Soll ich es wagen ein Pils zu brauen mit meinem Wasser?

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mike braut bier
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Soll ich es wagen ein Pils zu brauen mit meinem Wasser?

#1

Beitrag von mike braut bier »

Hallo

Ich habe nun einiges diversen Bierstilen gebraut (IPAs, Red Ales, Wiener Lager, Honig IPA, Honig "Ale" usw.) und stehe nun vor der Aufgabe in die meiner Meinung nach "Königsklasse" einzusteigen und mich mal an einem Pils zu versuchen. Warum ich das Pils bis jetzt gemieden habe, ist ganz einfach. Das Wasser. Wenn man so über Pils liest dann kommt immer raus das man eine gutes Wasser dazu braucht. Ich wohne in Linz und da ist das Wasser eher für Red Ales geeignet) Hier mal meine Wasserwerte:

PH: 7.3
Gesamthärte: 18.9°dH :achtung
Karbonhärte: 15.6°dH :achtung
Härtestufe: III :achtung
Sulfat: 25.7 mg/l
Chloride: 55.9 mg/l
Chlorid/Sulfat Verhältnis: ca 1:2 => Mein Bier wird generell sehr Malzig

Alles Andere ist eher im grünen Bereich.
Ich habe das mal in den BeerSmith3 reingeklopft und bei diversen Bieren versucht auszurechnen was ich für das geeignete Brauwasser hinzufügen müsste.

Da sind mir dann die Augen aufgegangen. Jetzt weis ich warum bei mir ein Red Ale auch mit 9 Plato gut malzig wird \o/ ... warum ein IPA das eher in Richtung 5am Saint von Brewdog (das ist auch eher rötlich malzig) echt toll wird und das Wiener Lager das ich gemacht habe sehr gut Malzig geworden ist.

Aber soll ich es überhaupt probieren mit diesem Wasser ein Pils zu brauen? Laut BeerSmith gibt es für mich keinen Weg das Brauwasser für ein Pils zu modifizieren. Hat jemand von euch mal versucht mit so einem harten Wasser ein Pils zu brauen? Wie wird das dann? Anders? Ja anders ist klar aber wird es trinkbar? Sollte ich vielleicht doch für diese Brauaktion einen Freund im Mühlviertel besuchen und Wasser fladdern (=klauen)? ;)
Mich reizt das Pils so, weil ich auch mein Wiener Lager mal mit Dekoktion gebraut habe und ich das gerne auch mal an einem Pils versuchen möchte.
Kölsch, ja das ist etwas was ich auch versuchen werde. Da habe ich gesehen, da bin ich mit dem Wasser gut dabei.
So nebenbei, könnt ihr mir bezüglich Kölsch einen Tip gegeben was ich da kosten sollte? Das ich ein Bild bekomme wie sowas schmeckt?

Vielen Dank schon mal!
Mike
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Boludo
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Re: Soll ich es wagen ein Pils zu brauen mit meinem Wasser?

#2

Beitrag von Boludo »

Das kannst du vermutlich komplett vergessen. Leider fehlen die Angaben zu CaIcium und Magnesium, sieht aber trotzdem nicht gut aus. Ich würde mit dem Wasser höchstens ein Hefeweizen oder ein Sout machen. Dein Pils wird eine sehr unangenehme, kratzige Bittere bekommen. Die Enzyme arbeitet nicht vernünftig und das wirkt sich unter anderem auf den Vergärungsgrad aus.
Und ich verstehe nicht, inwiefern dein Wasser das Bier malziger machen sollte.
Ich würde mir eine Osmoseanlage anschaffen und das Wasser danach gezielt aufsalzen.

Stefan
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CastleBravo
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Re: Soll ich es wagen ein Pils zu brauen mit meinem Wasser?

#3

Beitrag von CastleBravo »

Alternativ über Kaufwasser bzw. dest. Wasser und gezielt aufsalzen.
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Boludo
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Re: Soll ich es wagen ein Pils zu brauen mit meinem Wasser?

#4

Beitrag von Boludo »

Mit Milchsäure könnte man das vielleicht auch noch irgendwie hinbiegen. Zwar nicht optimal, aber besser als nichts. Das müsste man aber genau ausrechnen und dazu fehlen wie gesagt ein paar Angaben.

Stefan
Cubase
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Re: Soll ich es wagen ein Pils zu brauen mit meinem Wasser?

#5

Beitrag von Cubase »

Ja, eine Osmoseanlage ist wohl die Anschaffung mit der man bei denen Wasserwerten den größten Qualitätssprung machen kann und zwar nicht nur beim Pils. Und die gibt es mittlerweile wirklich günstig. Viele Dinge aus dem Hobbybrauerbereich sind teurer haben aber viel weniger Einfluss auf den Biergeschmack als ein Osmoseanlage.
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guenter
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Re: Soll ich es wagen ein Pils zu brauen mit meinem Wasser?

#6

Beitrag von guenter »

Oder Mischbettvollentsalzer, zB. hier:

https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... lentsalzer

Oder hier (damit arbeite ich, find ich einfach - und mische nachher mit meinem Wasser):

https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... quarichtig
Bier trinken ist besser als Quark reden! :Drink
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mike braut bier
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Re: Soll ich es wagen ein Pils zu brauen mit meinem Wasser?

#7

Beitrag von mike braut bier »

Boludo hat geschrieben: Sonntag 28. Juli 2019, 12:43 Mit Milchsäure könnte man das vielleicht auch noch irgendwie hinbiegen. Zwar nicht optimal, aber besser als nichts. Das müsste man aber genau ausrechnen und dazu fehlen wie gesagt ein paar Angaben.

Stefan
Mit Milchsäure kann ich nur den PH-Wert verbessern afaik ... das habe ich ohnehin vor für die Zukunft. Hab mir schon ein PH-Wert Messgerät bestellt. Lustige Sache. Der PH-Wert von Wasser das sehr Weich ist, ist eher höher als meiner. Das Wasser z.B.: bei uns im Mühlviertel hat eher einen PH-Wert von 8.3 oder so, im Vergleich zu meinem mit 7.3.
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mike braut bier
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Re: Soll ich es wagen ein Pils zu brauen mit meinem Wasser?

#8

Beitrag von mike braut bier »

guenter hat geschrieben: Sonntag 28. Juli 2019, 13:29 Oder Mischbettvollentsalzer, zB. hier:

https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... lentsalzer

Oder hier (damit arbeite ich, find ich einfach - und mische nachher mit meinem Wasser):

https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... quarichtig
Danke für die Tipps! Ich schwanke, was das angeht. Ist es für mich einfacher das Wasser selbst zu entsaltzen, oder ist es einfacher einen 20L Kanister zu kaufen (ich mache nur 10L Batches) und das Wasser einfach bei Freunden im Mühlviertel wo das Wasser super gut ist zu holen ;) ... Gegen Bier bekommt man ja alles bei Feunden ;)
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mike braut bier
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Re: Soll ich es wagen ein Pils zu brauen mit meinem Wasser?

#9

Beitrag von mike braut bier »

Cubase hat geschrieben: Sonntag 28. Juli 2019, 12:44 Ja, eine Osmoseanlage ist wohl die Anschaffung mit der man bei denen Wasserwerten den größten Qualitätssprung machen kann und zwar nicht nur beim Pils. Und die gibt es mittlerweile wirklich günstig. Viele Dinge aus dem Hobbybrauerbereich sind teurer haben aber viel weniger Einfluss auf den Biergeschmack als ein Osmoseanlage.

Danke für den Tipp. Vielleicht mache ich da mal eine Anregung bei meinen Braufreunden das wir uns für unsere größeren Brauvorhaben zulegen. Wir haben da so eine Vereinigung von Hobbybrauern die oft gemeinsam in eigenen Räumlichkeiten Bier brauen. Dort würde sich sowas sicherlich auszahlen. Denn dort ist das Wasser ähnlich.

c.u.
Mike
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mike braut bier
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Re: Soll ich es wagen ein Pils zu brauen mit meinem Wasser?

#10

Beitrag von mike braut bier »

Boludo hat geschrieben: Sonntag 28. Juli 2019, 12:31 Das kannst du vermutlich komplett vergessen. Leider fehlen die Angaben zu CaIcium und Magnesium, sieht aber trotzdem nicht gut aus. Ich würde mit dem Wasser höchstens ein Hefeweizen oder ein Sout machen. Dein Pils wird eine sehr unangenehme, kratzige Bittere bekommen. Die Enzyme arbeitet nicht vernünftig und das wirkt sich unter anderem auf den Vergärungsgrad aus.
Und ich verstehe nicht, inwiefern dein Wasser das Bier malziger machen sollte.
Ich würde mir eine Osmoseanlage anschaffen und das Wasser danach gezielt aufsalzen.

Stefan
Danke für die Antwort:

Ich denke, da es nicht so weit ist mir besseres Wasser zu besorgen gehe ich diesen Weg. bzw.: braue dann lieber was passendes sonst ;) ... Werde das Pils mit Fremdwasser brauen.

Hier die fehlenden Werte:

Kalzium: 96.5 mg/l
Magnesium: 23.3 mg/l

ad Warum mein Bier malziger wird:
2.4. Evergreen Chlorid-Sulfat-Verhältnis

Es wäre an dieser Stelle sicher am einfachsten, auf die seit Jahrzehnten kursierende Empfehlung zu verweisen, dass Sulfat und Chlorid in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen sollten: sulfatlastig bis zu 4:1 für einen betonten Hopfencharakter, chloridlastig bis zu 1:2 für einen milden, malzbetonten Charakter, und ein Verhältnis von 1:1 für einen ausgewogenen Charakter. Während die geschmacklichen Beschreibungen von Sulfat und Chlorid (siehe Tabelle 1) in Praxis und Theorie immer wieder bestätigt werden, tut man sich mit der Literaturrecherche zu einem relativen Zusammenhang zwischen diesen Ionen eher schwer. Die Annahme, ein Wasserprofil könne nicht nur über die absolute Ionenkonzentration, sondern auch durch deren Verhältnis zueinander jeweils hopfenlastige oder malzige Biere erzeugen, setzt voraus, dass ein bisher unbekannter Mechanismus die messbaren Verhältnisse überlagert. Während dies nicht auszuschließen ist, konnte ich eine Beschreibung eines derartigen Mechanismus in der einschlägigen Literatur nicht finden.
aus https://braumagazin.de/article/von-der ... uwasser/
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Sura
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Re: Soll ich es wagen ein Pils zu brauen mit meinem Wasser?

#11

Beitrag von Sura »

mike braut bier hat geschrieben: Sonntag 28. Juli 2019, 13:53
Boludo hat geschrieben: Sonntag 28. Juli 2019, 12:43 Mit Milchsäure könnte man das vielleicht auch noch irgendwie hinbiegen. Zwar nicht optimal, aber besser als nichts. Das müsste man aber genau ausrechnen und dazu fehlen wie gesagt ein paar Angaben.

Stefan
Mit Milchsäure kann ich nur den PH-Wert verbessern afaik ... das habe ich ohnehin vor für die Zukunft. Hab mir schon ein PH-Wert Messgerät bestellt. Lustige Sache. Der PH-Wert von Wasser das sehr Weich ist, ist eher höher als meiner. Das Wasser z.B.: bei uns im Mühlviertel hat eher einen PH-Wert von 8.3 oder so, im Vergleich zu meinem mit 7.3.
Der ph-Wert des Wassers ist ziemlich egal. Der pH der Maische ist das entscheidende. Der sollte irgendwo zwischen 5,3 und 5,8 liegen. Je weiter unten desto weicher die Bitter, allerdings auch nicht auf Gedeih und Verderb, sonst kratzt zwar nicht der Hopfen aber die Mineralien oder die Säure.

Dein Wasser kannst du für helle Biere im Prinzip vergessen. Einfach so mit Milchsäure einstellen, da garantiere ich dir ein höchst ekelhaftes Trinkvergnügen. Ganz ohne irgendwas zu machen wirds ein Blausud, und mit allen anderen Möglichkeiten (aufsalzen, Phosphorsäure) wirds immer noch schlimm.

Verschneide das Wasser 1:5 mit destilliertem oder Osmosewasser, oder nehm den genannten Mischbettvollentsalzer. Zuletzt in der Maische mit Milchsäure den pH auf 5,6 einstellen, und dann passt das. pH bitte in abgekühlter Maische bei <25°C messen!
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
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mike braut bier
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Re: Soll ich es wagen ein Pils zu brauen mit meinem Wasser?

#12

Beitrag von mike braut bier »

Mit destilliertem Wasser mischen ist sicherlich auch eine gute Alternative bei hellen Bieren. Mein BeerSmith kann das sogar berechnen. Vielleicht sogar die einfachste Methode.
Ich habe nur 1mal ein Helleres Bier gebraut. Das war ein American Prohibition Lager siehe <url>https://static.mashcamp.shop/uploads/20 ... r.pdf</url>

Es war beim Abmaischen schon Jod-Normal. Es funktioniert schon. Vielleicht war es aber weil ich es "Warum auch immer, war eine komische Idee" mit Dekoktion gemacht habe und es dann gar nicht mehr so extrem hell war durch das Aufkochen bzw. vermutliches Anbrennen der Maische. War eine abenteuerliche Brauaktion. Es war auch sehr bitter, weil ich mich beim Hopfen vertan habe. Aber eigentlich sehr gut.

Ich danke echt für eure Antworten, die verhindern das ich Blödsinn mache ;)
Mein Fazit ist also: "Pils geht gar nicht mit dem Wasser"

Wegen dem PH-Wert war es natürlich so gedacht das ich das nach dem Einmaischen vor der Maltose Rast mache.

Danke
Mike
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Boludo
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Re: Soll ich es wagen ein Pils zu brauen mit meinem Wasser?

#13

Beitrag von Boludo »

mike braut bier hat geschrieben: Sonntag 28. Juli 2019, 14:06


ad Warum mein Bier malziger wird:
2.4. Evergreen Chlorid-Sulfat-Verhältnis

Es wäre an dieser Stelle sicher am einfachsten, auf die seit Jahrzehnten kursierende Empfehlung zu verweisen, dass Sulfat und Chlorid in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen sollten: sulfatlastig bis zu 4:1 für einen betonten Hopfencharakter, chloridlastig bis zu 1:2 für einen milden, malzbetonten Charakter, und ein Verhältnis von 1:1 für einen ausgewogenen Charakter. Während die geschmacklichen Beschreibungen von Sulfat und Chlorid (siehe Tabelle 1) in Praxis und Theorie immer wieder bestätigt werden, tut man sich mit der Literaturrecherche zu einem relativen Zusammenhang zwischen diesen Ionen eher schwer. Die Annahme, ein Wasserprofil könne nicht nur über die absolute Ionenkonzentration, sondern auch durch deren Verhältnis zueinander jeweils hopfenlastige oder malzige Biere erzeugen, setzt voraus, dass ein bisher unbekannter Mechanismus die messbaren Verhältnisse überlagert. Während dies nicht auszuschließen ist, konnte ich eine Beschreibung eines derartigen Mechanismus in der einschlägigen Literatur nicht finden.
aus https://braumagazin.de/article/von-der ... uwasser/
Es kommt nicht nur auf das Verhältnis drauf an, sondern auch auf die absoluten Mengen.
1mg/l Sultat zu 2 mg/l Chlorid ist was anderes als 100mg/l Sulfat zu 200mg/l Chlorid.
Ich würde das insgesamt nicht überbewerten.
Und der pH des Wassers vor dem Einmaischen spielt wie bereits erwähnt kaum eine Rolle.
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