Erstmal müssen wir natürlich unterscheiden: die RHG-Debatte interessiert uns hier
- nicht als Produzenten, denn wir sind Hobbybrauer (mit Ausnahmen)
- sondern als Konsumenten.
cyrano330 hat geschrieben:Dieser ganze RHG-Blödsinn zielt doch nur auf die Definition von Bier ab.
Dann stimmt, wie mehrfach beschrieben, nicht. Lies Dir nochmal den Camba Milk Stout Fall durch.
cyrano330 hat geschrieben:Was ist es eigentlich, dass die Gegner des RHG so auf die Palme bringt? Das sie das - vermutlich wohlschmeckende Getränk aus eigener Produktion - nicht Bier nennen dürfen?
Nein, dass ist nicht der Punkt (s.o.). Oder nur ein Nebenpunkt. Ärgerlich ist:
1. dass irgendwer völlig plan- und ziellos definiert hat, was rein darf und was nicht. Entbehrt jeglichem, gar historischen, Zusammenhangs.
2. dass PVPP und anderer Mist im Bier erlaubt ist, aber Bio-Honig nicht
3. dass dem Konsumenten vorgegaukelt wird, nur Hopfen und Malz seien im Bier, aber gleichzeitig jede Menge Müll reingekippt werden darf
4. dass gleichzeitig Leuten, die tatsächlich nur mit Hopfen und Malz brauen wollen und dazu vielleicht noch mit Koriander und Orangenschalen, dies unter Verweis auf das RHG verboten wird.
5. dass der Konsument so weit verblödet wurde, dass er denkt, wenn nicht RHG draufsteht, dann ist das sofort Chemieplörre (obwohl eher das Gegenteil der Fall ist)
6. dass die Weißbierbrauer (deren Produkt nach 1516 nicht erlaubt wäre), ihren Bruch des RHG mit "edlere Zutat Weizen" rechtfertigen
7. und damit durchkommen
8. dass ständig irgendein Schlaumeier kommt und meint: "dann hol Dir doch ne Ausnahmegenehmigung", oder "mach einfach, das wird nicht geahndet" bis hin zu "ist doch heute eh alles erlaubt, sieht man daran, dass alle das machen". Warum das RHG um alles in der Welt schützen, wenn doch 1. und 2. und 3. und 5. dagegen sprechen?
9. dass es noch Leute gibt, die glauben dass man mit 3 Zutaten mehr Vielfalt erreichen könne als mit 10 Zutaten
10. dass man sich ständig rechtfertigen muss
Ich glaube, dass der Brauerbund o.ä. schon ein wenig zittert wegen des Jubiläums. Die wollen noch ihre Party abhalten und hoffen, dass vorher keiner mehr ein allzugroßes Fass aufmacht (schon gar keins, wo unerlaubte Zutaten drin sind). Wenn die Feierlichkeiten mal durch sind, wird die Diskussion auch öffentlich noch an Fahrt aufnehmen und es wird sich was tun (müssen). WAS das sein kann, ist eine andere Frage. Man könnte
A. das RHG einfach abschaffen (ich glaube, das wollen die wenigsten)
B. das RHG von 1516 in seiner eigentlichen Form re-definieren. Damit darf wirklich nichts mehr in's Bier ausser Hopfen, Gerste und Wasser. Da das doch SEHR eng ist, kann man die Liste sinnvoll erweitern. Sinnvoll könnte z.b. Weizen und anderes Getreide, natürliche Zutaten wie Honig und Gewürze, etc. sein. Nicht sinnvoll sind z.B. die industriellen Hilfsmittel, die heutzutage erlaubt sind. Alles was extra reinkommt, muss klar gelistet werden. Auch PVPP oder so Zeug, was angeblich wieder rausgefiltert wird.
D. oder wer nicht nach dem "echten" RHG brauen möchte, schreibt halt nicht RHG drauf und kann es trotzdem verkaufen. Wenn er einen Käufer findet. Auch hier sollten alle Zutaten genannt werden müssen.
Christian
Bier wirds immer.
Ausser wenn man über Nacht abkühlt oder gar Hefe nach Packungsangabe zugibt.