Heisse Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

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Rauchbier666
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Heisse Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

#1

Beitrag von Rauchbier666 »

Hallo Forum!

Bei meinem letzten Sud hatte ich wieder folgendes Problem:
Beim Läutern habe ich alle paar Minuten die Stammwürze mittels Refraktometer gemessen. Allerdings schwankte der Wert so erheblich zwischen 15Brix und 21Brix rauf und runter und hin und her, dass ich nicht wusste, was ich glauben sollte.... Während des Läuterns läuft ja auch immer noch dünneres Extrakt nach. Mein Glattwasser hatte 9Brix. Ich habe vor jeder Messung mit dem Braupaddel umgerührt.

Wie geht ihr da vor? Was mache ich falsch?
Zuletzt geändert von Rauchbier666 am Sonntag 28. Juli 2019, 13:02, insgesamt 1-mal geändert.
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ggansde
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Re: Heize Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

#2

Beitrag von ggansde »

Moin,
Messeprobe in eine Einwegspritze saugen. Finger auf das Loch drücken und unter dem Wasserhahn runterkühlen. Dann messen.
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Adrian S
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Re: Heize Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

#3

Beitrag von Adrian S »

Die Würze sollte mit einer Temperatur von +10°C bis +30°C gemessen werden. Idealerweise sollte der Refraktometer und die Würze die gleiche Temperatur haben.
Grüsse
Adrian

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Re: Heize Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

#4

Beitrag von mike braut bier »

Es gibt Refaktometer, die die Temperatur kompensieren. Daran kann man glauben oder nicht. Ich habe sowas, glaube nur bedingt dran. Der Tip mit dem Runterkühlen ist toll. So einfach kanns gehen *facepalm*. Warum mache ich das nicht auch so! Danke für den Tip!
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Re: Heize Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

#5

Beitrag von OS-Schlingel »

Wie wäre es mit einer kleinen Pipette, 1-3 ml?
Die heiße Würze ansaugen, Pipette drehen, so dass die Flüssigkeit in die Blase läuft.
Dann in ein Glas mit kaltem Wasser geben, Spitze natürlich nach oben.
Augenblick warten, dann messen.
Geht schnell, Du hast die Hände sofort wie frei.....


Die Pipette kann auch gleich in dem Kaltwasser wieder gereinigt werden.

Gruß Stephen
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Ladeberger
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Re: Heize Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

#6

Beitrag von Ladeberger »

mike braut bier hat geschrieben: Sonntag 28. Juli 2019, 11:20 Es gibt Refaktometer, die die Temperatur kompensieren. Daran kann man glauben oder nicht. Ich habe sowas, glaube nur bedingt dran.
Lasst doch den Glauben aus der Bierbrauerei, man kann sich mit den Stärken und Schwächen des eingesetzten Handwerkszeugs auch ganz sachlich auseinandersetzen.

Der Einfluss der Temperatur auf die Refraktometrie ist bekanntermaßen groß. In Handrefraktometern mit "ATC" bewegt daher meist ein Bimetall ein optisches Bauelement derart, dass die Temperatur kompensiert wird. In der Regel wird nur ein kleiner Bereich zwischen +10 bis +30 °C kompensiert, Temperaturen außerhalb dieses Bereichs führen nicht zu zuverlässigen Messergebnissen. Weitere Limitationen liegen wie so oft in der Qualität der Verarbeitung und werksseitigen Justage, die man mit destilliertem Wasser bei verschiedenen Temperaturen überprüfen sollte.

Grundsätzlich kompensiert das Bimetall daher prinzipbedingt auch nur die unmittelbar an ihm anliegende Temperatur, für die sich ein Gradient zwischen Bimetall, optischen Elementen, Gehäuse, Umgebungstemperatur und Probe ergeben kann. Es gilt daher konsequent eine homogene Temperatur im gesamten Gerät und der Probe anzustreben, sodass bpsw. eine Probe von 20 °C auf einem Gerät mit 20 °C in einem Raum mit 20 °C vermessen wird. Nur so lässt man dem Bimetall auch eine Chance, die Temperatur zu kompensieren.

Gruß
Andy
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mike braut bier
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Re: Heize Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

#7

Beitrag von mike braut bier »

Ladeberger hat geschrieben: Sonntag 28. Juli 2019, 12:14 Lasst doch den Glauben aus der Bierbrauerei, man kann sich mit den Stärken und Schwächen des eingesetzten Handwerkszeugs auch ganz sachlich auseinandersetzen.
*lol* stimmt ... Glauben heißt nicht wissen ;)

Meine Erfahrung zeigt auch das es so viel Unterschied macht, wo man die Probe entnimmt. Da ein Refaktometer ja nur anhand einer sehr kleinen Probe misst.
Daher verwende ich zur Feststellung der Stammwürze nur eine Spindel. Da die Würze dann bereits abgekühlt ist, ist eine genauere Messung auch durchführbar. Schon beim Abkühlen werfe ich eine Spindel rein und Lese den Wert erst wenn es 20°C hat ab. Das Refaktometer verwende ich nur während dem Brauen zum nachkontrollieren wo ich ungefähr bin. Da ist ein halbes Brix unter Freunden ja nicht so eine Tragödie ;)

c.u.
Mike
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Rauchbier666
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Re: Heisse Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

#8

Beitrag von Rauchbier666 »

Hmmm.... Danke für die Antworten.

Wie gehe ich denn im aktuellen Fall am besten vor?

Ich wollte einen Rauchbock mit 17,5Brix herstellen. Beim Hopfen-kochen verdunstet noch Wasser, was ca. 1,5Brix ausmacht. Also war meine Idee, zu läutern, bis die Würze unter 16,5Brix gefallen ist. Das Kochen hebt den Gehalt auf ca 17,5 und im Gärtank wird dann später mit abgekochtem Wasser auf exakt 17,5 verdünnt und vor der Hefe Zugabe ordentlich umgerührt.

Bleibt die Frage, wie man das praktisch hinbekommt, einen repräsentativen Messwert beim Läutern zu erhalten. Die Idee mit Pipette oder Spritze finde ich gut! Bleibt die Problematik der zu kleinen Probe-Menge
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Re: Heisse Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

#9

Beitrag von ggansde »

Es gibt auch Läuterspindeln, die auf 75 °C geeicht sind. Diese kann man beim Läufern schwimmen lassen.
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§11
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Re: Heisse Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

#10

Beitrag von §11 »

Was auch nicht zu unterschätzen ist ist die Verdunstung in der Probe. Bringt man die kochend heiße Würze im dünnen Film auf das Prisma, kann man ja direkt sehen wie sich Konfensatschwaden bilden.
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Sura
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Re: Heisse Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

#11

Beitrag von Sura »

ggansde hat geschrieben: Sonntag 28. Juli 2019, 13:24 Es gibt auch Läuterspindeln, die auf 75 °C geeicht sind. Diese kann man beim Läufern schwimmen lassen.
VG, Markus
Sind auf 70°C geeicht, aber egal. Finde ich persönlich jedenfalls am besten. Um zu schauen wie der Wert des Glattwassers am Ende ist, reicht es den Läuterhahn ohne Dichtungen einzubauen, so das er ein wenig leckt. Den Tropfen kann man dann gut mit dem Refraktometer messen, und der ist dann auch sehr schnell auf Refraktometertemperatur abgekühlt. Falls du ohne Schlauch läuterst, kannst du auch einfach ne Probe ziehen indem du das Refraktometer _schnell_ in den Strahl hälst und _schnell_ wieder rausziehst. Dabei kann die Klappe auch geschlossen bleiben.
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ggansde
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Re: Heisse Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

#12

Beitrag von ggansde »

Ja, das stimmt mit den 70 °C. Wichtig ist aber, dass die Spindel diese thermische Belastung mechanisch aushält. Ich habe Mal eine "normale" Spindel, die bei - 20 °C draußen lag, in 30 °C warme Würze gehängt: Kurzes Knistern und anschließend auf Tauchstation.
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gulp
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Re: Heisse Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

#13

Beitrag von gulp »

Es gibt beides, Spindeln für 70° und 75°.

Gruß
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Boludo
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Re: Heisse Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

#14

Beitrag von Boludo »

Wie ist das denn mit der Läuterspindel und Schichtbildung?
Ich bin letztens mal wieder etwas in Panik geraten, da ich am Ende des Läutervorgangs einen viel zu geringen Wert (mit dem Refraktometer) gemessen habe, obwohl ich kurz ungerührt hab. Beim Beginn Kochen war die Welt wieder in Ordnung.
Lässt man einfach eine Spindel schwimmen ohne zusätzliche Durchmischung, dann kann der Wert doch unmöglich stimmen, oder?

Zum Thema: Probe wie bereits erwähnt mit Spritze oder Pipette entnehmen und unter dem Wasserhahn abkühlen. Alles andere ist Kaffeesatzleserei.

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Re: Heisse Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

#15

Beitrag von schattenbräu »

Nach meinen Erfahrungen ist die Schichtbildung sehr wohl ein Problem. Da muss man ordentlich durchmischen, um halbwegs realistische Werte zu bekommen. Und das Problem hast du bei Spindel und Refraktometer

Ulf
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afri
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Re: Heisse Vorderwürze mit Refraktometer messbar?

#16

Beitrag von afri »

Ich mache das so: eine heiße Würzeprobe ziehe ich in eine Kunststoffpipette, lasse sie kurz abkühlen und gebe sie dann direkt aufs Glas. Ablesung. Beim anschließenden abspülen des Glases zum Reinigen sehe ich noch nass auf das Refraktometer und Stelle Nullpunkt oder eben nicht Nullpunkt fest. Wenn nicht Nullpunkt, dann korrigiere ich nach und justiere das ganze so auf die Temperatur des Refraktometers. Nochmalige Messung und Probe auf Nullpunkt, so komle ich zu konsistenten Werten.
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