Ab wann ist es ein Biobier?

mable
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Ab wann ist es ein Biobier?

#1

Beitrag von mable »

Liebe Brauer
Hatte gerade mit einem Kollegen die Diskussion ab wann man ein Bier Biobier benennen darf..? Gibts da Richtlinien? Muss zu 100 % Biomalz eingesetzt werden?? Oder reicht einen Anteil Biomalz?
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hutschpferd
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#2

Beitrag von hutschpferd »

ned nur alles biomalz, sondern auch biohopfen
bei der hefe weiß ich es nicht
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Dyrdlingur
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#3

Beitrag von Dyrdlingur »

Meines Wissens ist "Biobier" kein geschützter Begriff.
Was z.B. Lammsbräu unter Biobier versteht findest du hier http://www.lammsbraeu-biobier.de/verant ... eitsgebot/.

Viele Grüße
Klaus
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gulp
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#4

Beitrag von gulp »

Und Biowasser :Bigsmile

Gruß
Peter
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Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier!

https://biergrantler.de
https://stixbraeu.de
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tinoquell
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#5

Beitrag von tinoquell »

Hallo,

also ich weiß nicht wie das in D ist, aber letzte Woche bei Fullers in London wurde das so erklärt:

- Alle Zutaten müssen zu 100% aus biologischem Anbau stammen. Fullers hat hier ein Beschaffungsproblem beim Honig für ihr Biobier: die Bienen des britischen Biobauern wissen nicht, wo dessen Biofelder enden und sammeln Nektar auch auf konventionellen Blüten. Deshalb gibt es in GB generell keinen Biohonig und Fullers importiert aus Brasilien.
- Eine Kontamination mit Nicht - Bio muss ausgeschlossen werden, daher ist der Bio - Sud immer der erste Sud am Montagmorgen auf der sauberen Anlage. Nur so kann man 100% sicher sein, dass kein 'normaler' Malzrest mitgemaischt wird.

Ich denke, wenn das schon bei den Briten so restriktiv gehandhabt ist, wird das bei uns wohl ähnlich sein.
mable
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#6

Beitrag von mable »

Okei

Danke euch..
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#7

Beitrag von Fe2O3 »

Beim Brauhaus Gusswerk (100% Bio-Biere) scheint es so zu sein, dass das Malz und der Hopfen zu 100% aus biologischem/biodynamischem Anbau stammt. Das Wasser kommt aus der eigenen Quelle (okay - das ist bei den meisten Brauereien wohl so) - und es wird Ökostrom benutzt ^^

http://www.brauhaus-gusswerk.at/bio-zertifikate/

lG
Martin
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#8

Beitrag von Griller76 »

Ich denke da genauso: Bio-Malz und Bio Hopfen reichen. Eine Bio-Bierhefe habe ich noch nirgends gesehen und das Brauwasser kann man auch nicht auf Bio trimmen.
Es sollen hier aber auch schon Leute mit Bio-Backhefen herumexperimentiert haben, wie ich gelesen habe.
Den Strom produzierst Du dann ganz Öko mit dem Fahrraddynamo. :Bigsmile
Iss was gar ist, trink was klar ist und sag was wahr ist. (Luther)

Ich bin: Der Seelenbräu – Himmlisches Bier vereint Herz und Seele!
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Alt-Phex
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#9

Beitrag von Alt-Phex »

tinoquell hat geschrieben: - Eine Kontamination mit Nicht - Bio muss ausgeschlossen werden, daher ist der Bio - Sud immer der erste Sud am Montagmorgen auf der sauberen Anlage. Nur so kann man 100% sicher sein, dass kein 'normaler' Malzrest mitgemaischt wird.
Die putzen ihre Anlage nur einmal die Woche ? - Schweinerei :thumbdown
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Bierwisch
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#10

Beitrag von Bierwisch »

Griller76 hat geschrieben: Den Strom produzierst Du dann ganz Öko mit dem Fahrraddynamo. :Bigsmile
Nö! Mit Biogas aus eigener Herstellung...
Der Klügere kippt nach!
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Kellerbraeu
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#11

Beitrag von Kellerbraeu »

Schlinsermändle
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#12

Beitrag von Schlinsermändle »

Also für mich ist bio nachhaltigkeit in allen belangen. " zurück zum Ursprung " wenn man so will. beginnt bei den Rohstoffen, Produktion bis zur Optimierung im energieverbrauch.

leider ist speziell die Auswahl an bio hopfen im vergleich zur Vielfalt im konventionellen Bereich noch eher dürftig für meinen Geschmack. hobbybrauer haben den Vorteil das sie wirklich 100 5 bio "fahren" können ohne grosse umschweife.
Gruss Thomas :Smile
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giggls
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#13

Beitrag von giggls »

Dyrdlingur hat geschrieben:Meines Wissens ist "Biobier" kein geschützter Begriff.
EU Bio Verordnung muss vermutlich schon eingehalten werden.

Strenger sind Bioland oder Demeter, deren Siegel viele Biobiere haben.

Sven
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giggls
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#14

Beitrag von giggls »

Griller76 hat geschrieben: Den Strom produzierst Du dann ganz Öko mit dem Fahrraddynamo. :Bigsmile
Bio impliziert nicht unbedingt Nachhaltigkeit. Bio-Kartoffeln aus Ägypten wären da so ein Beispiel.

Bezüglich dessen gibts bei Bier aber auch ein Zertifikat. Das von http://solarbier.de

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giggls
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#15

Beitrag von giggls »

Schlinsermändle hat geschrieben: leider ist speziell die Auswahl an bio hopfen im vergleich zur Vielfalt im konventionellen Bereich noch eher dürftig für meinen Geschmack. hobbybrauer haben den Vorteil das sie wirklich 100 5 bio "fahren" können ohne grosse umschweife.
Bio ist einfach. Nachhaltigkeit deutlich schwieriger.

Wir müssten z.B. vom Kochen auf Gas auf Elektrokocher mit Ökostrom umsteigen.

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vade
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#16

Beitrag von vade »

ALSO, bei uns in der schweiz muss z.b. ein bio bier dass mit dem Label von bio suisse, eines der grösten label im lande,

Bild

folgende Voraussetzungen erfüllen:

Bild

das ganze dokument ist hier
gruss aus der schweiz, Dave aka vade

alle schweizer brauereien
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#17

Beitrag von inem »

Schlinsermändle hat geschrieben:... hobbybrauer haben den Vorteil das sie wirklich 100 5 bio "fahren" können ohne grosse umschweife.
Bio als Hobbybrauer ist nicht so einfach, die Auswahl an Biohopfen bei den üblichen Verdächtigen ist sehr überschaubar.
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giggls
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#18

Beitrag von giggls »

Schlinsermändle hat geschrieben: Bio als Hobbybrauer ist nicht so einfach, die Auswahl an Biohopfen bei den üblichen Verdächtigen ist sehr überschaubar.
Das kommt drauf an was man brauen möchte. Klassische deutsche Biere sollten kein Problem sein. Schwierig wird es eigentlich nur bei kaltgehopften Sachen.

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philipp
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#19

Beitrag von philipp »

Dyrdlingur hat geschrieben:Meines Wissens ist "Biobier" kein geschützter Begriff.
Ich meine Gerüchten zur Folge vom Schwippschwager gehört zu haben, dass Bio-~ neuerdings in der Verkehrsauffassung als "zertifiziert Bio" ausgelegt wird.

Sprich: Du musst dich bei einem Bio-Label akkreditieren, es reicht nicht zu sagen "mein Malz ist Bio".
Der Porter, den man in London gemeiniglich Bier zu nennen pflegt, ist unter den Malz-Getränken das vollkommenste.
http://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/h ... ew/1817246

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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#20

Beitrag von giggls »

philipp hat geschrieben: Ich meine Gerüchten zur Folge vom Schwippschwager gehört zu haben, dass Bio-~ neuerdings in der Verkehrsauffassung als "zertifiziert Bio" ausgelegt wird.
Ich sag ja. Europäische Öko-Verordnung
"Der Begriff Bio (zu „Biologischer Landwirtschaft“) ist ein durch EU-Recht europaweit geschützter Begriff."
Auszug aus https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96ko-Kontrollstelle
Bei bestandener Kontrolle sind die Betriebe berechtigt, ihre Produkte mit dem deutschen Bio-Siegel oder dem EU-Bio-Siegel (oder beiden) auszuzeichnen.
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#21

Beitrag von Fossy »

Also Bio-Bier mit Bio Siegel darf man nur dann so nennen und vertreiben wenn man sich entsprechend zertifizieren lässt.

Während der Zertifizierung wird im Endeffekt folgendes geprüft:

- Sind alle* Rohstoffe biologisch**?

*= das Produkt besteht zu mindestens 95 % aus Bio-Produkten
**= es muss nachgewiesen werden, das der Erzeuger (und Händler) ebenfalls zertifiziert sind

- Werden die Rohstoffe so gelagert, dass eine Vermischung mit konventionellen Rohstoffen nicht möglich ist?
- Werden die Rohstoffe sowie die Lagerplätze eindeutig gekennzeichnet? Ist das BioSiegel auf jedem Rohstoff?
- Werden Bio Artikel "Sortenrein" gefertigt? (Ist eine Vermischung während des Produktionsvorganges ausgeschlossen - wird entsprechend gereinigt)
- Ist die Kennzeichnung auf der Ware (Zutatenetikett) des Produzierten Produktes richtig und vollständig (hier gibt es auch einige Vorschriften)
- Es wird eine (oder mehrere) Stichproben Prüfung durchgeführt. ( Z.b. der Produktionsbericht wird geprüft und für die verwendeten Chargen müssen entsprechende Lieferscheine sowie das jeweils gültige Zertifikat des Lieferanten nachgeweisen werden)

Es gibt mindestens einmal im Jahr eine angemeldete Kontrolle. Unangemeldete Kontrollen kommen ebenfalls vor.

Kosten tut der Spaß auch nicht gerade wenig. Zuerst für die Zertifizierung und dann auch noch für die jeweiligen Audits. Von den technischen Vorraussetzungen (Chargenrückverfolgbarkeit usw.) mal ganz abgesehen.

Grundlage hierfür ist die europäische Öko Verordnung Nr. 834/2007

Faulheitshalber hier die Wikipedia:

Nur Produkte, die mindestens die EG-Öko-Verordnung erfüllen,

dürfen die Begriffe Bio-, Öko-, biologisch, ökologisch, kontrolliert ökologisch, kontrolliert biologisch, biologischer Landbau, ökologischer Landbau, biologisch-dynamisch und biologisch-organisch verwenden.
dürfen die Kennzeichnung Ökologische Agrarwirtschaft-EWG-Kontrollsystem, die Angabe der Nummer (z.B.: DE-034-Öko-Kontrollstelle) und des Namens der prüfenden Öko-Kontrollstelle verwenden (mindestens eines von beiden anzugeben, ist vorgeschrieben).
dürfen ein Bio-Siegel und/oder den Namen und das Logo des Bio-Anbauverbands, dessen Mitglied sie sind, tragen.

Zusätzlich gibt es dann noch - darauf aufbauende - Siegel wie zb. von BioLand oder Demeter, die weitere Parameter festlegen (z.b. Wieviel Fläche muss für ein Tier vorhanden sein usw.)

Quelle:
-Eigene Erfahrung
- https://de.wikipedia.org/wiki/Verordnung_(EG)_Nr._834/2007_(%C3%96ko-Verordnung)
- http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/Lex ... 023:DE:PDF

Edit: Noch einige Sachen ergänzt hinsichtlich der Zertfizierungsprüfung (Audit)
Zuletzt geändert von Fossy am Dienstag 5. April 2016, 14:28, insgesamt 2-mal geändert.
MfG Flo
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#22

Beitrag von fg100 »

giggls hat geschrieben:
Schlinsermändle hat geschrieben: Bio als Hobbybrauer ist nicht so einfach, die Auswahl an Biohopfen bei den üblichen Verdächtigen ist sehr überschaubar.
Das kommt drauf an was man brauen möchte. Klassische deutsche Biere sollten kein Problem sein. Schwierig wird es eigentlich nur bei kaltgehopften Sachen.

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Meinen Biohopfen hol ich von hier.
http://www.biohof-friedrich.de/hopfen.html
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#23

Beitrag von nippie »

Schlinsermändle hat geschrieben:Also für mich ist bio nachhaltigkeit in allen belangen. " zurück zum Ursprung " wenn man so will. beginnt bei den Rohstoffen, Produktion bis zur Optimierung im energieverbrauch.
Bio und Energieeffizienz schließen sich aber manchmal gegenseitig aus. Wird z.B. hier bereits im Thread erwähnt, dass z.B. Biohonig von Brasilien nach England gekarrt werden muss. Auch ist der Anbau vieler Pflanzen in "Bioqualität" zum Teil energieintensiver, da durch den Verzicht auf bestimmte Dünger und Pestizide der Ertrag je Hektar zurückgeht. Auch braucht z.B. ein Bio-Huhn mehr Auslauffläche, die dann nicht für den Anbau von Pflanzen (oder für Wald) genutzt werden kann. Die höhere Qualität, die wir uns durch Bio versprechen geht in vielen Belangen zu Lasten der Umwelt.
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giggls
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#24

Beitrag von giggls »

fg100 hat geschrieben: Meinen Biohopfen hol ich von hier.
http://www.biohof-friedrich.de/hopfen.html
Da kann man schon einige zum "Kalthopfen" nehmen
Oha Gräfenberg.

Ob da wohl auch die Hopfen für die Weisenoher greenMONKey BIere wachsen?

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philipp
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#25

Beitrag von philipp »

nippie hat geschrieben:Wird z.B. hier bereits im Thread erwähnt, dass z.B. Biohonig von Brasilien nach England gekarrt werden muss.
Gerade bei Honig passiert das auch bei Nicht-Bio.
Oder hat sich noch niemand gefragt, wieso deutscher Imker-Honig so seltsam - aber die flotte Biene so gut durch den Ketchup-Spender geht? ;-)

Oftmals kannst du z.B. Tomaten auch besser von Spanien nach hier karren als sie in niederländischen Gewächshäusern mit Heizung und Beleuchtung groß zu ziehen.

Es sind immer Kompromisse und Abwägungen - Leute, die aber bewusst Bio essen als Umweltverschmutzer hinzustellen - das klappt so nicht.
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Trisman
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#26

Beitrag von Trisman »

Auch wenn es etwas vom Thema ab geht:
Beim Bio Honig ist es nicht, wie die meisten Leute denken so, dass die Bienen nur auf biologisch genutzten Flächen sammeln (was ja auch nicht zu kontrollieren wäre). Es geht darum, welche Betriebsweise der Imker verwendet. Bestimmte Dinge sind bei Bio Honig nicht erlaubt, die ein konventioneller Imker machen darf. Zum Beispiel ein Gitte zwischen Brutraum und Honigraum zu setzen, damit die Königin nicht durch kann (damit soll verhindert werden, dass Brut in den Honigraum kommt).

Alle Anforderungen kann ein Imker mit ein bisschen Umstellung an so gut wie jedem Wohnort erfüllen. Wenn also Bio Honig von Brasilien nach England geschifft werden muss, dann nur weil in England die Imker "keine Lust" auf wesensgemäße Bienenhaltung haben. Man wird übrigens auch keinen Bio Honig vom Imker nebenan mit seinen 2-3 Völkern bekommen, weil sich dann das zertifizieren nicht lohnt. Vor dem "Problem" stehen meine Frau und ich auch. Wir produzieren, ab diesem Jahr, Biohonig nach den strengsten Standarts, dürfen ihn aber nicht so nennen, weil wir kein Zertifikat haben. Da wir aber eh nur ca 20kg Honig haben werden, geben wir nur an Freunde und Verwandte weiter. Eine zertifizierung lohnt erst ab ca 20-30 Völkern, und dann ist das auch nicht mehr wirklich ein Hobby.

Was vielleicht noch zum Thema passt, weil es beim brauen unter Umständen was ähnliches gibt:
In Bayern gibt es Bioverbände, die Gruppenzertifizierungen anbieten für Klein- und Hobbyimker. Dort kann man dann auch schon mit sehr wenigen Völkern mitmachen und zahlt nur einen kleinen Beitrag. Wie so eine Gruppenzertifizierung genau aussieht, kann ich nicht sagen, da ich nicht in Bayern wohne und mich daher auch nicht weiter damit beschäftigt habe.
Fossy
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#27

Beitrag von Fossy »

fg100 hat geschrieben:
Meinen Biohopfen hol ich von hier.
http://www.biohof-friedrich.de/hopfen.html
Da kann man schon einige zum "Kalthopfen" nehmen

Offtopic aber: DANKE!!! Wusste gar nicht, das ich quasi gleich um die Ecke Hopfen kaufen kann. Muss man da vorbestellen?
MfG Flo
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#28

Beitrag von captn_k »

Nö, da ist Freitag Nachmittag und Samstag Vormittag der Hofladen offen. Inwiefern noch Hopfen von der letzten Ernte das ist weiß ich aber nicht. Nach der nächsten Ernte gibts sicher wieder was.

-Heiko
captn_k
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#29

Beitrag von captn_k »

Zum eigentlichen Thema:
Hier (http://www.klosterbrauerei-weissenohe.d ... oland.html) ist das Bier Bioland zertifiziert. Die Richtlinien stehen hier: http://www.bioland.de/infos-fuer-verbra ... ertes.html
-Heiko
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§11
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#30

Beitrag von §11 »

Das mit der Bio Zertifizierung ist bei Bier so eine Sache und sehr schlecht nachvollziehbar.

Das geht beim Malz los. Was waehrend des Audits ueberprueft wird ist in der Maelzerei das Wareneingang und Ausgang identisch sind. Heisst wenn die Maelzerei 100t Biomalz verkauft, dann muessen auch 100to (+ Maelzungsschwand) Biogetreide eingekauft worden sein. Ob allerdings im Sackerl, das nachher an die Brauerei geht, auch wirklich sortenrein das Biogetreide vermaelzt drin ist, wird nicht ueberprueft (wie auch). Bei der Brauerei dann das selbe Spiel. Es wird ueberprueft ob die Mengen zusammenpassen, mehr nicht. Bei konventionellen Brauereien und Maelzerein, bei denen Bio eine minimale Nische ist, glaub ich da nicht so recht dran das wirklich 100% im Sack oder in der Flasche "bio" ist. Egal, unterm Strich bekommen halt dann die konventionellen Produkte a bissrel "bio" ab.

Das mit der Durchmischung auf dem Prozessweg halte ich fuer uebertrieben und habe ich so noch nie erlebt. Wir sprechen hier ja nicht von Alergenen oder der Trennung bei Halal oder kosheren Produkten.

Gruss

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
Red
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#31

Beitrag von Red »

wenn bio nachhaltig und c02 arm heissen soll, wie bio kann dann importierter brasilianischer honig sein?.... sind ja doch ein paar kilometer dazwischen. :Mad2
inem
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#32

Beitrag von inem »

Red hat geschrieben:wenn bio nachhaltig und c02 arm heissen soll, wie bio kann dann importierter brasilianischer honig sein?.... sind ja doch ein paar kilometer dazwischen. :Mad2
Wieso sollte Bio nachhaltig oder CO2-arm bedeuten? Das ist nirgendwo definiert und maximal eine Hoffnung der Konsumenten. Biologisch und ökologisch sind zwei Paar Schuhe.
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#33

Beitrag von tinoquell »

Trisman hat geschrieben:Auch wenn es etwas vom Thema ab geht:
.... Es geht darum, welche Betriebsweise der Imker verwendet....
Danke für die Erklärung, ich habe hier nur nachgeredet, was die Brauereiführerin uns erzählte. Deine Ausführungen sind da wesentlich schlüssiger.

Danke und Grüße
Tino
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#34

Beitrag von Fossy »

§11 hat geschrieben: ( ... ) Es wird ueberprueft ob die Mengen zusammenpassen, mehr nicht. ( ... )
Naja also in meiner Vergangenheit wurde da schon einiges mehr geprüft:
Zunächst wurde geprüft ob in allen Rezepturen auch die "richtigen" Rohstoffe hinterlegt waren (im ERP System)
Dann wurden die Warenbewegungen (meist von 3 - 5 Rohstoffen) im System angesehen und der Systembestand mit dem tatsächlich vorhandenen Bestand abgeglichen (Auf Chargenebene - 15 Chargen im System? -> die gleichen 15 Chargen müssen auch noch im Lager sein - Silo Ware war da auch immer spannend)...
=> Bereits bei geringen Abweichungen musste man sich lange erklären und das ggf. auch belegen. (Mitarbeiter hat etwa statt 23 KG 25 Kilo genommen und das nur vermerkt aber nicht gebucht z.b..)

Zeitgleich wurden dann stichprobenartig ein paar Produktionsberichte geprüft. Auf den Produktionsberichten musste festgehalten werden, welche Wareneingangs Charge(n) für den Produktionsauftrag verwendet wurden. Für jede einzelne WE-Charge musst der Lieferschein rausgesucht werden. Der Kontrolleur hat sogar auf den Lieferscheinen abgeglichen ob die entsprechenden Angaben vom Lieferanten (Öko Kontrollstellennummer / Bezeichnung ...) auf den Lieferpapieren angegeben waren. Zusätzlich musste für jeden BIO Lieferanten eine aktuell gültige Kopie des BioZertifikats in der Firma vorhanden sein (Wir hatten das immer im Lieferantenstammsatz im ERP hinterlegt).

Auch wurde (ebenfalls wieder Stichprobenartig) die letzten Produktionsplanungen angesehen. Bei Wechsel von konventioneller auf biologische Produkte in der Fertigung mussten wir ein entsprechendes Reinigungsdokument nachweisen. (Wir hatten eine Bestätigung auf den Produktionsberichten - Mit Personalnummer und Unterschrift - womit nur bestätigt wurde, das die Linie vorher gereinigt wurde.) Und ja wir hatten einen seperaten Lagerbereich für Bionahrungsmittel - auch das war Bestandteil der Prüfung (Größtes Problem war immer das TK Haus ... weil da alles zusammen war. Hier mussten wir mit "deutlich sichtbaren" Kennzeichnungen arbeiten.)

Klar ist weiterhin einiger Spielraum gegeben, sodass man Konventionell und Bio vertauschen kann (wenn man das denn wirklich will) aber -entsprechendes QM System vorausgesetzt- sind Fehlermöglichkeiten doch recht gering. Aber klar: Schlussendlich sind es alles nur Plausibilitätskontrollen - und bei entsprechender Vorbereitung könnte man entsprechend so gut wie alles tricksen. Aber irgendwann fliegt man damit auf die Schnauze.

Eine wirkliche Untersuchung Bio <-> Konventionell auf Mikrobiologischer Ebene erfolgt hier nicht. Allerdings wurde in anderen Audits geprüft, ob mikrobiologische Test gemacht wurden und ob diese den gültigen Grenzwerten standhielten (oder was unternommen wurde, wenn ein Messwert aus dem Ruder lief - hier ging es allerdings um Schwermetalle, ColiBakterien oder andere Rückstände - Bio oder Konventionell wurde nicht geprüft (bin mir auch nicht sicher ob das so im Detail geht))

Wobei ich nicht ausschließen möchte, dass das von Prüfer zu Prüfer unterschiedlich sein kann. Auch rede ich hier nur von Prüfung die ich in Deutschland / Bayern miterlebt habe.
MfG Flo
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#35

Beitrag von §11 »

Fossy hat geschrieben:
§11 hat geschrieben: ( ... ) Es wird ueberprueft ob die Mengen zusammenpassen, mehr nicht. ( ... )
Naja also in meiner Vergangenheit wurde da schon einiges mehr geprüft:
Zunächst wurde geprüft ob in allen Rezepturen auch die "richtigen" Rohstoffe hinterlegt waren (im ERP System)
Dann wurden die Warenbewegungen (meist von 3 - 5 Rohstoffen) im System angesehen und der Systembestand mit dem tatsächlich vorhandenen Bestand abgeglichen (Auf Chargenebene - 15 Chargen im System? -> die gleichen 15 Chargen müssen auch noch im Lager sein - Silo Ware war da auch immer spannend)...
=> Bereits bei geringen Abweichungen musste man sich lange erklären und das ggf. auch belegen. (Mitarbeiter hat etwa statt 23 KG 25 Kilo genommen und das nur vermerkt aber nicht gebucht z.b..)

Zeitgleich wurden dann stichprobenartig ein paar Produktionsberichte geprüft. Auf den Produktionsberichten musste festgehalten werden, welche Wareneingangs Charge(n) für den Produktionsauftrag verwendet wurden. Für jede einzelne WE-Charge musst der Lieferschein rausgesucht werden. Der Kontrolleur hat sogar auf den Lieferscheinen abgeglichen ob die entsprechenden Angaben vom Lieferanten (Öko Kontrollstellennummer / Bezeichnung ...) auf den Lieferpapieren angegeben waren. Zusätzlich musste für jeden BIO Lieferanten eine aktuell gültige Kopie des BioZertifikats in der Firma vorhanden sein (Wir hatten das immer im Lieferantenstammsatz im ERP hinterlegt).

Auch wurde (ebenfalls wieder Stichprobenartig) die letzten Produktionsplanungen angesehen. Bei Wechsel von konventioneller auf biologische Produkte in der Fertigung mussten wir ein entsprechendes Reinigungsdokument nachweisen. (Wir hatten eine Bestätigung auf den Produktionsberichten - Mit Personalnummer und Unterschrift - womit nur bestätigt wurde, das die Linie vorher gereinigt wurde.) Und ja wir hatten einen seperaten Lagerbereich für Bionahrungsmittel - auch das war Bestandteil der Prüfung (Größtes Problem war immer das TK Haus ... weil da alles zusammen war. Hier mussten wir mit "deutlich sichtbaren" Kennzeichnungen arbeiten.)

Klar ist weiterhin einiger Spielraum gegeben, sodass man Konventionell und Bio vertauschen kann (wenn man das denn wirklich will) aber -entsprechendes QM System vorausgesetzt- sind Fehlermöglichkeiten doch recht gering. Aber klar: Schlussendlich sind es alles nur Plausibilitätskontrollen - und bei entsprechender Vorbereitung könnte man entsprechend so gut wie alles tricksen. Aber irgendwann fliegt man damit auf die Schnauze.

Eine wirkliche Untersuchung Bio <-> Konventionell auf Mikrobiologischer Ebene erfolgt hier nicht. Allerdings wurde in anderen Audits geprüft, ob mikrobiologische Test gemacht wurden und ob diese den gültigen Grenzwerten standhielten (oder was unternommen wurde, wenn ein Messwert aus dem Ruder lief - hier ging es allerdings um Schwermetalle, ColiBakterien oder andere Rückstände - Bio oder Konventionell wurde nicht geprüft (bin mir auch nicht sicher ob das so im Detail geht))

Wobei ich nicht ausschließen möchte, dass das von Prüfer zu Prüfer unterschiedlich sein kann. Auch rede ich hier nur von Prüfung die ich in Deutschland / Bayern miterlebt habe.
Hallo Fossy,

solche Pruefungen kenne ich auch. In den letzten 3,5 Jahren hab ich ja unter anderem Babynahrung hergestellt, da laufen die Pruefungen auch sehr genau ab. Deshalb schrub ich ja aber auch das es bei Biobier meiner Erfahrung nach sehr schwer nachvollziehbar ist. Die wenigsten Kleinmaelzereien und Kleinbrauerein haben ein automatisiertes Warenwirtschaftssystem. Wareneingang und Ausgang werden manuell nachgefuehrt und bestehen zum grossen Teil aus Zettelwirtschft mit Lieferscheinen. Dazu kommt das gerade bei den kleinen, die nicht ausschliesslich Biolebensmittel verarbeiten, das Nischenprodukte sind. D.h. es gibt keine getrennten Linien, keine speziellen Silos usw. Jetzt kann man sich natuerlich selber die Frage stellen ob eine Maelzerei, die 3 Silos hat, 2 fuer konventionelle Gerste, 1 fuer Weizen die Biogerste wirklich in Bigbags ueber Lastenaufzuege in die Maelzerei bringt, oder ob dieser Weg zwar theoretisch moeglich waere, die Biogerste aber einfach mit der normalen Gerste im Silo landet.

In der Brauerei ist das Ganze dann moistens Sackware, wenn es ein Nischenprodukt ist. Hier kann man sich auch fragen ob der Biersieder am Freitag Nachmittag Lust drauf hat die Saecke rumzuwuchten oder ob sie einfach im Silo landen....

Gruss

Jan

P.S.: Wenn du das schon aufwendig findest, dann lass dich mal koscher Zertifizieren :Smile Das hab ich bis heute nicht ganz verstanden. Zu JEDER Produktion ist der Rabbi anwesend. Die Anlage muss vorher 24h (!) ohne nicht koscher Produktion gestanden haben. Dan wird "koscherisiert" und los geht die Produktion.... in Anwesenheit des Rabbiners.
„porro bibitur!“
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#36

Beitrag von Red »

also ich arbeite als dienstältester in der größten BIO-Imkerei Europas, ich weiß zb. das der Chef Bio zucker aus Südamerika Kauft zum wintereinfüttern weil er von dort der günstigste ist. Er selbst sagt, das ihn das nervt weil er weiß das somit UNSERE Bienen den Südamerikanischen Regenwald aufressen. Aber es geht halt auch um Rentabilität, und es Ärgert uns dass es nicht möglich ist in Europa einen Regionalen BioZucker für normales Geld zu Kaufen. Imkerlich und in der Bienenwelt ist es komplett wurst ob konventionell oder Bio. Ist aber Vorschrift. Grundsätzlich geht es ja bei Bio um Nachhaltigkeit, Und Bio aus Südamerika kann es somit nicht sein, auch wenn es offiziell als solches gilt. Auch Imkerlich sind da kaum unterschiede von Bio zu konventionell. Man braucht zb. keine Bio agrarfelder! Und die Viecher fliegen einen Radius von 3 bis5 km!!! Wie soll das auch gehen? Da Sind immer mehr Konvi-Bauern als bio. Bei Demeter sieht das schon etwas strenger aus... Deshalb gibts auch so wenig davon...
Der Deutsch-Österreichische Bobo-Konsument lässt sich halt auch sogern einreden dass Bio besser Schmeckt. Das ist Bullshit. Es ging eigentlich um die nachhaltigkeit, und nicht um geschmack. Aber Mäcki Aromazusätze schmecken halt doch intensiver als die nackte realität. Das fängt beim Erdbeerjoghurt an... muss nicht sein aber in der industrie meistens... Beim Honig ist rein der Geschmack komplett gleich ob Bio, Konventionell oder Demeter! Aber von der Nachhaltigkeit, der Produktion gibts unterschiede.
Cheers
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#37

Beitrag von Red »

Und noch einer: ich brau aus überzeugung mit Bio Malz, ABER beim Hopfen hört sichs ganz schnell auf. Die Fünf Sorten Bio die man bei H-Versand bestellen kann sind alle langweilig. Wo bitte soll ich zb. Cascade oder andere verdächtige in Bio Bestellen ohne dass die Freundin sich über die Finanzen beklagt?
Für mich ist es trotzdem ziemlich bio, weil ich doch "noch" mehr malz als hopfen verwende :Bigsmile
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#38

Beitrag von Martin85 »

Sehr interessante Frage und so detaillierte Antworten. Danke.
Lebe im Hier und Jetzt und nicht im Morgen oder im Gestern
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giggls
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#39

Beitrag von giggls »

Red hat geschrieben:Und noch einer: ich brau aus überzeugung mit Bio Malz, ABER beim Hopfen hört sichs ganz schnell auf. Die Fünf Sorten Bio die man bei H-Versand bestellen kann sind alle langweilig. Wo bitte soll ich zb. Cascade oder andere verdächtige in Bio Bestellen ohne dass die Freundin sich über die Finanzen beklagt?
Das Thema Biohopfen ist ein wenig vergleichbar dem Thema Biowein. Um halbwegs Erträge zu bekommen braucht man Pilsbekämpfung und da darf man dann im Bioanbau (selbst mit Bioland-Siegel) Kupfer spritzen.

Das ist leider wenig nachhaltig, denn das Schwermetall reichert sich im Boden an.

Fungizide aus der konventionellen Landwirtschaft hingegen sind weitgehend biologisch abbaubar.

Am Ende muss das jeder selbst entscheiden. Mir selbst ist Nachhaltigkeit im Zweifel wichtiger als Bio.

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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#40

Beitrag von gulp »

Um halbwegs Erträge zu bekommen braucht man Pilsbekämpfung und da darf man
dann im Bioanbau (selbst mit Bioland-Siegel) Kupfer spritzen.
Manchmal mag ich Pilsbekämpfung, wenns ein gutes Pils ist. :Smile

Gruß
Peter
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#41

Beitrag von giggls »

gulp hat geschrieben:
Um halbwegs Erträge zu bekommen braucht man Pilsbekämpfung und da darf man
dann im Bioanbau (selbst mit Bioland-Siegel) Kupfer spritzen.
Manchmal mag ich Pilsbekämpfung, wenns ein gutes Pils ist. :Smile
*argh*

Um ein gutes Pils zu brauen muss man Pilze bekämpfen

Sven
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#42

Beitrag von wiliam »

Kupfer , maximahl 6 kg pro hektar. Bei Bio-bier muss 95% von ihren bier, Bio sein.
Bierhefe ist noch nicht Bio zu kaufen, die Amerikaner sagen das sie die haben, aber Europa hat es nicht zertifiziert.
Aber mit 95% braucht man noch keine offene fermentation, mit natur hefe.
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#43

Beitrag von mircea84 »

Ich bin der Meinung dass der Hopfen keine Bio-Qualität haben muss!

Wie schon oben erwähnt:
*= das Produkt besteht zu mindestens 95 % aus Bio-Produkten

Der Hopfenanteil muss daher unter 5% aller eingesetzten landwirtschaftlichen Zutaten liegen (Ansatz pro hl Bier: 20kg Malz und 500g Hopfen- > 0,5(20 + 0,50)= 2,5%). Die Berechnung geht auf bis ca. 1 kg Hopfen pro hl Bier -> 1 / (20+1) = 4.7 %

Also ganz klar im Bio-Bier muss bei Hefe und Hopfen keine Bio-Qualität nachgewiesen werden.
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#44

Beitrag von Fe2O3 »

sorry, dass ich gerade trollen muss:
so gesehen müsste auch das Malz kein Bio sein - denn es wird (reinheitsgebotskonform) bis auf "technisch unvermeidbare Rückstände" ( :Wink ), also zum größten Teil, in Form des Trebers wieder aus der Würze ausgefiltert :Grübel
Es ist alles eine Frage der Definition.

-> aber kurz ein Exkurs ins Ernste: Ich finde schon, dass auch der Hopfen im Bio-Bier Bio-Qualität haben sollte.
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#45

Beitrag von Andlix »

tinoquell hat geschrieben: Dienstag 5. April 2016, 11:37 - Eine Kontamination mit Nicht - Bio muss ausgeschlossen werden, daher ist der Bio - Sud immer der erste Sud am Montagmorgen auf der sauberen Anlage. Nur so kann man 100% sicher sein, dass kein 'normaler' Malzrest mitgemaischt wird.
Das ist der Grund, warum eine Brauerei ihr Bier 150 km zum Abfüllen zur nächsten Bio-Brauerei und zurück fahren muss. Also insgesamt 300 km.
Die nächste Brauerei die das auch abfüllen könnte, aber nicht Bio-Zertifiziert ist, ist nur paar Kilometer entfernt.

Völlig verrückt.

Im übrigen finde ich den Begriff "Bio-Qualität" irreführend, da Bio nur Regeln für den Anbau festlegt, aber nichts über Qualität aussagt.

Gruß
Andy
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#46

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Wir haben im letzten Jahr ein Jubiläumsbier für unser Dorf gehabt. Regionale Gerste (nicht bio), gebraut wurde in einer Bio-Brauerei. Maischen, läutern, gären und abfüllen war kein Problem. Das kann man alles putzen, spülen und reinigen. Aber es durfte nicht geschrotet werden, da Reste in Förderanlagen und Mühle verbleiben können. Deswegen wurde das Malz extern geschrotet und dann dort verbraut.
Viele Grüße
Björn

Allen wird bekannt gemacht, dass keiner in die Jeetze kackt - denn morgen wird gebraut.
Steht am Bierbrunnen in Salzwedel
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#47

Beitrag von whatwouldjesusbrew »

Wie ist das denn eigentlich mit der Hefe? Habe noch von keinem der bekannten Hersteller Bio-Hefe finden können. Oder züchtet man die einfach im selbst angesetzten Bio-Starter selbst hoch?
cheers, Bene
Colindo
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#48

Beitrag von Colindo »

whatwouldjesusbrew hat geschrieben: Montag 24. Januar 2022, 22:54 Habe noch von keinem der bekannten Hersteller Bio-Hefe finden können.
Meinst du so etwas hier? https://www.youtube.com/watch?v=j_Wa09m8tk0
Auf Youtube: The British Pint
whatwouldjesusbrew
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#49

Beitrag von whatwouldjesusbrew »

Colindo hat geschrieben: Montag 24. Januar 2022, 23:04
whatwouldjesusbrew hat geschrieben: Montag 24. Januar 2022, 22:54 Habe noch von keinem der bekannten Hersteller Bio-Hefe finden können.
Meinst du so etwas hier? https://www.youtube.com/watch?v=j_Wa09m8tk0
Privat würde ich sowas für mich direkt als "Bio-Hefe" verbuchen :thumbup

Ein EU-Bio-Label hat die Hefe aber m.W.n. nicht.

Die Frage war eher: darf ich ein Bier "Bio-Bier" nennen (oder kann es das Bio-Label bekommen), wenn nur Malz und Hopfen zertifiziert Bio sind?
cheers, Bene
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Boludo
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Re: Ab wann ist es ein Biobier?

#50

Beitrag von Boludo »

mircea84 hat geschrieben: Samstag 22. Januar 2022, 14:37 Ich bin der Meinung dass der Hopfen keine Bio-Qualität haben muss! .
Da wäre ich mir nicht so sicher.
Wir hatten mal ein sehr interessantes Gespräch mit Hans Peter Drexler von Schneider.
Das Tap 4 ist ein Bio Bier mit Cascade. Er hat uns erklärt, was es für ein großes Problem war, Bio Cascade zu bekommen und dass er die Problematik damals (vor über zehn Jahren) etwas unterschätzt hatte.
Am Ende hat er dann einen Neuseeländer gefunden, der Bio Cascade angebaut hat.
(Neuseeland Cascade ist übrigens ein Traum, noch mal ne ganze Runde aromatischer als der amerikanische und erst recht als der deutsche). In Neuseeland gibt es viel weniger Schädlinge und daher geht das da relativ gut. Ob es jetzt so viel besser ist, den Hopfen um die halbe Welt zu karren ist eine andere Frage.
Ich glaube nicht, dass Schneider den Aufwand betrieben hätte, wenn es nicht hätte sein müssen.

Stefan
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