1 übertragen können. Aber: Gerade weil man die Schwankung sieht, sieht man auch ganz gut, wo die Hebel sind: Bei der Gerste gibt es im Prinzip keine Unterschiede, egal wo und mit welchen landwirtschaftlichen Methoden angebaut wird. Verpackung hingegen ist ein deutlich grösserer Faktor, mit dem Brauereien ihren CO2-Fussabdruck senken könnten.

Falls sich jemand für die gesamte Excel-Datenbank interessiert, aus der ich die Zahlen von oben habe: Frei zum Download verfügbar hier.

(PS - wer noch praktische Alltags-Tipps sucht: Einer der wesentlichen Punkte der Studie ist, dass eine Änderung unserer Ernährungsgewohnheiten einen deutlich grösseren Effekt hat als die Umstellung der Produktionsweise unserer Lebensmittel. Aus Klima-Sicht ist also auch das bestmögliche Rindfleisch deutlich schlechter als die schlechtmöglichst angebaute Kartoffel.)

(EDIT - Tippfehler)
Zuletzt geändert von schweizer-franke am Sonntag 27. März 2022, 17:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#88

Beitrag von realo »

schweizer-franke hat geschrieben: Sonntag 27. März 2022, 14:39
  1. Was kann ich als Einzelner tun?
  2. Was können wir als Gesellschaft tun?
Das ist dasselbe, denn die Gesellschaft besteht aus den einzelnen Menschen innerhalb der Hierarchie. Die Gesellschaft ist eine Gruppe von vielen Menschen und wie diese Gruppe wirkt, hängt von jedem Einzelnen ab. Deshalb ist bei Fragen wie leben wir auf der Erde der Einzelne gefragt und er kann seinen bewussten Handlungsspielraum innerhalb des Systems nutzen. In einem System, wo Privatbesitz hoch angesehen ist, hat jemand ohne Besitz einen begrenzen Spielraum. Wer z.B. kein Geld hat, kann aus Umweltgründen nicht Konsumverzicht ausüben und wer ganz viel Geld hat, muss investieren in etwas, was Rendite abwirft, Umwelt hin oder her. Es ist schon richtig, die Sachzwänge um überleben zu können sind enorm, dennoch kann man als Einzelner den vorhandenen Spielraum nutzen, wenn man es nicht selber macht, macht es niemand. Warten, bis die Mächtigen in Regierung und Wirtschaft die passenden Weichen stellen für eine bessere Ökologie, Gesetze erlassen und dann einen zum Verhalten zwingen, halte ich persönlich für keine gute Lösung. Ich verbinde mich zum Ausgleich mit der grünen Natur und lasse alle Technik, die ich eifrig benutze, hinter mir. Trotz aller Schreckensgeschichten mit Bevölkerungsexplosion usw. ist der größte Teil der Erdoberfläche unbewohnt, die Menschen konzentrieren sich in Ballungsgebieten. Das ist auch völlig in Ordnung, da ist auch am meisten los, ich bin in Berlin aufgewachsen und möchte die Erlebnisse nicht missen.
Das Problem ist also der Ausgleich zwischen hochindustrialisierter Stadt und dem nach wie vor sehr grünem Land ohne moderne Technologie. Es stimmt zwar nicht ganz, denn auch Bauern arbeiten mit computergestützten Anlagen, aber zwischen den Bauernhöfen ist es grün. Und auf den Dächern von Hochhäusern in der Großstadt werden Bienen gehalten und Nutzpflanzen angebaut. Das ist jedoch eher symbolisch zu sehen, die meisten Menschen in der Großstadt haben die emotionale Bindung zur grünen Natur verloren, nennen es falsche Flucht und rufen nach Fortschritt der Technik, um das Defizit in der Beziehung zur Natur als Mensch zu überbrücken. Das hieße, nur noch Videos, um Befriedigung zu schaffen, der Kontakt zur Realität bleibt außen vor.
Bin ich falsch gewickelt? Ich braue Bier des handwerklich/haptischen Erlebnisses wegen, um mich mit der Biologie und Natur zu verbinden, was Fermentation oder Symbiose bedeutet. Wenn es nur ums Bier ginge, kann ich es auch im Supermarkt von der Großbrauerei kaufen, viel einfacher und billiger. Selber machen ist der ökologische und mentale Aspekt, ein Wert der psychologischen Befriedigung beschert und die Abhängigkeit im System zu den Großanbietern verringert. Man muss als Einzelner nicht die große Welt retten, aber seine eigene kleine, für die man Verantwortung hat schon.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#89

Beitrag von rakader »

hkpdererste hat geschrieben: Sonntag 27. März 2022, 11:35 Was mir hier in der Diskussion deutlich wird, ist wie sehr das Thema ökologisches Verhalten doch letztlich als Gefühlssache behandelt wird und nicht auf Basis von Daten und Fakten. So machen die zig verschiedenen Öko - und Regionallabel in den Supermärkten dann auch sinn.
Das kannst Du nicht so pauschalisieren und schon ins Lächerliche ziehen. Es ist wohl eher umgekehrt: Realistisches Erkennen erfährt Bestätigung durch Gefühl. Sagt mir zumindest der alte Kant. Moderne Stimmen nennen es Komplexitätsreduktion. Es fragt sich nur, wie weit die Simplifizierung gehen darf. Es gibt in dieser Diskussion überwiegend vernunftgelenkte Stimmen, mit faktenbasierten Beispielen. Und es gibt die üblichen Ausflüchte, Verallgemeinerungen, die ihre Ängste artikulieren.

Das korreliert aber in keiner Wiese nicht mit den Öko-Labels. Leider ist das Labelgeschäft eine große Geschäftemacherei geworden, manchmal sogar mit Greenwashing darunter. Es gibt nur wenige Zertifikate, die wirklich lohnen.

Ich arbeite in Bereichen, wo Zertifikate nachgefragt sind und muss meist davon abraten. Mein Hofbauer hat ebenfalls darauf verzichtet. Er produziert lieber Bio ohne Siegel und investiert die 10.000. Euro Lizenzgebühr lieber in seine Tiere. Die Kunden wissen das und kaufen auch ohne Siegel mit gutem Gewissen.

Regionallabel machen Sinn, wenn es regional bleibt. Biolabel wie Demeter sind wegen der esoterischen Ideologie dahinter wiederum kritisch zu sehen; das zeigen auch etliche Tests von Verbraucherschützern, die keinen Mehrwert feststellen.

Am wünschenswertesten wären in meinen Augen staatliche Siegel, wenn sie nicht von Lobbygruppen zerlöchert würden; die vorhandenen lassen zu wünschen übrig und sind Augenwischerei. Die Politik kann sich ja nicht einmal zu einem Nutri-Score durchringen.

Also bleiben nur Verbandssiegel - und da kann ich nur die von Bioland, Biokreis und Naturland empfehlen. Das EU-Bio-Siegel ist kritisch bei der Tierhaltung zu sehen.

Um wieder zu unserem Bereich zurückzukommen: Wenn ich mir die Braushops ansehe, finde ich a) so gut wie nirgends Bio-Malz und wenn ja, ist b) nirgends ein Bio-Siegel ausgewiesen (oder unauffindbar versteckt, was ja auf die Einstellung dahinter schließen lässt). In einem Shop war Bio vermerkt, aber nicht welches Bio-Siegel das garantiert. Das sollte zu denken geben und da sollten wir mal die Braushops aufmerksam machen. Einzig bei Hopfen der Welt war das EU-Siegel ausgewiesen. Die ganzen Shops brauchen offenkundig einen Schubs bei dem Thema .
schweizer-franke hat geschrieben: Sonntag 27. März 2022, 14:39
Die Antwort auf die erste Frage ist meiner Meinung nach relativ klar: Der Effekt von jedem Einzelnen ist sehr überschaubar. Für das 1,5°C-Ziel macht es keinen Unterschied, ob ich jedes Wochenende einen Sud braue oder nicht. Bei der zweiten Frage hatte ich den Eindruck, dass manche schon aufgegeben hatten - zu gross das Problem, zu unwillig die Menschen. Ich sehe das anders.

[…]

Insgesamt sieht man also, dass die Verpackung ein ziemlich grosser Faktor ist und auch Transport und Handel ebenfalls ein wichtiger Faktor ist. Also: Gute Nachrichten für uns Hobbybrauer, wenn wir diese beiden Punkte für unsere eigene Rechnung vernachlässigen können (zumindest unter der Annahme, dass wir unsere Flaschen via Leergut gewinnen). Im Vergleich zu Grossbrauereien gewinnen wir also etwas "Spielraum" für einen weniger effizienten Brau-Prozess - wie viel genau, kann ich spontan nicht ermitteln, aber vielleicht hat ja jemand eine Idee.
(Sieht man auch hier, S. 59. )
Danke für Deinen Beitrag und die grundlegende Einordnung. Sehe ich ähnlich und ich revidiere mich in einem Punkt: Zahlen einer solchen Metastudie bringen doch etwas. Betonung liegt auf "Meta" :Smile

Gruß
Radulph

Edit & PS.: Das ist auch mal eine Studie, die schnell und erfreulich auf den Punkt kommt. Danke dafür.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#90

Beitrag von rakader »

§11 hat geschrieben: Samstag 26. März 2022, 22:38
Es ist so vieles des Wahnsinns, auch wenn man den Wahnsinn genießt, weil man sich ihn leisten kann und das zeigen möchte. Wir, bzw. unsere Eltern sind im Wirtschaftswunder damit angetreten, wir können es uns leisten, auch ein Auto, was für ein Wahnsinn und sofort stieg der Status in der Gesellschaft.
Dir ist aber nicht entgangen das wir etwa 4 mal mehr Menschen auf der Erde sind als vor dem 2. Weltkrieg? Und davon besitzen nicht mal die meisten ein Auto.

Die romantische, dezentrale Kleinbrauerei, ist genau eben nicht nachhaltig. Genauso wenig wie das Kochen auf dem Holz- oder Kohlenfeuer und die Autos unsere Großeltern.
Dafür sind heute Ideen nachhaltig, die das CO2 sogar wiederverwenden: https://www.derstandard.at/story/200013 ... n-koennten
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#91

Beitrag von württemberg »

Guten Morgen die Damen und Herren,
schnelle Frage als Einschub zum Thema Brauwelt: ich bin am überlegen mit das Abo zu kaufen. 180€ sind aber schon knackig.
Frage an Euch: hat jemand vom letzten Jahr ein Paar Ausgaben rumliegen, die er mir gegen entsptechendes Entgeld zusenden könnte?
Gerne PN an mich.
Danke!
Gruß`württemberg

FEHLAROMENSEMINAR Südwest mit DANIEL STENGLEIN - 12. OKT 2024 in 75038 Flehingen
:Drink
Bei Interesse Link:viewtopic.php?t=33469 oder PN an mich.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#92

Beitrag von §11 »

rakader hat geschrieben: Sonntag 27. März 2022, 22:29
§11 hat geschrieben: Samstag 26. März 2022, 22:38
Es ist so vieles des Wahnsinns, auch wenn man den Wahnsinn genießt, weil man sich ihn leisten kann und das zeigen möchte. Wir, bzw. unsere Eltern sind im Wirtschaftswunder damit angetreten, wir können es uns leisten, auch ein Auto, was für ein Wahnsinn und sofort stieg der Status in der Gesellschaft.
Dir ist aber nicht entgangen das wir etwa 4 mal mehr Menschen auf der Erde sind als vor dem 2. Weltkrieg? Und davon besitzen nicht mal die meisten ein Auto.

Die romantische, dezentrale Kleinbrauerei, ist genau eben nicht nachhaltig. Genauso wenig wie das Kochen auf dem Holz- oder Kohlenfeuer und die Autos unsere Großeltern.
Dafür sind heute Ideen nachhaltig, die das CO2 sogar wiederverwenden: https://www.derstandard.at/story/200013 ... n-koennten
Eben. Mein Beitrag bezog sich darauf das der technische Fortschritt Teil des Problems ist und das sehe ich ganz und gar nicht so.

Was ein Problem ist, wir brauchen mehr integrierte, ganzheitliche Lösungen aber hier stößt unsere Kultur und Individualität an Grenzen. Wie gesagt wäre hier ein Beispiel Resourcen zu teilen. Aber man sieht ja schon alleine in der Bierszene, das ein Kuckucksbrauer nicht als vollwertige „Brauerei“ gesehen wird. Um ehrlich zu sein ist ja die Bezeichnung Kuckucksbrauer oder Gypsibrewer schon negativ belegt.

Sag jetzt noch das Leute ihr Auto teilen sollen und die Bereitschaft geht gegen null, wobei man sagen muss das die jüngeren Generationen dazugelernt haben.

Unsere Kultur ist nun mal auf das Individuum ausgelegt. Jeder ist seines Glückes Schmid und jede kann President werden wenn er/ sie nur hart genug dafür arbeiten. Da passt es nicht ins Bild Sachen zu teilen. Wer erfolgreich ist zeigt das durch Besitz.

Gruß

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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#93

Beitrag von rakader »

§11 hat geschrieben: Montag 28. März 2022, 12:50 Sag jetzt noch das Leute ihr Auto teilen sollen und die Bereitschaft geht gegen null, wobei man sagen muss das die jüngeren Generationen dazugelernt haben.

Unsere Kultur ist nun mal auf das Individuum ausgelegt. Jeder ist seines Glückes Schmid und jede kann President werden wenn er/ sie nur hart genug dafür arbeiten. Da passt es nicht ins Bild Sachen zu teilen. Wer erfolgreich ist zeigt das durch Besitz.

Gruß

Jan
:goodpost:

Obwohl es jetzt total OT wird, ein wenig Klugmist von mir noch dazu: Wir haben eine soziale Marktwirtschaft auf dem Papier, die ist aber in den vergangenen Jahrzehnten stetig ausgehöhlt worden. Soziale Marktwirtschaft soll übersteigerten Individualismus und libertäre Eigeninteressen ausgleichen. Dies im Sinne des gesellschaftlichen Friedens und damit der Daseinsfürsorge. Diese soziale Marktwirt ist aber in den vergangenen Jahren erodiert, es fing mit der Einstellung des sozialen Wohnungsbaus unter Kohl an und gipfelte in der Privatisierung der Wasserversorgung bis jüngst zu den prekären Verträgen bei den Lieferdiensten. Sogenannte allokative Werte, also solche die nicht gewinnorientiert und damit gemeinnützig sind (Gesundheitsversorgung, Wasser, ÖPNV), wurden seit Ende der Siebziger stetig abgebaut. Überhand hat dies genommen mit der Plattformökonomie, die dem Manchester-Kapitalismus in nichts mehr nachsteht und den Ideen der sozialen Marktwirtschaft konträr ist.

Um Umwelteinflüsse ganzheitlich betrachten zu können, braucht es die sogenannte allokative Ökobilanz. Vereinfacht geht es dabei um die Zuordnung der Input- und Outputeinflüsse. Da aber jeder Wirtschaftszweig in seinem eigenen Sprengel gefangen ist und aus ihm argumentiert, wird er immer bestrebt sein, seinen Anteil an der Emmission kleinzurechnen. Dies kann nur regulativ gelöst werden, indem Lobbyinteressen konsequent ausgeschlossen werden und eine ökologische Bilanzierung entlang der gesamten Lieferkette eingeführt wird. Dies würde auch die Kostenrechnung von Emissionen deutlicher ins staatspolitische Handeln einbeziehen. Leider hinken wir in DE da mit unserem Wirtschaftsmodell, das dem von Thatcher sehr gleichkommt, ziemlich hinterher. Skandinavische Länder sind da weiter.

Man muss es auch so ehrlich sagen: Meine Generation, die Boomer, hängt da deutlich den Jüngeren hinterher. Projekte wie die CO2-Wiederverwendung sind das beste Beispiel.

Gruß
Radulph

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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#94

Beitrag von schlupf »

Da gibt das leider das Problem, dass Dinge zwar viel rumstehen, aber wenn sie dann gebraucht werden, oft von (fast) allen gleichzeitig...
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#95

Beitrag von §11 »

schlupf hat geschrieben: Montag 28. März 2022, 14:54 Da gibt das leider das Problem, dass Dinge zwar viel rumstehen, aber wenn sie dann gebraucht werden, oft von (fast) allen gleichzeitig...
Wie gesagt, für Autos gibt es dazu eine ganze Menge an Studien. Das ist verheerend wie wenig ein Auto genutzt wird. Wenn sich jeder vor Augen führen würde wie viel damit jeder gefahrene Kilometer kostet, würde das eventuell helfen.

Ich fahre in USA deutlich mehr als in Deutschland und ich bin viel unterwegs. Mein Auto wurde Anfang 2016 gebaut, sagen wir der Einfachheitshalber das mein Auto genau 6 Jahre als ist, also 2190 Tage. Ich hab jetzt 72000 Meilen auf dem Tacho. Das heißt ich fahre im Schnitt 32.9 Meilen am Tag. Selbst mit den in USA meist üblichen 55mph Geschwindigkeitsbegrenzungen, heißt das ich bewege mein Auto im Schnitt für 36 Minuten am Tag oder 2.5% der Zeit.

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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#96

Beitrag von hkpdererste »

Das Thema mit dem teilen von Fahrzeugen im allgemeinen wird erst dann richtig interessant wenn die voll selbstfahrend sind.

Momentan sieht es doch so aus, dass das Auto bei mir in der Pampa in der Garage wartet, dann zur Arbeit bewegt wird und dann auf dem Parkplatz vorm Geschäft, natürlich auch Pampa, rumsteht. Für sharing in dem Moment total uninteressant.

Wenn jetzt aber ein zukünftiges Auto mich absetzen kann und dann ein Paar km weiter selbständig den nächsten Fahrgast einsammelt etc. etc. dann wird's doch schon interessanter. An dem Punkt bräuchte ich als Kunde dann nur noch, quasi wie beim ÖPNV, mein Abonnement und hab immer Mobilität verfügbar wenn ich sie brauche.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#97

Beitrag von §11 »

Wenn jetzt aber ein zukünftiges Auto mich absetzen kann und dann ein Paar km weiter selbständig den nächsten Fahrgast einsammelt etc. etc. dann wird's doch schon interessanter. An dem Punkt bräuchte ich als Kunde dann nur noch, quasi wie beim ÖPNV, mein Abonnement und hab immer Mobilität verfügbar wenn ich sie brauche.
Sehr schönes Beispiel um Realos Argument zu entkräften das eigentlich der technologische Fortschritt nicht Lösung sondern Ursache des Problems ist.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#98

Beitrag von rakader »

hkpdererste hat geschrieben: Dienstag 29. März 2022, 19:28 Das Thema mit dem teilen von Fahrzeugen im allgemeinen wird erst dann richtig interessant wenn die voll selbstfahrend sind.

Momentan sieht es doch so aus, dass das Auto bei mir in der Pampa in der Garage wartet, dann zur Arbeit bewegt wird und dann auf dem Parkplatz vorm Geschäft, natürlich auch Pampa, rumsteht. Für sharing in dem Moment total uninteressant.

Wenn jetzt aber ein zukünftiges Auto mich absetzen kann und dann ein Paar km weiter selbständig den nächsten Fahrgast einsammelt etc. etc. dann wird's doch schon interessanter. An dem Punkt bräuchte ich als Kunde dann nur noch, quasi wie beim ÖPNV, mein Abonnement und hab immer Mobilität verfügbar wenn ich sie brauche.
Die gängigen Sharing-Konzepte holen den Nutzer nicht bei seinen Bedürfnissen ab. Zuviel Planung, zu wenig Verfügbarkeit, vor allem am Wochenende. Ich habe es ausprobiert und war ganz schnell davon geheilt. Das wird nur mit einer besseren IT und im Massengeschäft funktionieren sowie – nicht lachen - mit selbstfahrender Parkposition. Am schlimmsten waren immer die Wochenendeinkäufe. In hügeligen Wohnorten eine Qual (dann kam doch das Taxi.) Dann ein Ausflug ins Grüne am Sonntag - keine Chance.

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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

#99

Beitrag von realo »

§11 hat geschrieben: Dienstag 29. März 2022, 20:21
Wenn jetzt aber ein zukünftiges Auto mich absetzen kann und dann ein Paar km weiter selbständig den nächsten Fahrgast einsammelt etc. etc. dann wird's doch schon interessanter. An dem Punkt bräuchte ich als Kunde dann nur noch, quasi wie beim ÖPNV, mein Abonnement und hab immer Mobilität verfügbar wenn ich sie brauche.
Sehr schönes Beispiel um Realos Argument zu entkräften das eigentlich der technologische Fortschritt nicht Lösung sondern Ursache des Problems ist.
Das ist aktuell eine Fantasie-Vision und wie mein Nickname schon sagt bleibe ich in der Realität, ich betrachte das was ist und versuche damit den besten Umgang. Bin freund moderner Technik, vor allem in der Elektronik und im Computerbereich, die Digitalisierung hat viele Vorteile, aber genau deshalb weiß ich, dass ich als Mensch mit Bewusstsein und Seele einen Ausgleich brauche um nicht krank zu werden und der liegt in der körperlichen Betätigung und in der grünen Natur. Die S-Bahn, die U-Bahn, die Straßenbahn, der Bus und das Fahrrad sind in Berlin Verkehrsmittel, die das Auto fast überflüssig machen, das Auto hat also andere Gründe, nicht wegen der Mobilität. So ist es mit vielen technischen Geräten, sie vereinfachen die Handhabung, aber sie fördern nicht die Gesundheit, weder die körperliche Gesundheit, noch die seelische. Deshalb plädiere ich neben der modernen Technik, die wunderbar ist und viel Vereinfachung und Erweiterung schafft, den Ausgleich, sich das Ursprüngliche, das Biologische bewusst zu machen, denn noch besteht der Mensch zu 100 % daraus, er ist analog, auch das Denken ist elektro/chemisch, aber nicht mit Bits und Bytes. Natürlich ist der technische Fortschritt Teil der Entwicklung und nicht aufzuhalten. Nur wenn es um Umweltfragen im menschlichen Dasein geht, lässt sich die Ursprünglichkeit der Natur nicht leugnen und wer das tut, bekommt Probleme. Es ist nicht die Technik an der Umwelt Schuld, aber wenn der Mensch technisch aufrüstet, weil er meint, es gibt Sicherheit, dann kann es zu Problemen führen, die alle belasten.

Es ist nicht die Vorstellung eines selbstfahrenden Autos, dass mich stets genau da abholt, wo ich gerade bin, die Vision einer wunderbaren Bequemlichkeit, die Lösung, sondern in der Stadt die paar Meter von A nach B laufen, mit vielen Eindrücken und sozialen Kontakten. Die moderne Technik einer U-Bahn, die ja sehr aufwendig zu bauen ist, aber sie ist schnell, ist ein großer Vorteil für lange Strecken. Dennoch bin ich manchmal eine Station früher ausgestiegen, weil ich durch die Straßen schlendern wollte und nicht schnell nach Hause, ein Gewinn für die Lebensqualität.

Moderne Technik ist wunderbar, aber nicht die einzige Lösung für den Ausgleich und das Wohlbefinden des Menschen. Trotz aller digitalen Erfindungen bleibt der Mensch ein Teil der Natur, der Biologie und des Ursprungs der Lebensentwicklung. Sollte er das vergessen, macht die Technik ihn krank.
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Re: Wie umweltschädlich sind wir eigentlich?

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realo hat geschrieben: Mittwoch 30. März 2022, 11:05 …und wie mein Nickname schon sagt bleibe ich in der Realität, ich betrachte das was ist und versuche damit den besten Umgang. Bin freund moderner Technik […], aber genau deshalb weiß ich, dass ich als Mensch mit Bewusstsein und Seele einen Ausgleich brauche um nicht krank zu werden […].
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Technikskepsis und -angst ist nicht totzukriegen. Sei's drum - müssen wir mit leben.

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