Nun wollte ich es - sportlich und ein wenig schmunzelnd - nach einem Thread hier genauer wissen und habe den Stil im MMuM-Wasserrechner exakt eingestellt - bisher scheiterte dies an den Zutaten. Eine irrige Annahme, denn bis auf Braugips und Milchsäure sind alles andere Hausmittelchen. Und das Schöne: Auf die ganze Chose mit destilliertem Wasser und "haste nicht geseh'n" kann man verzichten. Ich meine, das ist Geschäftemacherei. Mit ein paar Euro und dem Rechner geht es billiger und vor allem schneller!
Es heißt immer bayerisches Wasser (und auch das in BaWü) sei mitunter suboptimal für viele Biertypen, dem ist aber nicht so, meine ich. Nach dem Lesen vieler Threads zum Thema meine ich, dass das Wasser hier am Zusammenfluss von Donau und Inn für Bayern (und viele Gegenden in BaWü) durchschnittlich ist. Deswegen mögen diese Angaben all jenen helfen, die ein ähnliches Profil haben. Und natürlich kommt es auch noch auf die Schüttung an, will man einen guten pH-Wert haben. Der MMuM-Rechner beinhaltet übrigens eine Tabelle für einige andere berühmte Wässer. Und ein Ach ja: All das braucht natürlich niemand so exakt, nicht zu ernst nehmen, aber es zeigt, was geht:
Bei einer RA von 9,77 dH und 59,5 Calcium, 12,4 Magnesium, 8,8 Natrium, 13,1 Chlorid und 28,7 Sulfat gebe ich auf 20l Wasser hinzu:
- 25 g CaSO4 Calciumsulfat = Braugips
- 2,5 g MgSO4 Magnesium = Bittersalz
- 2,8 g NaCHO3 Natriumhydrogencarbonat = Speisenatron (kein Backsoda - nicht rein genug)
- 0,36g NaCl = Kochsalz
Für einen noch besseren pH von 5,51 gebe ich noch 1ml 80%ige Milchsäure hinzu und lande bei -2,5 dH, was das Bier noch runder macht, wie ich meine.
Natron NaCHO3 härtet auf. Ich verwende es nur, da hier ein zu geringer Wert Na im Wasser ist, Kochsalz aber zu viel Chlorid einträgt. Einzig den astronomischen Sulfat-Anteil des Burton unterbiete ich etwas. Das ist aber nicht weiter tragisch. Die Messerspitze Salz rundet mir den fehlenden Natriumanteil auf. (Generell eignet sich aber Natron gut, um bei zu starker Entkarbonisierung etwas durch Braugips den dh-Wert auszubalancieren.)
Auf Calciumchlorid CaCl2, das es in 33%iger Lösung bei den Brauhändlern gibt, habe ich bewusst verzichtet; es greift die Gerätschaften zu stark an, auch in geringer Konzentration, wenn ein Brauwasser mal länger steht.
Backsoda (Natron) und Salz hat jeder im Haus. Eine Kochsalzlösung ist leicht hergestellt. Braugips und Michsäure gibt es bei den einschlägigen Händlern, Feinwaagen und Pipetten auch. Nur nach Magnesiumsulfat in Brauqualität muss man sich etwas strecken. Man bekommt es als Epsom Salz bei den einschlägigen Warenhäusern. Und das Schöne: Mit dieser Kombination kann man auf ungelöschten Kalk CaO und gefährliche Säuren verzichten; auch übrigens auf Sauermalz, das einen oft unbeliebten Geschmackseintrag nach sich zieht.
Generell meine ich kann man mit diesem Zutaten bei süddeutschem Wasser jeden Bierstil auf sein empfohlenes Wasseroptimum einstellen, ohne den unnötigen Weg mit destilliertem Wasser und nachgelagerter Techniken gehen zu müssen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich mit Wasserprofilen vertraut gemacht habe und will dies hier zum besten ob aller Hilfe hier im Forum (zurück-)geben, auf dass es bei anderen auch zu einem Erweckungserlebnis führen möge.
Cheers
Radulph