Danstar Belle Saison Verhalten

[rakader]

Mich irritiert das Verhalten der Belle Saison ein wenig - vielleicht kann mir hier jemand meine Sorgen nehmen?
Ein Päckchen zugegeben in einen Saison-Sud mit 17°P bei 20°C - und nach 36 Stunden sind nur leichte Kräusen zu erkennen, das Refraktometer meldet eine Vergärung von 2,2%alc. bei 14,4°Plato.

Muss ich bei dieser Hefe Geduld aufbringen? Eigentlich erwartete ich eine heftige Gärung zu Beginn mit langer Nachgärung, wie bei Übervergärern üblich.

Möglich, dass ich die Hefe falsch angesetzt habe? Ich habe sie in 30°C Wasser eingerührt, was man nicht soll, anstatt sie 15 min zu dehydrieren. Kann das ein Fehler sein und der Grund, warum sie sich so träge verhält?

Zur Not habe ich noch ein Ersatzpäckchen in der Hinterhand. Was raten diejenigen, die schon mit dieser Hefe gearbeitet haben?

Dank vorab!

[marsabba]

Hmm,
da ist wohl was falsch gelaufen beim Anstellen, oder die Hefe war schlecht gelagert. Aber wenn jetzt nach 36 Stunden die Gärung langsam einsetzt, dann denke ich, das in weiteren 12 Stunden die Gärung voll angesprungen ist. Und wenn nicht... dann ist das Kind eh schon in den Brunnen gefallen, die kritische Phase ist dann schon versaut, dann wäre mir das zweite Päckchen auch zu schade...
Ein, zwei Grad höherstellen hilft vielleicht, der Hefe noch "Beine" zu machen.

Viele Grüße
Martin

[Ladeberger]

Sehe ich wie Martin, hier lief wohl irgendwas nicht ganz optimal. Anhaltspunkte finden sich vielleicht hier: https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?f=7&t=11031

Bei derart viel Restextrakt sind Messwerte von Refraktometern übrigens mit etwas Vorsicht zu genießen. 2,6 % Extraktabbau und "2,2 %alc." passen übrigens nicht so ganz zusammen. Vielleicht hier nochmal Messwerte und Einheiten neu einsortieren.

Gruß
Andy

[hyper472]

Ich kenne die Belle als unkompliziert. Meine Vorredner haben Recht, da ging was schief beim Anstellen. Aber anders als die beiden würde ich jetzt gleich eine ordentlich rehydrierte (bei stixbräu.de gibts ne Anleitung) Belle dazugeben. Das sollte sich noch retten lassen, denke ich.
Viele Grüße, Henning

[rakader]

Ich danke Euch allen. Ich gehe das Risiko ein und setze die 2. Packung ein und gebe mit der Heizschlange etwas Termpatur drauf. Es tut sich was, aber halt viel zu wenig. Stixbräu.de schau ich mir dazu an.
Gelagert wurde die Hefe ordentlich im Kühlschrank. Danke auch für den Hinweis mit dem Refraktometer wie für den Link; es stimmt, da gibt es Abweichungen - ich messe mit 2 Refraktometern. Kälteschock etc. hatte ich auch schon im Verdacht - habe das aber nicht ernst genommen.
@marsabba: Was meinst Du mit "kritscher Phase"? (Man lernt immer dazu…)
Viele Grüße
Radulph

[marsabba]

SObald die Würze unter 40 Grad ist beginnt das große Mikroorganismenrennen. Je eher "unsere" Hefe mit der Gärung beginnt und durch CO2/Alkohol das Wachstum des anderen "Ungeziefers" hemmt, desto unwarscheinlicher werden diese zu Fehlaromen und verkürzter Bierlebensdauer führen.

Ausserdem - so habe ich in Romrod vom Ulrich gelernt - entstehen in den ersten 24-48 Stunden (d.h. in der Vermehrungsphase) die meissten nicht reversiblen Fehlaromen, d.h, Stoffe, die die Hefe gegen Gärende nicht selbst aufzuräumen vermag. Auch aus diesem Grund sollten die ersten 24-48 Stunden vollkommen kontrolliert und nach Plan ablaufen, d.h. Anstellrate, Temperatur, Sauerstoff, FAN im optimalen Bereich.
Leider sind die Romrod-Skripten immer noch nicht verfügbar

Martin

[rakader]

Danke Martin, dann habe ich das intuitiv bei der Temperatur bisher immer richtig gemacht. Ich habe eine Kühlschlange, die mir einen Sud 20l binnen 3 min auf 20°-21° kühlt. Neu war mir jetzt die 40°-Marke, ich bin immer von 60°C ausgegangen. Das mit dem Mikroorganismenrennen und die kritischen 24-48 Stunden ist mir in der Tat neu, wiewohl ich schon 2 Sude hatte, wo ich nachhelfen musste. Aber es stimmt - einer davon ist fehlgeleitet, beim anderen hatte ich wohl nur Glück.

Egal - die Arbeit steckt jetzt drin. Vielleicht habe ich Glück, andernfalls Gulli und auf ein Neues. Schade - es ist ein Saison mit der Nelson Sauvin, meinem Lieblingshopfen. (Ich habe gottseidank gute Vorräte.)

VG
Radulph

[glassart]

Leider sind die Romrod-Skripten immer noch nicht verfügbar

Martin

Ja leider, ich würde mich auch schon darauf freuen diese Unmenge an Infromationen von Ulrich in Ruhe aufarbeiten zu können

lg Herbert

[rakader]

OT: Weiß jemand genaues wo die veröffentlicht werden? (Ich bekam für Romrod keine Karten, möchte aber natürlich etwas am Erkenntnisgewinn teilhaben.)

[HubertBräu]

Ich habe eine Kühlschlange, die mir einen Sud 20l binnen 3 min auf 20°-21° kühlt.

Wie funtioniert das?

[rakader]

Wegen großer Oberfläche. Schau mal in den einschlägigen Shops. Ich verwende halt eine, die für Sude zwischen 50 und 70l konzipiert ist und verfüge über einen hohen Wasserdruck, gleich hohe Durchlaufgeschwindigkeit.

Wie der Zufall es will und Dir Gutes tut: Schau mal bei Candirect - da ist gerade eine kleinere für 39 Euronen im Angebot. Das ist sehr günstig.
Ich habe meinen Würzekühler von FSM Jörg Braband Brauanlagen (dürfte aber von Speidel sein).

[rakader]

Edit & Finale - who cares: Ich habe vor 2 Stunden eine 2. Fuhre Belle Saison hinzugegeben, die nach Anleitung von Stixbräu (Peter) 15 min dehydriert und 3 Stunden "akklimatisiert" wurde. Es blubbert sofort.

Der Fehler ist im Nachgang also ziemlich eindeutig - und vielleicht mag das jemand anderem helfen:
1. umgerührt, statt 15 min ruhen lassen
2. zu kurz akklimatisiert
3. Temperaturschock (hier vom Kühlschrank zu schnell in den Erlenmeyer)

Worauf sollte ich jetzt achten, um Fehlaromen festzustellen?

[Alt-Phex]

Ich kenne mich mit der Belle Saison nicht aus, aber ein Päckchen auf 20L mit 17°P war vermutlich auch einfach zu wenig? je höher die Stammwürze desto mehr Hefe wird auch benötigt. Gilt bestimmt auch hier.

[hkpdererste]

Dosiermenge hin oder her --- wenn es so quasi sofort nach der neuen Hefegabe zu blubbern anfängt war doch nur der Behälter undicht, alles andere ist in de kurzen Zeit schon rein technisch nicht möglich.

[Alt-Phex]

Das ist naheliegend. Aufgrund des Blubberns oder nicht Blubberns des Gärspunds sollte man sowieso nie irgendwelche Rückschlüsse auf die Gärung ziehen. Das weiß der Rakader aber ganz bestimmt, der ist ja nicht erst seit gestern hier unterwegs...

[rakader]

Moin, undicht könnte sein. Aber, siehe oben, laut Refraktometer sprang die Gärung nicht richtig an. Blubbern ist halt bei den meisten Hefen im Anfangsstadium der Fall. Hier waren es aber fehlende Kräusen, nur ein leichter Schaum.
Ich lese mich vor jeder neuen Hefe möglichst gut ein: Die Belle als Hochvergärer sollte keine Mühen mit hohen Platowerten haben. Ich nehme einfach an, dass es meine Fehler beim Dehydrieren waren.

[chaos-black]

Nur weil es jetzt öfter falsch war: Dehydrierung (Wasserentzug) findet beim Hefehersteller für die bessere Haltbarkeit statt, rehydriert wird dann bei uns damit die Hefe wieder loslegen kann.

So oder so klingt es aber ja so als hätte die Geschichte noch ein gutes Ende genommen, da kann man ja ma vorsichtig gratulieren.

Achso, und dass die Hefe Übervergärer ist heißt nicht dass die von Liter und °P abhängige Pitchingrate keine Auswirkungen hat, sondern nur dass sie nicht mehr aufhört wenn sie erstmal angekommen ist.

Beste Grüße,
Alex

[rakader]

Danke Alex - da hat der Lateiner in mir gepennt. Vorsichtig gratulieren kann man wohl - ich halte immer wieder die Nase rein.