Dampfextraktion

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Bierwisch
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Dampfextraktion

#1

Beitrag von Bierwisch »

Hallo Hobbybrauer,
leider finde ich nicht soviele Infos zum Thema — kennt sich jemand damit aus?
Ich würde gerne mal versuchen, selbst Hopfenöle zu gewinnen, wenn es denn überhaupt ohne großen Aufwand möglich wäre...

Danke & Gruß
Bierwisch
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tauroplu
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Re: Dampfextraktion

#2

Beitrag von tauroplu »

Hi,
im Grunde ist es recht einfach (Hopfenöle habe ich noch nicht destilliert, aber Orangenschalenöl vor einigen Jahren mal. Wird aber mit Hopfenölen auch funktionieren). Du benötigst einen Destillationstopf, da kommt Wasser und der Hopfen rein. Dann den Brenner anwerfen und Wasserdampf erzeugen. Wasser verdampft, reißt die Hopfenöle mit und kondensiert unter Zuhilfenahme eines Kühlers auf der anderen Seite der Destillationsanlage. Optimalerweise tropft das Ganze in einen Scheidetrichter, damit Du das Hopfenöl, das dann auf dem Wasser schwimmt, von dem Wasser abtrennen kannst. 120 bis 150 Euro wird solch eine kleine Anlage in etwa kosten.

Z.B. sowas hier. Ich würde allerdings den Rundkolben auf der Kondesatseite gegen einen Scheidetrichter austauschen.
Beste Grüße
Michael

„Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Re: Dampfextraktion

#3

Beitrag von DerDerDasBierBraut »

Wie verhält sich das Extrahieren beim Hopfen in Bezug auf Isoalphasäure? Nicht, dass die Hopfenbittere des Extraktes am Ende das komplette Aroma überlagert. Oft sind die richtigen Ölbomben leider auch Hochalphahopfensorten.
"Da braut sich was zusammen ... "
"Oh, Bier ;-) !"
"Nein! Was Böses!"
"Alkoholfreies Bier??? ..."
-----------
Viele Grüße
Jens
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tauroplu
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Re: Dampfextraktion

#4

Beitrag von tauroplu »

Homunkulus vermutet: ein Teil der Bitterstoffe, wird vermutlich ins Wasser übergehen, ich denke mal, dass die Aromaöle letztendlich gewinnen werden :Bigsmile
Beste Grüße
Michael

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§11
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Re: Dampfextraktion

#5

Beitrag von §11 »

„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
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Bierwisch
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Re: Dampfextraktion

#6

Beitrag von Bierwisch »

Danke für die Tips!
Ich dachte nicht, daß das so einfach ist. Ein Liebigkühler liegt schon ewig auf dem Speicher und den Rest bekäme ich auch noch zusammen.

Die Frage ist jetzt natürlich, ob sich der Aufwand lohnt.

@Jan
Du scheinst da schon ein bisschen Erfahrung zu haben - könntest Du bitte was zur Verwendung schreiben?

Schöne Grüße!

Bierwisch
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flying
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Re: Dampfextraktion

#7

Beitrag von flying »

Bei der Wasserdampfdestillation trennt sich das Destillat in ätherische Öle und Hydrolat, die wasserlösliche Fraktion. Beides enthält Aromastoffe.
Bei ätherischen Hopfenölen können schwefelige Stoffe ein Problem sein. Hopfenharze, also Alpha und Betasäuren sollten nicht abdestillierbar sein.
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Bierwisch
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Re: Dampfextraktion

#8

Beitrag von Bierwisch »

Ich habe dieser Tage beim Basic Brewing Radio davon gehört. Die hatten da einen Brauer, der völlig ohne jeden Hopfen braut und erst im Ausschankkeg Hopfenöl dazugibt.
Außerdem hat Jan hier im Forum mal von den interessanten Möglichkeiten beim Einsatz von Hopfenöl geschwärmt...
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Commander8x
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Re: Dampfextraktion

#9

Beitrag von Commander8x »

tauroplu hat geschrieben: Samstag 22. Februar 2020, 13:44 Hi,
im Grunde ist es recht einfach (Hopfenöle habe ich noch nicht destilliert, aber Orangenschalenöl vor einigen Jahren mal. Wird aber mit Hopfenölen auch funktionieren). Du benötigst einen Destillationstopf, da kommt Wasser und der Hopfen rein. Dann den Brenner anwerfen und Wasserdampf erzeugen. Wasser verdampft, reißt die Hopfenöle mit und kondensiert unter Zuhilfenahme eines Kühlers auf der anderen Seite der Destillationsanlage. Optimalerweise tropft das Ganze in einen Scheidetrichter, damit Du das Hopfenöl, das dann auf dem Wasser schwimmt, von dem Wasser abtrennen kannst. 120 bis 150 Euro wird solch eine kleine Anlage in etwa kosten.

Z.B. sowas hier. Ich würde allerdings den Rundkolben auf der Kondesatseite gegen einen Scheidetrichter austauschen.

Moin,

bevor Du Geld im Amazonas versenkst: das ist keine Wasserdampfdestillationsapparatur.Die Kolonne (das gerade Rohr mit den Pickeln innen) brauchst Du dafür nicht. Es fehlt eine Dampfquelle, und die Vorlage (der Kolben, wo der Hopfen reinkommt) muss mindestens 2 Hälse haben. Eine Wasserdampfdestillation sieht schematisch so aus:

https://de.wikipedia.org/wiki/Wasserdampfdestillation

"Hopfenöle" bezeichnet mMn nur den öligen (sprich hydrophoben, nicht wasserlöslichen) Zustand des Extrakts. Dieses Öl muss nicht zwingend mit Wasserdampfdestillation gewonnen sein. Die grundsätzliche Frage ist vielmehr, mit welcher Extraktionsmethode werden Hopfenöle hergestellt? Vielleicht mal nach Patenten googeln....? Als Extraktionsmittel gibt es außer Wasserdampf noch ne Menge mehr: überkritisches CO2, Ethanol (kommerzielles Hopfenextrakt), andere Lösungsmittel wie Hexan, Methylenchlorid,..... Daran angepasst sind die Extraktionsmethode und die benötigten Geräte. Nicht alles lässt sich daheim realisieren.

Ich weiß nicht aus dem Hut, welche Hopfeninhaltsstoffe überhaupt "wasserdampfgängig" sind. Nicht alle Stoffe lassen sich mit Wasserdampf überdestillieren. Aber Jens hat vermutlich recht, dass die Iso-Alphasäuren und -Humulone &etc. dabei isomerisieren werden.

Gruß Matthias
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Illegitimis non carborundum.
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