Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

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schnapsbrenner
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Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#1

Beitrag von schnapsbrenner »

Neuerung im Weyermann® Malzsortiment_Carapils®_Okt 14

Aufgrund der geringen Nachfrage an konventionellem Spitzmalz haben wir uns entschieden, das Produkt fortan durch unser qualitativ hochwertigeres Carapils® zu substituieren.
Sollte noch Intresse an Spitzmalz sein, 1 Sack habe ich noch :P

MfG

Simon
Holger-Pohl
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Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#2

Beitrag von Holger-Pohl »

Hää???

Was soll denn der Sch....??
Muss ich gleich mal Solod fragen, wie das bei der Ireks ist, nicht dass die auch auf so einen glorreichen Gedanken kommen.

Grüßele
Holger
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Ruthard
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Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#3

Beitrag von Ruthard »

Für bestimmte Rezepte braucht man halt Spitzmalz, für andere Carapils. Ob man das eine mit dem anderen so einfach ersetzen kann, sei dahingestellt.
Es ist aber nicht so, dass Weyermann die einzige Mälzerei auf der Welt ist. Andere führen Spitzmalz auch weiterhin.

Aktueller Bestand bei amihopfen.com: 286kg, kann sowohl kilo- als auch sackweise bezogen werden, und wenn alle ist, wird nachbestellt.


Cheers, Ruthard
Zuletzt geändert von Ruthard am Montag 20. Oktober 2014, 16:53, insgesamt 1-mal geändert.
Manchmal braucht es nicht viel für einen guten Tag, ein kühles Bier und 5 Millionen EuroBild
JanBr

Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#4

Beitrag von JanBr »

Vorallem weil ja Spitzmalz, also eigentlich sehr kurz geführtes Malz, auch nur im Entferntesten etwas mit Cara Pils zu tun hat. Gut, beides kann bei Schaum helfen, aber das waren die Gemeinsamkeiten.

Jan
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schnapsbrenner
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Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#5

Beitrag von schnapsbrenner »

Brauwolf hat geschrieben:Für bestimmte Rezepte braucht man halt Spitzmalz, für andere Carapils. Ob man das eine mit dem anderen so einfach ersetzen kann, sei dahingestellt.
Es ist aber nicht so, dass Weyermann die einzige Mälzerei auf der Welt ist. Andere führen Spitzmalz auch weiterhin.

Aktueller Bestand bei amihopfen.com: 286kg, kann sowohl kilo- als auch sackweise bezogen werden, und wenn alle ist, wird nachbestellt.


Cheers, Ruthard
:goodpost:

ich würde Spitzmalz nicht mit Carapils ersetzen.
Der Meldung war auch nicht da gibt kein Spitzmalz mehr in der Welt, es gibt es nur bei Wyermann nicht mehr.
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Boludo
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Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#6

Beitrag von Boludo »

Kann man das nicht einfach durch Gerstenflocken ersetzen?

Stefan
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Bierjunge
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Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#7

Beitrag von Bierjunge »

Boludo hat geschrieben:Kann man das nicht einfach durch Gerstenflocken ersetzen?
Denke ich auch; ich erachte Spitzmalz eh nur als den RHG-konformen Workaround, wenn man keine Rohfrucht hernehmen darf.
Dass der Bedarf daran augenscheinlich zurückgeht, darauf kann sich nun jeder selber seinen Reim machen... :Angel

Ich hab mich aber eh schon immer gefragt, ob irgendwo festgelegt ist, wie lange genau Gerste geweicht und wie lange gekeimt haben muss, um sich nimmer Rohfrucht sondern Spitzmalz schimpfen zu dürfen. Muss der Keim wirklich rausspitzen? Irgendwie albern, all diese RHG-Workarounds.

Moritz, der sich schämt, den Thread in Richtung RHG gekapert zu haben
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Trisman
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Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#8

Beitrag von Trisman »

Bierjunge hat geschrieben:
Boludo hat geschrieben: Moritz, der sich schämt, den Thread in Richtung RHG gekapert zu haben
Schäme dich nicht, ich hatte meinen Beitrag fertig geschrieben und wollte absenden, als mir die neue Forensoftware gezeigt hat, dass du schneller warst. Selbst wenn du dich also hättest zusammenreißen können, wären wir diesen Weg immer noch gegangen... :Smile
Andy
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Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#9

Beitrag von Andy »

Als Basis für Carapils und Konsorten werden in der Regel sehr knapp gelöste Malze verwendet, jedoch näher dran an Kurzmalz als Spitzmalz. Grund ist neben den schaumpositiven Proteinfraktionen unterlöster Malze auch, dass weniger FAN zur Bildung von färbenden und geschmacksgebenden Melanoidinen bei der Karamellisierung zur Verfügung steht. So bekommt man das Carapils geschmacksneutral, hell und schaumförderlich. Dass die langkettigen Dextrine ebenfalls schaumförderlich sind, ist dann nochmal ein netter Bonus des Carapils ggü. Spitzmalz. Natürlich sind die beiden Produkte dennoch nicht vergleichbar, da Carapils zum einen natürlich ganz anders in der Herstellung ist und einen Einfluss auf die Zuckerzusammensetzung hat, der u.U. nicht erwünscht ist. Zum anderen da Spitzmalz immer noch knapper gelöst sein wird. Wie genau Spitzmalz und das Grünmalz des Carapils in Hinblick auf die Modifikation zueinander stehen, wird wohl kein Mälzer verraten.

Ich denke auch wer als Hobbybrauer an der Idee von Spitzmalz hängt nimmt es entweder von einer anderen Mälzerei oder verwendet gleich Rohgerste. Alternativ ist vielleicht auch mal ein Versuch mit 100% leicht untermodifiziertem Tennenmalz eine Möglichkeit.

Gruß
Andy
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flying
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Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#10

Beitrag von flying »

Rohgerste enthält mehr Beta Glucan und Gummistoffe. Diese lassen sich wohl selbst durch intensive Maischarbeit nicht vollständig abbauen. Kann man aber durch eine (externe) Endo-beta-Glucanase bei 55° abbauen.

Das ist aber vermutlich nur bei sehr hohen Anteilen an Rohgerste relevant.
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
JanBr

Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#11

Beitrag von JanBr »

Jetzt wo er eh schon gekapert ist der Tröt. Es scheint sich was zu bewegen in der RHG Diskussion. Zumindest scheint sowohl der bayrische als auch der deutsche Brauerbund an einem Novelierungsvorschlag zu arbeiten.

Macht ja aber auch Sinn nachdem das Bundesverwaltungsgericht ja schon bereits 2005 festgestellt hat das Zutaten, die rein aus Aromagründen zugesetzt werden, das RHG nicht berühren. Ausserdem haben damals die Leipziger Richter in Frage gestellt ob das RHG mit dem Grundgesetz (berufsfreiheit Art 12 GG) vereinbar ist.

Damit kann jeder, der nicht RHG konforme Zusatzstoffe zum Zwecke des Aromas und nicht als Malzersatzstoff zusetzten will, eine Ausnahmegenehmigung beantragen und diese ist Ihm zu erteilen.


Gruß

Jan
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philipp
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Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#12

Beitrag von philipp »

JanBr hat geschrieben: Damit kann jeder, der nicht RHG konforme Zusatzstoffe zum Zwecke des Aromas und nicht als Malzersatzstoff zusetzten will, eine Ausnahmegenehmigung beantragen und diese ist Ihm zu erteilen.
Auch in Franken und Bayern?

*duck_und_renn*
Der Porter, den man in London gemeiniglich Bier zu nennen pflegt, ist unter den Malz-Getränken das vollkommenste.
http://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/h ... ew/1817246

Im alten Forum als 'rattenfurz' bekannt gewesen.
JanBr

Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#13

Beitrag von JanBr »

philipp hat geschrieben:
JanBr hat geschrieben: Damit kann jeder, der nicht RHG konforme Zusatzstoffe zum Zwecke des Aromas und nicht als Malzersatzstoff zusetzten will, eine Ausnahmegenehmigung beantragen und diese ist Ihm zu erteilen.
Auch in Franken und Bayern?

*duck_und_renn*
Nachdem Franken ein Teil von Bayern ist (wenn auch widerwillig) und dieses schönste Bundesland zwar eine eigene Verfassung hat, gelten trotzdem die Grundsätze des GG.

Jan
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Trisman
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Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#14

Beitrag von Trisman »

JanBr hat geschrieben: Damit kann jeder, der nicht RHG konforme Zusatzstoffe zum Zwecke des Aromas und nicht als Malzersatzstoff zusetzten will, eine Ausnahmegenehmigung beantragen und diese ist Ihm zu erteilen.

Damit ich das richtig verstehe:
Es wäre damit zum Beispiel möglich sich eine Ausnahmegenehmigung zu holen um zum Beipiel ein Kirschbier herszustellen, aber nicht ein Samba Pale Ale? Weil die Kirschen der aromatisierung dienen, der Mais aber als Stärkelieferant zählt?

Grüße

Stephan
Solod
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Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#15

Beitrag von Solod »

Moin, moin Holger,

hab mal kurz nachgefragt. Es wird wie gehabt weiterhin Spitzmalz produziert.
Deine Quelle bleibt also erhalten.. =)

Feingehopfte Grüsse!
Solod
Andy
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Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#16

Beitrag von Andy »

Trisman hat geschrieben:
JanBr hat geschrieben: Damit kann jeder, der nicht RHG konforme Zusatzstoffe zum Zwecke des Aromas und nicht als Malzersatzstoff zusetzten will, eine Ausnahmegenehmigung beantragen und diese ist Ihm zu erteilen.
Damit ich das richtig verstehe:
Es wäre damit zum Beispiel möglich sich eine Ausnahmegenehmigung zu holen um zum Beipiel ein Kirschbier herszustellen, aber nicht ein Samba Pale Ale? Weil die Kirschen der aromatisierung dienen, der Mais aber als Stärkelieferant zählt?
Geben wir dem DBB doch erstmal die Chance einen Novellierungsvorschlag zu erstellen, bevor er im Voraus schon zerfleischt wird. Für die aktuelle Rechtsprechung und die Nachfrage der Verbraucher kann der Brauerbund schließlich nichts und ich stelle es mir schwierig vor, hier eine glaubhafte Novelle auf die Beine zu stellen, da die Idee "Hopfen+Malz+Wasser" an sich wenig Interpretationsspielraum lässt.

Es wird vermutlich kommen wie ich es seit längerem fordere: Freiwillige Selbstverpflichtung mit unabhängiger Kontrolle, siehe CAMRA.

Gruß
Andy
JanBr

Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#17

Beitrag von JanBr »

Trisman hat geschrieben:
JanBr hat geschrieben: Damit kann jeder, der nicht RHG konforme Zusatzstoffe zum Zwecke des Aromas und nicht als Malzersatzstoff zusetzten will, eine Ausnahmegenehmigung beantragen und diese ist Ihm zu erteilen.

Damit ich das richtig verstehe:
Es wäre damit zum Beispiel möglich sich eine Ausnahmegenehmigung zu holen um zum Beipiel ein Kirschbier herszustellen, aber nicht ein Samba Pale Ale? Weil die Kirschen der aromatisierung dienen, der Mais aber als Stärkelieferant zählt?

Grüße

Stephan
Nein, so einfach ist es nicht.
Eine Ausnahmegenehmigung wäre dir zu gewähren wenn du ein Bier aus Wasser, Hopfen und Malz machst, das du ausgären lässt. Im Anschluss würdest du Kirschen zusetzen und das Ganze z.B. Pasteurisieren. dann sind die Kirschen kein Austauschstoff für das Malz. (z.B. Kirschporter)

Das ist der Grund warum z.B. Witbiere (scheinbar) relativ einfach Ausnahmegenehmigungen bekommen. Sie muss aber trotzdem beantragt werden.

Hier die Urteilsbegründung zum Fall "schwarzer Abt"
Leitsatz:

Mit dem Grundrecht der Berufsfreiheit wäre es nicht vereinbar, die Herstellung von Bier ausnahmslos dem deutschen Reinheitsgebot zu unterwerfen. § 9 VorlBierG genügt den verfassungsrechtlichen Anforderungen, weil er die Möglichkeit von Ausnahmen vorsieht. Allerdings ist eine großzügige Handhabung geboten.

Ein unter Einhaltung des Reinheitsgebots gebrautes untergäriges Bier, dem nach der Filtrierung aus geschmacklichen Gründen Invertzuckersirup zugesetzt wird, ist ein "besonderes Bier" im Sinne von § 9 Abs. 7 VorlBierG, dessen Herstellung genehmigt werden kann.

Ein "besonderes Bier", dessen Herstellung genehmigt ist, darf unter der Bezeichnung "Bier" in den Verkehr gebracht werden.
Quelle: BVerwG 3 C 5.04

Im speziellen beruft sich die Gewährung der Ausnahmegenehmigung auf folgenden Abschnitt:
"Die ... Ausnahmebestimmung soll, soweit sie sich auf die Bereitung 'besonderer Biere' bezieht, die fernere Herstellung sogenannter Spezialitäten ermöglichen, bei der neben den in Abs. 1 (heute: in den Absätzen 1 bis 6) genannten Stoffen die Mitverwendung gewisser anderer Stoffe notwendig ist, die indes zum Ersatze von Malz und Hopfen nicht geeignet und bestimmt sind, sondern diesen Bieren nur hinsichtlich ihres Geschmacks usw. den Charakter besonders gearteter Biere verleihen." (Reichstag, 11. Legislaturperiode, II. Session 1905/06, Drucksache Nr. 10 Anlage 1 Seite 22)
Gruß

Jan
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Boludo
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Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#18

Beitrag von Boludo »

Die erste RHG Diskussion im neuen Forum :thumbsup
Bis jetzt allerdings noch ziemlich zahm und fachlich, liegt sicher am beruhigenden Blau.

Stefan
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rakader
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Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#19

Beitrag von rakader »

Boludo hat geschrieben: Dienstag 21. Oktober 2014, 16:11 Die erste RHG Diskussion im neuen Forum :thumbsup
Bis jetzt allerdings noch ziemlich zahm und fachlich, liegt sicher am beruhigenden Blau.

Stefan
Starke Diskussion. Krame ich gerade aus. Warum ist JanBr von Bord gegangen? Sehr kompetente Aussagen…
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Viele Grüße / Regards
Radulph Kader
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Dyrdlingur
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Re: Weyermann produziert kein Spitzmalz mehr

#20

Beitrag von Dyrdlingur »

JanBr aka §11 ist schon längst wieder dabei.

VG Klaus
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