Merkwürdige Sudhausausbeute

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Scheumel
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Merkwürdige Sudhausausbeute

#1

Beitrag von Scheumel »

Hallo zusammen,

ich habe heute zum ersten mal mit meiner CraftBeerPi (75l) Anlage gebraut.

Meine Schüttung etc habe ich mit dem kleinen Brauhelfer bestimmt.
Dabei habe ich ein Simcoe Lager gebraut, welches mit 11,128Kg Wiener Malz geschüttet wurde.

Bei einer gewünschten Ausschlagmenge von 50l hatte ich bei tatsächlichen 51l eine Stammwürze von 18,0 P statt den gewünschten 12,5P.
Ich habe mit 16l Wasser eine Verdünnung auf 14P erreicht.

Laut der Müggelland Brauerei habe ich mit den o.g. Daten eine Sudhausausbeute von 85%. Hat jemand ähnliche Werte bzw kann das sein?

Mein Rezept war relativ simpel:

Einmaischen: 68°C
Kombirast: 66-69°C
Abmaischen: 78°C

Ich habe die Würze nun mit der S-23 angestellt.

Meine weitere Frage ist, ob ich nach der Hauptgärung nochmal Wasser nachschütten kann zum verdünnen? Mehr haben leider nicht in mein Gäreimer reingepasst. Bin nun bei 67l.


Vielen Dank für eure Hilfe!
bwanapombe
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Re: Merkwürdige Sudhausausbeute

#2

Beitrag von bwanapombe »

Kann es sein, dass die Schüttung falsch abgewogen wurde? Womit wurde der Extraktgehalt gemessen? Mal mit Wasser überprüfen, ob das Gerät halbwegs richtig anzeigt. Bei der Auschlagmenge sollten am wenigsten Messfehler auftreten, weil man die Behältnisse in der Regel gut kennt.

Verdünnnen ist eine Option. Es gilt zu beachten, Du verringerst auch die IBU. Auf welche SHA kommst Du sonst so?

Dirk
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Scheumel
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Re: Merkwürdige Sudhausausbeute

#3

Beitrag von Scheumel »

Ich habe aus meinem Malzsack mit einer Waage 11,1Kg abgewogen. Wenn dann kann es nur an der Waage gelegen haben :Waa

ich habe mit einer Würzespindel in einem würzezylinder bei ca. 25°C gemessen.
Werde ich testen ob es funktioniert.

Ich hatte immer nur einen Einkocher bei welchem ich glaub ca. 65% hatte.

Mit der neuen Anlage (wenn alles richtig funktioniert hat und keine Messfehler enthalten sind) bin ich bei den o.g. 85%.
bwanapombe
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Re: Merkwürdige Sudhausausbeute

#4

Beitrag von bwanapombe »

Wenn Du keine Fehler in den Messinstrumenten findest, wirst Du beim nächsten Sud sehen, ob Du einen ähnlichen Wert erzielst.

Je nachdem welcher Extraktanteil im Malz ist, sind um die 80% unter Laborbedingungen möglich. Im Hobbybereich sind Deine früheren 65% realistisch.

Dirk
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Boludo
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Re: Merkwürdige Sudhausausbeute

#5

Beitrag von Boludo »

Ich hatte jetzt drei mal hintereinander ca 75%, das letzte Mal bei einem Doppelbock.
Das ist eigentlich nicht möglich.
Waage und Refraktometer sind aber die selben, die ich früher auch genommen habe.
Ich mach mir da jetzt einfach keine Gedanken darüber und nehme es, wie es ist.
Es war aber eine neue Malzcharge mit der Gerstensorte Barke, die hatte ich zum ersten Mal.
Vielleicht kann die ja mehr.

Stefan
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§11
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Re: Merkwürdige Sudhausausbeute

#6

Beitrag von §11 »

Meiner ganz persoenlichen Meinung nach ist die SHA im Hobbybereich ein besserer Schaetzwert. Das groesste Problem ist die Volumenbestimmung der Wuerze.

Nehmen wir mal 20l einer Wuerze mit 12P die wir aus 3.5Kg Malz gewonnen haben. Daraus folgt eine Sudhausausbeute von 2.4/3.5=0.6857 --> 68.6%
Jetzt nehmen wir mal an der Topf steht minimal schief und ich runde beim Ablesen auch noch etwas auf, weil der Wuerzespiegel nicht exakt beim Strich fuer 20l ist. Sagen wir mal wir haetten eigentlich 19l lesen aber eben 20l ab:
SAH=19*0,12/3.5=0.6514 --> 65.1% schon sind wir satte 3.5% daneben.

Jetzt messen wir mir einer Spindel/ Refraktometer eben jene 12P ab. Naja, wieder ist der Wert sehr nahe an der 12P und ja die Wuerze hat fast 20C. Nehmen wir mal an wir liegen beim Ablesen 0,5P daneben (der Ringversuch 2018 war da im Schnitt weit schlechter). Dann sind wir schon bei einer SHA von 62.4%

Das sieht natuerlich anders aus wenn ich im Massstab von 50hl rechne, mit einem IDM das wahre Volumen bestimme und die StW. per Biergeschwinger messe.

Schoene Gruesse

Jan
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Re: Merkwürdige Sudhausausbeute

#7

Beitrag von bwanapombe »

Manchmal ist der Fehler auch viel trivialer. Zahlendreher beim Abwiegen 5,4 kg statt 4,5 kg. Das erklärt dann auch einen Sprung von 65 auf 85%. Man kann dann auch nicht noch mal wiegen, wenn man die Abweichung vom Soll bemerkt hat. Nach dem nächsten Sud, sollte man mehr wissen.

Dirk
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Johnny H
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Re: Merkwürdige Sudhausausbeute

#8

Beitrag von Johnny H »

Bei einem unserer letzten Sude hatten wir auch sehr ungewöhnliche bzw. einmalige 75% Sudhausausbeute, normal sind hingegen um die 65%. Stammwürze wird immer sowohl mit Refraktometer als auch mit Spindel bestimmt (zudem Ringversuch-kalibiriert), Volumenbestimmung erfolgt im Gäreimer und in der Sudpfanne.

Ich gehe von einem Fehler bei der Malzeinwaage aus. Zahlendreher können schnell passieren, und eine Waage muss auch immer gerade bzw. auf ebenem Untergrund stehen (deswegen haben Laborwaagen o.ä. immer eine integrierte Wasserwaage).
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Re: Merkwürdige Sudhausausbeute

#9

Beitrag von Düssel »

Scheumel hat geschrieben: Sonntag 10. Mai 2020, 21:30
.....
Meine Schüttung etc habe ich mit dem kleinen Brauhelfer bestimmt.
Dabei habe ich ein Simcoe Lager gebraut, welches mit 11,128Kg Wiener Malz geschüttet wurde.
.....
Hallo Scheumel,
wenn ich bei Müggeland Wiener Malz für 50L und 12,2°P berechne, und einen Ausbeutefaktor (SHA) von 67% annehme, komme ich auf 9,4 Kg Malz ??

Da hat der kleine Brauhelfer wohl versagt.
Gruß Heiner
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olibaer
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Re: Merkwürdige Sudhausausbeute

#10

Beitrag von olibaer »

Hallo Heiner,
Düssel hat geschrieben: Dienstag 12. Mai 2020, 22:06 wenn ich bei Müggeland Wiener Malz für 50L und 12,2°P berechne, und einen Ausbeutefaktor (SHA) von 67% annehme, komme ich auf 9,4 Kg Malz ??

Da hat der kleine Brauhelfer wohl versagt.
Da wäre ich jetzt vorsichtig.

Ich denke der kleine Brauhelfer leistet hier schon seit Jahren treue Dienste und aus °P, Menge und SA eine Schüttung zu berechnen, das hat er zuverlässig seit den ersten Versionen drauf. Im Beispiel sind ein paar ganz andere Dinge aus dem Ruder gelaufen, als dass man einem Rechner im ausmultiplizieren von ein paar Zahlen rückwirkend einen Vorwurf machen könnte.

Wer sich ein wenig mit der Rohstoffkunde beschäftigt der weiß, dass Standard-Malzschüttungen nicht mehr als ~80% Extrakt lufttrocken liefern können. Errechnet sich am Ende eines Brautages eine Sudhausausbeute von 85% hat der Brauer, der reinen Mathematik nach, mehr Extrakt aus dem Malz gelöst, als ursprünglich vorhanden war. Wenn man so möchte, wurde im Rezepturrahmen das Perpetuum mobile der Extraktausbeute erfunden.

Die Ungeschicke die sich hier diskutiert finden, haben am allerwenigsten etwas mit einem Rechner zu tun.
Gruss
Oli
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Re: Merkwürdige Sudhausausbeute

#11

Beitrag von Düssel »

olibaer hat geschrieben: Mittwoch 13. Mai 2020, 23:54 Hallo Heiner,
Düssel hat geschrieben: Dienstag 12. Mai 2020, 22:06 wenn ich bei Müggeland Wiener Malz für 50L und 12,2°P berechne, und einen Ausbeutefaktor (SHA) von 67% annehme, komme ich auf 9,4 Kg Malz ??

Da hat der kleine Brauhelfer wohl versagt.
Da wäre ich jetzt vorsichtig.

Ich denke der kleine Brauhelfer leistet hier schon seit Jahren treue Dienste und aus °P, Menge und SA eine Schüttung zu berechnen, das hat er zuverlässig seit den ersten Versionen drauf. Im Beispiel sind ein paar ganz andere Dinge aus dem Ruder gelaufen, als dass man einem Rechner im ausmultiplizieren von ein paar Zahlen rückwirkend einen Vorwurf machen könnte.

Wer sich ein wenig mit der Rohstoffkunde beschäftigt der weiß, dass Standard-Malzschüttungen nicht mehr als ~80% Extrakt lufttrocken liefern können. Errechnet sich am Ende eines Brautages eine Sudhausausbeute von 85% hat der Brauer, der reinen Mathematik nach, mehr Extrakt aus dem Malz gelöst, als ursprünglich vorhanden war. Wenn man so möchte, wurde im Rezepturrahmen das Perpetuum mobile der Extraktausbeute erfunden.

Die Ungeschicke die sich hier diskutiert finden, haben am allerwenigsten etwas mit einem Rechner zu tun.
Hallo Oli,
eigentlich hatte ich gehofft das der TE sich mal äußert mit welcher Ausbeute er im KBH gerechnet hat. Die Schüttung kam mir für 50L viel zu hoch vor.
Habe also eben mal im KBH nachgerechnet und 50L bei 12,5°P ergibt bei einer Ausbeuteeinstellung von 58,7% eine Schüttung von 11,18Kg.
Das ist eine Größenordnung für z.B. Malzrohrsysteme.
Nun schreibt der TE aber "ich habe heute zum ersten mal mit meiner CraftBeerPi (75l) Anlage gebraut" und das bedeutet, evtl. ist die Ausbeute noch nicht bekannt oder wurde bei der Schüttungsberechnung nicht berücksichtigt. Und wenn vorher viel zu wenig angesetzt wurde hat man nachher eine riesen SHA.

Ich gehe auch davon aus das der kleine Brauhelfer richtig rechnet. Aber über die Bedienung und Übersichtlichkeit, gerade für Anfänger, darf man geteilter Meinung sein.
Gruß Heiner
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olibaer
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Re: Merkwürdige Sudhausausbeute

#12

Beitrag von olibaer »

Hallo Heiner,
Düssel hat geschrieben: Donnerstag 14. Mai 2020, 01:03 Ich gehe auch davon aus das der kleine Brauhelfer richtig rechnet. [...]
Alles Gut :thumbup

Trotzdem noch eine Randnotiz dazu. Eigenzitat:
Die Ungeschicke die sich hier diskutiert finden, haben am allerwenigsten etwas mit einem Rechner zu tun.
Im Beitrag geht es um Ist-Werte.

Gestaltet sich die Ergebnislage dieser Ist-Werte so, dass das Meßergebnis selbst oder Folgeergebnisse davon einfach nicht sein können, dann spielt es grundsätzlich überhaupt keine Rolle mehr, was welcher Rechner berechnet hat. Dann liegt der Brauer mit seinen Messungen im Ist-Umfeld daneben - mehr nicht. Jan hat in #6 Beispiele dafür benannt.

Man könnte auch so sagen:
Wenn am Brautag falsch gemessen wurde, sind die nicht nur die Ist-Werte nicht richtig, gleichzeitig geht auch jede Vergleichbarkeit zum ursprünglichen Plan/Rezept verloren und damit auch zum Rechenwerk.
Gruss
Oli
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