Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben?

Hier kommt alles rein, was woanders keinen Platz hat.
flip
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#101

Beitrag von flip »

Sto Lat hat geschrieben:@§11: Danke. Die Zahlen sind sehr interessant.
Naja, abgesehen davon, dass die Schweizer hier im Forum besser nicht auf den Link klicken sollten ( :Greets ) , sagen einzelnen Werte eher wenig aus.
Wenn man sich aber mal die Zeitreihe über die letzten Jahrzehnte anschaut, dann sieht man, dass "der Deutsche" graduell immer weniger für Lebensmittel ausgibt,
dafür immer mehr für Miete und Wohnen.
Für Freizeitaktivitäten und Gasthausbesuche gibt er sogar tendenziell mehr aus.
Es kommt also eher darauf an, was für Produkte aus dem Segment man kauft. Da destatis hier gerne alles über einen Kamm schert, bringt uns das eher wenig. Standardisierung hin oder her. In dem Fall ist sie sogar kontraproduktiv.

Aber, das mit dem Volumen ist eigentlich ein sehr schönes Beispiel:
Wenn ich mir die Preise bspw. bei Speidel oder Allgaeu-Zapf für Drucktanks oder Lager anschaue, dann frage ich mich, wer die kleinsten Behältnisse überhaupt kauft. Anscheinend gibt es ja einen Markt,
aber wer...? :Bigsmile Das kann doch nur Platzgründe haben.

Auf der anderen Seite, sehe ich aufstrebene Brauereien wie Kehrwieder, die doch den Anspruch haben sollten, den Hamburger Raum halbwegs beliefern zu können, sich aber dann ein 5HL Sudhaus in eine riesige Industriehalle stellen.
http://www.kreativbrauerei.de/Ueber-Keh ... rauerei/2/ :Waa Kreativität hin oder her. Naugut, sie brauen auch bei anderen Brauereien, aber auf Dauer? Nur weil man keinen Kredit aufnehmen will ist das schon hart.

Mich würde mal ein Größenvergleich von "kleineren" US-Brauereien und Deutschen Brauereien interessieren. Gibt es da irgendwo Zahlen zu?
Sto Lat
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#102

Beitrag von Sto Lat »

flip hat geschrieben:
Sto Lat hat geschrieben:@§11: Danke. Die Zahlen sind sehr interessant.
Naja, abgesehen davon, dass die Schweizer hier im Forum besser nicht auf den Link klicken sollten ( :Greets ) , sagen einzelnen Werte eher wenig aus.
Wenn du meinst, es sei nicht so einfach gebe ich dir recht. Aber dass muss ich hier nicht posten, weil das eh jeder begreift.
Dass der Pole weniger für's wohnen ausgibt liegt nicht daran dass die Immobilien billiger sind, sondern daran dass die meisten Polen Immobilienbesitzer sind. Da verschieben sich die Relationen - aber wie gesagt sind in diesem Forum eh alles vernunftbegabte Menschen, da muss man nicht drauf hinweisen. Mich hat nur interessiert ob das wirklich ernsthaft erhoben wird - und nehme mir heraus es unabhängig von meiner Interpretation sehr interessant zu finden.
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Ursus007
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#103

Beitrag von Ursus007 »

Spannendes Thema und sehr gute Ansätze und Gedanken hier von den Mitschreibern.

Zunächst: Ich braue auch sehr gern, nur eben für mich privat und viel zu selten. Könnte mir aber THEORETISCH vorstellen, das auch gewerblich und in größerem Maße zu tun. Und jetzt das ABER: Eine Gründung einer Brauerei ist ja (wie man hier immer liest und erfährt), mit Risiken verbunden. Aber ich habe eine Familie und sonstige Verpflichtungen, die ich derzeit mit meinem gut bezahlten Job sicher abdecken kann. Rein wirtschaftlich also die Frage: Warum ein Wagnis eingehen, bei dem einiges schief laufen kann? Ja, man kann auch sagen: Keine Chance ohne Risiko! Aber für mich überwiegen derzeit letztere und daher mach ich so erstmal weiter.

Was ich mir aber vorstellen kann, wären zum "Leben vom Brauen" 2 Szenarien:

1. Crazy plan:
In einer größeren Stadt, mit junger Einwohnerschaft, im besten Fall mit Uni, Hochschule o.ä. eine kleine Brewbar eröffnen. Ohne direktem Flaschenverkauf, mit ggf. unverputzten Räumlichkeiten, gespendeten Möbeln, einer Kreidetafel als Karte, kalten Speisen (und soll hier nicht "primitiv" heißen, man kann sehr tolle Snacks vorbereiten) und ggf. teilweise studentischem Personal. Von 3...5 Selbstgebrauten am Hahn sind vielleicht 2...3 Stammsude, die es immer gibt und der Rest experimentelles Zeug. Und mit diesem Stil wirbt man, will heißen, dass hier keine Schluckhalle für Pils ist, sondern man einen "flippigen" Laden hat, wo die Kunden jedes mal was neues erwarten können. Wer Flaschen o. Siphons mitbringt, bekommt vielleicht auch abgefüllt (Wenn genügend da ist). Und wenn mal eine Sorte aus ist ... so what. Und das meiste läuft über Mundprobaganda, ggf. Aushängen an der Hochschule ohne große Werbung im konventionellen Stil (ggf. mal 'n Werbespot im Kino um die Ecke).) Klientel: Junge Leute, Bier-Freunde, Experimentierfreudige, max. 50 Plätze. Evtl. noch 10 Stühle oder 2 Stehtische vor dem Laden auf dem Gehweg (wenns die Gemeinde duldet).

2. Konventioneller Ansatz:
Kleine Brauereiwirtschaft auf dem Lande, günstige Lage (logistisch gut erreichbar, ggf. Bürgerhaus ind er Nähe, viell. am Markt, optimal ist eine touristische Gegend). 2...4 Sude der konventionelleren Art (Pils, Helles, Weißbier, Kellerbier) und zusätzlich ggf. ein saisonales (Fichtenbier, Kastanienbier, Maibock). Ein paar wenige, regionale warme Speisen (es muß nicht eine Mischung von Pizza, Sushi, BBQ und ägyptischem Ziegenragout sein). Ggf. ein paar wenige Kisten abgefüllt in der Wirtschaft und zum Verkauf beim unabhängigen Getränkehändler, Bäcker oder dem Tante Emma-Laden um die Ecke. Und der Treber geht teilweise an den Bäcker, der Treberbrot anbietet (oder Tante Emma verkauft das Treberbrot, was man selbst gebacken hat.) und der Rest an den Schweinebauern (ggf. im Gegenzug für die Belieferung der Küche). Und all die und ggf. das Tourismusamt haben kleine Flyer für die Sirtschaft. Und im Gastraum treffen sich in diesem Plan maximal 80 Einheimische (Stammpublikum sonntags nach der Andacht, Stammtisch!) und deren Gäste, Sportler des heim. Vereins oder Touristen. Ggf. kleiner Biergarten im Sommer.

Ich denke immer, man sollte klein anfangen und schaun, wie es läuft. Natürlich nicht mit 20l, die an einem Abend weggetrunken sind. Man kann ja überschlagen, wieviel und wie oft man brauen müßte, um die Gäste zufrieden zu stellen. Es sollten auch 1 oder 2 Schließtage drin sein und entsprechende Lagerkapazität, dass man nicht jeden Tag am Kessel und gar noch hinterm Tresen stehen muß. Und wenn das alles läuft und auch Einnahmen bringt, kann man über moderate und nachhaltige Expansion nachdenken.

So, jetzt aufgewacht und ausgeträumt. Ich weiß, dass da viel mehr als diese Träumerei dahinter steckt. Und vom Hobbybrauer, der es gern macht, zum Gewerbetreibenden, für den es mit der Zeit auch nur mehr oder weniger Routine-Arbeit wird (mal 'nen anderen Hopfen reinwerfen, ist jetzt nicht sooo die Abwechslung), ist es wahrscheinlich auch nicht weit.

Fazit: Ob man letztenendes davon leben kann, ist die Frage. Es gibt zu viele Einflußfaktoren, die man ohne genaue Betrachtung der konkreten Umstände einfach nicht beachten kann. Und selbst wenn man die grundsätzlichen Faktoren kennt, ist eine genaue Analyse im speziellen Fall meistens schwierig oder gar unmöglich.

Viel Glück allen, die es tun oder wagen!

Ursus
Aus der Kehle dringt ein Schrei:
Schütt's nei, schütt's nei!
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philipp
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#104

Beitrag von philipp »

cyme hat geschrieben: Wenn man vorsichtig mit einem BM 200 anfängt dann jedes Jahr seine Anlage komplett austauschen muss, kommt man nie in die schwarzen Zahlen. Die Planung sollte von vornherein auf Erfolg und Wachstum ausgelegt sein. Wenn man für den Misserfolg plant, warum soll man dann überhaupt anfangen?
Ich weiß gar nicht, ob der Preis mit der Sudgröße skaliert.

So eine 5-10hl-Anlage ist schnell vom Italiener zusammen geklickt. Bei größeren Suden wird es schon eng. Da kann man dann nicht einfach mehr mit dem Eimer rumrennen und umschöpfen. Außerdem steigen dann auch die Nebenkosten. 50kW müsste eine Hausgasleitung locker sowieso hergeben, beim zehnfachen kann es sein, dass man den Baggerfahrer noch einmal kommen lassen muss.
Der Porter, den man in London gemeiniglich Bier zu nennen pflegt, ist unter den Malz-Getränken das vollkommenste.
http://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/h ... ew/1817246

Im alten Forum als 'rattenfurz' bekannt gewesen.
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aegir
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#105

Beitrag von aegir »

Der Deutsche spart also gerne beim Essen. Und was macht die Bierindustrie jetzt? Jammern dass wir nicht teures Bier kaufen. Und damit ändert sich das Konsumverhalten?
Anstatt mit moderaten Preisen die Leute auf was Neues neugierig zu machen, wird versucht mit Wucherpreisen ein Image aufzubauen, auf das immer nur eine Minderheit hereinfallen wird. Bier ist halt nicht Wein.

Ich glaube der (Craft-)Bierpreis wird sich irgendwann mal auf einem Niveau einpendeln, der nicht viel höher ist als der jetzige Durchschnittspreis. 2 - 2,5fach maximal. Ausnahmen wirds natürlich immer geben. Wer da preislich nicht mithalten kann, wird untergehen.

Gruß Hotte
Brian
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#106

Beitrag von Brian »

@Ursus: Diese Konzepte kommen gerade in Hamburg durch. Mal abgesehen vom Gröninger, der mit seiner Hausbrauerei in der Ost-West-Straße quasi ein Pionier ist, kommt gerade Hopper-Bräu aus der BM50-Klasse in die 10hl Klasse. Die selbstgebrautes in die Edekas der Stadt gebracht und haben einen ersten Faßausschank in der neuen Rindermarkthalle, wo lt. Website auch schon der Erste Bürgermeister war. Für mich ein Indiz, dass es geht!
Ein gebrauchtes 5-10hl Sudwerk bekommt man mit Tanks und Technik ja schon in super Zustand ab 150k€.
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Hagen
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#107

Beitrag von Hagen »

Sura hat geschrieben:Größtenteils stimme ich Hagen zu. Nur das ich nicht glaube das es über Prämierungen und Aussagen von Fachleuten geht.
Warum sollte es beim Bier anders laufen als beim Wein - wenn der Genuss im Vordergrund stehen soll?

Wonach kaufen denn viele Leute Wein im hochpreisigen Segment? Nach Punkten im Johnson, Kritiken in einschlägigen Weinfachschriften, Prämierungen und nach Provenienz als Pseudo-Qualitätsmerkmal wie man bei den exorbitant überteuerten Franzosen und auch Italiernern sehen kann. Allerdings wird Bier mangels spekulativer Lagerhaltung eine solche Preistreiberei nur bedingt mitmachen.

Gutes Marketing ist auch sinnvoll. Will ich eine Weinmarke aufbauen und den Preis höher treiben, verpacke ich ihn in 0,7l-Flschen statt 1,0l-Flaschen, verpasse ihm ein neues (Künstler-) Etikett und erkaufe mir das Wohlwollen einiger renommierter Weinsommeliers. Ehe man sich versieht kostet der identische Wein dann statt 4 €/L umgerechnet 20 €/L (selbst erlebt!). Und die Leute (Konsumenen) stimme mit in den Jubelchor ein. Warum soll dies bei Bier nicht klappen?
Besten Gruß

Hagen

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Taumelkäfer=Bräu - Honi soit qui mal y pense!
PSJaeger
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#108

Beitrag von PSJaeger »

Ursus007 hat geschrieben: 1. Crazy plan:
In einer größeren Stadt, mit junger Einwohnerschaft, im besten Fall mit Uni, Hochschule o.ä. eine kleine Brewbar eröffnen. Ohne direktem Flaschenverkauf, mit ggf. unverputzten Räumlichkeiten, gespendeten Möbeln, einer Kreidetafel als Karte, kalten Speisen (und soll hier nicht "primitiv" heißen, man kann sehr tolle Snacks vorbereiten) und ggf. teilweise studentischem Personal. Von 3...5 Selbstgebrauten am Hahn sind vielleicht 2...3 Stammsude, die es immer gibt und der Rest experimentelles Zeug. Und mit diesem Stil wirbt man, will heißen, dass hier keine Schluckhalle für Pils ist, sondern man einen "flippigen" Laden hat, wo die Kunden jedes mal was neues erwarten können. Wer Flaschen o. Siphons mitbringt, bekommt vielleicht auch abgefüllt (Wenn genügend da ist). Und wenn mal eine Sorte aus ist ... so what. Und das meiste läuft über Mundprobaganda, ggf. Aushängen an der Hochschule ohne große Werbung im konventionellen Stil (ggf. mal 'n Werbespot im Kino um die Ecke).) Klientel: Junge Leute, Bier-Freunde, Experimentierfreudige, max. 50 Plätze. Evtl. noch 10 Stühle oder 2 Stehtische vor dem Laden auf dem Gehweg (wenns die Gemeinde duldet).

Ursus
Genau das Konzept macht Goldhopfen in Leipzig. War am Wochenende da und es war wirklich sehr ansprechend. 3 eigene Biere vom Fass und dazu noch das Black Nizza. Schade das es soetwas noch wenig gibt.
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Schlupfer
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#109

Beitrag von Schlupfer »

Brian hat geschrieben:...Ein gebrauchtes 5-10hl Sudwerk bekommt man mit Tanks und Technik ja schon in super Zustand ab 150k€.
Ab 150k€? :Shocked Ich werde Gebrauchtbrauereihändler denn das scheint ein besseres Geschäft zu sein als Bier zu brauen/verkaufen. :Bigsmile

Michael
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flying
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#110

Beitrag von flying »

Der Vergleich mit Wein hinkt etwas. Wenn ich mir eine gute Flasche gönnen will, fahre ich zu meinem Cousin der Winzer im Saale/Unstruth-Raum ist. Die haben schon bei internationalen Weinverkostungen in Schanghai im Nobelhotel einen 4. Platz belegt. Mit weltweit anerkannten Weinexperten. Da bezahle ich für die Flasche 15 € und bekomme etwas völlig anderes, wie ich jemals im Supermarkt bekommen könnte. Wein von unendlicher Dichte und Geschmacksfülle.
Die machen weder Werbung noch Marketing. Warum auch? Solche Lagen sind nicht erweiterbar und die sind immer ausverkauft mit Vorbestellungen.
Natürlich hast Du recht, dass man mit solchen Marketing-Tricks auch einen mittelprächtigen Massen-Standardtropfen pushen kann aber das genau wollen wir ja NICHT!
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Ladeberger
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#111

Beitrag von Ladeberger »

Lasst die Preisvergleiche zwischen Wein und Bier doch mal außen vor. Die beiden Branchen haben grundverschiedene Kostenstrukturen. Wenn ich zehnmal so viel Wein produzieren möchte - bei gleichbleibender Qualität - brauche ich erstmal zehnmal so viel Rebfläche mit allen Folgekosten. Daher hat auch ein großer Winzer, der auf Qualität im Weinberg setzt, keine nennenswert geringeren Grenzkosten als ein kleiner Winzer. Daher kann der kleine Winzer ohne Probleme bei den Preisen mithalten.

In der Brauereibranche ist das völlig anders, da die Grenzkosten hier quasi gegen Null streben. Daher kann auch Störtebeker mit ihren 140.000hl Ausstoß im Jahr völlig andere Preise setzen als die üblichen Craftbrauer mit unter 1000hl im Jahr.

Gruß
Andy
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§11
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#112

Beitrag von §11 »

cyme hat geschrieben:
Sura hat geschrieben:Bei den Preisen muss ich aber $11 Recht geben. Ich kann mir kaum schönrechnen wie man selbsständig ohne Verlust unter 2€/Flasche produzieren sollte. Man wird ja kaum von jetzt auf gleich jeden Tag 5hl herstellen UND verkaufen können.....
Schon, aber wenn nicht groß, wie dann? Ich befürchte ja fast, dass viele zu zaghaft rangehen und durch vermeintliche Risikominimierung sich selbst den Erfolg verhindern. Beispiel BKK, direkt von deren Webseite die Südgrößen: 2011: 50L. 2012: 300L. 2013: 2500L. 2014: 5000L. 2015: 7500L. Brauer in den USA wurden gefragt, was man ihnen hätte vor der Gründung sagen sollen: "I am still amazed at how fast we are growing", " we should have started with a bigger system!", "We recently upgraded to a 20 barrel system, and we’re already planning the next expansion!", "I think the single biggest thing was that I thought too small.", und so weiter: http://microbrewr.com/what-i-wish-id-kn ... a-brewery/
Wenn man vorsichtig mit einem BM 200 anfängt dann jedes Jahr seine Anlage komplett austauschen muss, kommt man nie in die schwarzen Zahlen. Die Planung sollte von vornherein auf Erfolg und Wachstum ausgelegt sein. Wenn man für den Misserfolg plant, warum soll man dann überhaupt anfangen?
Da hast du natürlich vom Kaufmännische Sicht recht, aber man muss halt die Menge auch erstmal verkauft bekommen. Wir könnten 50hl ausschlagen, aber da hat man erstmal viel Kapital im Tank und weiß natürlich nicht ob man es verkauft bekommt. Ehrlich gesagt denke ich sogar man sollte in einen Vollzeit Verkaufsprofi investieren. Das würde Erfolg bringen, denn (wie bei uns) in der Freizeit oder als Brauere nach getaner Arbeit durchs Land zu tingeln und versuchen Händler usw zu finden bringt irgendwie nicht den Erfolg. Wir sind erfolgreich und haben einen stetigen Umsatz, aber leben könnte davon niemand.

Gruß

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
Wauhoo
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#113

Beitrag von Wauhoo »

@Hagen
Man braucht ja nur die unterschiedlichen Regionen mal miteinander vergleichen; nimmt man nur die Gasthausbrauereien, wird man bemerken, daß der Preis weniger von der Qualität des Bieres abhängt, sondern von der Konkurenz vor Ort bzw. in der näheren Umgebung.

Mir wird niemand erzählen, daß die Herstellung des Bieres in einer Gasthausbrauerei bspw. in Franken so viel teurer ist als im Großraum Brandenburg/Berlin. In Heiligenstadt zahl' ich für'n Seidla etwa 2,30 Euro, (mit Bedienung), in Potsdam sind es um die 2,70 Euro für die gleiche Gebindegröße einfaches Bier; in Teilen von Berlin kostet das einfache Bier schon 3,40 Euro im 0,4er Glas.

Wenn man auf die Löhne abstellt, die sind in Franken garantiert höher als im Großraum Brandenburg/Berlin, dennoch verhalten sich die Preise genau entgegengesetzt.

Die Situation insbesondere in Berlin dürfte darauf zurückzuführen sein, daß viele Kleinbrauer auf besondere Weise kreativ sein möchten, bzw. notgedrungen sein müssen, und es deswegen evtl. versäumen, ein Bier aufzubauen, was bei ihnen immer reißenden Absatz findet, weil es den meisten Gästen schlicht schmeckt. Die Spezialkreationen, die sie daneben schaffen, haben es evtl. schwer, ihre Kunden zu finden, denn hier gilt stets der uralte Spruch, daß der Bauer nicht trinkt/ißt, was er nicht kennt. Zudem sind die ganzen Spezialbiere nix für den Alltag, und wer den Alltag nicht abdeckt, hat hier in der Region schon fast verloren. Nicht ohne Grund sperren sich die meisten herkömmlichen Gaststätten, etwas anderes als Pils, Weizen oder Schwarzbier auf die Karte zu setzen.

Eine Brauerei, die hier ansetzt, darüber aber dennoch den Massengeschmack nicht gänzlich ignoriert und über ein rustikales, heimeliges Ambiente verfügt, evtl. noch eine Pension integriert, kann bei ausgesuchter Höflichkeit der Gasthausbrauereimitarbeiter, so sie Kundenkontakt haben, nur gewinnen.

Derzeit boykottiere ich meine eigentliche Lieblingsbrauerei, (seit Oktober '15 erfolgreich), denn als Gast lasse ich mich nicht von einem Kellner anpöbeln, schon gar nicht von einem neuen.

Brauen alleine genügt nicht, um Kunden zu bekommen und zu halten.
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#114

Beitrag von Scheibelhund »

§11 hat geschrieben:Zum wo hab ich mal ( ich erinnere mich leider nicht mehr wo) eine ziemlich gute Studie gelesen. Man kann das sogar sehr genau sagen. Einwohnerzahl, Unistadt, öffentlicher Nahverkehr usw.

Welches Business Model ich mir erfolgreich vorstellen könnte sind Brew on premise Läden. Also Microbreweries wo man auch sein eigenes Bier brauen kann, für den Hobbybrauer ohne Platz und/ oder Erfahrung. Hier haben die auch noch meist einen Brewpub der das eigene Bier ausschenkt.

Was haltet Ihr davon? Würdet Ihr so was nützen?
Wenn man dafür das verlangen würde, was man verlangen müßte, würde niemand das Angebot nutzen. Wenn man das verlangt, was die Leute zu zahlen bereit sind, hat man dauernd das Problem, da die Brauerei verdreckt ist bzw. vollkommen auf den Kopf gestellt ist, Teile fehlen bzw. kaputt sind etc.
Ohne länger nachzudenken, das wär eine Katastrophe mit Ansage.
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#115

Beitrag von Scheibelhund »

cyme hat geschrieben:
Sura hat geschrieben:Bei den Preisen muss ich aber $11 Recht geben. Ich kann mir kaum schönrechnen wie man selbsständig ohne Verlust unter 2€/Flasche produzieren sollte. Man wird ja kaum von jetzt auf gleich jeden Tag 5hl herstellen UND verkaufen können.....
Schon, aber wenn nicht groß, wie dann? Ich befürchte ja fast, dass viele zu zaghaft rangehen und durch vermeintliche Risikominimierung sich selbst den Erfolg verhindern. Beispiel BKK, direkt von deren Webseite die Südgrößen: 2011: 50L. 2012: 300L. 2013: 2500L. 2014: 5000L. 2015: 7500L. Brauer in den USA wurden gefragt, was man ihnen hätte vor der Gründung sagen sollen: "I am still amazed at how fast we are growing", " we should have started with a bigger system!", "We recently upgraded to a 20 barrel system, and we’re already planning the next expansion!", "I think the single biggest thing was that I thought too small.", und so weiter: http://microbrewr.com/what-i-wish-id-kn ... a-brewery/
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Das ist wie beim Hasen und dem Igel. Weil man Kosten bewältigen will, muß man wachsen und produziert neue Kosten. Ein endloser Kreislauf.
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und kommt der Frühling, trink' ich wieder,
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#116

Beitrag von Scheibelhund »

aegir hat geschrieben:Bier ist halt nicht Wein.
Eben, jetzt unabhängig vom Thema wäre mal eine Überlegung, wie schaffe ich es, beim Wein die gleichen Mengen zu den Preisen wie beim Bier zu verkaufen.
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#117

Beitrag von Scheibelhund »

Brian hat geschrieben: Ein gebrauchtes 5-10hl Sudwerk bekommt man mit Tanks und Technik ja schon in super Zustand ab 150k€.
Was sind das für Horrorzahlen? Da steckt doch der Mißerfolg schon im Keim drin.

Mein Equpment von Speidel hat ca 30.000 € gekostet, darauf brau ich im Jahr 200 hl die komplett im eignenen Lokal verkauft werden. Und das rechnet sich.
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#118

Beitrag von FrankIbb »

Scheibelhund hat geschrieben:
Brian hat geschrieben: Ein gebrauchtes 5-10hl Sudwerk bekommt man mit Tanks und Technik ja schon in super Zustand ab 150k€.
Was sind das für Horrorzahlen? Da steckt doch der Mißerfolg schon im Keim drin.

Mein Equpment von Speidel hat ca 30.000 € gekostet, darauf brau ich im Jahr 200 hl die komplett im eignenen Lokal verkauft werden. Und das rechnet sich.
Na, ganz so einfach ist es eben nicht. Mein Equipment hat weitaus weniger als 30.000€ gekostet. Kann ich dann mehr Gewinn generieren? Nöööö
Das Equipment muß zum Umsatz passen. Wenn ich ohne Probleme 10hl in kurzer Zeit verkaufen kann, dann hab ich es recht schnell wieder raus. Genauso ist es bei 30.000€ und auch bei weniger.
Wenn ich aber jeden Tag 2 Sude brauen muß auf meiner kleineren Anlage um der Nachfrage nachzukommen, rentiert sich eine größere. Hab ich eine große Anlage, kann es nicht an den Mann/Frau bringen, hilft es mit nichts....
Gruß,
Frank
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#119

Beitrag von flip »

Scheibelhund hat geschrieben:
aegir hat geschrieben:Bier ist halt nicht Wein.
Eben, jetzt unabhängig vom Thema wäre mal eine Überlegung, wie schaffe ich es, beim Wein die gleichen Mengen zu den Preisen wie beim Bier zu verkaufen.

Na, das wird doch schon längst getan. Lassen wir mal die grusligen ein Euro Flaschen außer acht, bekomme ich bei Aldi eine Flasche Gran Reserva für unter 3€.
Der Wein ist nicht schlecht und von sehr guter Qualität. Aber der Preis geht nur, weil Aldi praktisch halb Südspanien aufkauft.

So bald ich etwas lagern muss, ist es alles eine Frage der Masse. Wie hoch ist mein Ausstoß? Wie hoch sind meine Lagerkapazitäten?
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#120

Beitrag von Sura »

cyme hat geschrieben:
Sura hat geschrieben:Bei den Preisen muss ich aber $11 Recht geben. Ich kann mir kaum schönrechnen wie man selbsständig ohne Verlust unter 2€/Flasche produzieren sollte. Man wird ja kaum von jetzt auf gleich jeden Tag 5hl herstellen UND verkaufen können.....
Schon, aber wenn nicht groß, wie dann? Ich befürchte ja fast, dass viele zu zaghaft rangehen und durch vermeintliche Risikominimierung sich selbst den Erfolg verhindern. Beispiel BKK, direkt von deren Webseite die Südgrößen: 2011: 50L. 2012: 300L. 2013: 2500L. 2014: 5000L. 2015: 7500L. Brauer in den USA wurden gefragt, was man ihnen hätte vor der Gründung sagen sollen: "I am still amazed at how fast we are growing", " we should have started with a bigger system!", "We recently upgraded to a 20 barrel system, and we’re already planning the next expansion!", "I think the single biggest thing was that I thought too small.", und so weiter: http://microbrewr.com/what-i-wish-id-kn ... a-brewery/
Wenn man vorsichtig mit einem BM 200 anfängt dann jedes Jahr seine Anlage komplett austauschen muss, kommt man nie in die schwarzen Zahlen. Die Planung sollte von vornherein auf Erfolg und Wachstum ausgelegt sein. Wenn man für den Misserfolg plant, warum soll man dann überhaupt anfangen?
Gut, dann gib mir Geld für eine 5000hl Anlage. Und einen Ort wo ichs aufstellen kann. Und Personal. Und Kunden. (Ich wills ja nicht wegkippen.) Falls du es nicht mitbekommen hast: Wir sind hier in Deutschland! Risikokapital gibts hier kaum, Neider dafür ohne Ende. Als freiberuflicher Ingenieur mit bereits festen Kundenstamm und regelmäßigen Eingängen musste ich mich schon nackig machen, als ich bei der Bank 20000€ für Rechner und ein gebrauchtes Auto wollte. Was glaubst du was passiert wenn ich hingehe und sage "Tach, ich bin Hobbybrauer, möchte mich selbstständig machen, und brauche 200k für den Start. Referenzen? Ja, meinen Freunden und meiner Familie schmeckt das ganz gut."
Davon ab ist diese Wachstumsscheisse genau das was die meisten vernünftig geführten kleinen Geschäfte reinreitet. Wachsen bis einem der Scheiss schon fast über den Kopf wächst, dann einmal kurz straucheln (müssen ja nur zwei entscheidende Personen mal 4 Wochen wegen was auch immer zu einer blöden Zeit ausfallen), und alles ist im Arsch: Kunden unzufrieden, Konkurrenz ist eh schon auf dem Sprung, Kredit (der für das Wachstum notwendig war!) kann nicht bedient werden, nicht mal ein großer große Knall, aber das wundern ist groß, und alle reiben sich die Augen "wie denn das passieren konnte, ging doch steil bergauf?!"

"explosives Wachstum" != "langfristiger geschäftlicher Erfolg" ....... aus verschiedensten Gründen. Wie man an deinem Beispiel (leider) auch schön sehen kann.
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#121

Beitrag von cyme »

Sura hat geschrieben:Gut, dann gib mir Geld für eine 5000hl Anlage. Und einen Ort wo ichs aufstellen kann. Und Personal. Und Kunden. (Ich wills ja nicht wegkippen.) Falls du es nicht mitbekommen hast: Wir sind hier in Deutschland! Risikokapital gibts hier kaum, Neider dafür ohne Ende.
Wenn du weder Kunden noch Personal noch Platz noch Geld hast, ist "ich gründe eine Brauerei" eben das falsche Vorhaben. Mein Punkt war nicht, dass man größenwahnsinnig sein soll, sondern dass "wer billig kauft, kauft zweimal" nicht nur für Qualität, sondern auch für Quantität gilt. Wenn man sich jedes Jahr ein neues Sudhaus planen und bauen muss, kann man nie routiniert arbeiten, nie ein konsistentes Produkt machen, nie überhaupt sich im klaren sein, ob man jetzt schwarze oder rote Zahlen schreibt.

Schau dir die erfolgreichen Brauereien an: das waren keine Nebenjobs, sondern da hat jemand gesagt "Sch**** drauf, ich mach's", seinen Job an den Nagel gehängt, sich fünf/-sechsstellige Beträge aufgetrieben und erstmal zwei Jahre für umsonst gearbeitet. Bei Sierra Nevada waren es gepumpte $100k, bei Stone $500k (auch 25 Jahre später in einer anderen Gegend, da ist's auch etwas teurer). New Belgium waren ja noch bescheiden mit $60k Startkapital.

Im Fernsehen bin ich mal zufällig über irgendsoeine Nachmittagsschuldnerberatungssendung gestolpert. Diesmal dabei ein Brauer, der mit zwei BM 50 seine kleine Hinterhofbrauerei geführt hat, alles von Hand, Direktverkauf. Der wurde dann ganz schön blass, als ihm dann jemand vorgerechnet hat, wieviel Sude pro Woche er mindestens machen muss, um überhaupt seine Fixkosten zu decken. Für ernsthafte schwarze Zahlen wäre sein Equipment schon zu klein geworden.
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#122

Beitrag von cyme »

Scheibelhund hat geschrieben:Mein Equpment von Speidel hat ca 30.000 € gekostet, darauf brau ich im Jahr 200 hl die komplett im eignenen Lokal verkauft werden. Und das rechnet sich.
Schon, aber könntest du vom Bier alleine leben oder bräuchtest du trotzdem noch das Lokal?
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#123

Beitrag von philipp »

cyme hat geschrieben:
Scheibelhund hat geschrieben:Mein Equpment von Speidel hat ca 30.000 € gekostet, darauf brau ich im Jahr 200 hl die komplett im eignenen Lokal verkauft werden. Und das rechnet sich.
Schon, aber könntest du vom Bier alleine leben oder bräuchtest du trotzdem noch das Lokal?
Das ist die falsche Frage.

Vielleicht war genau das Schema "Gasthausbrauerei" das, was er haben wollte.

In der Diskussion hier ist ja schon durchgekommen, dass es nicht den Königsweg gibt. Der Eine sagt sich "scheiß drauf, Hauptsache mein Hobby kommt bei +-0 raus". Ein Anderer ist vielleicht sowieso schon Kneipier und würde gerne ein Alleinstellungsmerkmal haben. Und ja, dann gibt es noch die Leute, die eine richtige Privatbrauerei gründen.

Aber, mit Verlaub, wir sind hier im Hobbybrauerforum. Wer von hier kommend, nach 2 Jahren Brauen in der Küche, für mehrere hundert Tausend Euro eine Brauerei öffnet, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Nicht umsonst gibt es die Brauerausbildung - wo man nicht nur Würze kochen lernt. Selbst in vielen Gasthausbrauereien hat entweder einer die Ausbildung zum Brauer oder es wird sich ein "reisender Braumeister" bestellt.
Der Porter, den man in London gemeiniglich Bier zu nennen pflegt, ist unter den Malz-Getränken das vollkommenste.
http://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/h ... ew/1817246

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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#124

Beitrag von cyme »

philipp hat geschrieben:Das ist die falsche Frage.

Vielleicht war genau das Schema "Gasthausbrauerei" das, was er haben wollte.
Die Titelfrage ist aber "Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben?", nicht "kann ich in einem erfolgreichen Gasthaus auch kostendeckend selbstgebrautes vekaufen?"
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#125

Beitrag von philipp »

Achja: 60T€ Startkapital ist unrealistisch.

Während man die Brauerei gründet, braucht man selber ja auch Kohle zum Überleben, bis der erste Sud fertig ist. Das sind pro Jahr 50.000€ (inkl. Nebenkosten). Die muss man neben den Kosten für die Anlage mit einrechnen.
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#126

Beitrag von philipp »

cyme hat geschrieben:
philipp hat geschrieben:Das ist die falsche Frage.

Vielleicht war genau das Schema "Gasthausbrauerei" das, was er haben wollte.
Die Titelfrage ist aber "Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben?", nicht "kann ich in einem erfolgreichen Gasthaus auch kostendeckend selbstgebrautes vekaufen?"
New Belgium und co sind keine Kleinbrauer.

Ein Kleinbrauer ist für mich jemand, der mit sagen wir mal maximal 2 Gehilfen seine Hütte wirft.
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#127

Beitrag von cyme »

Ja, aber rechne doch einfach Pi mal Daumen nach, wieviel hl du pro Monat absetzen musst, um dir nach Fixkosten, laufenden Kosten und Rücklagen noch ein Einkommen zu sichern - idealweise eines, mit dem man Frau und Kind im Eigenheim unterbringen kann, nicht ein Azubigehalt. Wie groß muss dein Sudhaus sein, um den Ausstoß zu schaffen, und wie groß muss deine Lagerkapazität sein, um nicht grünes Bier zu verkaufen?
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#128

Beitrag von philipp »

Da bin ich absolut deiner Meinung. Gerade an der persönlichen Situation kann man eine Menge rumrechnen. Wenn die Kinder schon groß und das eigene Heim schon abbezahlt ist geht z.B. mehr, wenn die Frau sowieso schon arbeitet.

Wer gerade in Elternzeit im neuen Haus sitzt, mag sich das nicht leisten können - weder finanziell noch zeitlich.

Und obwohl alle lokales Bier total toll finden und gerne Selbstgebrautes geschenkt bekommen: Das dann als Stammbier kaufen macht niemand. Vielleicht mal eine große Flasche als Geschenk - oder ein Probier-6er-Träger für Freunde als lokale Spezialität.
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#129

Beitrag von Hagen »

@Ladeberger:
Andy, da hast du mich falsch verstanden. Mein Vergleich bezog sich in keiner Weise auf die Produktionskosten.
Ich wollte ihn nur als Beipiel für (psychologische) Marktmechanismen bei der Preisgestaltung/-entwicklung nehmen. Und diese Faktoren sind meiner Meinung nach grs. 1:1 übertragbar, da es im übigen bei fast allen (Luxus-)konsumgütern so läuft. In diesem Bereich errechnet sich der Mehrpreis immer nur zum Teil aus dem - objektiv - qualtitativen Mehrwert, so es ihn denn überhaupt gibt. Es geht vorrangig um Prestige-/Statusfragen oder zumindest um Begehrlichkeiten, - um beim Beispiel zu bleiben - dieses als gut bewertete Bier selbst zu verkosten, aus Neugier oder um mitreden zu können.
Besten Gruß

Hagen

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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#130

Beitrag von cyme »

philipp hat geschrieben:Und obwohl alle lokales Bier total toll finden und gerne Selbstgebrautes geschenkt bekommen: Das dann als Stammbier kaufen macht niemand. Vielleicht mal eine große Flasche als Geschenk - oder ein Probier-6er-Träger für Freunde als lokale Spezialität.
Da muss man schon den Sprung schaffen, dass entweder das halbe Dorf das Bier kistenweise kauft oder man es in einen Getränkehandel bekommt. Letzterer wird sich den logistischen Aufwand aber auch nur machen, wenn er das palettenweise macht und nicht einfach nur ein Fläschchen hier, ein Fläschchen da losbekommt.

Meine Wohngegend ist ja glücklicherweise noch mit kleinen Brauereien gesegnet, aber selbst hier sind diese größer als die meisten hier wohl vermuten. Stöber mal hier nach Brauereien, die die Größe ihres Sudhauses angeben: http://www.kleinbrauer.de/index.php?id=502 Bei der einen finde ich 4000hl Jahresausstoß, die andere schreibt von einem 100hl Sudhaus - letztere ist, wenn ich das richtig sehe, die einzige, die ohne angeschlossenes Gasthaus auskommt. Auch andere regionale Kleinbrauer haben Anlagen die aus Hobbysicht nicht mehr klein sind - Pumator machte den Sprung vom Hobby zum Gewerbe mit dem Aufstieg von 380l auf 800l - und deren Bier hab ich in noch keinem Getränkemarkt gesichtet, ich vermute das ist rein für das Gasthaus.

Es gibt wohl einfach eine gewisse Mindestgröße, unter der sich nicht profitabel arbeiten lässt, so liebevoll man auch seine von Hand gerührte "creative Braukunst" in von Hand bemalte Flaschen abfüllt. Und dafür muss man eben investieren.
Zuletzt geändert von cyme am Dienstag 2. Februar 2016, 10:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#131

Beitrag von hufpfleger »

Hallo,

diese ganze Diskussion bringt eigentlich nichts, da jeder von einer anderen Größe/ einem andern Konzept ausgeht.
Baut und betreibt doch einfach mal eine virtuelle Brauerei. Mit Durchschnittspreisen an Pacht, Lohn, Anschaffungskosten, Verkaufspreisen usw.
Das wäre mal eine interessante Sache. .....und eine schöne Studie für die, die mal irgendwann ihr Bier verkaufen wollen. Wissen aus ganz Europa und teils der ganzen Welt in einer Planung vereint......
Gruß Dieter

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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#132

Beitrag von Ursus007 »

cyme hat geschrieben:Die Titelfrage ist aber "Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben?", nicht "kann ich in einem erfolgreichen Gasthaus auch kostendeckend selbstgebrautes vekaufen?"
Ich denke, wenn man seine Biere an den Kunden bringen will, ist das über eine regionale Wirtschaft (Edit: Im Sinne von Gasthaus) noch die einfachste Art und Weise. Da hat man seinen Vertiebsweg quasi gleich eingebaut. Und der logistische Aufwand ist auch geringer: In Fässern sind größere Mengen schnell abgefüllt, man kann die mal schnell in die Wirtschaft fahren, wenn was gebraucht wird (daher mein regionaler Bezug, und den Fahrdienst kann ggf. mal eine Aushilfe machen) und die leeren Fässer bekommt man zurück zur Wiederverwendung.

Die sämtliche konventionelle Logistik (Supermärkte, angeschlossene Gertränkemärkte) wurde ja bereits ausführlich beschrieben, dass hier niemand groß auf einen neuen Markt-Teilnehmer wartet. Und wenn man nicht gerade bei einem Bier-Onlineshop in der Nähe (oder einem anderen Online-Versender, der sich kümmern würde) das Zeug in die Verpackhalle stellen kann, fallen auch wieder Kosten an, sein Bier dahin zu bringen. (Wohl könnte man dann auch hier zu Merchanding-Zwecken sagen: Pack mal meine Flaschen mit in ein Überraschungspaket und wenn es daraufhin direkt bestellt wird, isses wohl nicht so schlecht. Und dann kann man über mehr reden.) Aber auch hier hat man zu der logistischen Geschichte wieder mehr Aufwand, denn hier brauchts Flaschen, die abgefüllt werden wollen und ohne ein geklebtes Etikett und das vorherigen Design nimmt einem auch keiner die nackerten Flaschen ab. Und die Flaschen müssen auch erstmal besorgt werden und man sieht sie als kleine Brauerei wohl nie wieder. Man kann die Flaschen natürlich auch selbst verpacken und versenden, aber das wiederum ist nochmal mit Aufwand und Kosten und Personal bzw. Zeit verbunden, ganz zu schweigen vom Betrieb des Web-Shops im eigenen Haus oder bei einem entsprechenden Dienstleister, der es sicher auch nicht für lau macht.

So stelle ich mir das Geschäft jatzt mal ganz naiv vor. Das Brauen an sich ist nicht das Thema, das Drumrum macht die Sache tricky. Und wenn meine Gedanken so halbwegs stimmen, ist eine Gasthaus wohl erstmal der einfachere Weg. Wenn man hier eine Basis hat (oder wie immer die Basis sonst aussieht ...), dann kann man ja mal antesten, ob sich anderweitige Vertriebstüren auftun, ggf. zum Einstieg erstmal von der Basis querfinanziert (ohne gesamtgeschäftlich große Verluste und rote Anlauffinanzen zu generieren), so lange, bis es sich lohnt oder wieder aufgegeben wird.

Ursus
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#133

Beitrag von murph »

vielleicht kennt ihr das ja schon

Edit von philipp: Hier der externer Link : http://www.hausbrauerei.de/fores/galic/ ... 020208.pdf
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#134

Beitrag von Hagen »

Danke, schöne Orientierungshilfe!
Besten Gruß

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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#135

Beitrag von Brian »

Scheibelhund hat geschrieben: Mein Equpment von Speidel hat ca 30.000 € gekostet, darauf brau ich im Jahr 200 hl die komplett im eignenen Lokal verkauft werden. Und das rechnet sich.
Man muss ja wissen was bei dem Equipment alles dabei ist. Bei den Gebrauchtangeboten, die ich so bekomme sind die komplette Schroterei, Sudhaus, Labor, Automation, Wasseraufbereitung, sterile Würzebelüftung, Eiswasserversorgung etc. etc. und Tanks für eine Jahresproduktion von 2.000hl dabei, bei ganz anderem Arbeitsaufwand. Da drückt der Brauer einen Knopf und kommt nur noch zwei mal vorbei, wenn die Hupe tönt. :Smile
Hagen hat geschrieben:Danke, schöne Orientierungshilfe!
Den aktuellen MEBAK kann ich auch empfehlen.
http://www.mebak.org/de/aktuelles/mebak ... reien.html
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#136

Beitrag von Hagen »

Wenn ich hier lese, dass für die Gründung einer Brauerei ohne Kundenstamm und ohne Gaststäte hier teilweise von 100-150k € Erstinvestitionskosten gesprochen wird, halte ich das für seeehr gewagt.

Habe mehrere Brauereien von ihren Anfängen an in ihrer Entwicklung eng beobachtet.

Das A und O ist meines Erachtens ein solider Kundenstamm.

Um das Risiko möglichst niedrig zu halten haben sich folgende Wege als sinnvoll erwiesen:

1) Ich möchte mein Bier ohne eine dazugehörige im Eigenbetrieb geführte Gaststätte verkaufen:

Dazu brauche ich Abnehmer. Davor allerdings Bier, was man den Kunden zum Verkosten anbieten kann.
Ich braue auf meiner privaten Kleinanlage (nicht gerade in Einkochermenge) Verkostungsproben, mit denen ich Klinken putzen gehe. Und das macht richtig Arbeit, alle in Betracht kommenden lokalen und überregional Gaststätten, Geränkehändler und Märkte zu akquirieren!
Wie schon Jan sagte, sollte man überlegen, ob dies nicht eine Person hauptverantwortlich macht.
Sinnvoll für die überregionale Akquise kann hier auch das Betreiben eines Getränkestandes auf den diversen Biermärkten und Festivals sein.
Finden sich genug Interessenten lasse ich die Rezeptur als Gypsysud auf einer Fremdanlage brauen.
Bei Erfolg etablieren sich mehr oder weniger feste Interessenten, auf die ich meine Absatzplanung aufbauen kann.
Sollte die konstante Nachfrage reichen, kann ich mir überlegen ein eigenes Sudhaus anzuschaffen.
Um die Anschaffungskosten gering zu halten, bemühe ich mich um eine einfache 5 hl Gebrauchtanlage oder was günstigeres wie eine größere Speidelanlage
Die Fläche/Höhe der Braustätte sollte eine gewisse Expansion zulassen.
Die Größe des Brauanlage ist bei den meisten nicht das vorrangige Problem. Entscheidend sind bei Wachstum zunächst die Gär- und Lagerkapaziäten. Hier sollten entsprechende Stellflächen vorhanden sein. Erste Gewinne sollten dann sukzessive entsprechend steigender Absatzmengen in adäquate Tanks reinvestiert werden.
Eventuell in einem weiteren Schritt eine eigene, vernünftig große Abfüllanlage.
Irgendwann kommt (hoffentlich) der Punkt, wo das Brauen auf der vorhandenen Anlage zu (zeit-)aufwändig wird. Hier stellt sich die Frage nach der Anschaffung eines größeren Sudhauses, um den Arbeits- und Zeitaufwand für den eigentlichen Brauvorgang detulich zu minimieren.
Bei entsprechend stabilen und kontinuierlich steigenden Umsatzzahlen dürfte dann auch die Fremdfinanzierung einer solchen Anlage nicht das Riesenproblem sein.

2) Ich mache eine eigene Braugaststätte auf.

Allein das Angebot hausgebrauten Bieres garantiert keinen Erfolg. Auch hier kann man zunächst mit Gypsysuden arbeiten, um das Kostenrisiko zu minimieren oder die Sache überhaupt finanzieren zu können. Bei entsprechend konstanter oder steigender Nachfrage kann ich überlegen, unter den gleichen Voraussetzungen wie zuvor beschrieben eine eigene Anlage sukzessive anzuschaffen und zu erweitern.
Wie auch bereits gesagt wurde, ist hier indes erforderlich ein paar Grundsorten mit hoher Trinkbarkeit fest im Programm aufzunehmen. Dieses kann man dann allmählich um weitere feste oderwechselnde Sorten erweitern.

Der in der Fernsehsendung beschriebene Brauer kommt übrigens aus Berlin. Hat in der Tat mit zwei BM 50 angefangen und hat mittlerweile einen BM 500 und eine eigene Abfüllanlage sowie drei Mitarbeiter.
Besten Gruß

Hagen

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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#137

Beitrag von Pman »

Bis denne,
Pitt.
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#138

Beitrag von Hagen »

...ich mache lieber groß :P

P.S. Deichkind hat auch schon bessere Sachen gemacht.
Besten Gruß

Hagen

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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#139

Beitrag von hufpfleger »

Hallo,

man sollte aber das Verhalten der Kunden und die Anforderungen der Getränkevertriebe nicht außer acht lassen.
Ein unfiltriertes Bier ist leider nicht solange haltbar wie die Industriebiere. Viele Getränkehändler, Gastronomen scheuen sich davor, solche (Flaschen)Biere anzubieten. Da muß man wohl Bier mit abgelaufenem MHD wieder zurück nehmen, sonst hat man keine Chance da reinzukommen.
:Grübel .....vielleicht eine kleine Brennerei im Nebenerwerb dazu :Wink
Eine durchgehende Kühlung wäre für das Bier am sichersten, aber die ist meist nicht gegeben, auch wenn man sich den Mund "fusselig" redet. Da bleibt auch im Sommer mal eine Kiste in der prallen Sonne einen Tag im Kofferraum stehen......
Flaschengärung ist für viele mal etwas zum Probieren, aber meist haben die lieber keinen "Satz" in der Flasche.
Dann gibt es in Deutschland keinen "Engpaß" mehr, Getränkehändler erwarten meist, daß jede Biersorte immer in ausreichender Menge vorrätig ist. Das beansprucht auch eine angemessene Lagerkapazität

Der Absatz von natürlichem Bier ist leider nicht so ganz einfach. Entwerder, man investiert eine sehr große Summe, oder man minimiert alles, verkauft sein Bier in der eigenen Gaststätte und füllt Flaschenbier nur in kundeneigene Gefäße ab. Da hat man das Vorrätighalten, Spülen und Etikettieren der Flaschen gespart ....und in der Zeit des Füllens der Flaschen trinken die Leute auch noch ein Gezapftes.
Eine reine "Einmann- Brauerei" rechnet sich m.E. nicht und mit 1- 2 Mitarbeitern muß man schon einen sehr großen Ausstoß haben. Eine solche Investition wird man auch nicht mehr ohne Fremdfinanzierung aufbringen können. Ob die Bank da mitspielt?
Gnadle (gibt's den eigentlich noch?) hat das anders gemacht:
http://www.stiftsscheuer.de/ unter Punkt "Gründung"
Ich denke mal, eine Gasthausbrauerei ist auf jeden Fall die sichere Lösung. Auf jeden Fall besser, als Craftbier zu verkaufen, daß in einer Lohnbrauerei hergestellt wurde.
Zuletzt geändert von hufpfleger am Dienstag 2. Februar 2016, 13:02, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß Dieter

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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#140

Beitrag von Hagen »

....ein Gasthausbrauerei aber auch nur bzgl. des sicheren (?) Bierabsatzes und auch nur, wenn sie in einer Großstadt betrieben wird. Und selbst da müssen viele Fakoren stimmen.
Besten Gruß

Hagen

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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#141

Beitrag von philipp »

hufpfleger hat geschrieben: :Grübel .....vielleicht eine kleine Brennerei im Nebenerwerb dazu :Wink
Da sieht es seit Ablauf des Branntweinmonopols ganz duster aus. Ruf mal in Brennereien an und frage mal nach der Möglichkeit eines Auftragsbrandes.
Der Porter, den man in London gemeiniglich Bier zu nennen pflegt, ist unter den Malz-Getränken das vollkommenste.
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#142

Beitrag von hufpfleger »

philipp hat geschrieben:
hufpfleger hat geschrieben: :Grübel .....vielleicht eine kleine Brennerei im Nebenerwerb dazu :Wink
Da sieht es seit Ablauf des Branntweinmonopols ganz duster aus. Ruf mal in Brennereien an und frage mal nach der Möglichkeit eines Auftragsbrandes.
Das war nur spaßeshalber geschrieben, deshalb auch der Augenknipssmilie hintendran.

Ein Auftragsbrand ist aber kein Problem, in meiner Nachbarschaft gibt es eine kleine Brennerei, die mir mein Bier brennen würde. Lohnt aber nicht, ich müßte dann die 0,5l Flasche für mind 35€ verkaufen, um minimal Gewinn zu machen.......
Gruß Dieter

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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#143

Beitrag von Scheibelhund »

cyme hat geschrieben:
Scheibelhund hat geschrieben:Mein Equpment von Speidel hat ca 30.000 € gekostet, darauf brau ich im Jahr 200 hl die komplett im eignenen Lokal verkauft werden. Und das rechnet sich.
Schon, aber könntest du vom Bier alleine leben oder bräuchtest du trotzdem noch das Lokal?
Brauerei und Lokal gehören zusammen. Die Brauerei allein wäre nicht wirtschaftlich, vor allem weil dann der Absatz nicht gewährleistet werden kann.

Deshalb haben auch so gut wie alle Kleinbrauereien in Franken einen Brauereigasthof dabei.

Und mir persönlich macht ausschenken noch mehr Spaß´wie Brauen.
Im Winter trink' ich und singe Lieder
aus Freude, daß der Frühling nah ist,
und kommt der Frühling, trink' ich wieder,
aus Freude, daß er endlich da ist.
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#144

Beitrag von inem »

Scheibelhund hat geschrieben:
cyme hat geschrieben:
Scheibelhund hat geschrieben:Mein Equpment von Speidel hat ca 30.000 € gekostet, darauf brau ich im Jahr 200 hl die komplett im eignenen Lokal verkauft werden. Und das rechnet sich.
Schon, aber könntest du vom Bier alleine leben oder bräuchtest du trotzdem noch das Lokal?
Brauerei und Lokal gehören zusammen. Die Brauerei allein wäre nicht wirtschaftlich, vor allem weil dann der Absatz nicht gewährleistet werden kann.

Deshalb haben auch so gut wie alle Kleinbrauereien in Franken einen Brauereigasthof dabei.

Und mir persönlich macht ausschenken noch mehr Spaß´wie Brauen.
So wie ich die Frage verstanden habe, gings darum ob du nur vom Absatz der Brauerei leben könntest. Also angenommen du hättest den selben Absatz (und die gleichen Preisspannen) wie jetzt, ob die Brauerei für sich dann wirtschaftlich wäre.
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#145

Beitrag von Blancblue »

Im Spiegel gabs mal nen Artikel über Craft Brauer und folgender Auszug ist recht interessant:
Wachno war vor sechs Jahren ein Pionier der inzwischen stark wachsenden Craft-Bewegung, sein Bier steht unter dem Markennamen "Hopfenstopfer" in Läden in Hamburg und Berlin. 2013 füllte Wachno gut 40 000 Craft-Flaschen ab, voriges Jahr waren es dreimal so viele. "Wir verkaufen ohne jede Werbung in ganz Deutschland", sagt er, "es gibt nur Flüsterpropaganda via Facebook und Twitter."
(http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-132212238.html)


Also rechnen wir mal pro Jahr 120.000 Flaschen (400 HL). Verkaufsschlager von Hopfenstopfer wird das Citra Ale sein, das gibts bereits für 1,39 pro Flasche. Wieviel wird da pro Flasche nach Abzug von MwSt. und Händlermarge wohl übrig bleiben? Ich sage jetzt einfach mal 90 Cent, macht 108.000 EUR Netto Jahres-Umsatz. Dazu kommt noch ein bissl Fassabfüllung, aber das wird gefüllt nicht die Welt sein. Ich habe keine Ahnung, wie hoch die Umsatzrendite in der Braubranche ist, aber ich glaube nicht, dass die im zweistelligen Prozentbereich liegt.
Brauen ist zu 50% Kunst und zu 50% Handwerk. Dazu kommen noch mal 100% Erfahrung.
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#146

Beitrag von cyme »

Steht ja auch schon im Artikel, dass Hopfenstopfer nur der Nebenverdienst ist:
Sein Tagwerk vollbringt er in der Häffner-Brauerei im baden-württembergischen Bad Rappenau mit Pils, Export, Dunklem und Weizen für die Gasthöfe und Getränkeläden im Kraichgau.
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#147

Beitrag von Blancblue »

Ja, ich weiss, darum gehts ja gerade. 130.000 Flaschen aka 400 HL reichen gerade mal für einen Nebenverdienst, dementsprechend kann man sich ausrechnen, wieviel ich als neue Craftbier Brauerei verticken muss, um davon leben zu können.
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#148

Beitrag von aegir »

Hagen hat geschrieben:....ein Gasthausbrauerei aber auch nur bzgl. des sicheren (?) Bierabsatzes und auch nur, wenn sie in einer Großstadt betrieben wird. Und selbst da müssen viele Fakoren stimmen.
Nicht immer. Die hier http://www.moenchwasen.com läuft von Anfang an sehr gut in einem 2800 Seelen Kaff.

Gruß Hotte
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#149

Beitrag von cyme »

Meine Rede - das sind 750l/Woche, und weil man nicht jeden Tag brauen kann sondern sich auch noch um Marketing, Vertrieb, Verwaltung, Abfüllung, Reinigung, ggf Personal, etc kümmern muss, kann man sich das 200l Sudhaus schenken. Um sich ein annehmbares Einkommen zu sichern, braucht man eine entsprechend große Anlage, und damit auch entsprechendes Startkapital. (...oder eben ein angeschlossenes Gasthaus zum Direktausschank.)

Wer einfach nur Lohnsude verkauft, ist meiner Meinung nach kein Brauer sondern nur Getränkehändler mit beschränktem Sortiment. Oder sind Aldi und Lidl mit ihren Hausmarken jetzt auch schon Brauereien?
Marv
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Re: Kann man in Deutschland als Kleinbrauer vom Brauen leben

#150

Beitrag von Marv »

cyme hat geschrieben:Wer einfach nur Lohnsude verkauft, ist meiner Meinung nach kein Brauer sondern nur Getränkehändler mit beschränktem Sortiment.
Was spricht dagegen zweischneidig zu fahren? Auf einem kleinen Sudhaus (2 bis 10hl) braue ich saisonale Experimente oder Sonderbestellungen. Und meine "Brot und Butter" Biere, zumeist ein Helles, ein Dunkles, ein Weizen, lasse ich mir lohnbrauen und anliefern?
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