Erntehefe testen?

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Lapfanne
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Erntehefe testen?

#1

Beitrag von Lapfanne »

Hallo Hobbybrauer,
ich bin noch neu hier und hab meine erste Frage an die Experten. Ich habe schon viel gelesen (und ja ich kenne die Suchfuntion), aber gerade zu manchen Themen gibt es oft so viel, dass man den Wald vor Bäumen nicht mehr sieht :puzz

Das erste Bier ist in der Flasche und warte auf Trinkreife. War ein Ale aus dem MMuM mit Nottingham Hefe. Die Hefe habe ich versucht nach üblichen Anleitungen zu ernten.

Meine Frage ist, wie ich einfach testen kann, ob die Hefe noch "gut" und aktiv genug für einen neuen Sud ist?
Das Ernten hat zwar so weit geklappt, allerdings hat es sehr viel länger gedauert als 30 Minuten, bis sich im Kühlschrank was in den Gläsern abgesetzt hat (eine ganze Nacht) . Hat das schon was zu bedeuten?

Mir ist klar, dass einige sagen, das lohne bei Trockenhefe eh nicht, mich interessieren aber dennoch die Möglichkeiten, bevor ich mit viel Daumen drücken und Hoffnung etwas in den nächsten Sud geben.

Viele Pfingstgrüße :Greets
Lars
AxelS
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Re: Erntehefe testen?

#2

Beitrag von AxelS »

Hallo Lars,

nach meiner Erfahrung ist so geerntete Hefe etwa 2 Wochen haltbar. Da die Kosten jetzt niemand in den Ruin treiben, probier doch einfach beim nächsten Sud in der frischen Würze, ob Deine geerntete Hefe noch fit ist. Nimm einfach 100ml Liter frische, zimmerwarme Würze, gieß Deine (nun zimmerwarme) geerntete Hefe hinein und warte eine oder zwei Stunden. Es sollte sich Schaum bilden, der auf aktive Hefe hindeutet.
Solltest Du jedoch die geerntete Hefe bei einem Sud verwenden wollen, musst Du sie vorher vermehren. Dafür setzt Du einen Starter an, d.h. Du nimmst die geerntete Hefe, frische Würze (wie bei dem Test s.o.). Nach einem Tag gießt Du in ein größeres Gefäß um, füllst wieder mit Würze auf, wartest wieder, füllst wieder um usw., bis Du etwa 2l Starter hast (für 20l Würze). Das zieht sich über mehrere Tage hin, und das Ganze muss mit sterilen Geräten passieren, die Würze muss mit einem Magnetrührer bewegt und belüftet werden, damit sie sich optimal vermehren kann.
Du siehst, das ist ein ziemlicher Aufwand, um 3,-€ zu sparen und löhnt sich m.E. nur für seltene oder besondere Hefen, wie z.B. solche aus der Hefebank Weihenstephan erworbene.
Ich fand das Thema auch mal spannend, aber der Aufwand hat mich schlussendlich davon abgehalten, tiefer in die Materie einzusteigen. Es war verlockend "nie wieder Hefe kaufen" zu müssen. Jetzt habe ich einen wohlsortierten Vorrat verschiedener gekaufter Trocken- und Flüssighefen im Kühlschrank und freue mich über gleichbleibende Qualität, Zuverlässigkeit und Sortenvielfalt.
Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Menschen.
(John Ruskin 1819-1900)
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Lapfanne
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Re: Erntehefe testen?

#3

Beitrag von Lapfanne »

AxelS hat geschrieben: Sonntag 20. Mai 2018, 07:05 ...und das Ganze muss mit sterilen Geräten passieren, die Würze muss mit einem Magnetrührer bewegt und belüftet werden, damit sie sich optimal vermehren kann.
Du siehst, das ist ein ziemlicher Aufwand, um 3,-€ zu sparen
Okay, ich nehm neue Hefe :Shocked :Bigsmile
Vielen Dank Axel, denke du hast es auf den Punkt gebracht.
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Seed7
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Re: Erntehefe testen?

#4

Beitrag von Seed7 »

Lars, was sollte deiner meinung nach denn nicht gut sein an deiner ernte?

Ingo
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Lapfanne
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Re: Erntehefe testen?

#5

Beitrag von Lapfanne »

Seed7 hat geschrieben: Sonntag 20. Mai 2018, 09:11 Lars, was sollte deiner meinung nach denn nicht gut sein an deiner ernte?
Ingo
Hallo Ingo
Für mich als nur belesenen Anfänger 2 Dinge:
  • Die Gärung ging stürmisch los, bei 20C Raumtemperatur, aber nach einer Woche war Ruhe und dennoch laut Spindel hatte ich nicht den geplanten Messwert. Laut Rechentool komme ich auf ca4,3% vs. 5% Alkohol laut Rezept. Stammwüze gespindelt war 13. Ist mir für den ersten Versuch relativ Schnuppe, aber man will ja lernen (glaub das eröffnet fast ein neues Thema :Grübel
  • Das Absetzen in des Hefeschlamms in den Gläsern, im Kühlschrank hat ewig gedauert
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Sura
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Re: Erntehefe testen?

#6

Beitrag von Sura »

Wenn du ein halbes Marmeladenglas Hefe aus einem 20l Sud geerntet hast, dann wird das reichen wenn du einen Tag vorher das in einen Liter Starterwürze entleerst. Dazu kannst du auch Malzbier nehmen, oder du mischt dir was mit Malzextrakt an.
Desinfiziert reicht da auch vollkommen aus, und den Magnetrührer kannst du durch "schütteln wenn man alle Stunde vorbeiläuft" ersetzen.
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
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Seed7
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Re: Erntehefe testen?

#7

Beitrag von Seed7 »

Wenn das absetzen der hefe lange dauert heisst es nur das noch genuegend nahrung da war. Auch OG hefe gaert bei 4°C. Nichts um dich sorgen um zu machen. Es ist fuer die hafe sogar einen besseren umstand als voellig nahrungslos kat gestellt zu werden.

Du hasst warscheinlich von unten geerntet, also nach der gaerung. Diese zellen sind weniger fit als di die mann waerend der gaerung von oben erntet (top cropping). Deine zellen kannst du so wie die sind verwenden innerhalb etwa einer woche da du hoechst warscheinlich ein uebermass an zellen hasst fuer den naechsten sud.

Eine ander vorgehnweise ist einen richtigen starter machen von etwa einen teeloeffel hefe, dann kannst du hefe die monate lang im kuehlschrank gestanden hat nehmen.

Dann noch wie Sura sagt, oder dies beim anfang vom naechten sud machen und belueften ueber einen stein, die hefe wuerde ich nicht alter als zwei wochen werden lassen.

Wenn du angst fuer eine kontamination hast, weg damit,

Ingo
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Re: Erntehefe testen?

#8

Beitrag von nettermann90 »

Du kannst Hefe Problemlos 4 Wochen im Kühlschrank aufbewahren. Natürlich sollte nicht direkt daneben ein Käse oder ähnliches liegen :Smile

Meine Erntehefe braucht auch einen Tag oder mehr bis sie sich im Glas absetzt.

Mach doch einfach folgendes: Wenn du braust, zwackst du nach 15 Minuten Würzekochen einen Liter Würze ab. Möglichst ohne Hopfen. Den kühlst du auf 20 Grad runter. Z.b. Topf in Topf mit kaltem Wasser. Da gibst du deine Erntehefe rein und rührst um bis die Klumpen der Hefe verrührt sind. Natürlich nicht alles was du geerntet hast. Sonst hast du viel zu viel Hefe. Bei 20L Sud reichen drei gut gehäufte Esslöffel. Das ganze abdecken und in die Ecke stellen. Schon nach ein paar Stunden oder Minuten wird die Hefe losarbeiten. Je nach Kondition. Das erkennst du an der Schaumbildung und den aufsteigenden Blasen. Den Starter schüttest du dann, nach dem der Hauptsud abgekühlt ist, in deinen Sud. Da es sich hier um Flüssighefe handelt, die Würze ordentlich belüften bevor du den Starter zugibst.

Es geht bei der Erntehefe ja nicht nur um die Kostenfrage von 3 Euro. Es geht vielmehr darum, eine Hefe mit Erfahrung einzusetzen, welche auch höhere EVGs und andere Geschmacksprofile erzeugt.

Gruß
Felix
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Re: Erntehefe testen?

#9

Beitrag von DerDerDasBierBraut »

Die Vitalität der Hefe übrigens ganz einfach zuhause mit dem Katalasetest prüfen. https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... 81#p250681
Je mehr aktive Zellen vorhanden sind, desto schneller/stärker wird das Wasserstoffperoxid in Wasser und Sauerstoff gespalten.
Irgendwann bekommt man ein Gefühl dafür, wie stark die Sauerstoffbläschen in Trockenhefe, Erntehefe, "Starterhefe" usw. durchschnittlich entstehen, und erkennt fragwürdige Hefen am trägen Verhalten.
Der Test sagt allerdings nichts über die mikrobiologische Reinheit der Erntehefe aus.
"Da braut sich was zusammen ... "
"Oh, Bier ;-) !"
"Nein! Was Böses!"
"Alkoholfreies Bier??? ..."
-----------
Viele Grüße
Jens
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Re: Erntehefe testen?

#10

Beitrag von Alt-Phex »

Innerhalb von 2-3 Wochen kannst du die Hefe einfach so verwenden. Ab vier Wochen empfiehlt sich ein Starter. ungefähr ein 1/4 bis 1/3 der gesamten Erntemenge reicht aus. Das anfüttern am Brautag mit etwas verdünnter Würze von etwa 8°P ist empfehlenswert. Ob da schon Hopfen drin ist oder nicht ist der Hefe völlig egal. Man kann es sich umständlich und kompliziert machen, muss man aber nicht.
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Re: Erntehefe testen?

#11

Beitrag von Lapfanne »

Vielen Dank für die vielen, hilfreichen Antworten. :Drink Am Anfang gehört Ausprobieren und Lernen dazu. Beim 2. Sud habe ich heute noch mal ne neue Hefe genommen. Da gibt's noch genug "Learnings" . Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben und bald, eines Tages, bestimmt....!
und wegkippen kann man immer noch.
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