Mehr Brei als Würze

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Augenfeind
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Mehr Brei als Würze

#1

Beitrag von Augenfeind »

Hallo zusammen,

nach einigen Problemen mit meiner Mattmill-Mühle im Zusammenspiel mit meinem Akkubohrer habe ich mir nun endlich den Mattmill-Motor gegönnt und heute zum ersten Mal damit gemahlen und gebraut. Meine Vorstellung war, dass durch das langsamere Mahltempo weniger Mehl entsteht und das Läutern deutlich schneller von Statten geht.
Der Mahlspalt war - wie zuvor auch - auf 1,2mm eingestellt. Das Mahlen hat super geklappt - ich habe eine Resteverwertung aus Pilsner, Wiener und Münchner Malz gemacht, dazu etwas Carahell und Sauermalz. Das ursprüngliche Rezept habe ich noch nie zuvor probiert - es sollte ein Tripel werden, und so habe ich knapp 7kg Malzschrot in meinen Grainfather (30l-Klasse) gekippt und wie immer gut umgerührt. So viel Malz mit so wenig Wasser (19l Hauptguss) hatte ich aber bisher noch nie.

Jedenfalls schien alles gut zu klappen - bis auf die Tatsache, dass ich offenbar zu viel Sauermalz hiunzugegeben habe (400g) - falls das bei diesem Thema eine Rolle spielt.

Dann ging es ans Läutern, und das war eine Katastrophe. Da lief fast nix durch. Am Ende musste ich immer wieder mit dem Maischepaddel im Korb am unteren Sieb drehen und schaben, um das Wasser durchzubekommen. Der Sud war dann auch ein recht trüber Brei. Als es dann nach dem Whirlpool ans Pumpen ging, kam nur ein Brei aus dem Schlauch. So eine dicke Pampe hatte ich noch nie. Irgendwann dachte ich dann, der Filter vor der Pumpe müsste wohl abgefallen sein, also habe ich alles umgekippt, aber der Filter war einwandfrei. Das Pumpen hat eine Weile gedauert, und erst ganz am Ende wurde die Würze ein klein wenig flüssiger und klarer.

Was mag da schief gelaufen sein? Da ich durch meinen rabiaten Paddeleinsatz beim Läutern sicherlich recht viel Malzbrei mit die Würze bekommen habe, dachte ich dass die ganzen Trübstoffe doch eher beim Filtrieren während des Abpumpens helfen sollten, aber das Gegenteil schien der Fall zu sein.

Hat jemand von Euch schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht? Vielleicht muss ich bei so einer hohen Trübstoffkonzentration deutlich länger warten, bevor ich mit dem Pumpen beginne? Was mag hier los gewesen sein?

Grüße,
Roman.
"Ein ernst zu nehmender Staat benötigt eine eigene Fluggesellschaft und ein eigenes Bier. Eine Fußballmannschaft oder Nuklearwaffen helfen, aber ein Bier ist Minimalvoraussetzung." (Frank Zappa)
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Braufex
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Re: Mehr Brei als Würze

#2

Beitrag von Braufex »

Augenfeind hat geschrieben: Sonntag 11. April 2021, 19:23 Hat jemand von Euch schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht? Vielleicht muss ich bei so einer hohen Trübstoffkonzentration deutlich länger warten, bevor ich mit dem Pumpen beginne? Was mag hier los gewesen sein?
Servus Roman,
hab noch keine solche Erfahrung gehabt, erinnert mich aber an einen anderen Thread.
Keine Ahnung, ob Dir das hilft ...
Expertenwissen gefragt: Es ist ein Brei geworden!

Gruß Erwin
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Commander8x
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Re: Mehr Brei als Würze

#3

Beitrag von Commander8x »

Kommt mir bekannt vor, weil ich manchmal fremdbraue mit einem Klarstein Mundschenk. Was helfen könnte: nach dem Einmaischen erst mal 10 min "Läuterruhe" ohne Pumpen und Rühren, mehr Hauptguß, geringe Pumpleistung, nochmal aufrühren bis zum Boden und Ruhe vor dem Läutern. Gern auch in Kombination. Das ideale Verfahren haben wir noch nicht gefunden. Kommen jetzt auf 55% SHA und erträgliche Läuterzeiten...

Vielleicht auch konditioniert schroten, Reisspelzen als Läuterhilfe, eine Glucanrast beim Start...

Gruß Matthias

...und gröber schroten, sagt Edith.
-----------------------------------------
Illegitimis non carborundum.
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Boludo
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Re: Mehr Brei als Würze

#4

Beitrag von Boludo »

1,2mm scheint mir schon auch ziemlich eng für den GF. Ich würde mal eher so Richtung 1,4mm gehen. Kommt aber immer auf mehrere Sachen drauf an, Umdrehungszahl, konditioniert oder nicht, Gerste oder Weizen usw.
Man kommt da ums Ausprobieren nicht drum herum.

Stefan
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Augenfeind
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Re: Mehr Brei als Würze

#5

Beitrag von Augenfeind »

Hallo zusammen,

vielen Dank für die Antworten! So ein heftiger Brei wie in Expertenwissen gefragt: Es ist ein Brei geworden! war es nicht, eher eine relativ zähflüssige Würze. Als ich ein wenig in einen Messzylinder abgefüllt habe, setzte sich auch - sehr langsam - der ganze Trub ab. Der Hinweis auf Verkleisterung im verlinkten Artikel macht mich hellhörig - ich habe bei 55°C eingemaischt, und bin dann als alles Malz eingefüllt war auf 69°C hochgegangen zur ersten Kombirast, aber bei 55°C habe ich noch nie eingemaischt. Eventuell liegt hier das Problem.
Auch mit der Spaltbreite werde ich experimentieren - bisher bin ich mit meiner Spaltbreite und dem Akkubohrer gut gefahren, der lief aber auch schneller als mein jetziger Motor, daher hätte ich eher mit besseren Ergebnissen gerechnet. Dieser Sud war auch der erste, bei dem mir ein wenig des Trubs am Boden angebrannt ist.

Wie gesagt hätte ich bei dem heftigen Trubanteil (ich nenne das jetzt mal so, auch wenn es sich vielleicht korrekterweise nicht um Trub handelt) mit einem viel deutlicheren Filtereffekt als sonst gerechnet, aber statt dessen hatte ich praktisch keinerlei Filterwirkung.

Sollte mir das wieder passieren, werde ich die Würze erst einmal im Kocher etwas runterkühlen und mindestens eine Viertelstunde ruhen lassen

Konditioniert habe ich bisher auch noch nie - irgendwann werde ich das wohl auch mal probieren.
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Boludo
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Re: Mehr Brei als Würze

#6

Beitrag von Boludo »

Konditioneren bringt enorm viel, da bleiben die Spelzen einfach unbeschädigt.
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Roger
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Re: Mehr Brei als Würze

#7

Beitrag von Roger »

Boludo hat geschrieben: Montag 12. April 2021, 11:03 Konditioneren bringt enorm viel, da bleiben die Spelzen einfach unbeschädigt.
Auf jeden Fall. Diese Erfahrung habe ich in Zusammenhang mit dem Grainfather auch gemacht.
1.2mm finde ich ebenfalls recht knapp, meine MattMill ist auf 1.4mm eingestellt.

edith sagt: meine MattMill dreht mit ca 50U/Min.
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Re: Mehr Brei als Würze

#8

Beitrag von Colindo »

Ich hatte vor einer Woche eine Schüttung aus 100% Pale Ale Malz, bei der die Läuterkatastrophe eintrat. Da habe ich schön blöd geguckt, das ist mir mit vielen schwierigeren Situation nicht passiert. Aber manchmal bei Schüttungen mit Weizen oder Roggen.

Gestern habe ich dann ein Bier aus 100% Hafermalz nach einem wissenschaftlichen Paper ausprobiert, da war es ganz genauso, wie du es bei deinem Fall beschreibst: Sehr zähe Würze. Am Ende sah man vor lauter Brei die Würze nicht mehr. Bin mal gespannt, ob das Bier noch etwas wird, aber Hoffnungen mache ich mir keine. Die Maischeprozedur war einfach nicht richtig.
Auf Youtube: The British Pint
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