Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

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JanBr

Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#1

Beitrag von JanBr »

Hallo zusammen,

Ich werde immer wieder gefragt was man tun muss um sein Bier zu verkaufen. Ich werde hier auf die Möglichkeit eingehen das Bier in einer bestehenden Brauerei zu brauen. Das hat ein paar Vorteile:
1.) Wichtigster Vorteil, man muss nicht in Anlagen investieren
2.) Alle lebensmittelrechtlichen Auflagen sind erfüllt
3.) Alle steuerrechtlichen Auflagen sind erfüllt
4.) Alle arbeitsrechtlichen Auflagen sind erfüllt

Hierzu gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Möglichkeiten:
A.) Man mietet die Anlagen und braut sein eigenes Bier mit eigenen Rohstoffen und eigenen Packstoffen
B.) Man zahlt einen Preis X je hl fertigen Bieres. Dabei kann man auch selbst brauen, aber die Rohstoffe usw. werden durch die ausführende Brauerei beschafft.

Bei der Möglichkeit B.) gibt es verschiedene "Ausprägungen". Von einem Preis für ein fertig abgefülltes und etikettiertes Bier bis zu einem Grundpreis für den Sud, wobei z.B. spezielle Hopfen durch den Gastbrauer beschafft werden. Hier kommt es drauf an wie die Abrechnung einfacher ist. Manche Dinge ergeben sich durch die Natur der Sache, so wird sich z.B. der Gastbrauer um Etiketten kümmern, da er ja wahrscheinlich seine Eigenen verwenden will.

Doch bevor es soweit ist sollte man sich unbedingt ein paar grundlegende Fragen stellen. Aus den Antworten ergibt sich das weitere Vorgehen (zumindest teilweise):

I.) Wer ist die Zielgruppe? Wo findet sich diese Zielgruppe? ( Also z.B. will ich ein Bier speziell für Studenten brauen, muss ich an einen Universitätsstandort)
II.) Welchen Preis kann ich im Laden/ in der Kneipe erzielen? (Ganz wichtig, umschauen für wieviel vergleichbare Biere im Laden stehen. Hier ist zu beachten wie mein Bier angeboten wird, also z.B. einfache 0,33l Flasche oder aufwendige 0,75l Flasche)
III.) Wie kommt mein Bier zum Kunden? Welche Vertriebskanäle stehen mit zur Verfügung? (Dieser Punkt kann nicht überstrapaziert werden. Geht davon aus das keiner da Draußen auf euer Bier wartet)
IV.) Wie kommt euer Bier zum Laden/ Shop/ Kneipe? (Bier ist schwer und Logistikkosten sind hoch. Nicht um sonst sind Brauereien wie Oettinger so erfolgreich, sie haben eine eigene Spedition)
V.) Welche Gebinde wollt Ihr anbieten? Das ist sehr stark anhängig von den Vertriebskanälen.

zu I.) es ist wichtig nicht nur ein Bier zu brauen und darauf zu hoffen das es Jemand kauft. Euer Bier steht (nach vielen Hürden) irgendwann im Regal neben vielen anderen Bieren. Hier muss es den Käufer ansprechen und zwar ohne das Ihr daneben steht und über euer Bier und eure Idee sprechen könnt. Dazu müsst Ihr euch Gedanken machen wen Ihr eigentlich ansprechen wollt.

Zu II.) Was Ihr seht ist der Preis den Läden für Craftbiere aufrufen und schon klingelt im Kopf die Kasse. Cool 2€ je 0,33l Flasche. Freut euch nicht zu früh. Von den 6€ je Liter gehen 19% für Väterchen Staat weg (MwSt.). Dann die Marge des Ladenbetreibers (hier ist euer Verhandlungsgeschick gefragt), die Logisitkkosten um das Bier von der Brauerei in den Laden zu bringen, eure Overheadkosten (Werbung, Gratisware zum Kennenlernen, Eigenverbrauch, Kosten für Grafiker etc......), euer Gehalt (so fern Ihr die Hoffnung habt was zu verdienen) und schließlich die Herstellkosten (also das was Ihr der Brauerei zahlt plus eure Kosten z.B. Etiketten). Was bleibt ist meistens nicht viel..... Und von diesem wenigen will der Staat natürlich noch Einkommenssteuer....

Zu III.) Am lukrativsten ist natürlich der eigene Laden/ Internetshop. Hier bekommt Ihr nämlich auch die Marge. Allerdings ist hier auch die Reichweite (Leute die Ihr erreicht) am geringsten und der Kunde kann nur euer Bier kaufen. Finanziell am wenigsten lukrativ ist der Großhandel, denn hier sind zwei Margen fällig, die vom GH und die vom Einzelhändler. Aber, der GH nimmt große Mengen ab und verteilt es weiter an den EH ohne das Ihr jeden einzelnen Laden selbst kontaktieren müsst und den Kontakt pflegen müsst.

Auch die Gastronomie ist lukrativ. Meist nimmt sie Fassware ab, die weniger arbeitsintensiv ist und die Mengen sind oft hoch.Aber die Margen sind hoch in der Gastro, viele Wirte haben Exklusivverträge mit Brauereien und Ihr müsst euch um Dinge wie Gläser kümmern. Eventuell müsst Ihr auch Zapfanlagen zur Verfügung stellen.

Zu IV.) Hier entscheidet sich oft Erfolg und Misserfolg. Angenommen ein kleiner Laden bestellt bei euch eine Kiste (24x 0,33l) Bier. Dann kommen für den Laden mit DHL noch 8,50€ dazu. Eine Versandkiste 24x0,33 kostet um die 5€. D.h. so kommen ganz schnell noch mal 0,56€ je Flasche Logistikkosten dazu, oder mit anderen Worten, soll die Flasche für 2€ im Regal stehen, ist es für den Händler nicht mehr lukrativ. Es sei denn, Ihr verkauft an Ihn günstiger......

Zu V.) Je nachdem über welchen Kanal das Bier verkauft werden soll müsst Ihr euch Gedanken über die Gebinde machen. Flasche ist schön und gut, aber wie kommen die Flaschen zum Kunden? Bierkisten gibt es ab Mindestmengen von ca. 500 St., das bindet Kapital. Doch lieber Einwegkartons? Die gehen natürlich 1:1 auf den Flaschenpreis. Wenn Ihr Fässer nehmt, woher kommen die? Leihgebinde von der Hostbrauerei? Einwegkegs? Die Wahl der Gebinde muss natürlich im Einklang mit euerer Markenidentität und unserer Zielgruppe stehen. Ein leichtes Summer Ale das auf Studenten abzielt wird in der hochwertigen 0,75l Sektflasche sicherlich zum Scheitern verurteilt sein.

Also, um es auf den Punkt zu bringen, gutes Bier machen können Viele, aber um einen guten und nachhaltigen Businessplan zu erstellen, sollte man sich auskennen. Man muss sich klar sein das man evtl. eben nicht Alles kann und sich gerade in dieser, sehr wichtigen, Anfangsphase, Hilfe holen. Hier werden die Weichen für sie Zukunft gestellt. Ist ein Preis erstmal im Handel etabliert, gibt es für den Preis nur noch einen Weg, nach unten. Preiserhöhungen sind fast nie durchzusetzen, vor allem nicht als Newcomer.

Diese Aufstellung ist bei weitem nicht vollständig. Sie soll nur ein grober Anhaltspunkt sein. Neben den oben erwähnten Punkten sollte man mit einem soliden Finanzplan anfangen:

- aufstellen einer Vollkostenrechnung inkl. aller Startkosten wie Gewerbeanmeldung, Corporate Identity, Beratung Steuerberater etc.
- dazu gehört es auch eine potentielle Brauerei zu finden und hier die Herstellkosten zu fixieren. Was ist in diesen Kosten enthalten? Welche technischen Möglichkeiten hat die Brauerei? Wie groß ist die minimale Sudgröße? Kann das Sudhaus die angestrebte StW? Können die angestrebten Formate gefüllt werden? Rüsteile für Füller und Etikettierer kosten schnell 10.000de von Euro
- ebenfalls enthalten sollte eine Abschätzung sein wie viel Bier abgesetzt werden kann

Hat man diesen Plan erstellt und kommt zum Schluß das man immer noch an der Idee festhält geht es weiter:

- Mit einem Anwalt oder Steuerberater die richtige Gesellschaftsform finden. Seid Ihr alleine oder mehrere Gesellschafter?
- Gewerbeanmeldung
- Markenrechte sichern nach Markenrecherche. Hier sollte man auch Profis ranlassen. Die Anmeldung ist einfach, die Recherche nicht.
- Corporate Identity erstellen. Wie sieht der Markenauftritt aus? Gebindeform, Etiketten, Wort- und Bildmarke,.... Mein Tipp, Profis ranlassen.
- Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Markteintritt? Ein Summer Ale macht im Winter wenig Sinn....
- Auch sollte man schon mal ne Idee vom Bier haben und evtl. die Meinung vieler Leute haben. Aufpassen, meistens ist die Meinung über selbstgemachtes Freibier positiv.......

Alles in allem sollte man mit Minimum 9 Monaten rechnen vom Start bis es wirklich losgehen kann.

So, das sind mal grob ein paar wichtige Dinge, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Das aller wichtigste zum Schluß, investiert nur Geld das Ihr habt und nicht wirklich braucht.

Gruß

Jan
Zuletzt geändert von JanBr am Sonntag 15. März 2015, 13:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Bierwisch
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#2

Beitrag von Bierwisch »

Hallo Jan,

Danke für Deine Gedanken zum Thema!

Ich träume gerne mal davon, meinem Chef das Zeug vor die Füße zu knallen und mich mit meinem Hobby in eine glorreiche Zukunft, überhäuft mit Geld und Preisen, zu verabschieden...

Wenn ich dann wirklich noch ein zweites Mal drüber nachdenke, bin ich ganz froh, nicht vom Bierverkaufen leben zu müssen. Ich feile gerne an Rezepten, braue und trinke gerne Bier, aber wenn man das beruflich macht, dann hat man damit nur noch am Rande zu tun - es überwiegen Tätigkeiten, die man entweder gegen Honorar auslagert oder widerstrebend selbst machen muß: Flaschen waschen zum Beispiel oder fremder Leute Klinken putzen, mit Finanziers um Geld feilschen und Steuerberater und Finanzbeamte glücklich machen...

Wenn ich ernsthaft schwach werden sollte, dann nur als Vollzeitbrauer in einer Gasthausbrauerei, in der ein Koch kocht und ein Wirt ausschenkt und die Gäste bespaßt. Und wenn ich mal Lust habe, dann fachsimpel ich mit Interessierten und Gleichgesinnten bei einem hochgelobten und vielfach prämierten Eigensud...

Also nochmal Danke, daß Du uns Träumern ein wenig die Realität vor Augen führst! Und einmal die Woche sollten wir uns einfach mal kurz diesen Artikel aufrufen und dann sind wir wieder froh, daß wir einen festen Job haben und unser Chef uns jeden Monat ein bisschen was überweist (die Selbstständigen unter uns sind hier sinngemäß mit eingeschlossen).

Gruß,
Bierwisch
Der Klügere kippt nach!
JanBr

Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#3

Beitrag von JanBr »

Bierwisch hat geschrieben:Hallo Jan,

Danke für Deine Gedanken zum Thema!

Ich träume gerne mal davon, meinem Chef das Zeug vor die Füße zu knallen und mich mit meinem Hobby in eine glorreiche Zukunft, überhäuft mit Geld und Preisen, zu verabschieden...

Wenn ich dann wirklich noch ein zweites Mal drüber nachdenke, bin ich ganz froh, nicht vom Bierverkaufen leben zu müssen. Ich feile gerne an Rezepten, braue und trinke gerne Bier, aber wenn man das beruflich macht, dann hat man damit nur noch am Rande zu tun - es überwiegen Tätigkeiten, die man entweder gegen Honorar auslagert oder widerstrebend selbst machen muß: Flaschen waschen zum Beispiel oder fremder Leute Klinken putzen, mit Finanziers um Geld feilschen und Steuerberater und Finanzbeamte glücklich machen...

Wenn ich ernsthaft schwach werden sollte, dann nur als Vollzeitbrauer in einer Gasthausbrauerei, in der ein Koch kocht und ein Wirt ausschenkt und die Gäste bespaßt. Und wenn ich mal Lust habe, dann fachsimpel ich mit Interessierten und Gleichgesinnten bei einem hochgelobten und vielfach prämierten Eigensud...

Also nochmal Danke, daß Du uns Träumern ein wenig die Realität vor Augen führst! Und einmal die Woche sollten wir uns einfach mal kurz diesen Artikel aufrufen und dann sind wir wieder froh, daß wir einen festen Job haben und unser Chef uns jeden Monat ein bisschen was überweist (die Selbstständigen unter uns sind hier sinngemäß mit eingeschlossen).

Gruß,
Bierwisch
Es gibt gute Gründe warum auch ich noch einen "Brotberuf" habe und darüber sehr froh bin :Wink

Gruß

Jan
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#4

Beitrag von OS-Schlingel »

Hallo in die Runde!

Im Süden Deutschlands sind ja die Straußwirtschaften verbreitet..... so etwas im Bereich Bier....
... und wer im Raum Niederösterreich unterwegs ist, kennt vielleicht die Heurigen.

Vielleicht ist die Lösung ja eine Biermeile statt einem örtlichen Weinfest.

Treberbrot und Handfeste..


Gruß

vom Schlingel :Drink
Or kindly when his credit's out
Surprise him with a pint of Stout
:Smile
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#5

Beitrag von Alt-Phex »

Danke Jan, genau so sieht die Realität aus.

Was du noch vergessen hast, wo wird denn das abgefüllte Bier gelagert ?
Verbleibt das bei der Brauerei will die auch Standkosten sehen. Lagert
man selber ein wird es schnell eng in der Garage... Lagerhalle muss her.

Die Form der Etiketten ist auch so eine Sache, günstiger ist es wenn man sich
an die Maße der Brauerei hält, will man was eigenes müssen spezielle Teile für
den Etikettierer angefertigt werden. Das wird teuer.

Das gleiche gilt für die Flasche, will man eine andere Flaschenform und Größe
als die Brauerei normalerweise abfüllt, müssen die Maschinen ebenfalls darauf
umgerüstet werden. Sowas passiert modular, ist also machbar, aber die Kosten
bleiben an einem selber hängen.

Ich habe die Thematik schon ausführlich mit meinem ehemaligen Braumeister
erörtert, der sich in der Branche sehr gut auskennt.

Wenn du nicht wenigstens 50K zum Anfang in die Manege wirfst, kannst du das vergessen.
Wie Jan schon vorgerechnet hat, gehen von dem Verkaufspreis so viele Abzüge runter, das
man nur über Masse überhaupt noch Gewinn machen kann.

Tut mir leid, wenn hier grade Traumschlösser zusammen brechen, aber so ist das nunmal.
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

"Viele Biere werden am Etikettierer gemacht"
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Kptn_Chaos
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#6

Beitrag von Kptn_Chaos »

Moin Zusammen,

ich kann da nur sagen: Ordentlich zusammengetragen, Jan. :thumbup

Vor knapp 1,5 Jahren hab ich die Brauerei offiziell angemeldet, mit Lebensmittelaufsicht und allem. Das war aber nur, um ohne Sorgen vor Zoll und Steuer auch mal Bier an die Kollegen, Freunde und sonstige zu verkaufen.
Natürlich hab ich auch davon geträumt das groß aufzuziehen und aus dem Hobby einen Beruf zu machen. Aber zum einen jetz mit bald Mitte 50 nochmal um die 200k €aufzunehmen um das ordentlich zu machen, zum anderen hab ich einen Beruf der mir, zumindest die meiste Zeit, Spaß macht. Nee danke. mit Mitte 30 würde das vielleich anders aussehen.

Außerden hat Jan ja so schön mal die Ganzen schmerzhaften Punkte auf denselben gebracht. Es ist nicht nur das Brauen und unter die Leute bringen. Das was "nebenbei" zu beachten ist, ist das was einem die Freude doch mal verleiden kann.

Ich bin zwar dabei meiner GöGa die überdachte Terasse wieder zur Verfügung zu stellen, sprich ich baue eine Brauhütte, das dient aber hauptsächlich dazu mir die Arbeit und die Abläufe zu optimieren. Wenn ich soweit bin dokumentier ich das auch mal.

Schönes Wochenende noch,
Maddin :Drink
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JanBr

Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#7

Beitrag von JanBr »

Kptn_Chaos hat geschrieben:Moin Zusammen,

ich kann da nur sagen: Ordentlich zusammengetragen, Jan. :thumbup

Vor knapp 1,5 Jahren hab ich die Brauerei offiziell angemeldet, mit Lebensmittelaufsicht und allem. Das war aber nur, um ohne Sorgen vor Zoll und Steuer auch mal Bier an die Kollegen, Freunde und sonstige zu verkaufen.
Natürlich hab ich auch davon geträumt das groß aufzuziehen und aus dem Hobby einen Beruf zu machen. Aber zum einen jetz mit bald Mitte 50 nochmal um die 200k €aufzunehmen um das ordentlich zu machen, zum anderen hab ich einen Beruf der mir, zumindest die meiste Zeit, Spaß macht. Nee danke. mit Mitte 30 würde das vielleich anders aussehen.

Außerden hat Jan ja so schön mal die Ganzen schmerzhaften Punkte auf denselben gebracht. Es ist nicht nur das Brauen und unter die Leute bringen. Das was "nebenbei" zu beachten ist, ist das was einem die Freude doch mal verleiden kann.

Ich bin zwar dabei meiner GöGa die überdachte Terasse wieder zur Verfügung zu stellen, sprich ich baue eine Brauhütte, das dient aber hauptsächlich dazu mir die Arbeit und die Abläufe zu optimieren. Wenn ich soweit bin dokumentier ich das auch mal.

Schönes Wochenende noch,
Maddin :Drink
Das ist natürlich noch mal ein ganz anderes Kaliber, wenn man wirklich versucht eine neue Brauerei aufzumachen, also auch selbst in Anlagen usw. investiert.

Es gibt zwar im Brauhandwerk keinen Meisterzwang mehr, aber hier kommt für mich der Vorteil einen Dipl. Brmst. oder ein Studium zu haben. Man lernt wie eine Brauerei als Business läuft.

Gruß

Jan
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Odin
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#8

Beitrag von Odin »

Hallo Jan,

ein wirklich gut gemachter Bericht. Vielen Dank für die Recherche und vielen Dank auch dafür, dass du deine Erfahrungen hier mit uns teilst. :thumbsup
Bierherstellung beginnt mit dem Ausschlagen der Würze
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Seed7
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#9

Beitrag von Seed7 »

Eine Frage Jan,

in wie weit sind die kleineren brauerein in Deutschland da auf eingerichtet fuer Mietbrauer zu arbeiten? Hier in den Niederlanden gibt es eins, zwei, die fast nicht anderes machen in Belgien natuerlich die zwei grossen. Sachen wie hopbacks, stopfen durch jungbier ueber hopfen zirkulieren, lagerung auf eiche, Brettanomyces, grossen roggen hafer oder spelt anteil, warme gaerung (Saison) usw?

@ Kptn_Chaos,

das ist was ich mit fast mitte 50 und ein viel kleineres budget gerade versuche hin zu bekommen, 250l genuegt vor erst.

Ingo
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#10

Beitrag von JanBr »

Seed7 hat geschrieben:Eine Frage Jan,

in wie weit sind die kleineren brauerein in Deutschland da auf eingerichtet fuer Mietbrauer zu arbeiten? Hier in den Niederlanden gibt es eins, zwei, die fast nicht anderes machen in Belgien natuerlich die zwei grossen. Sachen wie hopbacks, stopfen durch jungbier ueber hopfen zirkulieren, lagerung auf eiche, Brettanomyces, grossen roggen hafer oder spelt anteil, warme gaerung (Saison) usw?

@ Kptn_Chaos,

das ist was ich mit fast mitte 50 und ein viel kleineres budget gerade versuche hin zu bekommen, 250l genuegt vor erst.

Ingo
Hallo Ingo,

ich denke das wir gerade im Süden eben den sehr großen Vorteil kleiner Brauereien haben. Die meisten dieser Brauereien haben keine hoch moderne Anlagen wie z.B. ZKGs. In den klassischen liegenden Lagertanks ist stopfen oder das Arbeiten mit Holzchips z.B. überhaupt kein Problem. Was ein weiterer Vorteil ist das viele Brauereien auch auf Weissbier ausgelegt sind. D.h. auch eine wäremere OG Gärführung ist unproblematisch und ein abfüllen von hefetrüben Bieren auch kein Problem. Meiner Erfahrung nach sind Hopbacks eher die Ausnahme, es sei denn es handelt sich um noch wirklich alte Technik. Auch die findet man hier noch regelmässig im Einsatz. Ein großer Vorteil ist das die kleinen Brauereien hier oft offen sind für zusätzliche Einnahmquellen, weil sie es eh schwer haben kostendeckend zu arbeiten. Je mehr auf einer Anlage gebraut wird, auf umso mehr Menge verteilen sich die Fixkosten, d.h. auch das eigene Bier wird in der Herstellung günstiger.

Meiner Erfahrung nach sind Brauer bei Milchsäure und Brettanomyces eher zurück haltend. Da wird es schwer, denn auf deiner einen Seite läßt alte Technik mehr Freiheit, auf der anderen Seite ist alte Technik oft nicht optimal zu reinigen. Also ein Widersrpuch.

Gruß

Jan
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Seed7
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#11

Beitrag von Seed7 »

Das hast du natuerlich recht Jan, eine aeltere anlage bietet mehr flexibilaet und mit einiges an schwitz und schweissarbeit laesst sich auch noch einies in den prozess einschleifen.

Separate lagertanks sind gut. Ich habe mich auch gegen uni-tanks entschieden und mir ein paar horizontal tanks gekauft,

Ingo
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#12

Beitrag von JanBr »

das ist was ich mit fast mitte 50 und ein viel kleineres budget gerade versuche hin zu bekommen, 250l genuegt vor erst.
So lange man das unter Hobby laufen lässt und nicht auf die Einnahmen angewiesen ist, läuft das sehr gut. Das Problem ist das Bier ein typischen Beispiel für econonomy of scale ist. Sehr häufig hat man es mit Kosten zu tun die fast nicht von der Produktionsmenge abhängen. So brauche ich z.B. fast gleich lang, egal ob ich 50l braue oder 50hl. Auch bei den Packstoffen, wie z.B. Etiketten, sind die Einrichtkosten der Druckplatten das Problem. Hier bin ich, je nach Anzahl der Farben, bei 100- 200€, das einzelne Etikett kostet im Anschluß aber gerade mal 1-2 ct.

Man kann sich so eigentlich sehr schön bei einem gegebene Preis ausrechnen wie groß der einzelne Sud sein muss um wirklich wirtschaftlich zu sein oder eben die Rechnung anders rum, was man bei gegebener Sudgröße je Flasche nehmen muss um die Kosten zu decken bzw. Geld damit zu verdienen. Die Frage ist dann ob der Kunde gewillt ist diesen Preis zu zahlen...

Aber wie gesagt, die finanzielle Auslegung einer kompletten Brauerei als Neubau bzw. als Projekt ist um einiges komplexer und hängt von so viel mehr Faktoren ab, weshalb ich diesen Punkt extra aus diesem Tröt herausgenommen habe.

Gruß

Jan
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#13

Beitrag von Seed7 »

JanBr hat geschrieben: econonomy of scale
es ist wie mit dem Hefestarter, Jan, jeder schritt x10. 25 l, 2.5hl dann 25hl und nie fremde hefe (geld) herein lassen. Dass groesste problem ist platz, m2 sind teuer hier und fuer ein ein-mann unternehmen schon ein ganzes gehalt, 2,5hl passt in der garage und die gemeinde hat bei der voruntersuchung ja gesagt (haette ich nicht erwartet). Ob es sich letztendlich rechnet, ich denke es ist immer noch besser als mit dem familienkapital in's kasino zu gehen,

Ingo
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#14

Beitrag von JanBr »

ich denke es ist immer noch besser als mit dem familienkapital in's kasino zu gehen,
Das ist der Punkt. Auch wenn man es nicht glaubt, auch wir machen Headless derzeit als reines Hobby. Verdient ist daran nichts, auch wenn das Viele nicht glauben wollen. Wenn wir viel Glück haben, wird sich das Ganze in 2015 selbst tragen. Was es uns bringt ist Spaß. Um es mal so auszudrücken, um z.B. seine Freizeit auf der Brau Kunst zu verbringen und zu arbeiten, muss man einen mittleren 4 stelligen Betrag einrechnen, den man nach Einnahmen noch mitbringen muss. Da ist aber noch keine Minute Arbeitszeit gerechnet :Drink

Ich will hier auch wirklich niemanden desillusionieren, es soll wegen mir Jeder sein Glück finden. Was ich nur sagen will, Geld liegt nicht auf der Straße und wenn ich mit Headless meine Rechnungen zahlen müsste, dann gute Nacht.

Es gehört schon eine ganz gehörige Portion Wahnsinn dazu sich neben einem fulltime Job als Hobby den Aufbau einer kompletten Brauerei zu suchen. :Mad2


Gruß

Jan
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#15

Beitrag von Kirk1701 »

JanBr hat geschrieben: Ich will hier auch wirklich niemanden desillusionieren, es soll wegen mir Jeder sein Glück finden. Was ich nur sagen will, Geld liegt nicht auf der Straße und wenn ich mit Headless meine Rechnungen zahlen müsste, dann gute Nacht.
Hallo Jan,

auch von mir vielen Dank für den Praxisbericht. Schön das es sich trägt.

Kirk
Wir machen selber Bier!
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#16

Beitrag von Seed7 »

JanBr hat geschrieben: neben einem fulltime Job
Dass zum beispiel ist einer der unterschiede, fuer jeden ist die ausgangsposition anders, zeit habe ich genuegend und die festen kosten vom haushalt sind gedeckt.

Aber, es geht hier um Kukuksbrauen und nicht um die eigene brauerei. Da mietbrauen gibt es hier in den niederlanden sehr viel. Einige machen es sehr serioes, andere mehr hobbymaessig. Hier mal die uebersicht an brauereien die es hier gibt pro provinz. "Huurder" heisst Gipsybrewer

Ingo
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#17

Beitrag von JanBr »

"Huurder" heisst Gipsybrewer
Muss was mit "Verleihen" oder "Vermieten" zu tun haben. Autoverhuur ist, meine ich, die Autovermietung. Hat wohl den selben Wortstamm wie bei uns die Hure :Shocked

Es kommt eben sehr auf die Lebenssituation an. Bei mir hängen auch noch zwei Kinder und meine Frau mit drinnen wenn ich kündige und mich selbst verwicklichen würde.... Allerdings würde ich dann jetzt wahrscheinlich brauen und nicht im Zug nach Mainz sitzen :thumbdown

Ich bin so wie es läuft sehr zufrieden. Es macht mir wahnsinnigen Spaß und ich bekomme sehr viel positives Feedback. Was will man mehr :thumbsup

Gruß

Jan
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#18

Beitrag von schnapsbrenner »

OT Modus
Hat wohl den selben Wortstamm wie bei uns die Hure :Shocked
Nein hat es nichts mit zu tun, Deutsch ist nicht die Mutter aller Sprache :P

Was zum nachlesen habe ich nur auf niederländisch
http://www.etymologiebank.nl/trefwoord/huur

OT Modus aus

VG

Simon
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#19

Beitrag von Darkenemy »

Hallo Jan, danke für die ausführlichen Worte. Ich habe aber noch ein paar Fragen, da Du zum Einen ja nur die Möglichkeit ansprichst, direkt oder in Lizenz (vll irre ich da auch, ob es dem gleichkommt) in bzw. über eine Brauerei zu brauen. Ich gehe davon aus, dass durch den schon bestehenden Betrieb auch der vorstehende Braumeister das Ganze legitimiert, da man in D als Privatmensch ja nur in der Gastronomie, wie ich gehört habe, auch als Amateur Bier brauen darf, dass dann an den Kunden geht.
Aber wie sieht das denn aus, wenn man in Kooperation mit dem Wirt in einer Gaststätte braut? Gut, die Steuerangelegenheiten müssten dann extra geregelt werden, aber ich sehe hier das realistischere Ziel. Klein anfangen und sich dadurch einen Namen machen. Moritz ist bei seiner Aktion ja auch nicht in Serie gegangen, sondern hat für ein bestimmtes Event seiner Uni gebraut. Was den Absatz angeht, sehe ich hier nämlich die besseren Chancen. Es ist völlig legitim, in Kleinserie gebrautes Bier auch zu anständigen Preisen zu verkaufen, ich kenne genügend Menschen, die das gerne in Kauf nehmen würden, zumal sie oft für diverse Industrieedelauflagen auch schon mal 10€ für nen Liter bezahlen. Ich muss aber auch sagen, dass ich hier einen guten Standort habe. Belgien ist um die Ecke, die Menschen sind da offener für Vielfalt und "Handwerkliches". Wenn die Leute einem dann die Pullen aus der Hand reißen, kann man ja immer noch überlegen, das in Lizenz brauen zu lassen. Machen zwei Jungs hier mit dem sog. Lennet-Bier auch und es lohnt sich. Gut, die haben nen Getränkeshop und sind ihr eigener Vertrieb und Versand, aber trotzdem. Die können selbst auch nicht brauen, soviel ich weiß. Daher lieber mit echtem (Laien-)Handwerk werbung machen und etwas mehr für die Flasche nehmen.

Ein wenig offtopic, aber doch zum Thema gehörend: schön wäre es doch, wenn sich Hobbybrauerkooperationen schließen ließen. Es gäbe einen Laden, der von den verschiedenen Mitgliedern die Biere vertreibt. Das fördert die Vermarktung, vorallem aber auch das Bewusstsein für Craftbiere, bzw. dass es auch anders als Pils geht. Wie oft wünscht man sich als Hobbybrauer, gerade deshalb sein Bier an den Mann bringen zu wollen, scheitert aber daran, dass man nicht mal eben 1-2hl stemmen kann.

Gruß Gunnar
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#20

Beitrag von BadBuddha »

Die Idee mit dem zentralen Shop gab es ja schonmal im alten Forum.
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#21

Beitrag von Darkenemy »

Ich weiß, sogar immer mal wieder. Ich hatte es mitunter auch da schon mal dort erwähnt
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#22

Beitrag von Alt-Phex »

...da man in D als Privatmensch ja nur in der Gastronomie, wie ich gehört habe, auch als Amateur Bier brauen darf, dass dann an den Kunden geht.
Es gibt keinen Braumeisterzwang mehr, du brauchst auch nicht zwingend eine Gastronomie um dein Bier zu verkaufen.

Mit einer eigenen Anlage, in der Kneipe um die Ecke, musst du dich halt um all die Auflagen kümmern.
Aber immerhin dürfte die Küche des Gastronomen schonmal ein guter Ausgangspunkt sein.
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

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JanBr

Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#23

Beitrag von JanBr »

@ Gunnar

In Deutschland ist 2003 der Meisterzwang gefallen im Brauerhandwerk. D.h, seit dem kann jeder eine Brauerei aufmachen, abgesehen von den restlichen Auflagen.

Jan
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#24

Beitrag von schnapsbrenner »

Darkenemy hat geschrieben:Ich weiß, sogar immer mal wieder. Ich hatte es mitunter auch da schon mal dort erwähnt
Moin,

es gibt selbst eine Domain und ein gekauftes Shopsystem.
http://die-neuen-brauer.de/
Aber keiner die wirklich Interesse hatte.

Simon
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#25

Beitrag von Darkenemy »

Ah, danke für die aufklärenden Worte. Ja, das mit der Teilnahme lohnt sich m.E. nur, wenn es auf regionalerer Ebene läuft. 10 Hobbybrauer aus der Region Aachen, 20 aus Köln, etc. Sind ja nur Hirngespinste, aber das funktioniert mit Bioware über selbst in die Hand genommene Bauernhofvertriebe und -gemeinschaften ja auch. Je weiter man das ausdehnt, desto eher kann man auch überregional anbieten...ggf. gemeinsam ein kleines Brauhaus bauen. Aber ich will keine Leichen zum Leben wiedererwecken, die Idee an sich sollte machbar sein, aber dafür muss eben auch das Bewusstsein der Leute, bzw. Kunden dahingehend ausgestreckt werden, was vielen Faktoren unterliegt und nicht mal eben zu beeinflussen ist...daher sowieso klein anfangen.

Ich will den Thread auch nicht kapern, die Infos zur von Oli beschriebenen großen Variante sind schon sehr hilfreich und ich sehe mich in so einer Art von Geschäft sowieso wo ganz anders. Ich verfolge nämlich das Bistro-mit-eigenem-Brot-und-Bier-in-der-Südsee-Geschäftsmodell und das nenne ich dann Gunnarpetit ;)!

Gruß Gunnar
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Malzwein
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#26

Beitrag von Malzwein »

Das Thema Haltbarkeit und nicht abgesetzte Ware ist sicher auch ein Punkt, der in Milchmädchenrechnungen (ich braue 50l macht 150 Flaschen 0,33l a 2,50€ ergibt Einnahme von 375€). Zumindest bei den von mir gebrauten (und getrunkenen) Bieren haben viele nach 6 Monaten den Geschmackshöhepunkt hinter sich.
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#27

Beitrag von JanBr »

Malzwein hat geschrieben:Das Thema Haltbarkeit und nicht abgesetzte Ware ist sicher auch ein Punkt, der in Milchmädchenrechnungen (ich braue 50l macht 150 Flaschen 0,33l a 2,50€ ergibt Einnahme von 375€). Zumindest bei den von mir gebrauten (und getrunkenen) Bieren haben viele nach 6 Monaten den Geschmackshöhepunkt hinter sich.
Ja, das ist ein Punkt. Ein weiterer Punkt ist, Händler und Shopbetreiber wollen die Katze nicht im Sack kaufen. Also wollen sie vor der Bestellung natürlich Proben. Wenn man aber nur 50l braut und 25 Händlern ein Sixpack schickt, hat man leider nix ,ehr zum Verkaufen.....
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#28

Beitrag von fufi »

Danke, sehr informativer Thread =)
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#29

Beitrag von Alt-Phex »

JanBr hat geschrieben: Ja, das ist ein Punkt. Ein weiterer Punkt ist, Händler und Shopbetreiber wollen die Katze nicht im Sack kaufen. Also wollen sie vor der Bestellung natürlich Proben. Wenn man aber nur 50l braut und 25 Händlern ein Sixpack schickt, hat man leider nix ,ehr zum Verkaufen.....
Die hatten dafür aber einen schönen Abend :puzz
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#30

Beitrag von JanBr »

Alt-Phex hat geschrieben:
JanBr hat geschrieben: Ja, das ist ein Punkt. Ein weiterer Punkt ist, Händler und Shopbetreiber wollen die Katze nicht im Sack kaufen. Also wollen sie vor der Bestellung natürlich Proben. Wenn man aber nur 50l braut und 25 Händlern ein Sixpack schickt, hat man leider nix ,ehr zum Verkaufen.....
Die hatten dafür aber einen schönen Abend :puzz
Und es ist ja nicht nur das Bier weg, man ist zusätzlich natürlich Porto los. Als Rücklauf bestellen dann irgenwas um die 10% auch Bier.

Ein weiteres Problem mit sehr kleinen Anlagen, wie stellt man die Marktversorgung sicher? Es ist dann immer eine Gradwanderung zwischen bekannt werden auf dem Markt und nicht liefern können. Das mögen Händler äusserst ungern und lassen sich auf solche Geschäfte eigentlich nicht ein.

Gruß

Jan
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Odin
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#31

Beitrag von Odin »

Ist dann der Direktvertrieb nicht eine Alternative?
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#32

Beitrag von Alt-Phex »

Odin hat geschrieben:Ist dann der Direktvertrieb nicht eine Alternative?
Eigener Webshop ?

Dann musst wieder viel Geld in die Hand nehmen um Werbung machen, sonst weiß
ja keiner wo man dein Bier kaufen kann, bzw. das es das überhaupt gibt.

Und dann verschickst du auch keine großen Margen an Weiterverkäufer, sondern musst
alles einzeln verpacken und verschicken. Dann kommst du vor lauter Versandhandel nicht
mehr zum brauen.

Zumal ein guter Webshop auch nicht umsonst ist, dazu die ganzen Auflagen für Rechtssicherheit.
Sonst hast du auch schnell den Abmahnanwalt an der Backe.
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#33

Beitrag von JanBr »

Odin hat geschrieben:Ist dann der Direktvertrieb nicht eine Alternative?
Der Direktvertrieb ist eine Alternative. Allerdings muss halt der gesamte Marketingmix stimm.

Wenn man ein Großteil der Craftbiertrinker/ Genussbiertrinker (oder wi man sie auch nennen will) anschaut, dann haben sie eines gemeinsam. Es sind Jäger und Sammler. Du wirst in den seltensten Fällen erleben das sich jemand einen Kasten (24x0,33l) IPA von einer Brauerei nach Hause stellt. Hier ist baer genau die Schwäche des eigenen Shops, es gibt eben auch nur das eigene Portfolio.

Zumal sollte man wirklich nicht den Aufwand des eigenen Shops unterschätzen. Irgendjemand muss umpacken in Verssandverpackungen, aus der Bestellung eine Sendung machen, den Zahlungseingang überwachen, das Paket zur Post bringen usw. Das kann man alles natürlich auch einem Anderen überlassen (z.B. DHL), aber der will natürlich auch Geld dafür und es lohnt sich erst ab größeren Mengen.

Bei eigenen Shop muss man natülich auch aufpassen das man preislich nicht seine anderen Vetriebswege unterbietet (wie es einige große tun). Es macht keinen Sinn wenn der eigene Shop das Bier zum gleichen Preis ink. Lieferung nach Hause anbietet wie der Getränkehändler um die Ecke (oder gar noch billiger). Dann hat der Händler um die Ecke nämlich bald keine Lust mehr.....

Gruß

Jan
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#34

Beitrag von Odin »

Die Sache mit dem Getränkehandel ist meiner Meinung nach problematisch. Hier bei uns im Getränkemarkt gibt es einige wenige Biere von Craft Brauern. Diese Biere werden nicht besonders präsentiert und fristen teilweise ein Dasein in der hintersten Ecke. Neulich bekam ich Flaschen, die über das angegebene MHD drüber waren. Darauf aufmerksam gemacht, bekam ich die Flaschen kostenlos, was in dem Moment zwar schön war, denn das Bier war noch einwandfrei.

Aber.... sowas haben solche Biere einfach nicht verdient, denn es sind absolute Spitzenerzeugnisse aus der Region :Drink

Der normale Getränkehandel ist nicht gut für Craft Biere, weil oft der fachliche Hintergrund bei den Betreibern oder Angestellten fehlt. Löbliche Ausnahmen gibt es natürlich, wie z.B. Maruhn in Eberstadt.

Eine Vermarktung in Craftbeer shops finde ich einfach besser. Keine Ahnung, welche Margen die Shops von den Brauern haben wollen :Grübel ??? Wer kennt sich damit aus?
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Trisman
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#35

Beitrag von Trisman »

Eine Vermarktung in Craftbeer shops finde ich einfach besser.
Die Frage ist nur, wie viele von diesen speziellen Shops gibt es in Deutschland? Und hilft dir das als Brauer, wenn nur 3-4 Läden in gnaz Deutschland deine Biere verkaufen, vor allem in einem Laden, in dem die meisten Leute (wie JanBr oben schon erwähnt hat) von jedem Bier vielleicht eine Flasche kaufen?

Ich möchte das nicht schlecht reden, sondern stelle mir nur diese Fragen, ohne selber Ambitionen zu haben mein Bier zu vermarkten.
JanBr

Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#36

Beitrag von JanBr »

Die Frage ob nun das Bier über den Lebensmitteleinzelhandel, den Getränkeabholmarkt oder den Fachhandel vertrieben wird ist letztendlich eine Frage der Zeilgruppe und des Markenauftritts. Wie (fast) alles im Leben hat jeder Weg seine vor und Nachteile.

Wenn man sich umschaut gibt es derzeit auf dem "Craftbier" Markt alle Ausrichtungen. Von "billig" in allen Vertriebswegen bis hin zum Lebensmitteleinzelhandel über sehr exklusiv nur in ausgesuchten Fachgeschäften (die Marken müsst Ihr selbst rausfinden.... aber ich hab schon Craftbiere für unter 1€ im Dorf Edeka gesehen).

Das ist eine Frage was und wen ich erreichen will. Will ich Bierliebhaber erreichen denen auch der Hintergrund der Biere wichtig ist, kommt nur der Craftbiershop und ausgesuchte Getränkemärkte in Frage, die auch entsprechendes Publikum haben. Hier erziele ich sicherlich höhere Preise, mache aber eben keine wirkliche Masse.

Gehe ich in den x beliebigen LEH und in große Getränkemarktketten, mache ich Masse, muss aber ganz sicherlich Abstriche im Preis machen. Die Kiste IPA für 48€ ist hier nicht wirklich zu erzielen.

Über solche Dinge muss man sich vorher im Busnissplan Gedanken machen. Jedes Modell hat sein Vor- und Nachteile und jedes Modell hat seine Da-seins- Berechtigung. Es kommt halt auf das Geschäftsmodell an.

Gruß

Jan
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#37

Beitrag von _T2_ »

Hallo zusammen,
eine sehr Interessante Diskussion!

Ich denke am besten wird ein Weg der Entwicklung sein, wo eins zum anderen kommt. Ein ambitionierter Getränkehändler, Gastronom z.B., den man schon kennt und der an sich schon eine hohe Beratungskompetenz hat. Der Dein Bier auch entsprechend schätzt, kennt und als Spezialität anpreist.
Gerade hier entsteht doch auch der Reiz, etwas Besonderes zu bekommen, wenn es nicht permanent verfügbar und nicht 100% gleichbleibend schmeckt. Bei Wein gibt es das doch auch, je nach Jahrgang z.B., nur steckt bei uns der Markt eben in den Kinderschuhen. Er ist klein, aber wächst.....
Und erst mal so die Hälfte vom Sud überhaupt abzusetzen, ist doch eine gute Idee, bringt mal eine kleine Kostenersparnis, vor allem aber doch Anerkennung für unsere Kunst, besonderes Bier zu brauen, oder?

Also 2 Punkte:
- intensive Beratung ist erforderlich
- die längste Reise beginnt mit einem Schritt.... klein anfangen und sehen was kommt ;-)
:Drink
viel Glück für alle die in diese Richtung gehen! :thumbsup

Gerald
Durch Bier wird Durst erst richtig schön!
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Re: Eigene Marke als Gipsybrewer- Ein paar Gedanken

#38

Beitrag von Scheibelhund »

Egal wie man es dreht und wendet, wenn man sich in die Einzelhandelsmühle begibt hat man schon verloren.

Am besten einen eigenen Ausschank. Da hat man auskömmliche Preise und keinen Ärger mit Flaschen, Etiketten etc.
Im Winter trink' ich und singe Lieder
aus Freude, daß der Frühling nah ist,
und kommt der Frühling, trink' ich wieder,
aus Freude, daß er endlich da ist.
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