Wasserenthärtungsanlage vor der Hauswasserinstallation

Hier kommt alles rein, was woanders keinen Platz hat.
Antworten
Benutzeravatar
Ricard0
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 484
Registriert: Montag 6. Mai 2013, 14:46
Wohnort: Köln
Kontaktdaten:

Wasserenthärtungsanlage vor der Hauswasserinstallation

#1

Beitrag von Ricard0 »

Hallo zusammen,

gegebenenfalls haben wir demnächst eine Enthärtungsanlage, welche direkt nach dem Anschluss der Stadtwerke den kompletten Wasserbedarf des Hauses bearbeitet.
Dabei könnte es sich um folgendes Gerät handeln: http://www.alfiltra.de/filtrasoft-entha ... =30&132=33

Beschreibung auf der Website des Herstellers:
Die Anlage entfernt durch das bewährte Ionentauscherverfahren komplett die Härtebildner und somit den Kalk aus Ihrem Leitungswasser.
Tcha, was ist davon nun zu halten? Habe ich dann mehr Natrium im Wasser, was wiederrum Nachteile mit sich bringt? Ist das Wasser nach der Anlage besser zum brauen geeignet als vorher?

Es handelt sich um Kölner Wasser (18,5°dH). Hier nähere Infos zum Wasser: http://www.rheinenergie.com/media/porta ... inisch.pdf

Ein Verschlimmbesserung würde ich durch eine solche Investition von mind. 1000€ natürlich nicht haben wollen.

Viele Grüße
Ricardo
3. Kölner Brauschau 01.06.2024
Kölner Bierhistoriker e.V. Brauer aus Köln und Umland auf der Suche nach fast vergessenen Bieren und Rezepten
Benutzeravatar
tommes
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 755
Registriert: Montag 24. August 2015, 18:18
Wohnort: Grevenbroich

Re: Wasserenthärtungsanlage vor der Hauswasserinstallation

#2

Beitrag von tommes »

Hallo Ricardo,

hier gleiche Situation. Nach meinen Recherchen werden durch den Ionentauscher alle Calcium- und Magnesiumionen entfernt und durch Natriumionen ersetzt.
Danach wird das Wasser wieder mit Leitungswasser verschnitten, damit die eingestellte Härte (meist werden 4-8°dH eingestellt) erreicht wird.
Dadurch wird die Restalkalität erhöht (bei mir schätzungsweise von 10°dH auf 12°dH). Ich habe bisher teilweise mit Sauermalz dagegen gehalten, werden aber zukünftig den Maische-ph mit Milchsäure einstellen.

Für Duschen, Wasserkocher usw. ist die Anlage ok, fürs Brauen halt so lala. Evtl kannst du dir ja eine Zapfstelle vor dem Tauscher einrichten lassen, dann kennst du das Wasser schon - musst halt schleppen.

EDIT: ich habe überschlägig gerechnet:
Input: 16°dH
eingestellt: 6°dH
Dann Kalzium und Magnesium per Dreisatz umgerechnet als Wert aus Analyse / 16 * 6. Für jedes entfernte Grad dH kommen ca. 8mg Natrium dazu, also bei mir +80mg/l (Quelle leider verlegt). Das ist dann mein theoretisches Wasser, das ich zu Berechnungen verwende.

Prost, Thomas
Zuletzt geändert von tommes am Donnerstag 14. Januar 2016, 15:03, insgesamt 1-mal geändert.
El Gordo

Re: Wasserenthärtungsanlage vor der Hauswasserinstallation

#3

Beitrag von El Gordo »

Normalerweise wird das Wasser dadurch sodaalkalisch und die Restalkalität steigt.
Es werden ja das restalkalitätssenkende Calcium und Magnesium entfernt, die Hydrogencarbonate bleiben enthalten.
Ich hab meine ersten paar Biere aus Unwissenheit auch mit so was gebraut, die waren alle gallig bitter und kratzig.
Das Wasser wird dadurch auf jeden Fall ungeeigneter zum Brauen.
Ferryman hat mal damit gebraut, allerdings mit dem pH Meter und Milchsäure den Maische pH korrigiert.
Das geht vermutlich, spätestens beim Nachguß wird es dann aber schwierig.
Meine Meinung: Finger weg!

Stefan
Benutzeravatar
Sura
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3489
Registriert: Montag 2. November 2015, 22:37

Re: Wasserenthärtungsanlage vor der Hauswasserinstallation

#4

Beitrag von Sura »

Kurz: Kannst du fürs brauen komplett vergessen. Du wirst hinter der Anlage eine Gesamtwasserhärte von etwas über 0°dH haben (je nachdem was du einstellst. 5°dH ist ein gute Kompromiss.) ... deine Carbonathärte wird aber noch genauso sein wie vorher. Also 12,6°dH. Da du aber so gut wie kein Calcium und kein Magnesium mehr hast, ist Restalkalität ist damit dann fast genauso hoch. Ach ja, pro entferntem Grad Wasserhärte steigt dein Natrium im Wasser ca. um 12 und dein pH-Wert steigt auch etwas.

Aber... du kannst die Anlage ausschalten bzw. mit einem kurz "dreh" am Mischer den alten Zustand temporär wieder herstellen. Mach ich auch so.
Alles weitere, also wie du dein Wasser anders auf dein Bier was du brauen möchtest anpassen kannst, ist ein anderes Thema.

Für den Haushalt ist eine Entkalkungsanlage allerdings sehr geil.
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
Benutzeravatar
tommes
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 755
Registriert: Montag 24. August 2015, 18:18
Wohnort: Grevenbroich

Re: Wasserenthärtungsanlage vor der Hauswasserinstallation

#5

Beitrag von tommes »

Was Stefan schreibt kann ich bestätigen, die helleren Biere werden kratzig-bitter. Nicht untrinkbar.
Das mit der Einstellung des pH-Wertes mache ich ab den nächsten Suden. Wenn das alles nichts hilft kommt als nächstes die Vollentsalzung wie hier beschieben: viewtopic.php?f=4&t=2196

Das mit dem Deaktivieren/Brücken wie sura schreibt habe ich auch schon überlegt, muss ich nur rechtzeitig machen damit die Leitungen gespült sind (Anlage Keller, Braustube 3. OG).
Benutzeravatar
Malzwein
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2865
Registriert: Mittwoch 12. September 2012, 09:39

Re: Wasserenthärtungsanlage vor der Hauswasserinstallation

#6

Beitrag von Malzwein »

Ist schon alles gesagt, so etwas bringt es zum Brauen (oder auch für Kaffee, Tee, Garten...) ganz und gar nicht. Ich habe erstens einen Abzweig vor der Anlage für Garten und Braukeller und zweitens eine Osmoseanlage in der Küche. Für Kaffee, Tee und Bier ist das der Hit.

PS: Lass die die Anlage genau berechnen. Abhängig vom täglichen Verbrauch und der Mindestspülung von 1x pro Woche (ich meine das war der Zyklus) muss die Anlage nicht größer ausfallen. Kostet nur unnötig Wasser und Salz beim Regenerieren.
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
Benutzeravatar
cyme
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2610
Registriert: Montag 16. Dezember 2013, 12:16

Re: Wasserenthärtungsanlage vor der Hauswasserinstallation

#7

Beitrag von cyme »

Anstatt Sauermalz oder Milchsäure kannst du dir auch überlegen mit Braugips die Restalkalität zu senken, und nebenbei wieder etwas Kalzium ins Wasser zu bringen. Je nach Bierstil ist extra Sulfat auch ganz passend, und Kalzium sei gut für das Absetzen der Hefe. Zumindest bei meinem Wasser (15°dH, viel Kalziumkarbonat im Wasser) macht eine Absenkung auf RA ~0°dH mit CaSO4 ein sehr feines IPA.
monotonx
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 274
Registriert: Donnerstag 4. April 2013, 12:19

Re: Wasserenthärtungsanlage vor der Hauswasserinstallation

#8

Beitrag von monotonx »

mal eine andere Dumme Frage, gibtes denn auch "hauswasseraufbereitungsanlagen" die anders als diese ionenaustausche arbeiten, und sowohl "gutes" wasser für Dusche und Kaffemaschine, als auch für's brauen produzieren?

wenn ja - hat jemand hersteller/Modellempfehlungen?
inem
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1178
Registriert: Dienstag 28. Januar 2014, 08:48

Re: Wasserenthärtungsanlage vor der Hauswasserinstallation

#9

Beitrag von inem »

Umkehrosmoseanlagen.
Benutzeravatar
Sura
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3489
Registriert: Montag 2. November 2015, 22:37

Re: Wasserenthärtungsanlage vor der Hauswasserinstallation

#10

Beitrag von Sura »

Ich denke, das reines Osmosewasser auch nicht so der Knaller ist... ist ja fast garnichts mehr drin.

Ich hab das eben mal durch den Rechner geschickt, und im Prinzip ist das meinem Leitungswasser relativ ähnlich. Meine Versuche mit Milchsäure und Sauermalz die RA auf einen brauchbaren Wert zu bringen ergaben einen deutlich sauren Geschmack der jetzt in der Nachgärung weniger wird, aber ob der ganz weggeht...? Ich glaube mal kaum.
Meine Versuche mir CaO und ausfällen der Carbonathärte waren zwar ok, aber nachdem ich weiß das es mehr oder weniger Zufall ist von wo ich den Tag grade Wasser bekomme (KH zwischen 10 und 13), macht das die Berechnung der Zugaben eher zu einer Lotterie.

Ich habe mich dann mal nach Rechnern umgeschaut, die nicht stumpf den RA ausrechnen, sondern das Malz mit berücksichtigen. Da gibts viele verschiedene, und lustigerweise zeigen die alle was anderes an :) ... besonders sobald Sauermalz und Milchsäure dazukommt....
Allerdings verweisen diese fast ausnahmslos auf eine Arbeit von Kai Tröster, welcher auch eine Berechnung des pH-Wertes über die Farbe nach SRM macht. Da gibts auch ein Link zu seinem xls.
Die anderen seiner Erkenntnisse bezüglich des pH-Wert nach Malztyp werden in diversen Rechenblättern verwendet. Das beste ist meiner Meinung nach der von Brewers Friend. Der hier oft angepriesene EZ Water Calculator nutzt sobald es mit Laktat und Sauermalz losgeht nicht mehr nachvollziehbare Rechenwege, und bringt durchgehend andere Ergebnisse wie alle anderen Rechner. Bru n Water erklärt alles ganz toll, deren Sheet hat bei mir teilweise völlig merkwürdige Werte rausgeworfen. Ich habs allerdings nicht sehr lange angeschaut, kann sein das ich da selber Schuld dran hatte.

Wie gesagt geht fast alles auf Tröster´s Arbeit zurück. Ich habe die Berechnung nachgebaut und nehme den Schnitt zwischen der SRM-Berechnung und der Berechnung über die Malzmengen. (Damit lassen sich auch ziemlich gut die Ergebnisse meiner ersten Brauversuche auf Unwissenheit über das Wasser schieben.)
RA ist nicht alles, mit Sauermalz und Laktat lässt sich nicht alles lösen, und das Thema ist viel umfangreicher als man sich vorstellt. Nach ersten (will fast sagen noch oberflächlichen) Erkenntnissen, behaupte ich das Wassermanagement vor allem im Zusammenspiel mit einer Kombirast eine entscheidende Rolle spielt.

Gruß,
Sura

.... der sich grade in Water einliesst.
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
Benutzeravatar
Ricard0
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 484
Registriert: Montag 6. Mai 2013, 14:46
Wohnort: Köln
Kontaktdaten:

Re: Wasserenthärtungsanlage vor der Hauswasserinstallation

#11

Beitrag von Ricard0 »

Danke für eure Antworten. Ich hatte schon geahnt, dass es zu einfach wäre mit einer solchen Anlage Wasser mit 0°dH zu erhalten, welches dann auch braugeeignet ist.
Dann werde ich also einen Abzweig vor der Anlage vorsehen. Hier kann ja später immer noch über eine Osmoseanlage nachgedacht werden.

Nagut, dann bleibe ich vorerst bei der Milchsäure.

Übrigens: Für Kaffee und Tee soll das durch die Anlage behandelte Wasser wohl toll sein. Habe ich jedenfalls gelesen. Ist dem nicht so?

Und Sura, ich bilde mir auch ein, dass einige Biere einen säuerlichen Beigeschmack bekommen, seitdem ich Milchsäure verwende... Vielleicht sollte ich es mal wieder ohne probieren. Oder am besten Mal einen Sud splitten.

Viele Grüße
Ricardo
3. Kölner Brauschau 01.06.2024
Kölner Bierhistoriker e.V. Brauer aus Köln und Umland auf der Suche nach fast vergessenen Bieren und Rezepten
Benutzeravatar
Malzwein
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2865
Registriert: Mittwoch 12. September 2012, 09:39

Re: Wasserenthärtungsanlage vor der Hauswasserinstallation

#12

Beitrag von Malzwein »

Übrigens: Für Kaffee und Tee soll das durch die Anlage behandelte Wasser wohl toll sein. Habe ich jedenfalls gelesen. Ist dem nicht so?
Mit Anlage meinst du den einstufigen Ionentauscher? Dann definitiv nein. Uns schmeckt der Tee erst wieder mit dem Osmosewasser.

Und es stimmt, Osmosewasser ist recht "leer". Was wirklich noch drin ist, weiß natürlich keiner, eben fast nichts mehr. Ich verschneide das Osmosewasser 50:50 mit Rohwasser und meine Ales und Stouts gelingen damit gut. Je nach dem, wie weit du es mit der Wasserrechnerei treiben willst, ich habe noch kein Bier eines Hobbybrauers getrunken, dass wegen der Rechnerei auffallend besser war.
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
Benutzeravatar
Sura
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3489
Registriert: Montag 2. November 2015, 22:37

Re: Wasserenthärtungsanlage vor der Hauswasserinstallation

#13

Beitrag von Sura »

Unser Tee ist definitiv besser. Es schwimmen keine Rückstände mehr auf dem Tee, und das Aroma kommt wesentlich besser raus. Der Kaffee ist wesentlich weicher und runder im Geschmack. Auf den Badarmaturen gibts keine Klakflecke mehr, die Wäsche braucht weniger Waschmittel und auch die Wäsche ohne Weichspüler ist nicht mehr Bretthart. Alle Geräte die das können melden deutlich später den Bedarf nach Entkalkung.
Wir sind vollkommen zufrieden. Nur für das Bierbrauen ists halt nix, was sich aber (wie schon gesagt) schnell "umschalten" lässt.
Malzwein hat geschrieben:Je nach dem, wie weit du es mit der Wasserrechnerei treiben willst, ich habe noch kein Bier eines Hobbybrauers getrunken, dass wegen der Rechnerei auffallend besser war.
Meine ersten beiden Biere sind einmal gruselig (Wasser aus dem Entkalker) und scheulich (Wasser aus der Leitung) geworden. Beissend Herb und saugend, das man es sofort wieder ausspucken muss. Anteile Cara und Wiener waren dabei, Pils hatte nur ~75%. Als ich nachgerechnet habe, konnte ich dann beim zweiten sehen das der pH-Wert gut bei 5.9 gewesen sein muss. Ein wenig Rechnerei im Vorwege hätte da schon geholfen.
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
Benutzeravatar
Malzwein
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2865
Registriert: Mittwoch 12. September 2012, 09:39

Re: Wasserenthärtungsanlage vor der Hauswasserinstallation

#14

Beitrag von Malzwein »

Mit "Rechnerei" meine ich nicht die Beachtung von grundsätzlichen Wasserwerten. Probiere mal Tee und Kaffee im Vergleich mit Osmosewasser, wir fanden den Unterschied auffallend. Aber dennoch ist Tee mit Wasser aus einer Hausanlage besser als mit Kalkstein pur aus der Leitung gekocht. Der gestiegene Natriumwert ist aber eventuell auch zu beachten (Stichwort: Babynahrung).
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
inem
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1178
Registriert: Dienstag 28. Januar 2014, 08:48

Re: Wasserenthärtungsanlage vor der Hauswasserinstallation

#15

Beitrag von inem »

Sura hat geschrieben:Ich denke, das reines Osmosewasser auch nicht so der Knaller ist... ist ja fast garnichts mehr drin.

...

Ich habe mich dann mal nach Rechnern umgeschaut, die nicht stumpf den RA ausrechnen, sondern das Malz mit berücksichtigen. Da gibts viele verschiedene, und lustigerweise zeigen die alle was anderes an :) ... besonders sobald Sauermalz und Milchsäure dazukommt....
Das es ja nicht nur ums Brauwasser ging ist ja mittlerweile ausdiskutiert. Auch fürs Brauwasser kann es geeignet sein, es gibt hier einige die damit sehr zufrieden sind. Gerade bei hellen Bieren würde ich bedenkenlos reines Osmosewasser nehmen. Ansonsten bleibt immer noch der Verschnitt.

Bei Rechnern mit Malz muss man auf jedenfalls berücksichtigen, dass da starke Schwankungen abhängig von Quelle, Jahrgang usw auftreten können. Meiner Meinung nach betreiben solche Rechner eher Voodoo.
Antworten